Der Kampf um die Digiwelt (Teil 1) von FudoKajimoto (Was wäre, wenn...) ================================================================================ Kapitel 4: Verschwunden ----------------------- Seit einigen Tagen waren die Digiritter nun in jeder freien Minute aktiv gewesen und hatten Turm um Turm in Datenschnipsel verwandelt. Vom Digimonkaiser hatten sie jedoch nichts gesehen, auch nicht von den Digimon, die er mithilfe der schwarzen Ringe kontrollierte. Auch seine Festung war verschwunden. "Das ist seltsam", meinte Koushiro nun schon zum x-ten Male. "Er hätte sich eigentlich schon längst zeigen müssen. Oder die Gebiete zurückerobern!" Die anderen nickten zustimmend, auch ihnen kam das ganze seltsam vor. Dann piepste das Digiterminal aller gleichzeitig. "Was ist denn nun los?", fragte Davis genervt, doch als er die Nachricht auf dem Terminal gelesen hatte, blickte er ungläubig in die Gesichter von Takeru, Koushiro, Hikari, Iori und Miyako. Auch sie hatten die Nachricht gelesen. Und auch sie blickten ungläubig zu den anderen. "Ken ist wieder in der realen Welt?", fragten sie mehr oder weniger gleichzeitig. So schnell sie konnten, machten sie sich zum nächsten Fernseher auf, um sich mit den anderen zu besprechen, was das zu bedeuten hatte. Die Gestalt betrachtete wieder einmal das Fortschreiten der Digiritter auf einem der Bildschirme, während er auf den anderen simultan die Daten im Speicher der Festung durchsuchte. Er wusste, dass Ken nahe daran gewesen war, das zu finden, wonach es ihn selbst gelüstete, doch bisher hatte er keine genauen Daten dazu gefunden, nur Legenden und Mutmaßungen, die der Digimonkaiser in verschiedenen Ruinen entdeckt hatte. "Wir haben die Saat", begann er wieder einmal zu sich selbst zu reden. "Wir tragen sie in uns, wir haben die einizge andere, von der wir wissen, zurückgeholt. Wir haben ALLES, was wir brauchen, bis auf das letzte Teil im Puzzle. Devimon, wieso haben wir es noch nicht gefunden? SO groß ist die Digiwelt nun auch wieder nicht. Und wir haben genug Daten über die Welt. WIESO können wir es also nicht FINDEN?" Der Wutausbruch der Gestalt brachte die Hagurumon, die er inzwischen im Kontrollraum der Festung beschäftigte, zum Zittern. Das Devimon, welches hinter dem Kontrollsessel schwebte, grinste ob dieser Reaktion. "Nun, trotz all der Daten, die Ken gesammelt hat, ist die Welt noch immer großteils unerforscht. Sowohl die Kontinente als auch die riesigen Meere." Das Digimon rief mit einer Handbewegung in der Luft vor der Gestalt eine holographische Darstellung der Digiwelt auf. Der Punkt, der die Position der Festung darstellte, war weitab jeder Küste mitten im Ozean. "Und wir können noch lange suchen, bis wir es finden." "Oder auch nicht", meinte die Gestalt. "Ich muss einfach nur die Macht der Dunkelheit nutzen." Er gab einige Befehle ein, um dem Computer eine neue Suche zu befehlen. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf die Kette, die er um den Hals trug. Sie begann leicht zu leuchten. Beinahe sofort wurde auf der holographischen Weltkarte vor sich eine Verzerrung angezeigt. Die Gestalt öffnete die Augen wieder und grinste. "Setzt Kurs auf die Quelle der Verzerrung. Dort ist unser Ziel!" "Darauf hätten wir früher schon kommen können, Christian", meinte Devimon, als sich die Festung in Bewegung setzte. "Das hätte uns einige Zeit erspart." "Wir haben diese Zeit gebraucht. T hat noch letzte Vorkehrungen in unserer Welt zu treffen gehabt. Aber nun, da wir die Quelle der dunklen Macht gefunden haben, wird es Zeit, ihn zu rufen. Ich werde seine Hilfe brauchen, um die Energie zu bündeln." An einem entlegenen Ort der Digiwelt öffnete ein Digimon die Augen, welches schon seit Jahrhunderten dort schlief. Es hatte eine Verzerrung gespürt, die auf die Macht der Dunkelheit schließen ließ. Lange hatte es darauf gewartet, dass diese Macht sich erhob, und nun würde es seine Herrschaft antreten. Vor ihm öffnete sich ein dunkler Strudel. Es trat hindurch und stand in der Festung, direkt vor dem Sessel von Christian. Soweit war alles nach seinem Plan verlaufen. Die Schwerter, die das Piedmon, welches zwischen ihm und der Quelle der dunklen Macht stand, hielt, war jedoch kein Teil davon. Und die Schwerter, welches dieses gerade in seinen Körper getrieben hatte, noch weniger. Doch solche kleinen Wunden konnten ihm nichts anhaben. "Mich anzugreifen, war dein letzter Fehler", meinte Deemon zu dem Digimon. Dann schlug es zu. Doch statt durch die nächste Wand geschleudert zu werden, wie es bei seinen Schlägen gewöhnlich der Fall war, schüttelte das Digimon nur den Kopf und lachte dann. "Es ist über deinem Niveau, was Kraft angeht, Deemon", meinte die Kapuzengestalt auf dem Sessel amüsiert. "Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass ein solch mächtiges Digimon wie du dies bemerken würde. Es ist aus der Energie der Dunkelheit selbst gespeist. Aus der gesamten Energie. Nicht so wie du, der du nur einen Schatten davon verwendest!" "Wie kannst du es wagen?", schrie Deemon wütend. "Ich bin der mächtige Deemon, der mächtigste der sieben Dämonenlords der Digiwelt. Es gibt kein dunkles Wesen, das stärker ist als ich!" "Ab sofort gibt es das. Und ab sofort bist du nur noch ein Digitama! Piedmon, beende es", sagte die Gestalt, während sie sich wieder den Bildschirmen zuwendete. Erst jetzt bemerkte Deemon, wie sich Datenschnipsel an den Wunden abzulösen begannen. "Das kann nicht sein. Du kannst nicht so mächtig sein", keuchte es noch ungläubig, bevor es von den Schwertern Piedmons in drei Teile zertrennt wurde und sich auflöste. In der realen Welt war es gerade Mittag in dem Land, in dem Thomas' Unterschlupf lag. Die Nachricht, die in seinem Email-Eingang lag, sorgte für ein freudiges Lächeln auf seinem Gesicht. Christian hatte sich gemeldet. Es war so weit. Sie hatten das letzte Teil gefunden, das sie brauchten. Nun würde ihr großer Auftritt beginnen. "Leormon, wir können endlich dieses Loch verlassen", sagte er zu dem kleinen Löwen, der neben ihm auf dem Bogen ausgestreckt lag. Das Digimon hob neugierig den Kopf. "Ist es wirklich endlich so weit? Wir kommen endlich zum Einsatz?" Thomas nickte seinem Digimonpartner ermutigend und bejahend zu, woraufhin dieser schwarz aufleuchtete. Sekunden später stand ein schwarzes Leomon neben ihm. "Lass uns beginnen, Thomas. Lass uns endlich den Platz einnehmen, der uns gebührt!" Das Zimmer erstrahlte in einem hellen Licht, dann war es leer. Der Mensch und das Digimon hatten es verlassen. Und sie hatten nicht vor, wieder zurückzukehren. Zumindest nicht hier und nicht in nächster Zeit. Sie standen in der Festung von Ken, in einem separaten Besprechungsraum, der zwischen ihren privaten Gemächern lag. Sie hatten diese Gemächer aus ebendiesem Grund gewählt. Fünf Stunden lang hatten sie miteinander beraten, diskutiert und teilweise lautstark gestritten, was sie zu tun gedachten. Die Planung war nun endlich abgeschlossen und sie würden mit der Umsetzung sofort beginnen. "Dann sehen wir uns in einigen Tagen", meinte Christian zu seinem langjährigen besten Freund, als dieser zusammen mit seinem Partner in Richtung Hangar aufbrach. "Pass auf deine Tarnung auf." "Ich werde besser getarnt sein als du. Ich sorge schließlich nicht für eine Verzerrung in der Digiwelt", entgegnete der jüngere und lachte. "Keine Sorge, sie werden nichts merken. Leormon wird sich benehmen." Thomas' Partner, welcher wieder zum Rookie zurückdigitiert war, nickte. "Ich werde ganz lieb sein", stimmte es seinem Partner zu. "Zumindest so lange, wie es von mir verlangt wird." Christian nickte den beiden noch einmal zu, dann blickte er auf den Tisch, auf welchen sie den Kurs der Festung projeziert hatten. Sie würde knapp vier Tage brauchen, um den Strudel zu erreichen, denn er lag auf der anderen Seite der Digiwelt. Und sie wollten unbemerkt dorthin gelangen. Dann würde es einige Zeit dauern, das Wappen aufzuladen. Thomas würde knapp zwei Wochen Zeit haben. Das musste reichen. Das würde reichen. Ihre Analysen hatten das ergeben. Thomas stand vor der Schule der Digiritter. Er trug eine normale Schuluniform samt Schulranzen. An seinem Arm trug er sein Digivice, als Uhr getarnt, doch für Digiritter leicht zu erkennen. Es ähnelte deren Digivices zu sehr, als dass es etwas anderes hätte sein können. In seiner Hand hatte er einen – natürlich gefälschten – Antrag, der ihn als Austausch-Schüler auswies, dessen Eltern gerade hergezogen waren. Dank Christians Manipulation des Schulrechners würde er in die Klasse der Digiritter kommen. Und er würde ihnen helfen. Wenigstens einige Zeit. Zwei Wochen, das war der Zeitplan. Zwei Wochen, in denen Leormon nicht digitieren durfte, weder normal noch mithilfe seines Armor-Eis. Es würden zwei harte Wochen werden. Schauspielerei war nie seine Stärke gewesen. Zum Glück jedoch unterstützte die Saat alle seine Fähigkeiten. Und zum Glück war seine Tarnung gut. Er sprach fließend japanisch. Er war ein guter Schüler. Und er würde alle nötigen Opfer für ihren Sieg bringen. "Lasst mich euch einen neuen Mitschüler vorstellen", begann der Lehrer die erste Unterrichtsstunde. "Tritt bitte ein." Thomas betrat die Klasse und setzte ein freundliches und zurückhaltendes Lächeln auf. "Ich bin Thomas Schmieder", stellte er sich der Klasse mit seiner falschen Identität vor. "Es ist mir eine Ehre, euch kennenzulernen." Während er sich verbeugte, sorgte er dafür, dass sein Digivice einen Lichtstrahl direkt auf das Gesicht von Takeru reflektierte. Dieser blickte unwillkürlich auf das Handgelenk des Neuen und erkannte das Gerät dort sofort. Das konnte Thomas am erschreckten Einatmen erkennen. "Seine Familie ist gerade hergezogen, und er wird bis auf weiteres euer Klassenkamerad sein", fuhr der Lehrer dann fort. "Dort neben Motomiya Daisuke ist ein Platz frei, nimm dort bitte Platz." Thomas verneigte sich leicht und bahnte sich seinen Weg zu dem ihm zugewiesenen Platz. Zum Glück wirkte er einige Jahre jünger als er wirklich war. Er war schon beinahe achzehn, und doch ging er locker als elf- oder zwölf-jähriger durch, wenn er das wollte. Zumindest dank der Hilfe von Christian. Dessen Wappen konnte die Saat dazu bringen, seinen Körper zu manipulieren. Er setzte sich neben Daisuke und holte seine Schulmaterialien aus der Tasche. Die nächsten Tage und Wochen würden sehr informativ werden. "Er ist ein Digiritter", meinte Takeru zu den anderen, als sie sich auf dem Pausenhof trafen. "Ich habe das Digivice an seinem Handgelenk gesehen. Es ist eine andere Art als unsere, aber es ist definitiv ein Digivice." Die anderen blickten nachdenklich zu dem Neuen hinüber, der am Zaun lehnte und das Geschehen auf dem Schulhof beobachtete. Er kannte hier noch kaum jemanden – während des Unterrichts hatte er ein wenig mit Daisuke geredet, aber das war es auch schon – daher war diese Absonderung kaum erstaunlich. "Was wollen wir also machen?", fragte Miyako die anderen. "Wollen wir ihn einfach fragen, ob er uns helfen will?" "Ich weiß nicht", meinte Takeru. "Es wirkte mir zu bestimmt, wie ich auf sein Digivice aufmerksam geworden bin. Als hätte er es darauf angelegt gehabt." "Das glaube ich nicht", sagte Hikari jedoch. "Ich glaube nicht, dass er das absichtlich getan hat. Und wenn doch, dann, damit wir erkennen, dass auch er ein Digiritter ist. Vielleicht wollte er uns damit zeigen, dass er uns helfen möchte." Während sie noch miteinander diskutierten, schaute plötzlich ein Kopf aus der Sporttasche, die Thomas schon den ganzen Tag bei sich gehabt hatte. Er schaute nur kurz heraus, bevor der vermeintliche Digiritter ihn wieder hineindrückte und etwas sagte, doch es war für sie alle der Beweis, dass er auf jeden Fall ein Digiritter war. "Ich frage ihn einfach", meinte Daisuke schließlich und ging auf den Jungen zu. "Oh, hallo Daisuke", meinte Thomas fröhlich. "Verlässt du deine Freunde, damit sich der Neue nicht so fehl am Platze vorkommt?" Das schelmische Grinsen in Thomas' Gesicht zeigte, dass er nur Spaß machte. Es lag jedoch ein kaum zu erkennendes Funkeln in seinen Augen, das demjenigen, der es sah, klarmachte, dass diese Worte mehrere Bedeutungen hatten. "Wir haben uns gefragt, ob du nicht... nach der Schule ein wenig Zeit mit uns verbringen willst", sagte der Digiritter und lächelte. "Wenn ja, dann komm nach Unterrichtsschluss in den Computerraum. Es würde uns freuen, wenn du kommst." Thomas nickte. "Ich komme, wenn ich kann", meinte er. "Danke für den freundlichen Empfang, den ihr mir bereitet. Es ist immer schwer, neue Freunde zu finden, wenn man so oft umzieht. Ich hoffe, wir werden gute Freunde." Mit diesen Worten verschwand Thomas in Richtung Schulgebäude und ließ erstaunte Digiritter zurück. "Er wird kommen", sagte Daisuke. "Er wird uns helfen." "Die Frage ist, ob das gut ist", sagte Iori nachdenklich zu sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)