Schuldigs Adventskalender von Shiva (oder: Wie erobere ich Brad in 24 Tagen?) ================================================================================ Kapitel 21: 21. 12. Do they know it’s Christmas? ------------------------------------------------- 21. Dezember – Do they know it’s Christmas? Diese Nachricht war wie eine Bombe eingeschlagen und hatte jegliche Müdigkeit oder Trägheit aus Brad und Schuldig verbannt. Die ganze Nacht lang versuchten sie, jeder auf seine Weise, etwas über Nagis Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. Doch Nagi war ein Schwarz - wenn er nicht gefunden werden wollte, hatte man eben Pech gehabt. In den frühen Morgenstunden war Schuldig dann auf der Couch eingeschlafen, völlig fertig von den zahlreichen Versuchen, Tokyo nach Nagi 'abzuscannen'. Sein Schädel brummte und zum Schluss empfing er nur noch zahlreiche Stimmen, die er weder auseinanderhalten noch blocken konnte. So hatte er sich erschöp0ft auf die Seite kippen lassen und war keine Minute später fest eingeschlafen. Brad kam gerade wieder heim, nachdem er etliche Straßen abgefahren war und Schulkameraden von Nagi wachgeklingelt hatte. Sogar bei Weiß war er vorbeigefahren und hatte geschaut, ob die etwas zu verbergen hatten. Doch auch im Koneko war alles ruhig. Mit ratlosem Gesicht und sehr besorgt kehrte er wieder zurück. "Keine Spur von ihm", sagte er. "Wo könnte er nur sein? Und warum ist er nur weggelaufen? Nachdem Schuldig als Gesprächspartner nicht zur Verfügung stand, übernahm Farfarello diesen Part. Er sah Brad ernst an und wiegte den Kopf hin und her. "Er war nach eurer kleinen Vorstellung am Frühstückstisch ziemlich durch den Wind", berichtete er düster. "Er hat sich zwar für Schuldig gewünscht, dass es mit euch klappt, aber euer Anblick hat ihm mächtig zugesetzt." In erster Linie dachte der Ire dabei an Tot, mit der Nagi sich eventuell etwas Ähnliches hätte aufbauen können, wie seine beiden Kollegen jetzt hatten. Vielleicht war das dem Kleinen sauer aufgestoßen... Brad schloss die Augen und fuhr sich durch die Haare. Er hatte in dieser Nacht nicht geschlafen. "Na, großartig. Da haben wir ja etwas angerichtet. Aber warum spricht dieser verdammte Junge nicht mit uns? Warum sagt er es nicht direkt, sondern haut einfach ab?" Brad setzte sich an den Küchentisch und schlug mit der Faust darauf. "DAMNIT! Ich bin für ihn verantwortlich! Und ich habe nicht auf ihn aufgepasst. Ich habe ihn nur zu meinem eigenen Vergnügen ignoriert." Der Wutausbruch des Amerikaners weckte Schuldig im Wohnzimmer auf und er kam mit schlaftrunkenen Bewegungen und wie ein Löwe gähnend in die Küche. "Wasnlos?", nuschelte er, fiel auf einen der Stühle und legte seinen Kopf auf die Tischplatte. Noch immer hämmerte es hinter seiner Stirn von stundenlangem Missbrauch seiner Telepathie und würde auch in der nächsten Zeit nicht nachlassen. "Hast du ihn gefunden?", wollte er undeutlich, da erneut gähnend, wissen. Brad schüttelte den Kopf, die Stirn in tiefe, sorgenvolle Falten gelegt. "Nein", sagte er bitter. "Nirgendwo auch nur eine Spur von ihm." Brad nahm seine Brille ab, legte sie ziemlich unsanft auf den Tisch und rieb sich dann über das Gesicht. "Verdammt, wo kann er nur sein? Und warum hinterlässt er nicht wenigstens eine Nachricht? Oder ruft an?!" "Brad, er ist ein Killer. Und ein Schwarz. Was, denkst du, könnte ihm passieren? Er ist kein kleines Kind mehr", versuchte Schuldig schwach, den Schwarzführer zu beruhigen. Dabei machte er sich um ihren Junior nicht weniger Sorgen als Brad. "Gib mir noch eine Viertelstunde, dann versuch ich nochmal, ob ich ihn erreichen kann", nuschelte er leise und rieb sich dabei über die schmerzende Stirn. Er hätte es sofort versucht, wenn er nicht gewusst hätte, dass er damit mehr Schaden als Nutzen anrichten würde. "Er wird schon wieder auftauchen", redete er sich und auch Brad ein, um nicht vor Sorge die Wände hochzugehen. "Und gerade weil er ein Schwarz ist, wird er wissen, wie er sich vor dir verstecken kann. Lass es lieber", sagte Farfarello. Dass aber auch er sich Sorgen machte, war dem Iren anzusehen. Er hatte ebenso wenig geschlafen wie die Anderen. Er hatte Nagis Zimmer und dessen Computer nach Hinweisen durchsucht. Leider ohne Erfolg. Nagi hatte keinerlei Hinweise hinterlassen, wo er hinwollte oder ob er irgendwelche Probleme hatte. "Ich muss Farfarello ausnahmsweise Recht geben. Wir können vermutlich nichts weiter tun, als zu warten." Nichts hasste Brad mehr als das. Ungewissheit und Warten. Wenn er wusste, was geschehen würde, dann hatte er eine unglaubliche Ruhe und Geduld. So aber, ohne auch nur einen leisen Fetzen von Visionen zu haben, wusste er nichts. Leise verfluchte er seine Gabe. Immer kam sie dann, wenn man sie nicht brauchte oder wollte. Nur im Kampf funktionierte sie zuverlässig wie ein Frühwarnsystem. Und wenn er betrunken... "Das ist es! Schuldig, gib mir von dem Punsch! Ich muss trinken!" Grandios! Das war nun wirklich nicht das, was Schuldig hatte hören wollen... Er seufzte genervt und verfluchte Nagi gedanklich in die siebte Hölle, wärmte den Punsch noch mal auf und schenkte anschließend seinem Leader eine große Tasse des starken Gebräus ein. Seine Miene sprach dabei Bände und er schwor sich, Nagi übers Knie zu legen, sollte der wieder auftauchen. Ehrlich mal, dass Brad sich jetzt zudröhnen musste, grenzte schon an Gemeinheit! Murrend setzte sich Schuldig wieder und starrte wütend auf die Tischplatte. Oh, er würde Nagi sowas von erschlagen... Der Kleine hatte ihm einfach einen Abend versaut, der wunderschön hätte werden können. "Glaubst du, das ist die richtige Zeit zum Trinken?", schnarrte Farfarello zu Brad und schaute dann zu Schuldig hinüber. "Und du unterstützt das auch noch! In so einer Situation solltest du klar sein und nüchtern und nicht..." "Farfarello", unterbrach Brad ernst. Woher sollte der Ire auch wissen, wie es sich mit Alkohol und seiner Fähigkeit verhielt, wenn er so gut wie nie trank, schon gar nicht so sehr, dass er betrunken war. "Wenn ich betrunken bin, kann ich meine Visionen nicht unter Kontrolle halten. Und dabei habe ich meistens mehr, als ich eigentlich brauche. Jetzt ist so ein Zeitpunkt, wo ich eine gebrauchen könnte, in der Nagi vorkommt!" Schuldigs Gesicht verdüsterte sich noch mehr. "Ich bring ihn um, ich schwör's, wenn ich dich morgen wieder pflegen muss, weil du einen Overload hast und dich kaum rühren kannst..." Es ging ihm nicht darum, dass er das nicht gern täte, im Gegenteil. Aber es wäre einfach unnötig gewesen, wenn Nagi verdammt noch mal den Mund aufbekommen hätte! Verdammt, er konnte doch sonst auch über alles mit ihm reden! Wieso also jetzt nicht? Schuldig hatte noch immer eine Lösung für Nagis Probleme gefunden, wenn der sie nicht allein lösen konnte. So wäre es auch diesmal gewesen. Die ganze Aktion war also überflüssig, und zwar komplett. Und Schuldig wurde von Minute zu Minute sauerer auf ihren Jüngsten. "Das wirst du nicht", murrte Brad und stürzte das Glas mit Punsch herunter. "Ich werde ihn schon angemessen bestrafen, wenn er wieder zurück ist." Falls er wieder zurück kommt. Verdammt, warum machte er sich solche Sorgen und solche grausamen Gedanken? Schließlich war Nagi ein verdammter Telekinet und vermutlich stärker, als sie alle zusammen. Der Kleine konnte sogar Kugeln mit einer einfachen Handbewegung abwehren. Angewidert sah Schuldig zu, wie Brad den Punsch in sich hineinkippte, als wäre es Wasser. Das Zeug war verflucht stark und ihm war klar, dass der Amerikaner heute auf jeden Fall im Bett bleiben und er Brads Kater pflegen würde. Nun blieb bloß noch zu hoffen, dass diese Holzhammer-Methode auch den gewünschten Erfolg brachte. Er stand von seinem Platz auf, ging um den Tisch herum und setzte sich neben Brad, um ihm sanft eine Hand auf die Finger zu legen, die nicht die Tasse umklammert hielten. Ernst, von Nagi enttäuscht, frustriert und doch mit einem Funken Glück, das auch die momentane Situation nicht abtöten konnte, sah er den Älteren an. Seine Augen verschleierten sich leicht, wurden dunkler und zogen sich leicht zusammen. Der beste Hinweis auf Einsatz seiner Telepathie. Wenn Brad sich schon zugrunde richten wollte für ihren kleinen Telekineten, würde Schuldig ihm ohne zu Zögern folgen. Die Konsequenzen waren ihm gleichgültig, wenn er sie überhaupt sah. "Tss", zischte Farfarello, der die Beiden dabei beobachtete, wie jeder von ihnen seine Fähigkeiten missbrauchte. Gut, er tat das auch des Öfteren, aber er tat es eher aus anderen Gründen, es war fast schon ein wenig zwanghaft. Crawford spürte, wie die Schärfe des Alkohols seinen Magen wärmte und seinen Geist leicht vernebelte. Seine Rationalität ließ nach und er fühlte nicht nur die tiefe, warme Liebe zu Schuldig, der seine Hand hielt, sondern zugleich die Angst um Nagi. Nach einem weiteren Glas Punsch wurden seine Augenlider schwer. Nach einem dritten hickste er ein wenig und nach dem vierten kamen die ersten Bilder auf. Sie bohrten sich heiß, blitzartig und ständig wechselnd in sein Hirn, so dass er sich hinlegen musste. Die Bilder, die er bewusst aufnehmen konnte, hatten nur leider nichts mit Nagi zu tun, sondern mit Schuldig. Und mit ihm selbst. Und was sie miteinander tun würden. Er fluchte leise, als er spürte, wie diese Visionen ihm nicht nur in den Kopf, sondern auch in die Lenden gingen. "Ich will in mein Zimmer", sagte er und stemmte sich vom Sofa hoch, wo er sich zwischengelagert hatte. Er schwankte inzwischen beträchtlich. Wie Schuldigs Kaffee hatte es auch der Punsch heftig in sich. Brads leicht verschwommene Sprache brachte den Telepathen in die Realität zurück und er kappte alle Leitungen, die er geöffnet hatte, um einen Funken von Nagis Gedankenmuster zu ergattern. Er war sofort an Brads Seite, um ihn zu stützen, da es wohl keine gute Idee war, ihn allein nach oben gehen zu lassen. Ohne zu ahnen, mit welchem Problem der Amerikaner gerade kämpfte, brachte Schuldig ihn in Brads Schlafzimmer, setzte ihn auf dem Bett ab und kniete sich dann vor ihn, um ihn auszuziehen. Den Pullover schaffte Brad gerade noch allein, wie Schuldig feststellte. Also kümmerte er sich um die Hose des Älteren, die er geschickt und sehr schnell öffnete. "Heb mal kurz den Hintern", forderte er, damit er ihm die Hose über besagtes Körperteil und letztendlich über die Beine ziehen konnte, und sah dabei von seinem Platz zwischen Brads Beinen auf in das Gesicht mit den unnatürlich glänzenden Augen. "Schullldich - lass das!", lallte Brad bestimmt, da ihm schon wieder eine heiße Impression von Schuldigs nacktem, erregtem Körper ins Hirn schoss. Nun wurde ihm auch noch gegen seinen Willen die Hose ausgezogen, was seine Situation nicht gerade besser machte. "Ich schaff das auch alllein." Da er wirklich dieser Überzeugung war, machte er auch keine Anstalten, Schuldigs Bitte nachzukommen. "Klar schaffst du das auch allein. Aber wie lange würde das dauern?" Auch wenn er gereizt war, behielt er seinen sanften Tonfall bei, mit dem er bei Brad mehr erreichen konnte als mit allem anderen. Er zerrte an dem edlen Stoff, nachdem der Andere sich nicht bewegte und ihm helfen wollte. "Mensch, mach nicht so nen Aufstand und leg dich hin!", moserte er, während er sich in die Höhe rappelte, weil er einsah, dass er ohne Brads Mithilfe es kaum schaffte, ihn aus den Klamotten zu holen. Um seine Forderung zu unterstützen, schubste er den Älteren an der Schulter nach hinten - was einen so überraschenden Erfolg hatte, dass Schuldig selbst auch den Halt verlor und der Länge nach auf Brad plumpste. Dies entlockte Brad ein überraschtes Aufstöhnen. Schuldig so nah bei sich zu spüren versetzte ihn quasi in Instant-Erregung, aber zugleich plagte ihn das schlechte Gewissen deswegen. Nagi war verschwunden und er konnte an nichts anderes denken als an Schuldigs heißem Körper auf seinem. "Schuldig...", hauchte er und gab sich alle Mühe, den Telepathen sanft von sich zu schieben, auch wenn sein Körper nach dem genauen Gegenteil schrie. Dabei wehte Schuldig eine starke, fast schon betäubende Alkoholfahne entgegen. Vor allem letztere war der Grund, warum sich der Telepath nicht wehrte, von seinem Lover bugsiert zu werden. So gern er selber auch mal etwas trank - Brads Fahne war schon nicht mehr normal. Er setzte sich auf und schaute den Anderen empört an. "Du stinkst!", war alles, was er dazu noch sagen wollte. Seine Laune, die wegen Nagis Verschwinden ohnehin schon unter Null gewesen war, pendelte sich nun im Bereich der Gefriertemperatur von flüssigem Stickstoff ein. Seine Freunde hatten wirklich die Gabe, einem den schönsten Tag zu versauen, echt wahr! Murrend stand er auf, warf noch einen Blick auf den Älteren, fauchte: "Wenn du was brauchst, sag Bescheid!", und stapfte laut polternd aus dem Zimmer. "Möglich", sagte Brad, dem sich nun vor lauter irrer Visionen der Kopf drehte. "Gut möglich." Er schaffte es noch, sich so weit auszuziehen, dass er relativ unbeeinträchtigt würde schlafen können und fiel dann ohne Zähneputzen ins Bett. Wieder spürte er, wie das Fieber in ihm hochkochte und sein Körper gegen die ungewollten Bilder in seinem Kopf ankämpfte. Endlich kam ihm ein Fetzen der Zukunft in den Kopf, den er hatte hervorrufen wollen. Nagi lebte. Und morgen schon würde er hier auftauchen. Und dann konnte er sich auf etwas gefasst machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)