Das Streiten ist des Chiakis/ der Marrons Lust...   von Starfi
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                          Kapitel 2: Neubeginn???????
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"Könnt ihr mir mal sagen, warum ihr heute Morgen ohne mich gegangen seid? Ich
stand da wie bestellt und nicht abgeholt!" Miyako war das eindeutig unangenehm.
Fieberhaft überlegte sie sich eine Ausrede, da es ja eigentlich keinen
wirklichen Grund gab. Doch Marron kam ihr mit einer Antwort zuvor. "Ich habe
keinen Wert auf deine Gesellschaft gelegt und Miyako gewissermaßen gezwungen,
mit mir zu kommen." Entgeistert blickte Chiaki ihr entgegen. "Fang doch gleich
an, mich zu siezen!" "Gut, HERR Nagoya!" Irritiert und zugleich schmunzelnd
hatte die Klasse die Szenerie beobachtet. Erstaunen breitete sich aus, als
Chiaki wie von der Tarantel gestochen aufsprang, auf Marron zuraste, sie am Arm
packte und sie hinter sich her auf den Schulflur zerrte. Stille herrschte.
Miyako versuchte zu retten, was zu retten war. "Sie üben für ein
Theaterstück. Es geht darin um ein Paar, das sich ständig streitet!"
"Was soll denn das? Bist du immer noch sauer?" "Merkt man mir das etwa an? Das
tut mir aber leid!" Sie schüttelte seinen harten Griff um den Arm herum ab.
Doch als sie sich wieder ins Klassenzimmer zurück begeben wollte, stellte er
sich ihr in den Weg. "Ich bin noch nicht fertig!" Barsch schob sie ihn bei
Seite. "Ich aber!" Doch bevor sie auch nur einen Schritt gemacht hatte, drückte
sie Chiaki gegen die nächste Wand und hielt ihre Arme fest. "Was soll denn...?"
Schnell drückte er ihr seine Lippen auf die ihren. Marron wußte nicht, wie ihr
geschah. Einerseits hatte sie sich dies schon lange gewünscht, andererseits war
sie immer noch sauer. Plötzlich hörten sie ein Räuspern hinter sich!
Erschrocken sprang Chiaki nach hinten, so dass er gezwungen war, Marron wieder
frei zu lassen. "Ich will das junge Glück ja nicht stören, aber das hier ist
eine Schule und keine Anstalt für private Vergelustigungen! Mitten in der
Schule, am hellichten Tag... Das ist eine Frechheit!" Mit jedem Wort lief Frau
Palkaramao noch rötlicher an. Die halbe Klasse hatte sich mittlerweile draußen
versammelt. Yamato schien mächtig geschockt, Miyako dagegen konnte sich ein
Grinsen nicht vergreifen. Es wurde getuschelt. "Die Proben müssen es aber in
sich haben!" "Ich... Ähm... es tut mir..." Marron wäre vor Verlegenheit
beinahe gestorben. "Es war meine Schuld, Frau Palkaramao! Ich habe sie einfach
überrumpelt!" Chiaki schien seine Selbstsicherheit schnell wieder gefunden zu
haben. "War das so?" Der strenge Ton hatte sich nicht verringert. Mit hochrotem
Kopf nickte Marron. "Also gut! Du kommst wieder herein, und du, Chiaki, bleibst
hier bis zum Ende des Unterrichts stehen! Danach meldest du dich im
Lehrerzimmer!" Wütend stratzte sie ins Klassenzimmer, die Schüler folgten ihr.
Nur Marron blieb noch einen Moment zurück. "Du bringst mir nur Ärger!" "Sorry.
So war das echt nicht gedacht..." "Ich bezweifle, dass du überhaupt denkst!
Willst du mein Leben systematisch zerstören? Du kränkst mich, machst mich
lächerlich... Mit dir bin ich ein für alle Mal fertig!" Sie wandte sich der
Tür zu. "Was soll das bitte heißen?" Marron wurde ungeduldig herein gerufen.
"Das soll heißen, dass du dich gefälligst aus meinem Leben raushalten sollst!
Am Tag und auch in der Nacht!" Damit kehrte sie ihm endgültig den Rücken zu
und verzog sich ins Klassenzimmer.
Es war schon nach 6 Uhr, als Chiaki endlich zu Hause eintraf. Und sogleich wurde
er aufs freundlichste von seinem Hilfsengel begrüßt. "Na das war ja heute wohl
wieder ne absolute Glanzleistung von dir! Fynn hat mir alles erzählt. Marron
kocht vor Zorn. Sie mußte sich den ganzen Tag über süffisante Bemerkungen von
euren Mitschülern anhören." Vollkommen fertig schmiß Chiaki sich auf sein
Bett. "Heute ist einfach nicht mein Tag! Warum bin ich überhaupt heute Morgen
aufgestanden? Erst diese oberpeinliche Geschichte im Schulflur und dann die
Strafpredigt im Lehrerzimmer. Sollte ich mir soetwas noch mal leisten, werde ich
von Unterricht ausgeschlossen." "Ja, ja! Da haben wir Engel es wesentlich
einfacher! Schließlich sind wir unsichtbar für normal Sterbliche." "Ich meine,
ich bin wirklich gerne Japaner und liebe mein Land, aber wir haben hier ne echte
Spießgesellschaft! Da sind z.B. die Deutschen viel besser dran! Da kann man(n)
echt neidisch werden!" Schmunzelnd sah Access auf ihn herab. "Du hättest dir
vielleicht auch einen ruhigeren Platz suchen sollen!" "Mag ja sein! Aber als
Marron sich von mir entfernen wollte, sah ich rot! Immer, wenn sie sauer ist,
habe ich das Gefühl, dass sie sich wieder von mir entfernt und ich sie
verliere. Und jetzt ist es tatsächlich so. Sie will nichts mehr mit mir zu tun
haben!" Empört flog Access von einer Zimmerecke zur anderen. "Nun hör mal! Du
bist Sindbad! Wer wird denn da gleich ans aufgeben denken? Kommt ja gar nicht in
Frage! Schwing den Hintern hoch und tu was!"
"Aber Marron, er hat es doch bestimmt nicht böse gemeint..." Fynns piepsige
Stimme halte durch das Badezimmer. Wutschnaubend tauchte Marron aus den Bergen
von Badeschaum wieder auf. "Aber nein, überhaupt nicht. Er macht sich nicht nur
lustig über mich, nein! Er muß mich auch noch vor der ganzen Schule blamieren.
Er soll mir bloß nicht mehr unter die Augen treten. Am liebsten wäre mir, er
würde wieder zu seinem Vater ziehen und auf seine alte Schule gehen. Soll
Yashiro sich ihn doch angeln." Hastig griff sie nach ihrem Handtuch und wickelte
es sich um ihren Körper. Der Stöpsel wurde aus der Wanne entfernt und das
gluckern des ablaufenden Wassers war zu vernehmen. "Gott, ist das hier warm! Ich
brauche frische Luft!" Energisch stürmte sie auf ihren Balkon zu und öffnete
die Tür. Eine Windböe wehte ihr entgegen und sie hatte Probleme, ihr Handtuch
dort zu behalten, wo es war. "Du solltest nicht frisch gebadet nach draußen
gehen, sonst erkältest du dich noch." "Klasse, mir bleibt auch rein gar nichts
erspart. Was ist heut; Tag des Arschlochs?" Abrupt drehte sie sich um. "Ich habe
dir schon gesagt, dass es mir leid tut!" "Wenn du wüßtest, was mir alles leid
tut! Mit tut leid, dass ich heute so viel gefuttert habe. Mir tut leid, dass ich
manchmal ziemlich fies zu Miyako bin. Mit tut leid, dass ich Menschen Dinge
stehlen muß, die sie lieben. Aber am allermeisten tut es mir leid, dass ich dir
je begegnet bin!" Das hatte gesessen. Augenscheinlich schwer getroffen hetzte
Chiaki in seine Wohnung zurück. Gerade wollte er die Balkontür zuknallen.
"Warte!" Er hielt mitten in der Bewegung inne. "Warum? Warum mußt du mich immer
in solche Lagen bringen?" Er trat wieder hinaus. "Ich habe nicht nachgedacht. Es
war mir in dem Moment ehrlich gesagt auch egal, ob uns jemand sieht. Aber das
ist inzwischen auch egal! Du hast mir gesagt, das du nichts mehr mit mir zu tun
haben willst. Und nach diesen Worten eben habe ich dem nichts mehr entgegen zu
setzen." Sie sah ihm jetzt direkt in die Augen. "Warum mußtest du mich denn
auch küssen?" "Warum? Weil ich es nicht mehr aushalte! Du wohnst neben mir,
vermeidest aber jegliche Kontakte. Du bist immer abweisend, egal, was ich tue.
Ich mußte einfach..." "Komm bitte mal näher!" Argwöhnisch betrachtete er sie.
"Warum?" "Weil ich sonst hinüber steigen muß. Und wie du selbst schon
festgestellt hast bin ich nur mit einem Handtuch bekleidet." Vorsichtig ging er
bis zu der Stange, die ihre beiden Balkone voneinander trennten, heran. Bevor er
wußte, wie ihm geschah, hatte Marron ihre Arme um seinen Hals gelegt und
drückte jetzt sanft ihre Lippen auf seine. Nach dem 1. Moment des Schocks
erwiderte Chiaki den Kuß. Nach einiger Zeit löste Marron sich. "Nun sind wir
wohl quitt!" Eilig verschwand sie in ihrer Wohnung. Wie vom Blitz getroffen
blieb Chiaki zurück. "Was war denn das jetzt?" 
Keuchend ließ Marron sich an ihrer Badezimmertür hinab gleiten. "Warum habe
ich das gemacht? Er wollte mich doch in Ruhe lassen! Das habe ich mir doch immer
gewünscht... Ich wollte immer meine Ruhe... oder etwa nicht?" Sie überlegte,
wie sie sich ihm gegenüber künftig verhalten sollte. Was mochte er jetzt von
ihr denken? Im Grunde genommen konnte ihr das zwar egal sein, aber das war es
nicht. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Was sollte das alles. Er war doch
nur... "Marron! Schnell, es gibt Arbeit!" Die piepsige Stimme ihres hauseigenen
Engels riß sie aus ihren Gedanken. "Um was geht es diesmal?" "Es handelt sich
um eine Skulptur aus dem frühen 19. Jahrhundert. Die Lage ist so Ernst, dass
keine Zeit mehr für eine Warnung bleibt. Wenn ihr den Dämon nicht in den
nächsten 2 Stunden Matt setzt, ist die reine Seele des Besitzers verloren!"
"Gut, gehen wir!" Zielstrebig maschierte Marron auf die Wohnungstür zu. "Äh,
Marron... Ich habe zwar gesagt, dass es schnell gehen muß. Aber willst du
wirklich SO gehen?" Entgeistert sah sie an sich herunter. Ihre Wangen wurden von
einem rosanem Schimmer überzogen. "Alles klar, ich zieh mir schnell was an!"
Nach einem rasanten Dauerlauf durch die halbe Stadt blieb Marron endlich vor
einer riesigen Villa stehen. "Hier ist es?" "Ja. Das Objekt steht im 2 Stock im
Westflügel." "Na dann wollen wir mal!" Marron nahm ihr Kreuz zur Hand und
konzentrierte sich. "Gib mir die Kraft, Jeanne d'Arc! STARK, BEREIT,
UNBESIEGBAR, SCHÖN, ENTSCHLOSSEN, MUTIG! Jeanne, die Kamikaze Diebin ist hier,
die gesandte des Herrn!" Sie nickte Fynn noch mal zu. "Pass gut auf dich auf,
Jeanne!" "Klar!" Mit einem kraftvollen Sprung sprang Jeanne über den 4 Meter
hohen Stacheldrahtzaun und landete elegant mit den Füßen auf der anderen
Seite. Sie nahm ein Geräusch neben sich wahr und sprang alarmiert bei Seite.
Ein Schatten fiel auf ihr Gesicht und allmählich erkannte sie die Shilouette.
"Du wolltest doch wohl nicht ohne mich anfangen, oder?" Ohne zu antworten setzte
Jeanne ihren Weg fort und pirschte sich lautlos an das Haus heran. Ebenso
lautlos folgte Sindbad ihr. Sich gegenseitig Rückendeckung gebend gelangten sie
endlich an das angegebene Fenster zum betreffenden Raum. Jeanne griff nach ihrem
Band und ließ an der Fassade entlang nach oben schnellen. Dort wickelte es sich
an einen Balken der Balkonbefestigung. Zum Test zog sie 2 mal fest daran und
befand es dann für sicher. Sie griff nach Sindbads Arm und beförderte sie
gemeinsam hinauf. In stummer Übereinkunft betrat sie zu Erst den Raum. Er war
in völlige Dunkelheit getaucht.  Jeannes Amulett schlug an. Laut gab es zu
verstehen, dass der Dämon sich in diesem Raum aufhielt. "Ich will mich ja
eigentlich nicht beschweren, weil dein Amulett sonst sehr nützlich ist, aber
kann man es nicht irgendwie ausschalten? Das macht ja so keinen Krach, dass uns
die Polizei in Tokyo wahrscheinlich hört!"  Hilflos zuckte Jeanne mit den
Schultern. "Was soll ich machen? Es hat keinen Lautstärke-Regler!" Schritt für
Schritt tasteten sie sich vorsichtig vor. Plötzlich ging das Licht an. "Ich
habe schon auf euch gewartet!" In einiger Entfernung konnten sie vor sich das
gesuchte Objekt ausmachen, jedoch stand ihnen noch ein Hindernis im Wege. 2
ziemlich bullige Typen schienen nur darauf zu warten, sie zu zerfleischen. "Was
machen wir jetzt? Wir haben keine Zeit mehr! Der Dämon hat sein Werk schon fast
vollendet." Gehetzt sah Sindbad sich um. "Wie lange haben wir noch genau?" "Tja,
nach Fynns Zeitrechnung noch genau 11 Minuten. Aber so genau kann sie es auch
nicht wissen." "Also los! Ich kümmere ich mich um die beiden Prügelknaben und
du setzt das Schach Matt!" Entsetzt starrte Jeanne ihren Partner an. "Bist du
lebensmüde? Die brechen dir das Genick bevor du auch nur eine Bewegung von
ihnen registriert hast!" "Fällt dir was besseres ein? Du könntest ja auch
ruhig ein wenig mit ihnen spielen, aber ich habe mal angenommen, dass da nicht
sonderlich großes Interesse deinerseits besteht." "Na gut, wenn ich schon die
Wahl habe bin ich dafür, dass sie DICH zu Hackfleisch verarbeiten!" Sie setzte
ihr charmantestes Lächeln auf, doch ihr Gesicht wurde sogleich wieder Ernst.
"Pass auf dich auf, ja?" Spöttisch hob er die Mundwinkel, obwohl man auch
bemerkte, dass er sehr nervös war. "Man könnte den Eindruck gewinnen, dass du
dir Sorgen um mich machst!" Jeanne sprang über die Köpfe der beiden Gorillas
hinweg. Der 1. Von beiden, der sich auf sie stürzen wollte, wurde heftig am
Hinterkopf von einem Bumerang getroffen. "Leute, hier spielt die Musik! Lassen
wir die Höflichkeiten von wegen ,Ladys First' heute mal sein." ,Ich beeil mich,
Chiaki!' versprach Jeanne gedanklich und lief schnurstracks auf die Skulptur zu.
"Aber nicht so schnell, Kamikaze Diebin!" Erneut stellte sich ihr jemand in den
Weg. Ein Mann mittleren Alters, schon mit etwas schütterem Haar und ziemlich
groß, so um die 1.90 m, stierte ihr mit blutunterlaufenen Augen entgegen.
Hinter sich konnte Jeanne ein Röcheln vernehmen. Trotz seiner Wendigkeit war es
Chiaki nicht gelungen, sich den dauerhaften Angriffen der Muskelprotze zur Wehr
zu setzen und befand sich nun im Würgegriff des einen. Bedrohlich wandte der
andere seinen Kurs ab und ging nun mit zornesfunkelnden Augen auf sie zu.
"Sorry, ich hab heut noch was anderes vor!" Wie eine Peitsche ließ sie ihr Band
in die Richtung des Besitzers schnellen, so dass dieser gezwungen war, bei Seite
zu springen. "Im Namen des Herrn... fange ich die Ausgeburten der Finsternis...
und mache sie unschädlich! SCHACH UND MATT!" Ihr Band wickelte sich um die
Skulptur und hinterließ an ihrem Stehplatz nur eine Schachfigur. Unter
Schmerzensschreien stürzte der Besitzer zu Boden und blieb bewußtlos liegen.
Im laufen nahm Jeanne Sindbads Bumerang an sich und schmiß ihn in Richtung des
Gorillas, der sich wohl mit ihr beschäftigen wollte. Ächzend ging der zu Boden
und hielt seinen schmerzenden Kopf. Den anderen, der Chiaki immer noch im
Würgegriff hatte, beförderte sie mit einem gezielten Tritt gegen die nächste
Wand. Nach Luft schnappend fiel Sindbad wie ein Stein zu Boden. Ächzend half
Jeanne ihm, wieder auf die Beine zu kommen. Sich auf ihr abstützend hinkten sie
gemeinsam zum Fenster und sprangen hinunter.
"Das war aber mächtig knapp! Noch eine Minute länger und ich hätte das
Besteck abgegeben!" "Hör auf, ich finde das nicht sonderlich lustig!"
Verächtlich sah er sie an. "Na, dann frag mich mal! Ich habe mich zwischen dem
Röcheln vor lachen nicht mehr eingekriegt!" "Das ist ja wohl nicht meine
Schuld! Du hast dich doch freiwillig zum Stelldichein mit den Beiden gemeldet!"
"Ist ja nun auch egal. Vorbei ist vorbei und wir leben noch. Das reicht erstmal.
Lass uns nach Hause gehen!" Sie verwandelten sich wieder in ihre normalen
Gestalten zurück und begaben sich auf den Rückweg. "Das war dann ja wohl
nichts mit "nach dem Baden nicht raus gehen"." Erstaunt blickte er sie an. "Wie
kommst du denn da jetzt drauf?" "Ich merke, wie sich mein Allgemeinbefinden
allmählich verschlechtert. Ich glaub, ich hab mir was weggeholt..." Ein lauter
Nießer entfuhr ihr. "Igitt! Ich bekomm einen Schnupfen!" Angeekelt besah sie
sich ihr Taschentuch. Plötzlich spürte sie etwas auf ihren Schultern. "Bist du
verrückt? Wenn du bei dieser Kälte ohne Jacke rumrennst wirst du auch noch
krank!" "Na dann ist das eben kollektives Kranksein. Wir sind beide krank und
können gemeinsam wieder gesund werden!" Verschmitzt lächelte er sie an und sie
erwiderte sein Lächeln. "Ich schlage vor, dass wir jetzt erstmal gemeinsam nach
Hause gehen. Ich bin hundemüde!" "Schon klar, du brauchst deinen
Schönheitsschlaf!" Schelmisch zwinkerte er ihr zu. Mit erhobener Faust folgte
sie ihm, als er in der Flucht Schutz suchte. Nach einigen Schritten hatte sie
ihn jedoch eingeholt und schlang ihre Arme von hinten um seinen Oberkörper.
Erstaunt blickte Chiaki nach hinten und blickte Marron fragend entgegen. "Was
wird das, wenn es fertig ist?" Sie senkte den Blick. "Das weiß ich auch nicht
so genau... Letztlich gab es schon schlimmeres als das in der Schule und auf dem
Balkon heute..." Sanft löste er Marrons Umklammerung und drehte sich zu ihr um.
"Was soll das heißen?" "Ach vergiß es! Dummes Geschwätz, weiter nichts." Sie
wollte ihren Weg fortsetzen, Chiaki hielt sie jedoch auf. "So kommst du mir nun
nicht davon! Erst sowas anfangen und dann einfach gehen wollen! Ne, so nicht!
Ich werde dir jetzt etwas sagen. Egal, wie deine Reaktion ausfallen wird, ich
muß es jetzt loswerden, sonst ersticke ich daran!" Ängstlich blickte sie ihm
mit ihren braunen Augen entgegen. Sie wußte nicht, was sie nun erwarten würde
und hatte Angst davor, dass er sie jetzt verletzen würde. Er hielt sie an
beiden Oberarmen fest, so dass es ihr unmöglich war, einfach zu gehen oder sich
abzuwenden. "Marron, seit ich dich kenne, habe mich total verändert! Ich war
früher jemand, dem andere Menschen vollkommen egal waren, der immer nur auf
Spaß aus war und nur tat, was er wollte. Aber durch dich hat sich das
geändert. Wenn du in meiner Nähe bist, tue ich Sachen, die ich mir hinterher
gar nicht mehr richtig erklären kann! Mein Gehirn schaltet sich aus, ich handle
einfach. So wie heute in der Schule. Unüberlegt. Bei dem Gedanken, dass du dich
für immer von mir abwenden würdest, blieb mir fast das Herz stehen. Und dafür
gibt es nur einen Grund: ich liebe dich! Noch nie in meinem Leben habe ich eine
solche Panik verspürt, jemanden zu verlieren wie bei dir. Mir ist alles egal,
solange ich nur in deiner Nähe sein kann und weiß, dass es dir gut geht."
Erschüttert blickte sie ihn an. Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren, um das eben
gesagte zu verarbeiten. Allmählich faßte sie sich wieder, ihre Knie jedoch
waren butterweich. "Mir geht es aber nicht gut!" Ihre Stimme war kaum zu hören,
trotzdem hatte Chiaki es vernommen. "Warum nicht?" Verwirrt schüttelte sie den
Kopf. "Ich weiß nicht...  Ich kann es nicht in Worte fassen... Ich war
plötzlich so geschockt, als du so aufgebracht in deine Wohnung gerauscht bist,
es erschien mir so endgültig und unveränderlich. Ich weiß ja selbst, dass es
zum Leben dazugehört. Menschen treffen einander und irgendwann trennen sie sich
wieder. Aber bei dem Gedanken, dass du tatsächlich verschwinden könntest,
einfach nicht mehr da bist, das war so... unmöglich!" Sie brach ab und
plötzlich wurde sie von Schluchzen geschüttelt. Verstört betrachtete Chiaki
sie. So aufgebracht hatte er sie noch nie erlebt, nicht einmal die Nacht bei dem
Karussell. "Aber es kann doch auch Ausnahmen geben. Manche Menschen finden
einander und bleiben ihr Leben lang zusammen." Erstaunt sah sie auf. Einzelne
Tränen rannen ihr Gesicht herunter und sammelten sich an ihrem Kinn. "Aber das
waren doch DEINE EIGENEN Worte! Das ist es doch, was du mir immer und immer
wieder erklärt hast. Niemand bleibt sein Leben lang mit einem anderen Menschen
zusammen. Menschen sind dafür nicht gemacht. Es gibt keine Liebe auf ewig. Das
waren immer deine Worte!" "Ja, aber meine Ansichten haben sich geändert. ICH
habe mich geändert! Momentan kann ich mir nicht vorstellen, überhaupt jemals
glücklich zu sein, wenn du nicht da sein würdest. Wenn du mich verlassen
würdest, gäbe es ein riesiges Loch in meinem Leben, dass nie wieder zuwachsen
würde. Wenn mir jemand vor ein paar Monaten gesagt hätte, dass ich mich so in
jemanden verlieben würde und sogar bereit dafür wäre, für diejenige zu
sterben hätte ich ihn für verrückt erklärt. Und nun sieh mich an! Ich stehe
hier und rede Schwachsinn. Ich kann nicht richtig ausdrücken, wie ich empfinde
und was ich dir eigentlich sagen will." Schweigen kehrte ein, niemand wagte,
etwas zu sagen. Minutenlang verharrten sie regungslos und sahen sich dabei in
die Augen. Ein schwaches Lächeln breitete sich auf Marrons Gesicht aus. "Und
was jetzt? Nachdem wir beide nun einen seelischen Striptease gemacht haben
weiterleben wie zuvor?" Er erwiderte das Lächeln nicht, sondern blickte ihr
Ernst entgegen. "Nein, nicht wie zuvor. Ein Neuanfang für uns. Noch mal von
vorne beginnen, ohne die ganzen Peinlichkeiten und Mißverständnisse. Als
normales Paar ohne an unser tun in der Nacht zu denken. Nicht als Jeanne und
Sindbad sondern als die, die wir wirklich sind!" Sie nickte ihm zu. "Das wäre
schön, ja!" Schlagartig drehte Marron sich um und lief einige Meter davon. "Was
soll das denn jetzt?" Gemächlich ging sie wieder auf ihn zu. "Na ein
Neuanfang!" Schon hatte sie ihn wieder erreicht. "Guten Abend!" Chiaki spielte
das Spiel mit. "Guten Abend!" "Mein Name ist Marron Kusakabe und ich weiß schon
jetzt, das ich dich liebe!" Ihre Augen strahlten und sie lachte ihm glücklich
entgegen. "Mein Name ist Chiaki Nagoya und mir geht auch ganz genau so!" Sanft
zog er sie an sich und beide versanken in einem langen Kuß...

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