Werwolf Paria von Aion (Mondenkind) ================================================================================ Kapitel 1: Terra ---------------- „Halts Maul!!“ Terra donnerte die Tür ins Schloss und drehte schnell den Schlüssel. Dieser dreckige Arsch würde sie heute Abend nicht mehr anfassen. Es war einfach genug. Ihre Wange schmerzte und pochte im Rhythmus ihres wütenden Herzschlags. Sie kochte innerlich, doch zwang sich jetzt langsam ruhig zu bleiben. Josh schlief nur ein Zimmer neben ihr. Der Türknall hatte ihn bestimmt geweckt und das war das letzte was sie wollte. Zum glück ließ Ekel Frank ihn in Ruhe, selbst wenn er getrunken hatte. War ja immerhin sein Goldjunge, sein eigen Fleisch und Blut. Terra schauderte es. Mit dem auch noch Blutsverwandt sein, widerlich! Wie so ein Widerling so einen netten Sohn in die Welt setzen konnte war ihr echt ein Rätsel. Und wie ihre Mutter auf so ein Arsch reinfallen konnte ein noch größeres. Terra schlug mit der Faust gegen die Wand. Der raue Sandstein riss ihr die Knöchel auf und etwas kristallrotes Blut lief über ihren Handrücken. Wie hatte sie den Mistkerl nur heiraten können?! Er war wiedereinmal betrunken nach Hause gekommen und wie immer hatte er sie angebrüllt. Unnützes Zeugs. Sie würde nichts arbeiten, das Haus sein ein Saustall, ihre Noten wären zu schlecht, sie würden ihn nur Geld Kosten und ihre Mutter wäre auch nicht besser. Alles fadenscheiniges Zeug, sinnlos, hätte sie auch einfach anbrüllen können wie ein wütender Gorilla im Zoo. Er hatte gar keinen Grund gebraucht. Wollte nur Dampf ablassen und das hatte er auch getan... mehrfach... mit seiner Faust. Terra schlug noch mal zu und ließ den Schmerz durch ihren Arm bis zu ihrem Kopf rinnen. Vollzog jeden Millimeter den er nahm genau nach und es half. Der Zorn der in ihr aufwallte verrauchte langsam. Aus dem Feuer wurde ein Schwelbrand. Wie jedes Mal rannen ihr heiße Tränen der Wut über die Wangen und sie wusste, dass sie das Ziel dieser Wut nie dafür büßen lassen konnte. Also musste sie selbst büßen. Gedankenverloren ging sie zu ihrem Schreibtisch und drückte ein weißes Stofftaschentuch auf ihre Knöchel. Auf dem Stoff blühten umgehend einige rote Rosen auf. Es war heute zu viel gewesen. Heute Nacht musste sie einmal Dampf ablassen, sonst würde sie durchdrehen. Terra griff in ihre Schreibtischschublade und nahm den kleinen silbernen Handspiegel hervor. Ein Geburtstagsgeschenk ihres kleinen Bruders. Sie straffte sich und atmete tief durch, dann sah sie sich Franks liebevolle Geste an. Ihr Gesicht war diesmal arg lädiert. Die Sonnen gebräunte Haut um ihr Auge wechselte gerade von einen hellen Bronze zu einem kräftigen Violett. Die Wange glühte wie heißes Metall und würde sich farblich sich gleich ihrem Veilchen anpassen. Mit spitzen Fingern tastete sie danach und zuckte vor Schmerz zusammen. „Hölle! Du Arsch irgendwann büßt du mir dass!“ schrie sie und biss sich gleich darauf auf die Zunge. Du bist doch ne blöde Kuh. Frank hatte sich mittlerweile sicher ins Delirium gesoffen und war laut schnarchend im Bett ihrer Mutter eingeschlafen. Er konnte sie gar nicht hören und der einzige der im schlimmsten Fall von ihrem Gezeter wach wurde war ihr Bruder Josh. Ihre Mum war ja noch auf der Spätschicht. Fuck, manche Tage waren einfach von Anfang an scheiße. Kein Kaffee zum Frühstück, Bus verpasst, mehrere Blocks zu Fuß latschen, ne Fünf in Englisch kassiert und beim Training den Knöchel verstaucht. Und das war noch das beste an ihrem Tag gewesen. Frank hatte dann heute Abend dem Ganzen noch das Sahnehäubchen verpasst. Das schlimmste daran war, dass sie wusste sie konnte es ihm nie Heimzahlen. Sie fühlte sich völlig hilflos und sie hasste dieses Gefühl. Sie konnte sich gegen diesen Kerl einfach nicht wehren. Wenn sie es zu heftig versuchte, mussten ihr Bruder und ihre Mutter die Konsequenzen tragen. Darum hielt sie durch, jedes Mal aufs neue... Terra grinste ihr Spiegelbild erst an und streckte sich die Zunge raus. Es half nichts zu jammern, aber sie würde heute sicher nicht hier bleiben. Terra leckte über ihre blutigen Knöchel warf das Taschentuch auf den schwarz gelackten Schreibtisch und fing an sich zu schminken. Dunkel aber mit knalligen Akzenten, vorallem Lila und Blau, warum wohl Frank? Etwas sehr Gothic aber was solls. Auch wenn sie eigentlich keine vollblut Goth war, mochte sie den Stil eh ganz gern und die Farbe kaschierten ihr Auge gut. Sie würde sich heute die Seele aus dem Leib Tanzen, dafür war das Quake genau der richtige Ort. Düsteres Ambiente, schräge Typen und ne musikalische Mischung aus Grunge, Punk und ner gehörigen Dosis Metal, garniert mit einer Prise Dark Trance. Nach dem Schminken steckte sie sich die feuerroten Haare hoch und fixierte sie mit Ebenholz farbenen Essstäbchen. Waren zwar von nem Schnellchinesen aber es funktionierte. Anschließend schlüpfte sie in einen rot schwarz karierten Minirock. Zog sich ein paar schwarzweiß geringelten Armstulpen und Kniestrümpfe an und streifte sich das „Shadow Voice“ T-Shirt über den Kopf. Das mit dem weiten Halsausschnitt und den perfekt platzierten Schnittlöchern. Frontal geziert vom seinem wunderschönen Konterfei, Shadow Voice him self Johnny Frost. Prüfend sah sie noch einmal an sich runter, schob ihren BH zurecht und befand das man ihr nun die Achtzehn abnehmen würde. Was machten zwei Jahre auch schon für einen unterschied? Terra griff nach ihren Knobelbechern und ihrer schwarzen Lederjacke mir den abgerissenen Ärmeln. Schloss die Tür auf, presste sich leise hinaus und schlich auf Zehenspitzen, die Stiefel in der Hand über den Flur. Das schnarchen des Fettsacks dröhnte wie schweres Baugerät über den Gang und Terra fragte sich ob ihre Mutter schon auf dem Nachhauseweg war. Sie hielt noch mal kurz an als sie neben dem kleinen Beistelltisch im Hausflur stand. Einfach so abhauen war unfair, ihre Mum würde sich nur Sorgen machen. Schnell schrieb sie ihrer Mutter die Nachricht auf einen Zettel, dass sie bei ihrer Freundin schlafen würde. So leise wie zuvor schlich sie zu ihrem Zimmer zurück, huschte hinein und legte den Zettel auf das Kopfkissen. Falls ihre Mum nach ihr sehen wollte würde sie so den Zettel finden und war beruhigt und falls nicht um so besser. Dann müsste sich Terra keinen Grund überlegen warum sie morgens schon so früh wieder da sein würde. Wie eine Katze überbrückte sie den Weg zur Wohnungstür und öffnete sie. Flink schlüpfte sie durch und zog sie hinter sich wieder so leise wie möglich ins schloss. Erleichtert aufatmend sprang sie in ihre Stiefel, schnürte sie bis zur Hälfte und klappte den Schaft um. Von einer ganzen Lastwagenladung Steine befreit überbrückte sie die Stufen bis zum ersten Treppenabsatz mit einem einzigen Sprung. Federte in die Knie und stürmte weiter die Treppen im Sturmschritt nehmend hinunter. Der Aufzug war eh defekt, wie immer. Sie überbrückte die Distanz von fünften Stock bis zum Erdgeschoss in persönlicher Rekordzeit und stieß schwungvoll die Außentür auf. Die warme Nachtluft schlug ihr entgegen und Terra atmete tief ein. Der Geruch der Großstadt war beißend aber in einer solchen Nacht nicht mal unangenehm. Der Asphalt war heiß und staubig. Der Geruch der Straße mischte sich mit den Abgasen der vorbeifahrenden Autos. Und der Lärm einer Stadt die so gut wie nie schlief, tat ihr heute Abend gut. Es war schon nach Mitternacht aber noch immer unglaublich warm. Der Regen der gestrigen Nacht hatte sich nicht wiederholt. Terra sah nach links und rechts und spurtete über die Straße zur U-Bahn Treppe. Sie hatte Glück der Zug stand noch mit offenen Türen da. Hastig schlüpfte sie hinein, und wurde von der stickigen Luft beinahe erschlagen. Der Wagon war total überfüllt und der Geruch all dieser verschwitzten Menschen biss sie in die Nase. Es war kaum zu glauben das es so spät noch so voll sein konnte. Direkt vor ihr stand ein Fetter Kerl vom Typ „Typischer Amerikaner“ und rieb sich seine Wampe, die sich abstoßend durch das fettgetränkte weiße T-Shirt abzeichnete. Er roch durchdringend nach Burgerfett und schlürfte mit verträumt glasigem Blick seinen Milchshake. Hinter ihr schlossen sich die Türen und drückten sie gegen den Wanst des Burgerjunkies. Sein widerliches Grinsen wanderte von einem Ohr zum andern als sich Terras durch trainierter Körper mit seinen weiblichen Rundungen gegen ihn presste. Ihr liefen vor Ekel kalte Schauer den Rücken hinunter und sie bemühte sich ein wenig mehr Luft zum Atmen zu bekommen. Leider war das leichter gesagt als getan. Direkt hinter ihr war die Tür und links stand ein Mann in blauem Nadelstreifenanzug der seine Aktentasche wie eine Mauer vor sich aufgebaut hatte. Sein Blick sagte deutlich Die werde ich benutzen wenn mir einer zu nahe kommt. . Zu ihrer Rechten rotteten sich hingegen vier Youngsters mit runter gelassenen Hosen und einer Menge Goldkettchen zusammen. Die hatten den typische Kommt uns nicht zu nah sonst knallts Ausdruck in den Augen. Zum Glück musste sie nur eine Haltestelle weit. Die Türen glitten hinter ihr auf und Terra ließ sich einfach hindurch fallen. Erleichtert atmete sie auf als sie aus dem Dunstkreis des nun enttäuscht drein blickenden, Fettsacks entkam. Langsam ging es ihr besser. Je mehr Distanz sie zwischen sich und Ekel Frank brachte, desto befreiter fühlte sie sich. Sie würde heute Abend nicht mehr an ihn und all ihre anderen Probleme denken, heute Abend würde sie nur für sich alleine Leben. Mit schlafwandlerischer Sicherheit schlängelte sie sich durch die Wochenendfußgänger und erreichte wieder die Erdoberfläche. Es machte sich doch bezahlt seine ganze Jugend in dieser Stadt verbracht zu haben. Sie kannte sie nicht nur wie ihre Westentasche, sie hatte auch nicht die mindeste Angst vor ihr. Auch wenn sie sich manchmal heimlich fragte, ob sie nicht aus Verzweiflung keine Angst hatte. Terra sah sich aufmerksam um. Dieser Teil der Stadt war dunkler als ihr Heimatviertel, auch wenn man das kaum glauben konnte... Alles war grau in grau und heruntergekommen. Zirka vierzig Prozent der Straßenlaternen waren völlig kaputt oder flackerten so stark, dass sie mehr Schatten als Licht verbreiteten. Die Gebäude waren zwar nicht so hoch wie in ihrem Viertel, aber die mit finster drein blickenden Wasserspeiern verzierte Dachsimse und Erker gaben ihnen etwas dunkles und drohendes. Viele Fenster waren mit Brettern vernagelt, Türen aus den Angel gehoben und Graffiti zierten die Fassaden auf den unteren Ebenen. Der Club lag etwas weiter die Straße hinauf, es war ein altes Gebäude, wohl noch aus den Gründungstagen der Stadt. Es hatte zwei Stockwerke eine Souterrain Ebene und einen Keller. Der Club selbst lag in im Souterrain und im Keller. Das oberste Stockwerk war wohl nicht bewohnt und die Fenster mit dunklen Holzbrettern vernagelt. Im Ersten Stock brannte manchmal etwas Licht und das Erdgeschoss diente als Garderobe, Lager und Securitybereich für den Club. Vor der offen stehenden Tür hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet und alle wollten in den Club. Die Möchtegerngäste steckten meist in Outfits, die ihrem eigenen sehr ähnelten. Schwarz war die dominierende Farbe und aus dem Club hämmerten schon die Gitarrensoli der Metal Bands aus den Lautsprechern. Ein Türsteher mit Stiernacken und einer kugelsicheren Weste winkte die Wartende, einen nach dem Anderen heran. Schickte einige sofort weg, kontrollierte bei anderen die Ausweise und tastete schließlich die, welche in den Club durften nach Waffen ab. Terra stand eine Viertelstunde an als sie endlich dran war. Der Türsteher taxierte sie von oben bis unten und schien zumindest ihr Outfit für passend zu halten und winkte sie vor. „Den Ausweis Kleine.“ Brummte er in geschäftsmäßigem Tonfall. Terra tat das was sie immer tat wenn man sie danach fragte. Sie schenkte dem Ledernacken vor sich ihr zuckersüßestes Lächeln und setzte, während sie ihre Taschen durchsuchte ihre weiblichen Reize in Szene. Sie war für ihr alter schon recht weit und hatte gelernt einen gewissen Charme auf das andere Geschlecht zu versprühen, auch wenn sie dabei manchmal vor Wut schäumte. „Kacke!“ entfuhr es ihr als sie einige Minuten in ihren Taschen gekramt hatte und erfolglos die leeren Hände wieder hervorzog. „Hab ihn zu Hause liegen lassen!“ sie schenkte dem Mann einen traurigen Hundewelpenblick mit ihren jadegrünen Augen. Der Türgorilla seufzte und ließ seinen Blick über die Menge streifen. Man sah im deutlich an, dass er keinen Bock hatte sich mit einer Tussie rumzuärgern die ihren Ausweis vergessen hatte, Der Club würde heute Abend ohnehin bis an die Grenzen der Brandschutz-bestimmungen und noch darüber hinaus ausgelastet sein. „Na dann zisch ab und hol ihn dir.“ Brummte er schließlich. Terra sah ihn verzweifelt an. „Aber ich wohne am anderen Ende der Stadt! Wenn ich zurückfahre und wieder her dann ist der Club wie immer schon wegen Überfüllung geschlossen.“ Jammerte sie mit einem wehleidigen Blick rüber zur Schlange der Wartenden. Wie zufällig glitt ihr der Halsausschnitt ihres ausgefransten T-Shirts über die Schulter und gab so den Blick auf ihren bronzefarbenen, runden Busen etwas mehr frei. Der Gorilla schien den Anblick zu genießen. „Bitte.“ Quengelte sie weiter. „Ich hab jetzt schon so oft versucht in den Club zu gehen, aber bisher war ich immer zu weit hinten in der Schlange. Zum ersten mal kam ich so früh von der Arbeit das es gepasst hat! Komm schon lass mich doch rein!“ Auch diese dritte unverfrorene Lüge kam ihr locker und ohne zögern von der Zunge. War ja schließlich nicht das erste mal das sie sich in etwas nicht ihrem Alter entsprechendes rein mogelte. „Na gut, na gut aber hör auf so zu jammern.“ Sagte der Türsteher und seufzte, genoss dabei aber den Ausblick den ihm Terra so unauffällig bot. Sollte er nur, solange sie nur guckten sollte es ihr recht sein. Aber die meisten ließen es eben nicht dabei und dann wurde sie wie viel zu oft in den letzten Tagen zornig. Der Gorilla tastete sie schließlich ab und genoss es sichtlich seine grobschlächtigen Schaufelhände über ihren trainierten und wohlproportionierten Körper fahren zu lassen. „Ok, kannst rein gehen.“ Grunzte er und Terra schlüpfte schnell an ihm vorbei. Der Typ nutze die Chance ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben. Und da war sie auch schon. Diese heiße rote Wut die sich für Sekunden über ihr Gesichtsfeld legte. Sie hörte sich selbst leise knurren, hatte aber Glück, dass der Kerl sie nicht hörte. Der Laut kam ganz unwillkürlich und sie hatte sich nicht dagegen wehren könnte. Eigentlich wollte sie ihm am liebsten eine feuern, wollte aber auch ihren Platz im Club nicht verlieren. So kannte sie sich selbst kaum, dieser heiße Zorn wurde seit Monaten immer lockender und schon zweimal hatte sie ihm beinahe nach gegeben. Jedes Mal hatte sie sich dazu gezwungen wieder ruhig zu werden, so auch heute Abend. Sie blieb kurz auf dem Treppenabsatz stehen wo sich schon die nächsten Gäste viel zu eng an ihr vorbei drückten. Sie atmete zweimal tief durch und drängte den roten Schleier zurück, dann ging sie ganz bewusst langsam die Stufen zum Club hinunter. Zählte jede Stufe und betrachte die Gaslampenimitate deren blaues Glas von matten Glühbirnen erhellt wurde. Der fahle blaue Lichtschein gab dem Club eine dunkle und irgendwie unheimliche Atmosphäre, die aber auch etwas merkwürdige heimeliges hatte. Terra setzte ihren Fuß auf den Boden am Ende der Treppe. Es hatte etwas geholfen, dieser zornige Teufel in ihr war wieder verstummt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)