Das Shakespeare-Experiment von abgemeldet (oder der Widerspenstigen Zähmung (Seto x Joey)) ================================================================================ Kapitel 12: Ein Wintermärchen ----------------------------- Dritter Aufzug 5. Szene Es treten auf: Joey, Mokuba, Yugi, Roland und Tristan Joey Er hat meinen Namen gesagt. Kaiba hat meinen Namen gesagt. Ich hätte nicht gedacht, dass er ihn überhaupt kennt. Aber er hat ihn tatsächlich gesagt. Leise, als er mich zur Tür gebracht hat. Und es war ihm anzusehen, dass es ihn Kraft kostet. Und wieder sehe ich Seto Kaiba vor mir, die Lippen fest aufeinander gepresst, mit leicht bebenden Schultern. Seine Wangenknochen bewegten sich und dann kam mein Name über seine schönen Lippen. Ich schlucke. Schöne Lippen? Huch. Ähm, aber naja... bei genauer und objektiver Betrachtung, ja, er hat einen schönen Mund, zumindest wenn er ihn nicht gerade spöttisch verzieht oder die Lippen so schmal werden und alles Blut aus ihnen weicht. Er hat tatsächlich meinen Namen gesagt. Ich fasse es noch immer nicht. Das ist... das ist unglaublich! Zum ersten Mal war ich nicht Wheeler, Köter, die erbärmliche Töle... Er hat mich Joey genannt und er hat mich glaube ich auch so angesehen, als Joey. Natürlich bin ich Joey und ich war ja auch immer ich, aber es war als würde er das auch wirklich registieren. Wow, Wunder gibt es tatsächlich. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal erlebe. Gut, ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mal freiwillig zu Kaiba gehe und es auch noch überlebe. Oder dass ich von seiner heiligen Tafel speisen darf... Unglaublich. Ich habe echt mit Seto Kaiba zu Abend gegessen und es war nicht schlimm. Nein, es war sogar gut, das Essen war natürlich fantastisch, aber hey, was anderes kommt bei Kaiba sicher nicht auf den Tisch. Und wäre ich nicht so nervös und angespannt gewesen, die Atmosphäre wäre sogar angenehm erschienen. Das glaubt mir kein Mensch! Aber wer würde mir auch glauben, dass dieser eiskalte Mistkerl sich in mich verliebt hat? Nun weiß ich es aber sicher. Ich hab es ihm angesehen. Eindeutig Zeichen, zumindest wenn Tea´s Behauptungen auf dem Gebiet stimmen. Er wurde verlegen, konnte meinem Blick nicht stand halten, hat sogar anders geredet als sonst... Es ist offensichtlich! Kaiba ist tatsächlich verliebt - in mich. Und dieses Gefühl setzt ihm scheinbar echt zu. Armer Kaiba, unerwiderte Liebe ist grausam, davon kann Yugi ein Liedchen singen... STOPP! Moment mal... armer Kaiba? Hm. Naja, er tut mir schon irgendwie leid... muss echt die Hölle für ihn sein und mich dann auch noch um sich haben zu müssen. Und morgen muss ich wieder hin... Ich seufze unwillkürlich und sehe ihn wieder vor mir. Kaiba, ohne Mantel, nur mit diesem schwarzen Rolli. Kaiba, der schmächtig wirkt und nicht mehr so unnahbar. Kaiba, dessen Augen so unglaublich blau und tief sind und die mich traurig ansehen. Er hat schöne Augen, aber das habe ich ja schon eingeräumt. Und er hat schöne Lippen. Genau genommen haben die Hühner an der Schule schon irgendwie Recht. Er hat was. Eindeutig. Und wenn er diese In-den-Staub-Unwürdiger-Aura nicht an den Tag legt, dann ist er sogar verdammt heiß. Ich verschlucke mich gerade fast an meinem Kaugummi. Kaiba - sexy und heiß Ich glaube meine Wangen fangen schon wieder an zu brennen. Vernebelt mir mein Mitgefühl etwa den Verstand? Noch während ich darüber nachzudenken versuche und mich insgeheim vor einer Antwort auf diese Frage fürchte, da sie keinesfalls was gutes verheißen wird, bremse ich so ruckartig, dass ich fast vom Rad falle. Ich komme so schnell zum stehen, dass ein Ruck durch meinen ganzen Körper geht und doch starre ich fest auf einen bestimmten Punkt. Etwa zehn Meter von mir entfernt, hält gerade Kaibas Limousine. Ich erkenne sie direkt, denn auf dem Kennzeichen prangert natürlich sein Logo. KC Aber dieser Umstand würde mich nicht wirklich irritieren und hätte mich auch keineswegs dazu gebracht, meine Fahrt so erprubt zu beenden. Nein, das wirklich interessante ist, dass Yugi am Gehweg steht und scheinbar auf die Limousine gewartet hat. Ich sehe wie ein freudiges Lächeln auf dem Gesicht meines Freundes erscheint als Roland Mokuba Kaiba die Tür des Wagens öffnet und der Kleine hervor kommt. Die beiden Zwerge stahlen sich an und Kaibas Assistent schließt die Wagentür. Die haben sich verabredet. Dieser Gedanke kommt mir schlagartig in den Sinn. Das ist kein zufälliges Treffen. Ich bin mir sicher. Mokuba und Yugi treffen sich nicht einfach so und nach dem Gespräch bei Yugi zuhause, kann ich mir auch denken wieso. Instinktiv steige ich von meinem Rad ab und lehne es an einen der Ahornbäume, welche diese Allee hier säumen. Die Beiden sehen mich nicht und auch der Assistent scheint mich nicht zu bemerken. Ohne zu wissen was ich da eigentlich tue, gehe ich hinter einem Wagen in Deckung und beobachte das Szenario auf der anderen Straßenseite. Bestimmt will Mokuba mit Yugi über Kaiba reden. Ich frage mich, was der Kleine ihm zu sagen hat. Und ja, ich bin neugierig. Immerhin geht es ja auch um mich! Das ist auch der Grund, warum ich die Chance nutze hinter einer Frau mit Kinderwagen versteckt auf die andere Seite zu gelangen. Mokuba und Yugi sind inzwischen ein Stück gegangen und Roland folgt ihnen in einigem Abstand. Ich springe gerade noch rechtzeitig in einen Busch als der Assistent plötzlich den Kopf wendet. In dem Busch verweile ich auch erstmal, meine Zielpersonen schlagen den Weg zum Park ein und steuern unmittelbar auf eine der Bänke zu. Derweil spüre ich unsanft Äste in meinem Rücken. Verdammt. Warum tue ich das hier auch? Jetzt schlage ich mich wegen dem ollen Kaiba schon in Büschen herum. Wenn der mich so sehen könnte... Immerhin hab ich ein klein wenig Glück, denn Mokuba und Yugi lassen sich auf einer Bank in unmittelbarer Nähe nieder. "Ach Yugi, ich mache mir echt große Sorgen um Seto." Mokuba klingt so traurig, dass es mir einen Stich versetzt. "Was ist denn los?" fragt mein Freund zaghaft. Mokuba seufzt. "Gestern war Joey bei uns... Seto sollte ihm bei den Aufgaben helfen, das hat eure Lehrerin so bestimmt." Yugi nickt. "Ja, das habe ich mitbekommen, ich dachte nur, dass Kaiba... naja, dass dein Bruder sich irgendwie da heraus winden würde." Mokuba nickt. "Ich verstehe auch nicht, warum er es nicht gemacht hat. Immerhin setzt es ihm so zu Joey zu sehen und dann auch noch alleine mit ihm zu sein, das ist ja noch schlimmer." Yugis Blick ist ernst und ich schätze, er denkt an Tea. Er wird wohl sehr gut verstehen, wie es Kaiba in dem Moment gegangen ist, schließlich macht er das Gleiche durch. Die Äste stechen mir immer noch unsanft in den Rücken, aber ich schaffe es mich nahezu lautlos in eine andere Position zu drehen, die zumindest ein wenig bequemer ist. Zum Glück steht Roland weiter abseits und kann mich in dem Busch nicht sehen. "Hat Kaiba etwas gesagt?" will Yugi wissen. Mokuba schüttelt den Kopf. "Nein, aber er war gestern total angespannt... Ich hab dann auch noch Mist gebaut und Joey gebeten doch zum Abendessen zu bleiben. Ich glaube, das hätte ich nicht tun sollen, aber ich hab gar nicht mehr daran gedacht, dass..." Der Kleine senkt den Blick. "Schon gut, Mokuba, du hast es ja nicht böse gemeint." erwidert Yugi und legt dem Jüngeren liebvoll die Hand auf die Schulter. Mokuba schnieft. "Weißt du... ich hab mir doch was dabei gedacht." presst Kaiba junior vorsichtig hervor. "Ich dachte, wenn Joey Seto mal außerhalb der Schule erlebt, bei uns zu Hause, so wie Seto normal ist, wenn er bei mir ist, dann..." Mokuba bricht ab. Ich schlucke unwillkürlich. Das also war die Idee hinter seiner Einladung. Oh Mann. "Ich wollte doch Seto nur helfen. Wenn Joey wüsste, wie er wirklich ist, dann würde er ihn nicht mehr hassen. Wirklich, Yugi!" Jetzt liegt etwas flehendes in der Stimme des Kleinen und ich habe einen Kloß im Hals. "Seto mag ja immer so kalt und unnahbar wirken, aber er ist eigentlich gar nicht so. Er ist der liebste und beste Bruder auf der Welt. Er ist immer für mich da, er würde alles für mich tun, nicht wahr, Roland?" Der Assistent nickt. "Ja, Master Mokuba, dessen bin ich mir sicher." Mokuba strahlt. "Und zu dir ist er doch auch nett, oder? Dich mag er auch, er kann so was nur nicht so gut zeigen." Wieder nickt Roland und wendet sich dann Yugi zu. "Master Kaiba ist immer höflich mir gegenüber und ich könnte mir keinen besseren Chef wünschen." bestätigt er Mokubas Worte. Yugi seufzt wieder. "Aber ich glaube, ich habe durch meinen Versuch alles nur schlimmer gemacht." Mokuba senkt betreten den Kopf. "Wieso? Was ist denn passiert?" Kaiba junior seufzt. "Nachdem Joey weg war, war Seto total niedergeschlagen, er wollte gar nicht mal mehr mit mir reden. Er ist einfach in sein Zimmer und ich bin ihm nach." erzählt der Kleine weiter. "Seto stand am Fenster als ich eintrat und starrte einfach nur hinaus. Ich bin zu ihm und hab gefragt was los ist und er schüttelte nur den Kopf." Yugi erwidert nichts und der Kleine fährt schnell fort. "Er sah so traurig aus, Yugi. Wenn ich ihn nicht besser kennen würde, ich würde glauben, dass er Tränen in den Augen hatte." Wow. Hab ich richtig gehört? "Ich hab ihn gefragt ob es wegen Joey ist und er hat nur genickt." Mokubas Stimme ist belegt und für einen Moment herrscht betretenes Schweigen. "Also hab ich ihn gefragt ob er es Joey nicht vielleicht doch sagen will, aber Seto sagte, dass er das niemals tun wird und ich auch nichts sagen darf. Er sagt, er will lieber sterben als es Joey zu sagen. Dann meinte er, er wolle lieber allein sein, also bin ich gegangen, aber als ich an der Tür war hab ich ihn noch was sagen gehört und das macht mir echt Angst, Yugi!" Gebannt halte ich die Luft an. Mann, ich hätte nie gedacht, dass Kaiba.... also, dass er so fertig sein würde. Mokuba klingt verdammt ernst und ich kann mir vorstellen welche Sorgen er sich macht. "Was hat er gesagt, Mokuba?" drängt Yugi sanft. Der Kleine zögert. "Er sagte, dass er nicht wisse, wie er damit leben solle, dass Joey ihn hasst." antwortet der Schwarzhaarige. "Das klang so schrecklich traurig. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Seto ist so anders und ich möchte ihn so gern trösten, aber nicht einmal das Duellieren macht ihm momentan noch Spaß. Er hat seine Karten seit Tagen nicht mehr angesehen." Mann, das klingt jetzt aber echt ernst. Wenn Kaiba keine Lust mehr auf DuelMonsters hat, dann ist echt was im Busch. Und dass er sich solche Gedanken macht, weil ich ihn hasse... Irgendwas verknotet sich gerade in meinem Magen. "Ich glaube, es macht ihm momentan noch nicht einmal mehr Spaß in die Corporation zu gehen!" Fast hätte ich laut aufgeschrieben. Das ist doch... Wenn ich nicht wüsste, dass es real ist, ich würde dieses Gespräch für ein schlechtes Märchen halten! DuelMonsters und die KC sind neben Mokuba sein Leben!! Er lebt für diese drei Dinge. Er ist die Kaiba Corporation! Bislang hätte ich diese sogar auf Platz 1 auf seiner Rangliste gesehen. "Dann ist es echt ernst." Danke, Yugi. Das kann man wohl sagen. Er sagt, er will lieber sterben als es Joey zu sagen. Ich schlucke. Dieser verfluchte Mistkerl und sein Stolz. Warum muss er auch so ein astronomisches Ego haben? Kann er nicht einfach über seinen Schatten springen und... Er sagte, dass er nicht wisse, wie er damit leben solle, dass Joey ihn hasst. Und da ist er wieder... Seto Kaiba. Sein Bild erscheint vor meinem geistigen Auge und diese unglaublich blauen, traurigen Augen sehen mich an. In dem Moment prallt die Erkenntnis jäh gegen meinen Verstand. Kaiba fürchtet sich vor meiner Ablehnung. Er hat Angst, seine Gefühle einzugestehen, weil er weiß, dass ich ihn verachte. Weil er sich sicher ist, dass ich ihm einen Arschtritt verpasse und ihn das so sehr verletzen würde, dass... Oh Mann. Würde er tatsächlich lieber sterben als es mir zu sagen? Quält ihn meine Verachtung so sehr, dass... Mokubas Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. "Ich habe Angst, dass dieses Gefühl zu viel für ihn ist. Normalerweise verschließt er sein Herz vor allem und jedem, außer vor mir, aber für Joey hat er es wohl geöffnet und ich weiß nicht, was passiert, wenn..." Keiner der Beiden beendet den Satz, aber ich verstehe auch so. Und ich verstehe auch Mokubas Sorge. Er hat wirklich große Angst und die ist auch berechtigt so wie die Dinge liegen. Dieser verfluchte Kaiba. Ich hasse ihn doch nicht. Er ist doch sonst so intelligent! Ich schüttele unwillkürlich den Kopf. Mann, Mann... Ich glaube, ich muss irgendwas unternehmen. Sonst dreht der gute alte Kaiba noch durch und ich kann doch auch nicht zulassen, dass Mokuba sich solche Sorgen macht, oder? Und wer kümmert sich bitte um die KC, wenn Kaiba austickt? Aber was soll ich machen? Mokuba und Yugi haben ihr Gespräch scheinbar beendet, denn der Kleine ist aufgestanden. "Ich muss jetzt nach Hause, Yugi. Danke, dass ich mit dir reden konnte." höre ich Kaiba junior sagen. Yugi nickt. "Schon ok, tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann." entgegnet mein bunthaariger Freund. "Das hab ich auch nicht wirklich geglaubt." Mokuba seufzt. "Du kannst Joey ja nicht dazu bringen, Seto eine Chance zu geben. Das kann keiner." Yugi blickt den Kleinen nachdenklich an. "Sollen wir dich vielleicht nach Hause fahren?" will Mokuba wissen. "Das wäre sehr nett." Yugis lächeln ist traurig und es bleibt traurig als er Mokuba und Roland zur Limousine folgt. Ich bin wie erstarrt. Ich meine, was soll ich davon halten? Ich weiß gerade gar nicht mehr was ich denken soll. Mein Weltbild hat sich nicht nur verschoben, die Welt ist eine andere geworden. Er sagte, dass er nicht wisse, wie er damit leben solle, dass Joey ihn hasst. Verdammt, Kaiba. Ich hasse dich doch gar nicht. Irgendwie habe ich gerade ein verdammt seltsames Gefühl. "Was ist denn mit dir los?" höre ich plötzlich eine vertraute Stimme über mir. Ich hebe den Kopf und blicke in Tristans fragende Augen. "Ähm... Hallo!" erwidere ich und kratze mich verlegen am Kopf. Tristan mustert mich skeptisch. "Alter, was machst du hier in diesem Busch?" will er wissen und ich richte mich langsam auf. Gute Frage. Ich zucke nur mit den Schultern. "Also... naja... ähm... ich..." Natürlich kann ich ihm nicht die Wahrheit sagen. Hm. Was ist denn überhaupt die Wahrheit? Ich habe Mokuba und Yugi hinterher spioniert, um mehr über Kaibas Gefühlswelt zu erfahren. Was Tristan wohl dazu sagen würde? Der starrt mich immer noch an. "Joey?" Ich lache laut auf. "Keine Ahnung, Mann." erwidere ich und komischerweise verzieht Tristan missbilligend den Mund und meint bissig: "Schon gut, ich kann´s mir denken!" Das bezweifle ich allerdings. Ich wette, der würde niemals vermuten, dass ich wegen Kaiba in einen Busch gesprungen bin. Wie ein Hund. Ich schlucke. "Bow down to your Master, Dog!" "Ich glaub, ich bin heut echt neben der Spur." sage ich mehr zu mir selbst als zu Tristan. Aber der nickt nur. "Das glaub ich dir sofort, Alter!" Tristan schüttelt den Kopf, aber ich bin in Gedanken schon wieder ganz wo anders. Wo? Offensichtlich, oder? So gewöhn ich mein wildes Herz an deine teure Hand: Sei treu, und, Liebster, deine Treue krön ich, und unsre Herzen bind ein heilges Band. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)