Werwolf Paria von Aion (Mondenkind) ================================================================================ Prolog: The Tempest, der Sturm ------------------------------ Die Schatten waren tiefe und bedrohlich. Nebelschwaden zogen sich wie halb durchsichtige Schleier durch die Straßen von Denver. Das brennende Auge der Mondin blieb hinter schweren Wolken verborgen. Wolken aus denen sich gerade ein heftiger, sommerlicher Schauer auf die asphaltierten Straßen ergossen hatte. Noch immer strahlte er die Hitze der Sommersonne ab. Und verströmte diesen eigenartigen wohligen Duft der sich nur aus dieser Kombination ergab, heißer Asphalt und Regen. Doch das war nicht alles. Tempest machte einen Schritt vor und blähte die Nüstern zog den ihn umgebenden Duft tief in seine Lungen. Es stank. Es stank erbärmlich, leider kannte er den Geruch. Ein Geruch der durch die ganze Stadt zu wehen schien. Nichts in der Welt des Fleisches konnte je diesen schleimig öligen Gestank entwickeln. Nur der Schatten konnte, wenn es besonders Schlimm stand so ein Odeur verströmen. Der gelb schwarze Geruch von Schwäre hatte sich über die ganze Stadt gelegt und schien aus allen Winkeln zu gleich auf ihn einzudringen. Tempest seufzte. Es war gut das er zurückgekommen war, es war nötig. Der Schatten seiner alten Heimat war krank, aber warum? Und was bei allen Geistern trieben seine ehemaligen Kameraden hier? Er seufzte noch einmal und setzte sich in Bewegung. Der Asphalt fühlte sich merkwürdig an nach der Langen reise durch die Rockies. Aber ein Gefühl der Vertrautheit stellte sich trotzdem schon nach den ersten paar Schritten ein. Die Bilder waren alle so vertraut. Die gleichen Häuserzeilen, die alten teils verrosteten Straßenschilder, die selben umgestürzten Mülltonnen. Olegs Hot Dog Stand, der noch immer über Nacht an den Hydranten in der Elften gekettet war. Der stand da schon seit er ein kleiner Junge gewesen war und es schien Tempest fast als würde er dort für immer stehen. Jeder Mochte Oleg und sein Futter. Er hatte die meisten die hier wohnten, so wie ihn selbst, von Kindesbeinen an gekannt. Ihre Eltern waren per Du mit dem kauzigen Alten und jeder grüßte ihn im Vorbeigehen. Eigentlich hätte er die Kette auch weglassen können. Keiner in der Straße, der Stadt würde sich an Olegs Sachen vergreifen. Tempest erinnerte sich daran, dass es einmal in seiner Jugend ein paar Halbstarke versucht hatten. Das hatten sie sehr schnell bereut. Olegs war nicht nur beliebt, er hatte Freunde. Die Art Freunde die Sachen auf eine ganz bestimmte Art regelten. Keinen Tag hatte es gedauert da hatten die Fanellos die Typen gefunden und ziemlich fertig gemacht. Man hörte, dass jeder in der Straße ihnen Tipps gegeben hatte um Oleg zu helfen. Hinterher wollte aber keiner auch nur ein Wort gesagt haben, ja nicht mal was gewusst haben. Nachdem ihre Knochen verheilt und ihre Nasen nicht schön aber wenigsten wieder grade waren, mussten sie es abarbeiten. Jeden Cent der Reparatur und jeden Dollar den Oleg wegen ihnen nicht hatte selbst verdienen können, weil sein wagen ja kaputt war. In McKinney's Fischfabrick wenn Tempest sich recht erinnerte. Bei dem Gedanken an die Gerüche dort sträubte sich ihm das Nackenfell. Tja Oleg war eins der Originale dieser Stadt, von denen gab es nicht mehr viele, würde es wohl auch kaum wieder welche geben. Tempest würde sich morgen einen von seinen Hot Dogs besorgen lassen. Einen mit allem, außer Zwiebeln er hasste die Dinger. Dafür aber mit einer doppelten Portion Chili, nur so durfte man die Dinger essen. Er würde wohl irgendeinem Streetkid fünf Dollar in die Hand drücken damit der ihm einen kaufte. Er konnte Oleg nicht gegenübertreten. Der fast achtzigjährige Exilpole hatte einfach ein zu gutes Gedächtnis, vor allem bei Gesichtern. Tempest konnte nicht riskieren das er ihn vielleicht erkannte. Weiter seinen Gedanken aus ferner Vergangenheit nachhängend, bog er in eine Seitenstraße ein um sich einen halben Block zu sparen. Seine Ortskenntnis war keinen Deut schlechter geworden. Nach all den Jahre der Abwesenheit kannte er noch all die alten Schleichwege. Es wunderte ihn auch nicht als er wie von selbst vor dem Broken Heaven anhielt. Sein Instinkt hatte ihn zielsicher zu diesem etwas schäbigen, aber wenigstens sauberen Hotel geführt. Hier würde er für den Rest der Nacht bleiben. Der Gestank war in diesem Teil der Stadt sehr intensiv. Hier würde er wohl auch mit seinen Nachforschungen anfangen müssen. Er rümpfte die Nase und lauschte. Keiner in der Nähe, keiner der ihn sehen konnte. Tempest konzentrierte sich. Seine Knochen spannten und rissen, seine Muskeln schienen anzuschwellen und zu wuchern. Sehnen streckten sich, seine Umgebung veränderte sich, wurde Farbiger. Die Gerüche schwächer, die Laute dumpfer. Sein Schädel gab einen schabende Laut von sich, dann ein Knacken und Bersten wie von trockenen Ästen. Müde klopfte er sich den Staub ab und ließ das Stoffbündel aus seinem Mund, in seine Hände fallen. Rasch schlüpfte er in Hemd, Hose und Stiefel und streckte sich ausgiebig. Eigentlich unnötig, es war doch so einfach, fast angenehm. Trotzdem, er mochte diese Angewohnheit, sich jedes Mal neu in seine Haut einzufühlen. Mit einem letzten Blick über die Schultern sah er sich um. Noch immer keiner da außer... Mit zornig funkelnden Augen fixierte er eine Ratte auf einer Mülltonne. Ein tiefes, dunkles Knurren brach aus seiner Kehle und die Ratte verschwand unter lautem Flaschenklirren in die Nacht. Tempest stieg leichtfüßig die vier Stufen der Treppe hinauf und stieß die Eingangstür auf. Ohne Umschweife trat an die Rezeption und klingelte mit drei deftigen Klapsen den Nachtportier hinter seinem Comic hervor. „Ein Zimmer.“ Sagte er freundlich. Die picklige Bedienung hinter dem Tresen sah ihn müde und gelangweilt an. Glasiger Blick, Rauchgeruch. Das der Kerl noch wusste wo sein Gesicht und wo sein Arsch waren, kam einem Wunder gleich. „Hä?“ krächzte er in einem ätzend entlanggezogen Tonfall, rührte sich aber keinen Zentimeter mehr als sein Schwanken erforderte. „Ein Zimmer will ich.“ Tempest war noch immer freundlich. Bleckte aber seine schneeweißen Zähne und lehnte sich etwas weiter über den Tresen. Seine Augen fixierten den leeren Blick des Teens. „Am besten eins mit ruhiger Lage.“ Sagte er mit seinem Raubtiergrinsen. Hecktisch blinzelten ihn zwei blutunterlaufene Augen an. Der Junge versuchte sichtlich klar im Kopf zu werden. Tempest war zufrieden mit seiner Wirkung. Nervös drehte sich Pickelgesicht um und fingerte fahrig am Schlüsselbrett herum. Fingerte schließlich einen Schlüssel hervor und legte ihn auf den Tresen. Na gut eigentlich lies er ihn viel mehr fallen, als er mit zittrigen Händen versuchte ihn Tempest in die Hand zu geben. Sein Grinsen wurde noch breiter und drohender. „Danke Junge. Das ist für dich“ sagte er und legte ihm einen Fünfer auf die Theke. Schnappte sich den Schlüssel mit der Nummer 128 und wante sich nach Rechts auf die Trepp zu. Das uralte Holz knarzte unter seinen schwarzen Springerstiefeln. Die Lampen flackerten und spendeten mehr Schatten als Licht. Wenigsten konnte er mal wieder einen Tag lang durchschlafen. Langsam hatte er das auch bitter nötig. Seine Reise war schon sehr lang gewesen und dabei hatte sie doch erst begonnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)