Die Frau des Henkers von Caro-kun ================================================================================ Kapitel 3: Part 3 ----------------- Leonora hörte die Worte zwar, verstand sie aber noch nicht ganz. Was war geschehen? Warum waren die Menschen plötzlich so aufgeregt? „Hat der Henker also endlich sein Weib gewählt!“, murmelte der Soldat neben ihr. Dann beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte mit einem leicht hämischen Unterton in der Stimme: „Glück gehabt, Fräulein!“ Henker? Da tauchten mit einem Mal zwei dunkelbraune Stiefel in ihrem Blickfeld auf. Die Person, der die Schuhe gehörten, ging vor ihr in die Hocke und dann lösten erstaunlich feingliedrige Finger die Fesseln an Leonoras Handgelenken. Erst ab diesem Moment hob die Frau ihren Blick. Ein junger Mann kniete ihr gegenüber. Halblange, dunkelbraune Locken fielen ihm bis fast ganz auf die Schultern. Die Iris seiner Augen, welche Leonora nun direkt ansahen, leuchtete durch die Strahlen der Sonne in einem schönen Goldbraun. Er lächelte. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben!“, er drückte kurz ihre Hände, strich dabei zart mit dem Daumen über ihre Haut, „Es ist vorbei!“ „Ja, aber … wieso …?“, sie war immer noch verwirrt. Seine Überraschung im ersten Moment konnte er nicht verbergen, aber er machte ihr, ihres Unwissens wegen, keine Vorwürfe, sondern klärte sie ruhig auf. „Ich als Scharfrichter darf eine einzige Frau begnadigen, indem ich sie mir zur Gemahlin nehme!“, er legte ihr einen Arm um die Schulter und half ihr so vorsichtig beim Aufstehen, „Und das habe ich gerade getan!“ Sie brachte lediglich ein Nicken zustande. Es war ihr egal, dass er sie damit, sofern man es denn ganz genau nahm, gewaltsam in eine für sie völlig neue Situation gezerrt hatte. Es war egal, wie ihre Zukunft nun aussah. Er hatte ihr mit seiner Entscheidung das Leben gerettet. Hatte ihr eine Zukunft geschenkt, wo sie schon geglaubt hatte, keine mehr zu haben. Erleichternd ausatmend lehnte sie sich an ihn, versuchte damit ihr schmerzendes rechtes Bein etwas zu entlasten. Dass er sie den ganzen Weg vom Richtplatz bis zu seinem Zuhause trug, war ihr zwar anfangs höchst unangenehm, doch der Scham flaute schnell ab und wich großer Dankbarkeit. Sein Haus lag nämlich am anderen Ende der Stadt und eine halbe Stunde lang zu humpeln, wenn auch mit seiner Hilfe, hätte sie vermutlich nicht durchgehalten. So lag ihr Kopf nun in seiner Halsbeuge, während ihr Blick an seinen schmalen Lippen haftete, die sich immer mal wieder zu einem leichten Schmunzeln verzogen, wenn ihnen die Leute gar zu fassungslos hinterher starrten. Als er das Osttor passiert hatte, konnte sie das Haus sehen. Es war aus roten Backsteinen zusammengebaut und stand völlig alleine da. Keine Bauernhöfe drum herum, nichts. Nur ein einfacher Pferdestall war noch angebaut worden. Sogar der gekieste Zufahrtsweg und der naheliegende Fluss machten einen großen Bogen darum. Auch wenn es ganz nahe der Stadtmauer war, es stand außerhalb. So als wenn niemand etwas damit zu tun haben wollte! „Da wären wir!“, etwas umständlich öffnete er die Tür, da er Leonora ja immer noch auf seinen Armen hatte. Der Wohnraum war groß. Staunend sah die Rothaarige sich um: Ein großer Holztisch mit Stühlen, zwei Hängeschränke in denen sich Porzellangeschirr befand, eine Küchenzeile mit Spüle, Arbeitsfläche und Herd, vor dem Kamin stand auf einem großen Schafsfell ein dunkelroter Sessel. „Tut mir Leid, dass ich vergessen habe nachzufragen, aber … wie heißt du?“, vorsichtig setzte er sie auf einem der Stühle ab. „Leonora!“, antwortete sie, legte sich währenddessen die Hand auf ihren schmerzenden Bauch. Das Ziehen in ihrem Magen war ihr erst jetzt aufgefallen. „Schöner Name!“, ihr Gegenüber lächelte, „Ich bin Jonathan! Und keine Angst, ich mache dir sofort was Warmes zu essen!“ Sie wurde rot und war daher froh, dass er sich gleich von ihr abwandte. Hatte er ihre Geste eben doch tatsächlich bemerkt. So schnell es ging kochte er ihr eine einfache Gemüsesuppe, gab ihr aber noch zusätzlich zwei Scheiben Brot belegt mit Räucherschinken dazu. Leonora begann bei diesem Anblick der Magen zu knurren. „Lass es dir schmecken!“, nur ganz kurz drückte Jonathan aufmunternd ihre Schulter, „Ich werde mal eben was holen, um dein Bein zu behandeln!“ Mit diesen Worten verschwand er durch eine der vier angrenzenden Türen. Die junge Frau griff nach dem Löffel, der neben ihrem Teller lag und begann gierig zu essen. Doch nach nur wenigen Sekunden, in denen sie merkte, wie die heiße Flüssigkeit sie von innen her aufwärmte, musste sie plötzlich aufschluchzen. Sie konnte mit einem mal nicht anders, als sich die Hand an den Mund zu pressen und zu weinen. Leonora hatte in den letzten 24 Stunden nie geweint. Nicht während ihrer Gefangenschaft, nicht während des Verhörs, nicht bei der Folter, auch nicht im Angesicht des Todes. Sie hatte gelitten und Angst gehabt. Aber sie hatte kein einziges Mal geweint! Erst jetzt, da sie in Sicherheit war und endlich wieder Freundlichkeit erfahren durfte, brachen all die Tränen aus ihr hervor. Flossen unablässig über ihre Wangen. Ließen sich nicht aufhalten. Der Bann aus Angst war gebrochen! Dass Jonathan wieder hereinkam und zu ihr eilte, hörte sie nicht. Aber sie merkte, wie er behutsam die Arme um sie legte, verbarg daraufhin aus einem Gefühl der Hilflosigkeit heraus, das Gesicht an seiner Brust. „Ganz ruhig!“, flüsterte er. Seine Umarmung wurde fester: „Es ist alles wieder gut. Du bist hier in Sicherheit Leonora! Es ist vorbei!“ Diese und ähnliche Worte wiederholte er noch ein paar Mal, bis ihr Schluchzen abgeebbt war. Dann erst ließ er sie sacht los. Betrachtete ungewöhnlich sanft ihre geröteten Augen, die sie beschämt von ihm abgewandt hatte. „Verzeih!“, murmelte sie. Doch darauf ging der Henker überhaupt nicht ein. „Na komm!“, ermunterte er sie lächelnd, nickte dabei mit dem Kopf in Richtung der auf dem Tisch stehenden Speisen, „Iss etwas! Danach geht’s dir besser!“ Das tat sie dann auch. Jonathan war indes in die Knie gegangen, hatte ihren Rock soweit es nötig war nach oben geschlagen und damit begonnen eine übelriechende Salbe auf ihren Wunden zu verteilen, die geradezu höllisch brannte. Doch Leonora versuchte es so gut es ging zu ignorieren. Als ihr Teller leer war wandte sie sich ihm zu. Beobachtete ihn dabei, wie er einen Verband um ihr Bein legte, schniefte noch einmal kurz und fragte dann: „Bist du etwa auch Arzt?“ Er blickte auf. An den Lachfältchen um seine Augen konnte Leonora erkennen, dass ihn die Frage amüsiert hatte: „Nein, nicht direkt! Ich muss heilen können. Ich hab da hinten auch eine kleine, eigene Apotheke. Das gehört zum Beruf des Henkers! Er muss auch gute Kenntnisse über die Beschaffenheit des Körpers haben …“, konzentriert fuhr er nun damit fort die weiße Binde um ihr Knie zu legen, darauf bedacht, sie nicht zu fest zu ziehen, damit sie es noch beugen konnte, „ … damit er weiß, wie viel Folter er einem Menschen zumuten kann, ohne ihn dabei zu töten!“ Die Nüchternheit mit der er das sagte, ließ der Rothaarigen einen Schauder über den Rücken jagen. „Und wer hat dir das beigebracht?“, das bezog sich nun eher auf seine Heilkenntnisse. Jonathan schien zu verstehen. „Mein Vater!“, antwortete er, „Er hat mir alles beigebracht. Weißt du, wenn du als Sohn eines Henkers geboren wirst, musst du den Beruf deines Vaters ausüben. Du hast gar keine andere Wahl! In diesem Punkt sind die Mädchen ausnahmsweise mal besser dran als wir Männer …“, er seufzte, „Denn sie können sich sozusagen freiheiraten. Dem Teufelskreis dadurch entgehen!“ „So …“, er machte noch einen Knoten, in die zwei kurzen Enden, „Fertig!“ Wieder lächelte er freundlich und nahm ihre Hände in seine. Die nächsten Fragen kamen jedoch sehr ernst über seine Lippen: „Gibt es noch irgendetwas, was ich für dich tun kann? Irgendwelche Wünsche, die ich dir erfüllen kann? Etwas, was du möchtest?“ Der besorgte, warme Ton in seiner Stimme berührte sie zutiefst, sodass sie gar nicht anders konnte, als den Druck seiner Finger zu erwidern: „Ich würde gerne nach meinem Vater sehen. Ihm sagen, dass es mir gut geht, verstehst du?“ Jetzt zögerte Jonathan. Haderte mit sich. Sein Blick wandte sich mit zusammengezogenen Augenbrauen gen Boden. „Sicher doch …“, begann er schließlich, „aber … ganz ehrlich, Leonora …“, seufzend sah er wieder zu ihr auf, „davon würde ich dir abraten!“ „Wieso?“, verständnislos entzog sie ihm ihre Hände. Immer noch ein wenig zögerlich versuchte der Scharfrichter zu erklären: „Die Nachricht, dass ich dich zur Frau genommen habe, hat sich mit Sicherheit bereits in der ganzen Stadt verbreitet. Du weißt, wie schnell so etwas geht!“, eindringlich blickte er sie an, „Du bist jetzt eine Ausgestoßene, Leonora! Von der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert … Genau wie ich!“, er schloss kurz seufzend die Augen, dann fuhr er fort, „Das ist das Schicksal von uns Henkern. Und unserer Familien. Wir gehören nicht dazu!“ „Aber mein Vater würde mich niemals verachten!“, versuchte die junge Frau halbherzig zu protestieren. Das eben Erfahrene hatte sie erschreckt. Soweit hatte sie noch überhaupt nicht gedacht! „Natürlich nicht!“, gab Jonathan ihr Recht, „Aber gerade unter den abergläubischen Bauern haben wir Henker den schlechten Ruf, Flüche mit uns zu bringen oder gar tödliche Krankheiten zu übertragen! Und das Gleiche gilt für unsere Ehefrauen und Kinder! Glaub mir: Du würdest deinem Vater mit deiner Gegenwart nur schaden! Wenn dich irgendjemand bei ihm sieht, werden ihn die Leute bald ebenso bespucken wie uns!“, nun hatte seine Stimme einen flehenden Unterton angenommen, der Leonora erkennen ließ, dass er es nur gut meinte. Dennoch war sie enttäuscht. „Ich verstehe schon!“, murmelte sie, den Blick dabei zur Seite gerichtet. „Es tut mir leid!“, hörte sie ihn flüstern, schüttelte jedoch nur den Kopf. „Du kannst ja nichts dafür!“ „Wenn ich nun also deine Frau bin …“, durchbrach Leonora nach einer Weile das Schweigen, welches sich über sie gelegt hatte, „gibt es dann eine Hochzeit?“ So niedergeschlagen Jonathan in den letzen Minuten auch gewesen sein mochte, jetzt fing er an zu lachen! „Eine Hochzeit …“, immer noch kichernd stand er auf und legte sich scheinbar fassungslos die Hand an die Stirn, „ … für den Henker …“, grinsend blickte er auf seine junge Gefährtin, die mit vor Scham geröteten Wangen neben ihm saß, „nein, ich glaube kaum! Verzeih mir, Liebchen, aber niemand der noch bei klarem Verstand ist, wird sich dazu bereit erklären uns beide zu vermählen! Es genügt wahrhaftig, dass die ganze Stadt darüber Bescheid weiß!“ „Ich glaube wir sollten uns mal um einen Schlafplatz für dich kümmern, was meinst du?“, wechselte er nun das Thema. Die Rothaarige nickte, dankbar für die Ablenkung. Sie erhob sich und machte vorsichtig ein paar Schritte. Ja, es ging schon etwas besser als vorher! „Ist es in Ordnung für dich, mit mir in einem Zimmer zu schlafen?“, fragte Jonathan, öffnete eine Tür und ließ sie eintreten. „Sicher!“, antwortete sie ihm schlicht. In dem Raum stand ein einfaches Bett an der rechten Wand. Darauf Daunendecke und -kissen mit weißem Bezug. Neben dem Kopfende ein Nachtkästchen aus dunklem Mahagoniholz und einen großen Kleiderschrank gab es, aus demselben wertvollen Material gefertigt. Jonathan verdiente gut, das war hier mehr als nur deutlich zu erkennen. „Ich hätte mir aus Wolldecken ein einfaches Lager an der anderen Seite des Zimmers errichtet“, erklärte er nun, „dann kannst du in meinem …“ „Nein!“, unterbrach sie ihn seufzend, „hör zu, ich … ich weiß das wirklich zu schätzen, aber …“, sie suchte nach den richtigen Worten, „ich kenne diese improvisierten Schlafstätten von zu Hause und … das ist hier alles noch so neu … gib mir bitte Zeit mich daran zu gewöhnen!“ „Na schön!“, lenkte er schließlich widerwillig ein, „Aber dann nimm wenigstens eine von meinem zusätzlichen Steppdecken!“ Damit war sie einverstanden. Gemeinsam richteten sie ihr aus vier übereinandergelegten Wolldecken eine dünne Matratze. Und Leonora musste sich währenddessen eingestehen, dass ihr der Henker so langsam immer sympathischer wurde. „Ich werde dich jetzt leider noch mal für ein paar Stunden allein lassen müssen!“, sagte Jonathan, als sie fertig waren, „Ich hab noch zu Arbeiten und außerdem“, er lächelte schief, „muss ich noch das Schwert holen, das ich am Richtplatz zurückgelassen hab!“ * Draußen begann es schon dunkel zu werden. Er war immer noch nicht zurück. Leonora war müde und hatte daher beschlossen, früh ins Bett zu gehen. Unschlüssig hatte sie eine Weile vor dem Kleiderschrank gestanden, sich dann aber doch getraut eines seiner Nachthemden herauszunehmen und überzuziehen. Dass die Ärmel viel zu lang waren störte nicht sonderlich, sie würde lediglich aufpassen müssen, beim Gehen nicht auf den Saum zu treten. Jonathan war doch fast einen Kopf größer als sie. Plötzlich fiel ihr siedend heiß ein, dass sie ihm noch nicht gedankt hatte! Grübelnd ließ die Rothaarige sich auf seinem Bett nieder. Würde ein einfaches ‚Danke‘ überhaupt ausreichen? Nein, gewiss nicht! Immerhin hatte er ihr das Leben gerettet und sie ohne Vorbehalte bei sich aufgenommen. Es musst etwas anderes sein. Etwas Größeres. Und mit einem Mal hatte sie die Lösung. Auch wenn es eine war, die ihr selbst Angst machte. Aber sie war jetzt seine Frau. Sie gehörte ihm! Irgendwann hätte er sie so oder so genommen! Wenn sie sich dem Henker also nun aus freiem Willen heraus anbot, könnte sie ihm damit ihre Dankbarkeit vermutlich am besten beweisen. * Erschöpft fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. Eben hatte er noch schnell nach seinem Hengst gesehen und das große Schwert mit im Stall eingeschlossen, doch nun war seine Arbeit für heute beendet. Da konnten noch so viele Soldaten mit wichtigen Mitteilungen bei ihm anklopfen! Er würde gewiss keinem von ihnen mehr öffnen! Jonathan stieß die Eingangstür auf. In der Wohnstube empfing ihn Finsternis. Sogar das Feuer im Kamin war bis auf die Glut zurückgegangen. „Leonora?“, rief er aus. Nein, sie schlief noch nicht, wie er anfangs gedacht hatte, denn sogleich konnte er ihre Stimme vom Schlafzimmer her vernehmen: „Ich bin hier!“ Er wollte zu ihr gehen, kam aber lediglich bis zur Türschwelle. Dort blieb er stehen. Konnte nicht verhindern, erschrocken nach Luft zu schnappen. Sie saß auf seinem Bett. Das Nachthemd bis zum Bauchnabel aufgeknöpft und komplett von Schultern und Armen geschoben. Das Haar trug sie nun offen. Leicht gewellt fiel es ihr auf den Rücken, war von ihr hinters Ohr geschoben worden, bedeckte somit nicht das kleinste bisschen Haut ihrer nackten Brüste, die das warme Licht der Kerzen so weich erscheinen ließ, dass der junge Mann es bereits unwillkürlich genoss, allein seinen Blick darüberstreichen zu lassen. Nur ein paar Sekunden. Sekunden des ungläubigen Bewunderns, die ihm im Nachhinein als viel zu lange Zeit des Starrens in Erinnerung blieben. Doch auch wenn er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet und heiß durch seinen Körper floss, er sah ihre im Schoß verkrampften Hände. Und ihre Augen? Die hielt sie demütigst gesenkt! Langsam ließ Jonathan die Luft aus seinen Lungen wieder entweichen, bevor er ebenso bedacht auf sie zuging. Mit jedem Schritt, den er tat, wurde ihre Körperhaltung angespannter. Und noch immer hatte sie ihn nicht angesehen. Der Henker seufzte, griff schließlich nach der oberen Hälfte des Nachthemdes, die unnütz hinter ihr lag und streifte sie ihr wieder über die Schultern. Bedeckte somit ihre Blöße. Konnte dabei spüren, wie sie zitterte. Jetzt endlich schnellten Leonoras Augen zu seinem Gesicht, allerdings erschrocken und verwirrt. Und der Unglauben in ihnen wurde noch größer, als sie sah, wie ihr Ehemann langsam, aber sehr bestimmt den Kopf schüttelte. „Nein, Leonora!“, sagte er ernst, „Du hast Angst. Dazu ist es noch viel zu früh! Du musst jetzt erst mal wieder richtig gesund werden und alles was dir widerfahren ist verarbeiten. Wir haben alle Zeit der Welt und ich werde dich zu nichts drängen, glaub mir!“ „Aber … ich wollte doch …“, ihr leiser Versuch zu protestieren, wurde von ihm mit einem Lächeln im Keim erstickt. „Ich weiß, was du wolltest!“, Jonathans Blick wurde sanfter, „Das mag jetzt vielleicht nicht sehr edel klingen, aber …“, er musste kurz auflachen, „es genügt völlig, wenn du für mich kochst, dich um das Pferd kümmerst und das Haus in Ordnung hältst! Ganz ehrlich. Ich erwarte nicht mehr!“ Ein Lächeln zu unterdrücken, das war ihr in diesem Moment nicht möglich: „In Ordnung!“ „Und jetzt solltest du wirklich schlafen!“, lenkte er ein, „Ich werde auch ins Bett gehen. Morgen ist wieder ein anstrengender Tag!“ Er führte sie zu ihrem Lager, wartete bis sie unter ihre Decke gekrochen war und ging dann in die Hocke, um ihr noch einmal mit dem Daumen über die Wange zu streichen: „Schlaf gut, Leonora! Und willkommen in deinem neuen Zuhause!“ Müde schmiegte sie ihr Gesicht in das große Kissen. Ein Federbett. Ja, das war wahrlich etwas schöneres, als die kratzigen, dünnen Wolldecken, die sie sonst gewohnt war. Vielleicht war es in gewissen Dingen doch von Vorteil, mit einem wohlhabenden Henker verheiratet zu sein. Dass Jonathan aus dem Bad zurückkam, wo er sich umgezogen hatte, hörte sie noch. Das Rascheln seiner Bettdecke allerdings bekam sie nicht mehr mit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)