Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 3: Warum man eine Rückzugsstrategie haben sollte... ----------------------------------------------------------- "Fuck, wo bleibt er?" zische ich Bakura zu, denn in dem oberen Stockwerk tut sich nicht das Geringste und dabei starre ich schon seit mindestens zehn Minuten gebannt durch das Nachtsichtgerät und begutachte Seto Kaiba´s Schlafzimmer. Duke hat mit seinem Verdacht, ich würde meinen Erzfeind stalken wohl doch nicht so daneben gelegen. Langsam komme ich mir ehrlich gesagt auch etwas doof vor. Da sitze ich wie ein albernes Fangirlie im Baum und spanne in das Schlafgemach des Eisklotzes voller freudiger Erwartung, dass sich Besagter bald mal zeigt. Bakura zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung was da drin vor sich geht." erwidert er ruhig und irgendwie auch unbeteiligt. Ich stöhne unwillkürlich auf. Ihm kann es doch auch keinen Spaß machen, hier einfach nur im Baum zu sitzen. "Und was machen wir jetzt?" will ich wissen und ernte einen belustigten Blick aus funkelnden Augen. "Scheint, als müssten wir uns drinnen umsehen." erwidert er gelassen und vor Überraschung über diese schlichte Antwort gerate ich auf meinem Ast gefährlich ins Wanken. "Was?" Im letzten Moment schaffe ich es meine Stimme zurück zuhalten. Bakura grinst. "Von hier aus scheinen wir ja nichts zu sehen zu bekommen." meint er und ich sehe, dass er sich aufrichtet. "Aber wir können doch nicht einfach... das ist Einbruch!" zische ich ihm entsetzt zu. Wiederum ernte ich einen merkwürdigen Blick. Meine Aussage und mein entgleister Gesichtsausdruck scheint ihn nur zu amüsieren und mir wird schlagartig bewusst, dass er keineswegs einen Witz gemacht hat. Er meint das ernst. Er will in Kaiba´s Villa einbrechen. Unwillkürlich kommt mir Duke´s Ermahnung, nichts dummes zu tun, wieder in den Sinn und ich beiße fest auf die Unterlippe. "Wir können doch nicht..." hebe ich erneut an, aber Bakura beindruckt mein Protest keineswegs. Er blickt hinüber zu dem kleinen Balkon und ich bekomme das Gefühl, dass er sich bereits einen Weg überlegt, wie wir das Vorhaben in die Tat umsetzen können. "Willst du unverrichteter Dinge wieder abziehen, Wheeler?" raunt er mir zu. Ich starre ihn noch immer fassungslos an. Zugegeben, wir haben bislang nichts erreicht, aber das heißt ja nicht, dass wir einfach einbrechen können. Kaiba wird uns umbringen, wenn er das merkt und er muss es doch merken, diese Villa ist sicher ein Hochsicherheitstrakt so wie Kaiba drauf ist. Bakura kann doch nicht ernsthaft denken, dass wir das so locker reinspazieren könnten. "Von dem Ast aus können wir auf den Balkon." erklärt er mir und ehe ich etwas erwidern kann, ja, gar in der Lage bin zu protestieren, setzt er sich auch schon in Bewegung und ist mit einem schier katzenhaften Sprung tatsächlich auf besagtem Balkon. Ich halte einen Moment die Luft an und rechne fast damit, dass gleich sämtliche Lichter in der Villa wieder angehen und Kaiba mich mit seinem eiskalten Blick durchbohrt. Bakura dreht sich zu mir um und sieht mich erwartungsvoll an. "Willst du dort Wurzeln schlagen?" fragt er mit einem spöttischen Grinsen. Ich schlucke schwer und überlege fieberhaft was ich tun soll. Bakura hat eindeutig vor diese Nummer durchzuziehen. Dessen bin ich mir sicher. Keine Ahnung was er sich davon erhofft und für einen Moment habe ich fast den Verdacht, dass er das Ganze nur aus purer Freude am Nervenkitzel macht. Das würde ich dem Irren echt noch zutrauen. Aber ich kann immer noch zurück. Ja, jetzt und hier kann ich aussteigen. Und das wäre sicher auch das Klügste. Ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unbemerkt aus der Nummer rauskommen? Schwindend gering. Das heißt, wenn ich mitgehe, riskiere ich Kopf und Kragen. Und wofür? Nur weil Kaiba mich ignoriert? Das ist sicher keine Anzeige wert. Sofern ich das überhaupt überleben würde, wenn Kaiba uns entdeckt. "Joey?" höre ich Bakura ungeduldig zischen und gebe mir einen Ruck. Ich weiß selbst nicht warum ich das tue, aber anstatt mich aus dem Staub zu machen, tue ich es ihm tatsächlich gleich und klettere über den Ast nach vorne. Fuck, das ist echt verdammt hoch. Wie der Irre diesen Sprung so locker machen konnte, ist mir echt ein Rätsel, ich bin weiß Gott kein Feigling, aber naja... etwas mulmig ist mir schon. Unsicher blicke ich zu dem Weißhaarigen, der mich spöttisch mustert. Fast rechne ich schon mit einem abfälligen Kommentar. Also beiße ich die Zähne zusammen, zwinge mich nicht nach unten zu sehen und stoße mich von dem Ast ab. Ich bin selbst überrascht, dass ich tatsächlich auf der Terrasse lande. "Geht doch." meint Bakura grinsend und ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. "Und was jetzt?" frage ich genervt. Er deutet gelassen auf die Balkontür vor uns. "Was ist mit der Alarmanlage?" gebe ich zu bedenken. Zu seiner Zeit hat es solche Dinger schließlich nicht gegeben, sein größtes Problem bei Einbrüchen waren wohl irgendwelche Wachen. Das hier ist aber was ganz anderes. Wer weiß was passiert, wenn wir das Ding auslösen. Vielleicht werden wir von irgendwelchen Lasern in Stücke geschnitten oder irgendwoher kommt eine Armee von weißen Drachen. Ich sehe den ehemaligen Dieb herausfordernd an und erwarte, dass ihm das überhebliche Grinsen vergeht. Aber nein. Bakura grinst mich weiterhin lässig an und scheint überhaupt mehr als überlegen zu sein, naja, zumindest erweckt er den Eindruck. "Entspann dich, Wheeler, darum habe ich mich bereits gekümmert." erklärt er ungerührt und macht sich im nächsten Augenblick auch schon an dem Schloss zu schaffen. Fasziniert, aber auch ein wenig entsetzt beobachte ich wie er mit geschickten Fingern und irgendeinem komischen dünnen Ding das Schloss knackt. Als die Tür sachte aufspringt, pfeift er vergnügt. "Ihr seid in so vielen Dingen meiner Zeit voraus, aber manche Dinge ändern sich nie." höre ich ihn flüstern und schenke ihm einen anerkennenden Blick. Eines muss man ihm lassen, er weiß definitiv was er macht. Allerdings frage ich mich immer noch, was er genau vor hat. Doch bevor ich fragen kann, ist er auch schon im Innern des Raumes verschwunden. Unsicher wage ich mich auch vor. "Bakura?" flüstere ich, denn ich sehe rein gar nichts und bleibe deshalb auch sofort stehen ehe ich noch gegen etwas stoße und einen Riesenlärm veranstalte. Im Dunkeln höre ich ihn aufstöhnen. "Moment." ist die knappe Antwort, die ich bekomme. Ich schlucke unsicher und rühre mich nicht. Dann trifft mich unerwartet ein Lichtstrahl und ich muss erst einmal blinzeln. "Was?" bringe ich hervor und höre ihn kurz auflachen. "Du bist nicht der Einzige, der vorbereitet ist, Hündchen." flüstert er und nimmt zum Glück endlich das Licht aus meinem Gesicht. Ich erwidere nichts, sehe mich stattdessen aber zaghaft im Zimmer um. Scheinbar sind wir in einer Art Wohnzimmer. Als ich mich Bakura wieder zuwende, sehe ich, dass er bereits zur Tür geschlichen ist und sich daran macht, diese zu öffnen. Ich wage mich etwas weiter vor und erst jetzt bemerke ich, dass mein Herz rast. Mein Puls ist sicher weit jenseits der 180. Verdammt, ich hab auch ein verdammt mieses Gefühl. Immerhin sind wir hier in der Höhle des Löwen... ähm... Drachen und allein der Gedanke daran was Kaiba mit uns anstellen würde, wenn er uns jetzt entdecken sollte, oh Mann. Daran darf ich jetzt wirklich nicht denken. Ich fühle ja jetzt schon, dass meine Hände feucht werden. Bakura hat inzwischen lautlos die Tür geöffnet und sanftes Licht dringt von außen in den Raum. "Warte!" rufe ich mit halb gedämpfter Stimme aus und Bakura hält in seiner Bewegung inne. "Was hast du vor?" will ich wissen. Der Weißhaarige grinst mich an. "Was denkst du denn?" Ich erwidere nichts, auch wenn ich natürlich eine Ahnung habe, aber er kann doch nicht ernsthaft denken, dass wir hier so unbehelligt durch das Haus schleichen können, oder? Bakura wendet sich mir wieder leicht zu. "Wir sind gekommen, um zu observieren, Joey und das gedenke ich auch zu tun." meint er lässig und ich muss schon sagen, augenblicklich bewundere ich seine Gelassenheit und Ruhe wirklich. Wie kann der Typ nur so locker sein? Ich meine, er kennt Kaiba doch ebenso gut wie ich. "Ich werde mal die Lage checken, warte hier. Ich rufe dich dann." erklärt er und wartet keine Erwiderung meinerseits ab, sondern schlüpft nachdem er einen weiteren Blick auf den Flur riskiert hat, aus dem Raum. Ich bleibe wie angewurzelt zurück und wieder fällt mir auf, dass mein Herz rast. Mir ist ganz und gar nicht wohl bei der Sache hier und jetzt auch noch alleine zu sein, macht das ungute Gefühl auch keineswegs besser. Unsicher blicke ich mich im Raum um, wobei ich natürlich nichts sehe, denn Bakura hat die Taschenlampe ja mitgenommen. Einen Moment überlege ich ob ich das Nachtsichtgerät benutzen soll, entscheide mich dann jedoch dagegen und bleibe einfach ungerührt stehen und lausche. Kein Laut ist zu hören. Nicht der geringste Mucks, nicht einmal ein Geräusch von Bakura. Zaghaft wage ich einen Schritt in Richtung Tür und hoffe dabei inständig, dass der Weißhaarige gleich zurück kommt. Wie lange ich warten muss, weiß ich nicht. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit und mein Angst wächst mit jeder Minute, die vergeht. Verdammt, warum hab ich mich auf diese Nummer nur eingelassen? Ich muss doch komplett verrückt sein! Diese Idee stammt schließlich von Bakura und der ist ein irrer Psychopath. Aber diese Ausrede wird mich sicher nicht retten, wenn Kaiba uns entdecken sollte. Unruhig starre ich auf die Tür und bete inzwischen, dass mein Begleiter endlich zurück kommt und als sich dann tatsächlich etwas regt und die Tür geöffnet ist, halte ich schlagartig die Luft an. Zum Glück erkenne ich Bakura direkt. Seine Frisur ist unverwechselbar und ich atme erleichtert auf als er zurück in den Raum kommt. Er lehnt die Tür hinter sich an. "Sie sind unten." flüstert er mir zu. Wieder entgegne ich nichts, hoffe jedoch, dass er diese Mission abbrechen wird und wir auf dem gleichen Weg wieder verschwinden auf dem wir gekommen sind. Aber Bakura denkt gar nicht daran. Seine nächsten Worte machen meine Hoffnungen mit einem Schlag zunichte. "Komm mit und bleib dicht hinter mir." fordert er mich auf und hat die Tür auch schon wieder geöffnet ehe ich protestieren kann. Kurz überlege ich ob ich nicht einfach wieder abhauen soll. Alleine raus schaffe ich es sicherlich, aber irgendwie behagt mir der Gedanke auch nicht wirklich, doch allein im Dunkeln zu warten, gefällt mir auch nicht. Also tue ich was er gesagt hat und folge ihm auf den Flur. Zuvor stelle ich meinen Rucksack jedoch ab, schätze, dass dieser mir augenblicklich ohnehin nur hinderlich sein würde. Dieser ist zum Glück nur spärlich beleuchtet. Bakura deutet in südliche Richtung und ich nicke. Dort geht es wohl zur Treppe. Ich folge ihm so lautlos wie ich es vermag und stelle fest, dass er sich nicht nur absolut sicher sondern auch ohne jedes Geräusch zu bewegen vermag. Fuck, er muss echt ein verdammt guter Dieb gewesen sein. Wahrlich ein Meister. An der Treppe angekommen hält er kurz inne und deutet mit der Hand auf den Teppich. Ich verstehe sofort was er mir sagen will. Ich nicke und er schickt sich auch schon an nach unten zu gehen. Ich zögere einen Moment, sehe mich unsicher noch einmal um, setze mich dann jedoch auch in Bewegung. Kein Laut ist zu hören. Das Haus wirkt wie ausgestorben. Die Eingangshalle ist ebenfalls erleuchtet, wenn auch nicht wirklich hell. Bakura zeigt mit der Hand auf deine der Türen und ich schätze, dass ist unser Ziel. Ich atme tief durch und setze im nächsten Moment auch meinen Fuß in die Eingangshalle. Bakura ist schon an der Tür angekommen und lauscht an der Tür. Jetzt vernehme auch ich gedämpfte Stimmen. Zaghaft bewege ich mich über den Flur, husche neben den Weißhaarigen und presse die Lippen fest aufeinander. Wirklich hören kann ich nichts. Ich nehme zwar wahr, dass jemand redet, mehrere Personen, Kaiba und seine Freundin also, aber was sie sagen, kann ich nur erraten. Ich vernehme einmal das Wort Mokuba, wenn ich mich nicht irre, dann wird kurz gelacht. Eindeutig die Tussi, nicht Kaiba und ich frage mich, worüber die Beiden sich wohl unterhalten. Bakura´s Miene verrät jedoch nichts. Ob er überhaupt was versteht, kann ich nur vermuten. Dann vernehme ich stumpfe Schritte und werfe Bakura einen panischen Blick zu. Im nächsten Augenblick zieht der Dieb mich auch schon zur Seite und ehe ich weiß was eigentlich passiert, werde ich in eine kleine Nische gedrängt. Ich will gerade fragen was denn los ist, als der Weißhaarige seine Hand recht unsanft auf meinen Mund presst, doch da verstehe ich auch schon was los ist. Die Tür, an der wir eben noch gelauscht haben, öffnet sich und ich halte die Luft an. Wieder vernehme ich Schritte. "Es war wirklich ein sehr schöner Tag." höre ich eine Frauenstimme sagen. Sie klingt melodisch und jünger als ich vermutet hätte, irgendwie erinnert sie mich an Ishizu. Unwillkürlich schließe ich die Augen. Verdammt, wir sitzen in der Falle. Kaiba und die Tussi müssten sich nur nach links bewegen und sie würden uns ganz sicher entdecken. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel und verspreche dem Herrn und jedem Engel, den ich kenne, dass ich von nun an keinen Scheiß mehr bauen werde, wenn er nur verhindert, dass der Großkotz uns findet. Und scheinbar hat irgendeine höhere Macht sogar Erbarmen, denn die Beiden wenden sich in die andere Richtung. Ich höre mein eigenes Herz so laut schlagen, dass ich fast befürchte, dass auch Kaiba es hören muss. Ich schließe die Augen noch fester, was natürlich idiotisch ist, denn nur wenn ich nichts sehe, heißt das ja nicht, dass Kaiba mich auch nicht sehen kann. "Ja, Mokuba hatte auch viel Spaß." höre ich den Eisklotz erwidern und ich muss hart schlucken. Bakura´s Hand verschließt meinen Mund noch immer und für den Bruchteil einer Sekunde fällt mir auf, dass er im Gegensatz zu mir nicht zittert, er scheint sogar vollkommen ruhig zu atmen. Die nächsten Sätze verstehe ich nicht ganz, denn die Sprecher scheinen sich von uns zu entfernen. Ich glaube etwas wie "Ich sollte wohl langsam gehen..." zu verstehen, bin aber nicht sicher. Es klingt verlegen, vielleicht sogar ein wenig unsicher. Kaiba´s Erwiderung verstehe ich auch nicht ganz, aber ich glaube, Roland´s Name fällt und wenn ich richtig kombiniere, dann scheint die Tussi zu gehen und Kaiba´s Assistent bringt sie nach Hause. Vorsichtig öffne ich die Augen und blicke direkt in die von Bakura, der mich amüsiert ansieht. Mann, dieser Irre hat sogar jetzt noch seinen Spaß. Unfassbar. Doch bevor ich mich noch darüber wundern kann, höre ich weitere Schritte und scheinbar bewegen sich Kaiba und die Tante Richtung Tür. Einen Augenblick frage ich mich, warum sie wohl nicht die Nacht hier verbringt, muss aber feststellen, dass ich über diese Tatsache seltsam erleichtert bin. Ja, wirklich. Irgendwie beruhigt mich dieser Gedanke, dass sie geht und nicht bei ihm bleibt. Scheint als wäre ihre Beziehung noch nicht so weit fortgeschritten. Gut, das kann mir nur recht sein. Aber vielleicht gibt es auch andere Gründe, wer weiß. Doch das spielt augenblicklich keine Rolle. Wichtig ist eigentlich nur, dass ich von hier wegkomme und zwar schleunigst. Ich versuche meinen Gedanken Bakura mit den Augen mitzuteilen und wider Erwarten scheint der Weißhaarige mich sogar zu verstehen. Er nickt kaum merklich, löst seine Hand endlich von meinem Mund und ich ringe erst einmal nach Atem. Dann macht er eine leichte Kopfbewegung und ich schätze, er meint, dass wir den Sprung Richtung Treppe wagen sollten. Einen Augenblick lang sehe ich ihn entgeistert an. Das kann doch nicht sein Ernst sein, doch ein weiteres Nicken bestätigt mir diesen Gedanken. Ich glaube zu hören wie die Haustür geöffnet wird und Bakura neigt vorsichtig den Kopf zur Seite, dann nickt er mir erneut zu und packt mich am Arm. Mein Herz droht jeden Augenblick zu kollabieren. Wieder höre ich Kaiba´s ruhige Stimme, verstehe aber nicht was er sagt, doch dafür habe ich augenblicklich auch keine Gedanken. Ich konzentriere mich auf Bakura und rechne fest damit, dass er mich jeden Moment wieder mit sich ziehen wird und genau das tut er auch. Wie eine Puppe reißt er mich am Arm mit sich und wirbelt lautlos über den Flur. Ich schicke mich an es ihm gleich zu tun, wobei mir die Panik, langsam die Kehle zuschnürt. Alles in mir schreit. Ich rechne tatsächlich damit, dass wir es nicht schaffen und für einen Moment kann ich sogar Kaiba sehen. Kaiba und die Frau, die in der offenen Haustür stehen. Der Penner hat uns den Rücken zugewandt und er müsste den Kopf nur leicht drehen... Oh Mann. Panisch starre ich auf die vertraute hagere Gestalt und meine Gedanken überschlagen sich erneut. Dann werde ich aber auch schon von Bakura auf die Treppe gezogen und schaffe es doch tatsächlich die Stufen ohne große Geräusche zu machen, zu erklimmen. Oben angekommen hält der Dieb erstmal inne und grinst mich an. Schlagartig verspüre ich den Wunsch, ihm eine reinzuhauen. Wie kann er jetzt noch grinsen??? Ich bin einer Ohnmacht nahe und er... Dieser Typ ist echt nicht normal. Ich würde wetten, dass sein Pulsschlag sich nicht einmal beschleunigt hat bei diesem Manöver. Wahnsinn pur. Doch seltsamerweise überkommt auch mich augenblicklich ein merkwürdiges Gefühl der Erleichterung und des Triumphes. Keine Ahnung was es ist, vielleicht das Adrenalin, dass durch meinen Körper jagt, irgendwas veranlasst mich jedenfalls ebenfalls zu grinsen. Unten glaube ich derweil zu hören, dass Kaiba sich von seiner Freundin verabschiedet. Ich halte inne und lausche und frage mich unwillkürlich ob er sie zum Abschied küssen wird, was ja eigentlich wahrscheinlich ist. Kaiba und küssen... Merkwürdiger Gedanke. Doch seltsamerweise kein so unbehaglicher wie man meinen könnte. Nur irgendwie... abstrakt. Und naja, ich weiß auch nicht warum, aber die Vorstellung wie er sie küsst, sich langsam zu ihr beugt und sie mit seinen strahlend blauen Augen ansieht und... Ich schüttele leicht den Kopf, um das aufsteigende Bild zu verdrängen. Dann höre ich wie unten die Tür ins Schloss fällt. Ich taumele einen Schritt zurück, aber meine Sorge scheint unbegründet, denn Kaiba geht ohne einen Blick nach oben zu verschwenden zurück Richtung Salon. Zu meiner Überraschung geht das Licht im oberen Stockwerk aus, nur die Eingangshalle ist noch erhellt und ich werfe Bakura einen fragenden Blick zu. Dieser wirkt vollkommen unbeeindruckt. Dann sehe ich, dass ich hinter Kaiba die Tür zum Salon schließt und ich atme erst einmal erleichtert durch. Einen Moment stehen wir beide unschlüssig da. Ich wage es nicht etwas zu sagen. Noch immer ist mein Pulsschlag viel zu hoch und der Schreck sitzt mir auch noch in den Gliedern. "Was jetzt?" flüstere ich nach einer halben Ewigkeit unsicher. Bakura scheint zu überlegen. "Rückzug." raunt er mir schließlich zu und zuckt mit den Schultern. "Heute erreichen wir ohnehin nichts mehr. Schade eigentlich, dass wir der Frau nicht folgen können..." Ich nicke erleichtert. Endlich. Ich hatte schon fast befürchtet, dass er noch einen Vorstoß wagen will. Unwillkürlich fällt mir mein Rucksack ein, den ich in dem Raum, über den wir eingestiegen sind, habe stehen lassen. Den darf ich auf keinen Fall vergessen. Was dann passiert, geht alles so schnell, dass ich es erst im Nachhinein wirklich begreife. Ich höre wie sich die Tür unten öffnet, sehe Kaiba im matten Licht erscheinen und starre wie gebannt nach unten. Im nächsten Augenblick nehme ich wahr, dass er etwas auf eine Anrichte legt und sich dann Richtung Treppe wendet. Fuck, er wird nach oben gehen. Natürlich. Ist ja logisch. Er will ins Bett. Ich rechne fest damit, dass gleich wieder das obere Licht angehen wird, was jedoch nicht der Fall ist. Immernoch blicke ich gebannt in Richtung Halle und nehme nur vage wahr, dass Bakura mir irgendwas zuflüstert und sich dann abwendet. Und wie gesagt, dann geht alles erschreckend schnell. Ich begreife, dass Bakura sich zum Rückzug anschickt und scheinbar hat er mir gesagt, dass ich ihm folgen soll, doch aus irgendeinem Grund bin ich nicht in der Lage mich zu rühren. Sekundenlang stehe ich da, starre zur Treppe, sehe Kaiba die ersten Stufen nehmen und erst dann scheinen meine Beine wieder meinem Willen zu gehorchen. Blindlings stolpere ich los und bemerke erst jetzt, dass Bakura scheinbar bereits verschwunden ist. Dunkel erkenne ich noch seine Umrisse ein Stück weiter, nehme auch einen leichten Lichtschein wahr, vermutlich von der Taschenlampe und haste in die gleiche Richtung. Kaiba´s Schritte hallen hinter mir. Wieder überkommt mich Panik und ich spüre den Eisklotz förmlich näher kommen. Hastig umschließt meine Hand den Türknauf, die Tür ist zum Glück nur angelehnt, Bakura hat sie wohl absichtlich nicht geschlossen, damit ich keinen Krach veranstalte und husche in den Raum. Im Dunkeln sehe ich nicht das Geringste, unsicher taste ich mich vor, zische Bakura´s Namen und sehe mich nach meinem Rucksack um. Dann streift mein Blick das Fenster und ich begreife schlagartig. Ich bin im falschen Zimmer. Fuck, fuck. Ich habe die falsche Tür genommen. Verdammte Scheiße. Panisch sehe ich mich um, stolpere im Dunkeln Richtung Fenster und muss mit Schrecken erkennen, dass hier keine Tür nach draußen führt. Nur Fenster. Dann stoße ich gegen etwas und taumele nach vorne, schaffe es aber gerade noch mich mit den Handflächen auf etwas abzustützen und ertaste weichen Stoff. Ich keuche kurz auf. Wie ich in der Lage bin, die vielen Informationen, die auf mich einströmen zu verarbeiten, weiß ich nicht. Mir wird jedoch schlagartig bewusst, dass ich mich in einem Schlafzimmer befinde und dass ich aus diesem Raum nicht so mir nichts dir nicht raus komme. Draußen vernehme ich wieder Schritten und zu meinem Entsetzen scheinen die sich auch noch genau vor der Tür zu bewegen. Ich handele instinktiv. Ich weiß selbst nicht was ich tue. Ich sinke auf den Boden, robbe nach vorne und schiebe mich unter das Bett. Dann halte ich die Luft an und bete, dass es sich hierbei nicht um Kaiba´s Bett handelt, sondern um irgendeins der unzähligen Gästezimmer. Immerhin hätte ich dann noch eine Chance zu entkommen. Eine vage natürlich, aber wenigstens noch die Möglichkeit hier leben heraus zu kommen. Dieser verfluchte Bakura! Warum hatte er auch nicht auf mich warten können? Wie konnte ich aber auch so dämlich sein, die falsche Tür zu nehmen? Mein Herzschlag setzt aus als sich die Tür öffnet und der Raum im nächsten Augenblick in helles Licht getaucht wird. Ich wage es kaum den Kopf zu drehen, tue es dann aber doch und spähe unter dem Bett Richtung Tür. Zum Glück hängt eine Decke über dem Bett, die den Blick auf den Boden versperrt. Man dürfte mich folglich nicht sehen können, zumindest nicht, wenn man sich nicht bückt. Sofort erkenne ich Kaiba´s Stiefel und beiße mir fest auf die Unterlippe. Es ist sein Schlafzimmer. Oh Gott. Ich bin im Arsch. Nein, ich bin tot. So was von tot. Adieu schöne Welt, ich mochte dich echt gerne und ich hatte doch noch einiges vor... Kaiba schließt derweil die Tür und schreitet weiter in den Raum. Vor dem Bett hält er kurz inne und ich verstärke den Druck auf meine Unterlippe. Dann höre ich das Rascheln von Stoff und im nächsten Augenblick wird mir klar, dass der Eisklotz scheinbar dabei ist, sich auszuziehen. Unwillkürlich schließe ich die Augen und bete, wie ich noch nie zuvor gebetet habe. Fast bin ich sogar geneigt dem Teufel meine Seele anzubieten, doch da entfernen sich Kaiba´s Füße auch wieder und ich öffne zaghaft die Augen. Vorsichtig lucke ich ein wenig hervor ohne mich groß zu rühren und glaube zu erkennen, dass er seine Kleider über einen Stuhl legt. Er ist in Hausschuhe geschlüpft wie ich deutlich erkennen kann. Blaue Pantoffeln. Ich schlucke unwillkürlich als ich Kaiba´s nackte Unterschenkel sehe. Dann begibt er sich wohl in einen anderen Teil des Zimmers, denn er entschwindet meinem Blickwinkel und ich atme kurz durch so leise ich es vermag. Mein Magen schmerzt und mein Herz hämmert noch immer wild, ach was, panisch. Dunkel nehme ich das Rauschen von Wasser war und wage es mich etwas zur Seite zu wenden. Kaiba hat wohl sein eigenes Bad direkt neben seinem Schlafzimmer. Einen Augenblick bin ich versucht den Moment zu nutzen, um zu verschwinden, aber da ich den Raum nicht überblicken kann und der Weg zur Tür doch recht weit ist, bleibe ich liegen. Noch hat er mich nicht entdeckt. Vielleicht wird er das auch nicht. Aber wenn ich mein Versteck jetzt verlasse... Nein, das Risiko ist zu groß und noch während ich überlege, hört das Rauschen auch schon auf und er kommt zurück in mein Blickfeld. Nun trägt er einen Schlafanzug. Seine Beine sind jedenfalls bedeckt. Hellblaue Seide. Ich beiße mir erneut auf die Unterlippe und starre auf seine Füße als er sich dem Bett nähert. Einen Moment später lässt er sich darauf nieder und die Matratze über mir senkt sich leicht. Dann verschwinden die Füße vor meinen Augen und kaum zwei Sekunden später wird auch das Licht gelöscht. Entsetzt starre ich auf die Matratze über mir, die ich eigentlich nicht einmal wirklich sehen kann und mit Schrecken wird mir bewusst, wirklich klar, dass er genau über mir liegt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)