Fallen von -Yara- ================================================================================ Prolog: Run away ---------------- Prolog Run away Ich rannte. Schon seit Stunden, wie es mir vorkam, rannte ich nun. Mein Körper schmerzte schrecklich, aber ich hatte nicht vor stehen zu bleiben. Nicht hier, nicht jetzt. Immer tiefer rannte ich in den Wald hinein. Die dunklen Schatten der Bäume schienen mich zu verfolgen. Der kalte Schein des Mondes ließ die Welt um mich herum in einem leichten Silber aufleuchten. Eine kalte Brise bescherte mir eine Gänsehaut. Ich zitterte. Ob nun vor Erschöpfung, Angst oder Kälte vermochte ich nicht zu sagen. Unendlich weit entfernt schien mir der heutige Tag und doch hatte ich das Gefühl als seien Jahre seit dem vergangen. Jahre, indem ich nur so vom Grauen verfolgt wurde. Jahre voll von Finsternis. Tiefe Schwärze, genau so, wie man den Zustand in meinem Inneren wohl am besten beschreiben könnte. Ich rannte weiter. Bruchstückhaft waberten mir Erinnerungen an ein Gespräch durch den Kopf. War dieses Gespräch wirklich erst ein paar Stunden her? Nicht schon Wochen, Monate oder Jahre. Ich wusste es nicht. Ich wollte es nicht wissen. Alles was ich wollte war vergessen. Vergeben und vergessen, man sollte meinen so schwer könnte es gar nicht sein. Aber mir erschien es, als wären diese Worte unerreichbar, durch eine tiefe Schlucht von mir getrennt. Verdrängung war der einzig mögliche Weg. Mein Weg. Mein Atem ging nur noch stoßweise und mein Herz raste. Mir war, als hörte ich immer noch ihre Stimmen. Sie hatten sich mir ins Gedächtnis gebrannt und dabei wollte ich nur vergessen. Mein Herz tat so unendlich weh. Als hätte man mir zehn Kunais in eben dieses gerammt. Ich merkte, wie mir langsam die Tränen kamen. Ich wollte nicht weinen! Nicht in dieser Situation! Einmal stark sein, stark bleiben und nicht wieder zu diesem Häufchen Elend werden, dass ich sonst immer war. In ihren Augen, in allen Augen. Ich wollte es nicht wahr haben, hatte ich doch so hart trainiert um endlich stärker zu werden. Aber körperliche Stärke hieß nicht auch geistliche. Das wurde mir jetzt klar. Ich hatte das Gefühl wieder das kleine 13 jährige Mädchen zu sein, dass bei jeder Gelegenheit Angst hatte und in Tränen ausbrach. Aber hatte ich nur das Gefühl oder war ich einfach genau das? Schwach! Ein Klotz am Beim! Niemanden etwas Nütze… Natürlich ich konnte heilen. Ich hatte eine unglaubliche Kraft entwickelt, aber all das brachte mir nichts, wenn ich Emotionen hatte, Schwäche zeigte. Ein Ninja hat keine Gefühle. Einen Grundsatz, den ich nicht umsetzen konnte, so gern ich es auch wollte. Die Bäume lichteten sich und die Umgebung wandelte sich in eine Ebene, wo nur hier und da einige Büsche und Sträucher hervorragten. Ich rannte einfach weiter. Wohin ich eigentlich wollte, wusste ich nicht. Ich wusste noch nicht einmal, wo ich mich überhaupt befand. Ein zynisches Lächeln erschien auf meinen Lippen. Es wollte so gar nicht zu meinen mittlerweile Tränenüberströmtes Gesicht passen. Super gemacht Sakura, ich bin stolz auf dich! So etwas bekommst auch nur du hin. Weglaufen und dann kläglich hier im Nirgendwo stranden. Du hast dich wirklich nicht gebessert! Und so etwas schimpft sich Ninja! Besonders als Jo-nin sollte ich das doch auf die Reihe kriegen! Ein kleiner See kam in Sicht. Der Mond spiegelte sich auf der Wasserfläche. Es hatte etwas beruhigendes, wie ich fand. Meine Schritte lenkten automatisch zum Gewässer, während ich immer langsamer wurde. Kurz vor Beginn des nassen Elements sank ich auf die Knie. Ich konnte nicht mehr. Mein Körper war vollkommen am Ende. Ich legte mich rücklings auf das feuchte Gras und starrte in den Himmel. Wolken zogen in den bizarrsten Formen an mir vorbei. Einige schneller, andere langsamer. Hinter ihnen, verborgen unter dem Dunst aus Wasser waren die Sterne. So unendlich weit entfernt. So… frei? Ja, dass musste es sein. Ich seufzte und wischte mir die Tränen weg. Es machte mich wütend, dass ich sie nicht hatte zurückhalten können. Hier an der kühlen Luft und weg von zu Hause, von Konoha fühlte auch ich mich frei. Eine leichte Brise kam auf und ließ mich erneut frösteln. Trotzdem blieb ich liegen und blickte weiter gen Himmel. Meine Gedanken kreisten weiter um das Gespräch. Mit aller Kraft versuchte ich es zu verdrängen. Sie, die Personen wegen denen ich jetzt hier lag. Es, die Tatsache, die mich dazu gebracht hatte hier her zu kommen. Im Grunde alles. Alles, was vor dem Davonlaufen passiert war. Erst jetzt fiel mir auf, wie müde ich war. Meine Augenlider waren mit einem Mal so unglaublich schwer und die süße Verlockung des schwarzen Vergessens lullte mich ein. Die Dunkelheit hieß mich willkommen und ich schloss meine Augen. Doch plötzlich schrak ich aus dem halbschlafenden Zustand hoch. Ich wusste nicht was es war, doch es bereitete mir Unbehagen. Wie gern hätte ich mich einfach dem Schlaf hingegeben, doch meine Intuition sagte mir, dass ich hier schleunigst weg musste. Quälend langsam erhob ich mich. Mein Blick schweifte suchend umher, doch ich konnte nichts verdächtiges entdecken. Resigniert wollte ich mich schon wieder hinsetzen, als ich es abermals spürte. Jetzt war ich mir sicher. Da war etwas. Etwas, was mir ganz und gar nicht gefiel. Und dann bemerkte ich es. Es war eine Chakrasignatur. So Hauchfein, dass ein normaler Shinobi sie nicht bemerkt hätte, aber ich hatte ein Gespür dafür. Meine linke Augenbraue schob sich nach oben. Wegen dieser kleinen Menge an Chakra spielten meine Instinkte verrückt? Dennoch versuchte ich zu registrieren, woher das Chakra kam. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Hätte ich auf meine Vernunft gehört, die in meinen Inneren gerade einen riesigen Terror veranstaltete, damit ich auf der Stelle umkehrte, dann hätte wohl auch mein Verstand wieder eingesetzt und meine Medic-nin Ausbildung ihre Früchte getragen. Denn nicht mal ein normaler Mensch konnte sich mit so einer geringen Menge an Chrakra noch in diesem Tempo fortbewegen, wie dieser es tat, hieß im Klartext, diese Person musste ihr Chakra unterdrücken. Doch ich, müde wie ich war, bemerkte diese Tatsache nicht. Im Nachhinein könnte ich mich dafür selbst ohrfeigen, aber etwas ändern würde es wohl ohnehin nicht. Immer näher kam ich der Quelle dieser Energie, bis ich wieder ein gutes Stück in die tiefen des Waldes eingedrungen war. Aus müden Augen betrachtete ich die Umgebung. Bäume links, Bäume rechts. Überall Bäume. Doch plötzlich huschten meine Augen zu einem Fleck in der Dunkelheit zurück, der sich kaum sichtbar, aber dennoch für ein geübtes Auge zu erkennen, vom Rest des Waldes abhob. Wie von einer unsichtbaren Hand geführt ging ich auf den Umriss zu. Vernunft tobte nun umso mehr, denn das war nicht gerade das Verhalten, was ein gut ausgebildeter Ninja an den Tag legte. Es ist ja auch Nacht und nicht Tag, dachte ich ironisch und marschierte einfach weiter. Von meinem Verstand hatte ich mich schon vor Stunden losgesagt, genauer zu dem Zeitpunkt, als ich anfing zu laufen, doch meine Vernunft verabschiedete sich spätestens jetzt mit einem Herzinfarkt. Langsam konnte ich aus dem dunklen Schemen eine Gestalt erkennen. Sie lehnte lässig an einem Baum und schien mir genau entgegen zu blicken. Zögernd blieb ich stehen, die Augen zu Schlitzen verengt um Einzelheiten zu erkennen. Eine Wolke, die bis eben den Mond verdeckt hatte schob sich zur Seite und der Wald wurde wieder in sein fahles Licht getauft. Meine Augen weiteten sich und ich blieb erstarrt stehen, zu keiner Bewegung mehr tätig. Mein Verstand, der wieder eingesetzt hatte, arbeitete auf Hochtouren. Vor mir, in einen schwarzen langen Mantel gehüllt, stand ein Ninja. In Bruchteilen von Sekunden nahm ich alles war. Den Reishut mit den kleinen Glöckchen, welcher sein Gesicht im Schatten legte, die roten Wölckchen ähnlichen Gebilde auf dem Mantel, das lange und große Schwert auf seiner Schulter. Ein Akatsuki. Ich schluckte. Nicht nur, dass ich hier mitten in der Nacht in einem gottverlassenen Wald und am Ende meiner Kräfte war, nein mir gegenüber stand auch noch ein beschissener Akatsuki. Ich schnaubte, was mein Gegenüber wohl doch etwas zu überraschen schien, denn die Glöckchen klingelten leise im Wind, als er den Kopf etwas schief legte und mich näher in Augenschein nahm. “Müssen die auch immer auftauchen, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann”, murmelte ich vor mich hin. Ich wusste, in was für einer Situation ich mich befand. Natürlich, sie war lebensgefährlich, aber ich denke, weder ließ es mich in Panik ausbrechen, noch bekam ich wirklich Angst, weil ich immer noch einen Schock hatte. Ja genau! Das musste es sein, das war die einzige logische Erklärung für mein wirklich merkwürdiges Verhalten! Mein Gegenüber gluckste. “Mut hast du ja, aber das wird dir auch nichts bringen”, kam es bedrohlich von ihm. Mut? Ich und Mut? Es würde wohl vieles auf mich zutreffen, aber Mut kam im Moment wohl am wenigsten in Frage. Ich würde eher sagen Lebensmüde, Geisteskrank oder einfach nur Selbstmordgefährdet trafen es am besten. Ich lächelte. So ganz ohne Waffen wie ich war, kam mir die Situation einfach zu abstrus vor um sie wirklich zu glauben. Ich träume! Die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz. Ich war überhaupt nicht aufgewacht, nein ich lag immer noch am See und träumte. Wie zur Bestätigung kniff ich mir in den Arm, zuckte darauf aber zusammen, als ich den Schmerz spürte. “Verdammter Mist”, murrte ich und blickte wieder zu meinem Gegenüber. Kisame hieß er. Ich wusste nicht, wie ich auf einmal auf diesen Namen kam, doch er war es. Das ich vollkommen in meine Gedankenwelt abgedriftet war, merkte ich erst, als sich plötzlich ein Schatten vor mir erhob. Erschrocken riss ich die Augen auf. Das Schwert, welches er eben noch auf der Schulter gehalten hatte, schoss nun direkt auf meinen Kopf zu. In dem Moment erwachte ich aus meiner Starre. So schnell ich es in meiner Verfassung schaffte, sprang ich aus dem Weg und fing an zu rennen. Ich rannte. Wieder rannte ich, während mein Körper protestierte, das er nicht mehr dazu in der Lage war. Doch ich wollte nicht stehen bleiben, wollte nicht sterben. Ich rannte weiter. Meine Beine konnten mich kaum noch tragen. Ich glaube allein meinem Willen war es zu verdanken, dass ich noch aufrecht stand. Plötzlich kam mir etwas in den Sinn. Flüchtig nur, doch ich blieb abrupt stehen. “…Sollen sie ausschalten, dass ist unser Auftrag.” Nein! Ich blieb ruckartig stehen. “Ich sehe den Sinn darin nicht, sie ist doch nur ein unterdurchschnittlicher Shinobi, was zieht er für einen Nutzen daraus, sie aus dem Weg zu räumen?” Ich presste die Hände auf die Ohren. Nicht schon wieder! Ich wollte das nicht hören! "Sie steht der Hokage nahe. Er will sie zermürben, dafür ist das ein gelungener Schachzug.” “Bitte lass das aufhören”, wimmerte ich. “Tja, hätte sie auf uns gehört und wäre nicht zur Akademie gegangen, müssten wir sie jetzt auch nicht töten.” Ich sank auf die Knie. “Aufhören, aufhören, ich will das nicht hören!!” Ich schrie, während mir schon wieder einzelne Tränen übers Gesicht liefen. “Dummes Gör, aber dafür sind wir sie danach endlich los… ich weiß immer noch nicht, warum wir sie damals zu uns nahmen…” “Nein, nein, nein”, panisch schüttelte ich meinen Kopf. Nicht hier, ich wollte es doch vergessen, wieso kam es genau jetzt wieder? Ganz in meine Erinnerung gefangen, bemerkte ich nicht, wie Kisame zum stehen gekommen war. Vor mir, höchstens zwei Meter entfernt stand ein weiterer Akatsuki und blickte auf mich hinab. Das einzige, was man von ihm in der nun wieder herrschenden Dunkelheit erkennen konnte, waren die roten Iriden, die mich musterten. *** Kisame blickte ihn an. “Ziemliches Elend”, meinte er grinsend und sah wieder zum am Boden hockenden Mädchen. “Sie sieht aus, als wenn sie in einem deiner Genjutsus gefangen wäre”, fügte er dann noch nachdenklich hinzu. “Hn”, war das einzige, was sein Partner erwiderte. Er kannte sie, sie war damals mit Sasuke in einem Team gewesen. Seit dem hatte sie sich ziemlich verändert. Sie war schließlich der Grund, warum Sasori wieder menschlich war. Das hatte sie bestimmt nicht in dem Zustand vollbracht, in dem sie sich gerade befand. Nachdenklich musterte er sie. Damals war sie darauf versessen, seinen Bruder wieder zurück zuholen. Sie hätte alles dafür getan, doch wie er mitbekommen hatte, hatte dieser einfach nur versucht sie umzubringen. “Dummer kleiner Bruder”, murmelte er. Das Mädchen, Sakura hieß sie, erinnerte er sich, wimmerte nur noch leise. Dann, auf einem Mal kippte sie zur Seite weg und blieb reglos liegen. Schockzustand, schoss es ihm durch den Kopf. Er ging in die Hocke um sie näher zu betrachten. Woher Pain gewusst hatte, dass sie Sakura außerhalb Konohas antreffen würden wusste er nicht, doch es interessierte ihn. Sie war ihrem Dorf schließlich treu ergeben, das erkannte man sofort und deswegen wunderte es den Uchiha, wieso er sie mitten in der Nacht und vor allem vollkommen unbewaffnet hier vorfand. Naja, eigentlich war sie ihnen ja in die Arme gelaufen, aber das spielte keine Rolle. Mit Leichtigkeit hob er die zierliche Gestalt auf und wandte sich zum gehen. “Komm”, meinte er emotionslos, bevor sie in der Dunkelheit verschwanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)