Lächle für mich von hungrymon ================================================================================ Kapitel 32: Ein wahrhaftig unglaubliches Date --------------------------------------------- Miyavi brach das Schweigen, das folgte: „Wuah! Große Überraschung!! Aber sag mal Aoi, kann ich deine Toilette noch schnell benutzen, bevor wir losfahren? Ich müsste nämlich ganz dringend...“ „Eh, ja klar. Im Gang gleich rechts.“, gestattete ich ihm. Als Miyavi hinter mir verschwunden war, wandte ich mich zu Kai. Der hatte den Kopf gesenkt und starrte Löcher in den Boden. Ich merkte, wie sich schon wieder eine peinliche Stille anbahnte. „Dieser Miyavi. So ein Scherzbold. Er hätte doch nur sagen müssen, dass er mit uns beiden etwas unternehmen will.“, witzelte ich. Kais Antwort war so leise, dass ich sie kaum verstand: „Ich befürchte, er meint das mit dem Date ernst.“ „Wie?“ Da blickte der Drummer endlich auf und seine rehbraunen Augen guckten mich gequält an. „Miyavi hat ein Date für uns beide arrangiert, Aoi.“ „Ernsthaft?“ Ich musste wohl ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben - was aber in dieser Situation doch irgendwie verständlich war - denn Kai begann stammelnd mit der Erklärung: „I-Ich habe Miyavi vor einigen Wochen erzählt, d-dass ich Gefühle für dich habe. Und als er mich dann fragte, warum ich es dir noch nicht gesagt habe und so, hab ich geantwortet, dass du -“ Hier stockte er kurz, dann fasste er sich wieder und sprach weiter: „Dass du bereits für einen anderen Gefühle hast.“ „Aber wenn er das weiß, warum dann das Date?“, wollte ich verwirrt wissen. „Er hat mir nicht geglaubt. Da ich nämlich eine ziemlich feige Person bin, scheiterte es bei mir schon oft daran, dass ich mich nicht traute, meinen Schwarm anzusprechen. Und das weiß Miyavi.“, gab Kai zu. „Also unterstellt er dir, dass du ihn angelogen hast und wollte dir durch diese Aktion helfen, über deinen Schatten zu springen?“ Der Drummer nickte. „Ja. So kann man das wohl sagen.“ „Das ist ja eigentlich sehr nett gemeint.“, stellte ich fest. „Ja. Nett gemeint.“, jammerte Kai, „Tut mir echt Leid, dass ich dich da mit rein gezogen habe, Aoi. W-Wenn du ihm sagst, dass du wirklich Gefühle für einen anderen hast, wird er sicher - " In diesem Moment kam Miyavi zurück. „So... Können wir?“ Er guckte uns beide wartend an. Wir zögerten beide und Miyavi wäre beinahe schon losgegangen, doch da sagte Kai: „Aoi muss dir noch was Wichtiges mitteilen.“ „Okay? Und was? Hast du vergessen, den Herd auszuschalten? Oder sag bloß, du hast vergessen, dir eine Unterhose anzuziehen??“ Ein Moment des Zögerns. Ich hatte diesem Date bewusst zugesagt. Hatte mich bewusst einen Schritt von Uruha entfernen wollen. Warum also das nicht durchziehen? „Ehm nein, nicht ganz. Ich - “ Ich stockte, da meine Augen zu Kai gewandert waren, die mich noch halb drängend halb erwartungsvoll ansahen, und ich mir vorstellen musste, wie diese gutmütigen Rehaugen auf meine Worte hin von Schmerz erfüllt sein würden, doch dann fasste ich mich. Kai selbst wollte es anscheinend ja so. Und es war auch das Richtige. Kai gegenüber war das nur fair. Denn die tiefen Gefühle, die er für mich hegte, würde ich nicht erwidern können. Das wusste er. Der Abend würde ein Desaster werden. Kurz tauchte in meinem Kopf die Frage auf, ob es denn mit einem Fremden kein Desaster geworden wäre. 'Wahrscheinlich schon.' Dann sprach ich es aus: „Ich habe Gefühle für einen anderen.“ Es folgte peinliche Stille. Miyavis schockierter Ausdruck, dem ein verdammt enttäuschter folgte, war schon schlimm genug, doch der Kummer in Kais Blick quälte mich noch tausendmal mehr. „Oh. A-Also werdet ihr euch nicht im Schein einer einzigen Kerze, die durch den sonst abgedunkelten Raum - der außer euch übrigens komplett leer ist, bis auf die Kellner, was im Übrigen sehr zum Leidwesen anderer ist - ein magisches, hoffungsvolles Flackern schickt, langsam näher kommen? Und bei romantischer Musik, die nur von wundervoller, erfüllter Liebe handelt erkennen, dass ihr füreinander geschaffen worden sein müsst? Und schließlich bei einem Fünfgängemenü, bei dem peinlichst darauf geachtet wird, dass nur Farben der Liebe und Hoffnung verwendet werden, einsehen, dass ihr nicht ohne den anderen weiterleben könnt? Ach wie tragisch! Und ich hatte mir das so romantisch vorgestellt!“, klagte Miyavi dann auf einmal. Als ich hörte, was er für uns beide arrangiert hatte, fühlte ich mich - sofern das überhaupt möglich war - noch schlechter. „Miyavi, da-das ist ja, unglaublich.“ Der Sänger nickte. „Das ist es wahrhaftig. Und ich habe auch lange gebraucht, um den Ladenbesitzer dazu zu bringen, mir dieses Gefallen zu tun.“ Kai, dem bei diesen Worten Tränen in die Augen gestiegen waren, wischte diese schnell fort und schniefte: „Miyavi, du bist wirklich der beste Freund, den man sich wünschen kann.“ „Ach das weiß ich doch!“, erwiderte Miyavi gerührt. „Aber wirklich schade, dass das alles nun umsonst war...“ „Das muss es vielleicht nicht.“, meinte ich. Mir war so eben eine Idee gekommen. „Miyavi? Würde es dir etwas ausmachen, dieses wunderbare Date an ein Paar abzugeben?“ „Wer schwebt dir denn da vor?“, fragte Miyavi. „Ruki und Reita. Die zwei haben sich zwar schon gefunden, aber ... “ „Ruki und Reita?? Hab ich da was verpasst??“, rief Miyavi aus. „Pssscht. Ich hab auch noch Nachbarn...“, erinnerte ich den Sänger. „Sorry.“ „Lass uns erstmal zu mir reingehen, bis wir das geklärt haben, okay?“, schlug ich vor. Die beiden folgten mir in meine Wohnung und machten es sich in meinem Wohnzimmer bequem. „Also ist diese Idee für euch beide okay?“, wollte ich wissen, als auch ich Platz genommen hatte. Synchrones Nicken. „Ich rufe Ruki an und frage ihn, ob er das noch so spontan mit Reita organisieren kann. Und spätestens morgen kann er sich was von mir anhören, dass er mir nichts erzählt hat!“, verkündete Miyavi und zog sein Handy aus der Hosentasche. Er tippte auf ein paar Tasten, dann hielt er sich das Gerät ans Ohr. Nach einer Weile legte er es enttäuscht auf seinen Schoß. „Geht keiner ran. - Dann Reita. Kai? Gib mir mal dein Handy. Du hast doch sicher seine Nummer eingespeichert, oder?“ „Du etwa nicht?“, fragte Kai, doch er begann schon, auf der Suche nach seinem Mobiltelefon seine Hosentaschen zu entleeren. Eine Packung Taschentücher, Geldbeutel und Schlüssel und schließlich das Handy landeten auf meinem Wohnzimmertisch. „Hatte ich. Aber nachdem mein altes Handy letztens den Geist aufgegeben hat - “ „Wenn ich mich recht erinnere ist es doch ins Aquarium gefallen, oder?“, unterbrach Kai ihn. „Genau. Und dann hat es einfach den Geist aufgegeben. Das, das ich davor hatte, hat das auch ausgehalten. Sogar zweimal. Naja egal. Auf jeden Fall musste ich mir ein neues zulegen und da sind noch nicht alle Nummern drauf. Danke.“ Mit diesen Worten schnappte sich Miyavi Kais Handy, tippte auf diesem und dann auf seinem eigenen rum und hielt sich seines dann wieder ans Ohr. „Huhu Reirei! Ja hier ist Miyavi. Du sag mal du hast nicht zufällig Lust auf ein romantisches Essen? Was? Wieso? Och das erklär ich dir ein andermal. Du hättest nämlich nicht mehr viel Zeit, falls du dich dazu entschließen solltest, mein Angebot anzunehmen, wozu ich dir übrigens echt raten würde. Nein! Natürlich ist da kein Haken dabei! Was denkst du nur von mir?? Ja? Du nimmst an? Super! Ich schick dir die Adresse per SMS okay? Viel Spaß dir und Ruki!“ Und schon hatte er wieder aufgelegt. „Das wäre dann ja geklärt.“ Zufrieden blickend lehnte der Sänger sich zurück. „Hoffentlich haben die Zwei eine schöne Zeit.“, murmelte Kai. „Bestimmt.“ Ich stellte mir vor, wie die beiden sich im Kerzenschein verliebt angucken, während das Essen langsam kalt wurde. Gleichzeitig schossen Freude und der giftige Neid durch meine Brust. „Gut, ehm, dann packen wir es wieder, oder, Kai?“, sagte Miyavi und stand auf. Der Angesprochene nickte und erhob sich ebenfalls. Ich tat es ihm nach und begleitete die beiden noch zur Tür. „Also, bis übermorgen dann, Aoi.“, verabschiedete Kai sich mit einem vorsichtigen Lächeln. „Ja bis dann.“ Ich wollte sein Lächeln erwidern, doch es wollte mir nicht so recht gelingen. Der Abend war so anders abgelaufen als ich es mir ausgemalt hatte. Mir war es eben einfach nicht vergönnt, dass es einmal so ablief, wie ich es mir wünschen würde. „Geh schon mal vor ja?“, bat Miyavi Kai. Der nickte und wandte sich zum Gehen. Als Kai durch die Tür war, wandte sich Miyavi wieder mir zu: „Tut mir wirklich Leid, dass ich dir so eine unangenehme Situation bereitet habe. Ich war einfach zu voreilig und ich hätte Kais Worten wohl doch Glauben schenken sollen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ach, schon okay. Du hast es ja wirklich nur gut gemeint. Und ich kenne keinen, der so etwas arrangiert hätte.“ „Mja. Ich wollte halt, dass Kai endlich Erfolg hat. Ich hab’s ihm so übelst gewünscht. Und diesmal dachte ich mir, kann ja nichts mehr falsch laufen. Ich hatte sogar jemanden angeheuert, der den Kleinen aufhalten sollte, falls er flüchtet. Naja, hab ich leider falsch gedacht.“ Bedrückt schwieg ich. „Aber sag mir noch eins: Wer ist es? An wen hast du dein Herz verloren, dass du es nicht mit diesem Herzchen versuchen willst?“, wollte Miyavi noch wissen, nachdem er mich kurz gedrückt hatte. „Uruha.“, antwortete ich nur. Der Sänger machte große Augen. „Oh.“, rutschte es ihm heraus. Doch dann fügte er hinzu: „Dann wünsche ich dir viel Erfolg, mein Freund. Ich hoffe für dich, dass du die Schneekönigin für dich gewinnen kannst. Aber ich glaube, wenn es einer schaffen kann, dann du.“ Mit diesen Worten verschwand er schließlich und ich schloss nach wenigen Sekunden die Wohnungstür hinter mir. Erschöpft ließ ich mich auf mein Sofa plumpsen. ‚Die Schneekönigin für mich gewinnen...’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)