Walkabout von Yamato_ (Mein Beitrag zur 8.Taito-Challenge) ================================================================================ Epilog: On My Way ----------------- “Das ist ja wieder mal so typisch,“ schimpfte Taichi und ließ sich zurück in die Kissen fallen. “Die ganzen Ferien darf ich hier rumhängen und wenn sie mich dann wieder rauslassen, fängt die Schule an. Das ist – wie nennen sie das in Amerika? Ihr wisst schon, das was Mimi-chan immer sagt.“ “Seelische Grausamkeit,“ erklärte Jou, welcher am Fenster lehnte, da die beiden Stühle im Krankenzimmer schon von Sora und Koushirou belegt waren. “Aber sei lieber mal froh, dass du überhaupt so schnell wieder auf den Beinen bist. Mein Bruder sagt...“ “Bla, bla, bla. Mir reicht schon dein schwarzseherisches Geschwafel, da muss ich mir nicht auch noch das von deinen Brüdern anhören. Tschuldige, das war grad nicht nett von mir. Ich bin nur so furchtbar hibbelig, weil ich endlich hier raus will. Keks?“ Mit einem Unschuldsblick, der kein Wässerchen trüben konnte, deutete Taichi auf die stets gut gefüllte Keksdose auf seinem Nachttisch. Sich selbst steckte er auch gleich einen in den Mund. “Schon in Ordnung,“ winkte Jou ab. “Warum nützt du die Zeit nicht einfach, um dich auf den Unterricht vorzubereiten? Deine Zensuren würden es dir danken.“ “Also sooo gemein war ich jetzt auch wieder nicht zu dir, dass du mich gleich quälen musst.“ Erneut folgte ein Griff zur Keksdose, bis Sora aufstand und sie mit energischem Griff vom Nachttisch nahm. “Taichi, was du dir jetzt anfutterst, darfst du dir alles mühsam wieder abtrainieren. Du sollst schließlich mit dem Ball spielen und nicht selbst als einer übers Feld rollen.“ “Ich würd’ ja trainieren, wenn ich dürfte,“ murrte Taichi. “Los, Leute, erzählt mir was. Irgendwas Spannendes. Habt ihr inzwischen wieder mal versucht, Agumon reinzuschmuggeln, oder habt ihr aufgegeben, nachdem diese Schwester auf’m Weg zum OP in Ohnmacht gefallen ist?“ “Taichi-san, das war keine Schwester, das war die Anästhesistin und sie war glücklicherweise nicht auf dem Weg zu einem Patienten...“ Ein Klopfen an der Tür ließ die Gruppe aufhorchen und einen Augenblick später steckte Hikari ihren Kopf zur Tür herein. “Onii-chan.“ “Hey, Schwesterchen.“ Taichi zog verwundert die Augenbrauen hoch. “Du hast mich doch heute morgen schon besucht. Ich meine, nicht dass du mich nicht auch zweimal am Tag besuchen dürftest, aber ich dachte, du wolltest noch zu Takeru. Ist irgendwas passiert?“ “Na ja, nicht direkt,“ druckste Hikari herum. “Es ist nur, ich war zwischendurch noch mal zu Hause und du hast Post bekommen. Und da dachte ich, ich bring’ sie dir vorbei.“ “Echt? Von wem denn?" Neugierig guckte Taichi auf den dicken braunen Briefumschlag, den seine Schwester in den Händen hielt.“ “Es steht kein Absender drauf,“ entgegnete diese und mit einem Mal schien sich die Stimmung im gesamten Raum zu verändern. Jou starrte nachdenklich aus dem Fenster, Koushirou verfolgte mit aufmerksamem Blick eine Fliege an der Wand und Sora verließ mit einem knappen “Bitte entschuldigt mich!“ das Zimmer. “Das Einzige, was ich sicher weiß ist, dass eine Kassette in dem Umschlag sein muss. Ich habe sie durch die Wattierung hindurch gespürt,“ sagte Hikari, deren Wangen sich leicht gerötet hatten. “Eine Kassette?“ fragte Taichi entgeistert. “Und wo in aller Welt soll ich einen Kassettenrecorder hernehmen? Werden die Dinger heutzutage überhaupt noch hergestellt? Oder müssen wir die zwischen Dinosaurierknochen ausgraben?“ „Taichi-san,“ Koushirou hatte sich als erster wieder gefangen. “Ich verspreche dir, ich besorge dir einen Kassettenrecorder und wenn ich dafür ganz Tokio absuchen muss.“ * * * Taichi – Ich hab‘ versucht, dir einen Brief zu schreiben, hab‘ ihn aber immer wieder zerknüllt und weggeworfen und irgendwann wurde mir das zu blöd und deshalb spreche ich auf Band, so kann ich wenigstens nicht wieder alles wegwerfen und von vorn anfangen. Tschuldige, dass ich grad nur ‘nen alten Kassettenrecorder habe, ich hoffe, du kannst das Band irgendwie abspielen. Die nächste Aufnahme mach‘ ich dann ordentlich am PC. “Wenn ich überhaupt Lust habe, mir deine nächste Aufnahme anzuhören, du Volltrottel,“ maulte Taichi leise und umklammerte sein Kissen. Erstmal, ja, ich hab‘ mein Versprechen gehalten und ich halte es immer noch. Ich verkrieche mich nicht. Ich habe mittlerweile schon so viele unterschiedliche Leute getroffen und so viel Neues kennengelernt, aber auch einiges über mich selbst rausgefunden. Wahrscheinlich stimmt das alte Sprichwort, dass man auf jeder Reise sich selbst begegnet. Ich weiß nicht, ob du Zeit und Lust hast, mir zuzuhören, aber ich riskiere es einfach mal und erzähle dir, was ich so erlebt habe. Wenn du keinen Bock mehr auf mein Gelaber hast, kannst du mich ja jederzeit abstellen. Jedenfalls, ich war in Indien und Meena hat mir eine SMS mit einer Wegbeschreibung zu ihrem Dorf geschickt, aber ich…. ‘Wäre schön, wenn ich dich so einfach abstellen könnte,‘ dachte Taichi und ließ sich in die Kissen zurücksinken. Aber der Yamato in seinem Herzen war, anders als der Yamato auf dem Tonband nicht so einfach durch einen Knopfdruck loszuwerden. Wie dem auch sei, Zeit hatte er jedenfalls genug. Er kuschelte sich unter die Decke, schloss die Augen und hörte einfach nur Yamato‘s Stimme zu. Mit geschlossenen Augen ließ sich sogar vergessen, dass der Urheber dieser Stimme Hunderte von Kilometern weit weg war und er konnte sich statt dessen ausmalen, dass er hier neben ihm an seinem Bett saß und dass er nur die Hand auszustrecken bräuchte, um ihn zu berühren. …habe zuerst nicht verstanden, warum ich dir so etwas versprechen soll, aber du kennst mich einfach besser, als ich mich selber. Als ich zu dieser Reise aufgebrochen bin, bin ich nur vor meinen Problemen davon gerannt, aber du hast meiner Reise einen Sinn gegeben und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Und um genau das auszudrücken hab‘ ich jetzt ein ganz besonderes Geschenk für dich, Taichi… Als die ersten Akkorde der Gitarre erklangen, wusste Taichi nicht, ob er sich freuen oder gleich in Tränen ausbrechen sollte. Yamato’s Lied brachte eine Flut von Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen mit sich, aber letztendlich überwog doch die Freude darüber, dass er endlich einen Zugang zu Yamato’s Herz gefunden hatte. Dies war nicht das Lied eines verzweifelten Wanderers in der Dunkelheit, dies war das Lied eines reisenden Abenteurers, der sich darauf freute, nach Hause zu kommen. Tell everybody I'm on my way New friends and new places to see With blue skies ahead, yes I'm on my way And there’s nowhere else I'd rather be Tell everybody I'm on my way And I'm loving every step I take With the sun beating down, yes I'm on my way And I can't keep this smile off my face Cause there’s nothing like, seeing each other again No matter what the distance between And the stories we tell, will make you smile Or really lifts my heart So tell 'em I'm on my way New friends and new places to see And to sleep under the stars and could ask for more With the moon keeping watch over me Not the snow nor the rain, can change my mind The sun will come out, wait and see And the feeling of the wind In your face can lift your heart So tell 'em I'm on my way… “Hey!” protestierte Taichi, als sich plötzlich mit einem Klacken das Band abschaltete. Bei der nächsten Aufnahme sollte Yamato wohl darauf achten, dass am Ende der Kassette noch genügend Platz war. “Na ja, vielleicht willst du den Rest vom Lied lieber live hören,“ schlug Yamato vor. Er nahm seine Finger vom Ausschaltknopf des Recorders um stattdessen die Gitarre auszupacken. ~Owari~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)