Runes of Magic - Shadowscat von Dr_HarrisonWells (Geburt und Kindheit) ================================================================================ Kapitel 1: Geburt ----------------- Es war Abend über der Elfeninsel geworden. Ein schöner Tag, wie jeder andere ging seinem Ende zu und die Nacht schob ihre dunklen Schwingen über das sanft daliegende grüne Land. Die Sterne standen hoch am Firmament und erhellten in zartem Licht die Gegend. Die Elfen liebten ihre Insel und behandelten sie sehr rücksichtsvoll. Sie waren der Natur in unglaublicher Hinsicht verbunden und pflegten sie mit großer Hingabe. Und die Natur dankte es ihnen. Sie gab ihnen Wasser, das sanft aus den Quellen sprudelte, gab ihnen viel Obst und Gemüse, das in ausreichender Fülle den Bäumen und dem Boden entspross. Ja, sie jagten auch, aber nie mehr, als sie benötigten. Nichts konnte diese Verbindung des Elfenvolkes mit der Natur ihrer Insel stören. Wirklich nichts? Kaituranja, die älteste Weise der Elfen stand wie oft am offenen Fenster und schaute in die dunkle Nacht. Sie mochte die Einsamkeit und die Ruhe der Nacht im besonderen Maße. Die Sterne redeten mit ihr, erzählten ihr von dem ewigen unverückbaren Bündnis zwischen dem Elfenvolk und der Natur. Alles war wie immer. Aber plötzlich zuckte sie zusammen. Sie schüttelte kurz irritiert den Kopf, glaubte sich versehen zu haben, schaute genauer hin. Aber das, was sie bemerkt hatte, entsprach der Wahrheit. Eine dunkle, wirklich düster aussehende Wolke schob sich vor die funkelnden Sterne. „Regen?“ murmelte Kaituranja. Natürlich gab es auf der Elfeninsel auch Regen. Ein sanft plätscherndes aus dem unendlichen Himmel kommendes Nass. Schließlich brauchte die Natur den Regen zum Wachsen des Grüns. Doch niemals verdunkelten dabei Wolken den Himmel. Im Gegenteil, wenn es regnete gab es wunderschöne Regenbogen, die selbst dem Regen die Schönheiten der Natur entlockten. Aber natürlich kannte die Weise Wolken. Wie die meisten Elfen war sie in ihrer Jugend von der Elfeninsel zum Festland gereist und hatte sich dort umgesehen. Hatte ihre Heilfähigkeiten in den Dienst der Menschen gestellt und dabei hatte sie so manches Mal auch düstere Wolken, Stürme und heftig herabprasselnden Regen gesehen. Die Menschen hatten eben nicht den tiefen Bezug zur Natur wie die Elfen. Darum waren sie aber nicht unbedingt schlecht. Sie waren eben nur anders. Doch so sehr sie sich auch wunderte, die dunkle Wolke, die sie sah, wurde immer größer, verschluckte regelrecht die Sterne. Kaituranja begann unwillkürlich zu zittern. Sie fühlte eine Kälte in der Luft, die ihr durch und durch ging. Schnell griff sie nach einem Schal und legte ihn sich um die Schultern. Das sanfte Lüftchen, das immer über die Insel wehte, wurde stärker. Dann war es weg. Es war, als würde die Natur einen Moment lang den Atem anhalten. Nur ganz kurz dauerte es, dann begann der Wind erneut zu wehen. Immer stärker und stärker wurde er, wuchs zu einem richtigen Sturm an. Ein Grollen kam aus den Wolken, die inzwischen richtig düster und unheimlich aussahen. Kaituranja hielt sich am Fensterrahmen fest um den Halt nicht zu verlieren, als Regentropfen plötzlich scharf mit dem Wind ihr entgegenschlugen. Immer stärker wurde der Regen, so dass sie die Flügel der Fenster nur noch mit Gewalt zudrücken konnte. Durch das geschlossene Fenster hörte sie jetzt erst recht, wie stark der Wind geworden war. Es war ein Sturm, wie sie ihn seit ihrer Jugend nicht mehr erlebt hatte. Hinter ihr erschien Drastullaria, die Helferin, die ihr die Elfen geschickt hatten, als sie ein gewisses Alter erreicht hatte und es klar war, dass sie nicht mehr alles alleine erledigen konnte. „Was ist da los?“ fragte sie und ihre Stimme zitterte dabei. „Wieso schimpft die Natur so über uns? Haben wir ihr weh getan?“ Kaituranja schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht.“ Sie überlegte kurz. „Es ist schon sehr lange her, da gab es hier schon mal so ein Unwetter.“ Man konnte einen Blitz zucken sehen und ein lauter Donner schallte durch die düstere Nacht. „Ich war noch ein kleines Kind und alle hatten damals riesige Angst.“ Sie legte den Kopf schief. „Ist eine Elfe schwanger und erwartet ein Kind?“ wollte sie anscheinend zusammenhangslos wissen. Drastullaria schaute sie irritiert an. Sie verstand diese Frage nicht. Aber Kaituranja war schon sehr alt und manchmal eben auch etwas wunderlich. Darum antwortete sie. „Ja, Lurandaja wird bald niederkommen. Es müsste bald so weit sein.“ Die Weise nickte verständnisvoll. „Sie ist von ihrer Wanderschaft schwanger zurück gekommen und hat nie von dem Elfen gesprochen, von dem sie das Kind erwartet, nicht wahr?“ Ihre Helferin nickte. „Ja, richtig.“ Langsam drehte sich die alte Elfe um, ging zu ihrem Kleiderschrank und nahm einen dicken Pelz heraus. Er musste von einer ihren Reisen in ihrer Jugend gewesen sein, denn auf der Elfeninsel war es normalerweise völlig unnötig solch ein warmes Kleidungsstück im Gebrauch zu haben. Sie zog ihn an. „Ich werde zu ihr gehen.“ Sagte sie mit fester Stimme. „Aber doch nicht bei so einem Wetter.“ Wollte die etwas jüngere Elfe sie abhalten. Doch Kaituranja wehrte ab. „Gerade wegen des Wetters.“ Murmelte sie. Drastullaria merkte, dass sie die Weise nicht zurückhalten konnte, weil die fest entschlossen war. Sie schluckte heftig. „Dann werde ich mitkommen!“ Sie sah im Kleiderschrank noch andere warme Kleidungsstücke und zog ebenfalls einen Mantel an. Dann verließen die beiden das Wohnhaus der Weisen und kämpften sich durch den Sturm. Xxx Lurandaja lag in den tiefsten Wehen. Sie bekam nur so nebenbei mit, dass das Wetter auf der Elfeninsel verrückt spielte. Eine Heilerin war bei ihr und half ihr über die Schmerzen hinweg zu kommen. Erstaunt registrierten sie plötzlich, dass es an der Tür klopfte. Die Heilerin ging schnell hin und öffnete. Mit großen Augen schaute sie auf die beiden warm gekleideten Elfen, die da vor ihr standen. „Weise.“ Rief sie erstaunt aus. „Warum seid ihr hergekommen? Und das noch in diesem Wetter?“ „Ist das Kind schon da?“ fragte Kaituranja. Die Heilerin schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht.“ Resolut schob Drastullaria sie beiseite. „Wir dürfen doch, oder?“ Ohne auf Antwort zu warten, traten die beiden Besucherinnen ins Haus. Sie zogen ihre Mäntel aus und traten ans Bett, auf dem Lurandaja sich in Schmerzen wand. Kaituranja legte ihre Hand auf den gewölbten Bauch der Schwangeren und setzte sanft ihre Heilmagie ein. Sie war eine der stärksten Heilerinnen auf der Insel, hatte früher oft Geburtshilfe geleistet. So gelang es ihr auch jetzt, die Schmerzen sehr stark einzudämmen. Draußen begann ein großes Gewitter und der Sturm rüttelte heftig an der Hüttentür. Doch im Innern des Hauses hörte man es zwar, aber das Unwetter blieb doch außerhalb der Räume. Die zuständige Heilerin zog sich unaufgefordert zurück. Sie verstand zwar nicht, warum die Weise ausgerechnet bei dieser Geburt dabei sein wollte, aber sie würde schon ihre Gründe haben. Lurandaja, von ihren Schmerzen fast befreit staunte ihre Besucherinnen an. Doch bevor sie fragen konnte, was sie hier wollten, spürte sie, dass die Geburt ihrem Höhepunkt entgegenstrebte. „Pressen!“ befahl ihr Kaituranja mit ruhiger Stimme und sie gehorchte. Immer weiter kam das Kind in ihr aus ihrem Körper. Dann eine letzte Anstrengung, und es glitt in die Welt. Ein lauter, protestierender Schrei ertönte aus dem Mund des kleinen Elfenkindes. Im gleichen Moment glitt ein heller Blitz durch den Raum und es ertönte absolut zeitgleich ein lauter Donnerschlag. Ängstlich zuckten alle zusammen und atmeten tief ein, um ihre Angst, die sie alle plötzlich spürten in den Griff zu bekommen. Dann herrschte absolute Stille. Ein schneller Blick durch die Fenster zeigte den Elfen, dass das Unwetter von einem Augenblick zum andern verschwunden war. Kein Wölkchen verdeckte mehr die Sterne, kein Lüftchen ging mehr. Die Ruhe, die jetzt wie sonst immer war, erschien ihnen nun fast unheimlicher, als das Unwetter zuvor. Kaituranja war wohl die Einzige, die überhaupt nicht überrascht zu sein schien über die plötzliche Stille. Sie schaute sich das kleine Elfenkind, das soeben das Licht der Welt erblickt hatte genauer an. Es war ein Mädchen, besaß grüne Haare und tiefe dunkle Augen. Diese Augen faszinierten Katiuranja. Sie waren zwar geformt wie alle Elfenaugen, hatten aber eine Tiefe, die einen in den Bann ziehen wollte. Sie schienen unendlich zu sein und hatten weit im innern einen dunklen Schatten. Die Weise sah die Mutter der neugeborenen Elfe an. „Wie wird sie heißen?“ fragte sie neugierig. Normalerweise bestimmten Vater und Mutter gemeinsam den Namen eines Kindes, doch da niemand wusste, wer der Erzeuger überhaupt war, lag das Recht hier alleine bei der Mutter. Lurandaja schaute glücklich auf ihr kleines Töchterchen. „Sie soll Catleen heißen.“ Der Name war ungewöhnlich für eine Elfe, aber wieder schien Kaituranja nicht erstaunt zu sein. Sie nickte langsam. „So soll es sein. Catleen, herzlich willkommen in unserer Gemeinschaft.“ Sagte sie zu dem Elfen-Baby. Dann untersuchte sie es sanft mit ihrer Heiler-Magie. „Sie ist völlig gesund und wird ein langes naturerfülltes Leben führen.“ Irgendwie klang es, als wollte sie sich selbst davon überzeugen. Doch warum das so war ahnte keine der andern Elfen, die diese Geburt miterlebt hatten. Bald verließen die beiden Besucherinnen das Haus wieder. Die Insel sah grausam aus. Abgerissene Zweige lagen überall herum, es waren Bäume umgefallen, es gab sogar verletzte Elfen. Doch die Heiler waren schnell herbei gekommen und behandelten sie. „Was für eine Nacht!“ seufzte Drastullaria. „Die werde ich nie vergessen!“ Auch Kaituranja nickte leicht. „Ich auch nicht!“ flüsterte sie leise. Aber sie meinte nicht nur das Unwetter, sondern auch die Geburt, der sie beigewohnt hatten. Ein ungewöhnliches Kind, wie nur sie es erahnen konnte. Ihre Gedanken eilten weit zurück in der Zeit und sie hoffte, dass es dieses Mal ein glücklicheres Ende nehmen würde, wie bei dem damaligen im Unwetter geborenen Kind. Der Junge damals hatte dieselben ungewöhnlichen Augen gehabt, wie Catleen. Mit Gewalt riss die Weise ihre Gedanken aus der Vergangenheit zurück. Nun galt es die Gegenwart zu bezwingen. Und mit Hilfe aller Elfen auf der Elfeninsel würde es gelingen, da war Kaituranja sicher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)