Happy Ending von Squirrel ================================================================================ Kapitel 1: Blaue Augen ---------------------- Es war ungewöhnlich kalt für eine Märznacht. Zitternd stand ich an der Bushaltestelle, ein paar Jungen auf der anderen Straßenseite beobachtend. Sie warfen Glasflaschen gegen die Lärmschutzwand, mich nicht beachtend. Zunächst. „Hey, Süße!“, rief einer, der doch auf mich aufmerksam geworden war. Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen. „He, jetzt sach doch mal was!“, rief ein anderer. Er ruderte mit den Armen, aber ich fühlte mich sicherer, wenn ich die Typen ignorierte. Ein Fehler. Die zwei Jungen, die gerufen hatten, liefen über die Fahrbahn, kamen auf mich zu. Ich drehte mich zur Seite und zog meinen Schal ein wenig höher. Sie würden mir nichts tun. Und der Nachtbus würde auch in zehn Minuten kommen. Plötzlich hatte ich eine Hand an meiner Wange. „Wie weich…“, flüsterte mir eine Stimme ins Ohr. Ich wagte es nicht mich umzudrehen. Mein Herz schlug immer schneller, während die Hand von meiner Wange bis zu meinem Hals wanderte und sich durch den Schal wühlte. Eine weitere Glasflasche zersplitterte, dieses Mal mitten auf der Straße. Der hinter mir stehende Junge fuhr irritiert herum, ich ebenso. Ein weiterer Typ hatte sich aus der Gruppe gelöst und kam auf uns zu. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich jetzt den neben mir stehenden. Er hatte dunkles, glattes Haar und ebenso dunkle Augen, die er verärgert zusammenkniff. Sein Freund neben ihm hatte etwas hellere, die unruhig hin und herhuschten, als müsste man Angst vor den anderen haben. „Euer Bus“, sagte der gerade gekommene Junge zu den beiden. „Jetzt.“ Der Dunkelhaarige warf mir einen flüchtigen Blick zu, schnaubte und forderte den anderen dann auf mit ihm zu kommen. Als sie sich entfernten, atme ich langsam aus, den Blick auf den dritten gerichtet. Er trug eine schwarze Mütze mit rotem „ZER0“-Print, sein Gesicht von mir abgewandt. Seine Hände hatte er tief in seinen Jackentaschen vergraben. Auf der anderen Straßenseite hielt ein Bus. Die randalierende Gruppe stieg ein. Sollte ich mich vielleicht bedanken? Unsicher wechselte ich mein Standbein, ließ den Blick schweifen. Diese Typen hätten mir doch nichts getan. Es wäre nicht nötig gewesen, sie dazu anzuweisen zu verschwinden. Oder? Der Bus kam und ich stieg nach dem Jungen ein. Ich folgte ihm bis in die Mitte des Busses, wo er sich plötzlich umdrehte. Sein Mund war leicht geöffnet, als wollte er etwas sagen, doch ich drehte mich augenblicklich um und ließ mich in einen Sitz fallen. Er setzte sich mir gegenüber, den Blick genauso wie ich steif den Häuserfassaden zugewandt. Nur zwischendurch warf er einen Blick auf seinen Music-Player, schaltete mal weiter oder wieder zurück. Nach einer Viertelstunde kam meine Haltestelle. Ich stand auf. Ruckartig drehte der -wie ich mittlerweile festgestellt hatte blonde- Junge seinen Kopf zu mir. Seine stahlblauen Augen fixierten mich. Als sich die Türen öffneten, flüchtete ich aus dem Bus, schnellstmöglich nach Hause. Ich stieß die Haustür auf, lief in den vierten Stock und rammte den Schlüssel in das Schloss. Als sich die Wohnungstür hinter mir schloss, holte ich tief Luft. Diese blauen Augen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)