Nachtschatten - Himmelsdämon von fiZi (Zerrissene Seele - Teil eins des Nachtschattenzyklus ... ja, ihr seht richtig - es gibt ein neues Kapitel ...) ================================================================================ Kapitel 7: ~+ Vorbereitungen +~ ------------------------------- „Shit.“ Amy biss sich auf die Unterlippe, während sie sich mühsam am Bettgestell wieder in die Höhe zog. Dass ihr bei dieser eigentlich eher geringen körperlichen Anstrengung der Schweiß ausbrach und sie tatsächlich Probleme hatte, ihre Arme dazu zu bringen, ihr zu gehorchen und sie auf die Matratze zurückzuziehen, bewies der jungen Frau, dass sich ihr Zustand seit gestern keineswegs verbessert hatte. Und dass sie gut daran tat, diese Tatsache für die Zukunft im Hinterkopf zu behalten – das würde ihr einige blaue Flecken ersparen. „Amy?“ hörte sie Channas schlaftrunkene Stimme murmeln, und die Blonde, die es endlich geschafft hatte, sich auf das Bett zurückzuhieven lehnte sich müde gegen die Wand, darum bemüht, wieder zu Atem zu kommen. Zum Glück war sie so früh aufgewacht, dass ihre Freundin noch tief und fest schlief. Der Wecker würde erst in etwa einer Stunde klingeln. Mit einer Hand strich sie sich ein paar feuchte Strähnen aus der Stirn und betrachtete im dämmrigen Licht des Sonnenaufgangs wütend ihre schweißbenetzten Fingerspitzen. *Verdammter Mist. Ich kann nur hoffen, dass sich mein Körper heute wieder einigermaßen normalisiert bevor ich das nicht mehr vertuschen kann …* „Alles okay, Chan. Ich … bin nur aus dem Bett gefallen.“ Entgegnete sie der Rothaarigen schließlich so ruhig wie möglich und rieb sich über die schmerzenden Knie. *Direkt auf den Boden, in der Tat.* Ihre Ellebogen hatten bei ihrem Sturz auch einiges abbekommen und da ihre Arme ebenfalls einfach unter ihr nachgegeben hatten, war sie sich sicher, dass ihre linke Wange bald ein Bluterguss zieren würde. Schon wieder. *Als ob ich nicht sowieso schon genug Probleme hätte.* resigniert blieb Amy einige Zeit reglos sitzen und hing ihren Gedanken nach, während sie beobachtete, wie die Sonne langsam höher stieg und den verlassenen inneren Garten in immer heller werdendes Licht tauchte. Leider trug die Tatsache, dass der heutige Tag versprach, bestes Wetter zu haben, nicht dazu bei, dass sich ihre Laune besserte. Ihr Leben entwickelte sich mehr und mehr zu einer wahren Katastrophe und die junge Frau hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun konnte. Nicht nur, dass sie anscheinend aus einem mysteriösen Grund irgendjemand tot sehen wollte. Auch die Tatsache, dass es ihr neuer Leibwächter mühelos schaffte, ihre Gefühlswelt ins absolute Chaos zu stürzen - wodurch sie zusätzlich auch noch mit dem Neid und der Eifersucht seiner diversen Fangirls zu kämpfen hatte – war nicht genug. Nein, im Angesicht all dieser neuen Bedrohungen bekam sie nun auch noch ernsthafte körperliche Probleme, so dass sie noch wehrloser war, als das ohnehin schon der Fall gewesen war. Die Blonde unterdrückte ein frustriertes Schnauben. Es war zum verzweifeln! Und wenn sich zumindest ihr physischer Zustand nicht bald besserte, hatte sie mit Sicherheit bald einen Nervenzusammenbruch. Amy schielte auf die Leuchtziffern ihres Weckers, der direkt neben ihr auf dem Nachtkästchen stand. Noch zehn Minuten, ehe er klingelte und somit auch Channa aus dem Schlaf reißen würde. Höchste Zeit, einen weiteren Aufsteh-Versuch zu unternehmen! Diesmal erheblich vorsichtiger arbeitete sich die junge Frau so weit vor, dass sie ihre Beine problemlos über den Bettrand schwingen konnte. Sie spürte den flauschigen Teppich an ihren nackten Zehen. Bislang kein Schwindel. So weit so gut. Jetzt kam der kritische Teil. Langsam begann die Blonde, ihr Gewicht zu verlagern und gleichzeitig ihren Oberkörper nach vorne zu kippen. Sie kam sich vor wie eine gebrechliche Oma, aber diesmal hatte sie nicht vor, wieder auf dem Boden zu landen weil sie zu schnell vorging. Amy atmete erleichtert aus, als sie schließlich sicher auf ihren Füßen stand. Ihre Beine fühlten sich zwar noch ein wenig zittrig an, aber das war gestern auch schon so gewesen und würde hoffentlich in den nächsten Minuten nachlassen. Behutsam bewegte sie sich auf das Bad zu und erreichte den kleinen Raum ohne weiteren Zwischenfall. Als sie die angewärmten Fließen unter ihren nackten Sohlen spürte, hatten ihre Schritte die gleiche Sicherheit wie immer und die junge Frau trat ans Waschbecken. Nachdem sie sich etwas kühles Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, fiel Amys Blick zufällig in den Spiegel – und sie keuchte entsetzt. Nicht nur, dass ihre linke Gesichtshälfte ein gar nicht unauffälliger, ziemlich großer Bluterguss zierte, nein … Amy blinzelte ungläubig, und hob unwillkürlich ihre Arme. Fassungslos vergrub sie ihre Finger in der beinahe schulterlangen Mähne, die sich laut ihren Augen plötzlich auf ihrem Kopf befand. Und selbst als sie die weichen blonden Strähnen zwischen ihren Händen spürte, fiel es ihr schwer, die Tatsache, dass sich ihre Haarlänge über Nacht offensichtlich verdoppelt hatte, zu akzeptieren. Das war einfach unmöglich! Probeweise umschloss sie ein kleines Büschel ihres neu gewonnenen Kopfbewuchses, um nicht gerade sanft daran zu zerren. Prompt wurde sie mit einem stechenden Schmerz belohnt. Also keine Perücke. Die junge Frau bezweifelte ohnehin, dass im Augenblick irgendjemand lebensmüde genug wäre, sie in ihrer momentanen Verfassung zu reizen. Fragend starrte sie die Blondine ihr Gegenüber an, die ihren Blick ebenso verunsichert erwiderte. Sie trat ein wenig näher an den Spiegel und musterte ihr Bildnis aus schmalen Augen. Doch Amy konnte keine weiteren Veränderungen an sich entdecken, wenn man davon absah, dass sie ein wenig blass um die Nasenspitze war. Nach ihrer eben gemachten Entdeckung jedoch nicht weiter verwunderlich. „Was ist nur mit mir los?“ flüsterte sie, und in ihrer Stimme lag ein Hauch von Panik. Schwächeanfälle und Schwindelgefühl waren okay, da konnte sie sich einreden, dass es sich hier nur um vorübergehende Ausfälle handelte, ausgelöst durch den Schock und den Stress der letzten Tage. Das waren normale Symptome, für die es ein dutzend Gründe geben konnte und die aus heiterem Himmel auftraten, um ebenso schnell wieder zu verschwinden. Aber plötzlich wie wild wuchernde Haare … Die Blonde schluckte, und fuhr sich probehalber noch einmal durch die glänzenden Strähnen und den herausgewachsenen Pony, der ihr in die Augen hängen würde, wenn er nicht gerade wie jetzt aus ihrer Stirn gestrichen war. Dr. Greens Ermahnung geisterte durch ihren Kopf, und die junge Frau zog für einen kurzen Moment in Erwägung, der Ärztin einen Besuch abzustatten. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass sich ihr Körper zu weiteren, seltsamen Reaktionen hinreißen ließ. Aber sie hatte bald Geburtstag. Und auch, wenn das plötzliche Haarwachstum seltsam war und sie ein wenig verunsicherte, so war es doch nichts wirklich Gefährliches, und der Gedanke, unzählige Untersuchungen über sich ergehen zu lassen und die nächste Zeit auf der Krankenstation zu verbringen war nicht wirklich erbauend. Noch dazu, weil es nur noch vier Tage waren, bis sie Geburtstag hatte. Amy beschloss also, dass sie erstmal abwarten würde. So lange sich ihr Zustand nicht verschlechterte oder weitere Symptome auftraten, würde sie nichts unternehmen. Und hoffen, dass es niemand wagen würde, sie auf ihr verändertes Aussehen anzusprechen. ~*+*~ Channa beobachtete besorgt, wie sich ihre beste Freundin und Zimmergenossin das letzte Stück Vollmilchschokolade in den Mund stopfte, ehe die Blonde die nun leere Verpackung nachlässig zusammenknüllte und neben sich auf die Tischplatte legte. Das war nicht gut. Wenn Amy innerhalb von fünfzehn Minuten eine komplette Tafel ihres Suchtmittels verdrückte, war sie wirklich gestresst. Diese extremen Dosen benötigte die junge Frau in der Regel nur vor und während diverser Prüfungsphasen oder nach manchen Trainingseinheiten um Frust abzubauen, wenn sie mal wieder an ihre Grenzen gestoßen war. Die Rothaarige schürzte die Lippen. Von dieser Warte aus betrachtet war es eigentlich sogar ungewöhnlich, dass der erhöhte Konsum erst jetzt eingesetzt hatte. Wenn man bedachte, was ihre Freundin in den letzten Tagen alles durchgemacht hatte … Auf der anderen Seite bewies ihr diese Tatsache, dass die Blonde erst seit gestern wirklich so überfordert war, dass sich die Situation auf ihren Schokoladenkonsum auswirkte. Das bedeutete wiederum, dass Son Goten an Amys Anspannung einen nicht unerheblichen Anteil hatte. Offensichtlich hatte die Interaktion mit dem schwarzhaarigen Saiyajin eine größere Auswirkung auf die junge Frau, als sie ihr Umfeld wissen lassen wollte. Channa lächelte ein wenig. Ihre Freundin konnte manchmal wirklich extrem widerborstig sein, und sie war gespannt, wie lange die Blonde ihre abwehrende Haltung gegenüber ihrem gutaussehenden Beschützer aus lauter Starrsinn beibehalten konnte. Denn dass Amy Gotens Charme früher oder später erliegen würde, stand für die Rothaarige außer Frage. Bislang hatte sie nämlich noch nie gesehen, dass jemand so einen großen Effekt auf ihre Zimmergenossin hatte. Und ihr mangelte es nicht an Vergleichen. Die junge Frau mit den rehbraunen Augen war recht beliebt beim männlichen Geschlecht. Die meisten ihrer Verehrer wurden von Amy jedoch schon während ihrem ersten Date in sachlichem Tonfall davon überzeugt, dass sie eigentlich gar nichts von ihr wollten. Und über eine zweite Verabredung hinaus hatte es bislang noch kein Kandidat geschafft… Amys spöttische Stimme riss die Rothaarige aus ihren Gedanken. „Würdest du uns auch wieder mit deiner geistigen Gegenwart beglücken, Chan?“ Die Blonde musterte die links neben ihr Sitzende mit schräg gelegtem Kopf. Die beiden jungen Frauen hatten vor etwa einer Viertelstunde mit Micael an einem der runden Tische, den sie in der voll besetzten Cafeteria ergattert hatten, Platz genommen um die Nachmittagspause für ein wenig Entspannung auszunutzen. Channa schnitt ihrer Freundin zur Antwort eine Grimasse und nahm einen Schluck von ihrem Latte Macchiato. Im Moment musste man bei der anderen extrem vorsichtig sein, was man äußerte. Als sie die Blonde heute früh verwundert gefragt hatte, ob sie irgendetwas mit ihren Haaren gemacht hätte – denn auch jetzt sahen sie länger aus als sonst – hatte sie lediglich die schnippische Antwort erhalten, ob sie glaubte, Amy wäre heute Nacht beim Frisör gewesen. Danach hatte sie darauf verzichtet, ihre Zimmergenossin auf den großen Bluterguss anzusprechen, der unübersehbar die linke Wange der anderen zierte, und der trotz einer dicken Schicht Make-up noch immer zu erahnen war. Die Rothaarige war ohnehin davon überzeugt, die Antwort spätestens dann zu erfahren, wenn Son Goten auftauchte, denn sie bezweifelte, dass der Saiyajin mit den rabenschwarzen Haaren die patzigen Aussagen seiner Schutzbefohlenen akzeptieren würde. Doch die junge Frau mit den braunen Augen hatte es bislang erfolgreich geschafft, ihrem Leibwächter – und damit zu dem Bedauern ihrer Zimmergenossin leider auch Trunks – den ganzen Tag über aus dem Weg zu gehen. Amy war sogar so weit gegangen, vorzuschlagen, das Mittagessen draußen einzunehmen. Da diese Idee sofort Micaels begeisterte Zustimmung gefunden hatte, und das Wetter wirklich toll war, hatte Channa zu ihrem Leidwesen kein überzeugendes Gegenargument anbringen können. So hatten die drei Freunde die Mensa verlassen und ihre Wraps auf einer der Wiesen, die zum Unigelände gehörten, gegessen, ohne dass es der Rothaarigen gelungen wäre, einen Blick auf ihren Schwarm zu erhaschen. Und wenn es nach der Blonden ging, würde das wohl auch den Rest des Tages so bleiben. Nachdem die die Vorlesung in Waffenkunde vorbei gewesen war, hatte Amy keine Zeit verloren und angekündigt, dass sie nun diverse Vorbereitungen für ihren Geburtstag treffen müsste, der immerhin in wenigen Tagen stattfand. Und dazu wollte sie ausgerechnet in die Cafeteria gehen – ein Ort, den sie in der Regel niemals aufsuchte. Auf dem Weg dorthin diskutierte sie bereits lautstark mit Micael darüber, was alles auf die Liste musste, die sie erstellen wollte, da sie plante, morgen in die Stadt zum einkaufen zu fahren. Die Blonde hatte vor, dafür Straßenkampf zu schwänzen – zweifellos, um eine weitere Gelegenheit beim Schopf zu packen, Goten dadurch aus dem Weg zu gehen. Und so saßen sie nun hier, und Amy hatte es in der kurzen Zeit tatsächlich geschafft, eine ganze Tafel Schokolade zu vernichten, während sie die Zutaten für den Kuchen zusammenschrieb, den sie zu ihrem Geburtstag backen wollte und sich zu überlegen, wie viele Snacks sie einkaufen sollte und ob es sinnvoll wäre, an dem Abend tatsächlich Pizza zu machen oder ob das doch zu viel Arbeit wäre. Channa unterdrückte ein Seufzen und zwang sich dazu, ihre Aufmerksamkeit auf ihre Freundin zu konzentrieren. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass die nächsten Tage auf eine Katastrophe hinausliefen. ~*+*~ „Wen haben wir denn da? Misasai – was für ein glücklicher Zufall.“ Sagte plötzlich eine höhnische Stimme hinter ihr. Amy erstarrte. Das durfte doch nicht wahr sein! Sie verfluchte ihr Unglück, während sie sich langsam umwandte. Den ganzen Tag über war es ihr erfolgreich gelungen, den beiden Saiyajins aus dem Weg zu gehen. Sie hatte jedoch, der Ankündigung ihres Leibwächters eingedenk, dass er auftauchen würde sobald sie alleine wäre, stets darauf geachtet, entweder Channa oder Micael in ihrer Nähe zu haben. Es war stressig gewesen, ständig den Standort zu wechseln und sich an Plätzen aufzuhalten, an denen sie normalerweise nicht anzutreffen war, doch die Blonde hatte es tatsächlich geschafft, weder Son Goten noch Trunks zu begegnen und somit allen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Und nun das. Ausgerechnet jetzt, am Abend, fünf Minuten, nachdem sie sich von ihrem besten Freund verabschiedet hatte und auf dem Weg zum Wohngebäude und ihrem Zimmer war, gab es Probleme. Braune Augen trafen auf kalte, dunkelblaue. Die Blätter der hohen Buchsbaumhecke, die den schmalen Gang einsäumte, in dem sich Amy gerade befand, warf unruhige Schatten auf Shyleens lange Haare, die im Licht der untergehenden Sonne einen hellen Bordeauxfarbton angenommen hatten. Sie hätte wohl doch nicht den umständlichen Weg durch die verlassenen Teile des großen Gartens nehmen sollen. Im Moment war sie noch wehrloser als sonst, wenn die andere das Ganze in eine körperliche Ebene verlagern wollte. Instinktiv trat sie einen Schritt zurück, nur um gleich darauf festzustellen, dass es ein Fehler gewesen war, sich vor ihrem Gegenüber diese Blöße zu geben. Ein böses Lächeln legte sich auf Shyleens hübsches Gesicht, und die Blonde fühlte jäh heißen Ärger in sich aufsteigen. Sie würde dieser blöden Tussi nicht noch einmal die Genugtuung verschaffen, irgendeine Schwäche bei ihr zu sehen! Ihren Zorn mühsam zügelnd, schaffte sie es, ihrer Stimme einen kühlen Tonfall zu geben, als sie der Rothaarigen herausfordernd in die Augen sah. „Was verschafft mir die Ehre?!“ Der Sarkasmus in ihren Worten konnte der anderen gar nicht entgehen. Der Mund der blauäugigen Schönheit verzog sich angewidert, während sie wütend zischte. „Du beanspruchst nach wie vor etwas für dich, das du nicht im Entferntesten verdienst. Und ich bin hier, um dir das noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, nachdem du meine Warnung letztens ignoriert hast.“ Amy merkte, wie sich ein flaues Gefühl der Angst in ihrem Magen breit zu machen begann und den Zorn, den sie eben noch verspürt hatte verdrängte. Es war allzu offensichtlich, dass es die andere nur darauf anlegte, ihr ein für alle mal vor Augen zu führen, dass sie schwach und damit der Aufmerksamkeit ihres schwarzhaarigen Leibwächters unwürdig war. Und sie sah keine Möglichkeit, die kommende Konfrontation zu umgehen. Die Blonde schluckte den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte hinunter und ballte unbewusst die Hände zu Fäusten. Gerade eben noch hatte sie sich geschworen, keine Schwäche zu zeigen, allerdings fiel ihr das unter dem Unheil versprechenden Blick ihres Gegenübers zunehmend schwerer. Doch sie hatte ohnehin keine Chance, dem was nun kommen würde zu entgehen. Shyleen hatte schließlich so oder so vor, die Situation eskalieren zu lassen um einen Grund zu haben, ihr weh zu tun. Also musste sie sich nicht zurückhalten. „Du bist so erbärmlich!“ stieß Amy schließlich hervor, und verkniff sich im letzten Moment das ‚Dich an Schwächeren zu vergreifen.’ Nein, die Genugtuung das Offensichtliche auch noch öffentlich einzugestehen würde sie der anderen nicht geben. Stattdessen fuhr sie fort: „Ich verstehe gar nicht, wie Goten jemals mit so jemandem wie dir zusammen sein konnte. Dein Charakter ist ja wohl das Letzte. Benimmst du dich immer wie ein verzogenes Gör? Ein Wunder, dass er es überhaupt so lange mit dir ausgehalten hat.“ Die Augen ihres Gegenübers wurden dunkel vor Wut während sie einen drohenden Schritt auf die Blonde zumachte. Doch nicht das war es, was dafür sorgte, dass deren Puls vor Schreck jäh in die Höhe schoss, sondern das gemeine Lächeln, das sich auf Shyleens Lippen legte, während sie bebend vor Wut hervorpresste: „Na warte – das wirst du bereuen, du verdammtes wertloses Nichts!“ Amy sah den Schlag wie in Zeitlupe auf sich zukommen. Dennoch war es ihr nicht möglich, diesem auszuweichen – dafür war sie einfach zu langsam, und das nicht nur wegen ihres momentan schlechten Zustandes. Selbst in ihrer Bestform hatte sie schlicht und ergreifen nicht die Fähigkeit, dieselbe Geschwindigkeit zu erreichen wie ihre Gegnerin. Das war schon immer der Fall gewesen, seitdem sie denken konnte. Sie sah die Schläge früh genug, wusste wie sie sich bewegen müsste um ihnen auszuweichen – aber ihr Körper konnte einfach nicht so schnell reagieren wie es nötig gewesen wäre. Shyleens linke Faust näherte sich unaufhaltsam ihrer rechten Gesichtshälfte, und die Blonde presste ihren Mund in Erwartung des daraus resultierenden Schmerzes unwillkürlich fester zusammen. Die Befriedigung, sie schreien zu hören, würde sie der Rothaarigen auf keinen Fall geben. Doch nur wenige Zentimeter, ehe der Schlag sein Ziel treffen konnte, schob sich plötzlich ein Arm in Amys Blickfeld und schlanke, gebräunte Finger schlossen sich unnachgiebig um das Handgelenk ihres Gegenübers. Shyleen war wahrscheinlich sogar noch überraschter als ihr potenzielles Opfer, denn ihre Augen weiteten sich ungläubig, nur um sich gleich darauf drohend zu verengen. „DU?“ zischte die hübsche Kämpferin böse, und die Blonde wandte unwillkürlich den Blick. Das erste, was sie sah waren pinkfarbene, leicht gelockte Haare, und sie wusste sofort, wen sie vor sich hatte. Vor Erleichterung wurden ihre Knie weich, während die klare Stimme der Hinzugekommenen die laue Sommerluft durchschnitt. „Ja, ich. Was fällt dir eigentlich ein, Shyleen? Wir sind an dieser Uni zu Gast und du benimmst dich wie eine außer Kontrolle geratene Furie!“ erwiderte Emarin Steel und ihr hübsches, herzförmiges Gesicht trug einen unerbittlichen Ausdruck, während sie ihre Kollegin ernst ansah. Die junge Frau mit den dunkelroten Haaren wand ihren Arm aus dem Griff der anderen und schnaubte abfällig. „Was mischst du dich überhaupt ein?“ knurrte sie böse und trat einen Schritt zurück. Die grauen Augen der Kleineren hatten einen harten Glanz. „Manchmal frage ich mich wirklich, wie du es schaffen konntest, den Elitestatus zu erreichen. Du hast so gar nichts von den Idealen an dir, die man dafür eigentlich bräuchte.“ Sagte sie nachdrücklich und hielt den Blick unverwandt auf die andere gerichtet. „Ich werde dieses Mal darauf verzichten, dich zu melden, aber wenn ich dich noch einmal bei so etwas erwische, werde ich nicht nur der Direktorin von deinem unmöglichen Verhalten erzählen – sondern auch Son Goten.“ Shyleens Gesicht wurde rot vor Wut. Ihre vor Zorn blitzenden dunkelblauen Augen richteten sich auf Amy, und sie zischte drohend. „Du solltest dich wirklich lieber von Goten trennen, denn es wird nicht immer jemand da sein, um dich zu retten, Schwächling.“ Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um, und ließ die beiden jungen Frauen stehen. Emarin runzelte die Stirn. „Vielleicht sollte ich den Vorfall doch melden …“ murmelte sie mehr zu sich selbst, während sie der Rothaarigen grübelnd hinterher starrte. Amys Augen weiteten sich entsetzt, als sie sich ausmalte, wie ihr schwarzhaariger Leibwächter auf diese Nachricht reagieren würde. Schlechte Idee! GANZ schlechte Idee! Ohne nachzudenken beeilte sie sich, die Überlegung der anderen noch im Keim zu ersticken. „Oh, ich glaube nicht, dass das nötig ist. Es ist schließlich gar nichts passiert!“ Graue Augen musterten ihr Gegenüber prüfend, und die Blonde schluckte, als der Blick der Kleineren an dem mehr schlecht als recht abgedeckten Bluterguss auf ihrer linken Wange hängen blieb, der seit heute Früh ihr Gesicht zierte. Sollte sich Emarin tatsächlich entschließen, die Angelegenheit offiziell zu machen, dann würde sie keinen Schritt mehr ohne Son Goten tun können! Doch die Pinkhaarige nickte schließlich nur. „Okay. Wenn du meinst.“ Dann machte sie ein paar Schritte, ehe sie sich umdrehte, und die Andere abwartend ansah. „Kommst du? Ich begleite dich zu deinem Zimmer – da wolltest du doch hin, oder?“ Amy stieß erleichtert die Luft aus, von der ihr gar nicht bewusst gewesen war, dass sie sie angehalten hatte. Sie schenkte der jungen Frau, deren scharfen Blick nichts zu entgehen schien, ein Lächeln und beeilte sich, zu ihr aufzuschließen. „Danke.“ Murmelte sie, während sie gemeinsam in Richtung Wohngebäude davongingen. 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