Last Promise von Sky- (L and BB) ================================================================================ Kapitel 7: Realität ------------------- „Tag für Tag habe ich auf den Moment gehofft, an dem du mich holen kommen würdest. Ich habe vier gottverfluchte Jahre auf dich gewartet, doch du hast mich einfach vergessen!“ L war wie betäubt und konnte kaum klar denken, was wohl von diesem benebelnden Gestank von Tod und verbranntem Fleisch herführte. Alles schien sich um ihn zu drehen und ihm wurde speiübel. Beyond Birthdays Worte hörte er nur wie durch Watte gefiltert. „Warum nur hast du mich vergessen?“ L hätte gerne eine Antwort gegeben, wenn er eine gehabt hätte. Er wusste es einfach nicht mehr und eben das war es, was ihn so belastete. Er hatte es einfach vergessen, ihr gemeinsames Versprechen und ihr erstes Treffen. Womöglich, weil dieser Anblick ihn selbst so geschockt hatte, dass er es verdrängt hatte? „Es tut mir leid, aber ich weiß einfach keine Antwort…“ „Wenn dem so ist“, antwortete Beyond mit der eiskalten Stimme seines emotionslosen Ichs namens Rue Ryuzaki „dann bleibt mir keine andere Wahl. Das namenlose Monster in Beyond wird immer stärker werden und ihn bald endgültig zerfressen. Zwar hat man geglaubt, ihm helfen zu können, indem man eine dritte Persönlichkeit erschafft, die es kontrollieren kann, doch auch ich habe meine Grenzen. Ich werde zuerst die Frau, dich und dann schließlich mich selbst umbringen. Dann ist dieses düstere Kapitel endgültig beendet.“ Damit schnappte sich Beyond das Skalpell und ging auf Brenda zu, die anfing zu schreien und an ihren Fesseln zu zerren. „Bitte tu es nicht“, flehte L und bekam Beyonds Bein zu fassen, woraufhin er sich einen Tritt einfing. Traurig sah Beyond ihn mit seinen dunkelbraunen Augen an und eine Träne rann seine Wange hinunter. „Es tut mir leid L, aber ich kann nicht mehr zurück. Es ist zu spät…“ „Nein, es ist niemals zu spät. Bitte verschone diese Frau, denn immerhin trägt sie ein Baby in sich. Willst du ein Leben zerstören, das völlig unschuldig ist?“ „Schnauze halten, du verdammter…“ brüllte das Monster und rot funkelten die Augen auf. Das Gesicht wurde zu einer hasserfüllten Fratze und gerade wollte er die Klinge auf L niedersausen lassen, da griff Beyond ein und wehrte sich dagegen. „Ich lasse nicht zu, dass du ihm etwas antust!“ „Warum denn? Er hat uns im Stich gelassen, hörst du? Warum hasst du ihn nicht?“ „Er ist unser Freund. Er ist wie ein Bruder für mich und ich lasse nicht zu, dass du ihn oder sie tötest!“ Wieder herrschte dieser innere Konflikt zwischen den drei gespaltenen Persönlichkeiten. Das Monster wollte Rache und Blut, Ryuzaki versuchte das Monster in Schach zu halten, während Beyond die Kontrolle wiederzuerlangen versuchte. Es war ein schrecklicher Kampf und schließlich packte Beyond das Messer und schnitt sich tief in den Arm. Vor Schmerz stöhnte er auf doch als er das Blut sah, welches aus seinem Arm tropfte, beruhigte er sich wieder und seine Augen wurden braun. „Es kann nur beruhigt werden, wenn Blut fließt. All die Jahre habe ich mir selbst Wunden zugefügt, damit niemand anderes verletzt werden muss. Lieber sollte mein Körper entstellt werden, als der von anderen. Die vier Jahre des Wartens konnten mich davon abbringen, mich oder andere zu verletzen, doch mit der Hoffnung schwand auch meine Kraft, das Monster aufzuhalten.“ „Aber wie kommt es, dass du dieses Monster in dir trägst?“ „Es war schon immer in mir, seit ich geboren worden bin, nur hat es sehr lange geschlafen und ich war es, der es geweckt und auf die Welt losgelassen hat. Grund dafür war, weil mein Vater mich misshandelt hat und ich dem Alptraum ein Ende bereiten wollte. Ich bat es darum, meinen Vater zu töten und das Monster gehorchte. Doch ich habe nicht aufgepasst und dann stieß es meine Mutter vor den Zug. Dieses… Wesen ist nicht menschlich und hat absolut keine Skrupel zu töten. Selbst diesem einen Psychologen hat es das Auge ausgestochen und man stand kurz davor, mich in die geschlossene Anstalt einzuweisen. Eine junge Psychologin hat mein Problem erkannt und hat mir durch eine spezielle Therapie geholfen, eine dritte Persönlichkeit zu erschaffen, die mir helfen soll, das Monster zu unterdrücken.“ Mit einem etwas schmutzigen Taschentuch tupfte er sich das Blut ab. Doch die Wunde war tief und dunkle rote Tropfen begannen eine Pfütze am Boden zu bilden. Beyonds verletzte Hand begann zu zittern und zu zucken und er hatte Schwierigkeiten sie unter Kontrolle zu halten. Brenda schluchzte und ließ den Kopf sinken. „Es tut mir so unendlich Leid, was wir damals getan haben… Mich kannst du töten, aber bitte… bitte lass mein Baby am leben.“ „Warum zum Geier sind diese Menschen bereit, ihr Leben für andere zu opfern? Was versprecht ihr euch nur davon?“ fragte das Monster und mit purpurnen Augen sah es Brenda verständnislos an. L, der dies wie aus weiter Ferne vernommen hatte, stutzte, als Beyond oder zumindest das Monster in ihm dies gesagt hatte. „Erlaube mir die Frage, was du bist.“ Ruckartig verdrehte sich Beyond in eine schier unmenschliche Körperhaltung und sah L mit weit aufgerissenen rot leuchtenden Augen an, dann setzte er ein breites Grinsen auf und bot einen absurd bizarren Anblick. „Das soll dir ein Rätsel beantworten: Ich bin kein Mensch, trotzdem hängt mein Leben von ihnen ab. Ich bin kein Tier, aber auch ich kann sterben. Ich bin nicht der einzige meiner Art, jedoch der einzige, der in diesem Körper gefangen ist. Ich bin weder der Allmächtige aus dem Himmelreich, noch der Teufel persönlich. Und auch bin ich weder Geist, Engel noch Dämon. Ich entstamme nicht dieser Welt, jedoch bin ich kein Außerirdischer. Meine Absichten sind weder bösartiger, noch himmlischer Natur, ich bin kein Teil dieses sterblichen Körpers, aber er trägt einen Teil von mir. Was also bin ich deiner Meinung nach?“ L überlegte und wusste ehrlich gesagt auch keine Antwort auf diese Frage. Er hätte zunächst auf einen Gott getippt, doch von denen gab es so viele und sie alle waren so verschieden. Sollte es etwa heißen dass irgendeine Lebensform in einer anderen Welt existierte, die von Menschen abhängig war? Aber inwiefern war diese Lebensform abhängig von ihnen? Er überlegte doch dann hatte Brenda vor ihm schon die Antwort „Ein Shinigami! Dieses Thema hatte ich im Mythologieseminar durchgenommen. Shinigami leben in einer anderen Welt und leben von der verbleibenden Lebenszeit der Menschen, indem sie sie töten und sich den Rest ihres Lebens aneignen, um nicht sterben zu müssen.“ Mit einem deutlichen Sarkasmus applaudierte das Monster in Beyond und drehte sich wieder zu Brenda um, wobei er seinen ganzen Körper so bewegte und zuckte, als ob er ihn wie eine zerbrechliche Marionette bewegte. „Sehr gut, sehr gut… Als Belohnung wird dein Ende schnell und schmerzlos von statten gehen.“ „Nein bitte nicht“, flehte sie und stemmte sich gegen ihre Fesseln, jedoch ohne Erfolg. Mit einer unmenschlichen Wucht rammte Beyond sein Messer in ihre Stirn, durchstieß den Schädelknochen und als er es wieder herauszog, schoss eine Blutfontäne aus der Wunde gefolgt von einem milchig blassen Sekret. Über und über war Beyond mit Blut besudelt und wischte sich hastig das Gesicht am Ärmel ab. Dann aber sah er auf seine Hände, welche zitterten und dann, mit einem traurigen wie schmerzverzerrtem Gesicht, schrie er laut auf und begann zu weinen. L konnte einfach nicht glauben, dass das hier alles wirklich passierte. Das konnte gar nicht war sein… Sicher war das alles nur ein schrecklicher Traum, aus dem er jeden Moment aufwachen würde. Zitternd und kaum in der Lage, noch irgendeine Handlung ruhig zu machen, hielt er das Messer fest, die Klinge von sich haltend und ging langsam, Schritt für Schritt auf L zu und blieb stehen, wie ein Henker kurz vor der Vollstreckung. Seine Augen glänzten vor Tränen und er war kaum noch in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. L sah ihm tief in die Augen, doch durch das Licht von der Gegenseite her konnte er nicht erkennen, mit welcher Persönlichkeit er es nun zu tun hatte. Er hatte einfach nur Angst und wünschte sich, dass dies alles nicht echt wäre. Dann aber hörte Beyond auf zu zittern und hielt sich die Klinge an die Kehle. „Es wird Zeit, dies hier endlich zu Ende zu bringen.“ „Nein, warte!“, rief L doch da war es schon zu spät. Die Klinge schlitzte Beyonds Hals auf und Blut spritzte hervor. Kraftlos sank er zusammen und L fing ihn auf. Er konnte einfach nicht glauben, dass es so enden musste. Es durfte nicht so enden. Warum nur musste er das tun? Warum nur hat er ihm nicht ein letztes Mal die Chance gelassen, ihm zu helfen? All diese aufgestauten Emotionen der letzten Jahre überwältigten L, als er den sterbenden Beyond Birthday sah und brach selbst in Tränen aus. „Es tut mir leid Beyond, es tut mir so leid!“ Geschwächt aufgrund des Blutverlustes und mit der Gewissheit jede Sekunde sterben zu müssen, lächelte Beyond ihn ein letztes Mal an, seine Augen hatten das dunkle braun seiner liebevollen kindlichen Seite und formte mit dem Lippen ein stummes „Lebewohl, Bruder“ und dann waren seine Augen leer. Seine Muskeln erschlafften, sein Atem verstummte. Nun war Beyond Birthday tot und L war der einzige, der dieses schreckliche Massaker überlebt hatte. Traurig schloss er seinem alten Freund die Augenlider und strich ihm übers Haar, um sein Gesicht besser sehen zu können. Es fühlte sich schrecklich an, einen Toten in den Armen zu halten und seine Brust schmerzte. Dann sah L auf und sah ihn vor sich: Diesen Spiegel aus seine Alpträumen und auf dem Spiegelbild war er zu sehen, wie er den toten Beyond in den Armen hielt. Nein… es war nicht er selbst… es war Beyond. Das, was ihn widerspiegelte, war Beyond Birthday und mit rot funkelnden Augen grinste er ihn an. Sein Gesicht wie auch seine Kleidung war blutverschmiert und er hielt einen Toten im Arm… nämlich L. Instinktiv oder auch zu stark an diese verstörenden Alpträume erinnert, schrie L laut auf. Dieser entsetzte, gegen das Sterben protestierende Schrei „NEEEEIIIN!“ riss L schweißgebadet aus dem Schlaf und sein Herz raste wie wild. Hart fiel er zu Boden und war völlig orientierungslos. Watari kam sofort herbeigeeilt und half ihm hoch. „L, geht es Ihnen gut?“ „Watari, was ist passiert?“ „Sie sind eingeschlafen, das ist alles. Ist ja auch kein Wunder, wo Sie doch so lange kein Auge mehr zugemacht haben…“ Völlig aufgewühlt sah L sich um und stellte fest, dass er in seinem alten Zimmer war. In einer Ecke standen die Computerbildschirme und vor der Couch, von der er heruntergefallen war, der Tisch mit dem Süßigkeitenberg. Dann war dies alles nur ein Alptraum gewesen? Oder war er etwa ohnmächtig geworden und dies hier war alles nur ein Traum? Er konnte es nicht sagen und war sich nicht sicher, ob das hier die Realität, oder ein Traum war. Das, was da gerade eben passiert war, oder zudem war sein Verstand vorgegeben hatte zu sein, war so unglaublich real gewesen, dass er das Gefühl hatte, als wäre er vor knapp einer Sekunde noch in diesem Keller gewesen. „Watari, was genau ist in den letzten Stunden passiert?“ „Nichts Großartiges von Bedeutung würde ich sagen. Sie sind sicher völlig durcheinander, aber ich versichere Ihnen, dass Träume auch Träume bleiben und nur bildliche Metaphern und versteckte Botschaften von Ereignissen sind, die unser Gehirn im Schlaf verarbeitet. Also keinen Grund zur Sorge.“ Nun begann er sich wieder einigermaßen zu beruhigen und setzte sich wieder aufs die Couch und begann Zuckerwürfel in den Tee zu tauchen. „Genau deswegen hasse ich es zu schlafen“, grummelte er und kratzte sich am Hinterkopf. Als sich der Zucker aufgelöst hatte, trank er den völlig übersüßten Tee in einen Zug leer und wandte sich Watari zu. Dieser schien etwas für L zu haben. „L, dieser Brief hier wurde in Wammys House abgegeben und dann an mich weitergeleitet. Er ist für Sie.“ Komisch, dachte L als er den Brief zögernd entgegennahm. Irgendwie kam ihm das seltsam bekannt vor und er fragte sich, ob das ein dummer Zufall war. Doch dann gefror jegliches Blut in seinen Adern, als er das in Siegelwachs eingestempelte verschnörkelte B auf dem Briefumschlag sah und erkannte, dass es sich dabei um denselben Brief handelte, welchen er in seinem Traum erhalten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)