Unerwünschte Gefühle von Snuggle ================================================================================ Kapitel 15: Zweifel ------------------- Ein leises Klingeln kündigte Maron und Chiaki an, die gerade eine kleine Boutique betraten, die Abendkleider verkaufte. Die Brünette sah sich etwas unsicher um. Die Kleider sahen wirklich schick und elegant aus. Das Sortiment schien riesig zu sein. Das sah man dem scheinbar kleinen Geschäft von draußen gar nicht an. Es war wohl alles vorhanden, was das Herz begehrte. Lange Kleider, kurze Kleider, Schuhe, Schmuck, aber auch Smokings und eine große Auswahl an allen möglichen Krawatten und Fliegen. Wollte Chiaki wirklich, dass sie sich hier ein Kleid kaufte? Dann fiel ihr Blick auf eines der Preisschilder und sie hatte das Gefühl als würde ihr Herz stehen bleiben, ihr Atem aussetzen und sich dann unendlich schnell beschleunigen. Total geschockt sah sie zu Chiaki. "Chiaki, hast du dir mal die Preise angeguckt? Das kann ich mir doch nie im Leben leisten! Wenn ich mir auch nur eins dieser Kleider kaufe, werde ich Schulden abbezahlen müssen bis ich 40 bin!" "Jetzt übertreib doch nicht gleich. Außerdem... wer hat denn gesagt, dass du bezahlst?" Erst musste sie kurz überlegen, doch als sie erkannte, was er damit meinte und sie sein Grinsen sah, weiteten sich ihre Augen. "Oh nein, Freundchen, das kommt überhaupt nicht in Frage! Das ist viel zu teuer! Bitte, lass uns in ein anderes Geschäft gehen. Dann such ich mir was hübsches raus und bezahl selber, okay?" "Maron, das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich habe dich mit diesem Bankett überrumpelt und dann bezahle ich auch. Es wird quasi alles da sein, was in der Medizin Rang und Namen hat, dann kann ich auch mal ein bisschen mehr ausgeben. Also hab dich nicht so und such dir was Schönes aus, Liebes. Der Preis spielt absolut keine Rolle." Maron wollte schon wieder protestieren, doch dann kam eine kleine, ältere Dame aus einem Hinterzimmer in den Verkaufsraum getreten. Sie musste wohl die Ladenbesitzerin sein. Sie hatte kurzes, blondes Haar, das schon fast grau aussah. Sie hatte eine zierliche Statur und war um einiges kleiner als Maron. Sie trug ein Damenkostüm in schwarz und weiß mit ebenso schwarzen Schuhen mit einem kleinen Absatz. Das Outfit war ihrem Alter entsprechend und doch wirkte es nicht altmodisch. Alles in allem machte sie einen sympathischen, warmherzigen Eindruck. Als sie Chiaki erblickte, hellte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig auf und sie stürmte mit einem erfreuten Quieken auf ihn zu und umarmte den deutlich Größeren. Er musste sogar etwas in die Knie gehen um sie begrüßen zu können. "Chiaki! Ich freue mich ja so, dich zu sehen. Lass dich ansehen! Du hast dich ja kaum verändert! Immer noch der gutaussehende, charmante Mann. Was verschlägt dich in meinen kleinen Laden?" Chiaki lachte auf. So kannte er sie. Immer freundlich und wenn sie ihn sah, freute sie sich immer wie ein Kind an Weihnachten. Dann wandte er sich aber Maron zu. "Yuna, darf ich dir Maron Kusakabe vorstellen? Sie ist eine gute Freundin der Familie und wird mich heute Abend zu einem äußerst wichtigen Bankett begleiten. Maron, das ist Yuna Tanimura. Sie ist seit langer Zeit sehr gut mit meiner Mutter befreundet und wird dir helfen das perfekte Kleid für heute Abend zu finden." "Es freut mich, Sie kennenzulernen", begrüßte Maron die Dame. Chiakis Bemerkung über sie selbst versuchte sie auszublenden. Eine gute Freundin der Familie... "Es freut mich ebenso. Da hat sich Chiaki ja eine hübsche Begleitung ausgesucht. Ich bin mir sicher, dass wir das Passende finden werden." "Ach, und Yuna", stoppte Chiaki die Verkäuferin noch einmal "lass Maron auf gar keinen Fall die Preisschilder lesen." Die Angesprochen konnte dies nur mit einem Zwinkern quittieren. Yuna rief noch eine weitere Verkäuferin herbei und zu zweit zogen sie Maron in Richtung der Umkleiden, wo sie sie ein Kleid nach dem anderen anprobieren ließen. Chiaki konnte dem Treiben nur belustigt zusehen. Er hatte sich auf einen Sessel gesetzt und wartete geduldig bis sich seine Geliebte präsentieren würde. Es dauerte zwar etwas länger, doch als Maron mit dem ersten Kleid herauskam, fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Sie trug ein eng anliegendes, rotes Kleid, das bis zum Boden reichte. "Wow...Maron du...du siehst toll aus!" "Findest du?" Die Brünette schien etwas verunsichert und drehte sich ein paar mal vor dem Spiegel. Sie war es nicht gewohnt in solch schicken Kleidern herumzulaufen und vor allem war sie es nicht gewohnt in so vornehmen Kreisen zu verkehren. Ob rot da die richtige Farbe war? Sie wollte nicht unbedingt auffallen. Also entschied sie sich, noch mehr Kleider anzuprobieren. Immer wieder kam sie mit einem anderen Kleid aus der Umkleide. Und Chiaki konnte sich an dieser Frau einfach nicht satt sehen. Egal was sie anzog, sie sah in allem einfach nur wunderschön aus. Lange und kurze Kleider in allen möglichen Farben. Er selbst konnte sich nicht entscheiden, welches der Kleider nun das schönste gewesen ist. Umso verwunderter war er, als Maron wieder in ihrem Alltagsoutfit zu ihm kam. Hinter ihr erschien Yuna mit zwei Kartons. Lächelnd ging sie auf Chiaki zu und bat ihn zur Kasse. Kurz warfen sich Maron und Chiaki einen Blick und ein Lächeln zu, bevor er Yuna folgte und Maron sich ein bisschen bei dem Schmuck umsah. Es war wohl das Beste, wenn sie nie erfahren würde, was dieses Kleid kostete. "Für welches Kleid hat sie sich entschieden?", fragte Chiaki die Verkäuferin beiläufig während er ihr seine Kreditkarte reichte. "Keines, das sie dir präsentiert hat." Yuna zwinkerte ihm kurz zu und rechnete ab. Chiaki musste schmunzeln. Maron würde ihn heute Abend wohl überraschen wollen, und er bezweifelte nicht eine Sekunde, dass sie wundervoll aussehen würde. Er konnte nicht leugnen, dass er stolz sein würde, diese Frau heute Abend an seiner Seite haben zu dürfen. Und doch würde er seine Zuneigung zu ihr nicht zu offen preisgeben dürfen, sonst würden alle sehen können, dass Miyako schon lange nicht mehr die wichtigste Frau in seinem Leben war, auch wenn sie offiziell noch immer verlobt waren. Und wenn das hier aufflog, dann würde er nicht nur Miyako, sondern auch Maron verlieren. Und er wollte garnicht erst wissen, wie seine und Miyakos Eltern reagieren würden. Das konnte er nicht riskieren. Allein schon um Marons Willen. Alle würden sich von ihr abwenden. Auch das wollte er ihr nicht antun wollen. Er erwischte sich dabei, wie er seine Geliebte die ganze Zeit anstarrte, während sich Yuna um die Abrechnung kümmerte. Erst ein lautes Räuspern von Yuna riss ihn aus seinen Gedanken. Er nahm seine Kreditkarte, verstaute sie wieder in seinem Portemonnaie und nahm die zwei großen Tüten entgegen. Anschließend verabschiedete er sich herzlich von Yuna und verließ zusammen mit Maron das Geschäft. Etwas nervös stand Chiaki vor dem Spiegel im Schlafzimmer und richtete gekonnt seine Krawatte. Seine Nervosität wurde allerdings nicht nur ausgelöst durch den wichtigen Anlass dieses Abends, sondern auch durch eine bestimmte Frau, die sich in diesem Moment in ihrer eigenen Wohnung auf den Abend vorbereitete. Er war sich absolut sicher, dass sie ihn umhauen würde. Was ihm allerdings Sorgen bereitete, waren die Fragen, wie er sich vor so vielen Menschen gegenüber Maron verhalten sollte. Er wollte nicht distanziert oder abweisend wirken, doch gleichzeitig wollte er nicht, dass die anderen merkten, dass da mehr zwischen ihnen war, als nur bloße 'Freundschaft'. Vor allem seine Mutter, die an diesem Abend seinen Vater begleiten würde, würde ihren Sohn sofort durchschauen. Was sollte er nur tun? Ein letztes mal überprüfte er Krawatte und Jackett und machte sich anschließend auf den Weg zu der Wohnung seiner Geliebten, die nur wenige Meter neben seiner eigenen lag. Angespannt drückte er auf die Klingel und wartete, dass Maron die Tür öffnen würde. Es dauerte nicht lange und er konnte Schritte vernehmen, die sich auf die Eingangstür zubewegten, bevor diese geöffnet wurde und Maron zum Vorschein kam. Chiaki blieb der Mund offen stehen und er bemerkte, dass sich ein großer Kloß in seinem Hals bildete. Seine Geliebte hatte alle seine Erwartungen übertroffen und er konnte sich nur wieder und wieder wundern, warum er diese wunderschöne Frau verdient hatte. Das bodenlange, schulterfreie Kleid, das sie sich in der Boutique ausgesucht hatte war schulterfrei und in einem zarten Rosa gehalten. Der Ausschnitt war mit glitzernden Applikationen versehen, die ihre wunderschönen Rundungen noch hervorhoben. Der zarte Chiffonstoff umspielte ihre schlanke Figur. Eine kleine silberne Kette und dezente Ohrringe ergänzten das Gesamtbild. Ihre gewellten Haare hatte Maron locker nach oben gesteckt. Ein paar der Locken hatten sich gelöst und umspielten ihr zartes Gesicht, das nur dezent geschminkt war. Etwas Lidschatten zur Betonung ihrer Augen. Rouge, der ihren Wangen eine leichte Röte verlieh und schließlich der Lipgloss, der ihre Lippen in der selben Farbe des Kleides schimmern ließ. Sie war einfach nur perfekt! Sie sah so zart und leicht aus. Chiaki verglich sie in Gedanken mit einem Engel. Anstatt etwas zu sagen, schloss er die Tür hinter sich und legte seine Lippen auf ihre. Ein Arm schlang sich um ihre Taille, die andere Hand legte sich in ihren Nacken, als würde er ausdrücken wollen, dass er sie nie wieder gehen lassen wollte. Mit Freuden erwiderte Maron den zarten Kuss und diesmal war sie es, die mit ihrer Zunge um Einlass bat. Chiaki war einfach zu hingerissen und so gewährte er ihr diesen. Als er jedoch seine Hand fast automatisch an den Reißverschluss des Kleides legte, unterbrach Maron den Kuss mit einem Kichern. "Chiaki!", ermahnte sie ihn spielerisch. "Wir sollten lieber los, sonst kommen wir noch zu spät." Vor dem Haus wartete bereits eine Limousine, in der sich bereits Kaiki und Hana, Chiakis Eltern, befanden. Auch wenn sie seit einigen Jahren geschieden waren, pflegten sie nach wie vor eine Freundschaft. Dazu gehörte auch die gelegentliche Begleitung bei öffentlichen Anlässen. Chiaki öffnete Maron die Tür und ließ sie einsteigen. Mit einem schüchternen Lächeln reichte sie den beiden die Hand und wartete, dass Chiaki ebenfalls einstieg und sich neben sie setzte. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Sie konnte einfach überhaupt nicht einschätzen, was sie erwartete. Chiaki hingegen zeigte sich wesentlich selbstbewusster. Ein Küsschen auf die Wange seiner Mutter, einer fester Händedruck bei seinem Vater. "Hey, Kagura, lange nicht mehr gesehen!", begrüßte er sogar den Chauffeur, bevor er sich wieder seinem Vater zuwandte und fast automatisch ein Gespräch über den folgenden Abend begann, das die ganze Fahrt über andauern sollte. Maron fiel fast die Kinnlade herunter, als sie an ihrem Ziel ankamen: Eine riesige, hell erleuchtete Villa, vor der sogar ein roter Teppich ausgerollt war. Fast im Minutentakt fuhr eine Limousine nach der anderen durch das schwere Eisentor und ließ Personen aussteigen: Herren im Anzug mit Krawatte, meistens in Begleitung einer Dame im schicken Abendkleid. Maron schluckte, wurde jedoch im selben Moment von Chiaki aus der Limousine gezogen. Etwas unbeholfen hakte sie sich an seinem Arm ein und ließ sich mitziehen, wobei sie fast keinen klaren Gedanken fassen konnte. Ausgeschlossen aus dem Gelände konnte sie einige Reporter und Fotografen entdecken, die versuchten, den perfekten Schnappschuss zu erhaschen und das Ereignis so gut es geht zu verfolgen. Maron hatte nie damit gerechnet, dass es sich um einen solch wichtigen Anlass handeln würde. In ihrer Vorstellung hatte es sich um ein feines Abendessen gehandelt, bei dem einige Ärzte anwesend sein würden, die sich über Medizinisches unterhielten. Aber DAS! Unweigerlich fühlte sie sich fehl am Platz... Dieses Gefühl ließ auch nicht nach, als sie von Chiaki von einem Gast zum anderen gezogen wurde. Immer dasselbe Prozedere: Erst wird sich freundlich begrüßt, ein paar freundliche Worte gewechselt, anschließend wird die Begleitung vorgestellt und dann begrüßt. Dann geht es zu den nächsten Gästen. Die Brünette kam sich fast vor wie ein Hund, der brav und artig "bei Fuß" blieb und seinem Herrchen folgte. Das lag vielleicht auch daran, dass Chiaki auf einmal sehr kühl wirkte. War er in ihrer Wohnung noch so liebevoll und zärtlich gewesen, wirkte er nahezu distanziert und ablehnend. Sie versuchte, sein Verhalten nicht zu ernst zu nehmen und folgte ihm weiter zu den Gästen. Auch wenn Maron nicht die Möglichkeit hatte, sich mit den jeweiligen Personen zu unterhalten, konnte sie jedoch sofort feststellen, dass nicht alle aus Japan kamen, sondern aus allen möglichen Ländern der Welt. Für Maron fühlte es sich an als würde es Stunden dauern, bis sich alle schließlich in den festlich geschmückten Speisesaal begaben und ihre Plätze einnahmen. Am Anfang verlief noch alles einigermaßen normal. Smalltalk hier, Smalltalk da, zwanglose Gespräche und das ein oder andere Kompliment. Doch dann standen immer wieder einzelne Personen auf, gingen nach vorne und hielten ihre Reden. Wie nicht anders zu erwarten, ging es die ganze Zeit um Medizin. Neueste Entwicklungen, Medikamente, Projekte, Spendenaktionen und vieles mehr. Sie musste zugeben, dass sie nicht viel von dem verstand, was da vorgetragen wurde. Zu viele Fachbegriffe. Zwischendrin lachte der ganze Saal, während sie noch den Witz in dem Satz suchte. Also lächelte sie einfach nur, wenn die Leute lachten. Sie kam sich so dämlich vor... Als die Reden alle gehalten waren, gingen die Gespräche an den Tischen los. Während sich die Männer über Medizin unterhielten, tratschten die Frauen über die Neuigkeiten in der High Society. Einer Gesellschaft, zu der sie definitiv nicht gehörte, wie sich die 24-Jährige immer wieder eingestehen musste. Auch Chiaki war in Gespräche mit einigen Männern und seinem Vater verwickelt. Sie dagegen saß nur stumm da und starrte Löcher in die Luft. In diesem Moment hätte sie sich gewünscht, dass wenigstens Chiaki ihr etwas Aufmerksamkeit schenken würde, aber darauf würde sie wohl vergeblich warten müssen. Dann wurde das Essen serviert und die Gespräche am Tisch wurden leiser. Maron dagegen war aber umso verzweifelter. Zu viel Besteck und sie wusste nicht, welche Gabel oder welcher Löffel für welchen Gang gedacht war. Fast schon hilflos warf sie einen Blick zu Chiaki, der sich über ihre Hilflosigkeit sogar zu amüsieren schien, aber ihr dann doch aufmunternd zulächelte. "Mach einfach das, was ich auch mache, ich habe das früher auch nie kapiert." Er zwinkerte sie kurz an, dann wandte er sich wieder seinem Gegenüber zu. Maron war bereits aufgefallen, dass Chiaki ihr gegenüber sehr wortkarg war, während er sich den Mund im Gespräch mit den anwesenden Ärzten franzlig redete. Sie spürte einen heftigen Stich in ihrer Brust. Da war sie wieder: die Realität. Er war nunmal verlobt und sie nur eine kleine Affäre... Nur mit großer Mühe konnte sie die Tränen unterdrücken, die sich in ihre Augen schleichen wollten. Noch völlig in Gedanken versunken wurde die junge Frau auf einmal direkt angesprochen: "Und was ist mit Ihnen, Miss Kusakabe?" Bei dem Mann, der sie angesprochen hatte, handelte es sich um einen älteren Japaner mit bereits grauen Haaren und Vollbart. Kaum erhob er seine Stimme, richtete sich die Aufmerksamkeit des ganzen Tisches auf dieses Gespräch und damit auf sie selbst. Maron war es total unangenehm, vor allem weil sie, völlig in Gedanken versunken, die vorangegangenen Gespräche nicht mitbekommen hatte. "Was soll mit mir sein?" sofort schämte sie sich für diese Frage. Sie wollte nicht so plump und unhöflich klingen. Die anderen Gäste dagegen fanden es wohl eher amüsant und fingen an zu lachen, was die Situation für sie noch unangenehmer machte. "Naja, was Sie beruflich machen? Erzählen Sie doch ein bisschen von sich", fuhr der Mann höflich fort, als das Kichern verstummte. Maron räusperte sich. "Naja, so viel gibt es nicht über mich zu erzählen. Ich bin erst kürzlich nach Momokuri zurückgezogen und habe kürzlich mein Studium in Psychologie in Tokio abgeschlossen. Seit ein paar Wochen bin ich in der Praxis von Frau Tsukamoto beschäftigt." Anerkennendes Nicken von den Gästen um sie herum. "Ich kenn Frau Tsukamoto sehr gut, sie ist eine ausgezeichnete Psychologin," mischte sich ein weiterer Herr ein. "Ja, das stimmt. Es ist eine Ehre für mich, bei ihr arbeiten zu dürfen." Damit war dieses Gespräch auch schon wieder beendet und derselbe Herr sprach nun wieder Chiaki an: "Chiaki, wie geht es denn Ihrer Verlobten? Miyako, richtig?" Marons Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Chiaki ließ sich jedoch nichts anmerken. "Sehr gut, vielen Dank der Nachfrage. Sie befindet sich im Moment in Osaka, um in einem äußerst wichtigen Fall zu ermitteln. Aus diesem Grund musste sie leider absagen, Maron hat sich dann bereit erklärt, mich zu begleiten." Man hätte meinen können, dass etwas Stolz aus seiner Stimme klang, doch vermutlich war es bloße Einbildung. "Und wie stehen Sie zur Familie Nagoya, Miss Kusakabe?", fragte der Herr. Doch die Antwort nahm Chiaki ihr sofort ab: "Sie ist eine Freundin der Familie." Seit einiger Zeit ging es wieder nur um Medizin. Besondere Krankheitsfälle und vieles mehr, von dem Maron nichts verstand. Doch das spielte in diesem Moment auch keine Rolle. Immer wieder hallten Chiakis Worte in ihrem Kopf. °Sie ist eine Freundin der Familie°. Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal, wie sehr er sie mit diesen Worten verletzt hatte. Wie sehr sein Verhalten sie verletzte. Diese Worte kamen so schnell aus seinem Mund, als hätte er sich diese vorher zurechtgelegt, falls eine solche Frage kommen würde. Ihr war bewusst, dass sie ihre Liebschaft verbergen mussten, doch langsam fragte sich die brünette Schönheit, ob sie damit klar kam und ob sie ihre Gefühle so lange zügeln konnte. Mit jedem Tag, den sie mit Chiaki verbrachte, wurde ihr mehr und mehr bewusst, dass sie sich mehr wünschte, als nur die geheimen Treffen und die Nächte, in denen sie sich liebten. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als die Frau an seiner Seite zu sein, aber diese Möglichkeit schien für ihn im Moment nicht relevant. Wie lange würde sie das noch verbergen können? Und wie lange konnte sie die Schmerzen in ihrer Brust noch aushalten? "Entschuldigen Sie mich, bitte", murmelte Maron vielleicht etwas undeutlich, bevor sie aufstand und in Richtung Toilette verschwand. Vorsichtig befeuchtete sie ein Handtuch mit etwas Wasser und tupfte sich über das Gesicht, ohne ihr Make-Up zu zerstören. Sie hatte es in dem Festsaal nicht mehr ausgehalten. Die warme, stickige Luft, das übertrieben formale Verhalten der Gäste und dann noch Chiakis Nähe. Wobei Letzteres von allem wohl im Moment am Schlimmsten war. °Sie ist eine Freundin der Familie°. Ein Satz, mit dem er ihr nicht nur einen Dolch in das Herz gejagt hat, sondern ihr auch ihre wohl letzte Hoffnung auf eine normale Beziehung nahm. Ohne Geheimnistuerei, ohne Versteckspiel... ohne Enttäuschungen. So sehr in ihre Gedanken vertieft, bemerkte Maron noch nicht einmal, dass eine weitere Person die Damentoilette betrat. Sie wurde erst aus ihren Gedanken gerissen, als diese Person das Wort direkt an sie richtete: "Maron, ist alles okay bei Ihnen?" Maron drehte sich etwas erschrocken um und blickte in das Gesicht von Hana, Chiakis Mutter. Fast war sie etwas enttäuscht. Denn auch wenn sie es nicht zugeben wollte, sie hatte gehofft, dass Chiaki ihr folgen würde... "Ja...ja, alles okay. Es ist nur etwas schwül im Saal." "Da haben Sie Recht. Als Kaiki und ich noch verheiratet waren, war ich regelrecht genervt von diesen Anlässen mit den ganzen Wichtigtuern, aber mittlerweile begleite ich ihn sehr gerne", lachte Hana. Sie hatte ein schönes Lachen, wie Maron feststellen musste. "Es ist schön, dass sie sich selbst nach der Scheidung so gut verstehen...ich beneide sie...", bemerkte Maron, wobei ihre letzten Worte nur noch genuschelt waren und etwas untergingen. Sie musste an ihre eigenen Eltern denken, die sich noch nicht einmal ihrer gemeinsamen Tochter wegen zusammenraufen konnten. "Ja, das finde ich auch. Unsere Ehe lief weiß Gott nicht mehr so gut, aber Kaiki und mir war es sehr wichtig einen guten Kontakt zu pflegen. Allein schon wegen Chiaki." Bei diesen Worten senkte sich Marons Blick ein wenig. Nicht nur wegen ihrer eigenen schmerzhaften Erinnerungen an die Scheidung ihrer Eltern, sondern auch wegen Chiaki und den Zweifeln an ihren Gefühlen zu ihm. "Sie mögen ihn wirklich sehr, nicht wahr?", fragte Hana vorsichtig. Die Stimmung war auf einmal etwas bedrückt und Maron wusste erst einmal nicht, was sie antworten sollte. "Woher..." "Ich habe heute Nachmittag mit Yuna telefoniert, erinnern Sie sich an sie? Sie hat Ihnen dieses Kleid verkauft ... beziehungsweise Chiaki. Und sie hat mir auch erzählt, dass Sie und Chiaki sehr vertraut gewirkt haben." "Chiaki und ich sind gute Freunde geworden", versuchte sich die 24-jährige aus der Affäre zu ziehen, aber um ehrlich zu sein würde sie sich als Außenstehende noch nicht einmal selbst glauben, sowie es auch bei Hana der Fall zu sein schien. Zumindest glaubte Maron zu merken, dass es in dem Kopf von Chiakis Mutter arbeiten würde und sie überlegte, wie sie ihre Worte besser ausdrücken könnte, um ihnen noch mehr Ausdruck zu verleihen. Sie trat einen Schritt näher an Maron heran. "Maron...ich glaube wir wissen beide, dass ich nicht von einfacher Freundschaft gesprochen habe. Ich merke doch wie sie ihn ansehen! Sie sind ein nettes Mädchen, Maron, und deswegen sollten Sie Ihre Gefühle nicht zu tief werden lassen, bevor..." "Hana, bitte..." Es war eher ein kläglicher Versuch sie zu unterbrechen. Sie wollte das nicht hören, sonst würde sie bald ihre Tränen nicht mehr zurückhalten können. Hana hatte inzwischen eine Hand auf die Schulter der Brünetten gelegt. "Nein, bitte. Ich mag Sie wirklich und deswegen möchte ich nicht, dass Sie verletzt werden. Aber ich befürchte, dass Ihnen genau das bevorsteht, wenn sie sich in Chiaki verlieben sollten. Ich liebe meinen Sohn, verstehen Sie mich nicht falsch, und ich will das nur das Beste für ihn. Und das ist nunmal Miyako." Das hatte gesessen. Allmählich merkte Maron, wie ihr die Tränen in die Augen schießen wollten und versuchte diese hinunterzuschlucken, was ihr mehr schlecht als recht gelingen wollte. Sie hatte darüber in den letzten Tagen viel nachgedacht und doch schmerzte es sie, diese Tatsache nun so direkt hören zu müssen...akzeptieren zu müssen. Und dennoch setzte sie ein Lächeln auf, das erzwungener nicht hätte sein könnte und nickte: "Sie haben Recht, Hana, und Sie brauchen sich auch keine Sorgen diesbezüglich zu machen. Wie gesagt, ich schätze ihn als Freund wirklich sehr, aber Miyako ebenso." In Hanas Gesicht zeichneten sich deutliche Zweifel ab. Sie ahnte insgeheim, dass es bereits zu spät war. Dass Maron ihr Herz bereits an Chiaki verloren hatte, aber sie beließ es erst einmal dabei. Sah sie doch die Tränen in den Augen der Jüngeren. Noch einmal nickte Maron Chiakis Mutter zu, bevor sie sich umdrehte und den Raum verließ. Auf dem Flur lehnte sie sich an die Wand und versuchte sich zu beruhigen. Ihr ganzer Körper zitterte, das Herz schlug ihr bis zum Hals und die aufsteigenden Tränen brannten in ihren Augen. So sehr sie sich auch bemühte sie zurückzuhalten, kullerten ihr doch ein paar einzelne Tränen über die Wangen. Wie gerne würde sie sie jetzt einfach laufen lassen, doch das durfte sie nicht. Nicht jetzt, nicht hier. Sie trocknete die Tränen und wartete noch einen kurzen Moment, bis sich ihre Beine nicht mehr anfühlten wie Wackelpudding, dann machte sie sich wieder auf den Weg zur Gesellschaft. Sie hatte eine Entscheidung getroffen... Die Männer erhoben sich, als Maron an den Tisch zurückkehrte. Chiaki flüsterte ihr etwas zu wie "Wo warst du denn so lange, ich wollte schon nach dir suchen", aber das nahm die hübsche Brünette kaum noch wahr. Sie räusperte sich, bevor sie anfing zu sprechen: "Danke, aber bitte setzen Sie sich wieder. Ich wollte mich nur verabschieden. Mir geht es nicht besonders gut und deswegen sollte ich nach Hause gehen. Ich danke Ihnen vielmals für den schönen Abend." Fast war sie etwas stolz auf sich, da sie trotz allem so stark und hoffentlich auch glaubwürdig wirkte. Chiaki würdigte sie allerdings keinen Blickes, sonst wäre sie vermutlich auf der Stelle in Tränen ausgebrochen. Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie allerdings seine Verwirrung wahrnehmen. "Soll Chiaki Sie nach Hause bringen?", fragte Kaiki. "Nein danke, aber das ist nicht nötig. Die frische Luft wird mir sicher gut tun. Auf Wiedersehen!" Kurz sah sie in Chiakis wunderschöne, aber fassungslose Augen, bevor sie auf den Ausgang zusteuerte und das Gebäude schlussendlich verließ. Draußen schlug ihr der frische Wind ins Gesicht und spielte mit ihren Haaren. Es hatte etwas Befreiendes, trotz des stechenden Schmerzes, den sie in ihrer Brust fühlte. Sie hielt es einfach nicht mehr aus, das war ihr nun klar geworden. Sie hatte sich stärker geglaubt, als sie eigentlich war und nun musste sie die Konsequenzen ertragen. "Maron, warte!" Sie blieb stehen und glaubte ihren eigenen Ohren nicht. Als sie sich umdrehte, erblickte sie tatsächlich einen aufgelösten Chiaki, der nur wenige Meter von ihr entfernt stand. Fast so, als würde er sich nicht trauen, sich ihr zu nähern. "Warum bist du gegangen?" "..." Sie schwieg und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es tat ihm weh, seine Geliebte so zu sehen. "Maron, bitte, sag doch irgendwas! Wenn ich dich verletzt habe, dann sag es mir. Schrei mich an, wie auch immer. Aber sag doch etwas!" Seine Stimme klang verzweifelt, während Maron nur da stand und ihm tief in die Augen blickte. "Chiaki...ich weiß nicht was ich sagen soll, aber...", sie atmete tief durch, schloss ihre Augen, suchte nach den richtigen Worten. "Aber?" "Aber ich kann das einfach nicht mehr!" "Was kannst du nicht mehr?" Insgeheim wusste er, was sie meinte, doch er wollte es aus ihrem Mund hören. "Das mit uns, Chiaki. Wir haben so sehr versucht, alles zu verdrängen, aber jetzt hat uns die Realität eingeholt... Sehen wir es doch ein: Du bist mit Miyako verlobt, ihr werdet irgendwann heiraten und für mich ist da kein Platz mehr. Ich gehöre nicht in deine Welt! Hast du nicht gesehen, wie fehl ich am Platz bin? Chiaki...wir sollten es beenden, bevor es zu spät ist." Gegen Ende war sie immer leiser geworden, schluchzte fast. Chiaki sagte nichts. Er schien geschockt, hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und versuchte Marons Worte zu verstehen. Auch Maron war verstummt. Sie hatte ihren Blick abgewandt, wollte ihn nicht ansehen. "Und das soll es jetzt gewesen sein?", presste er nur noch hervor. "Ich befürchte...leb wohl, Chiaki." Mit diesen Worten drehte sie sich um und lief alleine und weinend die Straßen entlang, ohne sich noch einmal zu ihm umzudrehen. Sie stand auf ihrem Balkon, lehnte sich gegen die Brüstung und betrachtete die Sterne. Ihre Tränen wollten nach wie vor nicht versiegen und sie trug noch immer das lange Abendkleid, das durch den Wind um ihre Beine spielte. Langsam überkamen sie doch Zweifel, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, doch tat diese immer wieder ab. Sie hatte die Zeit mit Chiaki sehr genossen, das wusste sie, aber er war einfach nicht der richtige Mann für sie. Sie wollte etwas festes, eine Beziehung, die ihr Halt geben konnte. Sie wollte unbedingt einmal Familie haben und dann alles besser machen als ihre Eltern. Und irgendwann würde sie den richtigen Partner dafür finden, ganz sicher. Sie fuhr leicht zusammen als es plötzlich an der Tür ihres Appartments klingelte. Wie in Trance verließ sie den Balkon durchquerte ihre Wohnung und öffnete die Tür. Ihre Augen weiteten sich als sie Chiaki vor sich stehen sah, dem sie einfach nur stumm in die Augen sah. Sie konnte so schnell nicht reagieren, da hatte er sie schon in seine Arme gezogen und streichelte ihr über das Haar. Maron ließ es einfach geschehen. Stumm liefen ihr die Tränen die Wangen hinab, während sie seinen wunderbaren Duft einatmete und seine Wärme spürte. "Ich werde sie verlassen." Maron nahm seine Worte erst kaum war, doch als sie den Sinn begriff, erschrak sie und löste sich aus seiner Umarmung. Fassungslos sah sie ihn an. "Was hast du da gesagt?", flüsterte sie. "Maron, weißt du noch, als du nach dem Besuch deiner Mutter weinend vor meiner Tür standest und wir miteinander geschlafen haben? Ich habe dir vor dem Einschlafen ins Ohr geflüstert, dass ich dich liebe...das habe ich so schnell noch niemanden gesagt. Und ich hätte es auch nicht gesagt, wenn ich mir nicht absolut sicher gewesen wäre. Meine Gefühle zu Miyako waren schon seit einigen Monaten nicht mehr so stark und als sich das mit uns dann entwickelt hat, habe ich mich so lebendig gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Ich weiß, dass ich dich mit meinen Worten vorhin verletzt habe, aber ich will dieses Versteckspiel nicht mehr. Ich will mit dir zusammen sein. Ich will, dass jeder weiß, wie sehr ich dich liebe. Ich will morgens neben dir aufwachen und mein Leben mit dir verbringen...bitte gib mir diese Chance..." Maron stand der Mund offen und sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Wie gerne hätte sie ihm seine Worte geglaubt, aber sie zögerte noch. Chiaki wartete währenddessen auf ihre Antwort, die nun alles entscheiden würde. "Chiaki, weißt du überhaupt was du da sagst?" Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. "Ja, Maron, das weiß ich! Ich liebe dich!" Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Er trat näher auf sie zu und näherte sich ihrem Gesicht. Sanft legte er seine Hände an ihre Wangen und lächelte, als sie sich an diese schmiegte und ihre Augen mit einem wohligen Seufzen schloss. Er meinte sogar ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen erkennen zu können. Kurz zögerte er noch, dann küsste er sie zärtlich und vorsichtig. Als sie seinen Kuss erwiderte, fühlte es sich für ihn an, als würde sein Herz Purzelbäume schlagen. Als sie den Kuss lösten, lehnte er seine Stirn an ihre und hielt weiterhin seine Augen geschlossen. "Ich...ich liebe dich auch, Chiaki Nagoya." Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, begann Chiaki über das Gesicht zu strahlen und küsste sie leidenschaftlich und hingebungsvoll. Sie hatte ihn damit wohl zum glücklichsten Mann der Welt gemacht. Der Kuss wurde immer inniger und diesmal ergriff Maron die Initiative, mit ihrer Zunge um Einlass zu bitten, den sie auf der Stelle gewährt bekam. Sanft und doch bestimmt legte sie ihre Hände in seinen Nacken und zwang ihn so, ihr zu folgen, während sie rückwärts in ihre Wohnung hinein lief. Der 25-jährige wusste nicht, was sie vorhatte, aber er würde sie tun lassen, was immer sie wollte. Mit seinen Händen fuhr er ehrfurchtsvoll ihre Silhouette nach. Als sie ihre Schritte schließlich stoppte, standen sie bereits vor ihrem Bett und der Blauhaarige öffnete mit einer Hand den Reißverschluss ihres Kleides ohne den Kuss zu unterbrechen. Als dieses zu Boden fiel, stand sie nur noch in ihrem Slip vor Chiaki und begann bereits ungeduldig die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)