Vanilla von Schnueffelnase (Matt x Tai) ================================================================================ Kapitel 2: Ernüchterung ----------------------- Das Drama begann an einem Samstag, der an sich recht friedlich begonnen hatte. Die Sonne hatte in mein Fenster geschienen, als ich erwachte und das im Herbst! Alle Anzeichen also für einen schönen Tag. Doch die Sonne verdunkelte sich, als der Nachmittag eintraf und mit ihm mein Vater, den ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. "Yamato" begann er, was seltsam war, denn normalerweise nannte er mich bei meinem Kurznamen, den auch meine Freunde benutzten und da wir, nachdem ich vor einiger Zeit beschlossen hatte, mit T.K. zusammen bei meiner Mutter zu leben, trotz allem nie eine große Distanz zueinander aufgebaut hatten, mutete es recht seltsam an, dass er plötzlich meinen vollen Namen benutzte. "Du bist jetzt 16, mein Sohn" fuhr er fort "und wirst in den nächsten Jahren die Schule verlassen. Deine Mutter und ich wissen, dass es dir auf deiner jetzigen Schule gefällt, aber wenn wir ehrlich sind, kann man nicht behaupten, dass sie zu den besten gehört." "Auch nicht zu den schlechtesten." warf meine Mutter beschwichtigend ein. "Ja, auch nicht zu den schlechtesten." griff mein Vater die Worte auf. "Aber wir wollen mehr für dich. Wir wollen, dass du nach der Schule auf eine anständige Universität gehst und später Erfolg im Berufsleben hast, deshalb haben wir beschlossen, dich auf eine andere Schule und aufs Internat zu schicken. Es ist alles schon geregelt. Du kannst fast sofort anfangen, in einer Woche geht es los." Es fällt mir schwer, zu beschreiben, wie groß meine Fassungslosigkeit in diesem Moment war. Es fühlte sich an, als hätte man mir direkt mit der Faust in den Magen geschlagen. Noch vor ein paar Minuten hatte ich mich zu den glücklichsten Menschen auf diesem Planeten gezählt und nun machte sich eine Woge der Ernüchterung breit. Ich starrte meinen Vater an und meine Mutter und dann begannen die Gedanken. Warum, dachte ich, wollen sie mich auf eine neue Schule schicken? Davon war doch nie die Rede! Überhaupt hatte ich nie das Gefühl, dass meine Schule schlecht wäre oder nicht so gut und nie hat jemand etwas gesagt. Habe ich etwas falsch gemacht oder war ich einfach zu dumm und habe die Anzeichen nicht mitbekommen? Bin ich so verliebt in Tai, dass ich andere Dinge um mich herum nicht mehr mitbekomme und, um Himmels willen, Tai! Hatten meine Eltern am Ende doch etwas mitbekommen und wollten mich von ihm trennen? Ich wollte etwas sagen, doch nichts kam und bevor meine Eltern meine Starre als schweigende Zustimmung deuten konnten, versuchte ich doch noch, etwas herauszupressen. "Ne-ei-n" sagte ich oder so etwas ähnliches, auf jeden Fall gelang es mir nicht, meinen Standpunkt zu verdeutlichen und die Meinung, die ich zu der Sache hatte. Ich dachte nur an Tai. Von ihm getrennt zu sein, erschien mir unvorstellbar und noch unvorstellbarer die Tatsache, ihm beizubringen, dass ich für die nächsten Jahre aus seiner Nähe entschwinden würde und dann .. wurde ich ohnmächtig, richtig ohnmächtig. Ich kippte einfach um! Das nächste, was ich mitbekam, war, dass meine Mutter meinen Namen rief und mir scheinbar panisch Luft zuzufächeln versuchte. Mein Vater hingegen stand schon am Telefonapparat und sprach mit einem befreundeten Arzt. Ich war nur umgekippt, aber er hatte sich bereits erkundigt, ob es nicht besser wäre, den Notdienst zu alarmieren. Doch nun, da meine Augen wieder geöffnet waren, hörte ich nur, wie er ein "Hat sich erledigt." murmelte und den Hörer langsam zurück auf die Gabel legte. Dann hockten beide neben mir und sahen mich an. "Was war los, Matt?" fragte mein Vater. "Du bist doch sonst nicht so schwächlich." "Bist du krank, Schatz?" warf meine Mutter ängstlich ein. Ich verneinte und versuchte, mich aufzurichten. Es gelang! "Ich glaube, ich war nur sehr überrascht." antwortete ich und dann dachte ich daran, was geschehen war. Die neue Schule! "Warum wollt ihr mich auf eine neue Schule schicken?" fragte ich. "Die Gründe haben wir doch schon genannt." antwortete mein Vater. "Hm ...." sagte ich und versuchte, Argumente zu finden, um den drohenden Wechsel abzuwenden. "Also, ich fühle mich eigentlich sehr wohl auf meiner Schule." "Du wirst dich auf der neuen Schule auch wohl fühlen." sagte mein Vater. "Aber dort muss ich mich erst neu einleben und ich kenne niemanden. Keinen Lehrer, keine Klassenkameraden, niemanden und meine AG's und die Band müsste ich dann auch aufgeben." "Das sind für mich keine Dinge, die eine Hürde darstellen." "Für mich aber schon." erwiderte ich trotzig. "Sprich nicht so mit mir, Matt. Du weißt, dass wir nur das Beste für dich wollen und .." "Wenn ich aber weiß, dass das nicht das Beste ist?" unterbrach ich ihn. Ich war gereizt und reagierte dementsprechend, denn ich sah mich schon jetzt in der Verliererposition und wenn man dermaßen in die Ecke gedrängt wird, kann man manchmal nur noch wahllos zubeißen, mit Worten oder Taten und da ich nicht auf meinen Vater loszugehen gedachte, wählte ich wenigstens einen zornigen Ton für meine Stimme. "Woher sollst du das wissen, in deinem Alter? Wenn ich damals die Chance gehabt hätte .." "Jaja, jetzt kommt das wieder." unterbrach ich ihn erneut. "Die verpassten Chancen. Das halten doch alle Eltern ihren Kindern vor, oder? Aber was ist mit meinen Chancen? Meine Band, ich will Musiker werden, verdammt." "Musiker, pah!" schnaubte mein Vater. "Glaubst du, damit kannst du etwas erreichen? Musiker! Wenn es wenigstens Klassische Musik wäre, aber dein Rock-Gejaule oder was auch immer das sein soll, ist doch erbärmlich!" Wir stritten noch eine ganze Weile weiter und die Wahl unserer Worte wurde immer heftiger. Ich fühlte mich unverstanden und mein Vater verstand nicht, warum ich nicht begreifen wollte. Meine Mutter hingegen schwieg nur vor sich hin und sagte die ganze Zeit über kein einziges Wort. Ich wusste nicht, ob sie insgeheim zu mir hielt oder meinem Vater oder ob sie einfach nur nicht zwischen die Fronten geraten wollte. Wir stritten über meine Band, über meine Schule, meine Leistungen, die eigentlich nicht schlecht waren, meine Freizeit, meine Freunde und sogar meine Klamotten, was auch immer es daran auszusetzen gab, denn meistens trug ich meine Schuluniform. Die angeblich zu schlampig war, aber in Wahrheit gingen meinem Vater wohl einfach langsam die Kritikpunkte aus. So ging es hin und her und am Ende stritten wir über das unvermeidliche Thema, nämlich über Tai. "Und was ist mit Tai?" schrie ich. "Tai?" fragte mein Vater. "Was soll mit ihm sein? Er bleibt hier und du kannst ihn alle paar Wochen sehen. Ist ja nicht so, dass du ununterbrochen im Internat bleiben sollst. Zu den Ferien kommt fast jeder Schüler nach Hause." "Und was ist, wenn ich ihn mehr als dreimal im Jahr sehen will?" "Nun hab dich nicht so, wozu gibt es heutzutage E-Mails?" "Das ist nicht das Gleiche! Ich will richtig bei ihm sein!" "Richtig bei ihm sein? Sag mal, bist du in ihn verliebt, oder was?" Da hatten wir es! Mein Vater hatte direkt ins Schwarze getroffen und ich war nicht in der Lage, angemessen und vor allem ruhig zu reagieren. "Und wenn schon!" spie ich giftig hervor und sprang vom Sofa. Ich schnappte meine Jacke und verließ die Wohnung, denn ich wollte nur noch weg. Im Umdrehen sah ich noch einmal die Gesichter meiner Eltern. Sie waren beide verzerrt. Meine Mutter starrte mich nur mit großen Augen an und mein Vater hatte den Mund geöffnet und war knallrot angelaufen. Sie fassungslos, er noch mehr verärgert, wie hatte es nur soweit kommen können? Als die Tür zufiel, verlor ich sie aus den Augen. Schrecklich, dachte ich, aber ich ging nicht zurück, sondern rannte einfach los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)