Das Shakespeare-Experiment von abgemeldet (oder der Widerspenstigen Zähmung (Seto x Joey)) ================================================================================ Kapitel 32: Und zum guten Schluss... ------------------------------------ Siebter Aufzug 1. Szene Es treten auf: Joey und Seto "Ich sehe keinerlei Veranlassung diesem Kindergarten die Entwicklungen meines Privatlebens mitzuteilen." sage ich und es ist mein Ernst. Wheeler verzieht missbilligend den Mund. "Aber dieser Kindergarten sind meine Freunde." vernehme ich seine trotzige Stimme und verdrehe unwillkürlich die Augen. "Das ist mir bekannt." erwidere ich trocken. "Dennoch..." "Gute Freunde erzählen sich alles." fällt er mir ins Wort und ich verdrehe abermals die Augen. Als wäre das wirklich ein Argument, dass ich gelten lassen würde. "Du wirst es Mokuba doch auch sagen, oder?" Er sieht mich fragend an. "Mokuba ist etwas anderes." sage ich ernst und ahne schon, was als Nächstes kommen wird. "Wieso ist er was anderes? Er ist dein Bruder gut, aber er ist auch dein bester Freund." entgegenet er und fügt hinzu: "Und dein Einziger, aber dafür kann ich ja nichts." Ich seufze. "Ich habe keineswegs vor, diese Angelegenheit publik zu machen." beharre ich und er schüttelt den Kopf. "Ich will ja auch keine Anzeige in der Zeitung aufgeben oder so... Schon klar, dass wir das nicht an die große Glocke hängen. Darauf bin ich auch nicht scharf! Ich hab auch nen Ruf zu verlieren." meint er und gestikuliert unkoordiniert mit seinen Händen vor mir rum. "Welchen Ruf?" Ich kann mir die Gegenfrage nicht verkneifen, aber er ignoriert sie einfach und fährt mit seiner Rede fort: "Ich will es nur meinen Freunden sagen. Das ist alles. Ich meine, denen ist schon aufgefallen, dass ich die letzten Tage komisch war..." Er bricht ab und sieht mich erwartungsvoll an. Ich sage nichts, was ihn zu überraschen scheint. Aber dieses Bonmont wäre eindeutig zu leicht und in Anbetracht unserer neuen Lage, ist es vielleicht auch angebracht, mir solche Kommentare ab und an zu verkneifen. Sein Blick behält noch kurz seine Skepsis und ich sehe ihn ruhig und geduldig an. "Na, jedenfalls will ich es ihnen sagen und ich denke, das ist auch nur fair." meint er weiter und ich frage mich ernsthaft einen Moment, was genau daran fair sein soll, die Änderung unseres bisherigen Modus mit diesem Kindergarten zu erörtern. "Ich meine, wenn wir jetzt... also, wenn wir jetzt... das sind, dann werden wir ja wohl auch Zeit miteinander verbringen." Fragend sieht er mich an und gleicht wieder einem tapsigen, kleinen Welpen. Dieser Hundeblick ist einfach... Ich seufze. "Grundsätzlich stimme ich dir zu." hebe ich an und ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. "Wir werden wohl zukünftig Zeit miteinander verbringen, aber..." Er fällt mir erneut ins Wort. "Und dafür brauche ich doch eine Erklärung." sagt er. "Ich kann mich ja nicht immer her schleichen oder hast du dir das so gedacht?" Wenn ich ehrlich bin, ich habe mir bislang noch gar nichts gedacht. Aber ich muss zugeben, dass er mit diesem Punkt etwas anspricht, dass es natürlich zu bedenken gilt. Diese veränderte Situation zwischen uns, wird ihre Konsequenzen haben, ergo wird sich das auf unseren Alltag auswirken. "Also, ich will auf keinen Fall, dass wir so ein komisches Versteckspiel führen. Ich weiß nämlich genau wie das dann aussehen wird!" redet er schon weiter. "Ich werde derjenige sein, der sich in Schränken verstecken oder aus dem Fenster klettern muss..." Er redet noch weiter, aber ich höre ihm nicht mehr zu. Ich verstehe augenblicklich nur Bahnhof und ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Gut, das ist nichts neues und vermutlich auch besser, dass ich das nicht nachvollziehen kann, aber die Gedanken, die er sich gerade macht, irritieren mich doch außerordentlich. "Wheeler." sage ich und er hält schlagartig inne. "Keiner von uns wird sich in Schränken verstecken oder aus Fenstern springen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, von was du überhaupt redest." Er hält in seinen Bewegungen inne und starrt mich an. Abschätzend und irgendwie auch... naja, fasziniert. Schlagartig bekomme ich ein unbehagliches Gefühl. Als wäre ich ein Insekt unter einem Mikroskop. Ich seufze. "Ist es dir tatsächlich so wichtig, diese... Sache deinen sogenannten Freunden zu erzählen?" frage ich schließlich. Er nickt. "Damit wir uns richtig verstehen, dass sich unser Modus verändert hat, heißt nicht zwangsläufig, dass sich meine Einstellung gegenüber Muto und dem Rest der Bande geändert hat." Ich glaube, das sollte ich doch einmal ausdrücklich betonen. Nicht, dass er oder der Rest des Kindergartens noch auf den Gedanken verfällt ich würde mich nun ihrer Weltrettungsorganisation für Zwerge anschließen. Ich mag mich zwar damit abgefunden habe, dass ich aus irgendeinem unerklärlichen und abnormen Grund eine Schwäche für dieses Hündchen habe, doch das heißt eben nicht, dass diese sich auch auf seine Zwergenbande erstreckt. "Keine Sorge, das hätt ich auch nicht gedacht." Er grinst und ich seufze wieder. Gut, in der Hinsicht verstehen wir uns also. "Ich will auch gar nicht, dass du jetzt einen auf Friede-Freude-Eierkuchen machst. Das passt nämlich nicht zu dir und das wäre echt mal... merkwürdig und naja, das Ding zwischen uns ist schon merkwürdig genug." Ich nicke. Auch hier gehen wir Konsens. Die Tatsache, dass ich Wheeler inzwischen lieber küssen möchte als ihm den Hals umzudrehen, verwirrt mich nämlich noch immer. "Nun gut... " Er sieht mich erwartungsvoll an. "Wenn du es dem Kindergarten unbedingt mitteilen musst, dann tu es, aber sag ihnen auch gleich, dass ich keineswegs geneigt bin Gespräche - gleichgültig welcher Art - mit ihnen über dieses Thema zu führen!" erkläre ich entschieden. Ich kann mir schon vorstellen wie der Haufen reagieren wird, wenn sie den ersten Schock verdaut haben. Ich höre schon Gardners Stimme irgendetwas infantiles kreischen und sehe Mutos viel zu große, strahlende Augen. Er lacht. "Spinnst du?" fragt er mich ernsthaft. "Hey, ich hab auch keinen Bock darauf, mit ihnen über dich zu reden. Das Ganze ist schon bizarr genug, da kann ich Teas romantische Anwandlungen echt nicht gebrauchen. Ich will mir jetzt schon nicht wirklich vorstellen wie Tristan reagieren wird und überhaupt..." Ich beginne meine Schläfen zu massieren. "Was hast du?" fragt er und sieht mich besorgt an. Ich mache eine wegwerfende Geste. "Mir wird gerade bewusst, dass diese Sache nicht ganz so simpel ist, wie es vielleicht erscheinen mag." erwidere ich und er grinst. "Als wenn die Dinge zwischen uns jemals simpel sein könnten!" entgegenet er lässig. "Und diese Sache... also, dass läuft auf so was wie ne Beziehung raus, wenn wir am Ball bleiben." Ich erstarre schlagartig. Beziehung? Oh Gott, es wird immer schlimmer. "Hey, mir gefällt das Wort auch nicht in Verbindung mit dir, aber es klingt immerhin besser als diese Sache, oder?" meint er und seine braunen Augen funkeln. Bedauerlicherweise hat er Recht. Weder Sache, noch Beziehung klingen wirklich passend, aber mir fällt gerade auch keine andere Bezeichnung ein. "Beziehung." wiederhole ich das Wort gedehnt und gehe in Gedanken mögliche Synonyme durch. "Hm." Bekanntschaft, Verhältnis, Kontakt, Umgang, Verkehr, Band, Bindung, Problematik, Kuriosum, Affäre, Zwischenfall, Episode, Sachverhalt, Phänomen, Abenteuer, Umstand, Ding, Problem, Intermezzo, Zwischenspiel, Sensation, Gegenstand, Kasus Kuriosum wäre wohl noch das Treffenste. "Wie wäre es mit Verhältnis?" frage ich unsicher und er legt den Kopf schief, um zu überlegen. Schließlich nickt er. "Ja, das klingt in Ordnung." sagt er und ich atme erleichtert auf. Immerhin dieser Punkt wäre damit geklärt. Vorerst. "Und wie stellst du dir unser Verhältnis nun vor?" fragt er und ich kann nicht anders, ich zucke mit den Schultern. Aber ich habe auch nicht die leiseste Kenntnis darüber, wie ich mir so etwas vorstelle. Bis vor kurzem ging ich auch noch davon aus, dass ich mich nie mit solchen Dingen auseinander setzen müsse. "Gut, dann sag ich dir, wie ich mir das vorstelle." Das habe ich befürchtet. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und atme tief durch. Wheeler schickt sich bereits an seine Rede wieder aufzunehmen. "Als erstes sagen wir es den anderen. Dann werden die auch verstehen, wenn wir uns zukünftig anders verhalten." Ich stöhne instinktiv auf. Habe ich richtig gehört? Wir sagen es den anderen? Wir? Ach ja, scheinbar gibt es jetzt dieses abstrakte Wir. Mein Magen zieht sich augenblicklich zusammen. "Und dann... naja, dann genießen wir einfach, würd ich sagen." Er zuckt mit den Schultern. "Ich meine, darum geht es doch bei nem Verhältnis. Dass man Spaß zusammen hat und so." Ich schlucke. Woher soll ich das wissen? Langsam, aber seltsam zielsicher kommt er auf mich und ehe ich mich versehe platziert er seinen Hintern auf meinem Schreibtisch. "Spaß werden wir schon haben, Seto." meint er vergnügt. Ich sehe ihn skeptisch an. Ich weiß nicht genau was er unter Spaß versteht, ich habe allerdings eine leise Vorstellung davon. Was mich anbelangt... Spaß war bislang keine meiner Prioritäten. Ich befürchte, auch daran wird sich zukünftig etwas ändern. "Deal?" fragt er. Ich nicke. "Deal." brumme ich. "Dann kommst du mit zu Yugi und den andern?" fragt er noch einmal nach. Also hat er das Wir vorhin ernst gemeint. Ich verdrehe die Augen und stöhne. "Wenn´s sein muss." Er nickt entschieden und wuschelt mir dann spontan durch die Haare. Ich reiße die Augen auf und presse bissiges "Wheeler." hervor. Köter lag mir allerdings auf der Zunge. "Kaiba." entgegnet er feierlich und bevor ich noch etwas sagen kann, beugt sich das Hündchen zu mir und verschließt meine Lippen mit einem Kuss. Somit steht es elf zu neun. Ich werde bei nächster Gelegenheit nachziehen müssen. Gleichstand ist das Mindeste, was zwischen uns herrschen muss. Wobei... eigentlich müsste ich die Führung übernehmen. Das gedenke ich auch zu tun. Sobald ich dieses peinliche Gespräch mit Muto und Co. hinter mir habe und der Spaß anfangen kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)