Ruins von BluejayPrime (Von Krieg und Frieden) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Die Knie fest an die Brust gezogen, hatte sie sich in eine dunkle Gasse zurückgezogen, und beäugte argwöhnisch den Ausgang ihres Verstecks. Bis jetzt hatte es niemand für nötig gehalten, sie in eine der Lagerbaracken zu schleifen und für die Ausbildung zu verpflichten, aber nach allem, was sie wusste, war das hier ein entsprechendes Camp. Vermutlich war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand feststellte, dass sie nicht dazu gehörte. Es war eigentlich ein Wunder, dass die Sanitäter, zu denen ihr offensichtlich namenloser Retter sie geschleift hatte, das nicht bemerkt hatten. Andererseits hatte man die wohl kaum als Sanitäter bezeichnen können, und sie hatte bereits festgestellt, dass man so etwas wie Betäubungsmittel hier wohl für Verschwendung hielt. Andererseits war ihr das lieber als dass irgendjemand an ihr herumschraubte, ohne dass sie es mitbekam. Immerhin war es ihr bisher immer gelungen, etwas zu Essen abzustauben – das Glück hatte nicht jeder, das hatte sie schon mitbekommen. Gestern und vorgestern hatte sie ihr Essen mit einem der kleineren Sparklinge geteilt, ein schüchternes, zurückhaltendes Kerlchen mit olivgrüner Lackierung, der sich an sie gehängt hatte, aber der war heute nicht beim Essen erschienen, und nach allem, in Erfahrung hatte bringen können, hatte man ihn für irgendeine Form von Spezialausbildung weggeschafft. Gelegentlich hatte sie einen Blick auf ihren Retter erhaschen können, wie er mit irgendetwas trainierte oder seine Waffen säuberte – das tat er ziemlich oft, wie ihr aufgefallen war. Sie hatte auch versucht, sein Alter abzuschätzen, und war dabei auf irgendetwas zwischen sechshundert und siebenhundert Sternenzyklen gekommen; das war der Moment gewesen, wo etwas, das ihr noch immer arg mitgenommenes Bewusstsein als ihr Gewissen identifiziert hatte, ihr gemeldet hatte, dass der arme Kerl eigentlich in irgendeine Form von Schule oder etwas ähnliches gehört hätte. Vielleicht wären die Autobots doch die bessere Wahl gewesen, denn inzwischen hatte sie einige Uploads durch den Allspark erhalten, und konnte so zumindest einigermaßen einordnen, wo sie sich befand. Es war offensichtlich Krieg, es gab ebenso offensichtlich nicht genug Energon für alle, und die Autobots waren die Gegenseite, die aber immerhin genug Energon für alle zu haben schienen – nach allem, was der Allspark ihr verraten hatte. Über sie selbst hatte der Allspark natürlich nichts gewusst. Immerhin konnte sie jetzt die Dinge benennen, die ihr begegneten, und sie fand sich ein wenig besser zurecht. Trotzdem blieb alles, was sich vor ihrem Aufwachen unter jenem Felsbrocken zugetragen hatte, ein bodenloses schwarzes Loch. Darum konnte sie sich allerdings später noch kümmern; im Augenblick war es wichtig, dass sie überlebte, und vielleicht konnte sie noch dem einen oder anderen dabei helfen, ebenfalls zu überleben. Es gab hier ja nicht einmal eine sinnvolle medizinische Versorgung, aber irgendein Instinkt in ihrer Festplatte und ihrem Spark verriet ihr, wie man gerissene Kabel flickte, wie man lose Drähte wieder festschweißte und zerkratztes und geborstenes Metall richtete. Vielleicht war sie früher Sanitäter gewesen. Im Augenblick allerdings war sie recht froh, wenn niemand auf sie aufmerksam wurde. Der Schatten eines Transformers fiel auf ihr Versteck; unwillkürlich duckte sie sich noch ein wenig mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)