Do you know what von Saedy ((Yu-Gi-Oh! 5D's)) ================================================================================ Disclaimer: Yu-Gi-Oh! 5D's gehört (leider) nicht mir und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Aber es ist echt lustig, das zu schreiben^^. Anmerkung: Die Story ist eigentlich eine romantische, es gibt aber auch viele lustige Stellen, deshalb meine Warnung: Für Köpfe, die während des Lesens mit Tischplatten und ähnlich harten Gegenständen schmerzhaften Kontakt erfahren, übernehme ich keine Haftung^^. Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen. Immer, wenn ich in seine violetten Augen schaute, besonders, wenn er mich so anblickte wie jetzt, bekam ich ein ganz heftiges Kribbeln im Bauch und hätte am liebsten Luftsprünge gemacht, ihn in die Arme geschlossen, gestreichelt, geküsst, an mich gedrückt. Und noch ganz andere Dinge. Doch darüber wollte ich nicht nachdenken, denn wenn ich begann, zu fantasieren, dann würde meine Sehnsucht für jemanden, der niemals mein sein würde, nur noch tausendmal schlimmer werden und man es mir irgendwann auch noch anmerken. Also widmete ich mich wieder meinem D-Wheel, an dem ich noch einige Verbesserungen vornehmen wollte. Diese Art Ablenkung klappte meistens auch ganz gut, da es mir Spaß machte und ich so vergessen konnte. Wenigstens für kurze Zeit. Doch diesmal... „Yuusei, hörst du mir überhaupt zu?“, beschwerte sich Jack hinter mir. „Starr nicht immer nur auf dein D-Wheel, wenn ich mit dir rede!“ Soll ich stattdessen lieber auf dich starren?, hätte ich beinahe gesagt, unterließ es aber wohlweislich. Ich seufzte leise und erwiderte: „Was gibt es denn?“, ohne den Blick zu heben. Denn ich hatte Angst, dass wenn ich ihn länger als nur einen Moment anschaute, irgendetwas von meinen Gefühlen preisgeben würde. „Ich habe es dir schon gesagt, aber ich wiederhole es gerne noch einmal: Diese Karte passt nicht in mein Deck. Das ist nicht mein Stil. Und wenn ihr mir hundertmal sagt, dass das mein Deck verbessert, es passt einfach nicht in meine Strategie!“ „Was, du hast eine Strategie? Ist ja mal was ganz Neues!“, höhnte Crow aus einer anderen Ecke. Ich wusste, dass er das nicht wirklich so meinte, aber Jack lud ihn geradezu dazu ein, ihn aufzuziehen. „Was willst du damit sagen?“, fuhr Jack auch sogleich aus der Haut und ging auf Crow los. Ich musste schmunzeln, denn irgendwie war es niedlich, wie er sich in seinem Alter noch so aufregen konnte, wie ein kleines Kind, das seine Süßigkeiten nicht bekommt. „Ich habe ja wohl noch wesentlich mehr Strategien als du!“ „Im Gegensatz zu dir, denke ich wenigstens nach, bevor ich mich duelliere!“ „Ach ja? Davon habe ich beim letzten Duell aber nichts gemerkt!“ So in der Art ging das in einer Tour weiter. Ich hörte schon gar nicht mehr hin, so gewohnt war ich das. Ich wusste eh, wie es enden würde. Irgendwann würde mindestens einer von beiden wutentbrannt raus rennen, um dann spätestens Morgen wieder Frieden mit dem anderen zu schließen. Ausnahmen bestätigten die Regel, aber ich hoffte, dass das diesmal nicht der Fall sein würde. Ich zuckte regelrecht zusammen, als Jack mich plötzlich wieder ansprach, denn ich hatte mich erneut meinem D-Wheel gewidmet, in der Annahme, dass der Streit der beiden wie eh und je ablaufen würde und Jack mich damit vergessen. „Und, was sagst du nun dazu?“ „Ich kann mich nur wiederholen“, stand ich nun doch auf und blickte ihn eindringlich an. „Diese Karte passt in dein Deck und sie kann dir sehr nützlich sein.“ „Sag ich doch!“, tönte Crow, der sich freute, dass jemand seine Meinung bestätigte. „Aber letztlich ist es deine Entscheidung, ob du sie wirklich benutzen willst. Wenn du dich mit dieser Karte nicht wohlfühlst, ist es vielleicht wirklich besser, du nimmst sie nicht in dein Deck.“ Crow schnaubte, enttäuscht darüber, dass ich Jack nun doch nachgegeben hatte. Der wiederum guckte mich mit gemischten Gefühlen an. Da ich ihn schon ewig kannte, wusste ich, dass sich nun sein Gewissen meldete. Einerseits wollte er die Karte am liebsten wegschmeißen, aber andererseits sah er ein, dass sie ihm wirklich einen Vorteil verschaffen konnte. Und nur darauf zu bestehen, dass er sie nicht nahm, um uns zu widersprechen, wollte er wahrscheinlich auch nicht. „Na gut“, schnaubte er schließlich. „Ich werde ausprobieren, wie es ist, mit ihr zu spielen. Aber eines sage ich euch: Wenn diese Karte mir nicht einen Riesenmega-Vorteil bringt, werfe ich sie in den nächsten Müllcontainer, damit das klar ist!“ „Danke, Jack, du wirst es nicht bereuen“, bemerkte ich und strahlte ihn an. Als er mich leicht komisch ansah, fiel mir auf, dass ich wohl etwas zu übertrieben dankbar reagiert hatte. „Ich meine“, räusperte ich mich. „diese Karte wird unserem Team sicher zum Sieg verhelfen, wenn du sie benutzt.“ „Ja, vielleicht“, verengte er seine Augen zu Schlitzen. Ich konnte mir nicht helfen, aber in solchen Momenten hatte ich nicht die Spur einer Ahnung, was er gerade dachte, obwohl ich ihn schon so lange kannte. Es wurde mir immer etwas komisch zumute, wenn er mich so skeptisch musterte. Dann kam immer die Angst in mir hoch, dass er mir vielleicht doch eines Tages wieder die Freundschaft aufkündigen könnte. So wie damals. Ich wusste nicht, ob ich es noch einmal überstehen würde, ihn zu verlieren. Verlieren... wie sich das anhörte, als wären wir zusammen. Dabei war er bloß ein Freund. Und doch war es in Momenten wie diesen so schwierig. Dann hatte ich solche Angst, obwohl es so irrational war, dass er sich im nächsten Augenblick von mir abwenden und mich für immer verlassen würde. Mein Verstand sagte mir, dass das so schnell nicht geschehen würde, nicht durch so eine Kleinigkeit wie diese hier, doch irgendetwas anderes in mir hatte einfach nur furchtbare Angst ihn nie wieder sehen zu können. Den Schmerz ertragen zu müssen, dass er mir so nah und doch so fern war, war schon schlimm genug. Die Sehnsucht ihn zu sehen und dennoch nicht berühren, seine weichen Haare streicheln und die Lippen berühren zu dürfen, war … beinahe unerträglich. Ein süßer und doch bitterer Schmerz. Denn ich hatte niemals auch nur die geringsten Anzeichen dafür entdeckt, dass er ähnlich empfinden könnte wie ich. Deshalb wusste ich, dass es für ewig ein Traum bleiben würde. „Nun ja, ich gehe dann mal und probiere die Karte im Duell mit einem Computer aus“, meinte Jack schließlich. „Auch wenn es supermegapeinlich ist.“ Mit dieser Bemerkung schaffte es mein Freund mal wieder, mich von meiner Traurigkeit abzulenken und zum Schmunzeln zu bringen. Diese Karte stammte nämlich von ... „Für einen Duellanten ist nichts zu peinlich, was zum Sieg verhilft!“, verkündete Crow enthusiastisch. Ich stöhnte innerlich und hoffte, die beiden würden nicht schon wieder anfangen, sich zu streiten. Doch diesmal war Jack offensichtlich entschlossen, sich nicht ablenken zu lassen und ging mit einem letzten bösen Blick auf Crow davon. Am Abend, als ich müde war und meine Gefühle viel weniger als am Tag kontrollieren konnte, merkte ich, dass auch ich nur ein Mensch war und sie nicht so einfach unterdrücken konnte. Das traf insbesondere auf die Reaktionen meines Körpers zu, der bezüglich meiner Gedanken an Jack ein Eigenleben entwickelte. Doch ich war fest entschlossen, nicht nachzugeben und stattdessen irgendeine Ablenkung zu suchen, bis ich so k.O. wäre, dass nicht mal mein Körper mir noch Streiche spielen könnte. Das tat ich, indem ich Joggen ging, was noch den positiven Nebeneffekt hatte, dass es fit hielt. Nur wurden meine Runden in letzter Zeit immer länger, bis ich schließlich müde genug war. Wenn das so weiterging, würde ich bald auch noch zum nächsten Marathon antreten können. Als es schon ganz dunkel war und nur die Straßenlaternen und die Beleuchtung der Häuser dafür sorgten, dass man noch sehen konnte, war ich schließlich doch ziemlich fertig und ließ mich an meinem Lieblingsplatz nieder: Stufen am Ufer des breiten Domino-Flusses, die sich an einer abgelegenen Ecke befanden und schon teilweise von Unkraut übersät waren. Links und rechts von mir ragten Bäume auf, die es sich am Ufer bequem gemacht hatten und manchen Zweig ins Wasser hängen ließen. Als ich diesen Platz zum ersten Mal gesehen hatte, war ich mir fast wie im Märchen vorgekommen. Auch wenn mich die meisten Leute, wohl aufgrund meiner Technikkenntnisse, eher für einen realistischen Menschen hielten, so war ich doch in Wirklichkeit ein ziemlicher Träumer, wie ich mir selbst eingestehen musste. Nicht nur über eine Beziehung zu Jack träumte ich – auch wenn ich versuchte, das zu unterlassen – sondern auch über mein Leben. Ein Leben, das den Rest meiner Tage nur aus Duellen, Karten, neuen D-Wheel Entwicklungen, Abenteuern, neuen Freunden und Jack – da war es wieder – bestand. Ich konnte gar nicht sagen, was mir wichtiger war: das Duellieren auf einem D-Wheel oder Jack. Beides war so untrennbar miteinander verbunden. Schon immer hatten wir dies miteinander geteilt. Also lehnte ich mich auf den Stufen zurück und träumte. Träumte von Jack und neuen Karten... Das war eine schlechte Idee gewesen. Denn als ich aufwachte, fror ich so stark, als müsste mein Herz im nächsten Moment vor Kälte stehen bleiben. Ich sprang auf und hüpfte auf beiden Füßen hin und her, um meinen Kreislauf anzuregen. Schließlich lief ich etwas, aber es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis diese furchtbare Kälte von mir wich. Trotzdem war mir immer noch eiskalt, als ich zu Hause ankam und ich ließ mir erst mal heißes Wasser in die Badewanne einlaufen. Egal ob ich mich verbrennen würde, ich sehnte mich nur noch danach, sofort ins Wasser zu steigen und hatte schon meine Kleidung zu Boden geschmissen, als plötzlich eine Stimme meinte: „Ich wusste gar nicht, dass du so schlampig bist.“ Ich zuckte zusammen, denn es war Jack, der im Türrahmen lehnte. Ich hätte wohl besser abschließen sollen. Auch das noch. „Sorry“, murmelte ich kraftlos. „Aber ich will jetzt einfach nur baden.“ „Hm, du siehst ganz schön geschafft aus“, kam er auf mich zu. „Was ist?“, fragte ich irritiert. „Nichts. Ich muss nur mal auf die Toilette, und zwar jetzt. Und leider ist das die einzige in der ganzen Wohnung.“ „Tu dir keinen Zwang an“, seufzte ich. Was dachte ich mir auch? Das Jack hier rein kam, weil er mit mir zusammen baden wollte? So was gehörte doch nur ins Reich der Träume, schüttelte ich für mich den Kopf. Im nächsten Moment wurde eben jener knallrot, denn Jack hatte ungerührt seine Hose runter gelassen, nachdem er vor die Toilette getreten war. Ich musste mich zwingen, wegzusehen und starrte an die Wand. „Du kannst ruhig baden, lass dich von mir nicht stören“, flötete Jack. „Das könnte nämlich doch länger dauern, als ich dachte.“ Mit diesen Worten setzte er sich doch noch hin, kramte eine Zeitung aus dem Ständer, den er extra dort drapiert hatte und begann seelenruhig zu lesen. „Was machst du da?“, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. „Willst du das wirklich so genau wissen?“, erwiderte er. Ich schluckte. Nein, das wollte ich sicher nicht. Ich versuchte, es gelassen zu nehmen und stieg in die Wanne – oder besser gesagt, ich versuchte es. „Autsch!“, entfuhr es mir, als ich einen Fuß ins Wasser steckte. Es war wirklich knallheiß. Aber ich wollte nicht so lange abwarten, bis es abgekühlt wäre, also öffnete ich den Stöpsel der Wanne, indem ich an dessen Kette zog und ließ stattdessen noch kaltes Wasser ein. Während ich so wartete – nackt wohlgemerkt – schweiften meine Gedanken natürlich ab. Das war genau das, was ich nicht gewollt hatte. Aber ich konnte jetzt schlecht abhauen. Dann wäre Jack erst recht aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Verdammt, wie lange wollte er denn da noch hocken und Zeitung lesen? Und wieso fragte ich mich das auch noch? Ich kannte ihn doch. So eine Klositzung konnte ewig dauern. Und das Wunder, dass er sich durch mich gestört fühlen würde oder gar glaubte, mich zu stören und früher ging, erwartete ich nicht wirklich. Schließlich hatte ich endlich die richtige Wassertemperatur, auch wenn es immer noch wärmer war, als gesund für die Haut sein konnte. Aber das war mir jetzt egal. Hauptsache aus Jacks Blickfeld raus – auch wenn der wahrscheinlich sowieso nur auf die Zeitung guckte – und mit irgendetwas beschäftigt. Ich war gerade dabei rein zu steigen, als Jack plötzlich aus heiterem Himmel bemerkte: „Du hast da ein Problem, oder?“ Ich zuckte erschrocken zusammen, rutschte dabei in der Wanne aus und fiel über den Rand wieder nach draußen, nur um mit dem Kopf gegen die hintere Wand zu schlagen. Ein heftiger, glühender Schmerz durchzuckte mich, schaltete alle anderen Empfindungen aus und ohne es zu wollen schrie ich aus vollem Halse. Ich weiß nicht, wie lange es dauerte, bis dieser teuflische Schmerz abgeklungen war oder was währenddessen passiert ist. Ich weiß nur, irgendwann kam ich in Jacks Armen wieder zu mir – ich glaube, ich war nicht wirklich bewusstlos gewesen, nur hatte der Schmerz alle anderen Wahrnehmungen verdrängt – und da stand ein Notarztteam im Türrahmen. Später erfuhr ich, dass Crow das Krankenhaus angerufen hatte. Und nun lag ich hier mit einer Gehirnerschütterung zu Hause im Bett herum, nachdem ich schon zwei Tage im Krankenhaus gewesen war und mich mehrmals übergeben hatte und langweilte mich zu Tode. Hinzu kam noch der pochende Schmerz in meinem Kopf und die Tatsache, dass sich gelegentlich, besonders, wenn ich mich bewegte, alles in mir drehte und so war ich nicht mal in der Lage mich durch Lesen oder Fernsehen abzulenken. Wie konnte man auch nur so doof sein und in der Badewanne ausrutschen. Obwohl, wie man hörte, trugen sich die meisten tödlichen Unfälle ja im Haushalt zu. Von daher hatte ich wohl noch Glück gehabt, bemerkte ich zu mir selbst in dem Versuch trockenen Humors. Und dann fiel mir plötzlich wieder ein, wieso ich überhaupt ausgerutscht war. Allein der Gedanke ließ meinen Kopfschmerz abrupt stärker werden, so als schmettere jemand einen Hammer auf meinen Schädel. Nein, ich sollte besser nicht daran denken. Nicht daran denken, dass Jack gesehen hatte wie... Nein, wirklich nicht, verbot ich mir. Vergiss es einfach. Als ich endlich wieder einschlafen konnte, träumte ich nur wirres Zeug. So was Dummes hatte ich schon ewig nicht mehr geträumt, oder besser gesagt, erinnerte ich mich normalerweise nicht mehr an meine Träume. Doch diesmal war es aufgrund des leichten Schlafes am Tag anders. Sonst schlief ich nie am Tag. Und dieses wirre Zeug machte mich noch mehr fertig, denn es führte mir auf teuflische Art und Weise das vor Augen, was ich am liebsten verdrängen wollte. Nämlich das, was ich am liebsten mit Jack anstellen würde. Nein, ich dürfte nicht daran denken. Nicht dran denken, Yuusei! Ich blinzelte, als ich am nächsten Morgen aufwachte und feststellte, dass die Kopfschmerzen nicht mehr so schlimm waren und das Schwindelgefühl auch nachgelassen hatte. Langsam richtete ich mich auf und blickte müde aus dem Fenster mir gegenüber. Mehr als halbhelles Sonnenlicht konnte ich von hier aus aber nicht erkennen. Trotzdem tat es in den Augen weh. „Guten Morgen, Yuusei!“, flötete es neben mir, was meinen Kopf wie mit einem Messer durchfuhr. Offenbar hatte ich mich zu früh gefreut, was meine Genesung betraf. „Geht es dir besser?“ Ein wenig erschrocken, guckte ich mich um und da stand Zora, die mich besorgt betrachtete, als wäre sie meine Großmutter. „Klar, mir geht’s wieder gut. Machen Sie sich keine Sorgen.“ „Ach, Unsinn! Nach so einer schweren Gehirnerschütterung kann es einem so schnell nicht wieder gut gehen. Du willst nur nicht länger im Bett liegen bleiben, ich kenn dich doch. Du bist so ein fleißiger Junge, dass du unbedingt weiterarbeiten willst. Aber, Yuusei, lass dir das gesagt sein: deine Gesundheit hat Vorrang! Und deshalb werde ich jetzt persönlich dafür sorgen, dass du noch mindestens sieben Tage im Bett bleibst, so wie es der Arzt vorgeschrieben hat. Und dass dich keiner deiner lautstarken und, entschuldige, dass ich das so sagen muss, manchmal sehr nervigen, Mitbewohner bei deiner Erholung stört.“ „A-aber, ich...“, wollte ich protestieren. Denn ich fühlte mich wirklich besser und außerdem war es mir irgendwie total peinlich, so nur in Shorts und total zerfleddert von Zora gesehen zu werden. „Nichts da! Keine Widerrede! Und jetzt werde ich dir erst mal eine ordentliche Suppe kochen, während Jack dich wäscht!“ „WAS?“, entfuhr es mir überrumpelt. Hatte ich mich gerade verhört? „Ja, ob der Bursche will oder nicht. Ich werde ihm in seinen faulen Hintern treten, damit er auch mal was tut. Ich würde ja auch Crow bitten, aber er ist kleiner als du und ich weiß nicht, ob er kräftig genug ist, dich hochzuheben, wenn er dich wäscht.“ „Hochheben?“, stammelte ich völlig außer mir. „Ich kann doch selbst stehen und mich waschen.“ „Du meinst vielleicht, dass du das kannst, aber das kommt überhaupt nicht in Frage. Nachher verschlimmert sich deine Gehirnerschütterung noch, mit so was ist nicht zu spaßen. Und deshalb wirst du dich jetzt schön wieder hinlegen und mich und die anderen machen lassen, klar!“ Ich konnte nichts machen, mir wurde Angst und bange, wenn Zora mich so ansah, kam sie mir vor wie eine Furie. Allerdings wusste ich nicht, ob mir das, was sie vorhatte, nicht noch mehr Angst einflößte. „Du siehst auch schon wieder ganz blass aus“, stellte sie fest. Dass das nicht von der Gehirnerschütterung herrührte, konnte sie ja nicht ahnen. „Leg dich wieder hin und sei unbesorgt. Die gute Zora wird das schon machen.“ Mir schwirrte schon wieder der Kopf und diesmal wusste ich nicht, ob das nun an meinem Unfall lag oder an dem, was mir noch bevorstand. „Man“, grummelte Jack neben mir. Zora hatte es tatsächlich geschafft, ihn in mein Zimmer zu schleifen. Bisher hatte er allerdings noch keinen Finger gerührt und dafür war ich dankbar. „Jack, bitte tu mir einen Gefallen...“ „Ich werde dich nicht waschen, wenn du das meinst. Was bin ich denn, Krankenschwester?!“, empörte er sich. „Eigentlich wollte ich dich bitten, mich NICHT zu waschen“, betonte ich. „Ach so“, erwiderte er erleichtert. „Aber Zora wird es merken“, stellte er leicht resignierend fest. „Ach was. Nimm einfach eine Schüssel Wasser und Seife und sprenkel das im Raum herum. Wenn sie das riecht und die Schüssel sieht, wird sie denken, du hättest mich wirklich gewaschen.“ „Gute Idee!“, strahlte Jack und machte sich davon, um Gesagtes zu tun. Erleichtert ließ ich mich wieder ins Kissen sinken. „Ich habe noch ein Deo mitgebracht!“, verkündete Jack und hielt es wie eine Trumpfkarte hoch, als er mit der Schüssel wieder zurückkam. „Danke“, fing ich es auf. „Wenn Zora wieder weg ist, werde ich mich aber selbst duschen.“ „Nein, tust du nicht!“, tönte es von der Tür her. Doch diesmal war es Crow, der dort stand und mich streng anblickte. „In einem hat Zora nämlich Recht: Es könnte gefährlich werden, wenn du jetzt schon aufstehst. Das werde ich nicht zulassen“, erklärte er bestimmt. „Na toll! Guten Tag, Dr. Zora Nr. 2!“, stöhnte Jack, der ganz offensichtlich immer noch keine Lust hatte, mich zu waschen. „Du halt dich da mal raus!“, bestimmte Crow entschieden. „Du setzt mir nicht Yuuseis Gesundheit aufs Spiel, nur weil du dir zu fein bist, ihn anzufassen. Dann werde ich ihn eben waschen“, funkelte mein Freund mich entschieden an. Ich schluckte. Jack hatte Recht: Er machte wirklich den Eindruck einer zweiten Zora. „Ach was, wenn es wirklich so wichtig ist, dass er nicht aufsteht, dann kann ich das auch!“, verkündete Jack. „Ach, jetzt auf einmal?“, höhnte Crow. „Tja, bis eben war mir eben noch nicht klar, dass es gefährlich sein könnte, wenn er aufsteht. Aber das ändert die Dinge natürlich.“ „Äh, Jungs...“, wollte ich protestieren. „Sei still!“ wurde ich zweistimmig angefahren. „Du kannst das sowieso nicht“, meinte nun Crow an Jack gewandt. „Ach und du kannst es besser, was?“ „Ja, zufälligerweise habe ich so was schon gemacht....“ „Omas gewaschen, oder wie?“, fiel ihm Jack ins Wort. „Nein, du Idiot!“, erwiderte Crow aufgebracht und hatte die zur Faust geballte Hand erhoben. „Im Waisenhaus, da habe ich geholfen, kranke Kinder zu waschen und daher weiß ich auch, dass man Gehirnerschütterungen ernst nehmen soll. Solche wichtigen Tatsachen sind dir wohl entgangen, was? Oder kümmerst du dich immer so liebevoll um deine Freunde?“ Das hatte gesessen, sogar bei Jack, der sich so leicht nicht aus der Fassung bringen ließ. „Jetzt reicht' s du....!“ Ehe ich' s mich versah, hatte Jack Crow auch schon eine reingehauen. Dieser war erst verblüfft, schlug dann aber zurück. Innerhalb kürzester Zeit war eine ordentliche Rauferei im Gange. Ich seufzte. Der Tag fing ja gut an. Mein Blick fiel auf die Wasserschüssel... „Hey, was soll das?“, tönte es mir einstimmig entgegen, als die Beiden mich schließlich klitschnass anblickten. Bevor ich etwas sagen konnte, dämmerte ihnen aber schon, was sie gerade angestellt hatten und blickten mich schuldbewusst an. Der Ärger war zwar nicht verflogen, aber immerhin sahen die Beiden ein, dass sie zu weit gegangen waren. „Vergesst die Wascherei und tut mir nur einen Gefallen, lasst mich in Ruhe, bevor noch mein Kopf explodiert!“, bestimmte ich und legte mich wieder hin. Demonstrativ schloss ich die Augen. Ich hörte nur noch, wie die beiden Streithähne geknickt den Raum verließen. Danach hatte ich einen sehr merkwürdigen Traum: Darin standen Crow und Jack vor mir und Crow verkündete: „Yuusei, du musst dich entscheiden, wer dich waschen soll: Er oder ich! Du kannst nur einen haben!“ „Ja, wenn du uns beide nimmst, ist das Sünde“, stimmte Jack zu. „Also entscheide dich!“, tönten beide gleichzeitig. „WER SOLL DICH WASCHEN?“ Ich schreckte hoch und Panik überkam mich für einen Moment, bevor ich realisierte, dass ich nur geträumt hatte. Gegen Abend wurde mein Alptraum jedoch teilweise zur Realität, als Zora nämlich wiederkam um nach dem Rechten zu sehen. Da fand sie heraus, dass Jack mich NICHT gewaschen hatte und veranstaltete ein Riesentheater. Schließlich stand mein Freund ganz bedröppelt doch noch vor mir und guckte mich geschlagen an. „Tu mir einen Gefallen und lass es schnell hinter uns bringen“, meinte ich schließlich. „Gut“, erwiderte Jack einsilbig. Hauptsache sich hinterher nicht mehr an allzu viel erinnern müssen. Er fing mit dem Gesicht an, das war noch in Ordnung. Und auch als er meine Arme und die Brust wusch, machte mir das noch nichts aus. Doch dann kam er in tiefere Gefilde. „Äh, okay, ich lasse das aus, ja“, erklärte Jack. „K-klar“, erwiderte ich verkrampft. Doch es reichte schon, dass Jack die Innenseiten meiner Oberschenkel mit dem Waschlappen berührte, dass mir das Blut in besagte Region schoss. „Ähm, du hast schon wieder ein Problem“, stellte Jack fest. Als ob ich das nicht bemerkt hätte. „Nun lass es uns so schnell wie möglich hinter uns bringen, bevor NOCH ein Unglück passiert“, verlangte ich. „Ja, sorry das war wohl meine Schuld – beides“, fügte er hinzu. „Wie kommst du darauf? Es hätte mich genauso gut jeder andere anfassen können und das gleiche wäre passiert. Das hat nichts mit dir zu tun“, betonte ich – offenbar zu sehr, denn jetzt guckte Jack mich komisch an. „Na, da bin ich aber beruhigt“, meinte er dann. Plötzlich begann er diabolisch zu grinsen. „Jack...“, begann ich, schlimmes ahnend. „Ich könnte dir noch einen Gefallen tun.“ „N-nein, nein!“, schüttelte ich panisch den Kopf. „Ach komm schon, zier dich nicht so! Du musst das rein praktisch sehen: Danach fühlst du dich viel wohler, das soll auch förderlich für die Gesundheit sein. Und du brauchst dir auch keine Gedanken zu machen, dass du dann schwul bist. Das ist bloß 'ne Befriedigung“, verkündete er, als redete er übers Essen. „Nein“, verweigerte ich vehement. Denn ich wusste, dass das alles nur noch schlimmer machen würde. Meine Gefühle für Jack würde ich nie wieder einfach so verdrängen können, wenn ich ihn jetzt machen ließe. Ich würde mich nur noch nach mehr sehnen und danach, dass er mich liebte. Außerdem war es mehr als nur peinlich, wenn er es nur deswegen tat, weil er mir einen Gefallen tun oder mich ärgern wollte. Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, hatte Jack aber schon gehandelt, wie ich schockiert feststellte. Ich fühlte seine Hand da, ja genau da! „D-du wolltest diese Stelle doch auslassen“, brachte ich mühsam hervor. „Hab's mir eben anders überlegt“, flötete er. „Dein Gesicht dabei ist einfach zu herrlich, als dass ich das lassen könnte.“ „N-nein“, stöhnte ich und hielt mir die Hand vor den Mund. Andererseits war ich aber auch nicht in der Lage, ihn von mir zu stoßen. Ich war wie gelähmt durch dieses herrliche Gefühl, das mich plötzlich erfüllte. Es war als würde Jack mich bis in den Himmel ziehen. Ich wandte mich im Laken und stöhnte, warf den Kopf hin und her und verlor dermaßen die Kontrolle, wie ich es niemals erwartet hätte. Plötzlich, schneller als erwartet, kam ich und guckte Jack schockiert an. „Hm, gar nicht übel“, stellte er fest. Was sollte denn diese Bemerkung jetzt? Träumte ich in Wirklichkeit immer noch? Gut möglich. „Oh, man, das hat mich jetzt aber auch geil gemacht, hätte ich nicht gedacht“, stellte er lapidar fest, als ginge es ums Wetter. Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. „Na ja, du bist nicht in Form, also kann ich' s so machen.“ Mit diesen Worten zog er sich die Hose runter, nahm meine Hand, als wäre sie bloß ein Werkzeug und führte sie in seinen Schritt. Erst kniff er sie zusammen, aber dann schaute er mir in die Augen und ich konnte mich nicht abwenden. Ich fühlte ihn in meiner Hand und er stöhnte, keuchte und zitterte, bevor er kam. „Das war gut“, meinte er schließlich. Und ich wusste nicht, ob gerade ein Spieß mein Herz durchbohrte oder ich glücklich war. Denn so wie er sich verhielt, hörte es sich an, als wäre das bloß etwas gewesen, was man eben so manchmal mit seinen Freunden tut. Bloß, wenn man so etwas tut, dann normalerweise, wenn man jünger ist. Wenn man herum experimentiert. Aber das hier, das war... Ich muss gestehen, ich wusste es nicht. Aber eines wusste ich: Das war es nicht, was ich wollte. Nicht SO. Eigentlich war ich ein Romantiker, der sich mehr nach Liebe als nach Sex sehnte. Ich hatte nicht die Kraft, ihn aufzuhalten und zur Rede zu stellen. So ging er ohne ein weiteres Wort und trotz der Wärme, die mich noch immer erfüllte, wurde mir innerlich kalt. Doch der Schlaf holte mich schnell ein und befreite mich von meinem Schmerz. Am nächsten Morgen waren meine Kopfschmerzen wieder schlimmer geworden und - nachdem ich unter angestrengtem Nachdenken zu dem Schluss gekommen war, dass die Geschehnisse des letzten Abends nicht nur Teil eines abstrusen Traumes waren - hatte ich den Verdacht, dass das nur an dem lag, was Jack gestern mit mir angestellt hatte. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass die folgenden Tage ähnlich abstrus abliefen: Zora versuchte, mich zu bemuttern, Crow leider ebenfalls – nur Jack nahm alles locker wie meistens und schien nicht das geringste Problem damit zu haben, was er an diesem einen Abend getan hatte. Als endlich der Tag gekommen war, an dem mir Zora feierlich die Erlaubnis erteilte, wieder aufstehen zu dürfen, war ich einfach nur unsäglich erleichtert. Und ich hatte mir fest vorgenommen, Jack nun zur Rede zu stellen. „Jack?“, klopfte ich an seine Zimmertür. Als keine Reaktion erfolgte, versuchte ich es noch mal lauter. Immer noch nichts. Dabei wusste ich ganz genau, dass er da drin war. Nun ja, ich hatte keine Geduld mehr, also machte ich einfach auf. Da lag Jack tief und fest schlafend in seinem Bett. Dabei war es schon 10:00 Uhr, diese Schlafmütze! Aber ich wusste genau, wenn man ihn nur ließe, würde er auch noch bis Mittag durchschlafen. Deshalb scheute ich mich nicht im mindesten, ihn aus den Federn zu schmeißen. Genau genommen, bereitete es mir eine diebische Freude. Ich grinste vor mich hin, während ich mir ausdachte, wie ich ihn am besten wecken könnte. Ah ja, erst mal die klassische Methode: Auf den Hof gegangen, Feder einer Taube besorgt, mich vor Jacks Bett gehockt und ihn im Gesicht gekitzelt Dabei zuckte er so schön um die Nase und den Mund. Doch leider machte es ihn nicht wach, diesen Tiefschläfer. Irgendwann hatte ich aber keine Lust mehr, als mir einfiel, warum ich eigentlich hier war und deswegen wieder ganz deprimiert wurde. Plötzlich öffnete Jack ein Auge und guckte mich verschlafen an. „Was soll der Quatsch?“, wollte er wissen. Ich guckte verschmitzt lächelnd zurück und meinte nur: „Nichts“, mit diesen Worten stand ich auf und verließ das Zimmer. Ich Feigling. Ich konnte es einfach nicht sagen, nicht jetzt. Jack war glücklicherweise zu müde, um weiter nachzuhaken. Ich war erleichtert und machte mich daran, meine Arbeit wieder aufzunehmen. „Mist, der Kühlschrank ist total leer“, stellte Jack am nächsten Abend fest. „Yuusei, kannst du nicht...“, begann er und ich schaute von dem Kaffee auf, den ich mir gerade gemacht hatte. „Ich habe jetzt keine Zeit zum Einkaufen, wenn du was willst, dann musst du...“, begann ich, schaute wieder weg und kurz darauf wieder zu Jack, da ich meinen Augen nicht recht traute. „Sag mal, was...?“, begann ich überrascht. „Ach das...“, machte Jack, als wäre es nichts weiter. „Das ist, äh, Zoras Schwimmhaube.“ „Ja, und was macht die auf deinem Kopf? Hattest du vor, Schwimmen zu gehen – mit dieser seltsamen Haube?“, erwiderte ich verwirrt und blickte auf das „Ding“ auf seinem Kopf. Es war aus Gummi, mit Noppen und rosa. Jack sah damit aus, als wolle er in einer Komödie eine alte Oma spielen. „Nein, natürlich nicht, das geht dich gar nichts an“, fauchte er. „Aha, na gut“, meinte ich und nahm meine Kaffeetasse, um damit wieder in die Werkstatt zurückzukehren. Ich war zwar schon neugierig, was es mit dieser seltsamen Haube auf sich hatte, aber ich hatte keine Lust, Jack noch weiter auszufragen, zumal ich wusste, dass er eh nicht mit der Sprache rausrücken würde, wenn er nicht wollte. „Warte!“, rief Jack hinter mir her mit einer – wie soll ich sagen – leicht verzweifelten Stimme? Ich seufzte und ging wieder zur Tür zurück, um ihn fragend anzublicken. In seinem Gesicht zuckte es und es vergingen einige Sekunden, bevor er sich schließlich überwinden konnte zu sagen: „Es ist eine Katastrophe!“ Ich sagte nichts und wartete auf nähere Erklärungen. „Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst! Sieh dir das hier an!“ Mit diesen Worten riss Jack sich die seltsame Badehaube vom Kopf. Ich konnte nicht verhindern, auf seine Haare zu starren. „S-sie, sie sind...“, stammelte ich verwirrt und riss meine Augen auf. „Ja, total weiss! Es ist schrecklich, furchtbar, eine Katastrophe“, wiederholte er. In der Tat: Silbern standen Jacks ehemals blonde Haare von seinem Kopf ab, durch die Gummihaube auch noch statisch aufgeladen. „W-willst du damit zu einer Halloween-Party?“, vermutete ich verwirrt. „Sehe ich so aus, als wäre das hier absichtlich passiert?“, schrie Jack verzweifelt und deutete auf seine Haare. „N-nein.“ Ich konnte es immer noch nicht glauben. Jack sah echt seltsam aus mit diesen grau-weißen Haaren. „Oh, man, was hast du denn angestellt, Alter?“, kam nun auch Crow herein, der wohl gerade von seiner Arbeit zurückgekehrt war. „Ist das die neueste Mode?“ „Sei still!“, fauchte Jack, dem es sichtlich unangenehm war, dass nun auch noch Crow seine „Haarpracht“ zu Gesicht bekam. „Es war ein Unfall. Und im Grunde ist es deine Schuld“, schaute er ihn vorwurfsvoll an. „Was meine? Ich glaub, ich spinn! Was hab ich denn mit deinen Haaren zu tun?“ „Na, du bist doch derjenige, der immer am lautesten predigt, dass wir sparen müssen. Da konnte ich nicht wie üblich zu meinen Stammfriseur gehen und musste eine Notlösung finden. Carly meinte dann, sie könnte mir die Haare auch hellblond färben. Aber sie meinte es wohl etwas zu gut“, erklärte er verzweifelt. Ach ja, ich hatte schon fast vergessen, dass Jacks Haare eigentlich dunkelblond waren, so lange färbte er sie schon heller. „Verstehe“, erwiderte ich und wollte gehen. „Halt! Stopp mal!“, legte mir Jack eine Hand auf die Schulter. „Du kannst doch jetzt nicht so einfach gehen!“ „Wieso nicht?“ Ich spürte ein Kribbeln von der Hand ausgehen und wagte es nicht, mich wieder umzuwenden. „Ihr müsst mir helfen, das wieder in Ordnung zu bringen. So kann ich mich doch nirgendwo mehr blicken lassen.“ „Ha, sehen wir so aus, als würden wir etwas vom Haare färben verstehen?“, amüsierte sich Crow. „Außerdem stehen sie dir doch ziemlich gut. Sie zeigen immerhin ganz deutlich, was für eine eitle Persönlichkeit du bist.“ „Duuu!“, machte Jack einen bedrohlichen Schritt auf Crow zu. „Was? Stimmt doch! Wenn du nicht so eitel wärst und dich nicht wie ein schwules Model benehmen würdest, dann wäre dir das nie passiert und dann würdest du auch nicht so rumschreien wie ein kleines Baby.“ Oh, oh, dieses Mal war unser Freund wohl ein bisschen zu weit gegangen. Ich sah es daran, weil es so aussah, als ob Jacks Kopf im nächsten Moment explodieren würde. Ich rechnete schon mit einer ordentlichen Prügelei, als etwas überraschendes geschah: Jack riss sich merklich zusammen, reckte sich voller Verachtung zu seiner vollen Größe und erklärte: „Ich habe es nicht nötig, mit dir zu streiten. Auf dein Kindergarten-Niveau lasse ich mich nicht herab.“ Mit diesen Worten stolzierte er aufrecht und würdevoll von dannen. Wir guckten ihm perplex hinterher. „Seit wann lässt er sich denn nicht mehr von mir provozieren?“ Crow war total verdattert. Und mir wurde endgültig klar, dass ihm die Streitereien mit Jack eindeutig Spaß machten. „Hey“, machte ich auf mich aufmerksam. Jack saß da wie ein Häufchen Elend auf seinem Bett und wirkte gar nicht mehr so stolz. Ich ließ mich neben ihm nieder und meinte: „Mach dir keine Sorgen, das mit deinen Haaren kriegen wir schon wieder hin.“ „Ach, das ist doch nicht das Problem“, erklärte er schmollend. „Findest du etwa auch, dass ich mich wie ein schwules Model benehme?“, blickte er mich aus seinen großen, violetten Augen ganz überraschend tief an. „Ähm“, machte ich. Da niemand wusste, dass ich selbst auf Männer stand und um genau zu sein, auf Jack, war mir die Situation äußerst peinlich und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Du denkst das also auch!“, fehlinterpretierte Jack mein Zögern und sprang aufgebracht vom Bett. „Nein, ich... Es ist nur...“ „Was?“ „Na ja... Ich habe nichts gegen Homosexuelle.“ „Oh, nein!“, heulte Jack. „Du hältst mich also wirklich für schwul?“ Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir aneinander vorbei redeten. „Aber kann man denn als Mann nicht auf sein Äußeres achten, ohne gleich für schwul gehalten zu werden?“ „Also, das ist es nicht...“, versuchte ich, zu erklären und guckte verlegen zu Boden. Jack guckte mich an und sah dabei so aus, als würde sein Gehirn vor sich hinrattern. Dann ging eine Glühbirne der Erleuchtung über ihm an und er meinte total überrascht: „Ah! Das meinst du. Wegen neulich, als du krank warst. Aber da war doch nichts weiter dabei. Wir hatten unseren Spaß und das war' s dann! Mehr steckt nicht dahinter. Deswegen bin ich doch nicht schwul.“ „Meinst du?“, war ich aufgesprungen und über meine eigene Wut überrascht, die plötzlich in mir hochkam. Ich wusste selbst nicht wieso, aber mit einem Mal war ich furchtbar sauer auf Jack. Ich strafte ihn mit meinem vernichtensten Blick und ging dann einfach. Total in zornige Gedanken versunken, lief ich ziellos durch die Wohnung und schließlich nach draußen, um mich irgendwie abzureagieren. Ich war schon ein Stückchen gelaufen, als ich überrascht bemerkte, dass Jack mir folgte. „Hey, warte doch mal!“, holte er mich ein und legte eine Hand auf meine Schulter. „Was?“, fauchte ich ihn an. Er schluckte. „Wegen neulich: Ich hatte ja keine Ahnung, dass dir das so nahe geht. Ich dachte, das würde dir auch Spaß machen und... und ich, ich habe es ignoriert, als du nein gesagt hast, weil du doch auch... na ja, da dachte ich, du wolltest es auch. Und, ach, ich bin so ein Idiot. Bitte, verzeih mir!“, guckte er mich mit flehenden Hundeaugen an. Ich schluckte. Wenn er mich so ansah, dann... Ich schüttelte den Kopf, um diese verrückten Sehnsüchte zu verdrängen. Ich steckte die Hände hin die Hosentaschen und ging weiter. „Bitte, Yuusei, es tut mir echt leid“, versicherte er, hinter mir her laufend und hielt mich am Arm fest. „Lass mich! Lass mich endlich los!“, fauchte ich und wusste selbst nicht, was mit mir los war. Eigentlich wollte ich ihn nicht anschreien. Ich wollte ihm verzeihen, doch irgendetwas in mir hielt mich davon ab. Wahrscheinlich, weil ich es einfach nicht mehr ertragen konnte, ihm so nahe zu sein und ihn nicht berühren zu dürfen. Ich war nicht direkt auf ihn wütend, sondern auf diese blöde Situation, darauf, dass ich ihn nicht haben konnte. Und ich weiß bis heute nicht, was damals in mich gefahren ist, als ich aus heiterem Himmel meinte: „Wenn du es genau wissen willst: Ja, ich halte dich für total schwul.“ Mit diesen Worten packte ich ihn an den Ohren und zog ihn zu mir herunter, um ihn zu küssen. Ich hatte das Gefühl, das wäre das Beste, was ich seit langem getan hatte. Es dauerte nur viel zu kurz. Und dann wandte ich mich ab und ging weiter meines Weges. Dabei spürte ich förmlich Jacks geschockten Blick sich in meinen Rücken bohren. Später fragte ich mich verzweifelt, was bloß in mich gefahren war. Jetzt wusste Jack genau Bescheid darüber, wie ich für ihn empfand und ich würde das auch nie wieder rückgängig machen können. Jetzt war alles aus und wir würden nie wieder normale Freunde sein können. Und das alles nur wegen einem verdammten Kuss – okay, zugegeben, er war schon super gewesen, um nicht zu sagen, umwerfend – doch deswegen alles aufs Spiel zu setzen? Was hatte ich da bloß angerichtet? Ich hätte nie geglaubt, dass ich mal so die Beherrschung verlieren würde. Wie sollte ich mich jetzt Jack gegenüber verhalten? Würde er überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben wollen? Am liebsten würde ich heute gar nicht mehr in die WG zurückkehren, seufzte ich vor mich hin. Doch als es schließlich ganz dunkel geworden war und ich schon die Sterne bewundern konnte, überwand ich mich doch und machte mich auf den Heimweg. Ich war auch schon ganz schön müde von der ganzen Aufregung heute. Oh, nein, ich hatte ja gehofft, Jack auf meinem Weg in mein Zimmer nicht mehr zu begegnen, doch da hatte ich mich wohl zu früh gefreut. Er saß im Wohnzimmer auf der Couch und sobald er mich kommen hörte, sprang er auf und versperrte mir den Weg. Mit über der Brust gekreuzten Armen baute er sich vor mir auf. Er sah so aus, als würde er mich im nächsten Moment schlagen. Und vielleicht hätte ich das auch verdient. Ich schluckte. „Na gut, das war wohl eine ganz schön angemessene Revanche – für deine Verhältnisse“, kam es schließlich über seine Lippen. „Hä?“, starrte ich ihn verständnislos an. „Ja, ich gebe es zu, ich habe es wohl verdient. Aber warum musste es mitten auf der Straße sein? Und dann auch noch, wo ich gerade so schrecklich aussehe mit meinen Haaren! Was, wenn das jemand gesehen hat?“, deutete er in leichter Verzweiflung auf seine grauen Strähnen. „Nun ja...“, machte ich vorsichtig. Langsam ging mir ein Licht auf. Jack glaubte wohl, ich hatte mich für seine letzte „Befriedigungs-Aktion“ revanchieren wollen. Ob er nicht auf die Idee kam, dass ein ganz anderer Grund dahinter steckte? Hoffentlich nicht, vielleicht konnte ich die Sache dann noch retten und mich herausreden. Und zur Sicherheit... „Aber sag mal, hältst du mich wirklich für schwul? War das ernst gemeint?“, blickte er skeptisch. Dabei sah er so verdammt süß aus. „Nein, ich wollte dich bloß ärgern“, erklärte ich. „Ich wollte dir zeigen, wie es sich anfühlt, jemand anderem einfach so nahe zu kommen, die Grenze zu übertreten. Damit du es hoffentlich nie wieder tust“, machte ich einen Schritt ganz nah auf ihn zu und blickte ihm eindringlich in die Augen. Ich war so ein Lügner, aber das war mir im Moment egal. Ich wollte nur, dass alles beim Alten blieb zwischen uns. Verstehend, aber auch leicht geschockt, blickte Jack mich an. Ich konnte diesen Blick nicht länger ertragen und wandte mich ab. Ich ging auf mein Zimmer und wollte das alles nur noch vergessen. Am nächsten Tag war Samstag. Nach dem Frühstück ging ich ins Wohnzimmer und sah Jack dort ungewöhnlich trübselig auf der Couch hocken. Dabei stachen mir seine Haare schon wieder ins Auge. An diesen Anblick von Grau würde ich mich sicher nicht gewöhnen können. „Hey“, machte ich und lehnte mich an den Türrahmen. „Soll ich dir damit helfen?“, deutete ich auf seine Haare. „Was?“, machte er verwirrt. „Na, deine Haare.“ „Ach so“, murmelte er und blickte zu Boden. „Bist du nicht deswegen traurig? Oder bist du noch sauer auf mich wegen gestern? Ich habe mich wohl etwas daneben benommen“, gab ich zu. „Hm“, machte er nur, was alles und nichts heißen konnte. „Nein, nein, ich bin nicht sauer. Du hast mich nur irgendwie verwirrt. Ich dachte, ich kenne dich in- und auswendig, aber manchmal, da machst du Sachen...“, er schüttelte verständnislos den Kopf. Ich hatte den Eindruck, dass er noch etwas sagen wollte, jedoch kam nichts weiter. „Es tut mir leid“, erklärte ich und meinte es auch so. „Ich hatte mich nicht unter Kontrolle.“ „Ich hab doch gesagt, ich bin nicht sauer. Also entschuldige dich nicht!“, erwiderte er, jetzt doch verärgert. „Und was ist dann das Problem?“, wollte ich wissen. „Ich weiß nicht“, sagte er nur, doch ich hatte den Einruck, dass er es mir einfach nicht mitteilen wollte. „Und, brauchst du noch Hilfe mit deinen Haaren?“, kam ich wieder auf das Thema zurück. „Äh, ja“, erwiderte er, etwas geistesabwesend. „Kannst du das denn?“ Ich schmunzelte. „Na ja, wie du weißt, färbe ich mir immer blonde Strähnchen“, deutete ich auf meine Haare. „Ach, das machst du selbst?“, staunte er. „Ja, was dachtest du denn? Dass ich extra Geld für einen teuren Friseur ausgebe?“ Er legte verlegen den Kopf schief. „Nein, wohl eher nicht.“ Später, nachdem ich die entsprechende Farbe gekauft hatte, saßen wir in der Küche – oder besser gesagt, Jack saß und ich färbte ihm tatsächlich die Haare. Hoffentlich ging das gut, sonst würde er mich einen Kopf kürzer machen. Wenn ich ehrlich war, war ich mir mit dem Färben nämlich nicht so ganz sicher, wie ich vorgegeben hatte. Ich genoss es, ihm mit dem Pinsel durch die Haare zu fahren und die Farbe zu verteilen. Seltsamerweise fühlte ich mich ihm dabei näher als sonst. Anschließend half ich ihm beim Auswaschen. „Und, wie ist es geworden?“, guckte er mich erwartungsvoll an. „Hm“, machte ich skeptisch. „Ich glaube, wir müssen es erst mal trocken föhnen, bevor man die Farbe richtig sieht.“ Nun guckte er ebenfalls skeptisch – oder doch leicht ängstlich? - zurück. Kurz darauf guckte er dann den Föhn skeptisch an. „Was ist?“, wollte ich wissen. „Na ja, als ich das letzte Mal einen Föhn benutzt habe, sah meine Frisur danach aus wie ein Wischmopp. Wenn ich sie nicht an der Luft trocknen konnte, bin ich damit immer zu meinem Friseur des Vertrauens gegangen.“ Ich verdrehte im Geiste die Augen. Jack war manchmal noch so ein Kind. Aber irgendwie war das auch süß an ihm. „Nicht verzagen, Yuusei fragen“, erwiderte ich fröhlich und nahm den Föhn an mich. „Was ist? Traust du mir etwa nicht?“ „Ich weiß nicht. In letzter Zeit bist du mir irgendwie nicht mehr geheuer. Kann es sein, dass dich diese Gehirnerschütterung irgendwie verändert hat?“, legte Jack skeptisch den Kopf schief. Ich schmunzelte. „Vertrau mir“, erwiderte ich und war doch stark in Versuchung, ihm absichtlich einen Wischmopp zu föhnen, nur um zu sehen, wie schön er sich dann aufregen würde. Aber ich konnte mich gerade noch zurückhalten. „Und? Und?“, quengelte Jack, als seine Haare endlich trocken waren. „Wie ist die Farbe?“ „Nun ja“, blickte ich skeptisch. „Es ist... akzeptabel.“ „Oh, nein, ist es etwa noch schlimmer geworden?“, sprang Jack vom Stuhl auf. „Sag es mir, Yuusei!“, nahm er meine Hände. „Bitte, schone mich nicht!“ Ich grinste: „Keine Sorge. Es ist ein perfektes Grün“, versicherte ich ihm. „WAS?“ Ehe ich' s mich versah, hatte er mich gepackt und zu Boden geworfen. „Das wirst du büßen!“, schrie er. Ich lachte, weswegen Jack nun verwirrt innehielt. Ihm ging wohl auf, dass ich ihn nur aufgezogen hatte. „Jack“, nahm ich sein Gesicht in meine Hände. „Es ist ein perfekter Goldton.“ Dabei guckte er mich an, als hätte ich ihm gerade eine Liebeserklärung gemacht, weswegen ich mich nun peinlich berührt abwandte – was gar nicht so einfach war, wenn man bedachte, dass Jack auf mir lag. Er hüpfte auf die Füße, raste zum nächsten Spiegel und vergewisserte sich, dass seine Haare wirklich wieder blond waren. „Wow, es sieht besser aus, als vorher“, staunte er. „Aber...“, stutzte er dann. „Irgendwie...“ „Jack, es ist deine Naturhaarfarbe“, erklärte ich, bevor er noch weiter verwirrt war. „Ach so. Aber, wieso hast du nicht...“ „Ich weiß nicht“, zuckte ich die Schultern. „Ich schätze, ich habe mit der Helligkeit etwas daneben gelegen.“ Nun ja, das stimmte eigentlich nicht, in Wirklichkeit fand ich Jacks dunkelblonde, goldfarbene Haare viel schöner, als die helle Färbung. Ich war nur froh, dass es mir auch so gelungen war, wie ich es mir vorgestellt hatte. An diesem Abend lag ich ungewöhnlich zufrieden in meinem Bett. Ich hatte mich wieder mit Jack versöhnt und er ahnte auch nicht, dass ich das mit dem Kuss ernster gemeint hatte, als er glaubte. Oder? Wenn ich jetzt noch mal genau darüber nachdachte, kamen mir doch Zweifel. Vielleicht hatte er auch nur so getan, als verstehe er nicht, weil er sich ebenfalls wünschte, dass alles beim Alten blieb? Hallo liebe Leser/innen, tut mir leid, dass es so lange mit der Fortsetzung dauert, ich musste mich nur mal aus einer fiesen Winterdrepression herausziehen und habe mich nicht mehr aktiv bei Animexx beteiligt. Ich konnte gar nichts mehr schreiben und jetzt versuche ich langsam, wieder hineinzufinden. Ich hoffe, ich kann meine offenen Geschichten noch abschließen, auch wenn es zugegebener Maßen viel Zeit kosten wird. Seid mir bitte nicht böse :) Und jetzt viel Spaß mit dem nächsten Kapitel. Viele Grüße Saedy „Wie ist das jetzt mit dieser Karte? Wirst du sie in dein Deck nehmen?“, wollte Crow am nächsten Tag von Jack wissen. „Hm“, brummelte er. Mir machte er den Eindruck, dass er die Karte schon gut fand, aber es jetzt nicht zugeben wollte, nachdem er sich erst so aufgeregt hatte. „Wenn du sie nicht willst, dann gib sie mir. Ich könnte sie gut gebrauchen“, bemerkte ich, woraufhin Jack mir einen skeptischen Blick zuwarf. „Schon gut, schon gut, ich gebe mich geschlagen. Ich behalte sie.“ Daraufhin guckte Crow ihn an, als hätte er gerade ernsthaft behauptet, der Kaiser von China zu sein. „Schön, ich bin sicher, „Silberflügel“ wird dir sehr nützlich sein. Und Luna wird bestimmt froh sein, wenn du ihre Karte benutzt“, warf ich ein. „Eigentlich hat sie dir doch die Karte geschenkt“, stellte Jack fest. „Schon, aber...“ „Sag jetzt nicht, dass dir die Karte zu peinlich war“, ärgerte er sich schon wieder. Ich schmunzelte innerlich. „Nein, nur brauche ich eigentlich keine zusätzliche Karte.“ „Aha, jetzt gibst du es also zu! Dass du sie gut gebrauchen könntest, hast du nur gesagt, damit ich sie nehme“, war Jack vom Tisch aufgesprungen. „Nein, so war das nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass es eine gute Karte ist und ich sie mal benutzen könnte, aber sie nicht wirklich brauche. In deinem Deck dagegen ist sie viel besser aufgehoben.“ „Ach ja! Wer' s glaubt! Und Luna wird bestimmt auch nicht froh sein, dass ich ihre Karte benutze. Schließlich hat sie sie dir geschenkt, weil sie in dich verknallt ist.“ „Was? Wie kommst du denn darauf?“, wunderte ich mich. „Na, das merkt doch ein Blinder mit einem Krückstock.“ „Aber sie ist erst elf“, stellte ich fest. „Fast zwölf, da kommen Mädchen in die Pubertät, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte. Sie ist nur ziemlich schüchtern, deshalb zeigt sie es nicht so offen.“ „Meinst du wirklich?“, staunte ich. Ich hoffte, dass er sich irrte. Denn wenn die kleine Luna sich in mich verliebt hätte, wäre das echt ein Problem. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was ich dann machen sollte. Jack antwortete nichts und warf mir nur einen bedeutsamen Blick zu. Ich seufzte und beschloss dann, die Sache erst mal zu vergessen, bis ich sicher sein konnte, dass Jack Recht hatte. Nachdem ich meine WG-Pflichten im Haushalt erledigt hatte, wusste ich nicht so recht, was ich nun tun sollte. Ich hatte keine Lust auf irgendetwas. Also nahm ich einfach mein D-Wheel und fuhr damit ein bisschen in der Gegend herum. Als ich wieder zurück kam, wollte ich sehen, was Jack so machte und ging in sein Zimmer – blöder weise hatte ich vergessen, anzuklopfen. Und so schockierte mich mein alter Freund mit einem Anblick, den ich niemals erwartet hatte: Er saß vor dem Computer und guckte sich Porno-Bilder an, allerdings ausschließlich mit Männern! Mein Mund stand in etwa speerangelweit offen. „Wah!“, schrie Jack, erschrocken über meine plötzliche Anwesenheit, auf und schloss schnell das Fenster am Bildschirm. „Es ist nicht so wie du denkst“, versuchte er hastig zu erklären. „Ich war bloß neugierig wie das bei Männern funktioniert. Ich bin nicht schwul oder so.“ Ich guckte ihn ungläubig an und wusste nicht, was ich sagen sollte. „Was ist, sag was!“, funkelte er mich an. „Ähm“, räusperte ich mich schließlich. „Wie ich neulich schon sagte, ich habe nichts dagegen, wenn du schwul bist.“ Ganz im Gegenteil, fügte ich in Gedanken hinzu. Doch ich Feigling traute mich noch immer nicht, mit der Wahrheit über meine Gefühle rauszurücken – außerdem schien mir dies nicht der richtige Moment. Doch langsam kam in mir die Freude darüber hoch, dass Jack vielleicht doch auf Männer stand – sehr vielleicht sogar, wenn man an seine Aktion von neulich dachte. „Nein, nein, das war... ich war wirklich nur neugierig“, stritt er es immer noch ab. „Jack...“, begann ich und blickte ihn eindringlich an, bis er schließlich seufzte und erklärte: „Na ja, vielleicht doch ein kleines bisschen. Aber wehe du verrätst das jemandem! Du bist der einzige, der das wissen darf, klar!“ Ich nickte und mir wurde ganz warm ums Herz, dass er mir so vertraute. „Wenn irgendjemand anders davon erfährt, werde ich doch zum Gespött der Leute. Wie sähe das denn aus? Ich sehe schon die Schlagzeile vor mir: Der große Jack Atlas steht auf Männer!“ Er schüttelte den Kopf. „Findest du das so schlimm?“, erwiderte ich. „Da fragst du noch?“, fuhr er auf. „Das wäre eine Katastrophe! Wenn du glaubst, das Homosexualität in der heutigen Gesellschaft voll und ganz akzeptiert ist, dann lebst du in einer Traumwelt. Öffentlich sagen alle, es würde ihnen nichts ausmachen, aber privat lernst du dann erst das wahre Gesicht der Leute kennen.“ „Du musst dich ja auskennen“, erwiderte ich. Es ärgerte mich, dass Jack so dachte. Was manche Leute betraf, hatte er vielleicht Recht. Aber was kümmerten mich solche Menschen? Mit denen, die mich nur aufgrund meiner anderen Sexualität verurteilten, wollte ich sowieso nichts zu tun haben. Ich hatte mich nur noch nicht geoutet, weil es bisher keinen Grund dazu gegeben hatte und ich vor Jacks persönlicher Reaktion Angst gehabt hatte, wenn ich ihm erzählte, dass ich ihn liebte. Doch Jack war wie immer sein Ruf wichtiger. Das hätte ich mir ja denken können. „Wieso ärgerst DU dich jetzt?“, wollte Jack wissen, der meinen Tonfall wohl richtig interpretiert hatte. „Weil...“, zögerte ich. „Weil ich zufällig auch auf Männer stehe. Und sollte ich eines Tages einen Freund haben, dann werde ich ihn nicht vor der Welt verstecken“, erklärte ich und war total erleichtert, dass es jetzt raus war. Jack guckte mich an, als hätte ich mich in einen Weihnachtsbaum verwandelt, während ich versuchte, keine Miene zu verziehen. Er sollte nicht merken, was für ein Sturm der Gefühle in mir tobte. Ich wandte mich um und verließ sein Zimmer, um meine wirren Gedanken unter Kontrolle zu bekommen. Leider ließ er mir keine Zeit dazu, indem er mir hinterher stürmte und mich am Arm festhielt. „Warte mal! Das musst du mir jetzt genauer erklären!“ „Was? Was gibt es denn da noch zu erklären?“, wunderte ich mich. „A-aber, ich dachte, du stehst auf Akiza.“ Ich schüttelte den Kopf. „Und außerdem warst du doch total angeekelt von meiner Aktion neulich, als du im Bett gelegen hast.“ Wieder schüttelte ich den Kopf. „Nein. Ich habe mich nur darüber geärgert, WIE du es gemacht hast. Ich meine, einfach nur so, ohne...“ Ich schluckte. „So aus Spaß, ohne... Liebe“, brachte ich hervor und es fiel mir unglaublich schwer, diese Worte auszusprechen. Und so wie Jack mich jetzt total überrascht ansah, schien eine Ewigkeit zu vergehen, obwohl es doch nur Sekunden sein konnten. Eine Ewigkeit, in der plötzlich mein Kopf zu schmerzen begann, weil ich so krampfhaft versuchte, die Tränen zurückzuhalten und Jack mich immer noch am Arm fest hielt. Wieso musste ich denn jetzt heulen? So tragisch war die Situation doch gar nicht. Und was tat Jack? - Er starrte mich nur an und reagierte gar nicht. Sag doch endlich was, dachte ich bei mir. „Würdest du das wollen? Mit Liebe?“, hauchte er dann und kam mir dabei so nahe, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht fühlen konnte. Jetzt liefen mir doch noch die Tränen das Gesicht hinunter. Obwohl ich nur noch weglaufen wollte, konnte ich mich nicht rühren, so fasziniert war ich von Jacks Nähe und gleichzeitig gelähmt, von den ganzen Gefühlen, die auf mich einstürmten. Und dann sagte ich einfach etwas, was ich gar nicht sagen wollte, von dem ich gedacht hatte, ich würde mich niemals trauen, es zu offenbaren. Es platzte einfach aus mir heraus. „Ich liebe dich“, blickte ich Jack in seine wunderschönen, violetten Augen. Wieder stand Überraschung in seinem Blick. Und dann... und dann küsste er mich einfach. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Geschah das hier wirklich? Die Schmetterlinge in meinem Bauch wirbelten heftiger als je zuvor umher, es schmerzte schon fast. Und diese süßen Lippen schmeckten einfach herrlich. Verlangend legte ich meine Hände an Jacks Schultern, um ihn mit mir an die hintere Wand zu ziehen. Der Duft seiner Haare und der Haut roch so intensiv und dann... Dann spürte ich auch noch Jacks Zunge sanft in meinen Mund eindringen. Ich versuchte, sie mit meiner Zunge zu umschließen und stöhnte, als Jack sich an mich drückte. Nach viel zu kurzer Zeit schon, lösten wir uns schwer atmend voneinander und schauten uns mit verklärtem Blick in die Augen. „Das war... Wow“, erklärte Jack schließlich. „Ich hätte niemals erwartet, dass du so gut küssen kannst.“ Ich lächelte ihn an. „Hab ich dir schon mal gesagt, dass du absolut bezaubernd bist, wenn du lächelst?“ Ich wurde rot und erwiderte: „Nein, an eine solche Bemerkung kann ich mich nicht erinnern.“ „Na gut, dann werde ich sie in Zukunft immer wiederholen, damit du weiterhin so lächelst. Das tust du nämlich viel zu selten für meinen Geschmack.“ Er zog mich mit sich, bis wir wieder in seinem Zimmer waren. Dort zog er mich aufs Bett und ganz fest an sich. Er wollte mich wieder küssen, aber etwas störte mich noch, weshalb ich ihn davon abhielt. „Was ist?“, wollte er irritiert wissen. „Heißt das hier denn, dass... du mich auch liebst?“, wollte ich wissen. „Was denn sonst? Glaubst du denn, ich würde dich einfach so küssen und noch mehr?“ „Aber neulich, da hast du doch auch...“ „Ja, aber doch nur mit dir, du Dummkopf. Ich wollte bloß nicht, dass du es merkst, deshalb hab ich so getan, als wäre es nur Spaß. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du mich auch liebst.“ Mein Gesicht glühte vor Verlegenheit. „Ich war wirklich dumm“, erwiderte ich dann. „Dass ich geglaubt habe, es wäre unmöglich, dass du mich liebst.“ „Das ging mir ganz genauso. Ich dachte, du würdest Akiza lieben. Deshalb hab ich auch, als du mich neulich geküsst hast, gedacht, es wäre nur eine Revanche. Und weil du auch so sauer warst.“ „Na ja, du hast aber auch so getan, als wäre es etwas ganz schreckliches, schwul zu sein und als hättest du mich nur zum Vergnügen angefasst. Nur deswegen war ich sauer. Sag, hast du immer noch solche Angst, es zuzugeben? Würdest du es überhaupt irgend jemandem außer mir sagen? Ich würde das nämlich ungern vor den anderen verstecken.“ „Was heißt hier Angst? Ich denke nur vernünftig. Okay, Crow können wir' s sagen, aber sonst braucht es doch keiner zu wissen! Denk dir mal, was die alle lästern würden. Innerhalb kürzester Zeit wüsste es wahrscheinlich die ganze Duell-Welt und dann? Dann wären wir das Gespött der Leute.“ „Es ist mir egal, was die Leute denken“, wiederholte ich meine Aussage von vorhin. Mit diesen Worten beugte ich mich vor und küsste Jack wieder. Es fühlte sich herrlich an. Über das Thema, wer über unsere Beziehung Bescheid wissen dürfte, konnten wir auch später noch diskutieren. „Hey, Jack!“, rief es und ich zuckte zusammen, als lautstark die Tür aufgerissen wurde. „Kannst du heute Abend...“, kam es von Crow, der mitten im Satz abbrach und uns mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Jack und ich hatten uns blitzartig voneinander gelöst, aber anscheinend nicht schnell genug, dass unser rothaariger Freund nicht gesehen hatte, was wir gerade gemacht hatten. „D-das glaub ich ja jetzt nicht“, stotterte Crow und konnte offenbar nicht aufhören, uns anzustarren. „Habt ihr euch gerade wirklich geküsst, oder leide ich schon an Halluzinationen?“ Jack kreuzte nur seine Arme vor der Brust und brummelte irgendetwas Undefinierbares. Ich stand vom Bett auf und erklärte Crow mit einem Lächeln im Gesicht – denn ich fühlte mich gerade wie der glücklichste Mensch auf der Welt: „Ja, du hast richtig gesehen. Jack und ich – wir lieben uns.“ Ich hoffte nur, dass Crow das verstehen würde. „Aha“, machte er atemlos und immer noch mit ganz großen Augen. „Ja, Crow. Ich weiß, das kommt etwas überraschend, aber... wir wussten bis vorhin selbst nicht, dass, nun ja...“, endete ich, etwas verlegen werdend, da Crow nicht aufhörte, mich ungläubig anzustarren. Crow röchelte irgendetwas. „Entschuldige, was wolltest du gerade sagen?“ „Jetzt steh nicht so tragisch da herum! So eine Sensation ist das nun auch wieder nicht! Oder willst du vielleicht noch einen Fotoapparat holen und eine Aufnahme machen, um auch ganz sicher zu gehen, dass es wirklich wahr ist?“, ärgerte sich Jack. Crow schien, als wolle er etwas sagen, doch dann verdrehte er nur die Augen und kippte nach hinten um. „Oh, nein, Crow!“, sprang ich zu ihm. „Was ist mit dir? Sag doch was!“, tätschelte ich ihm die Wange und versuchte, ihn wach zu kriegen. „Tja, da siehst du nun, was passiert, wenn wir versuchen, unsere Beziehung öffentlich zu machen“, bemerkte Jack. Ich schaute ihn ungläubig an. Meinte er das wirklich ernst? „Crow!“, versuchte ich noch einmal, ihn anzusprechen. Langsam bewegte er die Augen und kam wieder zu sich. „Oh, man!“, stöhnte er. „Ich hatte vielleicht einen verrückten Traum.“ „Ach ja?“, meinte ich unsicher. „Ja, da habt ihr rumgeknuscht und mir erklärt, dass ihr euch liebt, total abgefahren, oder?“ Ich sagte ihm lieber nicht, dass es kein Traum gewesen war. Wer wusste schon, ob er nicht noch mal in Ohnmacht fallen würde? Langsam richtete sich Crow auf. Als er sich wieder einigermaßen erholt hatte, blickte er uns kritisch an und meinte dann: „Das war gar kein Traum, oder?“ Wir schüttelten synchron die Köpfe. „Na ja, dann, äh... wünsch ich euch viel Glück in eurer neuen Beziehung“, erklärte er unerwarteterweise, rieb sich den Hinterkopf und stapfte dann aus dem Zimmer. Ich blickte ihm verdattert hinterher. Was war denn das jetzt für eine Reaktion gewesen? „Okay, dann können wir ja da weiter machen, wo wir aufgehört haben“, meinte Jack und beugte sich vor. „Nein, warte mal, nicht jetzt“, hielt ich ihn an den Schultern fest. „Findest du nicht auch, dass Crow ziemlich seltsam reagiert hat?“ „Ach, was, du kennst doch Crow, das ist bloß sein überschäumendes Temperament. Da würde ich mir keine Sorgen machen. Vergiss das einfach und lass mich lieber das hier tun.“ Mit diesen Worten legte er seine Arme von hinten um mich und küsste meinen Nacken. Dabei lief mir ein Schauder den Rücken hinunter. Ich wollte protestieren, nicht nur wegen Crow, sondern auch, weil das hier so neu für mich war – ich hatte vorher noch nie eine Beziehung gehabt – und das Jack plötzlich zugab, dass er mich auch liebte, schien mir einfach wie ein Traum, aus dem ich gleich erwachen würde. Doch ich konnte nicht anders, es fühlte sich so gut an, dass ich ihn weitermachen ließ. Erst, als er begann, den Reißverschluss meines Anzugs zu öffnen und es schon halb geschafft hatte, wurde ich plötzlich in die Realität zurückgeworfen. Ich öffnete die Augen und schaute Jack an. „Warte mal, du willst doch nicht schon...“, starrte ich ihn leicht geschockt an. „Warum nicht?“, guckte er verständnislos zurück. „Du tust ja gerade so, als hättest du das noch nie gemacht. Aber beim letzten Mal schien es dir doch auch zu gefallen – abgesehen davon, dass du dachtest, es wäre nur Spaß.“ „Nun ja, zu dem Zeitpunkt war ich auch nicht ganz bei mir“, erklärte ich, bestimmt mittlerweile puterrot im Gesicht. „Und das hier ist doch etwas anderes. Ich meine...“, mir fehlten die Worte. Sicher, in meiner Fantasie hatte ich mir das schon oft vorgestellt, aber die Realität war irgendwie ganz anders. So erschreckend. Mir brach der Schweiß aus, wie Jack mich erwartungsvoll anstarrte. „Vielleicht sollten wir die Sache doch etwas langsamer angehen“, meinte ich und machte einen vorsichtigen Schritt rückwärts. „Vielleicht sollten wir... uns erst mal verabreden, zum Essen, oder so.“ Jack guckte mich ungläubig an. „Du tust ja so, als würden wir uns nicht schon Jahre kennen.“ „Nun ja, bisher kennen wir uns aber nur als Freunde und das ist doch etwas ganz anderes.“ „Willst du es jetzt etwa doch nicht?“ „Doch schon nur...“, wich ich aus. „Ich hab so was noch nie gemacht und es würde alles verändern... Was ist, wenn wir hinterher feststellen, dass es uns gar nicht gefallen hat? Und dann, dann sehen wir uns trotzdem jeden Tag und...“ „Yuusei, du machst dir einfach zu viele Gedanken“, unterbrach mich Jack, kam auf mich zu und hielt mit der Hand mein Kinn fest, damit ich ihm in die Augen schauen musste. Ich schluckte, als ich mal wieder feststellte, wie wunderschön sie waren. Viel schöner, als ich in der Lage war, sie in Erinnerung zu behalten. Auf einmal konnte ich mich nicht mehr bewegen und starrte nur noch in diese Augen, die mich nicht mehr losließen. Ganz im Gegenteil, es schien, als lenke mit einem Mal etwas Fremdes meinen Körper, indem es mir befahl, mich Jack weiter zu nähern und seinen Kuss zu erwidern. Er kraulte dabei meinen Nacken und fuhr mir durch die Haare, wodurch ein ganz warmes und prickelndes Gefühl entstand. Und der Kuss selbst war umwerfend. Ich hatte nicht erwartet, dass küssen so süchtig machend war. Als es vorbei war, schauten wir uns verklärt in die Augen und Jack streichelte mir diesmal fast wie tröstend über die Haare. „Okay, ich verstehe schon, dass du etwas Zeit braucht, um dich an den Gedanken zu gewöhnen. Aber lass mich nicht zu lange warten“, zog er einen leichten Schmollmund. „Schon gut, das werde ich sicher nicht“, erwiderte ich und strich mit der Hand über seine Wange. Er lächelte. „Ich muss, glaube ich, noch etwas an meinem D-Wheel reparieren“, schwindelte ich und stürmte fast aus dem Raum. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und mir wäre der Schädel geplatzt von diesen ganzen neuen Empfindungen, die wie ein Sturm darin tobten. Einerseits wollte ich Jack noch näher kommen, andererseits hatte ich Angst davor. Das war doch verrückt. Und jetzt musste ich erst mal einen klaren Kopf bekommen. Am besten an der frischen Luft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)