My Lovely Liar von SavannahMonroe (Dedicated to EffyStonem <3) ================================================================================ Kapitel 6: ღℓιє Şιxღ -------------------- „Seh ich etwa so aus wie jemand der beschützt werden muss?“, schmunzelte Yoo Mi. Auch wenn es kein unangenehmes Gefühl war, dass sich jemand zur Abwechslung mal um sie sorgte, war es doch ungewohnt. „Nein.“, antwortete Joon Gu schlicht und grinste, „Aber du siehst aus wie jemand, der beschützt werden möchte“ Yoo Mi blickte ihn an. Er war wirklich undurchsichtig. Es war schwer zu erraten, was er als nächstes tat oder sagte. Vor gut einer halben Stunde hatte sie ihm eine Ohrfeige verpasst und nun grinste er sie an als wäre nie etwas geschehen. Sie blickte ihn an: „Du bist… ziemlich seltsam.“, erklärte sie schließlich und er begann zu lachen. „Ich weiß nicht, ob das als Kompliment zu verstehen ist.“ Sie lächelte leicht und schaute zum Himmel: „Das verrat ich dir, wenn wir uns eine Weile kennen.“ Auch Joon Gu blickte nun auf. „Ich werde dich daran erinnern.“ Für einen Moment waren die beiden still. Aber es war keine unangenehme Stille. „Du siehst heute übrigens hübsch aus.“, erklärte Joon Gu schließlich. Er hatte vorhin keine Gelegenheit gehabt ihr ein Kompliment zu machen. Schließlich hatte er gedacht, dass Yoo Mi eine Betrügerin war. „Ich hätte dich fast nicht wiedererkannt.“, grinste er und Yoo Mi hob leicht die Augenbraue. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, klingelte ihr Handy. „Oh.“, murmelte sie und wühlte nach ihrem Handy. Als sie es zu fassen bekam, sah sie die Nummer auf dem Display. Idiot stand auf dem Display. Sie seufzte: „Da muss ich ran.“, erklärte sie Joon Gu, der grinsend nickte. „Sangjun“, meldete sich Yoo Mi am Telefon, „Ich dachte, wir wären für heute fertig.“ „Yoo Mi“, begann er atemlos, was in Yoo Mi Alarmglocken auslöste. „Was ist passiert?“, fragte sie nervös. War die Lüge etwa schon aufgeflogen? „Wo bist du? Ich hol dich ab.“, erklärte Sangjun und es wirkte so als würde er gerade rennen. Yoo Mi drehte sich zu Joon Gu, der sie fragend anschaute. „Ich bin unterwegs… Was ist los?“ Sangjun machte eine kleine Pause: „Du musst herkommen. Ins Krankenhaus! Stell keine Fragen und komm einfach her.“ Und schon hatte er aufgelegt. „Sang-“, hatte sie noch versucht ihn zu rufen, aber zu spät. „Was ist los?“, fragte Joon Gu. Yoo Mi blickte das Handy in ihrer Hand an und wandte sich dann an Joon Gu. Es hatte wichtig geklungen. „Fahr mich bitte ins Krankenhaus.“ „Hast du sie erreicht?“, fragte Tante Miran besorgt, während sie auf einer Bank im Flur des Krankenhauses saß. Shin hatte den Kopf auf ihren Schoß gelehnt und war eingeschlafen. Sangjun nickte und blickte auf die geschlossene Tür des Krankenzimmers. Wie konnte das nur passieren? War sein Großvater wirklich so schwach, dass er es nicht ertragen konnte, dass Sangjun nicht heiraten wollte? Während die Sanitäter ihn ins Krankenhaus gebracht hatten, hatte der alte Mann stetig nach Yoo Mi gerufen. Was sollte Sangjun nur tun? Wenn sein Großvater erfuhr, dass Yoo Mi nicht die war für die er sie hielt, dann würde sein Zustand noch schlechter werden. „Das ist gut.“, nickte Tante Miran, „Wenn er die Mutter seines Urenkels sieht, findet er sicher die Kraft weiterzukämpfen.“, Sangjun konnte sehen wie ihre Lippen leicht zitterten, während sie Shin sachte über den Kopf strich. „Sie wird gleich hier sein.“, erklärte Sangjun tonlos, während er einen Entschluss fasste. Er würde seinen Großvater nicht sterben lassen. Und erst recht würde er ihn nicht seinetwegen sterben lassen. Er blickte auf sein Handy. Yoo Mi musste sich beeilen. Plötzlich öffnete sich die Tür des Krankenzimmers und der Arzt trat hinaus. Er erblickte die Familie und seufzte leise. „Doktor! Wie geht es Großvater?“, fragte Tante Miran besorgt. Sie wagte es nicht sich zu bewegen, um Shin nicht zu wecken. Der Doktor setzte einen besorgten Blick auf: „Er ist aus dem kritischen Bereich raus, aber noch so ein Schock und er könnte ins Koma fallen. Bitte halten Sie ihn von allem Stress fern. Das Herz von Mr. Lee ist schwach.“ Tante Miran nickte: „Danke, Doktor...“ Auch wenn Erleichterung in ihrer Stimme mitschwang, so war auch Sorge dabei. Und auch Sangjun ging es nicht anders. „Noch etwas… Mr. Lee hat ständig nach einer Frau namens Shin Yoo Mi gerufen.“, erklärte der Arzt. Sangjun blickte auf. Dann nickte er und erklärte: „Sie ist meine Verlobte.“ „Vielleicht sollten Sie dafür sorgen, dass Miss Shin ebenfalls dazukommt.“ Sangjun nickte und mit einer kurzen Verbeugung verabschiedete sich der Arzt. Sangjun fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Selbst jetzt rief er nach Yoo Mi. Und alles nur, weil er glaubte, sie wäre schwanger. „Oppa!“ Sangjun drehte sich um und entdeckte Yoo Mi, die durch den Gang lief, dicht gefolgt von Joon Gu. Was tat er hier? „Die Schwester hat mir erzählt, was passiert ist! Geht es Großvater gut?“, fragte Yoo Mi außer Atem, als sie bei ihm ankam. Ihr Blick wirkte besorgt. So besorgt, dass Sangjun nicht entscheiden konnte, ob es gespielt oder echt war. „Er ist nicht mehr in Lebensgefahr… Aber er hat nach dir gerufen.“ „Nach mir?“, fragte Yoo Mi verwundert. „Yoo Mi“, begann nun Tante Miran, „Bitte geh hinein. Sangjun begleite sie.“ Sangjun nickte und warf Joon Gu einen kurzen Blick zu, bevor er Yoo Mis Hand nahm und mit ihr in das Zimmer ging. Yoo Mi hatte kaum Zeit zu reagieren und sie stolperte Sangjun hinterher. Als sie den Raum betraten, war das Geräusch der Geräte zu hören. Der Mann, der wie Stein wirkte, lag schwach an einem Beatmungsgerät angeschlossen auf dem Bett. „Großvater“, murmelte Yoo Mi und ging an Sangjun vorbei, geradewegs auf das Krankenbett zu, „Großvater“, flüsterte sie erneut, während Sangjun zuschaute. Yoo Mi nahm Soo Changs Hand und drückte sie leicht. Als dieser den Druck bemerkte, öffnete er langsam die Augen. „Yoo… Mi“, keuchte er leise. Yoo Mi lächelte leicht und nickte: „Ich bin hier.“ Soo Chang erwiderte den Druck auf ihre Hand leicht und zeigte ein gequältes Gesicht: „Es tut mir leid… Yoo Mi.“ Yoo Mi verstand nicht was er meinte und setzte einen verwunderten Blick auf. „Es tut mir… leid… dass ich meinen Enkel nicht besser erzogen habe.“ Yoo Mi wandte sich zu Sangjun ab und blickte ihn noch irritierter an. Doch Sangjun starrte nur seinen Großvater an. „Was meinst du, Großvater? Sangjun ist sehr gut zu mir.“, log Yoo Mi und setzte dabei ein Lächeln auf. Doch Soo Chang schüttelte leicht den Kopf: „Nein… er-“, setzte Soo Chang an, doch dann ging Sangjun dazwischen. „Überanstreng dich nicht, Großvater… Es ist in Ordnung. Ich war vorhin nicht bei Sinnen… Natürlich werden wir alles so tun, wie du es willst.“ Nun war Yoo Mi nur noch verwirrter. Doch Sangjun war schon bei ihr und legte ihr den Arm um die Schulter. Soo Chang hatte leichte Tränen in den Augen und nickte: „Das ist... gut...“, dann schlief er ein. Eine Weile blieben Yoo Mi und Sangjun noch im Zimmer, dann schaute Yoo Mi ihn fragend an: „Was meinte er?“ „Wir müssen reden.“, erklärte Sangjun und nahm sie wieder an der Hand. Ruhig führte er sie raus. Dort warteten bereits Tante Miran, die immer noch Shins Kopf streichelte und Joon Gu, der gelassen an der Wand lehnte. „Und?“, fragte Tante Miran. Sangjun nickte nur: „Er schläft jetzt.“ Tante Miran schien wieder erleichtert zu sein. „Wir sollten für heute gehen. Großvater braucht Ruhe… Ich werde Yoo Mi nach Hause bringen. Joon Gu, kümmerst du dich um meine Tante und Shin?“ Joon Gu blickte Sangjun an und dann Yoo Mi. Diese nickte unmerklich und Joon Gu stieß sich von der Wand ab: „Selbstverständlich.“ Er ging zu Tante Miran und hob Shin mit Leichtigkeit auf seine Arme. Gemeinsam verließen sie das Krankenhaus. „Ruf mich an.“, erklärte Joon Gu in Richtung Sangjun, doch sein Blick glitt auch zu Yoo Mi. „Danke“, erklärte Sangjun noch und wartete bis Joon Gu Shin in seinen Wagen gelegt hatte und Tante Miran ebenfalls einstieg. Dann wandte er sich ab und nahm Yoo Mi wieder am Handgelenk um sie zu seinem Wagen zu führen. „Sangjun!“, rief sie, „Das tut weh!“ Doch er lockerte den Griff nicht. Er zog sie weiter bis zum Wagen und öffnete die Beifahrertür: „Steig ein.“ Yoo Mi blickte ihn erst trotzig an, doch sein Blick war irgendwie anders. Autoritär. Sie wollte ihn lieber nicht noch wütender machen. Was auch immer sie falsch gemacht hatte. Also stieg sie schweigend und ohne Protest ein. Er schlug die Tür hinter ihr zu, so dass sie leicht zusammenzuckte. Dann ging er selbst um den Wagen herum und stieg ein. „Willst du mir vielleicht verraten, was ich falsch gemacht habe?“, fragte Yoo Mi nun doch schon etwas genervt. Doch Sangjun startete schweigend den Motor und fuhr los. Er sprach kein Wort und im Gegensatz zu der Stille, die zuvor zwischen Joon Gu und ihr geherrscht hatte. Diese Stille macht sie nervös. Sie wagte allerdings auch nicht etwas zu sagen. Nach einer Weile kamen sie an einem Park an. Es war schon spät, weshalb keine Menschenseele in der Nähe war. Yoo Mi blickte sich um. Was hatte er hier vor? Wollte er sie aus dem Weg schaffen? Sie blickte ihn leicht ängstlich an. Doch die Angst wich schnell als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Er sah besorgt aus. Als würde ihn etwas innerlich zerreißen. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch sie wusste nicht was. Sie konnten einander nicht ausstehen, also würde er denken, sie würde Interesse heucheln. Vielleicht würde ihn das nur noch wütender machen. Doch als er nach fünf Minuten immer noch nichts sagte, nahm sie ihren Mut zusammen: „Sangjun…“, setzte sie an, doch er unterbrach sie. „Heirate mich.“ Yoo Mi starrte ihn an: „Was?“, fragte sie tonlos. Hatte sie sich gerade verhört? Sangjun hob den Blick und sah sie an: „Heirate mich.“ Yoo Mi konnte ihren Ohren nicht trauen. War er jetzt komplett durchgedreht?! Sie wandte den Blick ab und gab einen spöttischen Ton von sich: „Ja, klar warum nicht!“, blaffte sie und schaute ihn dann wieder an: „Natürlich nicht! Bist du verrückt? Ich ess lieber auf der Stelle einen Satz Rasierklingen, bevor ich dich heirate!“ Dann öffnete sie die Wagentür und stieg aus. Mit aller Kraft schlug sie die Tür wieder zu und ging ein Stück. Es war kühler geworden und sie strich sich über die Oberarme während sie sich ihren Weg durch die Dunkelheit bahnte. „Shin Yoo Mi!“, rief Sangjun und sie hörte wie eine Autotür zufiel. Allerdings dachte sie nicht daran stehen zu bleiben. Das war doch lächerlich! Sie würde sicher nicht jemanden heiraten, den sie nicht mal ausstehen konnte! Gerade als sie weitergehen wollte, hielt Sangjun sie am Handgelenk fest und zwang sie sich umzudrehen. „Lass mich los!“, zischte sie, „Ich wusste, dass du nicht ganz sauber tickst, aber das geht zu weit!“ Sie riss sich los und fuhr mit der Hand über ihr Handgelenk. „Mein Großvater ist zusammengebrochen, als ich ihm gesagt habe, ich würde dich nicht heiraten!“, erklärte Sangjun nun und Yoo Mi blickte ihn an. „Was?“ Sie erinnerte sich an die Worte von Soo Chang, als er sich bei ihr entschuldigte. Das war also der Hintergrund gewesen. Dennoch schüttelte die leicht den Kopf: „Es geht ihm wieder besser.“ Sie wollte sich wieder umdrehen, als Sangjun sich vor sie stellte. „Wenn er nochmal so einen Schock erlebt, dann ist es vorbei, Yoo Mi.“ Sie starrte ihn an. Er log nicht. Das sah sie an seinem Blick. Aber dennoch! Es war zu viel! Es reichte schon, dass sie den alten Mann belog, da wollte sie sich nicht noch in seine Familie lügen! „Und wie zum Teufel stellst du dir das vor? Die Abmachung war, dass ich ein paar Wochen schwanger spiele und eine Fehlgeburt habe. Danach bin ich weg!“ Sangjun seufzte leise und schaute sie an: „Gib mir ein halbes Jahr… Wir heiraten und ziehen das mit der Fehlgeburt durch. Dann bleiben wir noch ein paar Monate zusammen, aber lassen uns dann scheiden. Meiner Familie erzähle ich, wir haben den Tod unseres Kindes nie verkraftet…“ Yoo Mi schaute ihn fassungslos an. Er war wirklich kalt wie Eis! „Sag mal, hast du überhaupt kein Gewissen? Ich meine, diese Lüge ist ziemlich groß! Was ist, wenn deine Familie es herausbekommt? Du brichst ihnen das Herz!“ „Wenn mein Großvater jetzt die Wahrheit erfährt, dann wird er das auf jeden Fall nicht überleben.“ Sie schaute ihn an und presste die Lippen zusammen. Was sollte sie tun? Sie konnte doch nicht so kaltblütig sein. Sie presste die Lippen zusammen und schaute zu Boden. „Ich werde dich entschädigen...“, erklärte er plötzlich. Nun schaute sie ihn wieder an: „Was meinst du?“ „Du bekommst sozusagen ein Gehalt. Pro Monat eine bestimmte Summe… Und wenn die sechs Monate rum sind einen Bonus.“ Das konnte doch nicht sein Ernst sein oder? Für was hielt er sie denn?! Sie wollte ihn gerade wieder anschreien, als er weitersprach: „Danach müssen wir uns nie wieder sehen und du kannst dir ein Haus leisten in dem du mit deinem Vater leben kannst.“ Sie schaute ihn an. Es stimmte sie hatten selbst nachdem die Schulden abbezahlt waren immer noch nicht genügend Geld um über die Runden zu kommen. Ganz zu schweigen davon, was passieren würde, wenn ihr Vater dann doch wieder heimlich spielte. „Bitte Yoo Mi… das ist das letzte Mal. Und es sind nur sechs Monate. Falls wir auffliegen, übernehme ich die Verantwortung.“, redete Sangjun auf sie ein. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Einerseits war es ein verlockendes Angebot. Andererseits wusste sie nicht, ob sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte. Allerdings war die Chance, dass Soo Chang wieder einen Anfall bekam groß, wenn sie jetzt nein sagte. Sie seufzte schwer und wandte sich ab um mit den Händen durch ihre Haar zu fahren und nachdenklich in die Dunkelheit zu schauen. „Fein…“, hörte sie sich schließlich selbst sagen, „Ich mach’s… Aber nur ein halbes Jahr. Keinen Tag mehr!“ „Versprochen!“ Yoo Mi kam schließlich spät in der Nacht nach Hause. Sun-Hee schlief schon und Yoo Mi wollte sie nicht wecken. Sie hatte die letzte Stunde damit verbracht frische Luft zu schnappen und zu realisieren, worauf sie sich nun schon wieder eingelassen hatte. Seit sie Sangjun kennen gelernt hatte, gab es keinen ruhigen Tag mehr. Immer wieder katapultierten sie sich in neue Schwierigkeiten. Es war zum Verrückt werden. Sie schälte sich aus Sun-Hees Klamotten und zog sich ihre Schlafsachen an. Dann legte sie sich ins Bett und schaute an die Decke. Hatte sie gerade schon wieder einen Fehler begangen? Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was passierte, wenn sie erwischt wurden. Ihr Blick fiel auf den Ring. Er war wirklich wunderschön – aber eine ebenso große Lüge wie die, die Yoo Mi und Sangjun seiner Familie aufgetischt hatten. „Was ist nur los mit mir…?“, flüsterte sie und seufzte schwer. Dann vibrierte auch schon ihr Handy. Sie griff danach: Joon Gu. Sie hatte vergessen ihn anzurufen. „Joon Gu“, meldete sie sich am Telefon. „Hab ich dich geweckt?“, fragte er leicht beunruhigt. Yoo Mi lächelte. Sie wusste nicht warum, aber es tat gut seine Stimme zu hören. „Nein, ich bin eben erst nach Hause gekommen...“, erklärte sie, als sie aufstand und sich auf Sun-Hees Balkon setzte. „Hattet ihr so viel zu besprechen?“, fragte Joon Gu nach. Yoo Mi biss sich auf die Unterlippe und dachte nach wie sie das Joon Gu am besten erklären konnte. „Yoo Mi?“ Sie seufzte leise: „Es ist kompliziert.“, erwiderte sie. „Ich hab Zeit.” Sie lächelte leicht. „Also gut… aber hör mir bis zum Ende zu! Nicht unterbrechen!“ „Wow“, kam es von Joon Gu, als sie zu Ende erzählt hatte, „Sangjun muss wirklich verzweifelt sein.“ „Wie kommst du darauf?“ Joon Gu machte eine kleine Pause: „Er bittet für gewöhnlich nie jemanden um etwas. Sangjun macht schon immer alles allein. Auch Probleme löst er allein. Aber er hat dich darum gebeten, also muss es ernst sein.“ Yoo Mi blickte zum Himmel. Sie hatte geahnt, dass Sangjun nicht oft bitte sagte, aber dass er so ein Mensch war, war ihr auch neu. Sie hatte ihn eher für verwöhnt und verzogen erhalten. „Ist das alles, was dir dazu einfällt?“, fragte sie schließlich. Er lachte leise: „Willst du, dass ich dir gratuliere?“ Yoo Mi verzog das Gesicht: „Du kannst mir zur Scheidung gratulieren… Denkst du nicht, dass das ein bisschen… sehr heftig ist?“ Joon Gu lachte über ihre erste Bemerkung und machte dann eine kleine Pause: „Es ist nicht unbedingt sehr moralisch, aber du musst erst mal darauf vertrauen, dass Sangjun nichts tun ohne es sich vorher genau zu überlegen.“, erklärte er, „Und im Zweifelsfall hast du immer noch mich.“ Sie lächelte leicht: „Warum bist du so nett zu mir?“ Sie hörte sein Grinsen durchs Telefon: „Weil ich dich mag… du bist… interessant.“ „Ich weiß nicht, ob das als Kompliment zu verstehen ist.“ „Das sag ich dir, wenn wir uns eine Weile kennen.“, scherzte er und sie lachten. „Ich werde dich daran erinnern.“ „WAS?!“, brüllten Sun-Hee und Daehan gleichzeitig, „Du heiratest?!“ Yoo Mi seufzte schwer und nickte dabei. „Wie ist denn das passiert?“, fragte Sun-Hee und betrachtete dabei den Ring an Yoo Mis Finger. Yoo Mi zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht… Zuerst waren wir nur bei seiner Familie. Dann hat sein Großvater angefangen die Hochzeit zu planen und sie gleich für nächsten Samstag anzusetzen… Sangjun hatte mir versprochen es irgendwie zu verhindern, aber als er mit seinem Großvater gesprochen hat, brach Großvater zusammen und kam ins Krankenhaus.“, erklärte Yoo Mi und seufzte wieder schwer, „Wenn wir nicht heiraten, dann wird seine Gesundheit nur noch schlechter.“ „Trotzdem, Yoo Mi!“, fuhr nun Daehan dazwischen. Auch wenn er sie vorher unterstützt hatte, das ging eindeutig zu weit. „Du solltest niemanden heiraten, den du nicht liebst!“, stimmte Sun-Hee zu. „Es ist nur für sechs Monate… ich bekomm Gehalt und danach muss ich mir um gar nichts mehr Sorgen machen.“, verteidigte Yoo Mi sich schwach. „Du bekommst du Gehalt? Er bezahlt dich, damit du ihn heiratest?“, fragte Daehan und auch Sun-Hee sah schockiert aus. „Es ist nicht so wie ihr denkt. Er sorgt nur dafür, dass ich danach nicht ohne Geld dastehe, weil ich während der Ehe nicht arbeiten gehen darf. Sein Großvater hat wohl was dagegen.“ Sun-Hee und Daehan schauten sie verurteilend an. „Kommt schon!“, bat Yoo Mi, „Ich bin auch nicht begeistert, aber… es ist meine und die Zukunft meines Vaters… und die Gesundheit von Großvater…“ Doch die beiden schienen nicht zu erweichen zu sein. „Ok… wenn ihr mir helft, dann schwöre ich, ich werde nie wieder lügen! Bis auf die kleinen Notlügen, aber solche Lügen wie die Hochzeit sind absolut tabu!“ Daehan und Sun-Hee blickten sich an. „Bitte?“, fragte Yoo Mi nach und setzte dabei einen Hundeblickt auf. Sun-Hee seufzte: „Also gut… aber das heißt nicht, dass ich das gut finde… Heiraten sollte mit Liebe zusammenhängen.“ Yoo Mi lächelte leicht: „Danke! Und ich schwöre, das ist rein geschäftlich und ich werde so etwas nie wieder tun.“ „Das will ich hoffen.“, murmelte Daehan. Der Tag der Hochzeit… „Bist du soweit, Yoo Mi?“, rief Sun-Hee und packte währenddessen das Make-Up weg. Sie hatte den ganzen Vormittag damit verbracht Yoo Mi für die Hochzeit herzurichten. Nun war sie auf das Kleid gespannt. Sun-Hee wusste nur, dass Yoo Mi es mit Tante Miran ausgesucht hatte. Ansonsten hatte sie keine Ahnung. „Eine Sekunde.“, rief Yoo Mi zurück und schien noch irgendwas zurecht zu rücken. „Ich komm jetzt raus.“, sagte sie ruhig und mit leicht nervöser Stimme. Als Sun-Hee sie erblickte, fiel ihr glatt ein Pinsel runter. „Ist es ok?“, fragte Yoo Mi unsicher. Es war ein Traum von einem Kleid. Es war traditionell weiß, hatte aber eine blass goldene Satinschleife um den Bauch gebunden. Das Kleid war lang und hatte eine schöne Schleppe. Der Überrock war etwas gerafft und offenbarte ein Teil vom Unterrock, der mit Spitze verziert war. Der Unterrock war etwas länger als der Überrock. Das Kleid hatte keine Träger war aber am Dekolleté wieder mit Spitze besetzt. Dazu trug Yoo Mi weiße Pumps, schlichte Ohrringe und ihren Verlobungsring. Ihre Haare waren teilweise hochgesteckt, wobei das hintere Haar in schönen Locken über ihren Rücken fiel. Sun Hee hatte eine Blume angebracht, die noch vom Schleier verdeckt wurde. Sie sah unglaublich aus. Sun-Hee lächelte leicht und nickte: „Du siehst fantastisch aus.“ Yoo Mi erwiderte das Lächeln leicht, seufzte dann aber wieder besorgt: „Ich hätte nicht gedacht, dass so eine Hochzeit mich dermaßen nervös macht!“ „Immerhin stimmt das an dieser Hochzeit.“, erklärte Sun-Hee leicht vorwurfsvoll, doch dann lächelte sie leicht entschuldigend. „Ist mein Vater schon hier?“, fragte Yoo Mi nervös. Sie hatte ihm nicht genau erklärt was vor sich ging. Stattdessen hatte sie ihm dieselbe Lügengeschichte erzählt, wie Sangjuns Familie. So konnte er sich zumindest nicht verplappern. Wenn alles vorbei war, würde sie ihm alles gestehen. Sun-Hee nickte: „Er unterhält sich gerade mit Sangjuns Großvater.“ Sun-Hee und Daehan waren zumindest so nett gewesen, so zu tun als wüssten sie von nichts, als Yoo Mi ihnen Sangjun vorgestellt hatte. Auch Joon Gu schien seine Rolle nie zu vergessen – nur wenn sie allein waren. Er hatte sich in den letzten eineinhalb Wochen als guter Freund erwiesen und Yoo Mi war ihm sehr dankbar. Es klopfte an der Tür und wenn man vom Teufel sprach, dann kam er bekanntlich auch. „Herein“, bat Yoo Mi und schon steckte Joon Gu seinen Kopf ins Zimmer. „Bist du-“, setzte er an, doch er stockte. Er betrachte Yoo Mi von oben bis unten. Sie sah umwerfend aus. So umwerfend, dass ihm die Worte fehlten. „Joon Gu?“, fragte Sun-Hee verwundert, als er nicht weitersprach. Joon Gu räusperte sich leicht und setzte wieder ein Lächeln auf: „Ich war nur überrascht… Du siehst umwerfend aus, Yoo Mi.“, lächelte er und Yoo Mi wurde ohne es zu realisieren leicht rot. „Danke“, erwiderte sie. „Wir wollen anfangen. Es ist Showtime.“, erklärte er schließlich und Yoo Mi nickte. Die Hochzeit verlief ohne besondere Vorkommnisse. Obwohl Yoo Mi panische Angst hatte, dass sie stolpern und fallen würde, verlief alles nach Plan. Die Kirche war überfüllt mit Geschäftspartnern, Familie und Freunden. Ihr Vater übergab sie anstandsgemäß an seinen Schwiegersohn, wobei er Tränen in den Augen hatte und immer wieder betonte, wie froh er war und wie bezaubernd seine Tochter aussah. Sangjun hingegen schien nur noch mehr zu Eis erstarrt zu sein. Er würdigte sie Kaum eines Blickes, als ihr Vater ihm ihre Hand übergab. Stattdessen starrte er nach vorne und schien gar nicht erwarten zu können, dass das alles hier vorbei war. Die Zeremonie war schön. Nicht zu lang und schmalzig, eben so wie Yoo Mi es sich immer vorgestellt hatte. Sie dachte fast schon wehmütig daran, dass das nicht einmal eine echte Ehe war. „Sie können die Braut nun küssen.“, hieß es dann und holte Yoo Mi aus ihrer Träumerei heraus. Sie blickte Sangjun an. Musste sie ihn jetzt wirklich küssen. Bei dem Gedanken verzog sie leicht das Gesicht. Doch Sangjun fand schnell eine Lösung. Er beugte sich langsam zu ihr runter und statt ihre Lippen zu küssen, setzte er seinen Kuss auf ihre Stirn. Sie schloss leicht die Augen und stellte sich vor, das wäre ihre echte Hochzeit mit einem Mann den sie liebte. Aber dann wäre so eine Hochzeit wohl kaum möglich. Nach der kirchlichen Trauung versammelte sich die Gemeinde in einem Festsaal, den Tante Miran gebucht hatte. Er war groß und ganz in Weiß und Gold geschmückt. Vereinzelnd waren Rosen zu sehen. Yoo Mi und Sangjun standen in der Mitte vom Saal und ließen sich beglückwünschen. Dabei lächelte Sangjun recht steif, während Yoo Mi sich alle Mühe gab fröhlich auszusehen. „Es ist Zeit für den ersten Tanz!“, klatschte Tante Miran und sie schien sichtlich Spaß an der Planung der Hochzeit gehabt zu haben. Yoo Mi sah Sangjun an, der immer noch kalt wie Eis wirkte, sich ihr allerdings zuwandte und seine Position einnahm. Die Saalmitte leerte sich langsam und sie Musik setzte ein. Es war eins von Yoo Mis Lieblingsliedern. Sie hatte gleich gewusst, dass sie diesen Song wollte. Er war von Lee Sun Hee und hieß Fox Rain. Langsam begannen Yoo Mi und Sangjun zu tanzen. „Musstest du den Song aussuchen?“, fragte er leise, „Der Text ist nicht gerade… fröhlich.“ Yoo Mi lächelte halb, allerdings nur um das Bild nicht zu zerstören: „Es ist eins meiner Lieblingslieder… wenn er dir nicht passt, dann hättest du etwas sagen sollen, als Tante Miran dich gefragt hat.“ Sangjun sagte nichts mehr. Schweigend tanzten sie zu Ende, während sie von allen bewundert wurden. Das war das erste Mal, dass Yoo Mi sich wie auf einer Hochzeit fühlte. Nur fühlte es sich nicht wie ihre eigene Hochzeit an. Als das Lied endete, applaudierte die Menge. Yoo Mi lächelte sanft, als auch schon jemand an ihrem Kleid zog. Als sie sich umdrehte entdeckte sie Shin. „Noona!“, lachte er fröhlich. Yoo Mi lächelte und beugte sich leicht herunter, damit sie mit ihm auf Augenhöhe war. „Was ist, Shin? Soll Noona mal mit dir tanzen?“, fragte sie lächelnd. Shin nickte begeistert und so tanzte Yoo Mi mit Shin. Die Tanzfläche füllte sich langsam. Auch Sangjun tanzte nun mit Tante Miran, die ihm freudig erzählte wie glatt alles gelaufen war und wie glücklich Soo Chang und sie waren. Doch egal wie Yoo Mi es sah: es fühlte sich nicht an wie ihre Hochzeit. „Darf ich abklatschen?“, erklang nun eine neue Stimme und Yoo Mi drehte sich um. Es war Joon Gu. Shin blickte zwar etwas enttäuscht, willigte aber ein und gesellte sich zu Tante Miran und Sangjun. Yoo Mi wandte sich Joon Gu zu und sie begannen zu tanzen. „Hab ich erwähnt, wie umwerfend du aussiehst, Mrs. Lee?“, fragte er lächelnd. Yoo Mi lächelte leicht: „Ja, ich glaube du hast es vorhin einmal erwähnt.“ „Gut, allerdings muss man es mehrmals erwähnen: Du siehst umwerfend aus.“ Sie lachte leise. Und auch wenn es seltsam klang: der Tanz mit Joon Gu fühlte sich viel mehr nach ihrer Hochzeit an, als der Tanz mit Sangjun. Allerdings war sie nicht mit Joon Gu, sondern mit Sangjun verheiratet… +*To be continued*+ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)