Schuldigs Adventskalender von Shiva (oder: Wie erobere ich Brad in 24 Tagen?) ================================================================================ Kapitel 15: 15. 12. Have yourself a merry little Christmas ---------------------------------------------------------- 15. Dezember – Have yourself a merry little Christmas Brad streckte sich und lauschte dem leisen Knacken seines Rückgrats. Er hasste diese Geräusche, doch die Couch war so etwas von unbequem, dass das ja zu erwarten gewesen war. Er hatte sich hierhin zurückgezogen, als ihm klargeworden war, dass der Sturm in Schuldigs Zimmer sich noch nicht gelernt hatte. Schuldig nannte es Musik, doch für ihn war es reinster Krach, bei dem er unmöglich schlafen konnte. Aber er wollte ihn auch nicht zurechtweisen. Sollte er sich doch austoben, vielleicht fand er dann auch wieder zu seiner bekannten, guten Laune zurück. In der vergangenen Nacht hatte Schuldig keine Minute geschlafen. Daran war aber nicht seine Musik schuld, wie man vielleicht glauben könnte. Nein, er hatte es schon fertig gebracht, auf Rockkonzerten ein Nickerchen zu halten... Die Gedanken an Brad hatten den Telepathen wach gehalten. Wenigstens so lange, bis das erste fahle Tageslicht am Horizont heraufschimmerte und die Schwärze der Nacht in trübes Grau verwandelte. Gerade überlegte er, ob er sich nicht erstmal einen richtig starken Kaffee machen sollte, verwarf diese Idee aber wieder. Nein, er würde heute nicht aus seinem Zimmer kommen. Heute nicht und am Besten nie wieder. Immer noch bebend vor Wut und Enttäuschung warf er sich von der rechten auf die linke Seite, boxte sein Kissen zurecht und zerrte die Decke in ihre alte Position über seinem Kopf. Seine Lider wurden schwerer und immer schwerer und schließlich schlief er gegen acht Uhr morgens doch ein. Das war die Zeit, zu der Brad dann aufstand und sich einen Kaffee braute, der fast so stark war wie der von Schuldig. Aber nur fast. Er hatte schon lang genug seine Arbeit vernachlässigt und daher musste er heute dringend etwas leisten. Mit Schuldig rechnete er vor dem Mittag gar nicht erst und so deckte er nur für drei und begrüßte Nagi freundlich, der pünktlich wie die Uhr nach unten kam und sehr gehetzt wirkte. "Spät dran, wie? Soll ich dich fahren?", fragte er ihren Jüngsten. Nagi nickte matt. Die Beschallung aus Schuldigs Zimmer forderte ihren Tribut bei ihm - er war am Anfang des Höllenlärms aus dem Schlaf geschreckt und hatte nur mit Ohrstöpseln danach noch ein klein wenig Ruhe finden können. Wenn er gewusst hätte, dass es Sinn hatte, zu Schuldig zu gehen und ihn zur Sau zu machen, so hätte er das getan. Doch er wusste aus Erfahrung, dass das nichts brachte. "Was war los?", wollte er daher monoton wissen - denn nur Brad konnte Schuldig so auf die Palme bringen, dass er solche Aktionen abzog. Gut, von ihm selbst abgesehen, aber er war ausnahmsweise unschuldig an der Laune des Deutschen. "Was soll schon los sein? Er liebt mich und ich ihn nicht. Ich kann's nicht ändern, dass er ein Ventil für seine Eifersucht sucht", sagte Brad, denn er konnte sich schon ausrechnen, warum Nagi so fertig war. Ergeben ließ Brad den Kopf hängen. Es tat ihm ja schon Leid, dass Schuldig darunter litt, dass er sein Leben so weiterführte wie bisher, aber ändern wollte er es deswegen nicht. Trotzdem hatte er sich Schuldig zuliebe vorgenommen, in der nächsten Zeit nicht mehr auszugehen und irgendwelche Weiber aufzureißen. Er wusste, dass er Schuldig allein schon damit verletzte, dass er in ihm nicht mehr als einen Freund sah. Doch er wusste auch, dass Gefühle nichts waren, das er erzwingen konnte. Wie auch? Crawford hatte in seinem Leben niemals jemanden geliebt. Nicht auf eine romantische Weise jedenfalls. Zu den Mitgliedern von Schwarz hatte er schon eine innige Bindung aufgebaut, die er durchaus als eine Art von Liebe bezeichnen würde. Nur eben nicht so eine Liebe wie Schuldig sich das wünschte. Statt einer Antwort verdrehte der Junge nur die Augen und überlegte ernsthaft, ob er sich entweder für die Zeit, bis Schuldig wieder normal tickte, ein Hotelzimmer nehmen oder aber Brad sagen sollte, dass er dann auch gefälligst aufhören sollte, dem verlieben Telepathen auch nur den kleinsten Hoffnungsschimmer zu machen. Doch er ahnte, dass beides nur den Unmut des Amerikaners heraufbeschwören würde. So schüttelte er nur aufgebend hängenden Kopf und schnaubte leise. Er hätte ja im Leben nicht gedacht, dass es ausgerechnet den Deutschen einmal derartig erwischen würde... Und er tat ihm leid. "Verdreh nicht die Augen, junger Mann!", schalt Brad mit mangelndem Enthusiasmus. Er seufzte tief. "Ich weiß auch nicht, was ich machen soll. Bin ich nett zu ihm, ist er glücklich, macht sich aber nur unnötig Hoffnungen. Weise ich ihn ab, tickt er aus." Brad stützte den Kopf in die Hand und fuhr sich dann durch die Haare. Er glaubte es einfach nicht, dass er diese Angelegenheit mit einem 16jährigen besprach. "Wie wäre es, wenn du dich einfach eine Weile von ihm fernhältst?" Nein, das hatte er sich jetzt nicht mehr verkneifen können. "Du bist doch derjenige, der immer wieder auf ihn zugeht. Ist doch klar, dass er sich dann seinen Teil denkt. Im Übrigen ist er grade auf der Schiene, dass du sowieso nur mit ihm ins Bett willst und ich glaube, das ist nichts, was ihm sonderlich gut gefällt." Den ersten Spruch konnte er sich erlauben, weil er seinen Ziehvater gestern Abend zufällig mit einer Flasche und Gläsern bewaffnet vor Schuldigs Tür gesehen hatte. Der Rest jedoch war einfach ein Versprecher. Er hatte nicht preisgeben wollen, dass Schuldig inzwischen so dachte - und noch weniger wollte er verraten, dass er es gewesen war, der den Telepathen auf diese Idee gebracht hatte. Brad starrte Nagi an, doch er sagte nichts weiter dazu. Was erlaubte der Junge sich eigentlich? Sicher, er konnte nicht verhehlen, dass er Schuldig attraktiv fand. Aber es stimmte nicht, dass er nur sexuelles Interesse an Schuldig hatte. Glaubte Schuldig das wirklich? Eigentlich sollte er das klarstellen, doch dann würde er ja wieder auf ihn zugehen und das war es, wovon Nagi ihm abgeraten hatte. "Musst du nicht zur Schule?", murrte Brad, dem nun auch der Wunsch nach Nagis Gesellschaft vergangen war. Okay, damit hatte er wohl das berühmte Fettnäpfchen gefunden und war präzise hineingetrampelt... Nagi zog kurz eine genervte Miene, die er sich von seinem orangehaarigen Kollegen abgeschaut hatte, und nickte dann. Eigentlich würde er sich jetzt viel lieber in sein Bett verkriechen und schlafen, nach der durchwachten Nacht. Aber das war Brads Gesichtsausdruck nach zu urteilen gar nicht erst in Erwägung zu ziehen. "Was ist jetzt? Fährst du mich oder muss ich zusehen, dass ich eine andere Transportmöglichkeit bekomme?" Die darin bestanden hätte, dem Telepathen mit einem leidenden Dackelblick so lange auf die Nerven zu gehen, bis er nachgab und ihn in die Schule brachte. "Ich habe es dir angeboten, also mache ich es auch", sagte Brad. "Trotzdem müssen wir wohl so langsam los." Er ging nicht weiter darauf ein, was Nagi ihm geraten hatte, denn er hatte keine Lust, noch weiter darüber zu diskutieren. Aber er würde darüber nachdenken. Ernsthaft. Brad erhob sich und ging dann zur Küchentür, um sie Nagi aufzuhalten. "Hast du Geld, um dir mittags etwas zu Essen kaufen zu können?" Der Blick, der den Amerikaner darauf traf und besagte, dass Nagi gerade ernsthaft an dem Geisteszustand des Anderen zweifelte, sagte wohl alles, also schenkte sich der Junge eine akustische Antwort. Er ließ seine Tasche die Treppe herunterschweben, pflückte sie mit einer Hand aus der Luft und seufzte gequält. "Dann los", murmelte er, in dem Versuch, sich selbst ausreichend zu motivieren. Ehrlich mal, wenn Schuldig in nächster Zeit öfter so ausrastete, würde er Urlaub brauchen - nicht nur von der Schule. Brad hatte Nagi sicher in der Schule abgeliefert und machte sich dann an seine Arbeit. Dennoch wanderten seine Gedanken immer wieder zu Schuldig und dem, was Nagi ihm erzählt hatte. Wie konnte Schuldig nur glauben, er wolle nur mit ihm schlafen? Eigentlich wollte er das doch gar nicht. Sicher, wenn Schuldig es wirklich darauf anlegen würde, wusste er nicht, ob er dabei widerstehen könnte. Doch Sex mit Schuldig war eigentlich nichts, was er bewusst beabsichtigte. Sollte er wirklich auf Abstand gehen? Was würde Schuldig dazu sagen? Vielleicht könnte er ja wirklich verreisen - ein paar Tage zumindest? So grübelte er hin und her, schaffte es aber dennoch irgendwie, seine Arbeit zu erledigen, die heute zum Großteil aus Sortieren bestand und daher nicht besonders viel Konzentration erforderte. Es war schon Nachmittag, als Schuldig wieder aufwachte und sich wie gerädert fühlte. Noch schlaftrunken rollte er sich aus dem Bett und tappte so, wie er war, aus dem Zimmer und in die Küche. Jetzt brauchte er wirklich erst mal einen Kaffee, um wieder zu sich zu kommen. Er hatte nicht auf die Uhr gesehen und daher auch keine Ahnung, wie spät es eigentlich war, er wunderte sich nur über die Ruhe, die in der Villa herrschte. Das war aber auch schon ziemlich der einzige Gedanke, der es in sein übernächtigtes Hirn schaffte - die Probleme mit Brad, die er immer noch hatte, schienen noch zu schlafen. Sie wachten auch erst im Laufe des Tages auf, doch er hatte keinen Grund, sich auch mit ihnen auseinandersetzen zu müssen, denn Brad ließ sich heute den ganzen Tag über nicht blicken. Erst spät abends hörte Schuldig die Tür zu Brads Zimmer zufallen. Dann aber ging sie wieder auf und kure Zeit später erklang das Rauschen der Dusche. Es war ungewöhnlich für Brad, abends zu duschen, aber heute Abend sehnte er sich nach der Wärme des Wassers und ließ es genüsslich über seinen Körper laufen. Für einen flüchtigen Moment musste er an Schuldig denken, der vor wenigen Tagen hier auf dem Wannenrand gesessen hatte wie eine Wassernymphe am Brunnen. Dieser flüchtige Moment reichte, um Brad einen heißkalten Schauer der Erregung durch den Körper zu jagen. Ja, vielleicht hatte Nagi Recht und er wollte Schuldig ficken. Doch er hatte auch genauso viele Gründe, es nicht zu tun. Schuldig war mehr für ihn als eine Affäre, die er als Ventil für seine Triebe nutzte. Er wollte ihn glücklich sehen. Umso schlimmer war es, dass der Telepath zu seinem Glück etwas brauchte, das er ihm nicht geben konnte. Oder? Er horchte tief in sich hinein, doch er war sich nicht sicher, ob das, was er für Schuldig empfand, ausreichen würde. Schuldig war in erste Linie sein bester Freund. Und wenn er wollte, dass es so blieb, musste er die Finger von ihm lassen. Also legte er seine Finger lieber an sich selbst, was dazu führte, dass er deutlich länger duschte als sonst. Es war für Schuldig ein Segen, dass er seinem Leader heute nicht über den Weg lief. Er legte auch keinen gesteigerten Wert darauf. Als er hörte, wie Brad im Bad verschwand und gleich darauf das Rauschen der Dusche erklang, atmete Schuldig erleichtert auf, denn das bedeutete, dass er den Anderen heute wirklich nicht sehen würde. Er legte sich ins Bett, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte seufzend an die Decke. Die Lage war wirklich verzwickt, überlegte er. Er wusste inzwischen, dass Brad ihn nicht liebte, doch es ließ sich nicht leugnen, dass er deshalb seine Gefühle für den Älteren auch nicht einfach abstellen konnte. Vor seinen geschlossenen Augen tauchte immer und immer wieder das Bild des Amerikaners auf, und Schuldig biss sich mit einem erstickten Laut auf die Lippe. Nein, er durfte solche Sachen nicht denken!, rief er sich zur Ordnung. Das sagte sich auch Brad, der nun die Früchte seines Höhepunkts davonspülte. Immer wieder hatte sich Schuldigs Bild eingeschlichen. Allein der Gedanke an Schuldigs schlanken, wohlproportionierten Körper hatte gereicht, um ihn die Beherrschung verlieren zu lassen und schneller zu kommen als üblich. Fuck, was war nur mit ihm los? Vermutlich hatte Nagi recht und er wollte doch mit Schuldig schlafen. Doch er war sich auch sicher, dass er es nicht einfach so tun wollte. Schuldig verdiente es, geliebt und umsorgt zu werden. In ihm begann der Gedanke zu reifen, dass er es vielleicht tun könnte. Vielleicht... Zur gleichen Zeit stöhnte auch Schuldig in seinem Zimmer dunkel auf und wie schon so oft zuvor folgte dem rauen Stöhnen der Name seines Leaders. Kaum war der Höhenflug vorbei, drehte Schuldig sich auf die Seite und war sauer auf sich selbst. Erstens hasste er es wie die Pest, sich selbst zum Orgasmus zu bringen und zweitens verachtete er sich für seine Schwäche, dabei schon wieder an Brad gedacht zu haben. Ehrlich, das musste langsam aufhören, sonst war Schwarz wirklich gefährdet. Und das war das Letzte, das der Telepath wollte. Ärgerlich zerrte er einmal mehr die Decke über sich, wischte sich die Finger daran an und zog eine Schmollmiene. Echt jetzt, wie hatte es ihm denn nur passieren können, sich in den Amerikaner zu verlieben? Er wusste doch haargenau, dass der von Gefühlen wie Liebe nichts hielt und er ihn unter Garantie nicht erobern konnte. Und doch konnte und wollte er nicht aufgeben - und wenn es ihn ein ums andere Mal verletzte. Dafür waren solche Vorstellungen wie die von eben viel zu schön. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)