Me, Myself and Her von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 - ...und doch so fern ------------------------------------------ Was war das? Seiya spürte wie sein Herz förmlich einen Sprung tat. Es war als hätte er sein Schätzchen gehört. Ein so angenehmes Gefühl durchflutete ihn, das bisher nur sein Schätzchen hatte auslösen können. Hatte sie ihn gehört? Hatte sie seine Sehnsucht und seinen Kummer gespürt? Oder dachte sie gerade an ihn? Seine Gefühle spielten verrückt, es fühlte sich so echt an, als würde sie hautnah bei ihm sein, neben ihm in diesem Raum. Hoffnungsvoll drehte er sich um, doch wie er befürchtet, ja sogar seiner Hoffnung zuwider erwartet hatte, war das Zimmer leer bis auf ihn. Keine Bunny. Er seufzte erneut. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Oh Schätzchen, wenn du doch nur bei mir wärst!“, stieß er gequält hervor. Hatte er sich alles nur eingebildet? „Ich bin doch hier! Ich bin hier bei dir, Seiya!“, rief die völlig verstörte Bunny ihm dabei zu. Sie schaute in sein Gesicht hoch. Nur Zentimeter lagen zwischen ihnen. Warum sah er sie denn nicht? Sie stand direkt vor ihm, rief ihn und er nahm keine Kenntnis von ihrem Dasein. Was sollte das? Hatten sie sich innerlich so weit voneinander entfernt, dass er sie nicht einmal mehr wahrnehmen konnte? Ihr rebellierender Teil wachte bei diesen Gedanken prompt wieder auf und bestärkte ihren Verdacht. Doch Bunny konnte und wollte das nicht glauben. Seiya hatte von Anfang an ein Gespür für sein Schätzchen und was in ihr vorging gehabt. Als er sie damals zu einem ihrer Konzerte eingeladen hatte, um ihr eine geheime Mitteilung zu überbringen, hatte er sie entdeckt, obwohl sie weit oben in der Gondel eines Riesenrads gesessen war. Unkenntlich für ihn. Er hätte sie eigentlich nicht sehen können, aber wusste instinktiv, dass sie seiner Bitte nachgekommen war, hatte gespürt, wo sie sich befand. Auf der riesigen Leinwand schien es so als würde er sie ansehen, dies war ihr sofort in den Sinn gekommen und Seiya hatte es tatsächlich getan, er hatte sie angesehen, dass wurde ihr kurz darauf bewusst. Warum sollte das jetzt komplett anders geworden sein? Niedergeschlagen betrachtete sie weiter sein Gesicht, das sie so lange nicht mehr gesehen hatte. Wie sehr hatte sie ihn doch vermisst... Sie hatte es den Anderen nicht gesagt, aber er, seine beiden Brüder und Chibi Chibi waren ein weiterer schwerwiegender Grund, dass sie unglücklich war mit ihrer Situation. Es schien wirklich alles wie beim Alten, doch wenn sie ehrlich war, konnte sie dieses Alte selber nicht mehr aufrecht erhalten. Three Lights und dieses süße kleine Mädchen waren zu einem Bestandteil ihres Lebens geworden. Ohne sie war es unvollständig... und wenn sie noch ehrlicher war vor allem ohne Seiya. All dies kam ihr wieder hoch und mit einem Tränen erstickten „Seiya!“ schmiss sie sich in seine Arme. In diesem Augenblick war ihr egal, ob er sie sah, egal, ob er es mitbekam, dass sie seine Nähe suchte. Sie brauchte es einfach. Sie brauchte ihn. Seiyas Puls raste. In ihm herrschte völliges Chaos. Er hätte wetten können, dass Bunny da war. Er fühlte ihre Aura, den Glanz ihres Sternes. Sie musste hier sein, anders konnte er es nicht erklären. Aber da war niemand. Er war unfähig sich zu bewegen, seine Sinne bis aufs Äußerste gereizt. Er konnte sein Glück nicht fassen, es umschlang ihn, drückte ihn fest und zugleich zärtlich, die Flut an Emotionen war unbeschreiblich. Er glaubte zu schweben. Nur sie war dazu im Stande. Es fühlte sich so sehr nach ihr an, es bestand nicht der geringste Zweifel. Sein Herz war sich sicher, sicherer ging es gar nicht. Sein Verstand streikte jedoch weiter. Es war unmöglich! Sein Schätzchen weilte auf der Erde, Lichtjahre entfernt. Auch wenn sie als Sailor Kriegerin die Möglichkeit hätte diese unvorstellbare Entfernung ohne Weiteres und schnell zu überwinden, so machte es keinen Sinn, dass er hier fast vor Glück zerging, weil er sich einbildete, sie sei bei ihm, wenn er sie doch gar nicht sehen konnte. Sie hätte sich schließlich längst zu erkennen gegeben. „Mein Gott, Seiya, jetzt wirst du eindeutig verrückt!“ Ob er was Falsches gegessen hatte? Oder zu wenig geschlafen? Seit er wieder auf seinem Heimatplaneten war, hatte Seiya nämlich nur einen unruhigen Schlaf. Die einzigen Ausnahmen waren die schönen Träume von seinem Schätzchen, in denen er sie wiedersehen durfte und nie mehr von ihrer Seite wich. Leider waren solche Träume immer seltener geworden. Stattdessen träumte er nun häufiger von ihrem Abschied, von ihr und diesem Mamoru und sich selbst, wie er die beiden Liebenden durch eine Glasscheibe beobachtete, unfähig einzuschreiten, aber auch unfähig wegzusehen. Sie war auch ohne ihn glücklich. Sehr glücklich sogar. Er durfte ihrem Glück nicht im Wege stehen. Schließlich wollte er sie niemals wieder so elend sehen, wie damals auf dem Schuldach als sie ihm gestanden hatte, wie einsam und hilflos sie sich ohne ihren Freund, ihren Mamoru, fühlte, wie sehr sie ihn vermisste und brauchte. Das Bild ihrer gequälten, niedergeschmetterten Augen, ihres zitternden schwachen Körpers und ihres wirren Gesichtsausdrucks als er sie mit sanfter Stimme fragte, ob er denn nicht gut genug sei... gut genug um ihr ihre Lebensfreude wiederzuschenken. Diese Bilder brannten sich in seine Seele ein. Er konnte es nicht ertragen, sie so am Boden zu sehen. Sie hatte es mehr als jede Andere verdient, glücklich zu sein. Wenn der Preis war, dass er sein Leben glücklos erdulden musste, dann sollte es so sein. Es spielte keine Rolle, solange sie nur nie ihren Glanz verlor. Heute hatte Seiya das erste Mal wieder diesen Schmerz in seiner Seele empfunden. Zuerst hatte er Angst, dass es seinem Schätzchen wieder schlecht ging, tat es dann aber ab. Sie war so weit weg, wie konnte er es sich da anmaßen zu glauben, mit ihr fühlen zu können. Er war kein Teil ihres Lebens mehr. Sie beide führten nun ein neues Leben, eigenständig voneinander. Dass ihn sein Leben hier kaum interessierte, hatte dieser Schmerz erneut sehr deutlich gemacht. Seine Gedanken hingen ständig nur um das Mädchen von der Erde. Auf Euphe, seinem Heimatplaneten, war er eigentlich Sailer Star Fighter. Ein Sailor Krieger in Frauengestalt. Er war aber keine Frau , er konnte auch nicht mehr als eine leben und so kam es, dass er diese Gestalt für das normale Leben ablegte und nur in Notfällen wieder einnahm. Es war ungewohnt für seine Mitmenschen, die seit der Vernichtung des Chaos wiedergekehrt waren. Schließlich kannten sie ihn ausschließlich als Sailor Star Fighter. Taiki und Yaten hatten es ihm gleich getan, obwohl sie weniger Probleme mit ihrer Sailor Krieger-Gestalt hatten wie Seiya. Sie wollten ihn aber nicht alleine den Reaktionen der Anderen aussetzen und insgeheim fühlten ja auch sie sich in ihrer männlichen Haut wohler. Ihre Prinzessin hatte diese Veränderung der Drei stillschweigend hingenommen und behandelte sie herzlich wie eh und je, Doch dies war nicht der einzige Wandel. Seiya gab sich nach außen hin immer noch wie der selbstbewusste Star von der Erde, Machogehabe und flotte Sprüche inklusive. Er tat dies jedoch nur, wenn er musste, um z.B. das Volk nicht zu verunsichern. Musste er nicht aktiv werden, seine Pflicht nicht erfüllen oder wurde nicht angesprochen, verzog er sich in ein Traumland, dass er mit niemandem teilte. Er war dann lange nicht ansprechbar, in sich gekehrt und melancholisch. Seine Prinzessin als auch Taiki und Yaten beobachteten diese neuen Charakterzüge mit Besorgnis. Es gab Tage, an denen man Seiya gar nicht zu Gesicht bekam. Er schloss sich dann in sein Zimmer ein und wie seine Brüder rausfanden, arbeitete er meist an irgendwelchen neuen Songs. Auf Euphe waren sie keine Band mehr, natürlich machten sie weiterhin gerne Musik, aber es war nur ein Hobby und nur höchst selten hatten sie die Möglichkeit öffentlich zu spielen. Neue Lieder waren also sozusagen überflüssig. Zudem schien Seiya gar kein Interesse daran zu haben, seine Kompositionen mit seinen Brüdern zu teilen. Sie bekamen nur etwas mit, wenn sie ihn wieder einmal neue Takte und Strophen spielen hörten. Einer dieser Tage war auch heute. Seiya hatte die gesamte Zeit an seinem Schreibtisch verbracht, um den Schmerz, den er empfand, zu verarbeiten. Es war das Einzige, was ihm in dieser Zeit und an diesem Ort Linderung verschaffen konnte. Wie viele Zeilen er allerdings auch zu Papier brachte, nie waren sie ihm gut genug. Er war schon am Verzweifeln gewesen, der Schmerz zu groß, als er plötzlich in das total andere Extrem geworfen wurde. Er hatte derweil aufgegeben, nach einer rationalen Erklärung dafür zu suchen. Er wollte lieber jede Sekunde dieses wunderbaren Hochgefühls auskosten. Auch wenn er nur Halluzinationen haben sollte, sein Schätzchen nicht hier war und er sich selber wie ein Bekloppter umarmte, denn das tat er gerade... er wollte sich dieser Vorstellung hingeben. „Schätzchen, ich vermisse dich so sehr! Jetzt mach ich mir schon selber vor, dass du da bist. Aber ich spüre deine Anwesenheit... es ist so real... und es tut so wahnsinnig gut...“, murmelte er friedlich. Bunny glaubte, sich verhört zu haben. Bemerkte er sie etwa doch? Ja, er hatte seine Arme um sie gelegt, streichelte ihren Rücken entlang. Er hatte sie also nicht vergessen. Erleichtert atmete Bunny auf und drückte sich an seine starke Brust. „Wie gut er riecht...“, dachte sie selig, „Wenn dieser Moment doch niemals enden würde.“ Just in diesem Augenblick riss ein silbriger Schopf die Tür auf, stürmte ins Zimmer und zerstörte die berauschende Stimmung. „Verdammt, hab ich etwa vergessen abzuschließen!?“, fluchte Seiya in Gedanken während er zusammenzuckte und den verdatterten Yaten böse anblitzte. „Schon mal was von Privatsphäre gehört, Yaten!?!“, fuhr Seiya ihn sogleich an. Auch Bunny, die weder von Seiya noch von Yaten eines Blickes gewürdigt wurde, musste sich von dem Schreck erst einmal erholen. Sie bedauerte den Zwischenfall oder eher den Überfall sehr, wie gern hätte sie Seiyas Umarmung weiter genossen. Sie fühlte sich ertappt, obwohl keiner sie zu sehen schien. Gerade war sie sogar ganz froh darüber, so würde keiner die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht bemerken. Verlegen musterte sie Seiya. Wie konnte es sein, dass sie ihn auf seinem Planeten gefunden hatte? Wie konnte sie ihn sehen, aber er sie nicht? Wie konnte er solch starke Gefühle bei ihr auslösen, das kannte sie, wenn überhaupt, bisher nur von... von Mamoru. „Oh Gott, Mamoru!“ Bunny überkam das schlechte Gewissen. Was er wohl dazu sagen würde, wenn sie sich einem anderen Mann einfach in die Arme warf. „Ach was, ich hab Seiya halt lang nicht mehr gesehn. Ist doch klar, dass ich meinen besten Freund vermiss und mich freue, wenn ich ihn wiedertreff!“, rechtfertigte sie sich vor sich selbst. Aber irgendwie rumorte es in ihr gewaltig. „Wie eine bester-Freund-Umarmung sah mir das aber nicht aus. Und so wie ich ihn gerade anschmachte auch nicht.“ Zutiefst bestürzt über ihre eigenen Gedanken und schuldig, weil sie Seiya eben wirklich auf liebevollste Art und Weise angeschaut hatte, trat sie von einem Bein aufs Andere und bekam gar nicht mit, was die beiden Männer eigentlich besprachen. Yaten musste heftig blinzeln. Hatte er das gerade richtig gesehen? Sein Bruder wie er inmitten lauter weißer Papierkugeln im Zimmer stand, mit einem glückseligen Lächeln... und sich selbst aufs Zärtlichste umarmte!? Nein, er musste sich das eingebildet haben. Warum sollte Seiya sich auch selber umarmen. Was für ein abwegiger Gedanke. Schwachsinn. Immer noch verunsichert reagierte Yaten recht schleppend auf Seiyas Vorwürfe. Dann konnte er die Frage, die ihm auf der Zunge brannte, nicht mehr halten: „Sag mal, Seiya, hast du dich da eben selber umarmt???“ Er sah seinem Bruder in die Augen. Zu seinem Entsetzen senkte dieser den Blick. Sollte das etwa bedeuten... „Jetzt sag schon!“, forderte Yaten den Schwarzhaarigen auf und bedachte ihn mit einem forschenden Blick. „Warum muss ich dir auf einmal Rede und Antwort stehen, wenn DU derjenige bist, der einfach in MEIN Zimmer reingeschneit kommt!“, entgegnete ihm Seiya trotzig und schwor sich, nie wieder das Abschließen zu vergessen. „Oh mein Gott!“, war das Einzige, was Yaten von sich geben konnte. Seiya seufzte, diese Szene würde er mit Sicherheit noch lange zu hören bekommen. „Sag mir doch einfach, was du willst, ok Yaten?“, bat er den Jüngeren, der dachte jedoch gar nicht daran. Er konnte nicht fassen, dass es um Seiya anscheinend so schlimm stand, dass er sich selber liebkosen musste. Sie hatten sich alle schon gedacht, dass er eine Weile brauchen würde, um über Bunny Tsukino hinweg zu kommen, aber dass es ihm so ernst war, hätten sie nicht gedacht. Yaten war entschlossen. So konnte es nicht weitergehen, Seiya musste lernen loszulassen. „Seiya, mir reichts! Ich seh nicht mehr länger mit an, wie du dich in deinem Liebeskummer suhlst! Du musst hier rauskommen und andere Mädchen kennenlernen! Euphe ist voller netten, hübschen Mädels, die alle wer weiß was dafür geben würden, um dich daten zu können! Morgen Abend gehen wir zusammen auf die Piste! Keine Widerrede!“, rief er bestimmt. Er sah ernst aus. „Du verstehst das nicht, Yaten!“, widersprach Seiya ihm sehr wohl. „Ich will keine Andere! Es gibt keine Andere für mich! Es gibt nur sie, sie allein! Und auch wenn ich sie nicht haben kann, kommt keine Andere für mich in Frage!“ „Seiya, wach endlich auf! Du wirst sie wahrscheinlich nie, nie, NIE wiedersehen! Dein Leben ist hier auf Euphe! Sie hat ja auch einen Anderen, sie hat deine Liebeserklärung ja damals nicht mal verstanden! Sie hat nur den Anderen im Kopf! Mach dich endlich los von ihr!“ Yaten war aufgebracht. Er konnte so viel Wirbel um eine Frau nicht verstehen. Seiya wollte doch nicht ernsthaft sein Leben wegen der unerwiderten Liebe dieses Mädchens aufgeben, denn das war es ja, was er im Endeffekt tat. Ein Blick in Seiyas Augen verriet ihm jedoch, dass Seiya seine Worte genauso meinte, wie er sie gesagt hatte. Da gab es gar keinen Zweifel. Das machte Yaten nur noch wütender, er konnte doch nicht einfach dabei zusehen wie sein Bruder sich aufgab. Bevor er Seiya jedoch an den Kopf werfen konnte, wie verblendet er doch sei, mischte sich eine weitere Person in das Geschehen ein. Taiki strahlte eine Ruhe aus, welche die Situation gleich entschärfte. „Yaten hat recht, Seiya, und das weißt du.“ Er legte dem Schwarzhaarigen die Hand auf die Schulter. „Auch wenn es schwer ist, mach dich frei. Bunny hätte es mit Sicherheit nicht gewollt, dass du wegen ihr so fertig bist. Damit würdest du sie eher verletzen!“ Seiyas Augen weiteten sich. Es steckte ein Fünkchen Wahrheit in Taikis Worten. Er grinste betreten. Yaten nickte Taiki bewundernd zu. Er hatte Seiya offensichtlich zum Nachdenken gebracht und so schwiegen sie eine Zeit lang. „Aber das ist nicht so leicht. Ich liebe sie zu sehr!“, gab Seiya schließlich zu. Er starrte auf seine Füße. Konnte er ihnen von den Gefühlen berichten, die er zuvor empfunden hatte? Bunny, die immer noch im Raum weilte, horchte auf als ihr Name fiel. Ein großer Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet. Wie war das? Seiya war fertig wegen ihr? Aber wieso denn? Alle schwiegen. Gebannt verfolgte Bunny jede Regung Seiyas. Er hielt den Kopf gesenkt, er wirkte plötzlich so verletzlich. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Der Kloß wuchs. „Aber das ist nicht so leicht.“ Seiya sprach wieder, Bunnys Anspannung stieg mit jedem Wort. „Ich liebe sie zu sehr!“ Wie vom Blitz getroffen starrte sie den ihr so vertrauten Mann an. Er hatte gesagt, dass er sie liebte. „Er hat gesagt, dass er mich liebt!“, wiederholte Bunny es in ihrem Kopf ein ums andre Mal. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Der schreckliche Abend, an dem sie vor ihm zusammengebrochen war, und er sie fragte, ob er nicht gut genug sei, die Minuten vor ihrem letzten Konzert, der Abschied. Er hatte ihr bereits gesagt, dass er sie lieben würde. Aber er war damals so cool, so gefasst, sie hatte es nicht ganz ernst genommen. Zumindest hätte sie nicht geglaubt, dass es so tief ging. „Ich werde dich bestimmt nie vergessen...“ waren seine Abschiedsworte an sie. Er war sogar ganz rot geworden vor Verlegenheit. Sie dachte damals, er würde auf die Zeit, die sie als enge Freunde verbracht hatten, und ihren gemeinsamen Sieg über das Böse anspielen. „Er meinte, dass er mich immer lieben würde...“ , stammelte Bunny nun fassungslos. „Seiya...“ Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. Keuchend fasste Seiya sich ans Herz. Es war ihm, als hätte jemand hineingestochen. Der Schmerz war noch intensiver als vorher, anders zwar, aber unglaublich stark. Er musste sich hinsetzen. „Sie leidet!“, durchschoss es ihn. „Warum leidet sie?“ Er fühlte sich elend. Es gab nichts, was er für sie tun konnte, nicht hier. „Seiya, was hast du? Geht es dir nicht gut?“ Besorgt waren seine Brüder zu ihm gestürzt. „Es... es ist schon okay. Ich...“ Er sah ihnen in die Augen. „Ihr werdet mich für verrückt erklären und mir wahrscheinlich kein Wort abkaufen, aber ich schwöre euch: Ich bin mit Bunny verbunden! Ich kann fühlen, wenn es ihr mies geht und heute... heute waren ihre Schmerzen besonders groß... und meine damit auch.“ Er studierte die Gesichter seiner Brüder. Würden sie ihm glauben? Er sah ihre Zweifel, die Besorgnis, aber auch den Versuch, ihn zu verstehen. „Es ist nicht verrückt.“ Erstaunt drehten die Drei bzw. Vier sich zu der weiblichen Stimme um. „Prinzessin!“, stießen Star Lights aus und warfen sich sofort auf die Knie, auch der vor Schmerz aufschnaufende Seiya. „Bitte, steht auf, meine Freunde!“ Mit einem Lächeln bot sie Seiya ihre Hand zum Aufstehen an. Dankend erhob er sich, gefolgt von den Anderen. „Was macht ihr hier, Prinzessin?“, wollte Yaten noch immer überrascht wissen. Obwohl Prinzessin Kakyuu nicht unweit von Star Lights ihre Gemächer besaß, hatte sie deren Privatsphäre immer gewahrt. Sie betrachtete die Räume der Drei als deren Reich, nicht ihrem eigenen. „Ich habe euch gesucht. Waren wir nicht zu einer kleinen Konferenz verabredet?“ Sie schüttelte lachend den Kopf als sie die betroffenen Gesichter sah. „Das war eigentlich der Grund, weshalb ich zu dir gekommen bin, Seiya“, erklärte Yaten geknickt. „Nicht so tragisch! Ich habe mich nur gewundert, wo ihr stecken könntet.“ „Ihr seid zu gütig, eure Majestät!“, sagte Seiya respektvoll. „Doch bitte, warum sagtet Ihr, es sei nicht verrückt, das zu glauben? Wollt Ihr damit andeuten, dass Ihr mir Glauben schenkt... weil so eine Verbindung möglich ist?“ Hoffnung spiegelte sich in seiner Stimme wieder. Zum erneuten Erstaunen aller nickte die Prinzessin. „Ja, es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Sailor Moon und du eine solche Verbindung eingegangen seid. Aber ich muss dich warnen, Fighter! Nur weil es möglicherweise so ist, muss das nicht bedeuten, dass es eure Beziehung ändert. Du musst wissen, dass Sailor Moon eine höhere Pflicht obliegt. Sie hat eine Bestimmung und ich befürchte und es tut mir sehr leid, dir das sagen zu müssen, mein lieber Freund, dass diese Bestimmung keinen Platz für dich vorsieht.“ Mitfühlend sah sie Seiya an, der ihr geduldig zugehört hatte. Seine Augen verdunkelten sich abrupt. „Wie meint ihr das, Prinzessin?“, hakte er nach, den vorwurfsvollen Unterton konnte er nicht völlig vertuschen. Doch seine Prinzessin sah auch hierüber hinweg. „So wie ich es gesagt habe. Sie hat eine Zukunft, in der du nicht eingeplant bist, Fighter. Du kannst und du darfst dich nicht einmischen. Versuch sie aus deinem Herzen zu bannen, sie war nicht für dich bestimmt. Es tut mir leid!“ Kakyuu bemitleidete Seiya ehrlich. Auch sie fühlte den Schmerz ihres Volkes, vor allem dieser Drei. Sie waren ihre engsten und treuesten Verbündete. Ihnen vertraute sie ihr Leben an und sie wusste, dass es auch umgekehrt so war. Nur dieses bedingungslose Vertrauen machte eine solche Verbindung möglich. Fighter oder besser Seiya schenkte Sailor Moon noch mehr. Zu dem bedingungslosen Vertrauen kam noch grenzenlose Liebe hinzu, das hatte die Prinzessin sofort gesehen, als sie noch auf der Erde waren. Sie schätzte seine Loyalität, aber ihr war schon damals bewusst geworden, dass sie ihn eigentlich bereits verloren hatte. Er würde ihr immer untergeben sein, aber wie sie befürchtete, würde er nicht mehr glücklich werden. Seine Prioritäten hatten sich geändert. Liebend gern hätte sie Fighter gehen lassen. Er hatte seine Pflicht mehr als nur getan. Aber sie wusste um die zukünftige Verbindung zwischen Mond und Erde, dem Bund zwischen Serenity und Endymion. Sie wusste, wie viel von diesem Bund abhing, wie viele Leute für diese Verbindung ihre Leben riskiert hatten. Sie wusste von dem Opfer , das die ehemalige Mondkönigin Serenity, Sailor Moons Mutter, gegeben hatte, um ihre über alles geliebte Tochter und deren Geliebten zu retten. Sie konnte es nicht verantworten, dass Seiya durch seine Liebe zu Sailor Moon die Zukunft durcheinander brachte als auch die Opfer der Vergangenheit umsonst machen würde. Obgleich sie so oder so daran zweifelte, ob Sailor Moon Seiyas Liebe jemals so erwidern würde, wie er es sich wahrscheinlich erträumte. Nicht nach der gemeinsamen Vergangenheit mit dem Erdenprinzen. Da kam selbst Fighter nicht dagegen an. „Fighter, ich bitte dich als deine Prinzessin und Freundin! Fange hier auf Euphe, deiner Heimat, ein neues Leben an! Lass alles bisher Geschehene hinter dir und werde glücklich! Das wäre sicher auch Sailor Moons Wunsch!“, riet Prinzessin Kakyuu ihm eindringlich. Seiya lachte ironisch. „Das hab ich doch gerade schon mal gehört“, meinte er mit Blick auf Taiki, der nur mit den Schultern zuckte und murrte: „Es ist ja auch die Wahrheit!“ „Ich wollte Bunny nie im Weg stehen, Prinzessin.“ Seiya ignorierte die heftigen Schmerzen in seiner Brust. „Mein Wunsch ist es, sie glücklich zu sehen und wenn sie das mit Mamoru ist, dann wäre ich der Letzte, der ihr dieses Glück vergönnen oder gar vereiteln würde.“ Seiya legte eine kurze Pause ein, in der er einen nach dem anderen ruhig ansah. „Aber vergessen kann und will ich sie nicht! Ich werde sie immer und ewig in meinem Herzen tragen!“ Dann sprach er seine Prinzessin direkt an: „Ihr habt jedoch recht, my Lady! Ich werde mein Leben auf Euphe nicht vernachlässigen. Ich werde mich nicht verkriechen und Trübsal blasen, das verspreche ich euch. Aber mehr könnt ihr alle nicht von mir verlangen!“ Die Worte kamen nur schwer über seine Lippen. Er hatte keine Ahnung, wie er ohne sie glücklich werden sollte. Aber Bunny wäre tatsächlich zutiefst enttäuscht, wenn sie wüsste, wie er sich gehen ließ. Also musste er sich aufraffen... um ihretwillen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)