Der Kampf um die Digiwelt (Teil 1) von FudoKajimoto (Was wäre, wenn...) ================================================================================ Kapitel 9: Vergebung -------------------- Drei Stunden waren seit dem Kampf zwischen den Digirittern und Christian vergangen. Die Digiritter waren entkommen, doch das interessierte die beiden dunklen Digiritter aktuell nicht. "Was hälst du von diesem Digimon, T?", fragte Christian, als er zusammen mit seinem Freund die Aufnahmen vom Kampf analysierte. Vor allem Paildramon hatte es ihnen angetan. "Diese Art der Digitation ist sehr interessant", meinte Thomas einfach, während er wieder und wieder die Aufnahme ab der Stelle ablaufen ließ, als das Digimon digitieren wollte. "Es schien, als hätte zu Beginn der Digitation noch eine wichtige Voraussetzung dafür gefehlt", stellte er schließlich fest, nachdem er die Szene beinahe ein Dutzend weitere Male angesehen hatte. "Was meinst du?", fragte Christian nun interessiert. Er hatte sich alles selbst angesehen, doch ihm war nichts aufgefallen. "Hier, das Digivice von Daisuke leuchtet bereits, beinahe 20 Sekunden bevor die eigentliche Digitation stattfindet. Das von Ichijouji hat zu diesem Zeitpunkt nicht reagiert. Erst nachdem er ihn angeschrien und georfeigt hatte, startete schließlich die Digitation." Nachdem Christian sich die Aufnahmen noch einmal angesehen hatte, stellte er fest, dass Thomas recht hatte. "Sie hatten sich über irgendetwas gestritten, wie es scheint. Und dann gab es plötzlich eine Verbrüderung. Ein gemeinsamer Feind wäre als Auslöser wohl wahrscheinlich", mutmaßte der ältere. "Wir haben diese Art schon vor einiger Zeit beobachtet", führte Thomas den Gedanken weiter. "Damals, als das Internet so verrückt gespielt hat. Damals waren Yamato und Taichi verwickelt. Ihre Partner digitierten auf das Megalevel und verschmolzen dann zu Omnimon." "Auch damals war die Verschmelzung durch einen gemeinsamen Feind begründet. Ihnen fehlte die Kraft, ihn mit ihrer aktuellen Form zu vernichten und somit verschmolzen sie. Wobei damals sicherlich auch diese ganzen Fenster, aus denen Omnimons Digitama wurde, eine Rolle gespielt haben dürften." Thomas nickte und erinnerte sich kurz an besagte Fenster. Es hatte damals ausgesehen wie Emails, die das Digitama um die geschwächten Digimon gebiltet hatten. "Nun, was auch immer es ist, wir müssen überlegen, wie wir gegen dieses Digimon ankommen wollen", fuhr Christian schließlich fort. "Ich sehe eigentlich nur eine Möglichkeit. Wir müssen die Macht freisetzen." Thomas sah ihn nachdenklich an. "Du hast die gesamte Macht in dein Wappen übertragen", begann er, "doch dann musstest du sie versiegeln, weil das Wappen nicht ausreichte, um sie zu kanalisieren. Wie willst du sie freisetzen können, wenn doch dein Wappen nicht dazu in der Lage ist?" Christian blieb diese Antwort schuldig. "Ich werde mir einen Weg ausdenken", meinte er nur, als er den Kontrollraum verließ und in Richtung der Privatgemächer verschwand. "Und er wird Unheil über die Digiritter bringen", beendete Thomas den Ausspruch, den er von Christian in letzter Zeit oft genug gehört hatte. Doch er zweifelte nicht an der Person, die das Wappen der Finsternis trug. Christian hatte noch immer einen Weg gefunden. Zwei Stunden nach ihrem Rückzug aus der Digiwelt war Iori schließlich wieder bei Bewusstsein. Als er seine Augen öffnete, sah er die Decke von Koushiros Zimmer und die nervösen Gesichter von Miyako, Hikari und Ken, die ihn musterten. "Ist alles in Ordnung mit dir"?, fragte der ehemalige Digimonkaiser. "Ich weiß, wie du dich fühlen musst, glaub mir!" Iori glaubte ihm sofort. Diese kleine schwarze Kugel, die Christian in seinen Hals gedrückt hatte, hatte seinen Verstand teilweise auch mit Bildern aus der Sicht Kens geflutet, als er noch der Digimonkaiser gewesen war. Es war eine erschreckende Erfahrung gewesen, so machtlos zu sein. Und was noch schlimmer war, während er unter der Kontrolle der Saat gestanden hatte, wollte er das Gleiche tun. "Es... ging schon einmal besser", brachte er endlich heraus und rieb sich den Nacken. Er schmerzte stark. "Der Schmerz geht vorbei", meinte Ken. "Bei mir war er nach knapp einem Tag verschwunden." Iori stöhnte ob dieser Aussicht. "Was ist denn passiert?", fragte Miyako. "Wieso hast du Christian und Thomas geholfen?" "Nun... Thomas hat mich gestern morgen abgeholt. Wir hatten das am Tag davor ausgemacht, er wollte mit mir noch ein wenig Kendo trainieren. Nachdem wir dann vor dem Haus waren, ist sein Digimon plötzlich zu einem schwarzen Leomon digitiert und hat Armadimon... ausgeknockt. Es ging so schnell... an mehr erinnere ich mich nicht." Die anderen sahen besorgt zu ihrem Freund. Dann blickten sie zwischen Iori und Ken hin und her. Erst jetzt fiel ihnen auf, dass Iori noch nichts negatives zu Ken gesagt hatte, auch nicht, dass dieser verschwinden solle. Bisher war das seine normale Reaktion auf den ehemaligen Digimonkaiser gewesen. Es schien, als hätte es zwischen den beiden eine stille Übereinkunft gegeben, durch die gemeinsame Erfahrung der dunklen Saat, die sie getragen hatten. "Also, was wollen wir jetzt machen", fragte Taichi in die Runde. "Wir haben Paildramon und damit einen Vorteil, aber den haben wir nicht lange, wenn ich das richtig sehe. Sicher haben sie schon eine Möglichkeit gefunden, diese Digitation zu verhindern." Während Iori noch nicht bei Bewusstsein gewesen war, hatten sie Koushiro auf den neuesten Stand gebracht und Nachrichten an Sora, Jyou und Mimi geschickt und ihnen von den Begegnungen mit den beiden dunklen Digirittern berichtet. "Wir wissen, dass Paildramon nur ein Ultralevel ist", meinte Koushiro. "Und doch war es euren Aussagen nach stark genug, um ein Mega-Level in Bedrängnis zu bringen... diese Form der Digitation haben wir schon einmal gehabt, Taichi. Erinnerst du dich noch?" "Du... du meinst die Digitation von Wargreymon und Metalgarurumon im Kampf gegen Diaboromon, stimmts?", entgegnete Taichi. Er erinnerte sich sehr genau. Es war einige Zeit nachdem sie die Digiwelt gerettet hatten. Kurz danach hatten sie die Macht ihrer Wappen freigesetzt, um die Digiwelt zu schützen, weshalb die Wappen keine Kraft mehr besaßen. "Genau. Wenn zwei Digimon verschmelzen, dann haben sie mehr Kraft als ein Digimon des gleichen Levels, das auf natürlichem Wege dorthin gelangte. Jedoch ist diese Kraft zeitlich begrenzt, nämlich nur so lange existent, wie die Digimon verschmolzen sind. Was zu der Frage führt, was die Verschmelzung herbeiführt." Die anderen bedachten Koushiro mit einem Blick, der deutlich aussagte, er solle sich verständlicher ausdrücken. "Warum sind sie gemeinsam digitiert?", formulierte er seine Frage neu. Keiner der Digiritter wusste darauf aktuell eine Antwort. Auch Koushiro hatte keine Idee, woran es gelegen hatte. Doch bevor er das zugeben musste, bekam er eine Email aus der Digiwelt. Sie war von Gennai. Nachdem Koushiro sie gelesen hatte, bat er die anderen, ein Stück zurückzugehen, während er ein paar Vorbereitungen traf. Knapp zwei Minuten später stand Gennai vor ihnen. Er sah viel jünger aus als früher, vor allem aber war er größer. Sein Haar war braun und er hatte es zu einem Pferdeschwanz gebunden. "Hallo, Digiritter. Es ist schön, euch wiederzusehen", begrüßte er die Gruppe. "Ich glaube, ihr wisst alle schon, was aktuell in der Digiwelt passiert?" "Es gibt zwei dunkle Digiritter, die versuchen, die Digiwelt zu beherrschen", antwortete Takeru. "Und sie sind mächtig. Doch wir haben eine Digitation, die es mit ihren Partnern aufnehmen kann!" Daisuke nickte bekräftigend, doch Gennai schüttelte den Kopf. "Heute vielleicht. Doch die Macht, die sie bisher entfesselt haben, ist nichts im Vergleich dazu, was sie noch zurückhalten!" "Der Strudel", meinte Ken nur verängstigt. Gennai nickte. "Was ist dieser Strudel überhaupt?", wollte Koushiro wissen. "Er wurde nun schon so oft erwähnt, aber was genau er ist, das hat keiner von euch gesagt." Der Strudel ist... nun, der Ort, an dem die Daten der besiegten bösartigen Digimon sich sammeln. Es ist ein Ort dunkler Macht, der irgendwo in der Digiwelt versteckt war. Doch jetzt ist er an einem neuen Ort. Christian hat ihn in sein Wappen gezwungen und dort versiegelt!" "Er hat die Macht des Strudels nicht benutzt?", fragte Ken entsetzt. "Das heißt, das, was er uns bisher gezeigt hat, war nur die normale Macht seines Wappens?" "So sieht es leider aus", antwortete Gennai traurig. "Doch bevor ihr jetzt den Mut verliert, solltet ihr wissen, dass es auch mächtige gutartige Digimon gibt, die euch helfen wollen." Der junge Mann griff in die Tasche seines Mantels und holte von dort vier Kugeln hervor. Jede leuchtete blau von innen heraus und es ging eine Energie davon aus, die den Digirittern die Haare zu Berge stehen ließen. "Dies sind heilige Sphären von den vier großen Digimon, die die Digiwelt bewachen. Als sie gesehen haben, was diese dunklen Digiritter anrichten können, haben sie mich zu sich gerufen und mir diese für euch gegeben. Sie werden es einigen eurer Digimon erlauben, bis auf das Megalevel zu digitieren und den anderen das Ultralevel wieder öffnen. Den Digimonpartnern zumindest, die direkt mit einem Wappen verbunden sind." "Und was ist mit uns?", wollte Miyako verärgert wissen. "Wir kommen immer noch nur auf das Champion oder wie soll man das verstehen?" Gennai blickte leicht verlegen zu ihr hinüber. "Nun, die großen Digimon meinten, euch würde sich ein Weg öffnen, wenn ihr ihn benötigt. Mehr kann ich euch auch nicht sagen." Dann leuchteten die vier Sphären hell auf und teilten sich in einzelne Energiestrahlen, die in jedes anwesende Digimon fuhren. Drei Strahlen schossen aus dem Fenster und in verschiedene Richtungen davon. Die anwesenden Digimon, viele davon auf dem Ausbildungslevel, spürten den Anstieg ihrer Kraft augenblicklich und digitierten auf das Rookie-Level. "Dies ist alles, was euch die vier großen gewähren können. Sie würden euch gerne noch mehr helfen, aber dann würde die Digiwelt aus dem Gleichgewicht geraten, und was dann passiert, haben wir vor drei Jahren erlebt. Sie wollen euch jedoch wissen lassen, dass sie euch dafür danken, dass ihr sie befreit habt!" "Wir haben sie befreit?", fragte Koushiro erstaunt. "Wie meinst du das?" "Als die Digiwelt von der Dunkelheit übernommen wurde, da wurden sie in einen langen Schlaf gezwungen. Nachdem ihr die Digiwelt befreit habt, wurde der Schlaf leichter, doch sie erwachten nicht. Erst, als ihr die Macht eurer Wappen freisetztet um damit die Digiwelt zu schützen, wurden sie geweckt. Für dieses Opfer wollen sie euch danken." Die anwesenden alten Digiritter nickten. "Wir werden ihr Geschenk nicht verschwenden, Gennai, bitte sag ihnen das", meinte Taichi. "Wir haben die Kraft, uns ihnen zu stellen. Ich würde vorschlagen, wir kontaktieren die anderen und bereiten uns darauf vor, uns den dunklen Digirittern zu stellen. Und jetzt bin ich sicher, dass wir gewinnen werden!" Die versammelten Digiritter nickten und blickten entschlossen auf den Bildschirm, auf dem ein Tor zur Digiwelt zu sehen war. Gennai lächelte, wünschte ihnen Glück und verschwand wieder in der Digiwelt. "Worauf warten wir dann noch", fragte Iori in die folgende Stille hinein. "Brechen wir auf und verhindern, dass sie die Digiwelt übernehmen!" Mühsam stemmte sich der jüngste von Koushiros Bett hoch, auf das sie ihn gelegt hatten, als er ohnmächtig war. Ken half ihm dabei, was ihm ein dankbares Nicken von Iori einbrachte. Er hatte ihm vergeben und war nun froh, dass er ihr Verbündeter war. Und auch Ken schien sich selbst vergeben zu haben, denn er sonderte sich nicht von den anderen ab, als diese zu planen begannen, wie sie gegen die selbsternannten Herrscher vorgehen wollten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)