Heartless Hearts von YunYun ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Kapitel: 6/7 Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x) H e a r t l e s s H e a r t s Kapitel 6 Es war ein sonniger, angenehmer Tag kurz vor Weihnachten, als Ryu den Schritt zurück in sein Leben wieder geschafft hatte. Das Wetter draußen war wirklich eine Pracht, denn das strahlende Sonnenlicht ließ den Schnee wunderbar funkeln und glitzern. Es war selten, dass es in dieser Stadt schneite und wahrscheinlich würde er nicht lange liegen bleiben. Umso schöner war es ihn jetzt zu bewundern. Sonst war es für gewöhnlich einfach nur kalt. Gerade stand er im Badezimmer und stylte sein frisch blondiertes Haar ordentlich und mit viel Geduld, denn er hatte nach endlosen einsamen Monaten ein Date. Etwas seltsam fühlte es sich allerdings schon an - immerhin war er der romantischen Welt lange aus dem Weg gegangen. Der junge Mann hieß Shuhei und unterschied sich vollkommen von seinem Vorgänger - und das nicht nur optisch. Sie hatten sich rein zufällig auf einer Party kennen gelernt, auf die Hayato und Takafumi ihn mitgeschliffen hatten und der Abend war unverhofft schön geworden. Zwar war Shuhei frech und aufgeweckt und flirtete fast schon etwas zu viel, aber Ryu mochte es, wenn hübsche Männer sich anstrengten, um ihm zu gefallen. Eigentlich war es nichts besonderes. Sie würden zusammen Essen gehen und vielleicht einen Film sehen. Als Takafumi von der ganzen Sache Wind bekommen hatte, war er gar nicht mehr zu halten gewesen und hatte ihn über jedes noch so winzige Detail ausgequetscht - obwohl es da gar nicht so viel zu berichten gab. Ryu wusste nicht, ob daraus mehr werden würde oder ob er ihn nur sympathisch fand. Dummerweise kannte er Shuhei auch nicht und konnte ihm keine Informationen geben. Auch über seine vergangenen Liebschaften wussten sie rein gar nicht, aber irgendwie machte es das auch spannender. Falls sie wirklich Interesse entwickeln würden, konnte Ryu ihn immer noch fragen. Und nach diesem Abend sollte er wirklich viel zu erzählen haben. Zunächst trafen sich die beiden direkt vor dem Restaurant, damit niemand dazu verpflichtet war den anderen nach Hause zu bringen. Shuhei sah hübsch aus: sein kastanienbraunes Haar war glatt und die Strähne, die sonst seinen Pony bildete, hatte er mit einer Haarspange zurückgebunden. Aufmerksam huschten seine blauen Augen über Ryu hinweg, auch wenn dieser sicher war, dass das nicht seine eigentliche Augenfarbe war, aber immerhin verfehlte es seine Wirkung nicht und Ryu hielt sich lange daran auf. Als sie in dem hübschen, wenn auch kleinen Restaurant ihren Platz zugewiesen bekamen, zog Shuhei schon seine Jacke aus. Scheinbar legte er viel wert auf sein Äußeres, denn er war mit dem helles, violettes Hemd und der schwarzen Weste darüber modisch gekleidet. Dazu trug er einen hellen Schal und eine lockere Jeans mit schwarze Stiefel, die ihm nicht ganz bis zu den Knien reichte. Es sah nicht zu schick aus und Ryu war froh, dass er sich jetzt nicht underdressed vorkommen musste. Bei näherer Betrachtung fiel Ryu sein recht kantiges Gesicht mit den scharf geschwungenen Augenbrauen noch mehr auf als am Anfang, aber das mochte er. Die vollen Lippen wussten genau, welche Worte sie formulieren mussten und Ryu glaubte fast, dass Shuhei wirklich ernsthaft mit ihm zu kokettieren versuchte. Immer wieder neckte er ihn und machte kleine, versteckte Komplimente, die ihm natürlich schmeichelten. Wann hatte er das letzte Mal solche Worte zu hören bekommen? Es kam ihm vor als würden Jahre dazwischen liegen - dabei waren es nur ein paar Monate. »Und? Wie lange bist du schon single?«, fragte seine angenehme Stimme, als das Gespräch etwas intensiver wurde und er sicher sein konnte, dass er den Blonden nicht überrumpelte. Dieses Thema musste wohl kommen und einen Moment zögerte Ryu dennoch und überlegte, ob er sich darüber lieber ausschweigen sollte. »Seit einem halben Jahr ungefähr«, meinte er knapp und nippte an dem Rotwein, der so einen fabelhaften, betörenden Duft verströmte. Seine Augen fixierten Shuhei, der mit der Antwort scheinbar zufrieden war. »Dann geht’s dir ja wie mir. Ich habe es langsam satt allein zu sein.« Ryu nickte nur. »Hast du dich von ihm getrennt?« Der Blonde versuchte in sich hinein zu hören und heraus zu bekommen, ob es richtig war ihm von seinen Erlebnissen zu berichten und das alles noch einmal aufleben zu lassen. Bestimmt würde es ihn wieder quälen - er wollte es nicht. Keita war kein Thema für jemanden wie ihn. Zumindest noch nicht. »Er ist gestorben«, sagte er knapp und ließ Shuhei nicht aus den Augen. Die seinen weiteten sich und er sah erschrocken drein, während der Blonde sich zurück lehnte und an seinem Glas nippte. »Das tut mir leid… ich wusste nicht…« »Ist schon okay. Das Leben geht weiter.« Die Situation so zu überspielen war eigentlich nicht fair, aber so wie er es beschrieb, hatte es sich angefühlt, als er an Keitas Krankenbett gesessen hatte und ihm klag gemacht wurde, dass er nicht länger erwünscht war. Dieser Mann, den er einmal geliebt hatte, war bei der Operation auf der Strecke geblieben und jämmerlich eingegangen. Für ihn war sein Keita an den Folgen eines Herzfehlers gestorben, auch wenn er ihn niemals zu Grabe getragen hatte. Vielleicht war der Moment, als Keita in seinem bad zusammen gebrochen war, der Moment der Beerdigung gewesen. Dieses Denken erleichterte es ihm weiter zu leben, auch wenn er wusste, dass zumindest die menschliche Hülle noch irgendwo in dieser Stadt umher wanderte. Shuhei saß deutlich verunsichert an seinem Platz und war ein bisschen kleiner geworden. Er bereute es deutlich dieses Thema angesprochen und schien zu überlegen, wie er die Stimmung jetzt retten konnte. Aber Ryu lächelte ihn an und beugte sich etwas über den Tisch. »So ist das Leben. Man gewinnt und man verliert und ich bereue nichts. Es muss dir nicht leid tun, aber bitte lächle wieder für mich, dass sieht nämlich wirklich entzückend aus.« Bei diesen Worten schien sein Herz einen Satz zu machen und er schmückte seine Züge ganz automatisch wieder mit diesem hübschen Lächeln, welches dem Blonden wirklich gut gefiel. Er merkte gar nicht, wie schwer es Ryu in dieser Situation fiel cool zu bleiben und nicht genauso betreten drein zu blicken. Immerhin hatte er sich selbst so den Abend gerettet. Von nun an sprachen sie nur noch über belanglose Dinge und Ryu begann genauso aufgeschlossen zu flirten wie der andere. Es knisterte ein wenig, obwohl er nicht genau sagen konnte, ob dieses von seinem Herzen oder doch eher seinen menschlichen Bedürfnissen begründet war. Immerhin hatte er seit dieser Sache, wie er es liebevoll nannte, keinen Sex mehr gehabt und genau das wurde ihm gerade schmerzlich bewusst. Er sehnte sich nach körperlicher Liebe - er war eben auch nur ein Mann. Und Shuhei bot sich doch beinahe an, von ihm verführt zu werden. Bestimmt würde es keine großen Schwierigkeiten geben, wenn er ihn unter sich haben wollte. Sie wollten keinen Film mehr sehen, aber als Ryu fragte, ob Shuhei ihn nicht mit zu sich begleiten wollte, hatte er schnell zugestimmt und ihm einen mehr als eindeutigen Blick über den Tisch geschickt. Wahrscheinlich wussten sie beide schon ganz genau, worauf das hinaus laufen würde und als sie sich im Fahrstuhl gegenüberstanden und einander auffällig musterten, hielt es Shuhei nicht mehr neben ihm und er ging mit eleganten Schritten auf Ryu zu. Genau vor ihm blieb er stehen und sah dem Blonden mit stechendem Blick in die dunklen Augen, dann schob er den Kopf ein Stück vor und küsste ihn. Ryu wehrte sich nicht im Geringsten gegen ihn - im Gegenteil, denn er legte die Hand in Shuheis Nacken und zog ihn an seiner Weste noch ein Stück näher. Der Kuss wurde schnell inniger und bedrängender von Ryus Seite aus, fast so, als hätte er es eilig schnell intim mit dem anderen zu werden. Ob Shuhei wusste, was ihm blühte? Das alles unterschied sich grundlegend von seinen letzten Erfahrungen - und genau das beabsichtigte er auch. Es war ganz anders, auch von der emotionalen Seite her, denn Shuhei würde nur ein kleines Kapitel darstellen. Soviel war ihm spätestens jetzt klar. Irgendetwas an ihm hielt ihn davon ab, dass er mehr wollte. Vielleicht bot er sich ein bisschen zu sehr an? Ryu wusste selbst nicht, woran es lag. Vielleicht war er aber auch einfach noch nicht soweit sich in einen neuen Mann zu verlieben. Rückwärts stolperte Shuhei in die Wohnung und wurde noch immer fest geküsst. Seine Finger fuhren nervös und fahrig über Ryus Rücken, streifen sein Oberteil höher und tasteten über die warme, verlockende Haut. Ryu schob ihn durch die Tür ins Schlafzimmer. Die Hälfte der Knöpfe an Shuheis Hemd hatte er schon geöffnet und den Stoff über seine Schultern gezogen. Noch immer trieben ihre Lippen gegen einander und wurden immer wilder und ungehemmter. Sie keuchten leise und atemlos, aber es war genau das, was Ryu gerade brauchte. Jetzt suchte er nicht nach dem großen Gefühl oder tiefer Zuneigung. Es musste einfach nur für diese Nacht passen. Er löste den Kuss und ließ seine Lippen über Shuheis Hals streichen, hinab zu dem hervorstehenden Kehlkopf, an dem er leicht nippte und seine Zunge darüber streichen ließ. Es war beinahe spürbar, wie er darunter zu vibrieren begann, als Shuhei leise schnurte, doch Ryu wanderte weiter zu seiner Halsbeuge und den Schultern, wo er seine Zähne zärtlich begrub und schon glaubte, dass die zarte Haut einfach brechen würde. Shuhei stöhnte auf, aber nicht unter Schmerzen, sondern vor Erregung. Ihm war noch nie derart der Kopf verdreht worden und jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, als den Kopf etwas scheu zur Seite zu drehen und die Augen erneut zufallen zu lassen. Seine Fingerspitzen fuhren durch das blonde Haar und als dessen Besitzer die Hand in seine Hose gleiten ließ, verabschiedete sich sein rationaler Verstand vollkommen. Der Sex war schnell und gut und Ryu fühlte sich vollkommen befriedigt, als er auf die weiche Matratze sank und noch immer völlig außer Atem war. Auch Shuhei lag mit klopfendem Herzen neben ihm und wischte sich über die Stirn. Die Haarspange hatte sich schon lange gelöst und nun fielen ihm lange, dunkelbraune Strähnen ins Gesicht. Man sah ihm wirklich an, was er gerade erlebt hatte. »Nicht übel«, keuchte er nur und fuhr sich durch das Haar. Seine Brust hob und senkte sich rasch und er konnte den Genuss zwischen seinen Beinen noch immer genau spüren und versuchte es in sich einzukerkern. Derart hemmungslos und lasziv war er wohl noch nie geliebt worden, auch wenn er das Gefühl gehabt hatte, dass Ryu mit den Gedanken ganz weit weg gewesen war. Seine Leistung hatte das trotzdem nicht geschmälert. Shuhei drehte sich nun zu ihm auf die Seite und griff nach seiner Hand, dann bettete er den Kopf an Ryus Schulter und schloss die Augen, der ganz regungslos neben ihm lag und an die Decke starrte. In sich forschte er, was ihm diese Nacht eigentlich bedeutete. Wenn sie überhaupt eine Bedeutung hatte. Leider hatte ihn diese Vereinigung zweiter Körper nicht so sehr befriedigt wie er gehofft hatte. Zu schnell kehrte er in die Realität zurück. Allein musste er in dieser Nacht nicht bleiben, aber sie sprachen auch nicht über das Erlebte und genossen stumm die Anwesenheit des anderen. Shuhei war offensichtlich schnell eingeschlafen und atmete jetzt ganz leise. Vorsichtig warf Ryu einen Blick in das hübsche Gesicht. Was versprachen sie sich eigentlich voneinander? Shuhei wollte offenbar nur irgendeine Beziehung und Ryu Gesellschaft, die ihn von seiner Einsamkeit ein wenig ablenkte. Konnte man auf so etwas eine Beziehung bauen? Es sollte ja Paare geben, die so begonnen hatten und am Ende glücklich wurden. Ob es bei ihnen auch so sein würde? Wenn er ehrlich zu sich war, dann wusste er, dass es nicht so sein würde. Aber immerhin hatte ihn diese Erfahrung weiter gebracht. Ryu gab sich alle Mühe positiv zu denken und schlief auch mit dem gleichen Gefühl ein. Er verdrängte den Gedanken, dass sie nicht zueinander passten und sie sich nur für ein Date mit abschließendem Sex getroffen hatten. Es war regelrecht vorprogrammiert gewesen, dass das geschah und sie wohl auch nur deswegen so heftig geflirtet hatten. Bis sie sich im Fahrstuhl gegenüber gestanden hatten, war dass ihr einziges Ziel gewesen. Vielleicht würden sie sich ja immer mal treffen, um miteinander im Bett zu landen? Shuhei blieb noch zum Frühstück. Erst dann verabschiedete er sich mit einem finalen Kuss und sah Ryu tief in die Augen. Dann ging er. Er wollte sich melden, damit sie das nächste Date ausmachen konnten, aber schon als die Tür zugefallen war, hatte Ryu darauf eigentlich keine Lust mehr. Man hatte ihm mal erzählen, dass man nach einer Beziehung einen guten One Night Stand brauchte, um wieder bereit für etwas neues zu sein. Die These konnte Ryu nun unterschreiben, denn er fühlte sich wirklich ausgeglichener als an den Tagen davor. Trotzdem kam er nur langsam in die Gänge und beschloss seine Wohnung nur für einen Gang zum Briefkasten zu verlassen. Also schlurfte er in Hausschuhen zu besagtem Kasten und ärgerte sich über ein paar Kinder, die lärmend an ihm vorbei rannten. Er konnte eben einfach nicht mit Kindern und als er das kleine Schloss öffnete, flogen ihm unzählige Werbeblättchen und 1-2 Briefe entgegen. Bestimmt eh wieder nur Rechnungen - dachte er und fing sie gerade noch auf. Abgesehen von einem kleinen Kärtchen konnte er alles vor dem Absturz bewahren, welches langsam zu Boden segelte. Es war weiß und eigentlich unscheinbar, aber die Inschrift ließ Ryu den Atem anhalten. Triff mich um 8 vor unserem Cafe. Mehr war es nicht. Kein Name und kein Datum - nur diese unverwechselbare Schrift, die Ryu nicht vergessen hatte. Nur eine einzige Person kam in Frage. Aber warum? Oder war das nur ein übler Scherz? Aber auch dafür gab es absolut keinen logische Erklärung. Ryu zermarterte sich das Hirn und ging mit der unter den Arm geklemmten Post und dem Kärtchen zurück zu seiner Wohnung. Die einzig wirklich wichtige Frage war, ob er hin gehen sollte. Keita hatte ihm nicht einfach nur wehgetan. Wegen ihm war er beinahe zu Grunde gegangen. Er wollte seinen Fortschritt nicht an einem einzigen Abend zerstören. Andererseits wollte er wissen, warum er den Kontaktabbruch rückgängig machen wollte, um ihn zumindest diese eine Mal noch zu treffen. Vor sich sah er wieder das hübsche, strahlende Gesicht und die zarten braunen Augen. Schon jetzt wurden seine Erinnerungen wieder lebendig - und er verfluchte sie und diese giftige Sucht. Schwäche war nicht das Richtige, was er sich jetzt erlauben sollte. Am besten wäre es gewesen, wenn er die Karte anzündete und vergaß, dass sie ihm überhaupt zugesteckt worden war. Aber so einfach ging es nicht. Er beschloss Takafumi anzurufen und ihn ins Vertrauen zu ziehen. Bestimmt wusste er Rat. Bereits nach dem zweiten Klingeln hob er ab und meldete sich gewohnt gut gelaunt und berichtete, dass er gerade am Herd stand. Eigentlich wollte er Ryu einladen, aber da fiel er schon mit der Tür ins Haus. »Keita will mich sehen. Noch heute.« Am anderen Ende wurde es mit einem Mal ganz still. Offenbar war Takafumi ebenso überrascht wie er selbst. Ein wenig räusperte Ryu sich und nahm auf der Couch Platz und berichtete schnell von der Botschaft. »Ich weiß nicht, ob ich es machen soll.« »Ich glaube nicht, dass du ihn wieder sehen solltest«, meinte Takafumi schnell und mit monotoner Stimme. Im Hintergrund hörte man leise das Essen brutzeln und wie er darin herumrührte. »Es bringt dich nur wieder zurück zur Trennung und… ich will dich nicht noch mal so traurig sehen müssen.« Aber was, wenn er sich erinnert? - wollte Ryu einwerfen. Aber was wäre dann? würde es überhaupt etwas ändern? Zwischen ihnen lag einfach alles in Scherben und so leicht würde sich der Ausgangszustand ihrer Beziehung sicher nicht wieder herstellen lassen können. Aber etwas war doch auffällig - auf der Karte hatte ‘unser’ Cafe gestanden. War das nicht eigentlich ein eindeutiges Zeichen? »Bist du noch dran?«, fragte er, als Ryu nichts sagte. »Ja.« In seinem Kopf arbeitete es. Takafumi hatte Recht. »Und wenn er mich zurück haben will?« »Willst du ihn denn zurück haben?« »Ich weiß es nicht«, stöhnte Ryu etwas und sank weit zurück, bis sein Kinn auf seiner Brust landete. »Auf der einen Seite will ich ihn so sehr wieder sehen. Aber auf der anderen habe ich auch Angst, dass alles wieder von vorn losgeht.« »Aber wenn du ihn nicht triffst, wirst du nie erfahren, ob ihr nicht doch füreinander geschaffen seid«, warf Takafumi ein und hatte seine Meinung scheinbar geändert. Ein wenig verwundert zog Ryu die Braue in die Höhe. Allerdings war er auch ein unverbesserlicher Romantiker und wenn er sich entscheiden musste, ob für oder gegen die Liebe, dann würden die Gefühle eindeutig gewinnen. Kurz versuchte Ryu sich vorzustellen, wie es wohl sein würde, wenn es um ihn und Hayato ging und sie eine schwere Trennung durchgemacht hatten. Ganz bestimmt würde Takafumi ihn zurück haben wollen - und das schoss ihm auch selbst durch den Kopf. »Wer weiß, ob es wirklich deswegen ist.« »Aber warum denn sonst?«, tadelte sein Freund am anderen Ende und Ryu sah es bildlich vor sich, wie er die Hände energisch in die Seite stemmte. »Wenn er sich wieder so daneben benimmt sagst du ihm einfach, dass er ein blöder Idiot ist und er dich nicht verdient hat, ja? Und dann drehst du dich um und lässt ihn stehen.« Er kicherte etwas verstohlen. »Und wenn ihr schon bestellt habt, muss er natürlich zahlen!« Auch Ryu musste ein wenig lachen und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er so etwas jemals sagen würde. Sie legten schließlich auf und Ryu dachte noch einmal darüber nach, ob es wirklich die richtige Entscheidung war. Aber immerhin war er jetzt nicht mehr so hin und hergerissen und gab sich ein wenig seinen Erinnerungen hin. Wenigstens tat es nicht mehr weh. ~*~ Und er hörte auf sein Herz und machte sich am Abend tatsächlich zurecht, um ihn wieder zu sehen. Es war ein eigenartiges Gefühl in seiner Brust: zwischen Angst und Freunde drängte sich Anspannung und Unwohlsein. Ihm wurde sogar ein wenig schlecht. Das Cafe vor dem sie sich trafen, war wirklich etwas besonderes. Oft waren sie hier gemeinsam nach einem langen Tag gewesen und hatten sich wie bei einem ersten Date verhalten, obwohl sie einander eigentlich so vertraut waren. Schell hatte es sich zu ihrem liebsten Cafe gemausert und war zugegeben der beste Ort für eine Aussprache. Hatte er den Ort wirklich so bedacht ausgewählt? Wenn es so war, dann musste er sich an ihre gemeinsame Zeit erinnern. Unser Cafe hatte auf der Karte gestanden. Kein X-beliebiges. Keita erwartete ihn bereits und als seine Augen den ehemaligen Geliebten erblickten, funkelten sie wieder. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und schickte kleine, glückliche Fältchen in seine Augenwinkel. Allein dafür, dass er das bemerkte, wollte Ryu sich schon selbst schlagen. »Ich bin froh, dass du gekommen bist. Ich dachte schon du versetzt mich«, lächelte er verlegen und mit seiner so wunderbar schmeichelnden Stimme. Ryu nickte nur knapp und versuchte sein rasendes Herz wieder unter Kontrolle zu bringen. Es war merkwürdig ihm gegenüber zu stehen und mit ihm zu sprechen, also wollte der sich nicht an Kleinigkeiten aufhalten und sagte, was er sagen musste. Am liebsten hätte er zwanzig Zigaretten auf einmal geraucht, aber er unterdrückte den Drang. »Ich wollte nicht herkommen. Und ich weiß auch nicht, was du eigentlich von mir willst. Wenn es wichtig ist, dann sag, was die auf der Seele liegt.« Er wollte nicht mehr den feinfühligen Ex-Lover spielen - und sah das Keita etwas erschrocken zurück zuckte und wie seine Augen einen traurigen Ausdruck annahmen. Sofort bereute Ryu seinen schroffen Ton und wollte ihn schon an den Schultern packen und an sich reißen. Auch das verhinderte er gerade noch so. Kurz sammelte sich der hübsche Brünette und versuchte dann wieder seine heitere Miene aufzusetzen - so gut es eben ging. Er ergriff Ryus Hand und drückte sie sanft. Zwar war der Stoff ihrer Handschuhe dazwischen, aber es war dennoch schön ihn wieder zu berühren. Tief sah Keita ihm in die Augen. »Wir müssen unbedingt reden.« Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)