Die Krähe von kono ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Unter mir zog die grüne Welt tosend fort. Der Herbst war schon lange durch das Land gezogen, der Winter pustete schon seinen kalten Atem dem ehemals so grünen Leben entgegen. Kalte Winde fegten über Hügel und Felder, von hier sah alles friedlich aus, ruhig, aber auch einsam wirkte die Schneelose Winterlandschaft. Es war noch zu warm für diese Zeit, der vom Himmel fallende Regen wandelte sich nicht in Schneeflocken um. Ich liebe die kleinen Flöckchen, wie sie tanzten im Wind, scheinbar nur für sich in diesem riesigen Ballett der Wolken. Eine Vorführung für jeden wer es sehen möchte. Das Schönste war, keiner der weißen Tänzer gleichte dem anderen. Diese Mischung aus individuellen und synchronen Fallen war atemberaubend. Nur Schade, dass es dann immer so kalt wurde. Doch störte es mich weniger, meine Kleider waren stets dick genug, Sommer wie Winter. Aber es schneit ja nicht, es regnet nur und die Gräue der Welt wird zum Schein noch grauer. Vereinzelt sehe ich Nebelschwaden am Boden dahin gleiten. Wie langsame unförmige Tiere schleichen sie dahin, als würden sie etwas suchen. Doch bevor sie es finden, lösten sie sich im Nichts auf. Alles zieht dahin. Es ist noch früh, ich sehe kaum jemanden unten auf dem Erdboden laufen. Wahrscheinlich ist es der Regen, der sie in ihren Verstecken hält. Nur mich zieht es raus, mich stört nicht mehr der Regen. Die Tropfen perlen an meinen Gliedern ab und fallen weiter zum Boden. Wie im Leben hat der Regen ebenfalls ein Ende. Jedoch klaren die Wolken über mir nicht auf, weiter versperren sie mir auf das, was dahinter liegt, die Sicht. Ein Baum, kahl und farblos, fällt in meinen Blick, ich setze mich auf einen seiner Äste und schüttle mir die Nässe vom Leib. In der Ferne sehe ich wie Bruchstücke von Sonnenlicht auf die Erde scheint. Ich wünsche mich dorthin, doch weiß ich, wenn ich mich in die Luft erhebe, werde ich dennoch nicht rechtzeitig dort ankommen, wo sich die Strahlen durchgekämpft haben, da sich die Wolkendecke wieder vorher schließen würde. So bleibe ich hier und genieße aus der Ferne das Schauspiel der Lichter. Nicht lange verweile ich auf dem feuchten Ast des farblosen Baumes, denn es wird Zeit, dass ich meinen letzten Flug antrete. Es war ein schöner Tag, finde ich. Viel habe ich gesehen, gutes Wetter und auch schlechtes Wetter durchgestanden. Auch der Regen wirkt wärmer als sonst. Aber die Luft ist nicht mehr die Selbe, selbst der Regen war aggressiv und der Wind war nicht mehr frisch. Noch nie habe ich mir mehr Schnee gewünscht. Dieses weiße, reinigende und frische Wasseräquivalent. Immer noch ist es zu warm für Schnee. Weit entfernt wirkt die Welt, weit ist das Leben am Boden von mir fern. Manchmal habe ich mich gefragt, wenn ich so durch die Lüfte schwebte, ob es überhaupt Leben auf dem Boden gab. Langsam ziehen dichtere Wolken auf, dunkel, schwer und fast majestätisch thronen sie hier oben am Himmel. Riesenhaft türmen sie sich auf und sind dennoch nichts weiter als Luft. Grauenhafte Phantome. Geister, da aber dennoch nicht greifbar oder gefährlich. Doch nur zum Schein. Wie oft musste ich erkennen, dass im Inneren der Wolkengebilde sich wahre Stürme aufbauten und heraus brachen. Manchmal staunte ich über die viel zahl der Varianten. Eins bleibt in der Natur jedoch immer gleich, alles endet irgendwann. So ziehe ich meine Kreise und spüre, dass es Zeit wird. Das letzte Mal bewundere ich die Schönheit der Natur, die Wolken, ihre schwere düster Gräue und ihre Leichtigkeit im Himmel zu schweben und die Erde mit ihren vielen kleinen Farben und den kahlen farblosen Baum. Und wie ich zu Boden gleite, um für immer dort zu bleiben, löst sich eine einzelne Schneeflocke vom Wolkenmeer und landet dort, wo aus meinem Schnabel der letzte Hauch entweicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)