Hayalet Ve Aycicegi von RedRidingHoodie ================================================================================ Prolog: Aycicegi ---------------- „Es ist wirklich wunderschön hier.“ „Ja, nicht?“ sagte er und blies sich eine dunkle Strähne aus den Augen. „An solchen Orten wie diesem lebt die alte Magie dieses Landes noch.“ Ich sah zu ihm rüber und stellte ein Mal mehr fest, wie schön er war. Sein fast schwarzes Haar trug er lässig aus der Stirn gegelt, sodass die markanten Züge seines Kinns und seiner Wangenknochen betont wurden. Die eigentlich mandelfarbenen Augen wirkten im Licht des gerade aufgehenden, blutroten Vollmondes bedrohlich und dämonisch, doch als sie ihre Aufmerksamkeit auf mich richteten, war ihr Blick sanft. Ich spürte, wie er die Hand auf meine legte und ließ es geschehen. „Du bist wunderschön, Naruto.“ Das Kompliment brachte mich zum Lächeln, da ich wusste, dass er es ernst meinte, trotzdem schüttelte ich den Kopf. „Hör auf damit, Tarkan.“ „Ich kann nicht! Die Worte kommen von selbst. Du scheinst wie die Sonne, selbst wenn deine Haare voller Algen sind, Liebster!“ rief er enthusiastisch und zupfte mir besagte Wasserpflanzen aus den Haaren. Siehst du, es lässt sich nicht ändern – Der echte Tarkan würde so was nie sagen, aber du machst mich verrückt.“ Ich lachte, doch trotzdem entzog ich ihm meine Hand und verschränkte meine Finger in meinem Schoß mit denen der anderen. So was sagte er mir mit beängstigender Regelmäßigkeit, aber ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Sicher, ich mochte ihn und er sah gut aus. Aber Liebe war das nicht. Ganz davon abgesehen, dass eine Beziehung nie funktioniert hätte, immerhin lebte er hier, in der Türkei, und ich in Japan. Und eine Urlaubsaffäre wollte ich nicht – Dafür meine er es wohl auch zu ernst. Er war der Reiseführer auf einem mehrtägigen Ausflug durch das Taurusgebirge, den meine Eltern und ich in unserem fünfwöchigen Türkeiurlaub eingeplant hatten. Seine Eltern hatten ihn verstoßen, nachdem sie herausgefunden hatten, dass er schwul war und seitdem schlug er sich in Side als Fremdenführer durch. Wir reisten in seinem Jeep herum und er zeigte uns die schönsten Stellen des Gebirges und erzählte Geschichten darüber, von denen ich glaubte, dass die meisten er sich spontan ausgedacht hatte, aber sie hörten sich trotzdem ausnahmslos toll an. „Du weißt, was ich darüber denke.“ sagte ich leise. „Wir müssen ja nicht miteinander schlafen – Ich verstehe, dass du als Jungfrau Angst davor hast – Aber...“ Ich lief feuerrot an und knuffte ihn gegen den Arm, als ich ihn unterbrach. „Wie kommst du darauf, ich sei Jungfrau...?!“ „Nicht? Du siehst so unschuldig aus, da dachte ich...“ „Ich bin siebzehn und keinesfalls unschuldig, ok?!“ nörgelte ich. Tarkan lächelte sanft, strich mir über die noch immer flammenden Wangen und nickte. „Natürlich. Du bist ein ganz böser Junge.“ Ich streckte ihm die Zunge raus, dann machte ich einen Hechtsprung von dem Steg, auf dem wir saßen, ins petrolfarbene Wasser, in dem sich die Sterne und der inzwischen silberne Mond spiegelten. Dort ließ ich mich auf dem Rücken treiben und betrachtete das Firmament, während die Wellen wie der Atem eines riesigen Ungeheuers gegen meinen Körper schlugen. Ich hörte, wie Tarkan mir nach kam, ignorierte ihn aber. Morgen war unser Ausflug vorbei. Unser Reiseführer wohnte zwar in dem Ort, in dem unser Hotel stand – Ich hatte ihn auch dort auf einer Party kennengelernt – Aber er hatte viele Aufträge für die nächste Woche und wir würden uns wohl nicht mehr sehen, bevor meine Eltern und ich abreisten. Wenn ich ihn wollte, sollte ich heute in die Puschen kommen... Letztendlich gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand in dem kleinen Zimmer, das ich mir mit meinen Eltern teilen musste. Als wir am Mittag des nächsten Tages in unserem Hotel ankamen, lehnte Tarkan das Angebot meines Vaters, mit uns zu essen, ab und machte sich auf den Weg in Richtung Stadt. Ich wartete den ganzen Tag, doch er tauchte nicht mehr auf und ich sah resigniert ein, dass er wohl doch nur Sex gewollt hatte. Nicht, dass ich doch in ihn verliebt gewesen wäre, aber so ein klarer Korb kratzt schon irgendwo am Ego. Meine Eltern wollten am nächsten Tag in die Stadt, aber ich hatte keine Lust und sagte ab. Daraufhin warfen sie sich besorgte Blicke zu, doch als ich grinste nur und meinte, sie sollen mir türkischen Honig mitbringen, machten sie sich auf den Weg. Ich lümmelte mit meiner PSP und einem Drink am Pool, schlief aber schon nach kurzer Zeit ein und träumte wirres Zeug, aus dem ich erst erwachte, als jemand beharrlich meinen Namen sagte und an meiner Schulter rüttelte. Unwillig schlug ich die Augen auf und sah mich einem vertrauten, beunruhigt dreinblickendem Gesicht gegenüber. Ich blinzelte, bevor ich überrascht keuchte und mich hastig aufsetzte. „Tarkan!“ „Ist alles ok mit dir? Ich hab fünf Minuten versucht, dich zu wecken, aber du hast gar nicht reagiert.“ Ich wurde leicht rot und versuchte, meine Haare, von denen ich wusste, dass sie nach dem Aufwachen immer aussahen wie die eines Stachelschweins, halbwegs in Ordnung zu bringen. „Oh, äh, a-alles in Ordnung, ich hatte nur einen komischen Traum.“ Tarkan setzte sich auf meine Liege. „Was für einen?“ „Ich... Weiß nicht mehr.“ gestand ich leicht lächelnd und zog die Beine an, damit er Platz hatte. Ich war ziemlich überrascht, ihn zu sehen, freute mich gleichzeitig aber auch darüber. „Was machst du hier?“ „Ich wollte dich sehen, bevor ich heute Abend für eine Woche wegfahre. Du reist am Samstag ab, oder?“ „Mh...“ machte ich etwas enttäuscht, obwohl ich es ja schon gewusst hatte. Na ja, immerhin war er überhaupt gekommen. „Ich hab etwas für dich.“ sagte er und lächelte auf meinen verwirrten Blick hin, während er weiter in seiner Hosentasche kramte. „Gib mir deine Hand.“ verlangte er, doch ich zögerte, bevor ich der Aufforderung nachkam. Das war jetzt aber kein Ring, oder? Zum Glück fummelte er umständlich an meinem Handgelenk herum und ich beruhigte mich wieder etwas. Als er schließlich fertig war, betrachtete ich sein Geschenk. Es war eines dieser billigen Armbänder, die man hier auf jedem Bazar nachgeworfen bekam. Ich hatte schon zwei, eines mit pinken, eines mit verschiedenfarbigen Steinchen. Seines war dunkelblau mit silbernen Kugeln zwischen den Herzchen. Ich schmunzelte und ließ es in der Sonne glitzern. „... Danke...“ „Das ist keines dieser billigen Touristendinger, es ist echt. Glaub mir, es wird dir Glück bringen. Aber du darfst...“ „Es nur drei Mal im Leben abnehmen, ja, ja, ich weiß.“ grinste ich; Ich fand das echt süß, vor allem, weil ich auch wusste, dass er ziemlich wenig verdiente und sich wohl nicht mehr hatte leisten können. „Danke, Tarkan.“ sagte ich deshalb noch mal aufrichtig. Er wirkte skeptisch, ob ich ihm das glaubte – Zu Recht, denn ich kaufte ihm kein Wort ab – Nickte dann aber und erhob sich. „Ok, ich muss jetzt gehen. Machs gut, Kleiner – War nett, dich kennen zu lernen.“ Kurz zögerte ich, doch dann umarmte ich ihn einfach. Er konnte ja immer noch sagen, der komische Ausländer habe ihn überfallen. Doch dann ließ ich auch schon los und grinste zu ihm auf. „Ja, es war nett. Bis dann.“ Damit verließ Tarkan das Hotelgelände. Ich sah ihn nie wieder, aber unsere Bekanntschaft sollte mein Leben trotzdem grundlegender verändern, als ich es mir je hätte vorstellen können, wie sich noch herausstellen sollte, ehe ich wieder heimischen Boden unter den Füßen hatte. Hosted by Animexx e.V. 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