Arthas Menethil - Befreit vom Geist Ner'zhuls von MagicThief (Eine FanFiction über Arthas und seine neue Zukunft.) ================================================================================ Kapitel 15: Die Phiolen der Ewigkeit ------------------------------------ Arthas hatte Akama zurück nach Lordaeron geschickt, um seine Schwester davon in Kenntnis zu setzen, dass sie länger wegbleiben würden. Das heißt, Nawrya würde ihn begleiten - wer auch sonst? - und Illidan blieb bei A'dal, bis sie zurückgekehrt waren. Arthas beschloss, Lady Vashjs Phiole zu holen. Da die Höhlen des Schlangenschreins in der Scherbenwelt lagen, mussten sie nicht eine allzu weite Strecke zurücklegen. Proviant war alles, was sie noch zu besorgen hatten - Taschen, Waffen und ihre Rüstungen hatten sie ohnehin schon angelegt gehabt. Aufbruchbereit standen sie bei den Greifen, die sie zunächst zur Zuflucht des Cenarius in die Zangarmarschen bringen sollten - von dort aus wollten sie den Rest zu den Höhlen des Schlangenschreins laufen. A'dal hatte glücklicherweise mitgedacht und ihnen Spruchrollen mitgegeben, die ihnen für eine gewisse Zeit das Unterwasseratmen möglich machten, denn in die Höhlen mussten sie schwimmen. Arthas vergewisserte sich noch einmal, dass sie alles parat hatten. "Es kann los gehen", sagte er dann und blickte Nawrya an. Sie nickte lächelnd, stieg auf ihren Greif und flog sofort los. "Hey ... warte!", rief Arthas lachend, schwang sich auf seinen Greifen und flog ihr hinterher. Schnell ließen sie Shattrath hinter sich und flogen über die Wälder von Terrokar. Schon von dort aus konnten sie zu den Zangarmarschen, deren blaues Licht leicht ... schäfrig machend wirkte. Dann überquerten sie die Grenze von den Wäldern Terrokars zu den Zangarmarschen. Sogleich flog Arthas ein anderer Geruch entgegen: Es rock extrem nach Pflanzen und Pilzen - kein Wunder, anstatt Bäume fand man hier riesige Pilze vor. Außerdem wimmelte es ?hier nur so von riesigen Insektentieren. Ihr Flug dauerte nicht mehr lange, dann landeten sie auch schon in der Zuflucht des Cenarius. "Hoffentlich treffen wir unterwegs auf nicht allzu große Probleme", meinte Arthas, als er und Nawrya losgingen. "Sicher nicht. Außerdem schaffen wir beide sowieso jedes Problem aus dem weg", sagte Nawrya lächelnd. Arthas erwiderte ihr Lächeln. Sein Herz schlug etwas höher. "Ja, das ist wahr." Der Fußmarsch dauerte lange, doch das machte Arthas nichts aus. Als sie beim Schlangensee ankamen, gingen sie zunächst an die Stelle, von der aus sie am wenigsten schwimmen mussten, um zu den Höhlen des Schlangenschreins zu kommen. Schließlich erreichten sie die Stelle, an der sie ins Wasser gehen mussten. "Hoffentlich ist es nicht allzu kalt", hoffte Nawrya. "Nicht, dass ich noch krank werde." Arthas lächelte sie sanft an. "Bestimmt nicht." Arthas wirkte die Spruchrolle A'dals auf sich, damit er unter Wasser atmen konnte. Nachdem es Nawrya ihm gleich getan hatte, ging er ins Wasser - es war sogar angenehm warm. Er ging immer tiefer hinein, bis er schließlich schwimmen musste. Bis auf die einigen größeren Fische, die in dem Gewässern schwommen, musste sich Arthas vor nichts fürchten. Er tauchte unter und schwamm auf die große Röhre zu, die sie in die Höhlen des Schlangenschreins führen sollte. Es dauerte einige Zeit, doch als sie die Röhre durchschwommen hatten, tauchten sie wieder auf und befanden sich darin. Es gab drei Gänge in die sie gehen konnten, doch der mittlere war der richtige für sie. "Ein Aufzug?", wunderte sich Nawrya. "Das ist ja ein richtiger Luxus." Arthas grinste. "Ich wusste gar nicht, dass es unsere Feinde so gemütlich haben ..." Sie gingen auf den Aufzug zu, den man eigentlich mehr oder weniger so nennen konte. Es war eine große Platte, die sich hinauf und hinunter bewegte. Arthas und Nawrya stellten sich auf die Platte. Es dauerte einige Sekunden, dann fing sie an, sich zuerst langsam nach unten zu bewegen, doch innerhalb von Millisekunden beschleunigte sie ihr Tempo wahnsinnig. Nawrya hielt sich an Arthas fest und kniff die Augen zusammen. "Zu schnell!", sagte sie etwas ängstlich. Arthas legte einen Arm um sie. Auch ihm ging das in den Magen. "Gleich ist es vorbei ..." Arthas behielt recht. Der Aufzug wurde wieder langsamer und hielt schließlich an. Vor ihnen befanden sich die Höhlen des Schlangenschreins. Arthas lächelte leicht. "Lady Vashj, wir kommen." Es gab viele Feinde, Rohre, die durch die gesamten Höhlen verliefen und auch kleinere Aufzüge. Arthas und Nawrya umgingen die Feinde, so gut es ging - sie wollten keine unnötigen Risiken eingehen. Nachdem sie sich unauffällig an einigen Feinden vorbeigeschlichen hatten, fuhren sie den ersten Aufzug hinauf - oben angekommen sahen sie an der Decke Unmengen von Röhren. Holzstege verbanden die einzelnen Orte miteinander. Arthas schaute sich um. "Ich habe das Gefühl, dass es ein langer Weg bis zu Lady Vashj wird ..." Nawrya nickte leicht. "Beim Licht, lass diesen Weg ungefährlich sein." Vorsichtig gingen sie los, darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Als sie die erste größere Plattform erreichten, nachdem sie über die Stege gegangen waren, standen sie vor kleineren Wasserelementaren - in der Mitte von ihnen und mit dem Rücken zu Arthas und Nawrya gewandt, stand ein großer Wasserelementar. "Anscheinend ist er ein höheres Tier", flüsterte Arthas leise. "Sparen wir unsere Kräfte für Lady Vashj auf ..." Nawrya nickte stumm. Doch dann runzelte sie die Stirn. "Warte mal Arthas ... Ich ... Ich glaube, da war etwas." Arthas wartete, während sie nachdachte. Nawryas Blick wanderte umher, während sie die Höhlen des Schlangenschreins musterte. "Ja ... ja, genau!" Sie deutete auf ein riesiges Loch, dass sie am anderen Ende der Höhle in der Wand auftat. "Dort ist Lady vashj. Aber siehst du? Man kommt nicht dorthin. Man muss zuerst gewisse Schalter aktivieren, wodurch sich eine Brücke auftut, um zu ihr zu kommen." Sie schwieg und schien wieder nachzudenken. "Die Schalter sind bei Hydross den Unsteten, dem Grauen aus der Tiefe, Morogrim den Gezeitenwandler, dem Tiefenwächter, Tiefenlord Karathress und Leotheras den Blinden ... Wir müssen diese Geschöpfe töten, damit wir auf der fünften Plattform dort hinten den letzten Schalter aktivieren können, woraufhin sich die Brücke auftut." Nawrya deutete auf eine der Plattformen, die sich aus dem Wasser auftaten. Arthas schaute Nawrya erstaunt an. "Woher weißt du das?" "Ich glaube, ich hatte da mal ein Buch gelesen. Jetzt fällt es mir wieder genau ein, was darin stand ..." Arthas schwieg kurz. "... Das wird nicht einfach werden." "Nein, wird es nicht", sagte Nawrya seufzend. "Und pass auf, dass du nicht ins Wasser fällst ... Da sind gefährliche Fische drinnen. Wir sollten also zuerst Hydross besiegen, und danach das Grauen aus der Tiefe, wenn wir schonmal so nahe daran sind. Vorher aber müssen wir die Feinde auf den Plattformen besiegen, sonst kommen wir nicht zu diesem Riesenfisch. Aber das sollte nicht allzu schwierig werden." Ein Muskel nahe Arthas' linkem Auge, drohte, wie in den vergangenen Zeiten, anfangen zu zucken. "... Nicht allzu schwierig?" Arthas' Blick wanderte über die Unmengen von Nagas und dem anderen Ungetüm. Nawrya jedoch lächelte ihn gelassen an. "Wir sind zwei Paladine, was haben wir da schon zu befürchten?" "Puh ...", machte Arthas und schwieg. Er war sich nicht so sicher, ob alles reibungslos verlaufen würde. "Also müssen wir doch dieses Wassermonster dort besiegen?", fragte Arthas und deutete auf Hydross, der sich inzwischen zu ihnen umgedreht hatte und sie mit gedankenlos musterte. Nawrya nickte. "So ist es." Arthas seufzte leise. "Dann wollen wir mal." Nawrya deutete auf die kleineren Wasserelementare, die in einem geringen Abstand vor Hydross hin und her gingen. Der König war froh, dass sie so gut wie kein Hirn besaßen, sonst hätten sie längst schon angegriffen. "Wir müssen zuerst die da aus dem Weg räumen." "Wird und Hydross dabei angreifen?" Nawrya schüttelte den Kopf. "Nicht, wenn wir es geschickt anstellen." Sie griff an Arthas' Arm und zog sie an die Seite, sodass sie außerhalb von Hydross' Blickfeld hinter einer großen Metallwand standen. Die Wasserlementare hatten sie immer noch im Blick. "Greif sie an", sagte Nawrya. "Benutze einen Fernkampfzauber, dadurch werden sie auf uns aufmerksam und kommen hierher." Arthas nickte gehorsam. Er wirkte Exorzismus auf einen der Wasserelementar, wodurch dieser sogleich zu ihnen kam - die umstehenden drei anderen Wasserelementare, die sich noch dort befunden hatten, kamen ihm zur Hilfe. Nawrya zog ihren Hammer und Arthas tat es ihr gleich. "Wäre doch nur Kynarus hier, der hätte jetzt seinen Spaß." Der Kampf verlief ohne große Schwierigkeiten. Auch wenn sich die Wasserelementare als äußerst stabil bewiesen, so waren Arthas und Nawrya besser dran. Schließlich besaßen beide die Fähigkeit zu heilen, was alles umso leichter machte. Schließlich lagen die Wasserelementare als Pfützen zu ihren Füßen. "Geschafft", sagte Arthas und keuchte leicht. "Wir kämpfen wir gegen Hydross?" Nawrya lehnte sich an die Wand, um sich ein wenig auszuruhen. "Er ist stärker als diese kleinen Wasserelementare. Er besitzt spezielle Fähigkeiten, über die ich mir jedoch nicht bewusst sind. Wenn er etwas unvorhergesehenes tut, müssen wir uns in sekundenschnelle absprechen und weiterkämpfen. Verstanden?" Arthas nickte, halb verzweifelt. Sie hatten mehrere solcher Kämpfe vor sich. Beim Licht, wie sollten sie diese alle überstehen? Sein besorgter Blick zog Nawryas Aufmerksamkeit auf ihn. sie lächelte sanft und gab ihm einen Kuss. "Sorge dich nicht", sagte sie leise. Sie nahm seine in Panzerhandschuhen liegenden Hände und drückte diese sanft. "Wir schaffen das." Er nickte und schloss seine Augen, um sich selbst zu beruhigen. "Ja. Wir schaffen das." Beide traten hinter der Wand hervor und schauten Hydross an, der wieder mit dem Rücken zu ihnen stand. "Ich fange an", sagte Arthas entschlossen. Da Nawrya nichts entgegnete, wusste er, dass sie seine Meinung teilte. Deshalb ging auf den Elementar zu. Hydross drehte sich nun wieder zu ihm um und brummte bedrohlich. Arthas' Herz schlug schneller, er war nervös. Doch stehen blieb er nicht. Schließlich hob er seinen Hammer und schlug zu - erst jetzt realisierte Hydross, dass Arthas eine Bedrohung darstellte. Er hob seine große, wässrige Faust und wollte zuschlagen, doch Arthas wich diesem ersten Schlag aus. Nawrya kam nun hinzu und fing an, auf Hydross' Rücken zu dreschen. Doch das hirnlose Monster schien zu denken, dass Arthas derjenige sei, der ihm den Schmerz zufügte - deshalb bemerkte er Nawrya gar nicht und konzentrierte sich nur auf Arthas, der Hydross' Schläge parierte, auswich und abfing, so gut er konnte. "Verdammt, ist der stabil!", stöhnte Nawrya, nachdem sie einige Minuten so weitergemacht hatten. Arthas drohte schon, aus der Puste zu geraten. "Und stark ...", keuchte er, hoffte, dass es bald vorbei sein würde. Doch dann hob Hydross die Arme und vier weitere Wasserelementare erschienen - kleine jedoch. "Oh, nein ...", dachte sich Arthas. "Nawrya! Räum du sie aus dem Weg!" Arthas geriet ins Schwitzen. Während Nawrya alles tat, um die vier Wasserelementare zu beseitigen, musste Arthas Hydross' Aufmerksamkeit auf sich behalten. Er wich den Schlägen aus, heilte sich selbst, parierte. Doch dann wurde er hart auf seinem Brustkorb getroffen, als Hydross zu schnell geschlagen hatte. Arthas wurde nach hinten geschleudet und landete hart auf dem Boden. Er stöhnte kurz vor Schmerz. "Nawrya ...", sagte er keuchend. "Beeil dich." Arthas stand wieder auf, gerade schnell genug, um den nächsten Schlag Hydross' zu parieren, doch Arthas wurde unter der Kraft des Elementaren auf die Knie gezwungen. Hydross hob ein weiteres Mal die Faust und Arthas dachte schon, es wäre um ihn geschehen, doch dann kam Nawrya und schlug Hydross' hart auf seine große Wasserfaust. Der Elementar wich kurz zurück, dann griff er wiede an, dieses Mal Nawrya. Diese parierte die Schläge und schlug sogleich hart zurück. Arthas bewunderte die Stärke dieser Frau. Er stand auf, hob seinen Hammer und drosch auf Hydross ein. "Für das Licht!", rief er und ermutigte dadurch sich selbst und auch Nawrya. Arthas spürte wie das reine Licht ihn wieder durchfloss und er an Stärke gewann. Mit der neu gewonnen Kraft schlug er noch mehr auf den Elementar ein. Er registrierte nicht mehr, was um ihn herum vorging, spürte nur noch diese Macht des Lichts in sich und das Bedürfnis, diese mit voller Energie einzusetzen. Hydross konnte sich kaum mehr wehren. Die Wunden wurden zu groß. Er wich zurück aber Arthas und Nawrya gaben nicht nach. Schließlich lag Hydross auf dem Boden, sah aus wie eine riesige Pfütze. "Geschafft", keuchte Arthas. Nawrya nickte erschöpft. "Oh, Arthas", sagte sie jetzt seufzend. "Wie sollen wir die anderen denn schaffen?" Arthas schaute zu dem Schalter. Er ging darauf zu. "Wir packen das", sagte er ermutigend und legte den Schalter um. Dann drehte er sich zu seiner Freundin um. "Ganz sicher!" Sie lächelte schwach. "Hoffentlich hast du Recht. Aber ich brauche zuerst eine Pause ..." Sie setzte sich auf den Boden, legte ihre Waffe neben sich und lehnte sich nach hinten an die Wand. "Ich auch." Er setzte sich neben sie. "Aber wir sind doch ein klasse Team, nicht wahr?", sagte er lächelnd. Sie lächelte ebenfalls, nickte und lehnte sich an seine Schulter. "Ja, das sind wir." Nachdem sie sich erhohlt hatten, machten sie sich auf den Weg zu ihrem nächsten Feind: Das Grauen aus der Tiefe. "Hast du irgendetwas zu Essen dabei? Am besten Fleisch", fragte Nawrya ihn. "Wir müssen den nächsten Feind aus dem Wasser herauslocken." Arthas nickte. "Ja, ich habe da getrocknetes Fleisch in meiner Tasche ..." Er langte in seine kleine Ledertasche, die an seinem Gürtel befestigt war. "Hier", sagte er, zog das Stück Fleisch heraus und hielt es Nawrya hin. Dankbar nahm sie es an und steckte es ein. Wir müssen zuerst diese Plattformen säubern, damit wir nicht von den Nagas darauf gestört werden. Arthas nickte stumm. Diese paar Feinde würden sie ohne Probleme aus dem Weg räumen können. Zwar dauerte es etwas, doch schließlich standen sie vor dem seltsamen Teich, die Plattformen um sie herum waren gereinigt. Nawrya nahm das Stück Fleisch aus ihrer Tasche und band es an ein kleines Seil. Sie warf es ins Wasser. "Gleich müsste unser nächster Feind erscheinen." Sie warteten. Das Wasser fing an zu blubbern, es kochte nahezu. Die Fische, die im Wasser lebten, starben und trieben an der Oberfläche. Es roch jetzt nach gekochtem Fisch ... einerseits appetiterregend, doch andererseits graute es einem vor dem qualvollen Tod der Fische. "Ist das ... normal?", fragte Arthas leicht besorgt. Nawrya nickte. "Es kommt." Auf einmal erhob sich das Grauen aus dem Wasser. "Arthas, fang an!" Er gehorchte, ging an die Stelle, an der er am besten zu dem Monster kam und schlug auf es ein. Das Grauen bemerkte ihn, wendete sich ihm zu und fing an, mit seinen riesigen Flossen auf ihn zu schlagen. Zum Glück waren die Schläge nicht so hart wie erwartet, sodass Arthas sie parieren und ihnen ausweichen konnte. Wie schon bei Hydross stellte sich Nawrya an die Hinterseite des Grauens und schlug auf das Monster ein. "Macht der hier was besonderes?!", rief Arthas über die Kampfgeräusche hinweg. "Ja, aber das sollten wir überstehen!", rief Nawrya zurück. Der Kampf ging mehrere Minuten weiter. Arthas keuchte schon leicht, denn es fühlte sich an, als würden die Schläge des Ungeheuers immer stärker werden. Auf einmal drehte sich das Monster einmal herum und Arthas wurde wegen den ausgestreckten Flossen einige Meter zurückgeworfen. Gerade noch so konnte er sich wieder fangen, bevor er in das heiße Wasser fiel. "Arthas, Vorsicht!" Der König duckte sich rechtzeitig unter einer der Flossen hindurch, bevor diese ihn trafen. Er keuchte angestrengter. Neue Mut keimte in Arthas auf, als sich das Monstrum anfing, langsamer zu bewegen. Die Wunden, die Nawrya ihm zufügten, zeigten jetzt ihre Wirkung. "Gleich haben wir es geschafft!", rief er erschöpft. Dann tauchte das Monster mit einem Mal ab und verschwand im Wasser. "Was zum ..." Arthas schaute sich um, Nawrya schien ebenso verblüfft zu sein. "Er taucht nicht mehr auf ..." Plötzlich bemerkte Arthas die Feinde, die sich auf den Plattformen, die sie gesäubert hatten, jetzt befanden. Es waren sogar Bogenschützen, die bereits Pfeile einspannten. "Nawrya! Vorsicht! Wir müssen die da aus dem Weg räumen!", rief Arthas und deutete auf die Bogenschützen. Nawrya drehte sich um und konnte noch rechtzeitig in Deckung gehen, bevor ein Pfeil sie traf. Zusammen stürmten sie dann auf die Bogenschützen, um sie binnen weniger Momente getötet zu haben. "Ich höre noch mehr", sagte Nawrya leise. "Nagas!" Beide drehten sich um und sahen, wie Nagas auf sie zukamen. "Das Licht möge uns beistehen", murmelte Arthas, der sich nicht sicher war, ob er einen härteren Kampf Dank seiner Erschöpfung überstehen würde. Zusammen stürmten sie auf die Nagas, schlugen, parierten oder wichen aus. Schließlich lagen alle tot zu ihren Füßen. Arthas keuchte. Hinter ihnen hörte er, wie das Wasser wieder anfing, zu blubbern, und erneut schoss das Grauen aus der Tiefe heraus. Der König atmete tief durch und schöpfte neue Kraft. "Jetzt geben wir ihm den Rest!" Zusammen rannten sie auf das Ungeheuer zu und kämpften. Es dauerte einige Minuten, doch schließlich machte Nawrya den letzten Schlag, den dieses Monster noch spüren konnte. Danach fiel es nach links und schlug auf den Boden auf. Arthas keuchte. "Geschafft." Über den Teich hinweg lächelte er Nawrya an. Sie wirkte ebenfalls erschöpft. "Vielleicht müssen wir sogar hier eine Nacht überbringen, wenn wir für Lady Vashj ausgeruht sein sollen", meinte sie. Arthas nickte zustimmend. "Nach den nächsten vier Kämpfen, die wir noch erledigen müssen, werden wir nicht die Kraft haben, sofort gegen Lady Vashj anzutreten. Bevor wir die Brücke aktivieren, sollten wir uns schlafen legen und erst dann gegen sie kämpfen, wenn wir ausgeruht sind." Nachdem sie den Schalter umgelegt hatten, machten sie sich mit Erschöpfung in ihren Knochen auf den Weg zu Morogrim. Die vier weiteren Kämpfe mit den nächsten großen Feinden begaben sie sich zurück auf die Plattform, von der aus sie die Brücke zu Lady Vashj führen sollte. Sie legten sich auf den Boden. Arthas blinzelte Nawrya an und gähnte. "Wenn wir ausgeschlafen sind, werden wir die Schaltkonsole umlegen und uns Lady Vashj stellen." Müde schloss er die Augen. "Doch jetzt endlich Ruhe ..." Schon bald schlief er ein und genoss einen erholsamen Schlaf. Am nächsten Morgen - obwohl sie nicht wussten, ob es morgens war, da sie sich unter der Erde befanden - aßen sie etwas und besprachen den bevorstehenden Kampf. "Wir sollten Lady Vashj nicht herumlocken oder sie uns ... Versuchen wir, sie auf einer Stelle zu halten. Nicht, dass sie irgendwelche Attacken gegen uns einsetzt - Beispielsweise ein Schuss mit dem Bogen, wenn sie sich zu weit entfernt. Achja ... Diese Hexe wird sich in einem Schutzschild einschließen, nachdem wir sie eine Weile lang schon angegriffen haben. Deshalb müssen wir die vier Reaktoren, die den Schutzschild aufrecht erhalten, zerstören. Dies gelingt uns nur mit einem besudeltem Kern. Den müssten die Feinde haben, die sie dann zu ihrer Verstärkung ruft. Wenn wir die Reaktoren zerstört haben, sollten wir ein leichtes Spiel mit ihr haben, damit sie bald tot zu unseren Füßen liegt." Fast ungläubig schüttelte Arthas den Kopf. "Dein Wissen verblüfft mich immer mehr." Sie lächelte. "Ich hatte Zeit, viel Zeit, um die Berichte von Abenteurern durchzulesen. Sie hatten sie zwar nicht besiegt, wie man merkt. Aber sie haben durch ihre Fehlschritte Erfahrungen gesammelt, die sehr hilfreich sein können." Arthas nickte, leicht nachdenklich. "Ja, das hört sich gut an." Arthas stand auf und Nawrya tat es ihm gleich. "Bist du bereit?", vergewisserte er sich noch einmal. Sie nickte, atmete tief durch und schloss für einen Moment die Augen. "Ja, ich bin bereit." Arthas lächelte sie zärtlich an. Er konnte verstehen, dass sie sich sorgte, aber zusammen würden sie Lady Vashj sicherlich bezwingen können. Sie waren ein gutes Team. Außerdem versteckte sich hinter dieser eigentlich so sensiblen Frau ja ein starker Kampfgeist, wie er selbst gesehen hatte. Nun ging er auf die Schaltkonsole zu und legte den Hebel um. Nun erhob sich eine Brücke nach oben zu der Naga. Der König drehte sich um und sah Nawrya, wie sie am Fuße der Treppe stand und leicht ängstlich hinaufsah. Er ging zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Alles wird gut", sprach er leise und nahm dann ihre Hand. Zusammen setzten sie den ersten Fuß auf die Treppe und stiegen langsam nach oben. Das Wasser rauschte leise, die Rohren stießen hier und da Dampf aus. Ansonsten war alles totenstill, nur noch ihre Schritte konnte man hören. Arthas' Herz schlug immer schneller, als sie sich dem Ende der Treppe näherten. Dann überschritten sie schließlich auch die letzte Stufe und sahen in einiger Entfernung Lady Vashj. Die Nagahexe stand ruhig, gelassen, fast schon gelangweilt auf der Plattform. Sie tat nichts, zumindest jetzt noch nichts, obwohl sie Arthas und Nawrya bereits erblickt hatte. "Denke an meine Worte", sprach Nawrya leise. "Wir dürfen keine Fehler begehen." Arthas nickte nervös. Ein Schweißtropfen lief ihm über das Gesicht. Er atmete tief durch und zog dann seinen Hammer. "Lady Vashj! Mache dich bereit zum Sterben!" Er eilte, rannte schon fast auf die Plattform zu. Nawrya folgte ihm, hielt sich jedoch rechts, um ihre alte Taktik fotzusetzen - er zog ihre Aufmerksamkeit auf sich und sie verursachte die meisten Wunden am Gegner. In dem Moment, in dem Arthas die Plattform betrat, fauchte die Naga und näherte sich ihm. Ihre Haare, die aus Schlangen bestanden, zischten ebenfalls. Ihre sechs Arme hob sie und zeigte ihre scharfen Krallen. Der erste Schlag ging jedoch an Arthas. Er versuchte, den scharfen Krallen von Lady Vashj auszuweichen und darauf zu schlagen. Sie erwies sich als flink und geschickt, was dies nicht gerade einfach machte. Nawrya schlug von hinten auf die Naga. Die harten Schuppen jedoch verhinderten, dass sie sie am Anfang gut verletzen konnte. Die Schuppen mussten zuerst geschwächt werden, was sich automatisch ergab, je länger Nawrya gegen die Hexe kämpfte. Der Kampf dauerte einige Minuten an. Ab und zu bekam Arthas Kratzer ab, die jedoch nicht allzu schlimm waren. Arthas wusste, dass Lady Vashj jeden Moment ihren Schutzschild gegen sie einsetzen würde. Dies passierte nun auch. Auf einmal prallte Arthas' Hammer gegen einen leicht blau leuchtenden Schutzschild. "Zurück!", rief Nawrya und Arthas wich von Lady Vashj zurück, um weiteren Schlägen von ihr zu entgehen. Der Schutzschild wurde, wie Nawrya gesagt hatte, von Reaktoren aufrecht erhalten, deren blaue Strahlen auf die Hexe gerichtet waren. Doch man gönnte den beiden keine Pause: jetzt kamen Diener von Lady Vashj an sie heran. "Töte sie, so schnell du kannst!", rief Arthas. Sie mussten diese Gegner so schnell wie möglich beseitigen und die besudelten Kerne aus den Leichen der schmutzigen Elementare entnehmen. Mit der Kraft des Lichts gelang es ihnen, die Feinde recht schnell zu töten. Arthas bückte sich, untersuchte kurz die Leiche und fand einen besudelten Kern - er erkannte ihn am Schmutz, der ihn umgab. Arthas holte aus und warf ihn mit voller Kraft auf einen der Reaktoren. Der Strahl, den der Reaktor aussandte, wurde durch den Kern reflektiert, zurückgeworfen und wieder in den Reaktor geleitet. Dieser explodierte mit einem lauten Knall. Arthas lächelte erleichtert und drehte sich zu Nawrya um. Schockiert sah er, wie sie mit drei Feinden auf einmal kämpfte und zurückgedrängt wurde. "Narwrya!" Er eilte zu ihr und stürzte sich in den Rücken eines Elementars. Er schlug so hart zu, dass sich der Elementar, zuvor anscheinend jedoch angeschwächt durch Nawrya, zu einer Pfütze umtransformierte und Arthas' Füße umfloss. Dieser bückte sich schnell hinunter und nahm einen weiteren besudelten Kern an sich. Bevor er seiner Freundin weiterhalt, drehte er sich zu dem nächsten Reaktor, warf den Kern und traf. Der zweite Reaktor explodierte, fehlten noch zwei. Er wandte sich wieder um und widmete sich den weiteren Feinden, deren Aufmerksamkeit Nawrya erhielt. Wild schlug Arthas um sich, mit der Absicht, die Feinde zu vernichten, die Nawrya bedrohten. Bald schon lagen zwei weitere Elementare tot zu ihren Füßen. "Nimm das vom anderen Elementar", sagte Arthas, nahm einen besudelten Kern von der Leiche und zeigte ihn Nawrya. Diese nahm den letzten Kern vom anderen Elementar. Beide warfen, fast gleichzeitig, die besudelten Kerne zu den Reaktoren, welche daraufhin explodierten. Der Schutzschild um Lady Vashj löste sich auf. "Verdammte Menschen!", fauchte sie und schlängelte sich mit einer angsterregenden Geschwindigkeit zu Arthas hinüber. Der bekam schon den ersten Schlag ab, bevor er überhaupt dazu kam, seinen Hammer zu haben. Er stolperte nach vorne und hielt sich seine getroffene Schulter, welche nun brannte. Zornig hob er seinen Hammer. "Ich glaube, sie weiß noch nicht einmal, was mit ihrem Meister passiert ist", dachte sich Arthas, als er ihren nächsten Schlag parierte. "Oder sie hasst uns dafür, dass wir aus ihm das gemacht haben, was er nun ist." Der Kampf ging so weiter, wie er angefangen hatte. Ab und zu mussten sie auf eine große Fledermaus aufpassen, die sie mit tödlichem Gift bespuckte, doch dies gelang ihnen ohne Probleme. Die Naga wurde nach einiger Zeit langsamer. Ihre Schlangenhaare ließen die Köpfe hängen, ihre Schläge schienen ihr schwerer zu fallen. Kurz vor ihrem Ende ließ Nawrya von ihr ab. Arthas stützte seinen Hammer auf den Boden ab und zog sein Schwert, um der Naga zumindest einen schnellen Tod zu gewähren, als diese drohte, zusammenzukippen. Er holte aus und stieß das Schwert durch ihr Herz. Lady Vashj schrie wegen des Schmerzes auf. "Meister Illidan, es ... es tut mir leid ...", sagte sie leise, bevor ihr Körper erschlaffte und Arthas sein Schwert aus ihr zog. Nun lag sie auf dem Boden, Blut rann aus ihrer Brust und die Wunden, die die beiden Paladine ihr angerichtet hatten, waren nicht zu übersehen. "Sie hat die Sache mit Illidan also noch nicht gewusst", meinte Arthas leise. Nawrya blickte jetzt leicht traurig drein. "Vielleicht hätte sie sich ergeben, wenn wir ihr die Sache erklärt hätten." Arthas schüttelte den Kopf. "Das glaube ich nicht. Sie hätte den Befehl von Illidan persönlich erteilt bekommen müssen, uns die Phiole zu geben." Er kniete auf den Boden und untersuchte ihren Leichnam. "Nehmen wir die Phiole und verschwinden von hier", murmelte Arthas, während er nach der Phiole suchte. Nawrya stand still neben ihm und wartete. Als Arthas in eine der Taschen der Naga griff, spürte er einen Gegenstand, der sich hart und glatt anfühlte. "Das muss sie sein!" Er zog den Gegenstand heraus ... und erstarrte. "Nein ..." Die Phiole war in mehrere Stücke gebrochen. Das Teil, was er herausgezogen hatte, schien das größte zu sein. Wütend schmiss er die Scherbe zu Boden. "Verdammt nochmal!", brüllte er wütend. "Es war alles umsonst! Alles!" Nawrya legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter, doch Arthas zog diese weg. Wieso musste er so viel Pech haben? Jetzt blieb ihnen nur noch Kael'thas Phiole! Diese war vielleicht noch schwieriger zu bekommen. "Arthas ...", sagte Nawrya leise. In ihrer Stimme lag ein Hauch von Schmerz. Arthas begriff, dass er sie durch seine Wut verletzt hatte. Er seufzte leise, um sich zu beruhigen. "Verzeih mir", flüsterte er. "Es ist dir schon vergeben." Er wandte seinen Blick zu ihr. "Wir müssen zu der Terasse der Magister." Nawrya nickte nur und lächelte dann. "Dieses Mal aber nicht alleine, ja? Wir werden Hilfe mitnehmen. So klappt es besser." Arthas schloss die Augen. "Ja", willigte er ein. Es dauerte seine Zeit, bis sie sich schließlich auf den Inseln von Quel'Danas befanden. Kynarus, Damrag, Abbendis und auch Sylvanas waren mit von der Partie. Sie meinte, sie wolle ihren "Prinzen" gehörig die Meinung sagen. Zu sechst würden sie kein Problem haben, das wusste Arthas. Damrag war ein ausgezeichneter Heiler, der ihre Gruppe am Leben erhalten würde, wenn es hart auf hart kam. So betraten sie die Terasse der Magister, Arthas in der Hoffnung, dass wenigstens Kael'thas gut für die Phiole gesorgt hatte. Sie betraten die Terasse der Magister. Arthas hätte nicht gedacht, dass sie so ... schön aussehen würde. Abgesehen von den Statuen - von der eine auch Kael'thas zeigte, wie Arthas erkannte - waren die Pflanzen, die dort wuchsen, sehr lebendig und farbenfroh. Am Anfang der Brücke, die sie überqueren mussten, blieben sie stehen. Damrag zeigte auf die magisch verschlossene Tür, zu der sie sehen konnten, wenn sie auf der linken Seite nach unten schauten. "Diese Tür führt zu Kael." Er wandte seinen Blick zu den anderen. "Diese Tür kann geöffnet werden, wenn man die Feinde, die sich gerade unter uns befinden, tötet. Ich glaube, Priesterin Delrissa nennt sie sich, die sich unter uns befindet. Sie hat einige Schergen dabei, also tritt sie uns nicht allein Gegenüber." Sylvanas sah nachdenklich aus. "Und wenn wir dieses Weib töten, dann öffnet sich die Tür zu Kael, ja?" Damrag nickte. "So ist es." Prüfend blickte Arthas über den Rand der Brücke nach unten. "Ich bin dafür, dass wir alle anderen Feinde auslassen und uns damit begnügen, hier herunterzuspringen und gegen Delrissa zu kämpfen." Er blickte zu Sylvanas und musste unwillkührlich lächeln. "Fünf Paladine, jeder von uns kann unbeschadet aufkommen. Aber du ..." "Ich habe meine eigenen Methoden", meinte Sylvanas unberührt. Arthas sagte daraufhin nichts mehr und wandte sich zu den anderen. "Na, dann los!" Er sprang über den Busch, setzte sein Gottesschild ein und landete auf dem Boden, ohne dass es ihm etwas anhaben konnte. Nur wenige Sekunden landeten Abbenis, Damrag, Kynarus und Nawrya neben ihm. Arthas drehte sich um, um zu beobachten, wie Sylvanas zu ihnen runterkommen würde. Sie sprang an die Mauer und kletterte geschickt daran nach unten, ohne abzurutschen, obwohl die Wände sehr glatt zu sein schienen. Der König zog eine Augenbraue hoch. "Wie sie es immer wieder schafft, mich zu verblüffen", dachte er sich. Dann wandte er seinen Blick zu Priesterin Delrissa. "Wie werden wir vorgehen? Wir müssen uns schließlich irgendwie verteilen, wenn sie vier Gehilfen hat ..." Dramag - wer auch sonst - offenbarte sofort seinen Plan. "Jeder von uns greift einen an. Da Priesterin Delrissa die wohl Stärkste von ihnen ist, soll jeder, der seinen Feind niedergestreckt hat, auf sie losgehen. Ich werde hinter euch stehen und heilen. So. Wer möchte wen angreifen?" "Ich werde Delrissa übernehmen", sagte Arthas sofort. Die Schergen, die sich um Delrissa befanden, waren ein Schamane, ein Hexenmeister, ein Jäger und ein Schurke. "Ich werde den Schurken dort übernehmen", sagte Sylvanas. "Der wird mir am meisten Spaß machen." Kynarus übernahm den Hexenmeister, Abbendis den Schamanen und Nawrya widmete sich dem Jäger zu. Gleichzeitig griffen sie an, jeder auf den von ihn besagten Feind. Priester Delrissa war stark. Da sie sechs Arme besaß - was Arthas außerdem an Lady Vashj erinnerte -, und dazu noch in zwei Händen davon Schwerter trug, hatte es Arthas umso schwieriger, ihre Schläge abzuwehren. Er konnte von Glück reden, dass Damrag da war und ihn heilte, wenn er schwer getroffen wurde. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Sylvanas ihren Feind niederschlug. Jetzt kam sie zu Arthas und fing an, Delrissa zu bekämpfen. Minuten vergingen. Kynarus besiegte seinen Feind, kurz darauf auch Nawrya und Abbendis. Priesterin Delrissa wurde zorniger, je mehr ihrer Schergen starben, doch die Kraft ihrer Feinde stellte ihre Wut in den Hintergrund. Delrissa bewegte sich langsamer, ihre Wunden wurden immer stärker. Irgendwo hasste Arthas das Töten. Diese Angst in den Augen seiner Feinde, diese Angst vor dem Tod, die weckte sein Mitleid, sein Verständnis. Aber es musstes ein. Schließlich starb Delrissa und ihr schlaff gewordener Körper fiel zu Boden. Arthas wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann schaute er zu dem magischen Tor, welches sich gerade auflöste. Sylvanas grinste. "Seid gegrüßt Kael'thas, Euer Tod wartet." Arthas schluckte. Er wusste nicht, ob sie es so einfach haben würden. Zusammen gingen sie durch die Tür, durchschritten den Gang und standen dann schließlich, in der Entfernung von mehreren Metern, vor Kael'thas Sunstrider. Arthas war leicht schockiert - sein Aussehen hatte sich enorm geändert. Seine haut war dunkel, nicht mehr so hell wie eins. Seine einst blonden, langen Haare, waren nun ebenfalls dunkel. Sein Blick war grimmig und einfach nur noch böse. Aus seiner Brust ragte ein großer Splitter, der ihm möglicherweise mehr Magie verlieh. Er war magiesüchtig geworden. "Glaubt nicht, dass ihr mich übertreffen könnt. Meine Macht ist stärker als eure!", rief er laut und lachte. "Nicht nur magiesüchtig sondern auch noch dumm? Oh, Kael'thas, Eure Ehre sinkt von Sekunde zu Sekunde weiter! Ihr seid eine Schande für die Hochelfen!", sagte Sylvanas. "Oh, Sylvanas Windrunner ... Was sagt Ihr da zu mir, selbst aber seid Ihr Anführer von Untoten?", meinte er nur gehässig. Sylvanas ballte die Fäuste, schwieg aber. "Ich habe recht, nicht wahr?" Dann wandte er sich zu Arthas. Dieser wurde nervös, zuckte jedoch nicht einmal mit der Wimper. "Und du, Arthas ..." Er kam nur einen Schritt auf ihn zu, dann blieb er wieder stehen. "Jaina hätte es bei mir sichtlich besser gehabt. Nicht nur, dass du sie so lange im Stich gelassen hast ... Nein, jetzt weist du sie auch noch ab. Pah, du widerwärtiger Abschaum." Arthas biss die Zähne aufeinander. Dieser Trottel hatte überhaupt keine Ahnung! "Jaina ist glücklich. Sie hat einen festen Freund und ich bin mir sicher, dass er sie besser behandeln wird als ich. Ich brauche mich deshalb nicht um ihr Wohlergehen zu sorgen." "Sie ist dir also völlig egal?", grinste Kael'thas ihn an. "Sie ist eine Freundin, wie in vergangenen Zeiten so auch jetzt." Arthas blieb völlig locker. Er wusste, dass das, was er sagte, der Wahrheit entsprach. Kael'thas wollte ihn nur provozieren - das durfte er nicht zulassen! Der Magier schüttelte nur lächelnd den Kopf. "Tja, was soll's. Es wird Zeit für den Tod von euch allen." "Auf ihn!", rief Kynarus voller Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf und rannte los. Den anderen blieb gar keine Wahl, als mitzurennen. Nur Damrag blieb im Hintergrund, um zu heilen. Aus einer Flamme kam Al'ar, der Phönix Kaels. "Sylvanas! Abbendis! Kümmert euch um den Phönix!", befahl Arthas und die beiden gehorchten. Während sie gegen den Phönix kämpften, widmeten sich die anderen drei Kael'thas zu. Der Blutelf erwies sich als geschickt, schnell und flink - die Paladine taten schwer daran, ihm Schaden zuzufügen. Durch eine arkane Druckwelle wurden die drei Angreifer zurückgeworfen. Arthas prallte hart auf den Boden auf. "Du wirst lernen, was es heißt, Schmerzen zu erleiden, du Wurm!", brüllte Kael'thas. Er richtete eine Hand auf ihn und sofort spürte Arthas Schmerzen, ohne Wunden zu erleiden. Er schrie. Die Schmerzen waren unerträglich. Er konnte an nichts anderes mehr denken als an diesen Schmerz, der seinen gesamten Körper durchfuhr. "Arthas!", rief Nawrya erschrocken. Als sie Kael'thas angriff, hörte der Schmerz mit einem Mal auf, auch wenn es noch etwas nachklang. Keuchend richtete Arthas sich auf, seine Augen vor Schreck geweitet. Sie mussten ihn so schnnell wie möglich besiegen. Wer weiß, wozu er noch alles fähig war! Arthas hob seinen Hammer und rannte auf Kael'thas zu, der gerade Kynarus mit einem Magiestrahl wegschleuderte, danach Nawrya am Hals packte und einfach wegwarf. Seine Robe schien stabiler zu sein, als es aussah. Arthas blickte nach rechts, wo Nawrya betäubt an der Wand lag, nachdem sie mit dem Kopf aufgeschlagen war. Kynarus schien nicht weniger schlimm aufgekommen zu sein und stützte sich an der Wand ab. Sylvanas und Abbendis kämpften weiterhin gegen den flammenden Phönix, Damrag heilte angestrengt weiter. Kael blickte wieder zu Arthas, der ihn gerade schlagen wollte. Er wich jedoch aus und wirkte einen Zauber in Arthas' Rücken, sodass dieser nach vorne geschleudert wurde und auf einer kleinen Treppe landete. Arthas keuchte. "Du wirst als erstes sterben", hörte er Kael'thas sagen, seine Stimme überschlug sich fast vor dem Hass. Arthas drehte sich etwas um, dann spürte er wieder diese Schmerzen. Er konnte zusehen, wie Kael'thas seine andere Hand hob und einen gewaltigen Magieball formte. In diesem Moment dachte Arthas nicht an die Konsequenzen seines Todes. Er dachte nur daran, dass die Schmerzen wenigstens vorbei sein würden. Auf einmal sah er Nawrya vor sich stehen. Ohne jeglichen Schutz. "Nein! Nicht Nawrya! Nicht Nawrya!", dachte sich Arthas verzweifelt, sagen konnte er es nicht, das einzige was aus seinem Mund kam waren die Schmerzensschreie. Kael'thas zögerte nicht, seinen Magieball trotzdem abzuschießen. Der gewaltige Ball, der von tausend verschiedenen Magien zu bestehen schien, sauste auf Nawrya zu, die den Weg zu Arthas blockerte ... "Nein!", hörte Arthas die Stimme einer anderen Person. Jemand anderes fing den Ball ab, bevor er Nawrya erreichen konnte, doch dieser jemand wurde so gewaltig zurückgeschleudert, dass er gegen Nawrya prallte. Arthas' Schmerzen verebbten. "Du verdammtes Gör!", brüllte Kael'thas. Arthas hob seinen Kopf. Nawrya hielt die Gestalt, die sich gerade für sie beide geopfert hatte, unter den Armen fest. Es war Sylvanas. Vor Verwunderung weiteten sich Arthas' Augen. Nawrya legte sie vorsichtig nieder. Nicht einmal der beste Heiler der Welt vermochte die gewaltige, klaffende Wunde in ihrem Bauch zu heilen. Sylvanas lebte noch ... ein kleiner Rest ihres Lebens war noch in ihr, doch dieser drohte sie jeden Moment zu verlassen. "Sylvanas ... Wieso hast du das getan?", fragte Arthas. Der Schock in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Weil du ... das Leben mehr verdient hast als ich", sprach sie leise, schwach. Ihre Augen waren auf Arthas gerichtet. "Schon seltsam, was ... man für Leute, die man hasst, nicht alles tut ..." Ihr Gesicht verzog sich wegen ihren Schmerzen. "Und außerdem ... Braucht dich die Welt. Die Untoten ... Kommen ohne mich auch zurecht." Ihre Stimme wurde immer schwächer. Unwillkührlich stiegen in Arthas die Tränen hoch. Nicht noch jemand, der wegen ihn sein Leben ließ. Aber er konnte ihr nicht mehr helfen ... "Trauert nicht um mich", sprach sie. Die folgenden Worte waren die letzten ihres Lebens. "Endlich Frieden. Endlich bin ich frei ..." Ihre Augen verloren den Glanz und die Lider schlossen sich langsam. "Nein ..." Fassungslos starrte Arthas auf die Leiche von Sylvanas. Sylvanas, seine eigentliche Feindin. Sylvanas, die sich für ihn geopfert hatte. Sylvanas, die nun endlich ihren heißersehnten Frieden erhalten hatte ... Den Frieden vor dem Schmerz, den Arthas ihr angetan hatte. Weitere Tränen rollten über seine Wangen. Aber die Trauer musste warten. Die Gerechtigkeit musste jetzt stattfinden ... Er stand auf und umgriff fest seinen Hammer. "Dafür wirst du sterben, Kael'thas." Arthas' Stimme klang finster. Auch, wenn er und Sylvanas niemals gute Freunde gewesen sind, so war er bestürzt über ihren Tod. Seine Stimme zitterte kaum merklich. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Phönix tot am Boden lag und Abbendis Sylvanas' Leiche stumm betrachtete. Kael lachte nur hämisch. "Dann zeig mir, was du kannst." Arthas schrie wütend auf und rannte auf Kael'thas zu. Dieser schoss einen Magieball nach ihm, doch Arthas wich diesem aus. Da Kael erwartet hatte, dass Arthas getroffen wurde, war er nicht auf dessen Schlag vorbereitet und wurde hart in der Seite getroffen. Er taumelte. Nawrya und Abbendis kämpften nun ebenfalls wieder mit. Kynarus stützte sich immer noch an der Wand und hielt sich den Kopf, schien jedoch gleich wieder kampfbereit zu sein. "Ich werde eure Welt auf den Kopf stellen!", schrie Kael'thas. Sekunden später fanden sie alle sich in der Luft wieder - Kael'thas stand unten und kontrollierte die magischen Ströme, die sie in der Luft hielten. Arthas machte instinktiv Schwimmbewegungen in der Luft, um wieder auf den Boden zu gelangen. Dann griff er erneut an und traf Kael'thas in den Rücken. Dieser stolperte nach vorne und bekam den nächsten Schlag sogleich von Kynarus ab. Der Blutelf erzeugte wieder eine arkane Explosion, sodass sie weggeworfen wurden. Abbendis und Nawrya, die zuerst aus der Luft heruntergefallen waren, wurden nun sogleich weggeschleudert. Ächzend stand Arthas wieder auf. Kael'thas hielt sich seine Seite, er war also erfolgreich angeschlagen worden. Kael machte Handbewegungen in der Luft. Dann erschien ein kleiner, wirbelnder Lichtkreis, der sich zuerst auf Abbendis zubewegte. Diese schrie auf, als der Kreis sie berührte. "Aua!" Arthas schluckte und ein zweiter Kreis erschien. "Lasst euch nicht von ihnen erwischen und greift ihn an!", rief Arthas nervös. Er selbst stürmte danach sofort auf Kael'thas zu. Kael drehte sich um, die magischen Wirbel blieben jedoch bestehen. Er hob seine Hand und Arthas spürte wieder diesen unerträglichen Schmerz. Doch dieses Mal ging er nicht auf die Knie, nein, schreiend vor Wut holte er aus und schlug Kael'thas auf den Brustkorb, so fest er konnte. Damit hatte er den Blutelf sichtlich stark getroffen. Er keuchte auf und taumelte zurück. Das Atmen schien ihm schwer zu fallen. Auf einmal schoss ein Bolzen an Arthas vorbei und grub sich in Kael'thas' Brustkorb. Er fiel auf die Knie. Eine unglaubliche Last viel von Arthas, als er dies beobachtete. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kynarus seine Armbrust zurücksteckte. Schweigend beobachtete er den sterbenden Elf. "Die Welt ... soll ... brennen ...", sprach er flüsternd. Zu mehr reichten seine Kräfte nicht aus. "Ihr sollt ... alle ... sterben!" Kael'thas wirkte seinen letzten Zauber, mit dem Arthas nicht gerechnet hatte. Ein harter Magiestoß traf Arthas auf seine Brust und schleuderte ihn zurück. Als er gegen die Wand prallte, wurde alles schwarz um ihn. Arthas erwachte wieder in seinem eigenen Bett. Die Sonne schien durch das Fenster hinein, er war allein im Zimmer. Er wandte seinen Kopf nach links und nach rechts und war enttäuscht, Nawrya nirgends ausfindig machen zu können. Arthas setzte sich auf und bemerkte dabei, dass seine Wunde, die er durch Kael'thas erlitten hatte, geheilt worden war. Dann stand er auf. Im Speisesaal traf er die anderen an, die bereits einen Plan für den Besuch in den Höhlen der Zeit schmiedeten. Arthas' Herz sprang höher, denn dies bedeutete, dass Kael'thas' Phiole tatsächlich unversehrt gewesen war. Nawrya drehte sich zu ihm um, als sie ihn kommen hörte. "Arthas! Du bist wach!", sie eilte zu ihm und umarmte ihn. Dann lächelte sie ihn an, ein Lächeln, welches Arthas' Herz weich werden ließ. "Kaels Phiole war also unversehrt?", fragte sie in einem sanften Ton und legte seine Arme um sie. Nawrya nickte eilig. "Ja! Jetzt müssen wir beide nur noch in die Höhlen der Zeit und das Wasser aus dem Brunnen der Ewigkeit holen und aufpassen, dass uns niemand dabei erwischt!" Sie grinste ihn frech an. "Aber das sollte wohl kein Problem sein!" "Ja, dieses Mal müssen wir nichts anderes tun, als den Kämpfen aus den Weg zu gehen, anstatt sie zu verursachen." Sie lachte. "Ohja, das wird ein Kinderspiel." Damrag stellte sich neben die beiden. "Vergiss nicht, dass Archimonde dort sein wird. Wer weiß, ob ihr ihm so leicht entkommen könnt." Nawrya jedoch zuckte nur mit den Schultern. "Wir packen das schon." Damrag seufzte, er schien sich zu sorgen. Er schaute zu Arthas. "Einen richtigen Plan können wir hier natürlich nicht machen. Es wird nicht allzu schwierig sein hineinzugehen, unbemerkt hindurchzukommen, das Wasser zu holen und wieder zu verschwinden. Da keine Kampftechniken überlegt werden müssen, sollte es einfach für euch beide sein." Arthas nickte. "Einverstanden. Wann geht es los?", fragte er dann an Nawrya gewandt. "Am besten sofort", antwortete sie ihm und lächelte. Als sie vor dem Eingang zu Hyjal standen, atmete Arthas tief durch. Die Phiole hatte er in seiner Tasche verstaut und sie vorsichtshalber mehr gepolstert. Er hatte wegen der ganzen Sache nachgedacht. Das alles tat er nur wegen Illidan ... und Sylvanas war somit auch wegen Illidan gestorben. Es war eine seltsame Vorstellung, aber Arthas dachte immer wieder daran, was Sylvanas vor ihrem Tod gesagt hatte. Sie hatte nun ihren Frieden. Er dachte an Sylvanas' Begräbnis, welches sie nach ihrer Rückkehr stattfinden lassen wollten. Beerdigung konnte man es nicht nennen - sie wollte sie in die Räume von Arthas' Vater niederlegen, ebenfalls in einen steinernen Sarg. Dies sollte die letzte Ehre sein, die Arthas Sylvanas erweisen wollte. Sie hatte für ihn und Nawrya ihr Leben gegeben, so sollte sie beim ehemaligen König ruhen. Über diese Angelegenheit musste er jedoch später nachdenken. Nun galt es, seine ganze Aufmerksamkeit auf den Brunnen der Ewigkeit zu richten. Nun gingen er und Nawrya los, um sich genau dieser Aufgabe zu widmen. Nachdem sie die Höhle durchquert hatten, traten sie wieder hinaus ins Freie. Die Sonne schien auf sie herab und die Natur war wunderschön. "Ab jetzt dürfen wir uns nicht mehr auf der Straße aufhalten", meinte Nawrya leise. Sie hielten sich versteckt auf und gingen los, um zum Brunnen der Ewigkeit zu gelangen. Sie kamen auch am Lager der Allianz vorbei. Selbst von weiter Entfernung aus sah Arthas Jaina. Jetzt, hier in diesem Moment, muss es ihr wegen ihm noch schlecht ergangen sein. In diesem Moment war Arthas vielleicht soeben in Northrend unterwegs, ohne dass der Lichkönig von ihm Besitz ergriffen hat. Arthas wendete seinen Blick ab. Es musste weitergehen! Während sie das Lager hinter sich ließen, bemerkten sie nicht, wie die erste Untotenwelle in das Lager eindrang. Ihr Weg war lang. Überall mussten sie aufpassen, dass sie nicht entdeckt wurden, doch schließlich lag vor ihnen das Tal, in dem der Brunnen der Ewigkeit und der Weltenbaum waren. "Gleich geschafft", meine Nawrya und lächelte. Im Tal jedoch stand Archimonde und entzog dem Weltenbaum seine Macht. "Beeilen wir uns besser", flüsterte Nawrya und schluckte. Sie machten einen weiten Bogen um Archimonde und gelangten zum Ufer des Wassers. Eilig zog Arthas die Phiole aus seiner Tasche und füllte die Flasche auf. Nachdem sie voll war, verschloss er sie wieder und steckte sie ein. "Sieh doch", sagte Nawrya dann. "Sie beginnen, gegen Archimonde zu kämpfen!" Arthas wandte seinen Kopf zu dem Gefecht und sah, wie die Horde und die Allianz verbündet gegen den Eredar kämpften. Der König atmete tief durch. "Verschwinden wir schnellstens von hier", sagte Arthas leise. Er nahm Nawrya an die Hand und zog sie mit sich, als sie Anstalten machte, das Gefecht bis zum Ende mitverfolgen zu wollen. Geschickt und unentdeckt kamen sie wieder den Weg nach oben, von der aus sie einen grandiosen Blick über den Weltenbaum, Archimonde und die Streitmächte hatten. Kurz blieben sie stehen, als sie Pferde hinter sich hörten. Arthas und Nawrya versteckten sich hinter einem Hügel. Arthas konnte die Stimme Jainas hören. "... Ja, ich weiß. Aber trotzdem vermisse ich ihn sehr." Die andere Stimme kam von einer ebenfalls weiblichen Person, die eine Freundin Jainas zu sein schien. "Ich weiß, wie du dich fühlst. Aber keine Sorge. Du wirst einen besseren finden ..." Jainas nächste Worte klangen traurig. "Ich wünschte, es wäre so." Sie beschleunigten ihre Pferde, um sich der Schlacht anzuschließen. Arthas kniff die Augen zusammen. Wie gerne hätte er Jaina jetzt gesagt, dass es stimmte, was ihre Freundin da sagte. Es würde sich alles zum Guten wenden. Aber hätte er es getan, wäre die ganze Zukunft durcheinander geraten. Nawrya zog ihn sanft am Arm. "Bitte, lass uns jetzt gehen." In ihrer Stimme klang Trauer. Die Worte hatten ihr wohl doch weh getan und Arthas nickte. "Ja." Bevor sie jedoch gehen konnten, sahen sie noch, wie die Ahnen der Nachtelfen zum Weltenbaum gelangten, nachdem Archimonde zu ihm gelangen wollte und die Streitkräfte ihn daran schlecht hindern konnten. Der Baum schien die Ahnengeister in sich aufzunehmen, dann leuchtete er auf und eine gewaltige Druckwelle ging von ihm aus, der Archimonde und seine Handlanger, die ihm zu Hilfe gekommen waren, mit einem Mal auslöschte. Als die Druckwelle auch Arthas und Nawrya erreichten, spürte der König die Macht, die darin gelegen hatte. Danach flüchteten sie aus Hyjal, bevor die Streitkräfte sie einholen konnten. Mit dem Wasser des Brunnens der Ewigkeit kehrten sie zuerst nach Lordaeron zurück. Arthas beschloss, zuerst Sylvanas' Begräbnis stattfinden zu lassen. Erst dann wollten sie in die Scherbenwelt zurück, um Illidan das Wasser zu überreichen. Viele Untoten waren dabei, als Sylvanas in den steinernen Sarg gelegt wurde und nur wenige Menschen, darunter Arthas, Nawrya, Kynarus, Damrag und Abbendis. Arthas und Nawrya blieben am längsten bei ihr. Bevor sie gingen, legte Nawrya eine Hand auf den steinernen Sarg. "Danke, Sylvanas, dass du Arthas und mir das Leben gerettet und dafür gesorgt hast, dass wir glücklich weiterleben können." Als Arthas und Nawrya in Shattrath ankamen, wurden sie bereits von dem Dämonen erwartet. "Endlich seid ihr zurück", sagte er. "Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, wenn ich nach Lordaeron zurückgekehrt hätte, aber A'dal hat mir, während ihr weg wart, meinen alten, guten Geist wieder hervorgeholt." Arthas lächelte ihn an und holte die Phiole aus seiner Tasche. "Dann ist es jetzt Zeit, dass du auch von Außen wieder so aussiehst wie früher." Fast schon ehrfürchtig nahm Illidan das Fläschchen entgegen. "Ich danke euch." Er öffnete es, mit seinen großen Händen etwas unbeholfen, und trank den Inhalt. Für die ersten Sekunden geschah nichts und Arthas befürchtete schon, dass das Wasser nichts bewirkte, doch dann verschwanden die Tätowierungen von Illidans Körper, seine Hörner wurden immer kleiner und verschwanden ganz, ebenso seine Flügel. Seine Hände, Beine und Füßen wurden wieder wie die eines Nachtelfen und sein Körper nahm an Muskeln und Größe etwas ab. Vor ihnen stand jetzt der Nachtelf Illidan, zwar immer noch blind, aber ein Nachtelf. Arthas beobachtete lächelnd, wie Illidan seinen Kopf befühlte, seine Füße und seine Arme. "Ich bin wieder ein Nachtelf", sprach er leise. "Ich kann ... wieder nach Hause zurückkehren." Arthas nickte. "Ja, das kannst du." "Ich werde sofort aufbrechen!" Die Vorfreude auf sein zu Hause war so offensichtlich, dass Arthas lachen musste. Illidan sah aus wie ein kleines Kind, dass sich auf seinen Geburtstag freute. Dann komm mit uns, wir werden dir eine Eskorte zur Verfügung stellen. Als der Nachtelf zusammen mit zwei Paladinen seine Heimreise antrat, saß Arthas im Schlossgarten zusammen mit Nawrya auf einer Bank und entspannte sich. "Es war anstrengend", gab Arthas zu. "Und traurig", fügte Nawrya hinzu. Der König nickte. "Ja, das ist wahr. Aber zumindest konnten wir ihn glücklich machen." Sein Mädchen schloss die Augen und lehnte ihren Kopf auf seine Schulter. "Jetzt endlich Frieden", flüsterte sie leise. Arthas legte ihr einen Arm um. Beim Licht, hoffentlich hatte sie recht. 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