Hayalet Ve Aycicegi von RedRidingHoodie ================================================================================ Kapitel 1: Hayalet ------------------ Ich war unglaublich erleichtert, endlich in meinem Sitz in dem Flieger nach Hause zu sitzen (Beziehungsweise war es gar nicht mein Sitz, aber dazu kommen wir später.) Die letzte Woche war die seltsamste in meinem Leben gewesen. An dem Tag, als ich Tarkan zuletzt sah, lernte ich eine Gruppe Jugendlicher kennen, mit denen ich mich anfreundete. Sie wohnten in der Villa eines Onkels von ihnen und feierten jeden Abend, wozu sie mich einluden, was mich ziemlich wunderte, da die meisten Leute, die mich kennenlernten, erst mal einen weiten Bogen um mich zu machen pflegten. In unserem Hotelzimmer fiel die Klimaanlage aus und wir wurden in die größte Suite des Hauses verlegt, die zur Verfügung stand. Ich fand Geld und behielt es, da niemand sich meldete, es würde ihm gehören. Und schlussendlich war da noch die Sache mit den falsch gebuchten Sitzen im Flugzeug, durch die wir jetzt in der ersten Klasse saßen und Popcorn-Schrimps serviert bekamen, obwohl wir nur Holzklasse bezahlt und reserviert hatten. Wie ihr seht, war es eine komische, aber durchaus angenehme Woche gewesen, vor allem für jemanden, der sonst vom Pech verfolgt zu sein schien wie ich. Während ich an meinen Meeresfrüchten nuckelte, betrachtete ich das Armband an meinem Handgelenk, schüttelte dann aber den Kopf und verdrängte den doofen Gedanken, der sich mir aufgedrängt hatte. Ich hatte Glück gehabt, nichts weiter, dachte ich und machte es mir in meinem weichen Sessel bequem, um etwas zu schlafen. Der Flug verlief normal, außer, dass ich ein Himbeertörtchen geschenkt bekam, weil derjenige, der es eigentlich bestellt hatte, sich nicht meldete. Auf der Taxifahrt zu unserem Haus passierte gar nichts – Oder ich bekam es nicht mit, weil ich mich wie erschlagen fühlte und an die Schulter meiner Mutter gelehnt einschlief. Irgendwie schaffte ich es noch in mein Zimmer, ausziehen war aber nicht mehr drinnen und so fiel ich mitsamt meiner Reisegarderobe und dem letzten Staub aus der Türkei in mein Bett. „Gute Nacht...“ nuschelte ich niemand bestimmten zu. „Gute Nacht, Meister.“ antwortete eine ruhige Stimme aus den Schatten hinter meinem Schrank hervor, doch ich war bereits eingeschlafen. Mitten in der Nacht saß ich mit einem Ruck senkrecht im Bett, starrte in die Dunkelheit um mich und hörte meinem rasenden Herzen zu, wie es Blut durch meinen angespannten Körper pumpte. Da war jemand im Zimmer. Oh Gott... Oh Gott! „M-Mama...? Papa?“ fragte ich zaghaft, bekam aber keine Antwort, nur ein leises Rascheln war zu hören. Ich hatte panische Angst, fasste aber trotzdem nach dem Schalter auf meinem Nachttisch, denn nur, weil ich es nicht sah, hieß das ja nicht, dass da nichts war – Und mir nicht weh tun konnte. Aber als Licht durch den Raum flutete, präsentierte dieser sich leer. Ich glotzte ziemlich blöde meinen Schrank an und überlegte, ob ich rein schauen sollte, nur um sicher zu sein, aber dann sagte ich mir, dass ich nur geträumt hatte und mich nicht so anstellen sollte. Ich warf einen Blick auf die Uhr und stöhnte: Es war erst halb vier! Aber ich war zu aufgekratzt, um weiter zu schlafen und so schlüpfte ich leise aus meinem Bett und meinem Zimmer. Das Haus lag still und friedlich da, trotzdem beeilte ich mich, in die Sicherheit des Badezimmers und seiner verschließbaren Tür zu gelangen. Ich entkleidete mich, betrachtete mein völlig übernächtigt wirkendes Spiegelbild und huschte in die Dusche. Während die ersten warmen Tropfen auf meine Haut tragen, überlegte ich, was ich nachher für meine Eltern zum Frühstück machen sollte und entspannte mich langsam. Alles war ok. Es war niemand im Haus, der nicht hier sein sollte. ich war nur übersensibel, weil wir erst heimgekommen waren, das war alles. Dermaßen beruhigt wäre ich fast unter der Dusche eingenickt, was gut war, denn das hieß, ich konnte doch noch mal ins Bett und ein paar Stunden weiter schlafen. Müde und mit halb geschlossenen Augen zog ich den Vorhang beiseite und tastete nach dem Handtuchständer, als jemand mir etwas Weiches in die Hand drückte. „Hier, Meister.“ „Danke, James...“ murmelte ich unserem Butler zu und... Moment, Moment. Seit wann hatten wir einen Butler?! Ich riss die Augen auf und starrte in das blasse Gesicht eines Fremden in komischen Klamotten, der bei meinem erschrockenen Gesichtsausdruck eine Braue hob. Ich schrei auf, wollte zurückweichen, rutschte bei der Gelegenheit aus und hätte mir wohl ziemlich den Kopf gestoßen, wenn der Pseudo-Butler nicht plötzlich hinter mir gestanden und mich aufgefangen hätte. Mit einem erneuten Aufschrei fing ich so heftig zu strampeln an, dass er mich loslassen musste und ich konnte aus der Wanne fliehen und mit dem von ihm gereichten Handtuch meine Blöße bedecken. „Neue Kleidung hängt auf dem Handtuchhalter, Meister.“ erklärte der Fremde seelenruhig, während er ebenfalls aus der Dusche kletterte und leicht bedauernd seine nassen Hosen musterte. Diese waren blau und ziemlich weit und seine Füße steckten in hohen, schwarzen Stiefeln. Um die Hüften hatte er einen komischen lilanen Gürtel geschlungen und sein Oberkörper wurde eher sporadisch von einem weißen Hemd bedeckt, das viel zu viel von seiner trainierten Brust zeigte. „V-Verschwinden Sie!“ japste ich mit eindeutig zu hoher Stimme, trotzdem gehorchte der merkwürdige Kauz nach kurzem Zögern mit einer Verbeugung und verließ das Badezimmer. Mein Herz hämmerte wie verrückt. Was zur Hölle war DAS eben?! War er wirklich gegangen? Oder räumte er gerade unser Haus aus? Tat er womöglich meinen Eltern etwas an? Ich schlang mir im Aufspringen das Handtuch um die Hüften, stürmte aus dem Badezimmer... Und rannte geradewegs in den Einbrecher. Kurz brachte ich kein Wort raus und starrte nur in seine nachtschwarzen Augen, die viel zu alt für das junge Gesicht wirkten. Dann verfinsterte sich mein Gesicht und ich baute mich zu meiner ganzen, beachtlichen Größe von immerhin einem Meter sechzig auf – Wobei ich ihm gerade mal bis zur Schulter reichte – Und funkelte ihn böse an. „Was machen Sie hier noch?! Ich sagte, Sie sollen gehen! Wenn Sie nicht sofort abhauen, rufe ich die Polizei, kapiert?!“ Er nickte zwar, rührte sich aber nicht von der Stelle und ich spürte, wie sich rote Zornesflecken in meinem Gesicht ausbreiteten. „Ok, wie Sie wollen! Papa! Papa, da ist jemand im Haus!“ brüllte ich laut und lächelte gewinnend, doch der Fremde legte nur den Kopf zur Seite und musterte mich stirnrunzelnd. Inzwischen waren Schritte aus dem Zimmer meiner Eltern zu hören und mein Vater trat, dicht gefolgt von meiner etwas ängstlich wirkenden Mutter, in den Flur. Ich drehte mich nach ihnen um und wunderte mich über die Verwirrung in ihren Gesichtern. „Wo ist jemand, Naruto?“ fragte Minato und sah sich auf dem Gang um. „Na hier...“ antwortete ich und wandte mich nach dem Fremden um, doch der war weg. „I-ich... Vielleicht ist er runter...?“ schlug ich unsicher vor. So leise und schnell konnte er doch nicht verschwunden sein! Im Folgenden durchsuchte mein Vater das ganze Haus, konnte aber nirgends einen orientalisch gekleideten, gutaussehenden jungen Mann entdecken und schließlich verfrachteten sie mich mit der Erklärung, ich habe schlecht geträumt, wieder ins Bett. Sobald das Zimmer dunkel und die Tür hinter meinen Eltern zugezogen war, hörte ich ein bekanntes Rascheln, setzte mich auf, knipste das Licht an und sah den Einbrecher durch die Luft schweben. Nein, im Ernst: Er hing im Schneidersitz etwa einen halben Meter über der Erde. „Wa...? A-aber... Ich...“ haspelte ich und zog die Decke über meine Brust. Wurde ich jetzt verrückt. „Du bist wirklich der lauteste Meister, den ich je hatte.“ seufzte der Fremde und machte einen Überschlang, sodass ihm das schwarze Haar in das blasse Gesicht hing. „Ich glaube, du hast deine Eltern ganz schön erschrocken.“ „I-ICH?! Wer ist denn hier mitten in der Nacht aufgetaucht?!“ Er fing an, sich kreiseln zu lassen und wiegte dabei sinnierend den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht. Ich war schon die ganze Zeit hier.“ „Warst du nicht.“ „Oh, du glaubst also, nur, weil du etwas nicht siehst, ist es nicht vorhanden?“ „Äh.“ machte ich verwirrt. Vier Uhr morgens war eindeutig nicht die Zeit für solch philosophische Betrachtungen! Das schien den Fremden zu amüsieren. Sein Bauch wurde zu einer Rauchsäule, die seinen Oberkörper zu mir schob, der Rest wurde hinterher gezogen. Kaum noch dreißig Zentimeter von mir entfernt drehte er sich auf den Rücken und musterte mich interessiert. „Also, ich kann dir versichern, dass ich vorhanden war, ehe ich dich kannte, genauso wie du... Nur, dass du im Gegensatz zu mir erschreckend jung bist. Normalerweise sind meine Herren so alt wie dein Vater und lassen kleine Jungs wie dich von mir beim Duschen bespannen...“ Ich wurde knallrot und pfefferte ein Kissen in sein Gesicht. „So was würde mein Vater nie tun!“ „Mh? Na, wenn du das sagst.“ Er zuckte die Schultern, schüttelte mein Wurfgeschoss auf und legte die Unterarme darauf, als läge er in einem Bett. Ich holte tief Luft und kniff die Augen zusammen. Vielleicht verschwand die Halluzination ja, wenn ich das lange genug machte... „Das wird nicht klappen, Kleiner. Wenn du mich loswerden willst, musst du schon das Armband abnehmen.“ Ich glotzte ihn ziemlich blöde an, wie er da vor über meinem Bett schwebte und seine langen, schwarzen Nägel betrachtete. Vermutlich war ich wirklich durchgeknallt... Nein, eigentlich war ich das sogar ziemlich sicher, immerhin sah kein normaler Mensch schwebende, arrogante Männer mit einer ausgeprägten Schwäche für die eigene Stimme in seinem Zimmer, und sei er noch so untervögelt. „Da du offenbar nicht vor hast, dich vorzustellen, mache ich das mal.“ unterbrach er meinen Gedankengang und setzte sich auf. „Sei gegrüßt, Meister. Ich bin Sasuke, der Geist deines Armbandes.“ „Ja, ist klar.“ antwortete ich ungerührt und überlegte, ob ich morgen schon einen Termin beim Psychologen bekommen konnte. Sasuke seufzte und strich sich das Haar zurück. „Wünsch dir was... Aber bitte kein pinkes, übergroßes Tier, das gibt nur Ärger, vor allem in geschlossenen Räumen.“ „Ähm... Kaffee?“ „Nicht sehr kreativ, aber ok.“ kommentierte er, bevor er wieder verschwand. Ich wollte noch etwas sagen, doch keine Sekunde später klopfte es an meiner Tür und meine Mutter streckte den Kopf herein. „Hey, Schatz... Wie geht es dir? Ich dachte mir schon, dass du wohl zu aufgeregt sein würdest, um weiter zu schlafen und habe dir Frühstück gemacht.“ Sie stellte mir ein zum Bersten gefülltes Tablett mit allem Möglichen Zeug auf das Nachtkästchen, gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand wieder. Ich glotzte das Essen genauso blöd an, wie zuvor den selbsternannten Geist, der gerade erklärte: „Ich habe deinen Wunsch etwas ausgeschmückt.“ Ich nickte bedröppelt und streckte die Hand nach der Tasse auf, hielt aber inne, als ich seinen beleidigten Blick bemerkte. „Haben dir deine Eltern keine Erziehung zukommen lassen, du Flegel?“ beschwerte er sich mit verschränkten Armen. „Oh... Tut mir leid. Ähm, danke.“ sagte ich unsicher, woraufhin er einen zufriedenen Gesichtsausdruck aufsetzte und sich wieder zurücklehnte. Während ich aß, stellte er sich normal hin (Also auf den Boden) und sah sich in meinem Zimmer um. „Wie heißt du?“ „Naruto... Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein, es ist nur... Na ja, das erste Mal, dass ich einen Flaschengeist sehe.“ „Abgesehen davon, dass ich kein Flaschengeist bin, geht es vielen so.“ „Tut mir leid.“ wiederholte ich, einen Toast in der Hand. „Was bist du dann?“ „Ein Glücksbringer. Genau genommen der da.“ erläuterte er und deutete auf mein Armband, welchem ich einen misstrauischen Blick zuwarf. „Also warst du das alles? Letzte Woche, meine ich?“ Er drehte sich nach mir um und in seinen Augen lag ein roter Glanz, der mir zuvor nicht aufgefallen war. „Natürlich...“ hauchte er. „Du war sehr glücklich...“ Ich war etwas erschrocken über den gierigen Tonfall seiner Stimme und rutschte weiter nach hinten. „J-ja... Danke, Sasuke... willst du eigentlich auch etwas essen?“ fragte ich dann, um das Thema zu wechseln. Er lächelte, zeigte dabei erstaunlich spitze Reißzähne, über die er auch leckte. „Ich esse etwas anderes...“ Logischer Weise dachte ich an so was wie meine Schenkel und kreischte dementsprechend panisch auf, woraufhin er jedoch nur lachte. „Keine Panik: Du stehst nicht auf meinem Speiseplan... Zumindest nicht ganz.“ „Das ist nicht beruhigend!“ keuchte ich und er seufzte leise. „Jetzt mach dir nicht in die Hose, ich fresse dich nicht. Darf ich gar nicht, denn ich bin durch dieses Ding da an dich gebunden.“ Als Sasuke merkte, dass ich keinen Peil hatte, was er meinte, gestikulierte er um Worte ringend mit meiner PSP, die er von meinem Schreibtisch aufgehoben hatte. „Ok, du kennst doch das Märchen „Aladin und die Wunderlampe“, oder? Gut. Dein Armband ist etwa mit der Lampe zu vergleichen.“ erklärte er, als er sich wieder in die Luft erhob und durch mein Zimmer schwebte. Ich stutzte. „Also hab ich jetzt nur noch einen Wunsch frei?“ „Quatsch, du Dummkopf! Ich habe das alles letzte Woche doch auch nicht gemacht, weil du mich darum gebeten hast, oder?“ „Warum dann?“ wollte ich verwirrt wissen und er verdrehte die Augen. „Weil ich ein – Oder eher DEIN - Glücksbringer bin.“ sagte er ungeduldig, bevor wieder der hungrigen Ausdruck von eben in sein Gesicht trat. „Und, weil du so glücklich warst... Aber jetzt iss erst mal was und hör auf, dir Sorgen zu machen, davon wird mir schlecht. Ich tu weder dir, noch deinen Eltern etwas, ok?“ Ich nickte langsam, da ich ihm seltsamer Weise irgendwie glaubte und kam seiner Aufforderung nach, um nicht mehr reden zu müssen und in Ruhe nachdenken zu können. So, wie er das erzählt hatte, war Sasuke eine Art Glücksgeist, was wiederum bedeutete, dass Tarkan es ernst gemeint hatte, als er sagte, der Glücksbringer sei echt. Eigentlich glaubte ich nicht zwangsläufig an so was, aber zum Teufel, der da schwebte durch die Luft, er konnte nur ein Geist sein! Ich grinste in mich hinein; Was würden meine Freunde sagen, wenn ich ihnen davon erzählte? Vermutlich würden sie denken, ich war total durchgedreht, denn ich glaubte nicht, dass Sasuke sich ihnen zeigen würde, wenn er sich schon gegenüber meinen Eltern so zierte. Irgendwie verstand ich ihn ja, ich hätte mich auch nicht als Gegenstand präsentieren lassen, wenn ich er gewesen wäre. Genau genommen war er nämlich nichts anderes als ein Sklave, gebunden an den Willen seines Herren. Ich sah von meiner Tasse auf und musterte ihn zum ersten Mal so richtig, wobei ich leicht errötend feststellte, wie gut er eigentlich aussah. Und dieser faszinierende Mann sollte jetzt mir gehören? Nun, das versprach, interessant zu werden. Sein gutes Aussehen sollte ich in den folgenden Tagen noch als Problem entpuppen, denn wie sich herausstellte, war Sasuke ein extrem körperbetonter Geist, der sich bei jeder Gelegenheit, zu der wir alleine waren, an mich kuschelte. Das wäre ja noch nicht so schlimm, wenn er dabei nicht kontinuierlich versucht hätte, mich zu begrabschen. Meine Eltern zeigten sich zusehends besorgt um mich, da wir vor allem nachts oft aneinander gerieten und das im Nebenzimmer natürlich als Selbstgespräch zu hören war. Ich gewöhnte mir an, den Fernseher laufen zu lassen, um eine Erklärung für den Lärm zu haben, obwohl Sasuke mich mehrmals darauf hinwies, wie ungesund das wäre. „Was hast du eigentlich für Komplexe?“ schimpfte ich, während ich mir gleichzeitig den zudringlichen Geist vom Leib zu halten und meine Schuhe anzuziehen versuchte. Es war Montagmorgen, die Ferien waren vorbei und ich musste los, doch er hatte scheinbar andere Pläne. „Du lässt mich alleine.“ schmollte Sasuke und hockte sich im Schneidersitz in die Luft. Ich seufzte tief und blieb mit geschultertem Schulranzen vor der Tür stehen. Zum Glück waren meine Eltern schon in der Arbeit, sonst hätten sie wahrscheinlich die netten Männer mit den weißen Turnschuhen und den Hab-Mich-Lieb-Jacken geholten. „Ich muss zur Schule, Sasuke, das habe ich dir schon lange erklärt. Warum hast du nur solche Verlustängste?“ „Meine Mama hat mir nie gesagt, dass sie mich liebt.“ antwortete der Glücksbringer und ich seufzte, weil er das jedes Mal behauptete. Glauben tat ich es ihm nicht, aus dem einfachen Grund, dass Geister keine Mütter hatten – Geschweige denn, dass sie lieben konnte. Sasuke bemerkte, dass ich ihm nicht glaubte, stritt aber nicht mit mir darüber, weil er irgendwann in der letzten Woche eingesehen hatte, dass es sowieso nichts an meiner Meinung ändern würde. Stattdessen sagte er: „Schläfst du dann nachher wenigstens als Entschuldigung endlich mit mir?“ „Nein!“ keifte ich mit knallroten Wangen und er seufzte. „Wie lange wirst du weg sein?“ „Ein paar Stunden. Sei brav und stell nichts an, während ich nicht da bin, verstanden?“ befahl ich streng und musterte ihn skeptisch. „Ja, Meister.“ erwiderte er ergeben. Trotz seiner Unterwürfigkeit machte ich mir den ganzen Tag Sorgen – Allerdings weniger, dass er das Haus abgefackelt haben könnte, als um ihn selbst. Als Entschuldigung für seine lange Einsamkeit, brachte ich ihm Süßigkeiten aus einem Laden auf meinem Schulweg mit. An seinem doofen Grinsen, als ich damit auf der Matte stand, erkannte ich, dass er meine Gefühle beeinflusst hatte, doch allzu lange konnte ich ihm nicht böse sein und diesmal wusste ich, dass er mich nicht manipulierte. Er war begeistert von dem Geschenk und verspeiste in kaum fünf Minuten zwei Tafeln Schokolade, danach auch noch einen Lutscher und er hörte nur auf, weil ich es ihm sagte. Ich musterte ihn verblüfft, da ich niemals damit gerechnet hätte, dass er so ein Süßer war – Er sah eher aus, als würde er nie irgendwas mit so viel Zucker essen. Während ich meine Hausaufgaben machte, hatte Sasuke es sich auf meinem Bett bequem gemacht, doch irgendwann ertrug ich die Stille nicht mehr, die sich im Raum ausgebreitet hatte. Sonst war er doch auch nicht so still! Ich drehte mich nach ihm um und wollte etwas sagen, verstummte aber, als ich ihn sah. Sein Gesicht war grün angelaufen und er hielt sich den Bauch, die Beine angezogen. Entsetzt stürzte ich zu ihm, doch es war gar nicht so leicht, sich um einen kranken Geist zu kümmern, der nicht reden konnte, weil er sonst gekotzt hätte. Die nächsten Tage lag er flach und war ganz artig, nachdem ich ihm eine runtergehauen hatte, als er mir sagte, dass er einfach kein Menschenessen vertrug. Obwohl er das gewusst hatte, hatte er mir so einen Schrecken eingejagt! Aber nach ein paar Tagen war er wieder ganz der Alte und ich konnte mich auf die Schule konzentrieren. Sasuke hatte dafür gesorgt, dass mein Stundenplan angenehm und meine Lehrer nett waren, außerdem kam ich mit einigen Freunden in dieselbe Klasse. Nur mein beharrliches Betteln nach einer Beziehung ignorierte er. Jedes Mal, wenn ich davon anfing, sah er zur Seite und behauptete, das läge nicht in seiner Macht, aber irgendwie glaubte ich ihm nicht so recht. Vielleicht hätte ich ihn durch einen direkten Befehl zwingen können, aber das wollte ich auch nicht und so verging die Zeit bis zu den Winterferien, ohne dass ich einen Freund gefunden hätte. Einsam fühlte ich mich aber trotzdem nicht, immerhin hatte ich ständig einen gewissen, nervigen Geist um mich. Eines Morgens, am Sonntag zwei Wochen vor Weihnachten, saß ich mit meinen Eltern am Frühstückstisch und mein Vater sagte nach einem verstohlenen Seitenblick auf meine Mutter: „Sag mal, Naru... Hast du in den Ferien eigentlich was vor?“ „Nein.“ antwortete ich leicht verblüfft über die Frage. Eigentlich hatte ich eine Weihnachtsfeier organisieren wollen, aber die meisten meiner Freunde waren in den Urlaub gefahren oder wollten sich aufs Lernen konzentrieren. „Wieso?“ Minato grinste. „Na ja, ich habe noch mal Urlaub bekommen und deine Mutter und ich dachten, wir fahren vielleicht in die Berge.“ „Oh ja, Snowboarden!“ rief ich begeistert. Wintersportarten waren toll. Außerdem kam mir noch eine Idee und ich fragte etwas zögerlich: „Kann ich eventuell einen Freund mitnehmen?“ Meine Eltern sahen sich etwas besorgt an. „Ein Freund oder dein Freund?“ wollte meine Mutter wissen. Ich wurde leicht rot und zupfte am Tischtuch. „EIN Freund... Und es ist ja noch gar nicht sicher, ob er will, ich wollte nur fragen, ob es theoretisch in Ordnung wäre.“ „Mh... Na ja, ich schätze, fragen kannst du ihn mal. Kennen wir ihn? ... Dann bring ihn mal mit.“ verlangte mein Vater, als ich den Kopf schüttelte. Danach redeten wir noch ein bisschen, aber schließlich rannte ich in mein Zimmer, wo Sasuke es sich auf dem Fensterbrett bequem gemacht hatte und auf die Straße blickte. „Welchen Freund willst du mitnehmen?“ fragte er mit nicht zu deutender Stimme. Leicht verwirrt blinzelnd trat ich näher, dann wurde mir klar, dass er gelauscht hatte und ich errötete. „Belausch uns gefälligst nicht.“ „Mhm...“ machte er, als würde er es bei der nächsten Gelegenheit doch wieder tun. „Also? Wer ist es?“ ließ er nicht locker und drehte sich endlich nach mir um. In seinen Augen lag eine Art unterdrückter Zorn, der mich ihn verwundert anglotzen ließ. War er etwa eifersüchtig...? Ich grinste und machte es mir zwischen seinen Beinen bequem. „Jemand, den ich sehr, sehr gerne habe – Und er sieht zum Anbeißen aus.“ Sasuke ließ es zwar zu, dass ich mich setzte, legte aber nicht wie sonst die Arme um mich. „Kenne ich ihn?“ „Oh, ziemlich gut sogar. Er hängt oft hier rum und versucht meistens, mich anzugraben. Ziemlich arrogant und pervers ist er.“ „Meinst du diesen Sai oder wie der heißt? Der ist sowieso niemand, der deine Zuneigung verdient hätte.“ meinte der Geist pikiert und ich fing schallend an zu lachen. „Den meine ich nicht – Ganz davon abgesehen, dass Sai weder arrogant noch pervers ist.“ „Wie du meinst... Aber wer auch immer es ist, klingt nicht so, als wäre er vertrauenerweckend.“ Ich grinste breit. „Jetzt sei nicht so streng mit dir – Eigentlich bist du doch ganz in Ordnung.“ „Ich...?“ fragte er verwirrt, bevor er verstand, was ich meinte und das Gesicht verzog. „Haha, sehr witzig.“ „Find ich auch.“ feixte ich zurück und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sasuke legte die Hand auf mein Gesicht und drehte es sanft zu sich. Ich lief mit rasendem Herzen rot an – Er wollte mich doch wohl nicht küssen, oder? Scheinbar schon, denn da berührten bereits seine Lippen die meinen und verdrängten für einen atemberaubenden Augenblick alles andere aus meinem Kopf. Bevor ich mich zusammenreißen und den Kuss lösen konnte, ließ ich es zu, dass seine Zunge zwischen meine Lippen schlüpfte und dort eine Weile sacht mit meiner spielte. Ich sprang hastig auf und wischte mir über den Mund, als hinge etwas Ekliges daran, obwohl der Nachgeschmack seines Kusses süß schmeckte. „Was soll das?! Du weißt ganz genau, dass ich das nicht will!“ „Aber...“ „Nichts aber! Du hast dich an das zu halten, was ich dir sage und sonst gar nichts.“ Sasukes Blick verdüsterte sich. „Und wenn dein Körper mir etwas anderes sagt als dein Mund?“ „Der sagt gar nichts!“ schnappte ich mit hochrotem Kopf. Was redete er da? Es hatte mir nicht gefallen! Es durfte mir gar nicht gefallen haben... „Oh doch, Naruto, das hat er. Du kannst dich vielleicht selbst belügen, aber mich nicht – Ich sehe es, wenn du glücklich bist. Und wenn ich dich berühre, strahlst du jedes Mal wie ein Leuchtfeuer.“ Ich glotzte ihn blöd an, schüttelte den Kopf. „Nein, tu ich ni...“ „Ich meine nicht, dass du lächelst – Auch, wenn du das auch meistens tust, sobald ich dich anfasse. Ich sehe die Materie deines Glücks als goldene Schlieren um dich.“ Ich wollte schon ´So in Unsinn!` sagen, als mir einfiel, was er war: Ein Glücksbringer nämlich. Nervös mit meinem Armband spielend gestand ich mir ein, dass es wohl stimmen mochte, aber gefallen wollte mir das trotzdem nicht, denn ich fühlte mich so ertappt. Das war richtig peinlich! „mag sein, aber ich bin auch glücklich, wenn mein Dad mich umarmt! Das ist noch lange kein Grund, über mich herzufallen, ok?“ Eine ganze Weile herrschte eisiges Schweigen und ich konnte seinem Bohrenden Blick nicht mehr standhalten, sodass ich zu Boden sah, doch dann nickte er und meinte: „Wie du willst. Ich fasse dich nicht mehr an.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und vergrub die Nägel in meinem Pulli. So hatte ich das nicht gemeint! Aber ich war zu stolz, ihm das zu sagen, also nickte ich zur Bestätigung nur angespannt mit dem Kopf. „U-Und du wirst trotzdem mitkommen?“ fragte ich leise und beflissen. „Natürlich – Ich komme immer mit dir, solange du das Armband trägst.“ „Ich meine aber nicht so. Ich wollte dich meinen Eltern als einen Freund vorstellen, sodass wir... Na ja, ´offiziell` zusammen sein können...“ „Ich weiß nicht, Naruto.“ „Wenn das an gerade liegt...!“ warf ich bestürzt ein. „Da-Dann tut es mir leid! Ich wollte dich nicht beleidigen, es ist nur...“ „Es ist nicht deswegen. Ich zeige mich nur nicht gerne Menschen – Abgesehen von meinem Herren natürlich.“ fügte er mit einem leicht bemühten Lächeln hinzu. „Es wäre ja nur für ein paar Tage. Und die meiste Zeit hängst du mit mir rum, so, wie normalerweise auch.“ „Hm... es würde dich glücklich machen, oder?“ lenkte er ein und ich nickte kräftig. „Ja, sehr!“ Sasuke seufzte, kreiselte in der Luft und schaffte es gleichzeitige, mich die ganze Zeit vorwurfsvoll zu mustern. Schließlich sagte er: „Also gut – Für dich. Wie lange wären denn ein paar Tage?“ „Über Weihnachten und Neujahr.“ erklärte ich etwas verlegen, denn immerhin war das eine ganze Woche. Aber wenn es ihm nicht gefiel, konnten wir ja immer noch sagen, er wäre krank geworden und hätte früher abreisen müssen. Zwar sah er keineswegs begeistert aus, doch er blieb bei seinem Wort. „Aber über eines musst du dir im Klaren sein: Während dieser Zeit bin ich ein Mensch mit keinerlei Fähigkeiten, also musst du wohl oder übel dein normales Leben führen.“ Wenn das hieß, mit ihm zusammen sein zu können, war ich mehr als nur breit, mein früheres, weit weniger vom Glück gesegnetes Leben wieder aufzunehmen, aber ich würde einen Teufel tun und ihm das auf die Nase binden, also sagte ich nur „Ok.“ und lächelte ihn an. Ich erklärte ihm noch, dass er sich meinen Eltern vorstellen sollte – Noch ein Schicksal, in dass er sich nur widerwillig fügte. Die Begegnung zwischen den dreien fiel wie erwartet etwas merkwürdig aus, da Sasuke ständig vergaß, ein Mensch zu sein. Zum Beispiel ließ er beim Abendessen aus Langeweile das Salz schweben, was meine Eltern glücklicher Weise nicht bemerkten. Was aber sehr wohl auffiel, war die Tatsache, dass er nichts aß, worüber meine Mutter zusehends verstimmter wirkte, was ich durchaus verstand. Allerdings sagte sie nichts und ansonsten benahm er sich tadellos, sodass die beiden mir am Abend sagten, es wäre ok, wenn ich ihn mitnähme. Ich beschloss, meinen Glücksbringer etwas trainieren zu müssen, was den Umgang mit Menschen anbelangte und schleifte ihn in der folgenden Woche mehrmals ins Kino und zu anderen Veranstaltungen. Ein Mal ließ ich ihn sogar alleine durch die Stadt tigern – Nur für den Notfall – Um mich von der Schule abzuholen, was reibungslos funktionierte, wenn man mal von den Staus absah, die seine gaffenden Fangirls verursachten. Die Abende verbrachten wir damit, uns so was wie eine Lebensgeschichte für ihn auszudenken und damit, ihm Klamotten zu kaufen und diese möglichst unauffällig in mein Zimmer zu schaffen. Mit einem Geist, der sich auf glückliche Zufälle spezialisiert hatte, gab es keine Probleme, dass meine Eltern etwas mitbekommen hätten und gerade, als mir einfiel, dass ich noch Geld für eine Tasche und die Miete eines Snowboards, sowie etwas Taschengeld für ihn brauchte, besuchte meine Oma uns und schenkte mir genug Kohle, dass ich für die Zugfahrt selbst nichts mehr beisteuern musste. Eigentlich war es mir zuwider, meine Großmutter so auszunutzen, doch als ich den Übeltäter vorwurfsvoll anblickte, zuckte der nur mit den Schultern und sagte, er könne nichts dafür, es passiere automatisch in seiner Umgebung. Allerdings konnte ich Sasuke partout nicht böse sein und freute mich viel zu sehr, dass er mitkommen würde, sodass er ohne große Nörglerei meinerseits davon kam. Am Freitag unserer Abreise stellten Mama und Papa fest, dass sie noch Lebensmittel brauchten, was ich zur Gelegenheit nahm, um meinen Glückskeks, wie ich Sasuke auch liebevoll nannte, obwohl ihm das gar nicht passte, zum Bahnhof zu schicken. „Pass auf und geh nicht bei rot über die Ampel.“ mahnte ich ihn und gab ihm seinen Koffer. Er verdrehte die Augen. „Ja, Mama.“ „Wird nicht frech, junger Mann!“ grinste ich und zog spielerisch an einer seiner Haarsträhnen. „Ist ja gut... Aber pass lieber du auf dich auf. Vergiss nicht, ich bin ab jetzt ein Mensch.“ Ich nickte noch, schob ihn dann aber bestimmt nach draußen und schloss die Tür. Das Haus fühlte sich seltsam leer an ohne ihn und als ich durch die Räume wanderte, wurde mir klar, dass ich seit gut einem viertel Jahr zum ersten Mal wirklich alleine war. Obwohl eigentlich nicht wirklich etwas passieren konnte, machte ich mir Sorgen um Sasuke und konnte nicht stillhalten, bis meine Eltern wieder da waren. „Wieso willst du schon los? Unser Zug geht erst in einer Stunde.“ wollte mein Vater wissen, als ich ihn und meine Mutter fast schon mit Gewalt aus dem Haus scheuchte. „Sasuke... Hat mich angerufen, dass er schon da ist und ich will ihn nicht so lange warten lassen.“ Ich war fast stolz auf die Geschwindigkeit, mit der ich mir die Lüge aus den Fingern gesaugt hatte. Meine Eltern jedenfalls waren überzeugt und somit saßen wir keine fünf Minuten später im Auto auf dem Weg zum Bahnhof. Dort angekommen sahen wir uns alle nach Sasuke um, konnten ihn aber nirgends entdecke und als mein Dad fragte, warum ich ihn nicht auf seinem Handy anriefe, log ich, er habe keines, weil seine Eltern dagegen waren. Verdammt, ich hätte ihm einen kaufen sollen, dachte ich und versenkte die Zähne in meiner Unterlippe. Panik wallte in mir auf und ich spürte, wie mir die Tränen kamen, doch da entdeckte meine Mutter ihn endlich. Vor Erleichterung alles andere vergessend, ließ ich meinen Koffer stehen, rannte zu ihm und sprang ihm um den Hals. Sasuke grinste und tätschelte mir beruhigend den Po, bevor er mich sanft wieder absetzte. „He, ich trag dein Gepäck nicht, nur, damit das klar ist!“ stellte mein Vater richtig und stellte den Koffer neben mich, bevor er sich meinem Glücksbringer zuwandte. „Hallo, Sasuke-kun.“ Der Angesprochene verbeugte sich vor beiden leicht, was sie zu überraschen, aber zu freuen schien. Ich war noch immer nervös, was seinen Umgang mit anderen Menschen betraf, aber er benahm sich gut und bedankte sich sogar, als meine Mutter ihm Süßigkeiten kaufte, die zu essen ich ihm in einem stillen Moment verbat. Er jammerte zwar, gab mir aber seine Beute und ich wuschelte ihm liebevoll durch die Haare. Die Zugfahrt verlief friedlich und wir unterhielten uns trotz des beständigen Schnarchens ihres Ehemannes gut mit Kushina. Als die beiden gegen Mittag essen waren, wandte ich mich lächelnd Sasuke zu. „Bisher ist das doch super gelaufen! Wie gefällt es dir bisher?“ In seinem Gesicht lag ein verträumter Ausdruck, der mich leicht erröten ließ, denn er schien versucht, mich mit den Augen aufzufressen. „Solange du glücklich bist...“ murmelte er abwesend. „W-Warum freut es dich eigentlich jedes Mal so, wenn ich glücklich bin?“ wollte ich verlegen wissen und strich mir eine Strähne aus der Stirn, doch als ich wieder zu ihm aufsah, blickte er mich noch immer mit demselben genüsslichen Glitzern in den Augen an. Er sollte aufhören, das war ja peinlich! Zum Glück waren wir alleine in dem Zugabteil... „Weil ich Hunger habe.“ erklärte Sasuke gelassen, als wäre es das Normalste auf der Welt. „Ach so.“ gab ich sarkastisch zurück. „Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“ Sasuke sah mich an, als hielte er mich für beschränkt. „Ist doch logisch: Ich esse dein Glück... Dass du da noch nicht selbst drauf gekommen bist.“ „Ja, ich bin manchmal eben etwas langsam... Sag mal, spinnst du?! Ich bin doch nicht dein Mittagessen!“ rief ich empört und zog in einer Art Abwehrhaltung die Beine an. „Doch, so ungefähr kann man es ausdrücken. Und dein Glück schmeckt von allen Herren, die ich kosten durfte, bei weitem am besten, Naruto...“ Damit war er auf den sitz neben meinem geglitten und lehnte sich verstörend nahe zu mir. „Lass mich dich noch glücklicher machen...“ Während er die kühle Hand unter meinen Pulli schob, konnte ich mich nicht rühren. Der scharfe, würzige Duft, der immer von ihm ausging, war jetzt noch intensiver, betäubte meine Sinne und erschwerte mir das Atmen. Bestimmt, aber ohne dabei grob zu werden, drückte er mich in den Sessel und fing an, meinen Hals zu küssen, während seine Finger weiter forschend über meinen Oberkörper glitten. Ich keuchte auf und wollte ihn wegschieben, doch als er die Zähne sanft in meiner Haut versenkte, war ich plötzlich nicht mehr dazu im Stande und krallte mich stattdessen in sein Shirt. Oh, er war wirklich gut – Es trieb mich fast in den Wahnsinn. Aber das musste er ja auch sein, wenn er überleben wollte, oder? Er liebte mich nicht, wollte nur seinen Hunger an mir stillen... Seltsamer weise wehrte ich mich nicht, obwohl ich mir darüber im Klaren war. Erst, als ich aus glasigen Augen jemanden an unserem Abteil vorbeigehen sah und an meine Eltern dachte, die bald zurückkommen mussten, drückte ich Sasuke von mir weg. „Was?“ fragte er verwirrt, die Hand noch immer in meiner Hose. Ich schluckte hart, bevor ich sie dort entfernte und „Hö-Hör auf...“ stammelte. „Wieso? Es gefällt dir.“ behauptete er selbstbewusst und ich wurde noch röter, als ich es sowieso schon war. „“Na ja... Aber i-ich... Ich will das nicht...“ „Wieso?“ wiederholte er, diesmal mit Nachdruck. Ich senkte den Blick und versuchte, an etwas Abturnendes zu denken, während ich erklärte: „Meine Eltern kommen sicher gleich wieder...“ „Es dauert nicht lange.“ „Und alle können uns sehen.“ fuhr ich ungeführt fort, woraufhin er demonstrativ den Rollladen an der Tür runter zog. „U-Und außerdem will ich das nicht ohne Liebe..“ Sasuke musterte mich verwirrt, ließ aber von dem Versuch ab, mich zu betatschen und wich etwas zurück. Gerade setzte er dazu an, etwas zu erwidern, doch wie so was immer läuft, kamen gerade in dem Moment meine Eltern herein und unser Gespräch war beendet. Genau genommen war jeglicher Konversationsversuch zum Scheitern verurteilt, denn Sasukes schlechte Laune, die wie eine dunkle Wolke über ihm schwebte, erstickte schon die Idee einer Unterhaltung im Keim. Ehrlich gesagt machte er mir gerade sogar etwas Angst. Das eisige Schweigen hielt, bis wir an unserem Zielbahnhof ankamen und mein Vater ein Taxi beorderte, das uns zu unserem Hotel bringen sollte. Sasuke schien begeistert von der Vorstellung, dass der Mann vorne im Wagen tat, was er wollte, was meine Eltern offenbar verwunderte, doch da sie ihn sowieso für einen komischen Kauz hielten – Was er ja auch war – Hielten sie sich mit Kommentaren zurück. Wir ließen unser Gepäck auf die Zimmer bringen und mein Glücksbringer erkundete mit mir etwas unsere Unterkunft, während meine Eltern sich umzogen und für ihr Date in einem feinen Restaurant herzurichten. Sasuke und ich begnügten uns mit dem Speisesaal des Hotels, wobei ich ihm schon seine begehrlichen Blicke zum Dessert-Tisch verbat. Ich seufzte leise und schob mir einen Bissen Reis in den Mund. Meistens benahm er sich nicht so, sodass ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen musste, wie jung er eigentlich noch war – Kaum mehr als ein Kind, obwohl er über zweitausend Jahre alt war. Und jetzt stellt euch mal ein Kind vor, das hundert Jahre in einem Armband eingesperrt gewesen war. Was wollte das logischerweise tun? Richtig, spielen natürlich. Und für den Geist musste ich eben als Spielzeug herhalten. Ein Gedanke, der mehr schmerzet, als ich je zugegeben hätte. Ich wollte mehr für ihn sein, als eine Belustigungsattraktion, weil ich ihn wirklich mochte. Aber das war unmöglich, denn er war nun mal ein Geist, für immer an dieses blöde Ding um mein Handgelenk gebunden... „Was würde passieren, wenn du aus deiner... Sklaverei befreit würdest?“ fragte ich unvermittelt, den Blick auf meinen noch fast unberührten Teller gerichtet. Sasuke sah mich verwirrt an, als habe noch niemand je diese Frage gestellt: „Ich würde verschwinden und heimkehren an den Ort, an dem alle Geister leben...“ Seine Augen hatten, während er darüber sprach, denselben verträumten, sehnsüchtigen Glanz, als wenn er hungrig wäre, was mich leicht schmerzte, sodass ich nichts mehr darüber fragte. Natürlich – Er wollte weg. mich alleine lassen... „Was ist?“ fragte er, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte, doch ich setzte schnell ein Lächeln auf und behauptete, alles wäre in Ordnung. In dieser Nacht schlief ich schlecht. Sasuke hatte sich am Fußende meines Bettes zusammengekugelt wie eine Katze und stieß gelegentlich ein kehliges Gurren aus, welches in mir die Frage aufwarf, wovon wer träumte. Oder konnten Geister gar nicht träumen? Ich hätte gerne gefragt, wagte aber nicht, ihn zu wecken, da es das erste Mal war, dass ich ihn so sah und sein friedvolles Gesicht mir gefiel. Er sah aus, wie ein ganz normaler Menschenjunge. Jemand, der für einen da war. Jemand, der einen in jeder Situation aufheitern konnte... Jemand, den man lieben konnte. Ich schluckte hart, als ich mir eingestand, das genau das passiert war: Ich hatte mich in Sasuke verliebt. Mist, dabei hatte ich mir doch die ganze Zeit einzutrichtern versucht, dass zwischen uns nichts sein konnte. Aber sein selbstbewusster Charme und der bisweilen ausartende Narzissmus, die seinen Charakter zusammen mit einer fürsorglichen Ader ausmachten, hatten mich von Anfang an gefangen genommen. Ich fühlte mich bei ihm so geborgen wie sonst nirgends. Außerdem bebte meine Welt, wenn er mich berührte, wie ich mir errötend eingestand. Erneut schluckend musterte ich seine fein geschwungenen Lippen, die im Schlaf leicht offen standen. Mein Herz raste und ich empfand eine heftige Erregung, die mich selbst überraschte, als ich mich zu ihm beugte. Nur ein winziger, ganz kleiner Kuss... „Ich dachte, so was willst du nicht ohne Liebe.“ sagte er ruhig, die Augen noch geschlossen. Vor Schreck wäre ich fast aus dem Bett geplumpst, doch er hielt mich am Arm fest und sah mich aus blitzenden Augen an. Mit flammendroten Wangen machte ich mich von ihm los und wäre am Liebsten im Boden versunken. Was dachte er jetzt nur von mir?! „Was sollte das?“ fragte er scharf, als ich nichts sagte. Ich konnte mich nicht rühren, geschweige denn, dass ich sprechen konnte, also presste ich nur fest die Lippen aufeinander und starrte auf meine zitternden Knie, die von meinen kalkweißen Händen umklammert wurden. Ein leises, drohendes Knurren war zu hören, dann drückte er mich heftig auf das Bett zurück und starrte mich aus blutroten Augen an. „Glaubst du, es ist ohne deine Spielchen nicht schon schwer genug, mich zu beherrschen?! Ich habe Hunger, du dummer kleiner Mensch, doch wegen deiner Bedenken halte ich mich ständig zurück! Hattest du schon mal über hundert Jahre bohrenden Hunger – Mit deiner Leibspeise vor Augen?! Ich hatte mich zurückgehalten, aber jetzt reicht es mir!“ So wütend hatte ich ihn noch nie erlebt, aber trotz der Angst, die er mir ehrlich gesagt einjagte, kam ich nicht umhin, ihn sexy zu finden, wie er da mit glühenden Augen und bebendem Körper über mir kniete. Ich wollte ihn... Jetzt sofort. „Dann... Dann nimm mich...“ hauchte ich und schlang die Arme um seinen Hals, um ihn in einen heißen Kuss zu ziehen. Genau zwei Sekunden war er zu perplex, um zu reagieren, dann drängte er hungrig die Zunge in meinen Mund. Ich stöhnte auf, als er das Knie in meinen Schritt drückte, bevor ich mich schüchtern etwas daran rieb, wobei ich erstaunt feststellte, dass er bereits hart war. So dringend war es...? Ich bekam ein schlechtes Gewissen und ließ die Hände aus seinem Nacken, in dem sie bis dahin gelegen hatten, über seine zitternden Seiten hinunter zu seiner Hose gleiten. Sein heiseres, grollendes Stöhnen, als ich den gespannten Stoff über seiner Erektion berührte, jagte mir einen heißen Schauer den Rücken runter. Sasuke zog mich hoch, um mir den Pulli praktisch vom Leib zu reißen, drückte mich dann aber sofort zurück in die Matratze, wo er seine Küsse erst zu meinem Hals und dann noch weiter runter gleiten ließ. Seine Finger nestelten unruhig am Reißverschluss meiner Hose herum und schoben sie runter, sobald er geöffnet war, wofür ich folgsam die Hüften hob. Ich seufzte genüsslich, sobald seine Zunge meine harten Nippel berührte und krallte die Finger in seine Haare. „Sasuke...“ stöhnte ich leise. Ohne zu zögern strich er mit den Fingerspitzen über mein Glied – Sie zitterten etwas vor Anspannung – Bevor er es fest, aber nicht unangenehm, zu massieren begann. Ich legte den Kopf zurück und grub die Nägel in sein Haar. Das tat so gut, nachdem ich so lange darauf gewartet hatte... Immer wieder rollte mir sein Name über die Lippen, auch, als er meinen Penis schließlich in den Mund nahm und daran zu saugen begann. Es fühlte sich zu gut an, dachte ich hitzig, als ob er es schon oft getan hätte. Eigentlich wollte ich danach fragen, aber ich bekam keinen anständigen Satz mehr artikuliert und verschob dieses Vorhaben auf später. Kurz, bevor ich kam, löste Sasuke sich von mir. Fast hätte ich gejammert, doch er erstickte meinen Protest mit einem heißen Kuss und ich verstand: Er wollte, dass ich von seinem Schwanz in mir kam. Sofort, als ich es begriff, wollte ich das auch, doch das war gar nicht so leicht, denn da schob er erst einen und kurz darauf einen zweiten Finger in mich. Seine Ungeduld machte mich an, aber es tat weh und ich löste den Kuss, um ihn zu bitten, etwas langsamer zu machen. Zwar kam er der Bitte nach, aber die Art, auf die er sein Becken an mir rieb, zeigte deutlich, wie sehr er sich zusammenreißen musste. Ich konnte auch nicht länger warten, schob seine Hand zurück und legte mich mit geöffneten Knien vor ihm hin, was ich noch nie getan hatte und mir peinlich war, doch ich zwang mich trotz meines rasenden Herzens und der glühenden Wangen, ihn anzusehen. „N-Nimm mich...“ Als hätte er nur darauf gewartet, dass ich es ihm befahl, stürzte er sich auf mich. Er drückte meine Beine nach hinten, nahm sein Glied, setzte es an und schob es langsam in mich. Je tiefer er gelangte, desto fester grub ich die Nägel in seinen Rücken, doch als er halb drinnen war, hörte er auf. Verwirrt und mit unregelmäßigem Atem sah ich an. „Was ist...?“ Sasuke beugte sich zu mir, wodurch er etwas tiefer glitt, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. „Du bist so eng... Gewöhn dich erst mal daran.“ Das war sehr rücksichtsvoll von ihm – Denn es schmerzte tatsächlich ziemlich, immerhin hatte ich schon eine ganze weile keinen Sex mehr gehabt. Kurz hing er so über mir, doch dann schob er sich weiter rein. Ich schlang die Arme um ihn und zog ihn tiefer. Als er ganz drinnen war, zögerte er eine Sekunde, als überlegte er, mir noch mehr Gewöhnungszeit zu geben, stöhnte dann aber nur ungehalten auf und fing an zu stoßen. Ich presste die Augen fest zu und kratzte ihm wohl den Rücken auf, denn er löste meine Arme von sich und drückte sie auf die Matratze. er stieß fest, aber mit Bedacht zu und ich, bereits zu nahe dran, spürte den Höhepunkt schon bald kommen. „Sa-Saskue...!“ wollte ich ihn warnen, doch er erstickte es mit einem Kuss. Die Kraft, mit der er Besitzt von meinem Körper ergriff, war es schließlich, die mich kommen ließ. Als er sich kurz darauf in mich ergoss, drückte ich in einem Anflug nachwallender Lust die Hüften gegen seine, doch dann sank ich kraftlos und heftig keuchend zurück. Ich spürte noch, wie er sich aus mir zurückzog, war aber zu müde, um ihn anzusehen und kugelte mich zusammen. Sasuke legte den Arm um mich und streichelte meine Hüfte, doch da war ich bereits eingeschlafen. Am nächsten Morgen wachte ich mit nervös pochendem Herzen auf. Ich hatte geträumt, wusste aber nicht mehr, was. Ein Blick auf meinen Bettnachbarn brachte die Erinnerung an letzte Nacht zurück und ließ mich heftig erröten. So schnell es ging – Mir tat alles weh, denn wir hatten es mehr als ein Mal getan, wobei er ein schon fast akrobatisches Talent bewiesen hatte – Schlüpfte ich aus dem Bett und ins Bad, wo ich mir erst mal brühend heißes Wasser über den Körper laufen ließ. Ich hatte mit ihm geschlafen. Einfach so, weil ich Lust darauf gehabt hatte... Nein, weil ich ihn liebte. Aber verdammt noch mal, ich durfte das nicht noch mal tun. Ich musste mich zusammen reißen. Nervös mit meinem Armband spielend biss ich mir auf die Unterlippe, als er an die Tür klopfte. „Naruto? Deine Eltern waren gerade da und sagten, wir sollen frühstücken kommen. Bist du fertig?“ „Ja, M-Moment bitte!“ antwortete ich mit piepsiger Stimme. ich beeilte mich und machte mich fertig, fest entschlossen, nichts Dummes zu tun, doch sobald ich sein Lächeln sah, war es aus mit der Beherrschtheit und ich fiel ihm um den Hals. „Naruto...?“ lachte er überrascht, während ich ihn rückwärts zum Bett drängte und mich streckte, damit ich seinen Hals küssen konnte. Ich drückte seine Beine auseinander und öffnete gekonnt den Reißverschluss, dann blickte ich zu ihm hoch. „Entspann dich einfach...“ Zehn Minuten später waren wir auf dem Weg in den Speisesaal und beide äußerst zufrieden mit der Welt. Meinen Eltern fiel unsere gute Laune auf, aber wir behaupteten einfach, wir würden uns auf den Tag auf der Piste freuen – Was ich persönlich auch tat. Um Sasuke hatte ich zuerst etwas Angst, doch dann musste ich neidisch gestehen, dass er ein echtes Naturtalent auf dem Board war, denn sobald ich ihm die Grundlagen beigebracht hatte, fuhr er mindestens so gut wie ich, wenn nicht sogar besser. Nachdem wir den ganzen Tag draußen verbracht hatten, waren wir am Abend müde und zogen uns früh mit einer Tasse Kakao für mich in unser Zimmer zurück. Ich machte es mir zwischen Sasukes Beinen bequem und lehnte mich an seine Brust, während er, auf einem Haufen Kissen und Decken sitzend, gedankenverloren aus dem Fenster auf die Lichter des Skidorfes blickte. „Erzähl mir etwas über dich.“ verlangte ich, nachdem mir das Schweigen zu viel geworden war. „Was möchtest du wissen?“ „Kannst du dich an dein Leben vor... Na ja, bevor du ein Geist wurdest erinnern?“ Ich hörte an seiner Stimme, dass er lächelte, obwohl ich sein Gesicht nicht sah. „Ja. Ich habe mit meiner Familie im heutigen Ankara gelebt, als Sohn des Polizeichefs. Er war streng, aber ich habe meinen Vater sehr geliebt, genau, wie meinen Bruder.“ „Wie hießen sie?“ wollte ich wissen. „Fugaku und Itachi. Meine Mutter hieß... Sie hieß...“ Das Zögern wunderte mich und ich wandte mich nach ihm um. Schmerz flackerte in seinen dunklen Augen, doch dann wandte er sich ab und schwieg. „Weißt du nicht mehr, wie deine Mutter hieß?“ fragte ich vorsichtig. Trotzdem spürte ich, wie seine Muskeln sich anspannten unter mir. „Die Erinnerung an mein Leben in Freiheit verblasst mit jedem Herren, dem ich diene, mehr. An... An ihre Gesichter kann ich mich schon lange nicht mehr erinnern, doch ich weiß noch, das ich meiner Mutter ähnlich sehe...“ Sie muss sehr schön gewesen sein.“ hauchte ich, nur, um unter seinem amüsierten Blick prompt zu erröten. „Danke... Ich war neunzehn, als ich starb, und ich verstand nicht, wieso es passieren musste. ich hatte doch noch so vieles vor, wollte meinen Vater stolz machen und meiner Mutter Enkel schenken, genau, wie mein Bruder es getan hatte... Aber das Schicksal hatte anderes mit mir vor und so wurde ich von einem Straßenräuber ermordet. Weißt du, wie Geister entstehen, Naruto?“ Als ich den Kopf schüttelte, sprach er weiter: „Wenn ein Mensch im Leben nicht das erreicht hat, was er wollte, ist er durch diesen Wunsch noch an die Erde gebunden. Die meisten Menschen vergessen ihre weltlichen Sehnsüchte, wenn sie an den Pforten zum Paradies stehen, doch bei manchen sind sie so stark, dass selbst der Tod sie nicht lösen kann. So war es bei mir: Die Bindung zu meiner Familie hat mich im Diesseits gehalten...“ „Oh...“ hauchte ich, verunsichert durch die Tiefe seiner Persönlichkeit, die er mir offenbart hatte. „Wie... Wie vielen Herren hast du vor mir gedient?“ „Ich weiß es nicht mehr, um ehrlich zu sein. Es waren viele, und die meisten waren grausam.“ Ich zögerte, fragte dann aber weiter: „Was hast du für sie getan?“ Er lächelte mich an, doch in seinen Augen lag kein Glanz, als er antwortete: „Zu Beginn waren sie immer zufrieden mit dem Glück, das ich ihnen schenkte – Und nicht wenige bekamen durch mich mehr als eine Frau oder einen Mann – Doch irgendwann wurden sie immer gieriger und sie begannen, sich auch noch nach meinem Körper zu sehen... Wenn ein Herr mir befielt, kann ich nicht nein sagen, selbst, wenn ich gegen den Wunsch bin...“ „Ich wollte dich nicht zwingen!“ rief ich entsetzt und löste mich etwas von ihm, doch er schlang einen Arm um meinen Nacken und zog mich an seine Brust. „Hast du nicht. Mit dir... Ich wollte – WILL – Dich so sehr... Mein Herz rast schon, wenn ich nur daran denke, dich zu berühren.“ „Aber ich habe es dir befehlen!“ Ich wollte ihn nicht nötigen, nicht so sein, wie alle vor mir, die ihn gezwungen hatten. Ich dachte, er hätte es genossen... „Naruto.“ unterbrach er meine verzweifelten Gedanken sanft und küsste mich, als ich auf sah. „Das war ein Befehl, den ich schon lange herbei gesehnt hatte. Selbst, wenn du dich nicht unterworfen hättest, wäre ich nur zu gern dein gewesen, aber was du getan hast, ist mit nichts aufzuwiegen. Du hast mir meinen Willen zurückgegeben, eines der wichtigsten menschlichen Werkzeuge, und dafür stehe ich ewig in deiner Schuld, Aycicegi.“ „W-Wie hast du mich grade genannt...?“ fragte ich leise. Einen Moment überlegte ich, ob er das alles nur sagte, um mich zu trösten, doch dann verwarf ich den Gedanken und fiel ihm um den Hals. Sasuke log mich niemals an. „Aycicegi. Das heißt Sonnenblume.“ antwortete er und erwiderte meine Umarmung. Sanft drückte er die Lippen auf meine und ich öffnete mich seiner Zunge, die in meinen Mund schlüpfte. Ich liebe dich... Sasuke stand auf und zog mich mit sich auf die Beine, wofür ich liebevoll seien Nacken mit meinen Armen umfing und ihn kraulte. Während wir uns noch küssten, schob er mich rückwärts zum Bett, was ich widerstandslos zuließ. Ich liebe dich so sehr, dachte ich erneut und kämpfte die Tränen nieder, als er meinen Pullover hoch schob und meinen Oberkörper zu küssen begann. Er konnte mich einfach nicht lieben und ich wollte ihm kein schlechtes Gewissen machen, indem ich ihm meine Gefühle mitteilte. Er war nun mal, was er war, und genau dafür empfand ich ja so viel Zuneigung. Aber dass sie niemals erwidert werden würde, zehrte zusehends an meinen Kräften, vor allem, da ich ihm gleichzeitig so nah sein durfte. Wir verbrachten die Nacht wie die letzte und am Morgen fühlte ich mich schrecklich, da ich zwei Tage hintereinander fast nicht geschlafen hatte. Sasuke erwies sich als äußerst fürsorglich und brachte mir Frühstück ans Bett, dass ich dankbar zu mir nahm – Vor allem den Kaffee. Da heute Heiligabend war und die Lifte und Seilbahnen sowieso geschlossen hatten, legte ich mich noch mal hin und schlief bis Mittag. Als ich aufwachte, wehte mir eine kühle Brise ins Gesicht und ich zog unbehaglich die Decke hoch. Sasuke, der das Rascheln der Decke gehört hatte, drehte sich vom Fenster, auf dem er saß, weg und sah mich an. „Ah, du bist wach. Ich soll dir von deinen Eltern sagen, dass sie auf einen Weihnachtsball im nächsten Dorf gefahren sind. Sie haben uns Geld da gelassen und wir sollen tun, was wir wollen, aber brav sein.“ erklärte er und hopste elegant von seiner Sitzgelegenheit, um zu mir zu kommen. „Ein Ball?“ fragte ich gähnend und hatte sofort das Bild vieler tanzender Paare in schönen Kleidern im Kopf. „Schade, das hätte ich auch gerne gesehen.“ „Minato-san sagte das schon voraus, deshalb sind sie gefahren, als du noch geschlafen hast – Ich glaube, sie wollen etwas Zeit für sich. Uns hat Kushina-san vorgeschlagen, wir sollen doch auf den Weihnachtsmarkt im Dorf gehen.“ Ich schlüpfte mit dem Kopf durch den Kragen meines Pullovers und grinste ihn an. „Das klingt gut! Wenn die etwas traute Zweisamkeit genießen können, können wir das schon lange, oder?“ Zwar schien er etwas überrascht, nickte dann aber folgsam und reichte mir eine Jacke. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, weil ich ihm schon hundert Mal gesagt hatte, er solle mich nicht bedienen, nahm das Angebotene aber trotzdem dankend an, denn im Zimmer war es eiskalt. „Frierst du eigentlich nie? Du kommst doch aus wärmeren Gefilden!“ „Ich bin ein Geist. Geister frieren nicht.“ erklärte er entspannt, bevor er mir vorschlug, in der Hotelhalle einen Tee zu trinken, um mich aufzuwärmen. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir also müßig vor einem angenehm warmen Kaminfeuer, unterhielten uns und ich naschte ab und zu von den Süßigkeiten, die hier eigentlich für die Kinder ausgelegt worden waren. Gegen sechs – Es war schon einige Zeit dunkel – Machten wir uns auf den Weg in die Stadt, wo auf dem Marktplatz ein riesiger Weihnachtsbazar aufgebaut worden war. Sasuke war begeistert, denn die Düfte, die in der Luft lagen, erinnerten ihn an zu Hause, außerdem mochte er die feilschenden Händler und betrachtete jeden Stand mit einem Genuss, der mich insgeheim grinsen ließ. Er war richtig süß! Die allgegenwärtigen, händchenhaltenden Paare deprimierten mich etwas, bis er meine Laune spürte und meine Hand ergriff. Ich war zwar etwas verlegen, immerhin konnte das jeder sehen, aber es fühlte sich zu gut an, als dass ich ihn wieder hätte loslassen wollen. Später am Abend gab es ein Feuerwerk, in das sich frisch fallender Schnee mischte, und ich sah fasziniert zu, wie die Pyrotechniker bunte Sterne vom Himmel regnen ließen. Plötzlich war Sasuke hinter mir und legte die Arme um meine Hüften, was mich heftig erröten ließ. „Lass das...!“ zischte ich leise und wand mich etwas, doch er hielt mich nur fester. „Nein.“ „Sasuke...!“ „Ich bin nur ein ganz normaler Junge und kann nichts gegen meine Hormone tun.“ grinste er und ich keuchte leise auf, als seine Hand weiter nach vorne zum Schritt meiner Hose wanderte. „N-Nicht doch hier...!“ jammerte ich, knickte aber gleichzeitig etwas mit den Knien weg, weil es sich verdammt noch mal viel zu gut anfühlte. Er hielt mich auf den Beinen, dachte aber noch nicht mal daran, aufzuhören. „Wieso nicht? Niemand beachtet uns. Ganz davon abgesehen, dass du selbst schuld bist. Du weißt genau, dass ich dir nicht widerstehen kann, wenn du so glücklich bist...“ Und ich konnte ihm niemals widerstehen, weshalb ich es halb murrend, halb stöhnend zuließ, dass er mir mitten in einer Menschenmenge einen runterholte. Der elende Blödmann... Später, als der Weihnachtsmarkt seine Pforten schloss, machten Sasuke und ich noch einen Spaziergang durch die frisch verschneite, nächtliche Landschaft. Das Mondlicht reflektierte sich auf dem Schnee und ließ alles gespenstisch und zugleich wunderschön wirken. Der Atem vor unseren Mündern bildete kleine Wölkchen und erschaudernd dachte ich, dass ich mich wärmer hätte anziehen sollen, während ich mir verstohlen über die Arme rieb. Mein Begleiter merkte das wohl, denn er zog sich die Jacke aus und legte sie mir über die Schultern. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht friere.“ erwiderte er gelassen, als ich protestierte und ihm den Mantel wieder hin hielt. „Prinzipiell könnte ich auch nackt durch den Schnee rennen.“ Ich stellte mir das bildlich vor und fing unwillkürlich an zu lachen. „Das wäre bestimmt eine interessante Erfahrung.“ stellte ich fest, während ich mich jetzt doch in die Jacke kuschelte. Sie roch nach ihm... „Ich sagte prinzipiell.“ murrte Sasuke, was mich jedoch nur noch mehr zum Lachen brachte. Meine Hand, die in seiner ruhte, und der Glühwein, den ich vorhin getrunken hatte, machten mich sehr ausgelassen. „Schon gut, schon gut... Gab es in deiner Heimat auch Schnee?“ „Nein, niemals. Das ist das erste Mal, dass ich welchen sehe.“ „Und? Gefällt es dir?“ wollte ich neugierig wissen. „Es ist... Ungewohnt. Aber wunderschön. Am liebsten würde ich über die Wiese da laufen.“ Ich warf einen Blick auf den unberührten Fleck Natur, der sich zwischen zwei steilen Berghängen nach oben schlängelte. Tatsächlich hatte die Reinheit und Unbeflecktheit des Ortes etwas Magisches, Anziehendes und ich konnte seinen Wunsch nur zu gut nachempfinden. Mit einem Seitenblick auf ihn grinste ich: „Wenn du diene Hose anbehältst, können wir das gerne machen.“ Sasuke verzog das Gesicht, doch ich zog ihn nur an der Hand mit in das Feld. Wir machten Schneeengel und bewarfen uns mit Bällen, bis wir fast aussahen wie die Schneemänner, die wir nach dem Abbild des jeweils anderen gebaut hatten (Wobei ich gestehen musste, dass Sasukes Werk mir ähnlicher sah als meines ihm.). Während wir so ausgelassen spielten, gerieten wir in immer höher gelegenes Gelände und schließlich zu einem kleinen Wald, den wir durchquerten. ganz oben an der Bergkuppe angekommen schnauften wir nicht schlecht, doch der Ausblick über die Täler zu beiden Seiten des Bergkammes, auf dem wir standen, war es allemal wert. Die Lichter der Dörfer sahen aus wie vereinzelte Seen aus Sternen und die Straßen zogen sich wie mit Edelsteinen besetzte Schlangen durch die Landschaft. „Gibt es etwas Schöneres...?“ fragte ich leise und beeindruckt. „Die Freiheit.“ antwortete Sasuke leise und ich erstarrte. Langsam zog ich die Hand aus seiner. Plötzlich war mir kalt, trotz der zwei Jacken die ich trug. Egal, wie oft ich mich von ihm anfassen ließ, egal, wie lange wir zusammen sein würden, egal, wie sehr ihr ihn liebte – Er würde in seinem Aufenthalt im Diesseits nie mehr sehen als Sklaverei und in mir nie mehr als einen weiteren Herren, der vielleicht ein bisschen netter war als die vorherigen. „Naruto?“ fragte er verwirrt, als ich nichts mehr sagte und strich mir erschrocken über die Wangen, als er sah, dass sie tränenüberströmt waren. „Was ist denn los? Soll ich...“ „Nein!“ schimpfte ich und schlug seine Hände beiseite. „Gar nichts sollst du! Geh einfach weg und lass mich in Ruhe!“ Sichtlich verunsichert wollte er mich in den Arm nehmen, doch ich erlaubte es ihm nicht, mich zu berühren. „Aber...“ „Ich will das alles nicht mehr! Ich kann dich nicht ansehen und ständig wissen, dass du am liebsten möglichst weit weg wärest, das tut zu weh...“ schniefte ich, während ich an dem Armband herumzupfte. Sasuke starrte mich einen Moment verblüfft an, bevor er nach meinen Händen griff und mich aufhielt. „Was machst du denn da? Willst du mich nicht mehr oder...“ „Doch! Doch, ich will dich, aber nicht zum Diener! Ich will, dass... Dass du gerne bei mir bist und dass du dich freust, mich zu sehen und... Gott, kapierst du das nicht?! Ich liebe dich, verdammt noch mal!“ Jeder Ausdruck wich aus seinem Gesicht und er ließ die Hände langsam sinken, als er einen Schritt zurück machte. „Das ist das einzige, was ich dir nicht geben kann...“ „Ich weiß!“ heulte ich verzweifelt und krallte mich in seine Jacke. „U-Und deswegen will ich... Ich wünsche mir, dass du gehst. Ich wünsche mir, dass du frei bist, Sasuke. Geh u-und sei glücklich...“ „Naruto...“ „Ich meine es ernst: Ich wünsche mir, dass du verschwindest. Hau ab! Lass mich alleine!“ Ich ging in die Knie und wurde unkontrollierbar von einem Heulkrampf geschüttelt, aber trotzdem wusste ich, dass es das richtige war. Er gehörte nicht mehr in diese Welt. Er gehörte nicht zu mir und würde es auch nie tun. So viel Glück stand mir nicht zu. Als er sich zu mir kniete, weigerte ich mich, aufzusehen, bis er sanft die Hand unter mein Kinn legte und es anhob. Meine Augen weiteten sich, als ich sah, dass ein Teil seines Kopfes bereits durchscheinend war und es sich noch weiter ausbreitete. Er lächelte sanft, auch noch, als seine Lippen die Farbe verloren. „Danke, Naruto.“ sagte er liebevoll, beugte sich zu mir und gab mir einen letzten Kuss. Dann war er verschwunden, so plötzlich, wie er vor ein paar Monaten aufgetaucht war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)