King of my Castle von YunYun ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel: 4/6 Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x) King of my Castle Kapitel 4 Die Schritte gingen schnell über den Boden, der ihre Geräusche regelrecht verschlang. Kazuki klopfte das Herz bis zum Hals, als er auch die zweite Treppe hinter rannte und mit Byou, Manabu und Atsushi ins Foyer stürmte. Auch Uruha und Yuuki kamen aus dem anderen Flügel herbeieilt und sah die zerstörten Schiebetüren, die eigentlich in das Bad und zur heißen Quelle führten. Das Holz war an vielen Stellen gebrochen und das Papier dazwischen zerfetzt. Es sah so aus, als wäre ein ganzer Körper durch die sonst eigentlich stabilen Türen gefallen. Aber der Schaden war nicht das, was die Anwesenden schockierte. Viel mehr gefror ihnen das Blut in den Adern, als sie näher herantraten und die roten Flecken auf der anderen Seite erkannten. Auch an dem Papier klebte ein wenig Blut, mehr davon auf dem Holzboden dahinter. Nur eine einzige Person kam in Frage, die es diesmal getroffen haben musste, denn er war nicht unter ihnen. Taa. Atsushi kniete sich hin und untersuchte die Flecken. Sie waren frisch und noch nicht in den hellen Boden eingezogen. Es waren nur ein paar kleine Tropfen, die dort lagen, aber das schmälerte den Eindruck natürlich nicht. »Taa…« Mit der Faust schlug er auf den Boden. »Verdammt! Was geht hier nur vor sich?« Sein Kopf sank tief, als er sich ausmalte, was mit seinem Kind geschehen war. Ein weiterer Schicksalsschlag: erst die Frau und jetzt sein einziges Kind. Immer mehr Menschen wurden in diese unheimlichen Taten verwickelt und so langsam lichtete sich das Feld der Besucher deutlich. Erst Ruki, dann Jin und nun Taa und niemand von ihnen konnte so einfach entfliehen, würde es doch bedeuten die drei im Stich zu lassen. Atsushi erlebte nun die selben Qualen wie die anderen Anwesenden und wünschte sich genauso aus diesem Albtraum heraus. Warum konnten sie nicht aufwachen? Kazuki musste schon den Drang unterdrücken sich selbst zu kneifen, um vielleicht doch aus dem Traum hoch zu schrecken und festzustellen, dass das alles nur durch die Eingebung eines dummen Horrorfilms in seine Gedanken gekommen war. Heimlich begrub er die Fingernägel in seinem Arm bis es schmerzte, doch es passierte einfach nichts. Es war die Realität - leider. Kazuki sah Byou und Manabu schließlich an und ging zu Atsushi, um die Hände von hinten auf seine Schulter zu legen. Er schwieg lieber, denn er wusste nichts, was die Sache besser machen würde. Sie saßen im gleichen Boot, jeder von ihnen hatte einen Menschen verloren und sicher war es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste dran war. Und Taa passte ins Bild, denn auch er war eher klein und zart gebaut. Offenbar besaß der Täter nicht sonderlich viel Kraft. Oder war es nur schlicht weg einfacher jemandem etwas anzutun, der sich nicht wehren konnte? Aber das traf mehr auf Taa und Ruki zu - Jin war zwar klein, aber mindestens genauso wendig und flink. Es war sicher nicht leicht gewesen ihn zu überwältigen. Wahrscheinlich hätte er dem Übeltäter eher den Arm gebrochen als sich verschleppen zu lassen. Oder war es wirklich viel schlimmer als nur das? »Was muss mir noch passieren?«, fragte Atsushi in den Raum, ohne eine Antwort zu erwarten. Seine Stimme war belegt und zitterte etwas. Wut und Sorge und natürlich Panik mischte sich und es kam Kazuki so vor, als würde er den Ernst der Lage erst jetzt erkennen. »Erst meine Liebste Lilly… und jetzt Taa…« Die Anwesenden konnten förmlich mit ansehen wie er in sich zusammen brach. Selbst die Kraft zum aufstehen entzog sich ihm und er starrte das Blut auf dem Boden an. Vier Flecken waren es - alle in einer anderen Größe und Form und viel kleiner als das, was sie in Jins Zimmer gefunden hatten, aber es nahm ihn natürlich mehr mit. Schon als er den Schrei vernommen hatte, war ihm klar gewesen, was geschehen sein musste. Warum war er nicht bei ihm geblieben? Warum war er lieber Kazuki nachgegangen als ihn zu beschützen und vor diesem Schicksal zu bewahren? Die Fragen quälten ihn und ließen ihn seinen Besuch vergessen, der sich ratlos ansah. Besonders Byou und Manabu tauschten unruhige Blicke, während Yuuki bei dem etwas abseits sitzenden Uruha stand. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er an der Wand und hielt sich ruhig und abwartend. Ihn hob das Ganze offenbar wenig an, denn Kazuki konnte keine Regungen auf seinen Zügen finden, als er ihn ansah. Aber eigentlich war das immer so und er realisierte, dass er niemals dazu im Stande war auch nur zu vermuten, was in ihm vorging. War es ihm egal? Oder machte auch er sich Gedanken und überlegte, wo die drei sich jetzt befinden konnten? Vielleicht dachte er aber auch über etwas ganz anderes nach. »Wo soll dieser Irrsinn eigentlich enden?« Manabu sprach als Erster und verlor deutlich die Geduld. Ihm reichte es schon lange und er wäre am liebsten schon nach Rukis Verschwinden abgehauen. »Wenn das so weiter geht sterben wir alle! Er wird keinen von uns verschonen und irgendwo ins Haus einmauern.« Seine Fantasie ging deutlich mit ihm durch. Er sah sich um, um nochmals sicher zu sein nicht gleich von hinten erdolcht zu werden. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. Sie waren doch noch so jung! Definitiv kein Alter um schon zu sterben. »Beruhig dich. Niemand wird sterben«, sagte Byou und versuchte ruhig zu bleiben. Aber er hatte ja auch nicht Jins Blut gesehen und die kleinen Tröpfen überzeugten ihn bei weitem nicht, dass jemand gestorben war. »Bist du so blind, Byou?«, mischte Atsushi sich mit erschlagener Stimme ein und sah ihn über die Schulter an. »Sie sind alle tot. Alle drei und wir werden sie niemals wieder sehen.« Kazuki wollte bei den Worten das Blut in den Adern gefrieren und ihm stülpte sich schon wieder der Magen um. »Reden Sie keinen Unsinn! Ich bin mir sicher, dass es ihnen gut geht!« Aber Atsushi schnaubte nur abfällig. Einen Moment bekam Kazuki Angst, dass er ihren Fund ansprechen würde, doch er schwieg und setzte sich vor das letzte kleine Überbleibsel seines Sohnes, als wäre es ein Altar, den er ehren musste. Von da an rührte er sich gar nicht mehr. »Mir reicht es!«, zeterte Manabu plötzlich und seine großen Augen drohten aus seinem Kopf zu fallen, so sehr riss er sie auf. Er erinnerte sich sehr wohl an die blutbeschmierte Bodenplatte. »Ich will hier nicht mehr sein! Jin hätte sich nicht gewollt, dass wir hier unser Leben riskieren! Ich will noch nicht sterben!« Die Angst fraß ihn richtig auf und Kazuki kam nicht mehr dazu ihn zu packen und zu beruhigen. Bevor er reagieren konnte, drehte der Schwarzhaarige sich um und rannte davon, zur Tür und hinein in die dunkle Nacht, ohne wirklich zu wissen wo er eigentlich hin wollte. Es war nicht wichtig - er wollte einfach von diesem Ort verschwinden und irgendwo da draußen musste auch noch das Auto stehen - wenn er es nur schnell genug erreichte, konnte er diese Hölle sicher noch rechtzeitig verlassen, bevor auch er das zeitliche segnen musste. »Manabu!!«, schrie Byou und zeriss die Stille. Nur Sekunden später war er schon hinter ihm her. »Du verdammtes Kameradenschwein! Bleib gefälligst stehen!« Das waren die letzten Worte, die Kazuki noch hören konnte. Einen Moment stand er wie paralysiert im Foyer und sah seinen beiden Freunden nach, unfähig zu begreifen, was eigentlich um ihn herum passierte. Es wurde wieder ganz ruhig und niemand regte sich. Allein Uruhas und Yuukis Blick war auch zur Tür gewandert. Kazukis Atem ging schwer und er versuchte zu verarbeiten, dass die beiden gerade geflüchtet waren. Sie überließen ihn seinem Schicksal. Wenn sie den Weg durch den Wald finden würden, wäre er allein. Und hier trieb sich irgendwo jemand herum, der ihnen allen wahrscheinlich nach dem Leben trachtete. Und plötzlich sprintete auch er los. Wie von wilden Tieren gehetzt rannte er Byou und Manabu nach, aber er tat es nicht, weil er mit ihnen fliehen wollte. Sie sollten gefälligst zurückkommen und ihren Freund nicht im Stich lassen! Lieber ignorierte er die Gefahr und warf sich in deren Klauen als Jin zu verraten. Nur knapp hinter sich hörte er, dass noch jemand in die kalte Nacht hinauslief und ein kurzer Blick über seine Schulter zeigte ihm Yuuki. Er folgte ihm? Rasch hatte er aufgeholt. »Bleib stehen, verdammt!«, forderte er und packte Kazukis Arm, aber er wollte nicht hören und riss sich los. Das Tempo steigernd rannte er wieder voran, auch wenn er keine Ahnung hatte, wo seine Freunde hingelaufen waren. Ehe er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, wurde er auch schon umgerissen und machte Bekanntschaft mit dem kühlen und feuchten Waldboden, der ihn gleich begrüßte und den harten Aufschlag etwas abfederte. Etwas schmerzverzehrt keuchte Kazuki dennoch auf und versuchte sich wieder aufzurappeln, aber es ging nicht. Yuuki begrub ihn und sich und hielt seine Handgelenke fest. Er konnte den Matsch und das Moos riechen und noch viel mehr fühlen, wie es ein bisschen versuchte ihn sich einzuverleiben. Solchen engen Kontakt hatte er mit der Natur bisher nicht schließen dürfen. »Lass mich los! Ich kann sie doch nicht einfach abhauen lassen!«, zeterte er und versuchte sich zu befreien. Kurz rangelten sie, bis Kazuki es irgendwie geschafft hatte sich umzudrehen und ihn anzusehen. Einen Moment flammten Byous Worte in seinem Kopf auf und der Verdacht, dass Yuuki hinter all dem steckte. Wenn es wirklich so war, dann war er jetzt an der Reihe und es gab kein Entkommen mehr. Die kalte Angst packte ihn - sollte er sich wirklich selbst ins Chaos gestürzt haben? Aber es kam ganz anders. Yuuki sah ihm nur in die Augen und hielt ihn weiter fest, um nicht eventuelle Schläge abzubekommen. Kazukis Gesicht wurde mäßig vom Mondlicht beschienen und an seinen Wangen klebte etwas Erde und sein Haar stand wild von seinem Kopf ab, die Augen weit geöffnet. Man konnte richtig sehen, wie die Gedanken durch ihn hindurch schossen. Er durfte jetzt nicht verrückt werden! Nun strich Yuukis Hand über eine Wange und hinab zu seinem Hals. Der Rothaarige hielt die Luft an und verkrampfte die Fäuste, aber dann legten sich Lippen auf seine. Es schockierte ihn fast mehr als die Annahme gleich sterben zu müssen. Nur ganz leicht und ohne zwanghaft zu sein versiegelte er Kazukis Mund und ließ ihre Körper Bekanntschaft miteinander schließen, als er sich auf ihn legte und sich ein bisschen an ihn schmiegte. Dieses Gefühl war so überwältigend und erstickend, dass sich ihm jegliches Denken entzog. Yuuki küsste ihn? Jetzt? Das war wirklich makaber, aber Kazuki konnte und wollte nicht reagieren. Unter normalen Umständen wäre sein Herz wohl zu Bestleistungen fähig gewesen und er wurde sich eigenartig sicher, dass Yuuki es nicht gewesen war. Er brachte keine Menschen um - niemals und es war eine Schade, dass er diesen Glauben überhaupt herangezogen hatte. Am liebsten wollte er sich fallen lassen, den Kuss und das Gewicht des Blonden auf sich genießen - aber spätestens der feuchte Untergrund erinnerte ihn an die unangemessene Lage. Jetzt war nicht die richtige Zeit dafür - und ebenso wenig der richtige Ort. Kazuki murrte und drehte den Kopf weg. Er versuchte den Blonden von sich zu schieben und durfte sich endlich aufsetzen. Seine Kleider waren verdreckt und etwas feucht geworden, aber er wollte am liebsten wieder aufspringen und den ganzen Wald durchkämmen, bis er die beiden gefunden hatte. Er würde ihnen schon seine Meinung eintrichtern und sie solange anschreien, bis sie wieder das taten was sich gehörte. Eigentlich war Kazuki schon immer ein diplomatischer Mensch gewesen, aber das würde bei den beiden Hohlköpfen sicher nichts mehr bringen. »Wir sollten zurück gehen«, sagte Yuuki schließlich und stand auf. Dann zog er Kazuki an den Händen auf die Füße und wischte den Dreck von seiner Wange. »Wenn du Jin noch irgendwie helfen willst, dann darfst du nicht auch noch weglaufen.« »Ich will nicht weglaufen!« Kazukis Blick wurde stur. »Ich will, dass sie in meiner Nähe bleiben. Genau dort, wo ich auf die Idioten aufpassen kann.« Eigentlich wusste Kazuki, dass er sie nicht vom Gegenteil überzeugen konnte und Yuuki Recht hatte. Sie mussten zurückgehen und Jin, Ruki und Taa helfen. Eine Frage blieb allerdings hartnäckig in seinem Kopf: wer steckte nun hinter diesem Horror? Wer war so grausam und verging sich an ein paar jungen Menschen, die nur Urlaub machten? Nachdem Yuuki noch eine Weile auf ihn eingeredet hatte gingen sie nun endlich wieder zurück zu Atsushi und Uruha. Die beiden waren noch immer im Foyer und besonders der Hausherr war keinen Millimeter von seinem Ort gewichen. Seine Haltung wirkte demütig und er bewegte sich gar nicht. Und auch Uruha saß auf dem Boden an die Wand gelehnt und hielt sich den Kopf. Die beiden wirkten traumatisiert und gar nicht richtig anwesend und bemerkten auch nicht, dass Kazuki gerade eher wie ein schmutziges Ungeheuer aussah. Scheinbar war es ihnen schon egal, ob mit ihnen das gleiche geschehen würde - was zweifelsfrei möglich war, denn gerade waren sie leichte Beute. Nur Kazuki und Yuuki behielten die Nerven und brachten die beiden ins Esszimmer und verriegelten die Türen zum Flur und zur Küche, nachdem sie auch darin nachgesehen hatten, ob ihnen nicht jemand auflauerte. »Was sollen wir nur tun?«, fragte Kazuki leise und beobachtete die beiden, während er sich dicht an Yuukis Arm drängte. Vier waren sie noch von anfangs neun und er erinnerte sich an den gemütlichen Abend, der ihm jetzt so vorkam, als läge er in weiter Vergangenheit - dabei waren gerade einmal 24 Stunden vergangen. Es war still im Raum und das einzige Geräusch kam von der Uhr über der Küchentür mit dem kleinen Pendel, welches unermüdlich hin und her schwenkte. Für seinen Geschmack war viel zu viel passiert und er kam sich erschlagen vor, als er die Ereignisse nochmals zusammen trug. Plötzlich war er allein und die fröhlichen Gesichter seiner Freunde fehlten ihm schon jetzt. Er sehnte ihre Ausgelassenheit herbei und wie herrlich sie immer miteinander gescherzt und gespaßt hatten. Erst jetzt lernte er diese Zeit wirklich zu schätzen und bereute es sofort, damals nicht intensiver genossen zu haben. Jeder noch so kleine Streit erschien ihm plötzlich als unnütze Zeitverschwendung. Am liebsten wollte Kazuki die Zeiger an der Uhr einfach zurückdrehen und hoffen, dass alles wieder wie vorher war. Nur 24 Stunden brauchte er, um seine Freunde und auch Yuuki zu greifen und diesen Ort auf schnellstem Wege zu verlassen und nie wieder zurück zu blicken. Aber es ging nun einmal nicht. Er konnte gar nichts tun um die Situation zu verbessern - er war hilflos. Nun legte Yuuki den Arm um ihn und zog ihn an sich. Sanft legte er auch den anderen um ihn und strich über seinen schlanken Rücken. »Ich weiß es auch nicht«, wisperte er und hielt Kazuki fest, aus dem die Kraft sich deutlich zu drängen schien. Seine Knie wurden ganz weich und seine Stirn kippte gegen Yuukis Schulter, als er das Bewusstsein verlor und in Ohnmacht fiel. Scheinbar war er sich stärker vorgekommen als er eigentlich war und das alles setzte ihm mehr zu, als er es selbst für möglich gehalten hatte. Nun wurde seine Welt ganz dunkel und verschwamm vor seinen Lidern, die langsam zu fielen. ~*~ Als Kazuki erwachte fand er sich auf dem Boden im Esszimmer wieder. Ein wenig schummrig war seine Welt immer noch und klärte sich nur langsam auf. Er streckte sich, als er bemerkte, dass seine Unterlage lebendig war und plötzlich erschien Yuukis Gesicht über seinem. »Was ist denn passiert?«, fragte Kazuki leise und realisierte, dass sein Kopf auf Yuukis Oberschenkeln lag und ein feuchtes Tuch seine Stirn kühlte. Der Blonde stützte sich mit den Armen nach hinten und sah ihn an. »Du bist umgekippt«, sagte er. »War wohl doch ein bisschen zu viel für dich.« Kazuki nickte leicht und setzte sich auf. Das Tuch klatschte mit einem merkwürdigen Geräusch auf den Boden und er fasste sich an die feuchte Stirn. Sein Schädel brummte gehörig und er fühlte sich wie nach einer durchzechten Nacht mit zu viel Alkohol. Ein leises gequältes Stöhnen entkam ihm. »Wie lange habe ich geschlafen? »Nicht lange.« Mit einem Kopfnicken deutete Yuuki auf die Uhr. »Gerade Mal eine halbe Stunde.« Kazuki kam es viel länger vor, aber seine Augen waren immer noch schwer und am liebsten wäre er gleich wieder zurück auf seinen Schoß gesunken und hätte weiter geschlafen. Allerdings hielt ihn sein eigener Anblick davon ab. Als er an sich hinuntersah erkannte er den vielen Dreck, der an ihm klebte und auch den sonst so hübschen hellen Boden zeichnete. Langsam erinnerte er sich an die Hetzjagd durch den Wald und wie Yuuki ihn umgerissen hatte. Eine Dusche war bitter nötig und er wollte andere Sachen anziehen. »Ich muss duschen«, sagte er und wollte sich schon aufrappeln, aber Yuuki hielt ihn zurück und er landete auf seinem Hintern. »Kommt nicht in Frage - du bleibst hier wo ich dich im Auge behalten kann. Es fehlt mir gerade noch, dass du auch noch entführt wirst.« Es war seltsam - wenn jemand anderes diese Worte an ihn gerichtet hätte, wäre Kazuki mit einem wütenden Schnauben einfach aufgestanden und wäre gegangen. Nun besänftigten sie ihn und schickten ein kleines Lächeln über die Lippen. Yuuki machte sich Gedanken um ihn und das schickte Glücksgefühle durch den Leb des Rothaarigen - sogar in seiner jetzigen Lage. Ein paar Blicke tauschten sie, bis Yuuki ein wenig ergeben seufzte. »Na schön, aber ich begleite dich.« Das raubte Kazuki schlicht weg den Atem. Schon wieder tummelten sich die Bilder in seinem Kopf, wie sie gemeinsam duschten, auch wenn davon gar keine Rede gewesen war. Ein paar Zärtlichkeiten unter der Dusche konnten doch nicht schaden, oder? Immerhin hatten sie noch einander - ganz allein war Kazuki also doch nicht. Atsushi und Uruha blieben mit ihrer Totenblässe zurück und schlossen sich ein, als Yuuki und Kazuki zu dem Badezimmer auf dem Gang gingen, welches neben der Quelle lag. Es war groß und eigentlich für mehrere Personen gedacht. Im hinteren Teil gab es ein paar Duschen, die nicht voneinander abgetrennt waren. Sie wurde durch eine hölzerne Trennwand von dem Bereich abgeschirmt, wo genug Platz war um die Kleider abzulegen und in kleinen geflochtenen Körbchen in den Schrank zu schieben. Es erinnerte Kazuki an die früheren öffentlichen Bäder in der Stadt, allerdings waren die wohl nicht so liebevoll dekoriert gewesen. Hier und da standen kleine Vasen mit bunten Blümchen darin und an der Wand gegenüber befanden sich viele Halterungen für Handtücher und weitere Ablageflächen. Auch eine Bank stand dort. Kazuki drehte sich nun zu Yuuki und zwinkerte ihm zu. »Nicht gucken«, sagte er verschnitzt und konnte für einen Moment ausblenden was geschehen war. »Ich ziehe mich jetzt aus.« Yuuki sah ihm dafür kurz in die Augen, dann drehte er sich tatsächlich um. Sogleich pellte der Rothaarige sich aus der schmutzigen Kleidung und bemerkte natürlich, dass Yuuki einen Blick über seine Schulter warf und ihn sehr wohl betrachtete. Aber Kazuki tat so, als würde er es gar nicht bemerken und ging zu den Duschen. Schon wieder passierte etwas merkwürdiges und er war noch nie so offensichtlich bespannt worden - und niemals zuvor hatte er es so genossen. Er fühlte sich merkwürdig sicher in der Obhut des Blonden und würde ihm wahrscheinlich auch erlauben ihm Gesellschaft zu leisen, doch dieser lehnte sich nun an die Trennwand und verschränkte die Arme vor der Brust. So konnte er es definitiv sehen, wenn sie überrascht werden würden und Kazuki konnte in Ruhe seiner Körperhygiene nachgehen. Ausgiebig duschte er nun und schaltete ein wenig ab. Das warme Wasser fühlte sich gerade einmalig zärtlich auf seiner Haut an und er plante nicht sich jetzt der Hast hinzugeben. Gründlich wusch er sich den Schmutz vom Leib und aus den Haaren und schloss dabei die Augen. Ein wenig komisch fühlte es sich schon an zu wissen, dass der Mann, den er begehrte so nah war. In der ganzen Hektik war Kazuki noch nicht einmal dazu gekommen zu verdauen, dass Yuukis Lippen schon auf seinen gelegen hatten. Ein erster zarter Kuss in der freien Natur, dazu sein Blick auf Kazukis nackten Körper… In seinem Magen kribbelte es aufgebracht und die buchstäblichen Schmetterlingen kitzelten mit ihren Flügeln einfach schrecklich. Wie sehr wünschte er sich doch, dass alles gut ausging, er seine Freunde bald wieder um sich haben durfte und auch in Sachen Liebe endlich einmal Glück hatte. Mit ihm… diesem einzigartigen Mann, der auf ihn wie ein Magnet wirkte. Er konnte sich dieser Anziehungskraft nicht entziehen. Am liebsten würde er ihn jetzt um sich haben und sich seinen Armen hingeben, darin versinken und ein wenig zärtlich mit ihm sein. Natürlich war der Moment nicht der Richtige und er verabschiedete sich schnell von seinen romantischen Gedanken. Was war er nur für ein schlechter Freund jetzt überhaupt an so etwas denken zu können? Schließlich drehte Kazuki das Wasser ab und sah sich um - und es gab keine Spur von seinem Handtuch. Das war ja wieder einmal typisch! »Yuuki? Könntest du mir bitte ein Handtuch geben?«, bat er ohne Hintergedanken. Lange musste er nicht warten, bis Yuuki mit geschlossenen Augen näher an ihn heran trat, in den Händen das weiche, weiße Handtuch. Es war bereits entfaltet und wartete nur darauf, dass Kazuki sich hinein hüllte. Dieser Anblick entzücke ihn und schmückte seine Lippen mit einem seichten Lächeln. Er ging zu ihm, ließ sich das Handtuch umlegen und schob die Arme verhalten um Yuukis Hals. »Bitte sag jetzt nichts«, bat er leise und schmiegte sich an den großgewachsenen Blonden. Was sollte er nur fühlen? Zuneigung? Sorge um seine Freunde? Angst um sein eigenes Leben? Mitgefühl für die Anderen? Es war einfach viel zu viel für ihn und quetschte seine Emotionen so nah zueinander, dass er sie kaum noch auseinander halten konnte. Wie einsam er eigentlich war, begriff er erst jetzt und suchte nach einem kleinen bisschen Halt und Wärme von einem anderen Menschen. Konnte er das von Yuuki bekommen? Ausgerechnet von einem Mann, der als unterkühlt und distanziert galt? Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als seine großen Hände über Kazukis Rücken strichen und ihn fest an sich drückten. Dennoch fiel das Handtuch einfach auf den Boden und entblößte den schlanken Rothaarigen. Es war ihm egal ob er nackt war oder nicht und er genoss es bei Yuuki zu sein, ihn zu riechen und zu spüren. Wie lange sehnte er sich wohl schon danach? Nun streichelte er Yuukis Nacken und seufzte kaum hörbar. Wahrscheinlich wäre er einfach umgefallen, wenn er nicht weiter gehalten worden wäre und versuchte sich noch etwas mehr an ihn zu schmiegen. Minutenlang standen sie einfach nur da, streichelten verhalten, ja fast schüchtern und erkundeten ohne hinzusehen über Hals, Schultern und Rücken. »Danke… dass du da bist«, flüsterte Kazuki an Yuukis Hals und strich mit der Nase und den Lippen darüber. Er konnte das leicht herbe Parfüm riechen und genoss die Zweisamkeit ganz ohne Hintergedanken. Dies wurde aber etwas gestört, als Yuukis Finger tiefer wanderten und sich an seinen Po legten. Sofort drückte Kazuki sich fester an ihn heran und bemerkte, wie die Finger ihn noch etwas mehr umfassten. Es war eigenartig das jetzt zu fühlen. »Nicht…« Kazukis Stimme war leise und unsicher, als wüsste er selbst nicht, was er eigentlich wollte und war verunsichert, ob er es nicht eigentlich gern hatte da angefasst zu werden. Natürlich war es schön auch dort berührt zu werden! Aber konnte er denn jetzt und hier mit ihm so weit gehen? Kazukis Herz schlug merklich schneller und er fragte sich, ob er die Vernunft siegen lassen sollte, wenn es ernst werden würde. Ein wenig zog der Rothaarige den Kopf nun aber zurück und sah den Größeren an. Wieder einmal konnte man absolut nichts auf seinem Gesicht ablesen. Seine kühnen braunen Augen musterten ihn ohne Regungen und wenn er nicht gelegentlich blinzeln würde, hätte Kazuki wohl angezweifelt, ob er überhaupt echt war. Wollte Yuuki überhaupt mit ihm schlafen? Oder hatten seine Hände sich nur verirrt? Dieses Denken war naiv und dumm - eigentlich war ihm das klar. »Es tut mir leid«, sagte Yuuki höflich, aber seine Hände bewegten sich keinen Millimeter. Stattdessen zogen sie ihn noch etwas näher, sodass ihre Lippen sich fast berührten. Kazuki schluckte hart und ließ die Augen fast zufallen. Jetzt geriet er wirklich durcheinander und wusste nicht mehr, was er denken sollte. »Du solltest dir etwas anziehen«, wisperte die dunkle Stimme an seinen Mund. »Nicht, dass du dich erkältest.« Eine Gänsehaut breitete sich auf Kazukis Rücken aus und schließlich küsste Yuuki ihn kurz und kaum spürbar. Wie eine zarte Feder legten sich seine Lippen auf die des Rothaarigen und verschwanden ebenso unbemerkt wie sie gekommen waren - genauso wie zuvor im Wald. War das überhaupt passiert oder nur Wunschdenken? Schließlich löste Yuuki den klammernden Griff und hob das Handtuch auf, um es Kazuki umzulegen. Es war ein wenig durchgeleuchtet und ließ ihn frösteln. Yuuki trocknete nun die letzten kleinen Tropfen von seiner Haut - Kazuki stand nur bewegungsunfähig da. Er war wirklich vollkommen durch den Wind und glaubte, dass sein Hirn jegliches Arbeiten eingestellt hatte. Er war überfordert und die ständige Anwesenheit des Blonden machte es nicht wirklich besser. Wie konnte er sich jetzt nur so diesem Mann hingeben? Er hatte doch ganz andere Sorgen - nicht zuletzt Atsushi und Uruha, die besser nicht zu lang allein zurück bleiben sollten. Wenigstens er sollte doch den Kopf auf den Schultern behalten und stark sein! Und ausgerechnet jetzt wurde er schwach und von seinen Gefühlen und seiner heftigen Zuneigung übermannt. So etwas empfand man nicht jeden Tag und Kazuki konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals zuvor vorgekommen war. »Ich begleite dich in dein Zimmer - du kannst schlecht nur in ein Handtuch gekleidet zurück gehen.« Yuukis Worte rissen Kazuki aus seinem tranceähnlichen Zustand. Kurz sah er in seine dunklen Augen und nickte. Seine Wangen glühten fürchterlich und er schaffte es nicht dieses Brennen zu unterdrücken. Wie peinlich… Gemeinsam gingen sie nun zu Kazukis Zimmer, stets darauf bedacht in jeden Winkel zu spähen, ob dort nicht jemand auf sie lauerte. Nichts. Gar nichts außer merkwürdige Schatten, begleitet von ihren leisen, schnellen Schritten, die von den Matten regelrecht verschlungen wurden. In Kazukis Zimmer zog der sich rasch das Erstbeste an, was er finden konnte, dann schlichen sie auf schnellstem Wege zurück in das Esszimmer. Man beschloss recht schnell das Nachtlager dort aufzuschlagen und zusammen hinter verriegelten Türen zu bleiben. Erst am nächsten Morgen würden sie weiter suchen. Aber wonach suchten sie eigentlich noch? Bereits zwei Mal hatten sie das gesamte Haus auf den Kopf gestellt und jeder weitere Fund schenkte ihnen nicht unbedingt ein gutes Gefühl. Dennoch - irgendwo mussten sie sein und Kazuki würde das Anwesen nicht eher verlassen, bevor er Jin nicht gefunden hatte. Tot oder lebendig. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)