Mein San Difrangeles von MrKostan ================================================================================ Kapitel 4: Mein Tag voller Spritzer der Vergangenheit ----------------------------------------------------- 4.Mein Tag voller Spritzer der Vergangenheit „Los geht’s, Betty!“ Mit diesen Worten drückte John Dorian auf das Gaspedal. Er hatte zwar –nach Sascha- aufgehört seine fahrbaren Untersätze zu benennen, doch waren damit nicht das Einhorn auf seiner Fahrertür eingeschlossen. Den Drachen seines Sohnes hatte er ‚Hamlet’ getauft, aber das ist nur nebensächlich… Viel wichtiger war jetzt, dass er zur Schule seines Sohnes, und damit zu seinem Arbeitsplatz, kommen müsste. John war zwar schon am Vormittag da gewesen, doch wurde ihm da nur das Gebäude gezeigt und einige Akten in die Hand gedrückt, die er bis zum Nachmittag lesen sollte, was er dann auch getan hatte. Nun kannte er also die Lehrpläne, das Schulsystem, nur die Schülerlisten würde er erst später bekommen, doch konnte er jetzt schon sagen: Deutsch unterrichten, war nicht wie auf Deutsch zu unterrichten. So zum Beispiel kam das Wort ‚Mythologie’ gar nicht im Vokabelteil ihres Deutschbuches vor (und das weiß John nicht daher, dass er sich das 300-Seiten-starke Buch in der letzten Nacht durchgelesen hat…), aber sonst war er daran gewöhnt, es öfters zu nennen, als sein enthusiastisches ‚Guten Morgen, Schüler!’. Und wirklich Zeit, dieses und andere Worte (wie zum Beispiel ‚Fee’, ‚Magie’, ‚Einhorn’, ‚Drache’, ‚Poseidon’, ‚Zeus’, ‚Nixe’ und ähnliche) hatte er auch nicht. Gut, er hatte Sam gesagt, dass er die Mutterschaftsurlaubvertretung für ungefähr neun bis fünfzehn Monate spielen würde, doch eigentlich stand in seinem Vertrag was anderes… Zwei Monate, auf den Tag genau. Und danach waren es ungefähr ‚neun bis fünfzehn Monate’ bis Johns letzte Ersparnisse aufgebraucht waren. Eher weniger. Viel weniger. Natürlich hoffte er auf eine Verlängerung des Vertrages, doch war er nicht mehr annähernd so naiv wie er mal war –und wie er aussieht-, so dass er schon längst Ausschau für einen neuen Job hält. Man sollte meinen, dass er mit seinen mehrfachen Doktortiteln und seinem Professortitel einiges an Stellenangeboten bekommen sollte. Nur leider war es eben nicht so… In ganz San Difrangeles und der näheren Umgebung waren nur gerade eine Handvoll Jobs frei, die JD ausüben könnte; unter anderem wurden Pizzalieferanten, Taxifahrer, Hausmeister und Reitlehrer gesucht… Und eine A Capella Band, namens ‚The Blanks’ suchte eine weitere Stimme. Eigentlich ganz nett, nur kam JD der Bandname bekannt vor, und er wollte verhindern, dass er seine ‚früheren Bekanntschaften’ schneller wieder trifft, als er bereit dazu ist… Unter anderem deswegen, saß er seit ihrer Ankunft in San Difrangeles nur in seinem Wohnzimmer und schaute sich jede ‚Charmed’-Folge an… //Um einen wirklich guten Job zu bekommen, bräuchte ich Kontakte…// Kontakte, die er hatte, und wieder haben könnte, wenn er nicht so ein verdammter Feigling wäre. //Aber du bist ein Feigling, du warst ein Feigling, und du wirst mit der Zeit ein immer größerer Feigling!// Das hatten ihm schon viele gesagt; Meist Personen, zu denen er hinaufblickte- und doch hatte er gehofft (//geglaubt//), dass sie sich –nur dieses eine Mal- irren. John Dorian war endlich auf dem Parkplatz der Schule angekommen, parkte ein, machte den Motor aus, stieg aus, schloss das Auto ab, strich noch kurz verabschiedend über Betty, bevor er sich dem Schulgebäude näherte. Er wusste (//ungefähr//) wo alles lag, trotzdem machte ihm der Gedanke, dass er sich verlaufen (//, hinfallen, sich den Kopf anschlagen, verbluten, und erst nächste Woche wieder gefunden werden//) könnte, Angst. Genauso wie einiges anderes –sich selbst eingeschlossen-, was teilweise schon über ein dutzend Jahre zurücklag… Er war damals geflüchtet –vor Gefühlen, vor Wahrheiten, vor Tatsachen-, und nun hatte er Angst, vor dem Teil seiner selbst, die ihn dazu verleitet hatte. Vor dem Teil, der mit Elliot Schluss gemacht hatte. Vor dem Teil, der sich nicht mal bei Turk verabschiedet hat. Vor dem Teil, der seine Gefühle bestimmten Personen gegenüber, für ‚falsch, schwach und weiblich’ hielt. Vor dem Teil, der Kim gesagt hatte, sie sollen den anderen nichts sagen. Vor dem Teil, der beim St. Vincent Krankenhaus gekündigt hatte. Vor dem Teil, der die Flugtickets nach Deutschland gekauft hatte. Ohne Rückflug. Auch wenn es ihm, nicht nur privat, sondern auch geschäftlich, schlecht ging, wäre der ECHTE John Dorian nicht davon gelaufen… Eigentlich… Er hatte den Raum, in die Lehrerversammlung stattfinden sollte, schnell gefunden, wurde eher aus Höflichkeit, als aus wirklichem Interesse begrüßt, und saß auch schnell auf dem Platz, auf dessen zugehörigem Tisch ein Namensschild mit seinem Namen stand. //John Dorian… Dass du dich überhaupt noch so nennen kannst, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen…// JD hatte in vieler Hinsicht Mist gebaut, hatte mehr Fehler gemacht, als dass er sie je wieder gerade biegen könnte, aber sein größter war, dass er es noch nicht einmal versucht hat. Er hatte es nicht versucht, sich seinen Problemen zu stellen, seine Fehler gerade zu bügeln, über seine größten Zweifel zu reden, und vor allem, das er es nicht versucht hatte, sich bei ihnen zu verabschieden. //Ihnen…// Bei den Leuten, die er mal ‚Freunde’, ‚Arbeitskollegen’ oder ‚Mentor’ nannte… Aber jetzt hatte er keine Zeit darüber nach zu denken (//genau, wie in den letzten 13 Jahren…//), denn der Direktor bat um das Wort, was er (//als Geschenk verpackt an seiner Geburtstagsparty//) auch bekam. „Liebe Kollegen und Kolleginnen; Es ist schön, sie ein weiteres Mal hier zu sehen! Sechs Wochen ist es seit unserer letzten Sitzung her, und ich finde es schön, dass wir auch dieses Mal ein neues Gesicht als Vertretung für Mrs. Bringmann zu sehen bekommen! Professor Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dorian wird sie nun endgültig bis zu ihrer Wiederkunft vertreten.“ //Gibt’s das zu fassen? Der Direktor hat tatsächlich zwei Doktor-Titel vergessen! Es sind sieben, ja? SIEBEN!// Ein kurzer, öder und wieder nur aus Höflichkeit gestarteter Applaus überkam die Lehrergemeinschaft, was John nur nickend, und über beide Ohren grinsend, annahm. Ob es nur aus Höflichkeit war, oder wahres Annerkennen war John relativ egal- wichtig war, dass ihm applaudiert wurde. Der Direktor sprach weiter, auch wenn es JD ziemlich wenig interessierte, was für Tennisspieler der Schule am internationalem Tenniswettbewerb teilnehmen würde, und was für Biologiebücher bestellt werden würden, hörte er zu, auch wenn sein Blick über die Namensschilder der anderen schweifte. //Miller… Treeston… Thaiwan… Kelso… KELSO?!// JD erstarrte mit einem Mal. //Der Kelso?! Scheiße!// Er traute sich fast nicht, hoch zu blicken, und zu schauen, ob es sich tatsächlich um ‚den Kelso’ handelte, und als er das tat, durchdrang ihn wieder der Blick, den er als Assistenzarzt oft genug zu spüren bekam. Doch es handelte sich nicht um den Dr. Kelso, den JD kannte, sondern nur um seinen Blick. //Es ist nur sein Sohn… Ganz ruhig… Wie wahrscheinlich ist es, dass Dr. Kelso ihm von dir erzählt hat, geschweige denn, dass er sich an dich erinnern könnte? Aber was ist, wenn er ihm von dir erzäh- Ach, was! Die beiden werden wohl kaum über seinen Job reden… Hoffentlich…// JD seufzte leise und erleichtert, und versuchte sich wieder auf den Direktor, der immer noch schwafelte, zu konzentrieren. „Zu dem, ist es mir eine Freude, dass wir wieder Jack in unseren Reihen begrüßen zu dürfen!“ //Jack?// Verunsichert stupste JD seinen Sitznachbar –ein älterer Mann, der aussah, als wenn er schon vor einem Jahrzehnt entlassen werden müsste, dessen Namensschild John verriet, dass er Parker hieß- an, und fragte ihn flüsternd: „Entschuldigung; Ist Jack ein Lehrer hier?“ Der Mann schenkte JD keinen Blick, und flüsterte zurück: „Nein. Ein Schüler. Sie werden von ihm hören.“ Seine Stimme war verzerrt, so als wenn er aus eigener Erfahrung sprechen würde. „Ah… danke.“ //Warum erwähnt der Typ einen einfachen Schüler? Von denen gibt’s hier doch genug…// „Wie die meisten wissen, war Jack in den letzten zwei ein halb Jahren im Ausland, doch heute ist er zurück gekehrt, was vor allem die Sportlehrer freuen sollte; Wenn er sich wieder –was zu Gott bete- in der Football- und Baseballmanschaft anmeldet, und dann hoffentlich noch, wie in der Zeit davor, auch beim Basketball, Hockey, Fußball, Judo, und Karate einige andere Schüler vertritt, werden wir wohl wieder vom Platz Sieben der 50 besten Schule Weltweit auf Platz Eins ansteigen, und neben weiteren Pokalen, auch genug Geld gewinnen, um das Hallenbad zu restaurieren…“ Der Direktor schwärmte wirklich von diesem Schüler, doch wurde seine Rede unterbrochen. „Mr. House! Ich glaube nicht, dass es richtig ist, den Aufstieg unserer Schule in die Hände eines einfachen –nichts Nutziegen- Schüler zu legen, der nicht einmal den Anstand besaß, seine Lehrer wie Mitschüler mit Respekt zu behandeln!“ Kelso-Juniors Rede rief ein zweigeteiltes Raunen durch die Menge; Einerseits waren sich da wohl einig Lehrer mit ihm einig, andererseits widersprachen ihm die anderen. Der Direktor war leicht überfordert. „Aber… aber… Professor Dr. Kelso! Jack ist nun mal der beste Sportler, den diese Schule je gesehen hatte!“ //Hey… Ist bei solchen Redewendungen auch das Fernsehen eingeschlossen? Dann muss Jack ja besser sein, als die Internationale Liga…// „Pah! Ich sehe es so, dass ein einzelner nicht bei einem Mannschaftssport gewinnen kann! Viel mehr sollten wir bessere Couchs einstellen, die sich um die wahren Talente gebührend kümmern können!“ Die Seite der Sportlehrer protestierte, das Wort ging wieder zum Direktor, dann wieder zu Kelso-Junior, wieder zum Direktor, es machte die Runde zwischen den meisten Lehrern, und ehe JD sich recht versehen konnte, beschloss der Rektor, dass es eine Pause geben würde, da er das mit Professor Doktor Kelso ‚unter vier Augen’ besprechen müsste. Die Lehrerschaft zog es aus dem Raum, und die meisten steuerten den Süßwaren- und Kaffeeautomaten an, doch JD zog es lieber vor, etwas mehr über Jack herauszufinden. Er huschte zu einer jüngeren, asiatischen Frau, und fragte sie: „Entschuldigung; Könnten sie mir etwas über diesen Jack sagen? Er wird wohl nicht umsonst vom Direktor so hochgeschaukelt?“ Die Frau lächelte, und meinte: „Ah, Jack ist ein besonderer Junge, deswegen vielleicht. Er ist durch und durch ein Rebell, und hatte bisher Stress mit jedem einzelnem Lehrer und Praktikanten, doch hat er durch aus Talente, die für das Ansehen der Schule wichtig sind. So ist er ein wirklich grandioser Sportler, besitzt eine kreative Ader, ist Leadsänger der berühmtesten Schülerband der Umgebung, ist der Schwarm aller Mädchen, und hat auch große Mengen an Leuten schnell unter seiner Kontrolle. Ach, und was vor allem den Medizinteil der Schule betrifft: Er hat äußerst gute Kontakte zum Sacred Heart Hospital, so dass viele unserer Studenten dort ihren Lehrgang weiter führen… Aber jetzt entschuldigen sie mich; Ich möchte mir noch einen Mars kaufen, bevor es weiter geht.“ Und noch bevor JD sich bedanken konnte, war die Frau auch schon im Gewusel vor dem Automaten verschwunden. //Das Sacred Heart Hospital… Was willst du eigentlich machen, wenn Sam da ’nen Job bekäme? …Könnte dir eigentlich egal sein, oder? Oder? …Eher nicht, hmm? Du würdest es versuchen, ihm das zu verbieten, obwohl du wissen würdest, dass er sich sowieso nicht an das Verbot halten würde…// Einige Zeit später saß JD wieder auf seinem Platz, doch nahm der Direktor das Thema ‚Jack’ nicht weiter auf. Wieder ließ sich JD ablenken; diesmal studierte er nicht die Namensschilder, sondern versuchte sich die Namen zu den dazugehörigen Gesichtern zu merken… Auf die gleiche Art, wie er einmal die Namen der Krankenhausbesatzung mit Dr. Cox gelernt hatte: Eselsbrücken. //Mr. Nestea heißt nicht nur so, sondern sieht auch schon aus wie ein Eistee… Pfirsich oder Zitrone?// Doch auch das wurde ihm irgendwann zu langweilig, so dass er wieder konzentriert zu hörte. „… so dass wir noch einige Schüler in folgenden AGs brauchen würden: in dem Schachclub, bei den Cheerleader, in der Mathematikgruppe, bei den Physikern, im Golfclub und in der Japanisch-AG… Wo wir gerade beim Thema sind, Professor Dr. Dr. Dr. Dr. Dorian; Ihr Sohn ist noch in keiner Arbeitsgemeinschaft angemeldet, nicht wahr?“ //Hey! Wo gibt’s denn so was! Hat er wirklich noch ein Doktor vergessen?!// „Ähh… Ich gehe davon aus…“ //Oder hat er was gesagt…?// JDs Gedanken spielten ihm noch einmal ihre Konversation von vorher vor; »„Dad? Bin wieder da…“-„Sammyyy~!!! Ich bin spät dran, Sammy… Essen steht in der Küche! Komme heute Abend erst spät wieder… Lehrersitzung und so was! Etwas wichtiges, was du mir sagen musst?“ - „Ich geh heute Abend mit ein paar Kumpels aus… Weiß nicht, wann ich wieder komme.“ -„Ist gut… Aber komm nicht zu spät heim, hörst du? Und vergiss nicht, mir die Gilmore Girls aufzunehmen! Und mach deine Hausaufgaben!“ -„Ist gut… Vergiss deine Tasche nicht! Und erzähle ihnen nicht, dass dir das Justin gesagt hat!“ -„Oh, Menno!“ - „Ciao, Daddy! Hab dich lieb!“ - „Ich dich auch!“« //Puh… Glück gehabt…// „Aber wie es ihnen sicherlich bewusst ist, muss er wenigstens eine Gruppe belegen, nicht wahr?“ „Ja, das besagt die Regel…“ „Würden sie denn sagen, dass ihr Sohn sich für eine der gerade genannten Gruppen interessieren würde?“ //Und mit ‚interessieren würde’ meint er: ‚Sie müssen ihn jetzt sofort irgendwo anmelden!// „Ähh… also…“ //Schach kann er nicht… Für Mathe und Physik ist er sicher zu faul… Beim Golf kennt er zwar die Regeln, ist aber ein schlechter Spieler… Er liest aber japanische Comics… Aaaalso; Ganz eindeutig:// „Ich würde sagen, er würde sich am ehesten bei den Cherleadern anmelden.“ //Das wird ihn sicher freuen! Er ist ja ein so guter Tänzer, und auch wenn er nicht mehr ins Musicalleben will, wird ihm das sicher gefallen!// Der Direktor schaute ihn erstaunlich ruhig an, doch die meisten Lehrer warfen ihm einen ‚Oh mein Gott- der arme Junge’-Blick zu; Nur die, die höchstwahrscheinlich die Sportlehrer waren, grinsten über beide Ohren, rieben sich die Hände und unterdrückten nur schwer den Impuls, aufzuspringen und jubeln. „Gut, dann wird er augenblicklich eingeschrieben…“ Es vergingen einige, langweilige, belanglose Stunden, bevor JD seine Sachen packen konnte, und nun wieder in seinem Auto saß. Er war sich nicht sicher, was er jetzt tun sollte; Er wollte noch nicht nach Hause, hatte aber keinen anderen Ort, zu dem er fahren könnte. //Dann fährst du halt nur ne Runde im Kreis, und fährst einkaufen…// Gesagt, getan: Schon drehte er den Motor auf, und fuhr in Richtung des Stadtzentrums, auch wenn ihm eine kleine Stimme in seinem Kopf anschrie: //Idiot! Und was ist, wenn einer von denen dort ist!?// Und JD wusste gar nicht, wie Recht sie hatte… Bald schon fand John einen Parkplatz vor einem schwedischen Möbelgeschäft, dessen Schriftlogo gelb auf blauem Hintergrund geschrieben war. (1) Gedanklich bei in einem Land, in dem Zwerge kleine Werbebleistife als Hauptnahrungsmittel ansahen, und deswegen fast täglich diesen Möbelladen aufsuchten, stieg er aus dem Auto aus, und wäre fast wieder hingefallen; Der Parkplatz war mit einer dünnen Eisschicht bedeckt, und deswegen extrem rutschig. Es war zwar schon Ende Februar, aber das Wetter spielte verrückt; Teilweise bekam er das Gefühl, dass er in einem T-Shirt durch die Gegend laufen könnte, und teilweise bräuchte er einen Anorak, um nicht zu erfrieren. Gerade eben tendierte das Wetter eher zu letzterem, auch wenn JD es trotzdem nicht glauben konnte, dass die Temperatur bei Null Grad lag. //Sieht nach Schnee aus… Hoffentlich schneit’s nicht zu stark, so dass die Busse richtig fahren können, sonst kommt Sammy nicht rechtzeitig nach Hause… Wann wollte er überhaupt da sein?// JD ging ein weiteres Mal ihr Gespräch durch… »„…Weiß nicht, wie lange es dauert…“« //Ist das wohl spät? Ich hoffe nicht… Obwohl… Er hat Kumpels gesagt… Das ist gut… Er hatte nie viele Freunde; Vor allem nicht bei sich in der Schule…// „Entschuldigung?“ JD schaute auf. Ein kleines, schwarzhaariges Mädchen, im Alter von vielleicht sechs oder sieben Jahren schaute ihn, mit großen, braunen Kulleraugen an. „Geht’s dir gut?“, piepste das Mädchen besorgt, und lutschte an seinem großen, roten Dauerlutscher. „Ähh… Ja. Danke der Nachfrage…“ JD musste kurz nachdenken, warum er das gefragt wurde, bis ihm einfiel, dass er immer noch auf dem Boden lag. //Mist! Warum vergess’ ich solche Kleinigkeiten immer?// JD rappelte sich auf, und krallte sich sofort an seinem Auto fest, um nicht noch einmal hin zu fallen. „Und du? Geht’s dir gut?“, fragte er das Mädchen, immer noch nach dem Gleichgewicht suchend. „Mhmmm…“, nickte es, und lutschte weiter, bevor er auf das Einhorn auf Johns Auto zeigte. „Das ist süß. Ich will auch so eins. Wie heißt es?“ John war sichtlich gerührt, und gleichzeitig stolz. Selten wurde sein Einhorn gelobt. „Betty.“, prahlte er. „Aber… Wo sind denn deine Eltern?“ „Daddy und Mommy kaufen mir ein neues Bettchen, und die anderen Bandmitglieder von den Blanks suchen mich da vorne!“, kichernd zeigte es mit seinem Lolly auf drei Gestalten am Haupteingang, die eindeutig jemanden suchten und sogar etwas riefen –wahrscheinlich den Namen des Mädchens. //Blanks? War das nicht die Band, die ’nen weiteren A Capella Sänger suchte?// Aber das konnte John auch schon fast egal sein, denn die drei erinnerten ihn an einen Fahrstuhl… Einen GANZ besonderen Fahrstuhl. Es handelte sich nämlich um ganz besondere Bandmitglieder; Die drei, die neben Theodor –auch Ted genannt- im Sacred Heart Hospital nur im Fahrstuhl proben durften. Und wie es aussah, war das kleine Mädchen wohl Teds Tochter. //Schön, dass der depressive Anwalt auch wen fürs Leben gefunden hat, aaaaaber; VERDAMMT! DU MUSST HIER WEG!// „Oh… Und du würdest nicht zufällig zu ihnen gehen, wenn sie dich so suchen?“ John wurde deutlich angespannt, und obwohl er einerseits fror, schwitzte er wie Sau. „Ehh-Ehh!“, meinte es ernst, und leckte noch mal am Lutscher. //Verdammt!// „Und, wenn… Ich dir diese goldene Münze gebe?“, er fingerte in seiner Hosentasche herum, und zog ein 10-Cent Stück, welches er noch aus Deutschland hatte, hervor und zeigte es ihr. „Nein.“ //Mensch, ist dieses Kind verwöhnt!// „Und, wenn ich dir diesen verzaubertes…“ //Verzaubertes was?// „…Streichholz gebe?“, wieder fingerte er herum, und fischte dann ein Streichholz hervor. „Verzaubert?“, fragte das Mädchen begeistert, und schaute es mit großen Augen an. „Ja, verzaubert! Eine gute Fee hatte es mir mal geschenkt, als sie erfuhr, dass ich immer schön mein Gemüse gegessen habe, und hat gesagt, dass ich jemanden finde, der auch immer alles aufgegessen hat, und es der Person gebe, wird es ihr für immer und immer und immer Glück bringen! Und ich sehe an deinen Augen, dass du immer alles gegessen hast, stimmts?“ „Mhhmm…“, nickte das Mädchen verzaubert. //Du bist immer noch ein sehr, sehr guter Geschichtenerzähler, John Michael Dorian!// „Dann hier!“, er drückte es ihr in die Hand, und sie drehte sich freudestrahlend um, rief noch einmal „Danke, gute Fee!“ zu ihm, bevor sie wieder zu den ‚Blanks’-Mitgliedern hüpfte. „Aber ICH bin doch gar nicht die gute Fee!“, murmelte John, nahm dann aber die Beine in die Hand, um einzusteigen, den Motor ein zuschalten, und los zu fahren. //Okay, fahr jetzt irgendwo hin, wo du WIRKLICH keinem über den Weg laufen wirst…// Nicht sicher, wo sich dieser Ort befinden könnte, fuhr er durch das Zentrum auf die andere Seite der Stadt, bis ihm dann, aus einer kleinen Nebengasse, ein verdrecktes Schild ins Auge stach. ‚Tinis – Von Apple zu Zitrus’ //EIN APPLETINILADEN!//, kreischten seine Gedanken, und John war sich sicher; Hier würde wohl keiner, neben ihm, rein gehen. Er fand einen Parkplatz nicht weit vom Geschäft entfernt, und huschte schnellstmöglich in die Seitengasse. Er drückte die Dunkelgetönte Tür auf, und die kleine Glocke oben an der Tür bimmelte. „Oh, hallo!“, fast schon erstaunt, dass jemand den Laden besuchen würde, kam ein gut gebauter, großer Mann, in JDs Alter, in Barkeeperklamotten hinter einem Vorhang aus Stoffstreifen hervor. Es handelte sich um eine Mischung aus einer Bar und einem Tante-Emma-Laden, und die leicht verstaubte Umgebung, ließ alles sofort gemütlicher wirken. Leise spielte im Hintergrund ein Toto-Album, und die Barhocker luden JD dazu ein, sich hinzusetzten, und einen doppelten Appletini zu trinken. „Hallo. Mächtig was los hier…“, scherzte JD. Es war fast schon ein Test bei ihm, den er in jeder Bar, in die er kam, anwandte; Würde er lachen, wäre das Lokal Stammtauglich, wenn nicht, würde er nach dem Weg zum nächsten McDonalds fragen, und abhauen. Und er hatte Glück; Der Barkeeper grinste über beide Ohren. „Tja… So sieht’s aus… Aber wenn sie sich jetzt setzten, wirkt es gleich viel voller!“ JD lächelte. //Perfekte Art von Humor…// Er schnappte sich einen Hocker, und setzte sich. „Was darf’s denn sein, wenn ich fragen darf?“ „Einen Appletini, bitte.“ Der Barkeeper schnappte sich ein Glas, und säuberte es erst noch einmal, bevor er die Flaschen mit den Zutaten für einen Appletini herausholte. „Ist lange her, seit dem jemand einen Appletini geordert hat!“ „Tatsächlich? Kann ich gar nicht nachvollziehen… Die Apples sind die besten!“ „Ganz meine Rede! Aber überhaupt ist hier nur am Wochenende was los… Und meist sind hier auch nur Schwule… Sie sind doch keiner, oder?“ „Nennen sie mich ruhig JD! Und nein, ich glaube nicht…“, grinste John. „Cantos, mein Name. Mischung aus Carlos und Anton.“ „JD von John Dorian.“, fügte JD noch hinzu. „Nett dich kennen zu lernen, JD!“ „Die Freude ist ganz auf meiner Seite.“ Und es folgte schweigen. John wurde sein Appletini hin gestellt, den er dankend annahm, und an ihm nippte. //Schmeckt genauso, wie mein eigenes Rezept… Lecker…// Es folgte wieder Stille, bis Cantos wieder das Wort ergriff. Kurz schwelgten JDs Gedanken zu dem als Geschenk verpackten Wort vom Direktor, was Cantos ihm entriss, doch schon war er wieder in der echten Welt. „Überhaupt ist es lange her, dass jemand in der Woche alleine hier war…“ //Hat er das nicht gerade schon gesagt?// „Hmm? Wer war das denn?“ „Ich kann mich noch gut erinnern… Ist schon 13 Jahre her, damals war ich hier nur eine Aushilfe, und ein Mann Mitte Vierzig kam hier im Arztkittel rein…“ //Arztkittel?!// „Ist ja interessant… Und weiter?“ „Er war zu dem Zeitpunkt wohl schon angetrunken, wenigstens setzte er sich hin, und bestellte auch nen Appletini… Ich junges Huhn wusste damals nicht, wie ich einen zu bereiten sollte, so dass er sich schimpfend hinter die Theke begab, und sich selbst einen machte. Ich war so unter Schock, dass ich nichts machen konnte; Der Mann sprühte so mit einer depressiven, angsteinflößenden Aura herum, dass man glauben könnte, dass er der Teufel selbst wäre. Währenddessen fluchte er die ganze Zeit herum irgendwas herum…“ „Ach? Was denn so?“ //…Irgendwas sagt mir, dass es sich jemanden handelt denn ich kenne…// „Ich weiß nicht… Ist schon so lange her…“ „Ach komm! Dir wird wohl irgendwas einfallen! Ein Satz, ein Wort?“ „Hmm… Nee, sorry… Obwohl doch; Einer! Ungefähr so: ‚Flachzange! Siehst du, was du mit mir angestellt hast? Jetzt mach ich auch so ’nen weiblichen Scheiß wegen dir!’ Oder so was halt…“ //Dr. Cox?!// JD verschluckte sich, hustete wild, und rang nach Luft, bis ihm Cantos auf den Rücken klopfte. „Hey, geht’s dir gut?“ „Ja, ja… ’Tschuldigung, hab mich nur verschluckt…“ „Ob du’s glaubst oder nicht; Hab ich bemerkt!“ JD grinste. „Aber sag mal; Der Typ… Hat er sonst nichts mehr gemacht?“ „Naja… Er hat nen Schluck von dem Gebräu genommen, ausgespuckt und geschimpft. Irgendeine Kimmy sollte sich wohl ‚schämen, etwas so weibliches trinken zu können’ und ihn jetzt ‚wo sie weg von der Bildfläche’ wäre, ihn dazu verleitet, auch so was zu trinken…“ //Kimmy? Flachzange? Das kann nur Dr. Cox sein…// „…er hat dann eine 50-Dollar-Note auf den Tisch gepfeffert, und ist aus dem Laden gestürmt… Wenig später habe ich dann das Rezept des Arztes nach gemacht, und war positiv überrascht: Das Zeug schmeckte wirklich gut! Naja, und was soll ich sagen… Seit dem damaligen Appletini von diesem komischen Kauz, bis zum heutigen, den du heute trinkst hat sich nicht viel verändert… Nur wird es jetzt nicht mehr ausgespuckt.“, Cantos zwinkerte JD zu, und dieser lächelte etwas verspätet zurück. //Deswegen schmeckt es genau wie meiner… Hat Dr. Cox mir also doch mal zugehört, als ich ihm erzählt habe, was meine Appletinis so besonders macht…// Dieser Gedanke stimmte JD fröhlich und traurig zu gleich; Fröhlich, da er nun einen Beweis hatte, dass er Dr. Cox nicht ganz soo egal war, wie er es immer behauptet hatte, und traurig, da er sich nicht bei ihm verabschiedet hat, obwohl er ihm wohl doch wenigstens ein wenig wichtig war… JD drückte es in der Magengrube, und er tat das, was wohl jeder vernünftiger Mensch jetzt wohl machen würde; Er tat so, als wenn sein Handy klingeln würde. „Oh-Hallo? …Jetzt? Sofort? Wichtig? Okay, bin auf dem Weg!“, er steckte den Plauderkasten wieder zackig in die Hosentasche, und schaute Cantos entschuldigend an. „Sorry, ich muss los! Tut mir wirklich Leid! Wie viel macht das?“ „Drei Dollar…“ JD legte einen Fünfer auf die Theke, und meinte noch „Passt schon!“, bevor er aus dem Lokal stürmte. Er würde hier öfters her kommen –rein wegen der Appletinis- aber jetzt wollte er einfach nur weg, sich die Beine vertreten… (1) Die 50.000 Monopolydollar-Frage: Um welches Geschäft handelt es sich? a) IKAE b) EAKI c) KIAE d) IKEA Hey, hier bin ich wieder, mit einem Kapitel, dass sich schämen sollte, sich ein Kapitel zu nennen… *bitte-nicht-schlagen* Tut mir wirklich Leid, aber zu Sam will ich erst nächstes Kapi springen, wenn ich bei JD weiter schreibe, wird das Ganze zu träge, und Familie Cox kommt momentan auch nicht in Frage, aaaalso; Da haben wir das 4. Kapitel, dass wieder irgendwie wie ein Prolog klingt, und eine Fußnote hat, die genauso lächerlich, wie das Kapitel selbst, ist… Aber wo ich gerade dabei bin; Danke für die Kommentare, und die 13 Favoeinträge (Obwohl 13 ’ne Unglückszahl ist, freue ich mich… Aber für die Abergläubischen unter uns: Ihr könnt mich ja adden, und es sind dann 14, was nicht mehr Pech bringen wird… *hust*) Kommentare, Kritik, Lob, Vorschläge, Idiotische Sprüche, Kekse wie Kuchen gerne gesehen und absolut erwünscht (…und verzeiht mir dieses Kapi… das nächste wird besser und länger und auch nicht ganz so depri…) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)