Kill this Killing Man I von Kalea (Zurück ins Leben) ================================================================================ Kapitel 136: In der Nähe von ... -------------------------------- 136) in der Nähe von… Reichlich einhundert Meilen weiter suchte Sam ihnen ein Motel. Er haderte schon eine ganze Weile mit ihrer fast schon überstürzten Abreise. Vom rein logischen Standpunkt aus betrachtet war es sicherer für sie, dass sie den Ort verlassen hatten, aber Dean wäre in einem Bett einfach besser aufgehoben. Schnell checkte er ein und weckte erst danach seinen, auf dem Baifahrersitz schlafenden Bruder. Es hatte immerhin eine ganze Weile gedauert, bis der wirklich eingeschlafen war. Glücklicherweise, wurde sein Bruder nicht wirklich wach. Dean tappte im Halbschlaf ins Zimmer, fiel ins Bett und schlief weiter. Sam grinste. Mal sehen, wie schwer es dem morgen früh fiel sich zu orientieren. Er holte sich noch einen Salat im nahegelegenen Diner, gönnte sich eine Dusche und ging dann ebenfalls zu Bett. „Guten Morgen, Sonnenschein!“, begrüßte Sam seinen Bruder, als der sich endlich aus seinem Bett bequemte. „Du mich auch“, nuschelt der Blonde und verschwand im Bad. Sein ganzer Körper schien zu jucken. Wahrscheinlich bildete er sich das nur ein, denn er hatte gestern ausgiebig geduscht. Trotzdem hatte er noch immer das Gefühl von Pfefferspray auf seiner Haut. Dem Zeug musste er nie wieder begegnen, wenn es nach ihm ging. Nach der Dusche fühlte er sich besser. „Hast du was gefunden?“, fragte er und deutet auf Sams offenen Laptop. „Die Kinder sind wieder da.“ „Was?“ Deans Gehirn schaltete wohl doch noch nicht schnell genug. „Die Kinder, Jason Linley, Emily Kagan und Patrick Gomez, sind wieder da, genauso wie Erica Vandervoorst. Sie wurde halb verhungert in der Nähe der Schule gefunden. Alle vier wurden ins Krankenhaus gebracht. Sie waren sehr verwirrt. Hoffentlich erholen sie sich wieder“, erklärte Sam. „Wenigstens leben sie“, sagte Dean. Es war zwar nicht alles wieder gut, aber immerhin hatten sie vier Leben gerettet. „Und die Lehrer?“ „Noch keine Spur.“ Sam nahm Deans Diplom und hielt es ihm hin: „Du wolltest da noch einen Blick drauf werfen.“ „Du wolltest, dass ich einen Blick darauf werfe!“ „Ist das nicht egal?“ Mit einem müden Schulterzucken nahm Dean die Rolle und löste das Band. Langsam rollte er sein Abschlusszeugnis auseinander. Sam war hinter seinen Bruder getreten. Er japste erstaunt nach Luft, als die Zensuren zum Vorschein kamen. „Alter, deine Ausrede von wegen zu blöd ist jetzt aber sowas von gestorben!“, lachte er und klopfte seinem Bruder anerkennend auf die Schulter. In Physik, Technik, und Sport hatte Dean volle Punktzahl. Hinter Chemie und Gesundheit stand auch noch die Bestnote. Und auch der Rest konnte sich durchaus sehen lassen. „Aber in Latein und Geschichte war ich grottig!“ „Tolle Ausrede Dean! Immer deine schlechten Seiten betonen! Bist du es nicht langsam mal leid?“ „Ich bin hungrig!“, erklärte der Blonde griff nach seiner Jacke und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Er wollte nicht über vergebene Chancen nachdenken. Inzwischen hatte er viele Menschen kennen gelernt, die er nie getroffen hätte, wenn sich sein Leben anders entwickelt hätte. Auch wenn er wusste, dass er sie jederzeit gegen ein normales Leben mit Mom eintauchen würde. Er konnte nicht zurück. Und er hatte die Chance vertan, die Vergangenheit zu ändern, als er bei den Harrissons war. Nein, er brauchte kein Zeugnis für dieses Leben. Hier gab es nur gewinnen oder verlieren und wenn er verlor, dann verlor er alles. Sam schaute noch eine Weile auf die Tür hinter der Sein Bruder gerade verschwunden war und lauschte dem verklingenden Brummen des Impala. War Dad wirklich so blind gegenüber seinen Kindern? Er hatte sich immer als den Intelligenteren von ihnen gesehen. Aber das Zeugnis besagte sehr eindrucksvoll, dass sein Bruder mindestens genauso schlau war. Dean hatte vielleicht andere Stärken aber er war auf keinen Fall so dumm wie er immer von sich gesagt hatte. Eigentlich hätte ihm das aber auch schon lange bewusst sein müssen. Dean hatte keine Ehrenrunde drehen müssen und er hatte, soweit er selbst das inzwischen beurteilen konnte, auch weniger Zeit zum lernen gehabt. Schon aus diesem Grund war ihm klar, dass seine eigenen Zeugnisse besser waren. Oh Mann! Jeder andere Vater wäre stolz gewesen, wenn er solche Kinder gehabt hätte. Nein, Dad hatte sich für die Erziehung seiner Kinder wirklich keinen Orden verdient. Es war ja fast schon ein Wunder, dass aus ihnen doch etwas zumindest halbwegs Vernünftiges geworden war und sie nicht komplett ins kriminelle Milieu abgerutscht waren. Denn auch wenn Dad darauf geachtet hatte, so wie der seine Söhne gedrillt hatte, wäre es nicht verwunderlich, wenn sie aus Protest heraus genau das Gegenteil tun würden. Deans Zeugnis würde er Bobby zur Verwahrung geben. Vielleicht brauchte der es ja doch noch irgendwann einmal. Außerdem würde ihr Freund bestimmt etwas dazu sagen und so vielleicht Deans nicht vorhandenes Selbstwertgefühl ein klein Wenig fördern. Noch einmal schaute er zur Tür, dann setzte er sich vor seinen Rechner und recherchierte noch ein bisschen. Dean lenkte den Impala ziellos durch die Straßen. Er hatte die Musik laut gedreht und zwang sich, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Dieses verdammte Zeugnis. Was sollte er damit? Sein Leben war wie es war und er wollte es nicht ändern. Wozu also darüber nachdenken, was hätte sein können? Dieser ganze verdammte Fall. Okay, sie hatten vier Leben gerettet. Vielleicht noch mehr, wenn man bedachte, dass diese Stark wohl weiter lustig in der Gegend herum fotografiert hätte. Aber trotzdem. Dieser Ort hatte zu viele verdrängte Erinnerungen wieder ausgegraben. Mehr als ihm lieb waren und definitiv mehr als er haben wollte. Dean nahm sich vor, solche Fälle demnächst an andere Jäger weiter zu geben. Er würde mit Sam reden müssen, aber lieber das, als noch einmal an einen Ort zurückkehren, der so emotional beladen war. Inzwischen war es fast Mittag und Sam überlegte, ob er sich zu Fuß auf den Weg zum Diner machen sollte. Sein Magen knurrte. Die Tür zu ihrem Zimmer wurde aufgeschoben und Dean kam, beladen mit einigen Tüten und einem Tablett mit zwei Kaffeebechern, ins Zimmer. Er lud alles auf dem Tisch ab und Sam beeilte sich seinen Laptop zur Seite zu legen, bevor irgendetwas Flüssiges oder Fettiges auf der Tastatur landete. „Wenn du noch so einen Fall ausgräbst, kannst du den alleine machen!“, erklärte Dean energisch. Sam war sprachlos. Er starrte seinen Bruder an, hin und her gerissen zwischen der Faszination, dass sein Bruder anscheinend begann sich endlich gegen etwas zu wehren, dass er für sich nicht wollte, und dem Pflichtbewusstsein Menschen helfen zu müssen und deshalb auch Fälle anzunehmen, die ihnen vielleicht unschöne Erinnerungen brachten. Er stand auf und holte Teller für ihr Essen. Schweigend aßen sie. „Bobby hat angerufen“, begann Sam, als sie nur noch den Kaffee vor sich hatten. „Er hat bei dir angerufen, aber du bist nicht dran gegangen. Er wollte wissen, was mit dir ist.“ „Muss ich überhört haben“, sagte der Blonde und zog sein Handy aus der Tasche. Demonstrativ drückte er auf ein paar Tasten herum und steckte es wieder zurück. Er hatte den Anruf sehr wohl mitbekommen. Schließlich hatte er bei seinem Handy auch den Vibrationsalarm eingestellt, aber er hatte mit keinem sprechen wollen. Sam schaute ihn fragend an. „Soll ich ihn zurückrufen?“ „Nein, er wollte nur wissen wie es uns geht und wie weit wir mit unserm Fall sind.“ „Und? Bobby ruft doch nicht einfach nur deshalb an“, mutmaßte der Blonde. „Stimmt. Er hat da was in der Nähe von Pine Bluff. Das heißt er weiß es nicht so genau. Aber er bittet uns, dass wir uns das mal anschauen.“ „Er weiß es nicht so genau? Bobby weiß was nicht genau?“, wollte Dean überrascht wissen. „Es ist wirklich undeutlich. Er hat mir alles per E-Mail geschickt und es ist … keine Ahnung ob was Übernatürliches dahinter steckt.“ „Und wo steckt vielleicht was Übernatürliches dahinter?“, so langsam riss Dean der Geduldsfaden. Warum konnte Sam nicht endlich sagen, was los war und musste stundenlang um den heißen Brei reden? „Er ist durch Zufall darauf gestoßen und verfolgt das jetzt schon ein paar Jahre. Aber es passt immer häufiger und…“ SAM!“, blaffte Dean wütend und griff nach dem Laptop. Der Jüngere war erschrocken zusammengezuckt, richtete sich dann aber schnell wieder auf. „Ich hab noch nicht alles durch“, entschuldigte er sich. „Aber so weit ich es verstanden habe, ist Bobby der Meinung, dass es in der Nähe von Pine Bluff eine Frau gibt, die Wünsche erfüllt. Daran ist nichts verkehrt und es wäre wohl auch kein Fall für uns, wenn es harmlose Wünsche wären. Aber Bobby hat drei Fälle gefunden in denen sich jemand gewünscht hat, dass der Partner oder das Kind von einer schweren, unheilbaren Krankheit genesen solle. Diese Wünsche haben sich erfüllt. Allerdings sind zu dieser Zeit bis dahin kerngesunde Menschen gestorben.“ Dean verdrehte die Augen. „Ist der Tod so leicht zu packen?“ „Ich denke nicht, dass sie einen Pakt mit dem Tod geschlossen hat. Bobby hat hier auch ein paar Fälle aufgelistet, bei denen sich jemand Reichtum gewünscht hat und gleichzeitig reiche Leute alles verloren haben.“ „Und Bobby ist sich da ganz sicher, dass das alles zusammenhängt?“ „Nein, ganz sicher ist er sich nicht. Deswegen sollen wir da ja hinfahren und es überprüfen.“ „Und wie?“, fragte Dean und begann seine Sachen zu packen. „Wenn ich das wüsste“, stöhnte Sam leise. „Dann machen wir eben einen Schlenker nach Pine Bluff. Liegt zwar nicht auf dem Weg zu Bobby, aber du lässt ja eh keine Ruhe, bis wir das geklärt haben, oder?“, fragte Dean und holte tief Luft. Sam hatte sich schon wieder in die Akten vertieft. Der Blonde schüttelte den Kopf und räumte ihre Sachen zusammen. So war ihr Leben. Kaum hatten sie einen Fall abgeschlossen, wartete schon der nächste Fall auf sie. Dean holte tief Luft. Eigentlich war es doch genau das Leben, das er führen wollte. Nie lange an einem Ort. Obwohl der Gedanke bei Bobby eine Art Basislager zu beziehen immer verlockender wurde. Er wollte auf jeden Fall mit dem alten Freund reden. Und er freute sich auf Sams Gesicht, wenn er dem mitteilen würde, dass sie etwas sesshafter werden würden. Vielleicht würde Sammy doch noch studieren? Er klopfte Sam auf die Schulter: „Ich bin fertig hier. Wir können los.“ Der Jüngere nickte und ging zum Impala während Dean die Schlüssel zur Rezeption brachte. Gleich darauf rollte der Wagen vom Parkplatz. „Hat Bobby dieses „in der Nähe von Pine Bluff“ irgendwie genauer definiert?“ wollte der Blonde wissen und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Sie waren in der Nähe von diesem Pine Bluff und da Sam auf der ganzen Fahrt hierher recherchiert hatte, hatte er seine Musik nur sehr leise hören dürfen und somit genug Zeit gehabt um über Dinge nachzudenken, über die er nicht nachdenken wollte. Inzwischen kam er sich außerdem vor, wie der ungeliebte Chauffeur und seine Laune näherte sich ihrem Tiefstpunkt. „Nein!“, antwortete Sam reichlich genervt. Sein Bruder schien es darauf anzulegen, ihm auf den Geist zu gehen. „Pine Bluff ist groß und in der Nähe von noch größer. Also wie sollen wir …“ „Dean! Halt einfach die Klappe okay? Das Ganze ist so schon mehr als vage.“ „Aber Bobby hat doch …“ „Ja Bobby hat! Und jetzt lass mich meine Arbeit machen!“, knurrte Sam, der es sich wohl heute zur Aufgabe gemacht hatte, seinen Bruder nicht ausreden zu lassen. Der ältere Winchester schwieg beleidigt. Er ließ seinen Blick durch das Diner wandern und blieb an einer attraktiven Frau mittleren Alters hängen. Sie hatte kastanienbraune Haare, die ihr helles Gesicht eindrucksvoll umrahmten. Sie hatte große Augen und Dean kam nicht umhin, ihr fasziniert hinterher zu starren, als sie mit wiegendem Gang das Diner verließ. Er stieß einen leisen Pfiff aus. „Oh sie ist wundervoll, nicht wahr?“, fragte der junge, picklige Kellner, der ihnen gerade ihr Essen brachte. Dean schaute ihn fragend an. Die Frau sah nicht schlecht aus, aber sie war so gar nicht sein Beuteschema und für den Kleinen, der hier vor ihm stand war sie bestimmt auch nichts. Der Junge verstand den Blick anders: „Miss DeVendt wohnt bei uns in Grady“, begann er zu schwärmen. „Sie hat für jeden ein offenes Ohr, egal womit man zu ihr kommt. Sie gibt jedes Jahr Wohltätigkeitsbälle und spendet für so viele Projekte Geld. Jeder im Ort hat ihr etwas zu verdanken und jeder im Ort würde sein Leben für sie geben!“ „Ich das nicht ein bisschen zu pathetisch?“, fragte Dean, der mit dieser Floskel so seine Probleme hatte. Natürlich würde er sein Leben für Sam geben und wohl auch für Bobby, aber er hatte auch die Erfahrung gemacht, dass diese Aussage bei den meisten Menschen nur Gerede war. „Das mag für Sie als Fremden vielleicht komisch klingen, aber für uns ist das normal.“ „Ja dann.“ Dean klopfte, kaum dass der redselige Kellner wieder hinter seiner Theke stand, gegen Sams Laptop: „Essen wird welk!“ „Was?“, schreckte der Jüngere auf und starrte seinen Bruder mit wütend funkelnden Augen an. Dean deutete auf den Salat, der neben dem Laptop stand. „Dein Essen, Hase!“ „Idiot!“ „Miststück!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)