A New Age von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Rückzugsort: Sabaody Archipel ---------------------------------------- Müde lehnte der Kopf des Schwarzhaarigen an der Wand, während er zu seinem Patienten hinübersah. Dieser lag in einem riesigen Bett, für das er viel zu klein aussah. Vielleicht erschien das aber auch nur so, weil er für seine Begriffe unnatürlich blass war und gegen die weißen Laken fast verschwand. Nur der dunkle Haarschopf hob sich vom Kissen ab. Die Haare des Jüngeren waren etwas länger als die seines Aufpassers, was sich leicht erkennen ließ, da eben jener momentan seine charakteristische Mütze nicht trug. Trafalgar Law seufzte und verlagerte sein Gewicht auf dem leicht nach hinten kippelnden Stuhl etwas. Seit drei Tagen saß er nun schon hier und der Strohhut war immer noch nicht aufgewacht. Obwohl er insgeheim schon angefangen hatte ihn Ruffy zu nennen, denn jemanden mit dem Namen für eine Kopfbedeckung anzusprechen erschien ihm irgendwie lächerlich. Ihn nannte ja auch keiner „Fleckenmütze“. Natürlich war der Strohhut des jungen Piraten ein ausdrucksstarkes Symbol für seinen rasanten Aufstieg in der Hierarchie der Piraten aber Law fand den richtigen Namen des Schwarzhaarigen viel schöner. „Captain?“ Die Stimme von Bepo riss ihn aus seinen Gedanken. Leicht blinzelnd sah er seinen Vize an. Er hatte ihn gar nicht kommen hören... „Die Piratenkaiserin ist hier. Sie möchte den Strohhut sehen.“ Der Pirat mit dem Aussehen eines Bären warf einen Blick zum Bett und sah dann wieder seinen Kapitän an. Law runzelte leicht die Stirn. Boa Hancock? Was wollte die Shichibukai und Herrscherin von Amazon Lily von Ruffy? „Was sagt Rayleigh dazu?“, fragte er, während er den Stuhl auf alle vier Beine zurückfallen ließ und sich leicht aufrichtete. Bepo zuckte mit den Schultern. „Er hat sie reingelassen, also denke ich, dass es okay ist...“ Law fuhr sich müde über die Augen. „Also gut, schick sie rein.“, meinte er und winkte leicht mit der rechten Hand. Wenn Silvers Rayleigh die Frau reingelassen hatte hieß das, dass von ihr wohl keine Gefahr drohte. Obwohl er sich immernoch fragte, was eine der Shichibukai hier wollte. Natürlich war er nicht taub für die Informationen aus der Außenwelt gewesen, die ihm seine Crew zugetragen hatte. Demnach befanden sich vier der verbleibenden Shichibukai inzwischen in Mary Joa um sich mit der Marine beziehungsweise der Weltregierung zu beraten – oder eher Anweisungen entgegen zu nehmen, die sie sowieso später ignorieren würden. Die fünfte im Bunde, Boa Hancock, hatte sich währenddessen auf die Suche nach Strohhut Ruffy gemacht, um ihn – nach eigener Aussage – zu eliminieren. Dass sie nun allerdings alleine hier auftauchte ließ ihn vermuten, dass sie das wahrscheinlich gar nicht im Sinn hatte. Er bekam nur am Rande mit, wie Bepo das Krankenzimmer wieder verließ, da er sich nun wieder auf den Kapitän der Strohhutpiraten konzentrierte. Nachdem Ruffy vor etwas mehr als drei Tagen auf Marineford einen mentalen Zusammenbruch erlitten hatte, war Law aufgetaucht und hatte den zwar wachen aber nur körperlich anwesenden Piraten mitgenommen, inklusive des ehemaligen Shichibukai Jimbei. Daraufhin hatten er und seine Crew noch kurz das Auftauchen des Yonkou Shanks beobachtet, bevor sie mit ihrem U-Boot abgetaucht waren und erneut Kurs auf das Sabaody Archipel genommen hatten. Dort waren sie bereits von Silvers Rayleigh und Shakuyak erwartet worden. Shakuyak hatte Bepo, Jean Bart und Law – die beiden letzteren hatten Jimbei und Ruffy getragen – daraufhin zur Bottakuri Bar geführt, wo Law in einem der Wohnräume die medizinische Versorgung von Ruffy, die er bereits auf der Fahrt mit dem U-Boot begonnen hatte, beendete. Auch Jimbei hatte es ziemlich schwer getroffen, doch der Fischmensch war bereits am folgenden Tag wieder bei Bewusstsein gewesen. Es war Law zu diesem Zeitpunkt auch kurzzeitig gelungen, Ruffy dazu zu bringen, etwas zu sagen, doch es hatte ihm gleich darauf leid getan, den Dunkelhaarigen wieder zu vollem Bewustsein gebracht zu haben, denn der Schmerz in den zuvor ausdruckslosen Augen war kaum zu ertragen gewesen. Außerdem war das einzige, was der junge Pirat hervorgebracht hatte, ein krächzendes Rufen nach seinem Bruder gewesen, das er ständig wiederholt hatte, weswegen Law ihm ein leichtes Beruhigungsmittel gespritzt hatte. Seitdem hatte Ruffy tief und fest geschlafen, was wohl mit der aus dem Kampf und der mehrmaligen Tension-Hormone-Behandlung seitens Ivankovs resultierenden Erschöpfung lag. Ein leises Klopfen an der Tür ertönte und Law sah von Ruffys Gesicht auf, das er die gesamte Zeit gedankenverloren gemustert hatte. „Herein“, murmelte er, woraufhin sich die Tür öffnete und eine schwarzhaarige Frau eintrat. Law musste zugeben, dass sie allen Erzählungen, die er bisher gehört hatte, in nichts nachstand. Allerdings war er weniger beeindruckt von ihrem Erscheinen, als manch anderer, was nicht zuletzt daran lag, dass Hancock diesmal keinen ihrer berüchtigten Auftritte hingelegt hatte. Sie sah genauso erschöpft aus, wie Law sich fühlte. Er beobachtete, wie sie durch den Türrahmen trat und ihr Blick sofort auf den schlafenden Ruffy fiel. Nachdem sie ihn einen Moment lang mit einem seltsamen Gesichtsausdruck betrachtet hatte wanderte ihr Blick durchs Zimmer. Law konnte selbst mit geschlossenen Augen herunterbeten, was sie sah. Sie befanden sich in einem fensterlosen Raum im Kellergeschoss der Bottakuri Bar. Zwar hätte Law ein Zimmer mit Sonnenlicht vorgezogen, doch die überirdischen Räume waren alle entweder Räumlichkeiten, die zur Bar gehörten oder zu klein. Daher musste eben auf künstliche Beleuchtung zurück gegriffen werden. Das große Zimmer war eher spärlich möbliert, dominieren tat dabei das Bett mit gigantischen Ausmaßen, in dem Ruffy lag. Ansonsten gab es eine kleine Kommode, einen Tisch, auf dem immer noch kreuz und quer Dinge herumlagen, die Law zur Versorgung von Ruffys Wunden gebraucht hatte, und zwei Stühle, einer davon war der, auf dem Law selbst saß. Nach dieser ausführlichen Analyse des Zimmers mit den Augen kehrte Hancocks Aufmerksamkeit zu Ruffy zurück. Der Kapitän der Strohhutbande lag unter einer dicken, hellen Decke. Allerdings ließ sich vermuten, dass fast sein gesamter Körper einbandagiert war, da die Decke etwas unterhalb seiner Schultern endete, welche unter den Verbänden aber nur zu erahnen waren. Außedem lag seine linke Hand auf der Decke, die mit einer etwas dünneren Mullbinde umwickelt war. Unter dem Verband führte außerdem ein Schlauch hervor, der von einem Venenkatheter an Ruffys Hand zu einem Tropf führte, an dem der junge Pirat immernoch hing. Alles in allem deutete nichts am Erscheinungsbild des Schwarzhaarigen darauf hin, dass er einer der elf Supernovae des Archipels war und es sich zum Ziel gesetzt hatte, der König der Piraten zu werden. „Wie geht es ihm?“, fragte die hochgewachsene Frau anstatt einer Begrüßung. Law nahm es ihr nicht übel, schließlich gab es momentan eindeutig besseres zu tun, wohingegen eine Begrüßung bloß Zeitverschwendung gewesen wäre. Er verschränkte die Arme und schaute Hancock an, die sich den zweiten Stuhl genommen und sich darauf niedergelassen hatte. „Er ist stabil und die Wundheilung schreitet gut voran.“, sagte er und biss sich leicht auf die Unterlippe. „Aber ich glaube nicht, dass er heute oder morgen schon aufwacht, die Wunden waren viel zu schwer und er hat seinen Körper stärker beansprucht, als es für irgendein lebendiges Wesen überhaupt möglich sein dürfte.“ Der Pirat seufzte leise. „Außerdem bleibt abzuwarten, ob er überhaupt aufwachen will.“ Hancock neben ihm zuckte zusammen und stieß einen Ton aus, der an eine Art Mischung aus Fauchen und Zischen erinnerte. „Was soll das denn heißen?!“, fragte sie aufgebracht und wäre beinahe aufgesprungen, ihre Hände zitterten und lagen zu Fäusten geballt in ihrem Schoß. Müde stand Law auf und umrundete das Bett, um den leeren Infusionsbeutel gegen einen neuen zu tauschen. „Nun ja, denken Sie mal darüber nach. Er hatte vor drei Tagen einen mentalen Zusammenbruch, nachdem der Mann gestorben ist, den er geliebt hat wie einen Bruder. Ihm ist bewusst, dass er sein Ziel nicht erreicht hat, und Ace nicht retten konnte. Und er weiß, dass, wenn er aufwacht, keines seiner Crewmitglieder da sein wird, um ihm Halt zu geben.“ Er sah auf das Gesicht des Schwarzhaarigen herunter, das im Schlaf ruhig schien. Trotzdem sah er immernoch den aufgewühlten Ausdruck vor sich, den es angenommen hatte, als Ruffy vor drei Tagen kurz bei Bewusstsein gewesen war. So viel Schmerz und Trauer hatte er noch nie in den Augen eines Menschen gesehen. Der Jüngere hatte wirklich seinen Bruder verloren, selbst wenn sie nicht blutsverwandt gewesen waren, soviel war Law inzwischen klar. Er hatte sich so viel aus der Übertragung der Geschehnisse auf Marineford zusammen gereimt und gestern den ganzen Tag mit Jimbei geredet, er sich während seines Aufenhtalts im Impel Down mit Ace eine Zelle geteilt hatte. Daher hatte er eine vage Vorstellung davon, wie nahe sich die beiden Piraten gestanden hatten und dass sie im Herzen wahre Brüder gewesen waren. „Er scheint zwar ein ziemliches Stehaufmännchen zu sein, aber ob er sich nach so einem Schlag wieder aufrappeln kann, kann ich wirklich nicht sagen“, fuhr er kopfschüttelnd fort, während er zu seinem Platz zurückkehrte und sich wieder setzte. Hancock hatte ihm aufmerksam zugehört und ihr Gesicht hatte einen nachdenklichen Ausdruck angenommen. „Ich kenne ihn glaube ich gut genug, um sagen zu können, dass er sich wieder aufrappeln wird. Der Tod der Feuerfaust hat ihn sicherlich schwer getroffen und aus der Bahn geworfen, er hat Ruffy viel bedeutet. Aber seine Freunde sind ihm auch wichtig, und genau die sind momentan über alle Meere verteilt irgendwo da draußen...“ Sie machte eine kurze Pause und lächelte leicht, während sie den Schlafenden betrachtete. „Glaub mir, wenn er aufwacht wird er über kurz oder lang irgendwann danach schreien, sie suchen zu wollen. Und genau da will ich ihm zuvor kommen.“ Irritiert sah Law sie an und hob die Augenbrauen. Wie wollte sie das bitte anstellen? Sie mochte ein Schiff haben, dass durch den Calm Belt reisen konnte, aber sie war nur eine einzelne Person. Es konnte Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, bis sie alle Crewmitglieder des Strohhuts wieder eingesammelt hatte. Hancock schien seine Gedanken erraten zu können, denn sie fuhr erklären fort: „Ich habe gestern meine Schwestern per Teleschnecke darüber informiert, was vorgefallen ist. Sie wollen mir helfen und haben sich bereits auf den Weg gemacht um Gerüchten und Informationen zu den Aufenthaltsorten seiner Nakama nach zu gehen. Wir werden darauf vertrauen müssen, dass ein paar von ihnen den Weg zurück alleine finden oder zufällig auf jemanden treffen, der sie hier her bringen kann. Ich selbst werde mich mit dem Marineschiff, mit dem ich hier bin, auf die Suche machen. Das kommt schließlich genauso gut durch den Calm Belt.“ „Zwei Fragen“, unterbrach Law sie und fuhr sich verwirrt durch die kurzen, strubbeligen Haare. „Erstens: Wie wollen Sie der Marine das erklären? Und zweitens: Wie haben Sie die Besatzung des Schiffes überhaupt dazu gebracht, uns nicht anzugreifen?“ Er wusste sehr wohl, dass Hancock ihnen zum Archipel mit einem Marineschiff gefolgt war, unter dem Vorwand, Ruffy töten zu wollen. Allerdings war ihm inzwischen mehr als klar, dass sie ganz andere Ziele verfolgte. Wie sie allerdings die Marines davon abhielt, einfach die Bar zu stürmen, war ihm immernoch ein Rätsel. Ein Blick in Hancocks grinsendes Gesicht machte ihm allerdings bewusst, dass sie eindeutig ihre Mittel und Wege hatte. „Nun...“, machte sie geheimnisvoll und wickelte eine ihrer Haarsträhnen um ihren Zeigefinger. „Ich habe einfach ein wenig mit ihren schwachen Köpfen gespielt, sie ein vielleicht auch zwei Mal versteinert und ihnen dann weisgemacht, Ruffy wäre nicht auf dem Archipel und sie sollten doch bitte bei den Aufräumarbeiten helfen. Morgen früh werde ich sie zusammen rufen und ich bezweifle, dass irgendwer meine Entscheidung anzweifeln wird, wenn ich ihnen befehle, mit mir nach der Strohhutcrew zu suchen.“ Immernoch relativ verwirrt schwieg Law einen Moment lang um das Gehörte zu verarbeiten, bevor er die nächste Frage stellte. „Und was, wenn die Weltregierung Ihre Entscheidung in Frage stellt und ihnen andere Befehle gibt?“ Daraufhin stieß Hancock ein gespieltes Lachen aus und schüttelte den Kopf. „Diese Idioten haben mir gar nichts zu sagen. Der Großteil von ihnen liegt mir ebenfalls reihenweise zu Füßen und der Rest glaubt, dass es genauso gut ist, Ruffys Crew zu jagen wie ihn selbst. Ich habe freie Bahn und die wiegen sich alle in Sicherheit.“ Natürlich musste ihr bewusst sein, dass sie ihren Status als Shichibukai und auch ihr Land in Gefahr brachte, wenn sie dem Rookie half, doch sollte heraus kommen, dass sie ihm geholfen hatte in Impel Down einzubrechen, war sowieso alles egal, ein bisschen Extrarisiko konnte da auch nicht mehr viel Schaden anrichten. Law erschien ihre Argumentation schlüssig, doch konnte es selbst mit zwei Schiffen immernoch ewig dauern, bis sie die achtköpfige Crew – Ruffy ausgenommen – wieder alle beeinander hatten. Wer konnte schon wissen, auf welchen abgelegenen Flecken des Erdballs es die Strohhüte verschlagen hatte, denn Bartholomew Kuma war nunmal kein Reisebüro (auch wenn er seine Opfer zu fragen pflegte, wohin sie gerne reisen würden), sondern handelte mehr nach dem Zufallsprinzip. Die Meere waren unendlich weit und sie konnten einfach überall sein. Aber bitte, es war nicht seine Angelegenheit, wenn Hancock unbedingt diese wahnwitzige Suche starten wollte. Wenn sie erfolgreich war, umso besser, wenn die Shichibukai versagte, mussten die Strohhüte eben alleine wieder zurück finden. „Dann wünsche ich schonmal viel Spaß. Das kann ewig dauern, bis Sie vielleicht ein einziges Crewmitglied finden.“, meinte Law schulterzuckend und musterte Ruffy, der in den letzten Minuten etwas unruhig geworden war. Aber noch während er hinsah beruhigte sich der Strohhut wieder und lag genauso unbewegt da, wie zuvor auch. Der Kapitän der Heart Piraten warf einen Blick auf die Uhr an der Wand und stellte fest, dass es bald wieder Zeit werden würde, die Verbände des Schlafenden zu wechseln. Mit einem leisen Rascheln ihres Gewandes erhob sich Hancock und begann, im Raum auf und ab zu gehen. „Ich habe veranlasst, ein ganzes Netzwerk für Informationsbeschaffung aufzubauen und mir wird jeder Hinweis auf den Aufenthaltsort einer Person zugetragen.“, erklärte sie im Brustton der Überzeugung und warf dem jungen Pirat in seinem großen Bett einen Blick zu. „Und Ruffys Nakama mögen vielleicht als verrückt gelten, aber deswegen sind sie sicher nicht schwach oder dumm, wenn sie unter seinem Kommando segeln. Sie werden sicher selbst alle Hebel in Bewegung setzen, um zu ihrem Treffpunkt zurück zu kommen, und der liegt nunmal hier.“ Sie blieb stehen und schien zu überlegen, murmelte etwas in sich hinein, dass für Law glatt nach „Obwohl mir diese Nami und diese Robin ja gestohlen bleiben können...“ klang. Er hob eine Augenbraue, während Hancock lauter fortfuhr. „Aber Ruffy hängt an seinen Freunden und ich werde die, die es nicht schaffen alleine her zu kommen zu ihm zurückbringen!“ „Guter Plan“, meinte Law. „Und ein guter Vorsatz. Ob Sie ihn umsetzen können, wird sich zeigen. Ich wünsche Ihnen viel Glück...“ Er lehnte sich auf seinem Stuhl leicht zurück und spürte, wie eine Welle der Müdigkeit über ihm zusammenschlug. Er hatte die vergangenen drei Tage nicht geschlafen, da er erst Ruffy und dann Jimbei medizinisch versorgt hatte, während draußen der von Blackbeard ausgelöste Tsunami wütete, dann ein langes Gespräch mit dem erwachten Jimbei geführt und trotzdem immer noch Tag und Nacht bei Ruffy Wache gehalten hatte, da sich dessen Zustand jede Sekunde ändern konnte – obwohl das nie geschah. Trotz der Warnung der Obrigkeiten, man solle sich auf die Groves 40-50 in Sicherheit bringen, da der Tsunami die restlichen, tiefer gelegenen Teile des Sabaody Archipels überfluten würde, waren Law und seine Patienten, sowie Bepo, Jean Bart, Rayleigh und Shakuyak auf Grove 13 bei der Bottakuri Bar geblieben. Wie durch ein Wunder waren einige höher gelegene Abschnitte der Gesetzlosen Zone von den Wellen verschont geblieben und während nun überall auf dem Archipel die Aufräumarbeiten begonnen hatten, hatte Jean Bart den in der Bar Anwesenden heute morgen erzählt, dass die Moby Dick und die Red Force in der Nähe der 20er Groves vor Anker lägen. Law fragte sich zwar, wieso so viele Piraten nach der Schlacht bei Marineford zum Archipel flohen, aber er wollte ihre Entscheidungen nicht in Frage stellen. Natürlich lag es nahe und war so ein guter Zufluchtsort, vorallem für die Verletzten und die Schiffe, die beschädigt worden waren. Außerdem war man in der Gesetzlosen Zone der Groves 1-29 auch relativ sicher vor Marines oder sonstigen Regierungsfuzzies, aber es war doch ziemlich auffällig und risikoreich. Ein leises Stöhnen des Schwarzhaarigen und Law und Hancock richteten ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf Ruffy, der sich regte und unruhig hin und her warf. Dann blieb er wieder still liegen, doch Law stand trotzdem auf und beugte sich über den jungen Kapitän. Seine Augenlider flatterten. „Ich glaubs ja nicht“, murmelte Law und prüfte den Pulsschlag des Anderen. „Er wacht auf!“ Kapitel 2: Schweigen -------------------- „Was?!“ Hancock trat sofort neben Law und lugte über seine Schulter, während dieser fasziniert beobachtete, wie erst Ruffys Atmung etwas schneller wurde und der Schwarzhaarige dann langsam die Augen aufschlug. Zuerst war sein Blick glasig und ging durch die beiden über ihn gebeugten Personen hindurch, dann fokussierte er sich aber und nach einigen orientierungslosen Momenten huschte ein Anflug von Erkennen über Ruffys Züge. Er sah verwirrt zwischen Law und Hancock hin und her und versuchte dann, sich aufzurichten, aber als sein Arzt nahm Law sich die Freiheit den jungen Piraten zurück in eine liegende Position zu drücken. „Das würde ich an deiner Stelle lieber noch nicht versuchen. Es ist ein Wunder, dass du jetzt schon aufgewacht bist, du solltest dein Glück nicht allzu sehr herausfordern...“, erklärte er mit ruhiger Stimme, während Ruffy ihn mit einem Gesichtausdruck anstarrte, der eindeutig belegte, wie durcheinander der Dunkelhaarige war. Immernoch relativ überrascht vom plötzlichen Erwachen des Schwarzhaarigen wandte sich Law kurz um und griff ein mit Wasser gefülltes Glas von dem Tisch, der neben dem Bett stand. „Durstig?“, fragte er Ruffy grinsend und dieser versuchte schwach, die mit dem Tropf verbundene Hand zu heben, um nach dem Glas zu greifen, doch Law hielt diese mit seiner freien Hand an Ort und Stelle. „Ah, nein, nicht bewegen“, erklärte er schnell, ließ Ruffys Hand wieder los und legte stattdessen einen Arm um den Kleineren, um ihn leicht zu stützen, während er ihm das Glas an die Lippen hielt. Ruffy trank ein paar kleine Schlucke, bevor er sich abwandte. „Seltsam...“, meinte Hancock stirnrunzelnd und Law sah sie an. „Was meinst du?“, fragte er, während er das Glas wieder abstellte. „Ich hätte erwartet, dass er sofort irgendetwas fragt oder nach Essen schreit.“, antwortete sie und beugte sich etwas weiter über Ruffy. Tatsächlich wirkte der Jüngere etwas zu teilnahmslos auf Law, selbst wenn dieser noch nicht ganz wach sein sollte, dürften die letzten Nachwirkungen des Beruhigungsmittels bereits seit zwei Tagen verflogen sein. Aber vielleicht brauchte er einfach nur etwas Zeit um sich zu orientieren. „Erstmal Willkommen zurück unter den wachen Piraten“, sagte der Dunkelhaarige daher und lächelte seinen Patienten an. Dieser wiederum zeigte keine Reaktion und starrte nun, da er etwas getrunken hatte, mehr oder weniger ausdruckslos an die Decke, da er sich ja nicht aufrichten durfte. Deswegen fuhr Law einfach fort: „Du befindest dich auf dem Sabaody Archipel in der Bottakuri Bar und bist gerade aufgewacht, nachdem du drei Tage durch geschlafen hast wie ein Baby. Was aber immer noch relativ früh ist, weil du mehr als nur halb tot warst, als wir dich her gebracht haben.“ Eine bessere Wortwahl war ihm beim besten Willen nicht eingefallen, schließlich war es einfach so gewesen. Hätten die Kämpfe noch länger angedauert wäre Ruffy wohl verblutet. Als nun immer noch keine Reaktion folgte war Law dann doch sehr irritiert. Inzwischen wünschte er sich schon fast, dass der Jüngere wenigstens irgendetwas tat, in Tränen ausbrach vielleicht oder anfing zu schreien oder behauptete, alles wäre nur ein Traum. Irgendwas. Doch nichts davon geschah. Ruffy blieb stumm. Verwirrt schloss Law für einen kurzen Moment die Augen, bevor er einfach weitersprach. „Viele der anderen an den Kampfhandlungen beteiligten Piraten sind auch auf dem Archipel oder ankern im Meer drum herum. In der Bar an sich sind außer dir, Hancock-sama und mir noch Jimbei-sama, meine beiden Crewmitglieder Bepo und Jean Bart und natürlich Shakuyak. Ob Rayleigh-sama da ist lässt sich nie so genau sagen, weil er auch viel Zeit damit verbringt sich mit irgendwelchen Leuten zu unterhalten oder unten an den Werften ist und nach irgendwelchen Schiffen sieht.“ Er kam sich ziemlich dumm vor, wie er da die ganze Zeit laberte und der sonst so wortreiche Ruffy einfach schweigend da lag und jedes seiner Worte mit Nichtbeachtung strafte. Hancock neben ihm streckte währenddessen ihre Hand vor und umfasste damit die Ruffys. „Ruffy, bitte sag doch was.“, bat sie den jungen Piraten mit sanfter Stimme, doch auch das ignorierte der Schwarzhaarige völlig. Law schüttelte den Kopf und schob Hancock leicht beiseite. „Am besten lassen wir ihm einfach etwas Zeit“, sagte er ruhig und betrachtete den Anderen nachdenklich. Wollte er nicht sprechen, oder konnte er es nicht? Wobei, er hatte es noch nicht einmal versucht, also war die erste Möglichkeit wohl wahrscheinlicher. Nicht sonderlich verwunderlich, beachtete man, dass erst vor wenigen Tagen sein Bruder gestorben war, er sich in einem verstörenden Kampf zwischen zwei mächtigen Gegnern befunden hatte und jetzt außerdem nur einige Leute anwesend waren, die er kaum kannte. Schon allein deswegen hoffte Law, dass die Suchaktion von Hancock Erfolg haben würde. Es würde dem Jüngeren sicher gut tun, wenn er Gesichter um sich hatte, die ihm schon seit Ewigkeiten bekannt waren. Seufzend richtete der Dunkelhaarige sich auf und sah zu Hancock. „Sie können gerne noch ein bisschen bei ihm bleiben... Ich werde jetzt den anderen Bescheid geben, dass er aufgewacht ist und dann brauche ich etwas frische Luft.“, meinte er und ging zur Tür. „Aber lassen Sie ihn nicht aufstehen und rufen Sie mich, falls irgendwas ist.“ Nach diesem Zusatz trat er hinaus auf den schmalen Gang, schloss die Tür hinter sich und öffnete dafür die gegenüberliegende. Hinter dieser kam man in einen etwas kleineren Raum, dessen Bett aber in etwa genauso groß war wie das Ruffys. Nur sah hier halt aufgrund der Größe alles etwas gequetscht aus. Auf dem Bett saß Jimbei, den Law noch unter 'Beobachtung' gestellt hatte. Allerdings durfte der Fischmensch inzwischen wieder aufstehen. „Er ist wach“, sagte Law und klang dabei, als würde er die Nachricht von Ruffys Tod überbringen und nicht eine eigentlich relativ erfreuliche. Jimbei richtete seinen Blick auf den Jüngeren und runzelte leicht die Stirn. „Und wieso siehst du dann so aus, als hättest du Zahnschmerzen?“, fragte er und Law verzog leicht die Mundwinkel. Zahnschmerzen hatte er zwar nicht, aber er war todmüde und Ruffys Verhalten bereitete ihm Kopfzerbrechen. „Er spricht nicht“, erklärte er und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Überrascht dich das wirklich?“, fragte Jimbei den Dunkelhaarigen offen. In den letzten Tagen hatten sich die Beiden einige Male unterhalten und dadurch hatte Law einiges über Ace, Ruffy, die Shichibukai und diverse Verschwörungstheorien erfahren. Zudem war er um einiges vertrauter mit dem großen Fischmenschen geworden. Er traute sich zwar immer noch nicht, ihn zu duzen, aber sie unterhielten sich, als wären sie alte Bekannte. Kopfschüttelnd ließ sich Law neben Jimbei auf das Bett sinken – und musste dabei der Versuchung widerstehen, sich einfach hinten über fallen zu lassen und die Augen zu schließen. „Ich hatte etwas in der Art erwartet“, gab er zu. „Aber eigentlich nicht, dass er überhaupt keine Reaktion zeigt. So desinteressiert habe ich selten einen Menschen gesehen, es ist, als würde er alles, was um ihn herum geschieht komplett ignorieren.“ Irgendwie hatte er sich in Rage geredet und schlug mit der Hand auf die Decke. „Es wäre mir lieber, wenn er zwar nicht reden aber dafür wenigstens irgendetwas tun würde. Er muss ja nicht Amok laufen, aber irgendeine Reaktion zu bekommen wäre schon mal ganz nett!“ Zu seiner Verwunderung und Frustration lachte der Größere daraufhin nur. „Du scheinst dich ja wirklich darüber zu ärgern“, bemerkte Jimbei und Law guckte ihn böse an. „Ich mache mir nur Sorgen und frage mich, was mit diesem verdammten Kind los ist!“ Es folgte erneut ein leises Glucksen, bevor Jimbei etwas ernster fort fuhr. „Law, dieser Junge ist schon lange kein Kind mehr, er ist fast 18. Du bist auch nicht viel älter. Außerdem glaube ich, dass er nach dem Vorfall mit Ace jetzt um ein ganzes Stück reifer werden wird.“ Law musste zugeben, dass Jimbei da Recht hatte. Er war wirklich kaum einige Jahre älter als der Andere, hatte in etwa genauso viel Erfahrung und sollte Ruffy diese Sache einigermaßen überstehen, so würde das dennoch nicht ohne Folgen auf seine Entwicklung bleiben. Natürlich würde er sich – hoffentlich – nicht komplett ändern, doch Law hatte schon viele Menschen gesehen, die nach dem Tod einer geliebten Person plötzlich viel erwachsener geworden waren. Seufzend stellte er sich wieder auf die Füße. „Ich geh' mal hoch und sag den anderen Bescheid. Himmel, das treibt mich schon jetzt in den Wahnsinn...“, murmelte er. Jimbei legte ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du ihn gerettet hast.“, sagte er und Law nickte leicht. „Ich weiß“, meinte er und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich bereue es auch nicht. Aber es wird hart diese Nuss zu knacken.“ Trotzdem hatte er nicht vor, aufzugeben. Jetzt war sein Kampfeswille geweckt und wenn Ruffy Zeit brauchte, sollte er diese haben. Law hatte nicht vor, den Schwarzhaarigen jetzt einfach so zu lassen wie er war. Er war immerhin der behandelnde Arzt – auch wenn das in Anbetracht der Tatsache, dass sie Piraten waren, ziemlich bescheuert klang – und somit verantwortlich für den jüngeren Piraten. Mit einem etwas aufgehelltem Gesicht trat er auf den Flur hinaus. Fünf Minuten später wussten auch Shakuyak, Bepo und Jean Bart Bescheid, die oben im Barraum saßen und versuchten, sich zu beschäftigen. Daraufhin hatte Law seine beiden Crewmitglieder runter zu den Werften geschickt, wo sie nachsehen sollten, ob sie Rayleigh irgendwie helfen konnten. Nun saß er allein mit Shakuyak in der Bar und hatte seinen Kopf auf den Tisch gelegt, die Augen allerdings offen. „Du brauchst dringend ein bisschen Schlaf.“, sagte die Barkeeperin mit dem jugendlichen Aussehen und zog an ihrer Zigarette. „Monkey-chan geht es soweit wieder gut, also kannst du dich auch ausruhen.“ In Laws Ohren klangen diese Argumente ziemlich verdreht. Er seufzte und hob den Kopf leicht, um die Schwarzhaarige anzusehen. „Das würden Sie nicht sagen, wenn Sie ihn gesehen hätten. Er mag zwar wieder etwas mehr Farbe haben als vor drei Tagen, aber hätte er nicht die Augen offen und würde auf das Nötigste reagieren könnte man glatt denken, er wäre immer noch bewusstlos.“, sagte er frustriert. „Bis ich mich ausruhen kann wird da noch einige Zeit vergehen...“ Shakuyak sah ihn nachdenklich an, während sie ihre Zigarette in einem Aschenbecher ausdrückte. „Hmm...“, machte sie, „Ich habe ja nicht gesagt, dass er wieder in perfekter Form ist, aber deswegen musst du doch nicht auf Schlaf verzichten. Er kommt sicher auch mal ein paar Stunden ohne dich aus, schließlich sind Jimbei, Boa Hancock und ich auch noch hier.“ Law ließ seinen Kopf zurück auf die Tischplatte fallen und rieb sich die Augen. „Ja, aber Hancock-sama verschwindet ab morgen und sucht nach Ruffys Freunden und Jimbei kann sich selbst kaum bewegen. Und Sie...“ Doch Shakuyak winkte ab und unterbrach ihn. „Wie oft noch, sag einfach Du zu mir. Auch wenn ich um einiges älter bin und daher auch ein himmelweiter Unterschied zwischen deiner und meiner Erfahrung liegt. Selbst wenn du hier der Arzt bist sollte ich es doch wohl schaffen können auf einen hilflosen, halbstarken Piraten aufzupassen. Und vielleicht solltest du anfangen den Leuten zu vertrauen, die dir freundlich gesinnt sind, denn ich würde dich wohl nicht einfach weiter schlafen lassen, sollte da unten was passieren.“ Für einen Moment war Law sprachlos. Dann setzte er sich auf und sein zerknirschter Blick verriet, was er dachte. „Sie... Ich meine du hast Recht...“, murmelte der Dunkelhaarige. „Aber eigentlich möchte ich ihn schon noch zum Reden bringen, bevor ich mir irgendwas in Richtung Ruhe gönne.“ Daraufhin schüttelte Shakuyak allerdings nur den Kopf und Law konnte ihr ansehen, dass sie dies für sehr dumm hielt, was er ihr nicht verübeln konnte. „Du hast bereits selbst gesagt, dass er wahrscheinlich Zeit braucht“, argumentierte sie mit verschränkten Armen. „Die hast du aber nicht, wenn du nicht schläfst. Früher oder später kippst du aus den Latschen und damit ist keinem von uns geholfen.“ Der junge Pirat seufzte und schüttelte den Kopf. „Gib mir noch eine Nacht, in Ordnung? Wenn ich dann nichts erreicht habe, werde ich schlafen...“ „Meine Güte, ihr seid doch alle gleich“, meinte Shakuyak augenrollend. „Warum nur bin ich von lauter starrköpfigen Piraten umgeben, die immer mit dem Kopf zuerst durch die Wand müssen?“ Law musste leicht grinsen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Vergiss nicht, dass du selber mal so warst.“ Dafür erntete er ein Schnauben und ein gespielt wütendes „Du bist viel zu frech“ „Pirat“, grinste Law und stand auf. „Ich geh einen Moment an die frische Luft... Könntest du Ruffy vielleicht was zu Essen bringen? Nach dem, was man so über sein normales Essverhalten hört müsste er inzwischen halb verhungert sein.“ Er grinste leicht und fuhr sich durch die kurzen Haare. „Am besten irgendeine Suppe oder so, wir wollen ja nicht, dass uns das Zeug gleich wieder entgegen kommt.“ Shakuyak gab ihm einen leichten Schubs in Richtung Tür. „Danke, die letzte Bemerkung hättest du dir sparen können. Wie war das mit der Erfahrung?“ Immer noch grinsend öffnete Law die Tür und trat ins Freie. Die erhöhte Lage der Bar erlaubte ihm einen Überblick über das umliegende Gelände des Grove 13 und er registrierte, dass alles noch ziemlich nass und mitgenommen aussah, selbst wenn größere Schäden ausgeblieben war. Kopfschüttelnd sog der Piratenkapitän die abendliche Luft ein, während er nachdachte. Mit einem Schlag war Blackbeard zu einem der gefährlichsten Freibeuter der Grand Line aufgestiegen. Es war bisher keinem gelungen die Fähigkeiten von zwei verschiedenen Teufelsfrüchten in sich zu vereinen und dieser Typ hatte es dann auch noch fertig gebracht sich gerade die von Whitebeard zu schnappen. Er war dabei zwar nicht wirklich nach der feinen Art – selbst für Piraten – vorgegangen und hatte vielen Menschen Grund gegeben, ihn zu hassen, doch Law kam nicht umhin ihn ein ganz kleines Bisschen zu bewundern. Natürlich war Blackbeard ein weitaus größeres Schwein als die meisten Piraten, die er kannte - nicht jeder brachte mal eben so einen seiner Kameraden um - aber er hatte bisher noch keinen einzigen Berry auf seinen Kopf ausgesetzt bekommen und es trotzdem so weit geschafft. Allerdings würde sich das mit dem Kopfgeld jetzt sicherlich ändern, soviel konnte Law sich auf jeden Fall denken. Desweiteren fragte er sich, was Ruffy wohl tun würde, wenn er irgendwann wieder anfing sich normal zu verhalten. Würde er nach seinen Freunden suchen, falls Hancock sie bis dahin noch nicht gefunden hatte? Oder würde er Akainu oder Blackbeard nachjagen, auf der Suche nach Rache? Nun, zuerst würde er wohl auf jeden Fall von seinem Bruder Abschied nehmen müssen, denn die anderen Piraten wollten mit der Beerdigung von Whitebeard und Ace warten, bis Ruffy sich wieder erholt hatte. Nun, körperlich würde es wohl nur noch einige Tage dauern, bis der Jüngere soweit war wenigstens von einem Ort zum anderen getragen werden zu können – sie hatten ihn selbst beim Transport vom U-Boot zur Bar vor drei Tagen beinahe verloren. Aber wie es mit der seelischen Bereitschaft aussah, wusste Law nicht zu sagen. Momentan sah es allerdings nicht so aus, als würde in absehbarer Zeit überhaupt irgendeine weitere Reaktion auf den Tod seines Bruders von Ruffy kommen. Es war wahrscheinlich auch mehr, als der junge Pirat ertragen konnte. Erst hatte er seine Crew verloren – auch wenn da noch nicht aller Tage Ende war – und nun die Person, die ihm in seinem bisherigen Leben am nächsten gestanden hatte. Law zuckte leicht zusammen, als Shakuyak und Hancock neben ihn traten und ihn somit aus seinen Gedanken rissen. „Er schläft wieder“, sagte Hancock knapp, während sie nachdenklich in die Ferne sah. Shakuyak nickte, während sie sich eine Zigarette anzündete. „Ich hab ihn auch dazu überreden können, etwas zu essen. Zuerst wollte er nichts...“ Irritiert sah der Dunkelhaarige die neben ihm stehende Frau an und hob die Augenbrauen. „Das ist ziemlich ungewöhnlich. Er muss echt ein totales Wrack sein, wenn er nichts essen will.“ Als Reaktion darauf kam von Hancock ein leiser Seufzer. „Ich kann ihn verstehen. Er hat einfach keine Motivation und ich an seiner Stelle hätte auch meinen Lebenswillen verloren. Die Aufenthaltsorte seiner Freunde sind unbekannt und sein Bruder ist gerade gestorben. Aber genau deswegen werde ich ihm jetzt helfen und ihm seine Crew zurück holen!“ Plötzlich klang sie entschlossen und passend zu ihren Worten frischte die kühle Brise auf, die den Abend einläutete. „Viel Erfolg“, kommentierte Law und fragte sich, wie oft er das eigentlich inzwischen gesagt hatte. „Ich hoffe wirklich, dass Sie es schaffen. Das würde ihm nämlich wirklich helfen.“ Neben ihm nickte Shakuyak. „Er hängt sehr an seiner Crew. Sie sind wohl die einzigen, die ihn aus seiner Lethargie holen können.“ Law funkelte sie böse von der Seite her an. Ihm war klar, dass sie das nicht sagte, weil sie ihn provozieren wollte, doch ihr musste klar sein, dass er es sich zum Ziel der nächsten Tage gesetzt hatte, Ruffy zum Reden zu bringen. Er wollte den Jüngeren zu nichts zwingen und gerade das war die Herausforderung. Mit einem kurzen Blick zu Hancock wandte er den beiden Frauen den Rücken zu und ging zur Bar zurück. „Man sieht sich“, sagte er über die Schulter zu Hancock und fiel damit komplett aus dem Muster seiner sonstigen Höflichkeit. „Und Shakuyak, ich an deiner Stelle würde das Rauchen aufgeben. Ist nicht sonderlich gesund.“ Obwohl er wusste, dass dies keine Wirkung zeigen würde, die ehemalige Piratin sowieso schon zu alt dafür war um „jung am Nikotinkonsum zu sterben“ und sie es eh nicht lassen würde, hatte er sich die kleine Stichelei nicht verkneifen können. Immernoch genauso müde wie zuvor kehrte der Dunkelhaarige ans Bett des nun erneut schlafenden Ruffy zurück. Kapitel 3: Unruhige Nächte und ein Krankenbesuch ------------------------------------------------ Mitten in der Nacht schrak Law hoch und brauchte einige Zeit, bis er seine Sinne wieder beisammen hatte. Verdammt, da war er doch echt eingepennt. Ja, natürlich, er hatte nicht schlafen wollen, aber eigentlich war es nur natürlich, dass sein Körper irgendwann aufgegeben hatte. Drei Tage ohne Schlaf waren nunmal kein Kinderspiel. Er rieb sich die Augen und den schmerzenden Nacken und fragte sich dann, was ihn aufgeweckt hatte. Erst da nahm er das leise Schluchzen war, das aus der Dunkelheit jenseits des winzigen Lichtkreises kam, den die flackernde Kerze erhellte. Vollkommen perplex starrte er in den Dunklen Raum und fragte sich, ob er halluzinierte. Mehrmals schüttelte er den Kopf, doch das erstickte Schluchzen blieb. Schließlich stand der Dunkelhaarige auf, nahm die Kerze in die Hand und hielt sie leicht vor sich. „Ruffy?“, fragte er vorsichtig. Es kam keine Antwort, das Schluchzen setzte nur für einige Zeit aus, begann dann aber wieder. Langsam lehnte sich Law vor – nachdem er die Kerze wieder abgestellt hatte, da seine Augen sich nun an die Dunkelheit gewöhnt hatten – und versuchte Ruffy unter der Decke zu erahnen. Der Kleinere hatte sich zusammengerollt und den Kopf unter dem Kissen versteckt. Als Law dieses nun langsam vom Gesicht des Piratenkapitäns, der in diesem Moment überhaupt nicht wie einer wirkte, weg zog, offenbarte sich ihm, was er sowieso schon vermutet hatte. Ruffy weinte. In diesem Moment fühlte Law sich ziemlich überfordert mit der Situation. Er war es nicht gewohnt, jemanden vor sich zu haben, der mit ihm in etwa auf einer Stufe stand und wie ein kleines Kind weinte. Natürlich hatten sie alle schon die ein oder andere Träne vergossen, es ließ sich wohl in den wenigsten Lebenswegen vermeiden, doch das hier bei Ruffy ging noch einmal einen Schritt weiter. Der Jüngere war vollkommen hilflos, verletzt, allein und hatte vor ein paar Tagen denjenigen verloren, der seit frühester Kindheit seine engste Bezugsperson gewesen war. Der dunkelhaarige Pirat wusste sich einfach nicht anders zu helfen als sich auf die Bettkante zu setzen und dem Jüngeren leicht über das strähnige Haar zu streichen. Sagen konnte er zuerst nichts, wenn ihm fiel einfach nichts ein. Also murmelte er immer wieder nur „Scht...“ und kam sich reichlich dumm vor. Er war Arzt und kein Seelenklempner. Das hier lag vollkommen außerhalb des Bereich dessens, was er normalerweise tat. Leise seufzte Law und fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Es würde vielleicht besser werden, wenn du reden würdest“, schlug er halbherzig vor, woraufhin jedoch keine Reaktion folgte. Stattdessen wurde Ruffys Körper unter den Weinkrämpfen noch stärker erschüttert und langsam fragte sich Law, ob der momentan doch sehr angeschlagene Kreislauf des Anderen dies überhaupt noch viel länger aushalten würde. Einen Moment lang überlegte er, ob er Ruffy nicht vielleicht noch einmal ein Beruhigungsmittel geben sollte, doch verwarf er die Idee dann. Es war sicher besser, wenn der Jüngere seiner Trauer erst einmal freie Bahn ließ, auch wenn das eine Menge Unannehmlichkeiten bedeutete. Also fuhr er damit fort Ruffy über den Kopf zu streichen und blieb erstmal wieder stumm. Nach einiger Zeit begann der Kleinere sich zu beruhigen, doch Law wusste, dass der Andere nicht schlief, da er im Halbdunkel trotzdem noch seine geöffneten Augen sehen konnte. Eine Weile blieb Law einfach so sitzen und sah auf den Liegenden hinunter, da ihm immer noch nicht einfiel, was er hätte sagen können. Schließlich gab er ein leises „Ich geh' dir mal was zu trinken holen“, von sich und machte Anstalten, aufzustehen, doch plötzlich spürte er, wie eine Hand sich um sein Handgelenk schloss und ihn festhielt. Irritiert richtete er seinen Blick auf seinen Arm und dann auf Ruffy, der ihn nun ansah, dann aber schnell den Kopf zur Seite wandte. Vollkommen perplex ließ er sich zurück auf die Bettkante sinken und starrte den Anderen einfach nur an. „Du willst also, dass ich bleibe, hm?“, fragte er und verkniff sich einen Kommentar darüber, dass der Jüngere ja auch einfach etwas sagen könnte. „Ganz ehrlich mal, du bist echt verrückt“, fuhr er fort, löste die Hand des Schwarzhaarigen von seinem Arm und platzierte sie auf der Decke, ließ sie danach allerdings nicht los. „Aber andererseits müssen wir das wohl alle bis zu einem gewissen Grad sein...“ Wie erwartet folgte daraufhin erneut keine Reaktion, aber Law sah es schon mal als Fortschritt an, dass Ruffy ihn so gesehen 'gebeten' – wohl eher gezwungen – hatte zu bleiben. Mit einem leichten Lächeln betrachtete der Dunkelhaarige seinen Patienten, der nun die Augen geschlossen hatte. Nach einiger Zeit wurde sein Atem gleichmäßig und Law registrierte, dass Ruffy eingeschlafen war. Nun, immerhin hatte er ihn etwas beruhigen können... Leise, um den Jüngeren nicht zu wecken, zog Law sich mit dem Fuß den Stuhl heran und ließ sich darauf nieder, ohne Ruffys Hand loszulassen. Im Morgengrauen wurde Law von Shakuyak geweckt, die ihn nach eigener Angabe, halb auf Ruffys Bett liegend, schlafend vorgefunden hatte. Während Hancock noch einmal kurz vorbei schaute um sich von Ruffy zu verabschieden blieb Law Zeit für eine schnelle Dusche. Er war sich nicht sicher, ob Ruffy überhaupt mitbekam, dass Hancock ihm Auf Wiedersehen sagte und sich auf die Suche nach seinen Freunden machen wollte, da sich der Schwarzhaarige in einer Art Dämmerzustand befand. Er hatte bis zum Morgen durchgeschlafen, war dann wieder ein wenig unruhig geworden und lag nun mit halb geöffneten Augen da. Als Law zurück in den Raum kam erhob Hancock sich gerade, um zur Tür zu gehen. Er wünschte ihr noch einmal viel Glück und ließ sich dann auf den Stuhl neben Ruffys Bett sinken, das Gesicht des Jüngeren betrachtend. Er konnte sich kaum vorstellen, wie sehr der Schwarzhaarige leiden musste. Vielleicht versuchte er sich einfach immer noch einzureden, dass das alles ein Traum war und redete deshalb nicht, oder es war einfach eine Schutzmaßnahme seines Verstandes. Aber vielleicht wollte er auch einfach nicht reden. Selbst das hätte Law verstehen können, schließlich kannte Ruffy weder ihn noch Shakuyak oder Jimbei lange genug um in ihnen wirkliche Ansprechpartner zu haben. Zwar schien sich der junge Pirat von Natur aus mit den meisten Menschen gut zu verstehen, doch momentan kam sein ansonsten so sonniges Gemüt ja eher nicht zum Vorschein. Entweder mussten sie wirklich warten, bis Ruffys Crew wieder eintraf oder der Jüngere von allein wieder anfing zu sprechen. In den folgenden Tagen veränderte sich kaum etwas. Law verbrachte trotz Shakuyaks und Jimbeis Protest Tag und Nacht am Bett Ruffys. Jede Nacht schlief er aufs Neue ein – da er sich nach wie vor weigerte wenigstens eine Nacht in einem vernünftigen Bett zu schlafen – und jede Nacht wurde er erneut vom Weinen des Schwarzhaarigen geweckt. Nach einiger Zeit glaubte Law auch nicht mehr daran, dass Ruffy versuchte, sich einzureden, dass alles nur ein Traum war. Viel wahrscheinlicher erschien es ihm, dass der Kleinere einfach nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte und deswegen nur still vor sich hin litt. Obwohl sowohl Law als auch Shakuyak sich oft mit Ruffy beschäftigten – was so aussah, dass sie neben seinem Bett saßen und versuchten, ihn mit irgendwelchen Geschichten aus der Reserve zu locken – zeigte nichts Wirkung. Ab und an schleppte sich auch Jimbei über den Flur und erzählte Ruffy wahllos irgendein Abenteuer, dass er vor ewigen Zeiten mal erlebt hatte. Einmal schaute sogar Rayleigh kurzzeitig herein, verzog bei Shakuyaks Bericht über Ruffys Verhalten nur nachdenklich das Gesicht und verschwand kurz darauf auch schon wieder. Fünf Tage nach dem Ruffy wieder aufgewacht war musste sich Law für den Ansturm von Ivankov und Inazuma wappnen. Der Herrscher über das Kamabakka Königreich und sein Untergebener hatten sich per Den Den Mushi für einen Besuch angekündigt und Law graute es jetzt schon davor. Er konnte einfach nicht so viele Menschen um sich herum haben. Ihm reichte seine Crew und wenn dann noch so starke Persönlichkeiten wie Ivankov antanzten wurde er total nervös. Das war einfach nicht sein Ding. Kaum hatte er sich eine Dusche gegönnt und war die Treppe zu den Barräumen hoch gestiegen, als draußen vor der Tür auch schon vertraute Stimmen zu hören waren. Einen Moment lang erwog Law, zu Jimbei zu flüchten, da er Ivankov nicht wirklich leiden konnte, aber er betrat dann doch todesmutig die Bar, wo Shakuyak gerade die Tür öffnete. Sofort drängte sich Ivankovs beeindruckende Gestalt hindurch, gefolgt von Inazuma, welcher wie üblich ein halb volles Weinglas in der Hand hielt. Shakuyak begrüßte die beiden wie alte Freunde, während Law sich eher im Hintergrund hielt. Er hatte die beiden schon vor ein paar Tagen kurz getroffen, als er und seine Crew zum Archipel zurück gekehrt waren, wohin sich später auch auf verschiedenen Piratenschiffen die Entflohenen aus Impel Down geflüchtet hatten. Sie hatten ein paar Worte gewechselt und Law war am Ende nur noch genervt gewesen. Auch jetzt grüßte er nur knapp, auf die unausweichliche Frage warten. Diese kam auch prompt. „Wie geht es Strawhat Boy?“ Law unterdrückte den Impuls sich mit voller Wucht die flache Hand gegen die Stirn zu schlagen. Allein schon diese Art machte ihn wahnsinnig und dann die Frage dazu! „Er ist in Ordnung, hat aber immer noch keinen Ton von sich gegeben“, antwortete er aber, nachdem er sich einige Sekunden lang zu einer ruhigen Atmung gezwungen hatte. Rein theoretisch war das mit dem 'noch keinen Ton von sich gegeben' ja gelogen gewesen, schließlich heulte der Schwarzhaarige jede Nacht die Kissen voll, doch bis auf Law wusste davon keiner. Irgendwie hielt er es auch für besser keinem der Anderen davon zu erzählen. Er wusste zwar nicht genau warum, aber er fand, dass das eine Sache zwischen Ruffy und ihm war. Mit einem leisen Seufzen sah Law zu Ivankov und versuchte den Kopfschmerz zu ignorieren, der in seinen Schläfen pochte. Inzwischen machte sich der Schlafmangel eindeutig bemerkbar und der Dunkelhaarige wusste, dass er wohl irgendwann in der nächsten Zeit umkippen würde, wenn er nicht bald etwas Schlaf bekam. Doch ihm behagte der Gedanke nicht, Ruffy nachts alleine zu lassen. Seine Kopfschmerzen ausblendend führte Law Ivankov und Inazuma zu Ruffys Zimmer im Kellergeschoss. Keiner der beiden schien sich setzen zu wollen – obwohl Law ehrlich gesagt auch bezweifelt hätte, dass einer der beiden klapprigen Stühle Ivankov tragen würde – und so blieb auch der Dunkelhaarige an den Türrahmen gelehnt stehen. Er registrierte, dass Ruffy noch genauso dasaß, wie er ihn vor etwa zwanzig Minuten zurück gelassen hatte – den Körper dank mehrerer hinter den Rücken gelegter Kissen in eine sitzende Position gebracht, die Hände auf der Bettdecke liegend und mehr oder minder teilnahmslos an die Wand starrend. Als nun die beiden Mitstreiter des jungen Piraten neben sein Bett traten flackerte sein Blick kurz zu ihnen und richtete sich dann schnell wieder auf seine Hände. Law bemerkte, dass eben jene nun zu zittern begannen und runzelte verwirrt und besorgt die Stirn. „Strawhat Boy!“, grüßte Ivankov den Schwarzhaarigen in einer Tonlage, die Law beinahe dazu brachte sich die Ohren zuzuhalten. Auch Ruffy versteifte sich als Reaktion auf Ivankovs Worte leicht. „Wie ich höre möchtest du nicht reden, hm? Das ist aber nicht sonderlich nett, heehaw!“ Am liebsten wäre Law dem Lilahaarigen nun über den Mund gefahren, da er bezweifelte, dass solche Aktionen dazu beitragen würden dass Ruffy wieder sprach. Aber noch hielt er sich zurück, schließlich hatte Ivankov mit Ruffy eine Menge erlebt in Impel Down. Vielleicht wusste er ja doch, wie man mit dem Jüngeren umgehen musste. „Willst du uns nicht doch sagen, was los ist? Du warst doch vor einiger Zeit noch so redegewandt.“ Nein, eigentlich konnte das nicht der richtige Weg sein. Ein Blick verriet Law, dass Ruffy nun die Hände in die Bettdecke krallte und die Augen geschlossen hatte – ehrlich gesagt kniff er sie fast zu. Außerdem begann er nun am ganzen Körper zu zittern. „Du kannst doch nicht für immer hier rum liegen, natürlich muss es hart sein, aber...“ Als die ersten Tränen Ruffys Wangen hinunter rannen, was von Ivankov allerdings nicht bemerkt wurde, brannte bei Law eine Sicherung durch. Er löste sich vom Türrahmen und trat von hinten an Ivankov und Inazuma heran. „Genug jetzt“, sagte er kalt – obwohl er sich nicht wirklich erklären konnte, woher die Wut in seiner Stimme kam. „Ich kann nicht tolerieren, dass er sich aufregt. Ruffy braucht Ruhe, also muss ich Sie jetzt leider bitten zu gehen.“ Ivankov drehte sich mit irritiertem Gesichtsausdruck zu ihm um. „Aber er hat doch gar nichts gesagt!“, protestierte der Lilahaarige überrascht. Law öffnete mit einem Ruck die Tür und schob die beiden nun unerwünschten Besucher konsequent hinaus. „Das meinte ich auch nicht“, erklärte er knapp und schloss ihnen die Tür vor der Nase, in der Hoffnung, dass sie jetzt das Haus und die Bar einfach verlassen würden. Dann wandte er sich um ging zum Bett zurück, wo Ruffy inzwischen seinen Tränen freien Lauf gelassen hatte und sich bereits die ersten Schluchzer den Weg über seine Lippen bahnten. „Sie sind weg“, sagte Law überflüssiger Weise. „Dieser Idiot hat echt keinen Plan, wie man mit Worten umgehen muss.“, regte er sich auf, bevor er den Stuhl neben Ruffys Bett zog und sich neben den Weinenden setzte. Einen Moment lang schwieg Law, bis er sich zu einem „Tut mir echt leid“, durch rang. Schließlich war er es gewesen, der Ivankov und Inazuma erlaubt hatte, Ruffy zu besuchen. In den letzten Minuten war ihm klar geworden, dass das wohl ein ziemlicher Fehler gewesen war. Aber vorallem hatte er auch bemerkt, dass Ruffy wohl versuchte jede Erinnerung an den Tod seines Bruders zu verdrängen. Da hatte das Auftauchen von Ivankov, der ja Teil der missglückten Rettungsaktion gewesen war, das ganze wohl nur noch schlimmer gemacht. Warum Ruffy auf Jimbei nicht so reagierte war Law zwar immer noch ein Rätsel, aber vielleicht trug die Tatsache, dass Jimbei ein wenig umsichtiger mit dem Jüngeren umging dazu bei. Und wieder saß er total hilflos neben einem weinenden Ruffy und wusste nicht, was er tun sollte. Jedes Mal war es ihm in den vergangenen Nächten so gegangen und inzwischen stand er kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Ungehalten fuhr Law sich durch die Haare und massierte seine Schläfen. Es war zum verrückt werden. „Weißt du...“, rang er sich schließlich zu einer Wortmeldung durch, „Vielleicht würde es wirklich helfen, wenn du mit einem von uns reden würdest. Weil es echt frustrierend ist, wenn man nicht weiß, was in deinem Kopf vorgeht.“ Aus Angst irgendetwas sagen zu können, was den Jüngeren zu weiteren Tränen bringen würde schwieg er daraufhin allerdings wieder und betrachtete Ruffy nur nachdenklich. Irgendwie vermisste er den sorglosen, sich immer für seine Freunde einsetzenden, Gummijungen, den er vor ein paar Wochen hier auf dem Archipel zum ersten Mal getroffen hatte. Man erkannte ihn ja jetzt kaum noch wieder. Nicht einmal sein berühmter, unbändiger Appetit schien dem Schwarzhaarigen geblieben zu sein... Inzwischen hatte sich Ruffy wieder halbwegs beruhigt, auf jeden Fall weinte er nicht mehr. Doch seine Hände waren immer noch fest in die Bettdecke gekrallt und er sah mit einem Gesichtsausdruck auf seine Handrücken hinab, als wäre er tief in Gedanken versunken. Auch das war Law so von dem Anderen nicht gewöhnt. Wie er ihn kennen gelernt hatte, stürzte sich Ruffy spontan in irgendwelche Abenteuer und war weder nachdenklich noch sonderlich melancholisch veranlagt. Aber er hatte ja bisher auch nur die eine Seite des Jüngeren gesehen und ihn für eine kurze Zeit begleitet. Seine Nakama wussten bestimmt tausend Mal besser über Ruffy bescheid, da sie ja bereits eine Menge gemeinsam erlebt hatten. Law unterdrückte ein Seufzen. Es war eine absurde Vorstellung, dass Ruffy sich nie wieder aufrappeln würde. Der Schwarzhaarige war als eine Art Stehaufmännchen bekannt, der unermüdlich seinem Traum Piratenkönig zu werden nachjagte. Es war einfach vollkommen unmöglich zu denken, dass er das nun aufgeben würde und die Lust am Leben verlor, weil Ace gestorben war. Law konnte es sich einfach nicht vorstellen, obwohl alles momentan so aussah. „Ruffy, bitte“, sagte er und fasste nach der Hand des Jüngeren, löste sie leicht aus ihrer verkrampften Haltung. „Niemand verlangt von dir, dass du Ace einfach vergisst. Niemand verlangt eigentlich irgendetwas von dir, aber ich glaube nicht, dass Ace wollen würde, dass du dich jetzt so vergisst. Du hast doch einen Traum, oder? Verwirkliche ihn, ich bitte dich! Ace und auch Whitebeard sind in der Überzeugung gestorben der Welt so den Weg zu einem neuen Zeitalter bereiten zu können, in dem du Piratenkönig wirst.“ Er fühlte sich seltsam bei diesen Worten, obwohl er von ihnen überzeugt war. Doch er hatte noch nie einem Menschen so viel Beistand leisten müssen. Er war daran gewöhnt Verletzte zu versorgen, auf seine Weise zu kämpfen und dem Piratendasein mit allem drum und dran zu frönen, aber er hatte noch nie eine dermaßen verzweifelte Person erlebt. „Du könntest es wirklich schaffen, aber nur wenn du jetzt aufstehst und nach vorne siehst.“, redete Law weiter. „Auch wenn er nicht mehr hier ist wird Ace doch bestimmt immer auf dich aufpassen. Du wirst immer einen Teil von ihm in deinem Herzen bei dir tragen.“ Langsam wurden seine Aussagen immer seltsamer, doch der Dunkelhaarige war momentan viel zu sehr davon eingenommen auf Ruffy einzureden, als das zu bemerken. Er wusste nicht warum, doch er konnte sich wirklich vorstellen den Kleineren eines Tages als König der Piraten zu sehen. Mehr sogar als sich selbst, obwohl es auch sein eigenes Ziel war, das One Piece zu finden. „Wenn deine Freunde wieder hier sind, werdet ihr doch weiter reisen wollen, oder irre ich mich da? Ihr wendet eure Abenteuer fort führen und deswegen kannst du nicht auf ewig hier liegen bleiben.“ Er ließ die Hand Ruffys los und richtete seinen Blick stattdessen auf seine eigenen Hände. Als den Blick wieder hob, bemerkte er, dass Ruffy ihn ansah und seine Augen so fokussiert schienen wie schon lange nicht mehr. „Ich weiß“, sagte er und zu Laws übergroßem Erstaunen fügte er seinen überraschenden Worten noch ein ziemlich schiefes Lächeln an. Kapitel 4: Hoffnung und Verzweiflung ------------------------------------ Einen Moment lang dachte Law, er wäre wieder eingeschlafen und würde träumen. Aber nachdem er sich einmal unauffällig in den Unterarm gezwickt hatte musste er einsehen, dass dem nicht so war. Also hatte Ruffy gerade wirklich gesprochen! Nach fast einer Woche des Schweigens hatte er endlich wieder etwas von sich gegeben – nur zwei Worte, aber immerhin. Law war aufgefallen, dass die Stimme des Schwarzhaarigen rau und heiser geklungen hatte, was nicht verwunderlich war, wenn man bedachte, wie lange er sie nicht benutzt hatte. In dem Moment, in welchem der Pirat realisierte, dass Ruffy wirklich gesprochen hatte, durchströmte ihn ein Gefühl des Triumphs und auch der Erleichterung. Vorallem aber freute er sich über das – wenn auch etwas halb herzige – Lächeln des Jüngeren. Es war für seinen Geschmack viel zu lange her, dass Ruffy eine andere Emotion als Trauer oder Verzweiflung gezeigt hatte. Denn für ihn drückte dieses kleine Lächeln Hoffnung aus. Nachdem er vollkommen perplex einige Sekunden lang geschwiegen und Ruffy nur angestarrt hatte, dämmerte es Law, dass er vielleicht doch eine wörtliche Reaktion zeigen sollte, bevor Ruffy es sich anders überlegte. „Beim Himmel!“, entfuhr es ihm. „Erschreck mich doch nicht so!“ Wobei 'erschrecken' hier sicher der falsche Ausdruck war. Law hätte sich für diese überaus intelligente Äußerung am liebsten geohrfeigt. „Aber verdammt, irgendwie ist es gut, dass du wieder redest. Sonst warst du ja auch nie so still.“ Hätte er mal seine Klappe gehalten... Je mehr er redete, umso sinnloser erschienen ihm seine Worte. „Momentan kommt es mir so vor, als würdest du hier am Meisten reden.“, kam es auch prompt von Ruffy. Law schüttelte leicht den Kopf und grinste schwach. „Vergiss es einfach“, winkte er ab. „Hast du Hunger?“ „Und wie!“ Eine halbe Stunde später standen die Überreste eines gigantischen Mittagessens auf dem Tisch neben Ruffys Bett. Law hatte ihm noch nicht erlaubt aufzustehen, obwohl seine Wunden bisher gut verheilt waren. Aber der Dunkelhaarige hielt nichts davon, etwas zu überstürzen. „Ich wette, wenn du jetzt alle Mahlzeiten, die du nur halbherzig beachtet hast, nachholen willst, frisst du uns irgendwann die Haare vom Kopf.“ Insgeheim war er allerdings froh darüber, dass Ruffy zu seinem normalen – wobei es ja in diesem Fall nicht als normal zu bezeichnen war – Essverhalten zurückgefunden hatte. „Och“, kam es ganz unschuldig von dem Anderen zurück, „Ich hatte halt Hunger“ „Das hab ich gemerkt“, schmunzelte Law. Die Bemerkung war ja auch nicht ernst gemeint gewesen, schließlich herrschte ja auf dem Archipel keine Nahrungsmittelknappheit. „Und was gedenkst du jetzt zu tun, wo du endlich auch mal wieder sprichst und isst?“, fragte Law schließlich in Ermangelung eines besseren Gesprächsthemas. „Na, Piratenkönig werden“, kam es sofort wie aus der Pistole geschossen. „Nein, ernsthaft...“, fuhr Ruffy mit ernster Miene fort. „Ich werde meine Nakama wieder zusammen sammeln und und dann werden wir unsere Reise fortsetzen.“ Er überlegte dann einen Moment und runzelte leicht die Stirn. „Naja, eigentlich hatte ich mir überlegt hier auf sie zu warten. Ich bezweifle, dass es uns etwas bringt, wenn ich einfach los stürze und sie suche, wir haben uns schließlich hier auf dem Archipel verabredet, also werden sie sicher irgendwann kommen. Hoffe ich.“ Die letzten beiden Worte waren nur gemurmelt und ein wenig kleinlaut und ängstlich, doch sie brachten Law zum Schmunzeln. „Keine Sorge“, versuchte er den Jüngeren zu beruhigen. „Sie werden schon wieder kommen, schließlich seit ihr Freunde... Und wenn ihr hier verabredet seit, setzen sie sicher momentan alles daran ihren Weg zurück zu finden. Außerdem hat Hancock-sama sich ja auf den Weg gemacht, um deine Crewmitglieder zu suchen.“ Ruffy nickte leicht lächelnd. „Ich weiß. Wenn sie wieder kommt muss ich mich unbedingt bei ihr bedanken.“ Ohne, dass er es bemerkt hätte, hatte sich in Laws Gesicht eine Art Dauerlächeln festgesetzt. Es war einfach zu gut, Ruffy wieder reden zu hören und lächeln zu sehen. Außerdem war der Jüngere in seiner naiven Art, in der er immer zuerst an alle Anderen und dann erst an sich dachte eindeutig ein untypischer Pirat, aber eine Persönlichkeit, die es zu Großem bringen konnte. Und jetzt, wo es so aussah, als würde der Schwarzhaarige sich endlich wieder aufrappeln und in die Zukunft sehen, erschien das für Law noch viel wahrscheinlicher. Was er zuvor gesagt hatte, war nicht nur so daher gesagt gewesen, er hatte es auch so gemeint. Er glaubte daran, dass Ruffy es schaffen konnte der König der Piraten zu werden. Auch wenn der Weg dorthin alles andere als einfach oder eben werden würde, der Junge war einfach der geborene Abenteurer und schien sich auch nur für kurze Zeit aus der Bahn werfen zu lassen. Irgendwann kehrte er immer wieder auf den Pfad zurück, der zu seinem Traum führte. Eine weitere Frage brannte Law auf der Zunge, doch er traute sich nicht recht, diese zu stellen. Der Dunkelhaarige überlegte schon seit Tagen – zu dieser Zeit noch mit der Annahme, dass Ruffy irgendwann wieder etwas mehr Lebenswillen zeigen würde – was der Jüngere im Bezug auf Aka Inu und Blackbeard machen würde. Schließlich hatte ersterer Portgas D. Ace getötet, Ruffys älteren Bruder, und der zweite hatte – nach allem, was man hörte – dafür gesorgt, dass Ace in die Hände der Marine geriet. Perfekte Voraussetzungen für einen groß angelegten Rachefeldzug. Law hielt den Jüngeren nicht für einen skrupellosen Rächer, der sich ohne Beachtung jedweder Umstände und involvierten Personen auf die Suche nach seinen Feinden machte um sie auszumerzen. Dafür liebte Ruffy seine Freunde viel zu sehr. Doch traute er ihm durchaus zu, den Groll auf diese beiden besonderen Personen nicht ganz überwinden zu können und sie gnadenlos anzugreifen, sollte sich jemals die Gelegenheit dazu ergeben. Einen Moment lang zögerte der Dunkelhaarige noch, dann rang er sich dazu durch, den Gedanken endlich auszuformulieren. „Was... was würdest du machen wenn du... ich meine... wenn du auf Aka Inu oder Blackbeard triffst...?“, druckste er. Wow, er kam sich vor wie ein Schulmädchen, das seinen Schwarm fragte, ob er mit ihr zum Abschlussball gehen wollte – Moment, was war das bitte für ein Gedanke? Law verspürte das dringende Bedürfnis, seinen Kopf gegen die nächstbeste Wand zu schlagen. Langsam machte sich der Schlafmangel eindeutig bemerkbar... Als auf seine Frage eine Zeit lang keine Antwort kam, begann der junge Pirat sich zu fragen, ob er jetzt einen Schritt zu weit gegangen war und richtete seinen Blick von seinen Händen auf Ruffy, der aufrecht im Bett saß und mit einem Gesichtsausdruck auf seine geballten Fäuste starrte, der Law automatisch zurückschrecken ließ. Die Augen des Jüngeren schienen geradezu Funken zu sprühen und er sah aus, als würde er liebend gerne gerade jemandem den Hals umdrehen. Augenblicklich verfluchte Law sich dafür, dass er das Thema überhaupt angesprochen hatte. Wahrscheinlich würde die Antwort ihn sowieso nur noch nachdenklicher werden lassen. „Ich... Ich weiß es noch nicht“, kam es schließlich von Ruffy und Law hätte schwören können, dass ihm in diesem Moment ein Stein vom Herzen gefallen war. Immerhin schien der Jüngere sich nicht von Anfang an in der sinnlosen Suche nach Rache verrennen zu wollen. „Ehrlich... Ich glaube nicht, dass ich jetzt in erster Linie nach diesen beiden Schweinehunden suchen möchte... Aber ich kann für nichts garantieren, wenn sie plötzlich vor mir auftauchen.“ „Das kann ich absolut verstehen“, versuchte Law sich dazu zu äußern. „Die beiden haben schließlich in diesem ganzen... Mist ziemlich große Rollen gespielt und ich schätze ich könnte es an deiner Stelle nicht ertragen, wenn diese Idioten mit ihren Fressen direkt vor mir stehen würden.“ Ruffy wandte sich zu ihm und nickte. „Das ist genau das, was ich meine. Wenn ich mir ihre Gesichter nur schon vorstelle, will ich am liebsten irgendwas zu Kleinholz verarbeiten“, knurrte er, bevor sein Blick wieder etwas weicher wurde. „Aber ich glaube, es ist zu früh, um darüber jetzt nach zu denken. Ich bezweifle, dass sie innerhalb der nächsten paar Tage hier einfallen oder so.“ Ein leichtes Grinsen stahl sich auf Laws Gesicht. Ihn beeindruckte die schnell zurückgewonnene Zuversicht des Schwarzhaarigen und die arglose Art, die ihn auf die eine Art schon wieder kindlich wirken ließ. Doch von Zeit zu Zeit war auch sehr gut zu merken, dass der Jüngere schon fast Achtzehn war. Denn es gab Momente, in denen es Law so vorkam, als hätte er eine vollkommen andere, viel ernstere Person vor sich. Es gab noch einen weiteren Punkt, den er eigentlich schon seit Ewigkeiten hätte ansprechen müssen – und wegen dem ihm nur noch keiner im Nacken saß, weil Rayleigh so selten vorbei schaute und sich lieber an den Werften aufhielt beziehungsweise andere Piraten traf. Aber spätestens das nächste Mal würde er wieder die ungeduldige Frage überbringen, wie es denn nun mit der Beerdigung aussah. Am liebsten hätte Law es noch weiter hinausgeschoben, da er keinen blassen Schimmer hatte, wie Ruffy auf so eine Frage reagieren würde, aber irgendwann musste es ja sowieso sein und am Ende bestimmte die Whitebeard Crew vielleicht noch irgendetwas über den Kopf des Jüngeren hinweg, was dann wohl mehr als nur unfair wäre. Also noch einmal tief durchatmen und auf in die Schlacht – meine Güte, sonst hatte er doch auch nicht so ein Problem damit, den Leuten eiskalte Fakten aufzutischen. „Es gibt da noch eine Angelegenheit, die Whitebeards Leute unbedingt geklärt haben wollen... Sie haben für ihren Kapitän eine Feuerbestattung mit nachfolgender Verstreuung der Asche auf der Grand Line vorgesehen und wollten jetzt wissen, ob du damit einverstanden wärst, wenn es mit Ace genauso gemacht wird. Weil sie in diesem Fall beide zum gleichen Zeitpunkt verbrennen wollen, sodass alle anwesend sein können, aber du später Ace' Asche erhältst.“ Law biss sich auf die Unterlippe. Das hatte gerade unglaublich steif und auswendig gelernt geklungen, aber war nunmal eine Tatsache, dass er dieses Anliegen schon länger mit sich herumtragen musste und so viel zu viel Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Jetzt endlich mal ein Wort darüber verlieren zu können war für ihn zwar erleichternd, aber er hatte irgendwie Angst vor Ruffys Antwort. Ein wenig unsicher sah er den Jüngeren an und wartete unruhig auf eine Reaktion. Für eine volle Minute saß Ruffy nur da und sah erneut nachdenklich auf seine Bettdecke hinunter bis er schließlich tief Luft holte, ein Seufzen ausstieß und leicht nickte. „Das klingt für mich nach... einer guten... Lösung...“ Der Schwarzhaarige schien nicht genau zu wissen, was er sagen sollte, beziehungsweise wie er seine Zustimmung zum Vorschlag der Whitebeardpiraten formulieren sollte. Aber Law verstand auch diese wenigen, etwas zurückhaltenden Worte und zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln. „Gut, dann kann ich das Rayleigh-sama sagen, wenn er das nächste Mal vorbei schaut.“ Bei der Erwähnung des Namens des ehemaligen Vize von Gold Roger hellte sich Ruffys Gesicht ein wenig auf und er sah Law an. „Geht es ihm gut? Weißt du etwas von der Sunny?“ Der Angesprochene brauchte einen Moment, bis ihm wieder einfiel, dass das Schiff der Strohhutpiraten 'Thousand Sunny' hieß und Rayleigh zur Zeit der Teilung der Crew Ruffys wohl gerade mit dem Coating des Schiffs beschäftigt gewesen war. „Ihm geht’s gut“, bestätigte Law leicht grinsend. „Wie es um euer Schiff bestellt ist weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber da können wir ihn gerne auch gerne noch mal fragen.“ Er hatte eindeutig besseres zu tun gehabt, als sich bei Rayleigh nach dem Zustand der Thousand Sunny zu erkundigen. Aber er ging einfach mal davon aus, dass das Coating des Schiffs inzwischen abgeschlossen war und auch durch den Tsunami keine weiteren Schäden entstanden waren, denn damit hätte der ehemalige Pirat wohl nicht hinterm Berg gehalten. Ruffys Gesicht nahm einen zufriedenen Ausdruck an und er lehnte sich mit einem leichten Lächeln zurück. „Das ist gut. Und es wäre auch total toll, wenn wir ihn wirklich fragen könnten. Die Sunny ist ein wichtiger Teil unserer Crew und ein Nakama.“ Es klang so ernst und überzeugt, dass Law unwillkürlich Bewunderung empfand. Natürlich war ein Schiff essenziell für das Bestehen einer Mannschaft von Piraten, schließlich mussten sie ja irgendwie ihre Reisen und Abenteuer bestreiten. Viele waren inzwischen auch dazu übergegangen, ihre Schiffe als Teil der Crew zu bezeichnen, das war nichts neues mehr, doch nicht einmal die Hälfte von ihnen hing so sehr an ihrem Schiff wie es bei Ruffy und seinen Freunden der Fall zu sein schien. Denn schließlich traf man nicht alle Tage jemanden, der sein Schiff als Nakama bezeichnete. Der Rest des Tages verging im Verlauf von zwei weiteren Mahlzeiten, auf die Ruffy bestand, und langen Gesprächen über immer seltsamer werdende Themen ziemlich schnell und als Law schließlich einen Blick auf die Uhr warf wurde ihm bewusst, dass es längst Zeit war, seinem Patienten Gute Nacht zu sagen. Er warf noch einen Blick in Jimbeis Zimmer. Der Fischmensch war immernoch in Bandagen gehüllt, doch sahen seine Wunden um ein vielfaches besser aus als die von Ruffy, da sie von vorne herein schon nicht so verheerend gewesen waren. Nach dieser kurzen Visite besorgte sich Law kurzerhand ein Klappbett, welches Shakuyak irgendwo aus den Untiefen einer Abstellkammer gekramt hatte und das kaum besser als eine Liege war, und schleppte dieses in Ruffys Zimmer. Selbst wenn der Jüngere nun wieder normal zu sein schien, Law bestand darauf seine Patienten aufs gründlichste unter Beobachtung zu stellen – auch wenn er es in diesem Fall wohl etwas übertrieb, was ihn jedoch nicht im geringsten störte. Ohne sich um Ruffys fragende Blicke zu kümmern stellte er das Bett neben dem des Gummijungen auf und warf nachträglich noch eine dünne Decke und ein Kissen auf die Konstruktion. „Was soll das werden, wenn es fertig ist?“, fragte Ruffy schließlich, während er sich zu einer sitzenden Position aufstützte. Law hatte bereits vor ein paar Minuten den Kopfteil des Bettes wieder in Schlafposition geklappt, aber der Jüngere hatte inzwischen wieder genug Kraft um sich selbstständig aufzurichten. „Es ist schon fertig“, grinste Law. „Und ich übernachte heute hier, so wie die ganze letzte Zeit auch – auch wenn das nicht mit sonderlich viel Schlaf verbunden war.“ Er sah, wie Ruffy leicht das Gesicht verzog. „Tut mir leid“, nuschelte der Schwarzhaarige betreten und malte mit der Hand Muster auf die Bettdecke. Law lachte leicht. „Du musst dich nicht entschuldigen... Ich hätte eigentlich jederzeit schlafen können, aber hab's nicht getan.“ „Warum nicht?“, hakte Ruffy mit einem irritierten Ton in der Stimme nach und Law stockte. „Ähm“ Ja, das wusste er selbst nicht so genau. „Ehrlich gesagt hab' ich keine Ahnung. Du warst ein ziemlich schwerer Fall, um es mal so auszudrücken, also hätte jede Sekunde wieder etwas passieren können.“ Das war zumindest die offizielle Version. Law zog sich seine Schuhe von den Füßen – die er aus reiner Gewohnheit jeden Morgen erneut anzog, obwohl er sich ja momentan die meiste Zeit drinnen aufhielt. Dann krabbelte er unter die Decke und sah von unten zu Ruffy hoch. Zwar konnte er ihn nicht wirklich gut sehen, da er um einiges tiefer lag als der junge Kapitän, aber wusste er doch immerhin, wo sein Patient war. „Gute Nacht“, wünschte er dem Schwarzhaarigen, bevor er die Kerze, die neben ihm auf dem Stuhl stand, auspustete, sodass nur noch die etwas kleinere auf dem Tisch neben dem Bett brannte. Dann bettete er seinen Kopf auf das Kissen, während von irgendwo über ihm ein müdes und etwas verspätetes „Gute Nacht“ von Ruffy erklang. Kaum hatte Law die Augen geschlossen, schlief er auch schon. Schließlich hatte seine Nachtruhe in den vergangenen Tagen aus zusammengewürfelten Minuten des Schlafens und Dösens bestanden, wobei dieser Zustand nie mehr als eine oder zwei Stunden gedauert hatte. Für ihn war es ein Wunder gewesen, dass er sich am Ende noch hatte konzentrieren und auf den Beinen stehen können. Obwohl er ja die meiste Zeit gesessen hatte, weshalb das nicht zählte. Wahrscheinlich war die letzte Energiereserve aktiviert worden, als Ruffy nun angefangen hatte zu sprechen und sich wieder halbwegs seiner Natur gerecht zu verhalten. Doch obwohl er nun eigentlich hätte beruhigt schlafen können schreckte Law von Zeit zu Zeit hoch, lag einen Moment lang wach da, starrte an die dunkle Zimmerdecke und drehte sich dann auf die Seite, um wieder einzuschlafen. Als er dieses Spiel einige Zeit lang mitgemacht hatte, fragte er sich, ob er mehr Zeit damit verbrachte wach herum zu liegen oder zu schlafen. Wahrscheinlich war sein Schlafverhalten durch den seltsamen Rhythmus in den letzten Tagen komplett aus dem Gleichgewicht gebracht worden. Trotzdem schlief er nach diesem Gedankengang wieder ein, schreckte jedoch keine halbe Stunde wieder hoch – diesmal jedoch mit einem Grund: Ruffy im Bett neben ihm hatte wieder zu weinen begonnen. Ohne lange darüber nach zu denken schlug der Dunkelhaarige die Decke zurück und stand auf. Er schob sein kleines Klappbett – das wirklich beinahe zu klein für ihn war – beiseite und ging zu Ruffys Bett, setzte sich neben dem Jüngeren auf die Matraze. „Hey, Kleiner“, versuchte er ihn anzusprechen, wobei ihm nicht ganz genau bewusst war, woher er jetzt diesen Spitznamen nahm. „Was ist los? Du weinst jede Nacht...“ Jetzt, wo der Schwarzhaarige wieder sprach hatte Law auch endlich mal den Mut, ihn darauf anzusprechen. Es war zwar mehr als klar, dass es wegen Ace sein musste, aber vielleicht wollte Ruffy ja darüber reden. Ein Schniefen kam aus der Richtung des Anderen, bevor Law spürte, wie eine Hand nach der seinen griff. Er fühlte sich in diesem Moment wieder so aufgeschmissen und hilflos, er hatte einfach keinen blassen Schimmer wie er mit einem vollkommen verzweifelten und aufgelösten Ruffy umgehen sollte. „Ich... ich weiß nicht so... genau“, schluchzte Ruffy aus der Dunkelheit, an die sich Laws Augen inzwischen langsam gewöhnten, da ja schließlich auch noch die kleine Kerze auf dem Tisch etwas Licht spendete. „J-jede Nacht sind... sind die Bilder wieder... wieder da. Von ... von Ace wie... wie er .... d-das ganze Blut... und... was... was er gesagt hat.“ Die Worte, die Ruffy stammelte, schienen seine Tränen nur noch heftiger fließen zu lassen und Law wusste sich einfach nicht mehr anders zu helfen. Er zog den Jüngeren zu sich heran und schloss ihn in die Arme. Er hatte einfach keine Ahnung, was er sagen könnte, doch Ruffy sprach trotz seiner nicht abreißen wollenden Schluchzer weiter. „Und... und... sein Gesichtsausdruck... Ich kriege... ich kriege das einfach nicht aus meinem Kopf...“ Der Schwarzhaarige vergrub das Gesicht an Laws Brust, woraufhin dieser merkte, wie sein Shirt langsam von den Tränen des Jüngeren durchnässt wurde, aber das störte ihn momentan nicht im Geringsten. „E-er sah so... so friedlich aus...“, kam es nun gedämpft schluchzend. „Aber... er... er wollte doch noch gar nicht... nicht sterben und... und j-jede Nacht s-sind es die... die selben Bilder...“ Zaghaft fuhr Law Ruffy über den Rücken. Obwohl auch er bereits die Schrecken einiger Schlachtfelder und Kämpfe gesehen hatte und ebenfalls von einem ähnlich erschütternden Ereignis in seinem Leben berichten konnte, wusste er nicht recht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er selbst hatte nie jemanden gehabt, der ihn aufgefangen hatte, als es ihm so mies gegangen war. Und nun klammerte sich hier einer der gefürchtetsten Rookies des momentanen Zeitalters an ihn und trauerte um den Sohn des ehemaligen Piratenkönigs, welcher für ihn fast alles bedeutet zu haben schien. „Er... er meinte er ... wäre zufrieden gewesen... und... und dass er... wüsste, dass sein... Leben einen... Sinn gehabt hätte... aber... er... er war doch... mein Bruder und... eigentlich... h-hatte er mir doch ... versprochen mich... mich nicht alleine zu lassen...“, fuhr Ruffy abgehackt fort und schniefte laut. Law strich dem Jüngeren leicht über den Kopf. „Er wollte bestimmt auch noch nicht gehen. Aber wenn er sterben konnte, ohne etwas zu bereuen ist das doch eigentlich... gut. Auch wenn er sicherlich gerne gesehen hätte, wie du deinen Traum wahr machst. Aber er hat sein Leben immerhin auskosten können und ist mit der Gewissheit gestorben, dass es bis zum Schluss Menschen gab, die sich um ihn gesorgt und ihn geliebt haben.“ In seinen Ohren klang das, was er sagte einfach nur seltsam. Er wusste, dass es irgendwie stimmte, aber ihm war nicht ganz klar, wie er es sonst hätte ausdrücken sollen. „Und ich glaube nicht, dass er dich jemals ganz verlassen wird. Er wird sicher auf die eine oder andere Weise mitbekommen, wie du dich an die Spitze setzt und König der Piraten wirst.“ Inzwischen war Ruffy relativ still geworden und Law registrierte, dass der Jüngere aufgehört hatte zu weinen.. „Danke“, kam es schließlich schniefend und der Schwarzhaarige lehnte sich leicht zurück, obwohl Law immer noch die Arme um ihn gelegt hatte. „Danke, dass du für mich da bist.“ Diese Aussage brachte Law vollkommen aus dem Konzept, da er es nie unter diesem Gesichtspunkt betrachtet hatte. Ihm war nie in den Sinn bekommen, dass er sich ziemlich aufopferisch um Ruffy kümmerte, es war für ihn irgendwie eine natürliche Reaktion gewesen, als er vor einiger Zeit direkt aufgesprungen war, als er bemerkt hatte, dass Ruffy weinte. „Ähm... ich weiß zwar nicht genau, warum ich das mache, aber ich kann dich einfach nicht weinen sehen. Es geht mir komplett gegen den Strich. Du bist nämlich eigentlich einer der fröhlichsten Menschen, die ich kenne.“ Okay, das hatte jetzt komplett gestört geklungen. Aber inzwischen war es Law auch egal. „Wie gesagt: danke“, meinte Ruffy. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Laws Gesicht. „Nichts zu danken, du Verrückter. Aber jetzt sollten wir beide wohl noch ein paar Stunden schlafen. Sonst isst du morgen noch mal die doppelte Menge oder so.“, meinte er scherzhaft und entlockte Ruffy damit ein leises Kichern. „Das sowieso“ Der Schwarzhaarige schwieg einen Moment. „Aber... ich will nicht alleine sein“, kam es schließlich kleinlaut und Law fragte sich irritiert, was der Jüngere mit dieser Aussage wohl meinte, doch lieferte dieser die Erklärung gleich hinterher. „Könntest du hierbleiben? Hier im Bett, meine ich...“ Einen Moment lang überlegte der Angesprochene, ob er jetzt komplett wahnsinnig war, stimmte aber schließlich zu. Warum denn auch nicht? „Klar, wenn du dich dann besser fühlst...“ Er ließ Ruffy los, damit dieser sich hinlegen konnte. Allerdings nur für die kurze Zeitspanne, die die beiden brauchte um sich hinzulegen und die Decke über sie beide zu breiten. Dann kuschelte sich Ruffy wieder schutzsuchend an Law und dieser legte automatisch die Arme um den Jüngeren, als wäre dies in der letzten Zeit eine Art Reflex geworden. Doch er konnte nicht leugnen, dass es sich gut anfühlte die Wärme Ruffys zu spüren und er musste lächeln. Obwohl ihm nicht ganz klar war, wieso, war er soeben zu der Überzeugung gekommen, dass jeder Abend so enden könnte. Und ohne es wirklich zu merken, drifteten die beiden ins Land der Träume ab und schliefen ohne weitere Störungen bis in den frühen Vormittag hinein durch. Kapitel 5: Ein Bad mit anschließender Überschwemmung ---------------------------------------------------- Als Law erwachte, war der erste Gedanke, den er hatte, dass er schon seit langem nicht mehr so gut geschlafen hatte. Vorallem hatte er schon seit langem nicht mehr so lange durchgeschlafen. Dann fiel ihm auf, dass es unnatürlich warm war. Den Grund dafür wusste er bereits eine Sekunde später: Es war ein Körper, der sich an ihn schmiegte. Innerhalb weniger Augenblicke strömten die Eindrücke der letzten Nacht auf ihn ein und jegliche Verwirrung wich einer noch seltsameren Ansammlung von Gefühlen. Zum einen hatte Law das Bedürfnis sofort aufzuspringen und aus diesem Bett zu kommen, dann wollte er am liebsten noch ein wenig schlafen und auf der anderen Seite dann am liebsten noch so liegen bleiben, wie er es gerade tat – die Arme lose um Ruffy gelegt. Er konnte nicht leugnen, dass es sich gut anfühlte. Doch irgendwie begann sein Herz schneller zu schlagen. In der Nacht hatte er nicht sonderlich darüber nachgedacht, was er eigentlich tat, als er Ruffy im Arm gehalten und sich schließlich zu ihm gelegt hatte. Aber jetzt kam ihm in den Sinn, was er da eigentlich getan hatte. Sein Herz begann unwillkürlich schneller zu schlagen. Langsam und blinzelnd schlug er die Augen auf. Nur um direkt in die von Ruffy zu sehen. Der Schwarzhaarzige bescherte Law dadurch beinahe eine Herzattacke und er zuckte heftig zusammen. Ruffy war definitiv zu nah. Viel zu nah. Doch Law versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass ihn diese Nähe zutiefst verunsicherte. „Hab ich dir schonmal gesagt, dass du mich nicht erschrecken sollst?“, fragte er stattdessen und hob leicht den Kopf. „Wie lange bist du schon wach?“ Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Jüngeren, der nicht im Mindesten verunsichert zu sein schien, was Law nach kurzer Überlegung dann allerdings doch nicht überraschte. Dafür war Ruffy eindeutig nicht der Typ. Stattdessen antwortete der Schwarzhaarige leichthin mit einem „Schon länger“, nur um dann zu versuchen, sich aufzurichten. Reflexartig setzte Law sich auf, um Ruffy zu stützen, allerdings stellte sich heraus, dass der Kleinere es bereits hervorragend alleine schaffte, sich in eine sitzende Position zu bringen. „Was soll das heißen, schon länger?“, bohrte der Dunkelhaarige nach. Ihm gefiel der Gedanke irgendwie nicht, dass Ruffy ihn beobachtet haben könnte, während er schlief. Doch dieser zuckte nur leicht mit den Schultern und setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Keine Ahnung, vielleicht zwanzig Minuten oder so“, meinte er nach kurzem Überlegen und Law hätte sich am liebsten zurück in die Kissen fallen lassen. Na toll. Aber er riss sich zusammen, schlug die Decke zurück und stand widerwillig aus dem warmen Bett auf. Einerseits wollte er da eigentlich überhaupt nicht weg, andererseits hatte er das dringende Bedürfnis der Situation zu entfliehen. „Ich schätze, dass ich damit richtig liegen werde, wenn ich sage, dass du Hunger hast?“, wagte er in Richtung Ruffy zu bemerken, was dieser mit einem eifrigen Nicken quittierte. „Frühstück!“ Und obwohl er sich gerade mehr als komisch fühlte, entlockte diese Bemerkung Law ein Lachen. Manche Dinge würden sich eben nie ändern. Nachdem er dem Jüngeren mehrere reich belegte Sandwiches für ein spätes Frühstück besorgt und auch selbst eines davon verspeist hatte, zog er ihm ohne viel Federlesen die Decke weg. „Zeit für ein Bad, der Herr“, sagte er bestimmend. Er hatte beschlossen seine Verwirrung mit ärztlichem Verhalten zu überspielen. „Und danach würde ihnen sicher ein bisschen frische Luft gut tun.“ Ruffy sah ihn einen Moment lang verwirrt an, bevor sich wieder ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. „Das klingt gut“, beschloss der Schwarzhaarige und Law hätte über das fröhliche Verhalten des Jüngeren am liebsten den Kopf geschüttelt. Wie ausgewechselt! Nichts war mehr zu sehen von dem verletzlichen Jungen, der Nacht für Nacht in Panik und Verzweiflung aus seinen Alpträumen erwachte und sich dann an seiner Brust ausheulen musste. Aber vermutlich sollte er irgendwann aufhören, sich über Ruffy zu wundern. Schließlich war der Schwarzhaarige immer für eine Überraschung gut. Mit einiger Mühe schaffte es Ruffy aufzustehen, doch stand er danach ziemlich wacklig auf seinen Beinen und schon nach dem ersten Schritt wurde klar, dass er es so niemals bis zum Badezimmer schaffen würde – er wäre beinahe hingefallen. Bevor der Kleinere allerdings frontal den Boden küssen konnte fing Law ihn auf und nahm ihn kurzerhand auf die Arme. „Das üben wir dann nachher noch mal“, kommentierte er und konnte sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. Ruffy schaute zu ihm hoch und sah aus als würde er schmollen. „Ich will aber laufen“, sagte er in einem Tonfall, den Law normalerweise nur von kleinen Kindern kannte und nun lachte er wirklich. „Wie gesagt, das kannst du später noch mal versuchen.“, meinte er und versuchte seine Stimme ruhig zu halten, während er Ruffy aus dem Zimmer und über den Gang zur dritten und letzten Tür des Flurs trug, hinter der sich das Badezimmer verbarg. Dort setzte Law den Jüngeren auf einem Hocker ab, dann drehte er den Wasserhahn auf und ließ warmes Wasser in die Wanne laufen, bevor er sich wieder zu seinem Patienten umwandte. „So, viel Spaß“, grinste er und wollte sich schon zur Tür wenden, doch die Stimme von Ruffy ließ ihn innehalten. „Aber, ich kann das nicht alleine“, sagte dieser unschuldig. Im ersten Moment entgleisten Law alle Gesichtszüge. Daran hätte er eigentlich denken müssen. Selbst wenn er einen Teil davon schon wieder hatte abnehmen können, war der Jüngere immernoch in Bandagen gehüllt und trug zudem eine von Laws Shorts – diese war Ruffy zwar zu groß, aber seine alten Sachen waren nach dem Kampf einfach nur noch Wegwerfmaterial gewesen. Und er konnte sich ja schlecht bandagiert und mit Hose ins Wasser werfen. Und da übermäßige Bewegung dem Schwarzhaarigen wohl sicherlich noch Schmerzen bereiten würden und es außerdem ziemlich unpraktisch war, sich selbst von irgendwelchen Verbänden zu befreien, wäre etwas Hilfe wohl doch angebracht. Allerdings war dies nicht wirklich, wonach Law gerade der Sinn stand. „Ach komm schon, das kannst du doch auch alleine. Schließlich willst du der König der Piraten werden.“, zog er den Jüngeren auf. Eigentlich hatte er nämlich nicht wirklich das Bedürfnis den Jüngeren nackt zu sehen. Oder besser gesagt hielt er es in dieser Situation für nicht sonderlich... hilfreich. „Komm schon, so schwer kann das nicht sein“, argumentierte der Dunkelhaarige, doch Ruffy sah nicht so aus, als würde er von dem Vorhaben, ihn dazu zu überreden ihm zu helfen, ablassen. Stattdessen versuchte der Jüngere es mit großen, bettelnden Hundeaugen. „Biiiitte“, bat er und Law musste die Zähne zusammen beißen um nicht nach zu geben. Es ging einfach nicht, er konnte das nicht tun. „Halt die Klappe und versuch es doch erstmal“, schlug er also vor und sah Ruffy mit vor dem Oberkörper verschränkten Armen an. Doch dieser schüttelte den Kopf und hob ein wenig hilflos die Arme. „Hilf mir“, verlangte er und Law beschlich das leise Gefühl, dass der Schwarzhaarige absichtlich auf stur schaltete. „Ach verdammt“, fluchte er und trat zu Ruffy. „Sei endlich still“ Da er damit beschäftigt war den Verband am rechten Arm seines Schützlings zu lösen, bemerkte er das triumphierende Grinsen des Jüngeren nicht. Einige Minuten später häuften sich die Verbände auf dem Boden und Law hatte Ruffys Oberkörper freigelegt. Das war bisher auch noch nicht sonderlich störend für ihn, schließlich war er derjenige, der den Schwarzhaarigen nach der Schlacht versorgt hatte und er hatte ihm ja auch bereits mehrmals die Verbände gewechselt. Allerdings kam er nicht umhin sich eins ums andere Mal zu wundern, wo der Jüngere diese Muskeln her hatte. Natürlich war das Leben als Pirat hart und verlangte einiges an Kraft, doch war Ruffy wohl einfach nicht der Typ Mensch, an dem man so ein Sixpack erwartete. Andererseits ging er auch relativ unverhohlen damit um, schließlich rannte er die meiste Zeit nur in Shorts und Weste herum, was einen großen Teil seines Oberkörpers unbedeckt ließ. Aber das war hier nicht das Problem. Denn nun musste er Ruffy, der sich offenbar keinen Deut dafür zu interessieren schien, was Law eigentlich tat, und fröhlich pfeifend auf dem Hocker saß, die Hose ausziehen und die Verbände beseitigen, die darunter lagen. Aber jetzt gab es sowieso keine andere Wahl mehr und zudem war es ja eigentlich seine eigene Schuld. Also gab er es auf, in Gedanken zu jammern und machte sich an die Arbeit. Als er es geraume Zeit später geschafft hatte den Jüngeren in die Wanne zu verfrachten, sodass dieser bis zu den Schultern unter dem Schaum verschwand, flüchtete Law mit hochrotem Kopf aus dem Badezimmer. Draußen musste er sich erst einmal gegen die Wand lehnen und schloss vollkommen durcheinander die Augen. Er hatte einfach keine Kontrolle mehr über seine Gefühle – vorallem konnte er sie momentan nicht genau benennen. Obwohl er Ruffy schon zuvor ohne Klamotten gesehen hatte – er hatte ihn nach dem Kampf auf Marineford operiert und versorgt, mehrmals seine Verbände gewechselt und ihn rund um die Uhr überwacht – hatte er sich heute krampfhaft bemüht nicht hinzusehen und die ganze Aktion so schnell wie möglich über die Bühne zu bringen. Tatsächlich wusste der Dunkelhaarige einfach nicht, was heute mit ihm los war. Er konnte nicht leugnen, dass Ruffy dabei war ihm wirklich wichtig zu werden und zudem fand er den Kleineren auch wirklich attraktiv, doch stellte sich ihm die Frage, wieso dies auf einmal der Fall war. Vielleicht war es bereits die ganze Zeit so gewesen und er hatte nur noch keine Gelegenheit dazu gehabt sich den Kopf darüber zu zerbrechen, schließlich war die letzte Zeit vorallem von der Pflege und Sorge um Ruffy geprägt gewesen. Mit einem genervten Stöhnen ließ der Dunkelhaarige sich an der Wand entlang nach unten rutschen und zog die Knie an den Körper, um den Kopf darauf zu legen und die Augen zu schließen. Diese Pose war höchst ungewöhnlich für ihn, aber da es momentan eher schlecht möglich war sich irgendwo in einer Ecke zu verkriechen musste er eben das tun, was einem Zusammenrollen am nächsten kam. Es war ein gut gehütetes Geheimnis, das er in Sachen Liebe eher zurückhaltend war. In seiner Crew war das nie ein Thema gewesen, keiner von ihnen hatte jemals mehr gehabt als eine kurze Affäre mit irgendeinem Mädchen auf einer kleinen Insel. So war es auch nicht sonderlich aufgefallen, dass der Kapitän da etwas kürzer (oder um es besser auszudrücken: sehr kurz) trat, schließlich hatte er die verantwortungsvollste Rolle an Bord inne. Was Law jedoch keinem einzigen Mitglied der Heart-Piraten erzählt hatte – nicht einmal Bepo, und der war schließlich sein Vize – war, dass er sich keinesfalls für Frauen interessierte. Vielmehr war es so, dass er, Trafalgar Law, schwul war. Er hatte eigentlich nie vorgehabt, damit hinterm Berg zu halten, doch war er auch nie der Typ dafür gewesen Anderen gleich beim ersten Treffen auf die Nase zu binden, dass sie ihn niemals mit einer Freundin antreffen würden. Und da er bisher niemanden getroffen hatte, der ihn wirklich interessiert hätte, hatte sich einfach nie die Gelegenheit ergeben. Aber nun war da dieser komplett durchgeknallte, 1,70m große, schwarzhaarige Wirbelwind, der momentan psychisch leicht labil zu sein schien und schlich sich einfach so in seinen Kopf und vorallem in sein Herz. Das war doch einfach nicht zu glauben. Mit immernoch geschlossenen Augen hob er den Kopf, nur um ihn dann gegen die Wand fallen zu lassen, woraufhin sich ein leicht pochender Schmerz in seinem Hinterkopf ausbreitete, der jedoch schnell wieder verging. Law wusste einfach nicht, wie er sich verhalten sollte. Er wusste ja noch nichtmal, ob Ruffy sich auch für Männer interessierte und dann waren da, übertrieben ausgedrückt, noch etwa dreißigtausend andere Gründe, die einer Beziehung im Weg standen. Sie waren beide Kapitäne mit Kopfgeldern von 200 Millionen und 300 Millionen Berry, hatten Crews unter sich und strebten danach, die Grand Line einmal komplett zu durchqueren. Und ganz nebenbei wurden sie auch noch von der Marine gejagt. Allerdings war das alles für Law momentan eher nebensächlich, denn er hatte in diesem Moment beschlossen, erstmal alles auf sich zukommen zu lassen. Schließlich gab es in nächster Zeit eindeutig wichtigeres zu tun, als ein Gefühlschaos zu beseitigen. Zum Beispiel die Feuerbestattung von Edward Newgate und Portgas D. Ace, für die wohl demnächst ein Datum festgelegt werden würde. Bei diesem Gedanken fiel Law ein, dass er, anstatt hier herumzusitzen und sich in seiner Gedankenwelt zu versenken, auch genauso gut nachsehen könnte, ob Rayleigh den heutigen Tag für eine Stippvisite bei der Bar auserkoren hatte. Also stand er langsam auf, klopfte sich aus Angewohnheit die Hosen ab und vergrub die Hände in den Hosentaschen, während er zur Treppe ging und dann nach oben zu den Barräumen hochstapfte. Und oh Wunder, als er durch die Tür in den Schankraum trat, sah er Silvers Rayleigh am Tisch sitzen. Irgendwie beruhigte ihn die Anwesenheit des ehemaligen Piraten. Law ließ sich auf einen der Stühle sinken und hob, genau wie Rayleigh, zur Begrüßung nur kurz die Hand. Er hatte den früheren Vize von Gold Roger erst zu dem Zeitpunkt kennen gelernt, als er Ruffy hier hergebracht hatte, doch war ihm der grauhaarige Mann sofort sympathisch gewesen. Eben einfach ein typisches Piratenurgestein. „Ruffy lässt fragen, ob mit der Thousand Sunny alles in Ordnung ist“, sagte er nach einem Moment der Stille. „Und er hat dem Vorschlag der Whitebeardcrew zugestimmt.“ Rayleigh sah ihn mit wachem Blick an und nickte zum Zeichen dafür, dass er verstanden hatte, leicht. „Shakuyak hat mir schon erzählt, dass er wieder spricht. Was dagegen, wenn ich ihm gleich selber vom Zustand seines Schiffes erzähle?“, fragte er und Law schüttelte den Kopf. „Nicht im geringsten. Er scheint wieder relativ gut beisammen zu sein, auch wenn er eindeutig noch nicht wieder auf der Höhe ist.“ Von den nächtlichen Heulattacken des Jüngeren sagte er nichts, er fand, dass das Rayleigh nichts anging. „Er ist unten und badet, wollen Sie gleich runter gehen?“, fragte Law, während er seinen Kopf auf die Hände stützte. Obwohl er Shakuyak inzwischen duzte, hatte er sich bei Rayleigh noch nicht dazu durchringen können. Dafür kannte er den Älteren zu wenig und sah ihn auch zu selten. Rayleigh schien allerdings auch nicht vorzuhaben, ihm das Du anzubieten. Also blieb es einfach bei der förmlicheren Anrede seitens Law, denn Rayleigh duzte den jüngeren Piraten. „Kommst du mit?“, fragte er Law, doch dieser schüttelte den Kopf. „Ich brauch ein bisschen Ruhe. Dieser Junge ist ein menschlicher Tornado. Ich gehe später wieder runter und lege ihm neue Verbände an und so“, sagte er abwinkend. Eigentlich wäre er am liebsten wieder runter gerannt – unter der Ausrede, dass er verhindern wollte, dass Ruffy das Bad überschwemmte – aber er wollte dem Jüngeren Gelegenheit geben sich unter vier Augen mit Rayleigh zu unterhalten und außerdem brauchte er ein bisschen Abstand, bevor er sich wieder in dieses Badezimmer wagen konnte. Nur am Rande nahm er wahr, wie Rayleigh aufstand und zur Tür hinüberging, die zur Treppe führte. Stattdessen legte Law seinen Kopf auf den Tisch und schloss erneut die Augen. Er war nicht direkt müde, schließlich hatte er diesmal doch relativ viel Schlaf bekommen und außerdem war er ja erst ein paar Stunden wach, doch irgendwie erschien ihm das alles hier ungemein auslaugend. Und eine Nacht war nun auch kein Ersatz für mehrere durchwachte. Fast zwanzig Minuten lang verharrte Law in dieser Position, bis Rayleigh wieder zu ihm stieß. „Er meint, er hätte jetzt genug gebadet. Und das gesamte Bad ist pitschnass, ich wäre zweimal fast ausgerutscht.“, kommentierte er und Law konnte ein leichtes Grinsen auf dem bärtigen Gesicht des Älteren sehen. Er hatte schon erwartet, dass Ruffy eine Überschwemmung anrichten würde, es passte einfach zu diesem Kindskopf. Mit einem leisen Seufzen stand der Dunkelhaarige auf. „Dann werde ich mich wohl mal darum kümmern, dass das Chaos auf zwei Beinen mal ein wenig an die frische Luft kommt. Geben Sie den Leuten von Whitebeard heute noch bescheid?“ Rayleigh nickte auf die Frage hin und war schon auf dem Weg zur Tür. „Marco hockt von morgens bis abends bei uns an den Werften rum. Er hat sich auch mit einigen deiner Leute angefreundet, ich wäre vorsichtig, wenn ich du wäre. Sie könnten dir abspenstig werden.“ Marco, der Phoenix also, dachte Law bei sich und winkte ab. „Meiner Crew ist die Whitebeardbande zu groß. Die hauen mir nicht ab. Außerdem haben Whitebeards Leute momentan andere Probleme, als Leute anzuheuern. Sie müssen erstmal ihre bisherige Crew zusammen halten.“ Er konnte sich vorstellen, dass in der Bande nach dem Tod ihres Kapitäns ziemliches Chaos herrschen musste. „Sie kommen schon klar. Ich gehe davon aus, dass Marco der neue Kapitän wird. Das ist zumindest das nächstliegendste...“, meinte Rayleigh noch, bevor er die Tür öffnete. „Man sieht sich“ Und weg war er. Law rief ihm ein „Tschüss“ hinterher, bevor er sich ebenfalls erhob, um Ruffy aus der Wanne zu zerren, bevor er ihm noch weg schwamm. Der Gedanke brachte ihn zum Grinsen, schließlich konnte der Gummijunge wohl ziemlich viel, aber nicht schwimmen. Der Nachteil der Teufelsfrüchte... Aber das war es eindeutig wert. Mit diesem Gedanken lief er die Treppe wieder hinunter, zum Ende des Flurs und steckte den Kopf ins Bad. Rayleigh hatte nicht zu viel versprochen, der Boden ähnelte einem See und Ruffy schien Spaß daran gefunden zu haben, Wellen in der nur noch halb vollen Wanne zu erzeugen. Kopfschüttelnd beobachtete Law den Schwarzhaarigen einen Moment lang. „Wenn du nicht sofort damit aufhörst, helfe ich dir nicht beim abtrocknen“, drohte er ihm dann und hoffte halb, dass Ruffy ihn ignorieren und einfach weiter machen würde. Leider erfüllte sich sein Wunsch nicht und der Jüngere hörte sofort auf, weiteres Wasser auf dem Boden zu verteilen und sah seinen selbstverpflichteten Arzt mit unschuldigem Gesichtsausdruck an. „Ich hab nichts gemacht!“, erklärte er im Brustton der Überzeugung und brachte Law so ungewollt zum Grinsen. „Das sehe ich“, kommentierte dieser und schloss die Tür wieder, um schnell ein Handtuch und etwas zum Anziehen für Ruffy zu holen. Da es noch keine Gelegenheit gegeben hatte etwas neues zu besorgen, musste der Jüngere wohl fürs Erste mit Sachen von Law vorlieb nehmen, die ihm wohl ein kleines bisschen zu groß sein würden. Nach nur einer Minute kehrte er ins Badezimmer zurück – wobei er zwei Handtücher bei sich trug und eines davon spontan auf den Boden warf, damit man überhaupt trockenen Fußes zur Wanne kam – und hielt Ruffy die Hand hin. „Na dann mal raus da“, erklärte er. Der Dunkelhaarige ergriff die Hand und schaffte es, mit Hilfe, irgendwie aus der Wanne zu klettern. Und da er immer noch ziemlich wacklig auf den Beinen stand drückte Law ihn kurzerhand wieder auf den Hocker, bevor er begann, den Jüngeren abzutrocknen. Diesmal gelang es ihm, nicht rot zu werden, vorallem weil Ruffy ungeduldig hin und her hibbelte und ihn so von eventuellen Gedankengängen ablenkte. „Meine Güte, zappel doch nicht so rum“, sagte Law schließlich genervt, während er dem Jüngeren das Handtuch an (oder eher auf) den Kopf schmiss, um ihm die Haare trocken zu rubbeln. „Du bist echt nicht ausgelastet, wenn du dich nicht bewegen kannst, oder?“, fragte er. Dann zog er Ruffy das Handtuch wieder vom Kopf und warf ihm dafür eine Hose zu, die der Schwarzhaarige dank seiner Unaufmerksamkeit ebenfalls ins Gesicht bekam. „Nö“, meinte Ruffy leicht hin, während er die Hose von seinem Gesicht angelte. Law war währenddessen damit beschäftigt das Wasser vom Boden aufzuwischen. „Das nächste Mal darfst du das selber wieder trocken machen“, drohte er. „Kriegst du wenigstens die Hose alleine an?“ Aber der Jüngere war bereits dazu übergegangen sich zuerst umständlich in eine Boxershorts zu quälen – die Law ihm ebenfalls vermacht hatte – nur um danach die Hose über zu ziehen. Zufrieden und erleichtert warf Law den vollkommen durchnässten Wischlappen, mit dem er den Boden getrocknet hatte, in den Wäschekorb und griff sich dafür die Verbände und das T-Shirt, das er ebenfalls für Ruffy bereit gelegt hatte. Dann begann er, den Oberkörper des Jüngeren wieder zu verbinden. Bei den Beinen hatte er inzwischen darauf verzichtet, wenn man vom linken Knie absah, das immer noch ziemlich lädiert war. Als er fertig war reichte Law Ruffy das T-Shirt. Aber als dieser sich streckte, um es sich über zu ziehen, wurde sein Gesichtsausdruck plötzlich schmerzverzerrt und er krümmte sich. „Übertreib's nicht“, warnte Law verspätet und trat besorgt zu Ruffy. „Alles in Ordnung?“ Nach einigen Augenblicken, in denen der Schwarzhaarige schwer atmete und Probleme mit dem Luftholen zu haben schien, entspannte er sich langsam wieder. „Ja, es geht“, murmelte er dann und ließ sich von Law das Shirt überziehen. Der Dunkelhaarige strich seinem Patienten leicht über den Rücken. „Sicher?“ Ruffy nickte und streckte Law die Hand hin, damit dieser ihm aufhelfen konnte. „Ich sag's ja, es geht“, meinte er, während Law ihm zu einem wackligen Stand verhalf. „Und jetzt bring mich raus, ich hab schon seit Ewigkeiten die Sonne nicht mehr gesehen.“, verlangte der Junge mit dem Strohhut, den Law ihm gerade auf den Kopf drückte. Unwillkürlich fasste Ruffy nach dem Rand seines Huts. „Ahh, den hab ich vermisst.“ „Ist mir zugeflogen“, grinste Law, während er Ruffy einfach wieder auf die Arme nahm. Die ersten richtigen Gehversuche wären seiner Meinung nach erst im Freien angebracht, da Ruffy die Treppe sowieso nicht hoch kommen würde. Also trug er den Jüngeren durch den Flur und die Treppe hinauf, durch den Schankraum bis vor die Tür, wo die Sonne sie mit ihrem herrlichen, nachmittäglichen Strahlen begrüßte. „Willkommen zurück in der sonnigen Welt der Piraten“, kommentierte Law grinsend, während er Ruffy auf die Füße stellte. Kapitel 6: Der Unterschied zwischen Laufübungen und Teufelskräften ------------------------------------------------------------------ „Wow, nicht so stürmisch“ Law hatte Ruffy gerade zum dritten Mal innerhalb von zehn Minuten auffangen müssen. Langsames Gehen klappte nun – nach zwei Tagen Üben – wieder ganz gut, doch der Jüngere musste es natürlich gleich übertreiben und versuchte sich direkt am Rennen. Das war so unglaublich typisch für den Schwarzhaarigen, doch Law versuchte trotzdem weiterhin, ihn davon abzuhalten. Aber jedes Mal, wenn er gerade nicht hinsah stand Ruffy wieder auf um einem Schmetterling oder einer Seifenblase hinterher zu jagen. Eins war Law daher inzwischen klar: Dieser Junge war schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe. „Wenn du so weitermachst fange und fessel ich dich und sperr dich wieder in dein Zimmer“, drohte er dem fröhlich herum springenden Ruffy, welcher inzwischen kaum noch Schmerzen zu haben schien. Allerdings nahm der Jüngere ihn nicht wirklich ernst und streckte seinen Arm nach einem großen Stein aus, der nebenbei gesagt etwa zwanzig Meter entfernt lag. Bevor der, dank Teufelskräften unnatürlich lang ausgestreckte Arm, das Stückchen Fels jedoch erreichen konnte, war Law dazwischen gesprungen und hatte das Handgelenk des Schwarzhaarigen gepackt. Ruffy verlor den Halt und sein Körper schnellte wie an einem Gummiband, als das hier sein Arm fungierte, in Richtung Laws. Ursprünglich hatte Ruffy wohl geplant auf kürzestem Weg zu besagtem Stein zu gelangen, doch nun flog er unkontrolliert auf Law zu. Obwohl dieser über Ruffys Fähigkeiten bescheid wusste war er doch darauf nicht gefasst gewesen, weswegen die Wucht des Aufpralls ihn von den Füßen fegte. Er landete äußerst unsanft auf dem Boden. Ruffy dagegen fiel etwas weicher, da er direkt auf Law landete. Trotzdem verzog der Schwarzhaarige vor Schmerz das Gesicht. „Autsch“, sagten sie beide gleichzeitig. Obwohl Law direkten Kontakt mit dem Boden gehabt hatte, schien er sich schneller davon zu erholen als Ruffy. „Ich hab's dir doch gesagt“, konnte er sich absolut nicht verkneifen zu sagen. Allerdings blieb er weiterhin liegen um Ruffy einen Moment Zeit zu geben, damit dieser sich erholen konnte. „Aber ich glaube, jetzt reicht es für heute, hm?“ Es war bereits später Nachmittag und die Sonne neigte sich dem Horizont zu. Ruffy war den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen, seine Beweglichkeit zurück zu erlangen, weswegen Law seine Zeit damit verbracht hatte darauf aufzupassen, dass sein Patient sich nicht übernahm. Zwar waren seine Versuche, ihn von irgendwelchen gewagten Aktionen abzuhalten, nicht von großem Erfolg gekrönt gewesen, aber bisher hatte sich der Jüngere glücklicher Weise auch noch nicht getan. Wie gesagt, bisher... Law versuchte sich langsam aufzurichten und zeitgleich Ruffy abzustützen. „Alles klar?“, fragte er, nun in sitzender Position. Er hatte den Kleineren eigentlich im Gras neben sich absetzen wollen, doch Ruffy hatte sich einfach mit dem Rücken gegen seine Brust gelehnt und da Law keinerlei Bedürfnis verspürte ihn von sich zu stoßen, schloss er die Arme um den schwarzhaarigen Piraten und legte sein Kinn auf Ruffys Schulter ab. „Hast du dir wehgetan?“ Zu seiner Überraschung musste der Jüngere, welcher ihn so schändlich als Sitzgelegenheit missbrauchte, kichern. „Das kitzelt“, brachte Ruffy hervor und Law atmete erleichtert auf. Wenn er schon wieder lachen konnte, konnte es ihm so schlecht nicht gehen. „Tut's noch weh?“, fragte Law trotzdem. Er konnte sich nicht helfen, es machte ihm einfach Sorgen, dass eine der Wunden des Jüngeren wieder aufbrechen könnte. Er hatte sich gefragt, wie Ruffy es nur geschafft hatte so weit auf der Grand Line zu kommen ohne eine gravierende Narbe davongetragen zu haben als die unter seinem linken Auge. Doch andererseits war es ihm ja auch nicht anders ergangen. Im Nachhinein hatten sie wohl beide wahrscheinlich nur Glück gehabt. Und nach den Vorfällen auf Marineford würde Ruffy vielleicht einige, wenn auch relativ unauffällige, Narben behalten, da einige der Wunden doch relativ tief gegangen waren. Law hatte sich nach Kräften bemüht diese so zu versorgen, so dass sie später nicht mehr auffallen würden, aber er konnte noch für nichts garantieren. „Lass uns reingehen“, meinte er, während er sich nun sehr umständlich erhob und dabei Ruffy auf die Arme nahm. Innerhalb der letzten zwei Tage war sein Unbehagen in der Nähe des Jüngeren verflogen. Stattdessen genoss er es jetzt, dass Ruffy ihn so nah an sich heran ließ. Wahrscheinlich rührte das nur daher, dass der Schwarzhaarige einfach ein wenig blind war, wenn es darum ging, das offensichtliche zu sehen. Andererseits hatte sich Law auch verboten, sich über diese Sache weiter den Kopf zu zerbrechen. Er hatte sich inzwischen so sehr daran gewöhnt Ruffy immer irgendwo in seiner Nähe zu haben, dass er ihn sich gar nicht mehr weg denken konnten. Auch die letzten beiden Nächte hatte er im Bett des Jüngeren verbracht, da dieser immer noch von Albträumen geplagt wurde, die anscheinend nur verschwanden, wenn Law ihn an sich drückte und ihm beruhigend über den Kopf strich. Und er wusste nicht genau, wie schlimm es heute Nacht werden würde, da für den morgigen Abend die Feuerbestattung von Whitebeard und vor allem Ace angesetzt worden war, wie Rayleigh ihnen beim Frühstück berichtet hatte. Ruffy war daraufhin einige Zeit lang etwas schweigsamer gewesen als in den vergangenen Tagen, hatte sich aber im Laufe des Vormittags gefangen und war dann zum Nachmittag hin immer hibbeliger geworden. Law führte den Bewegungsdrang des Jüngeren darauf zurück, dass er so lange gelegen hatte. Andererseits überraschte es ihn wirklich, wie gut sich Ruffy bereits wieder bewegen konnte. Mit Ruffy auf den Armen hielt Law auf die Bar zu. Der Jüngere hatte seinen Kopf an Laws Brust gelehnt und machte keine Anstalten gegen diese Art der Fortbewegung Protest einzulegen, auch wenn er leise ein „Du brauchst mich nicht zu tragen“, murmelte, was Law mit einem Kopfschütteln quittierte. „Als ob“, sagte er und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Jetzt merkst du langsam, wie müde du eigentlich bist, oder?“ Von seinem Schützling kam daraufhin nur ein leises Murren und ein Blick nach unten verriet Law, dass Ruffy seine Augen geschlossen hatte. Aber zum Glück wusste er ja, wie er den Kleineren aus der Reserve locken konnte. „Sicher, dass du vor dem Schlafen gehen nichts mehr essen willst?“ Sofort schien Ruffy wieder hellwach. „Doch, natürlich“, erwiederte er bekräftigen und sah zu Law hoch. „Ganz viel Fleisch, bitte!“ Diese Aussage brachte den Älteren zum Lachen, während er unter einigem Getue die Tür zur Bar auf stieß und hinein ging, um Ruffy auf einem der Stühle am Tisch abzusetzen. „Das war mir klar“, grinste er, während er zur die Küche hinüber ging. Doch bevor er die Tür erreichte, öffnete sich diese schon und Shakuyak kam heraus, drei Teller auf den Armen balancierend. Reflexartig nahm ihr Law zwei davon ab und schüttelte leicht den Kopf. „Hättest du mich gerufen, hätte ich dir helfen können“, meinte er, während er die beiden Teller zum Tisch trug und den mit dem meisten Fleisch darauf vor Ruffy abstellte, bevor er sich selbst setzte. Shakuyak ließ sich ebenfalls nieder und schob sich ein Stück Hühnchen in den Mund, während sie beobachtete wie Ruffy sich sofort auf seine Mahlzeit stürzte. „Ach was... Ich kann nun mal nicht viel mehr tun, um Monkey-chan zu helfen und solange ihr beiden hier in der Bar seit, werde ich euch bekochen“, erklärte sie mit entschlossenem Gesichtsausdruck. „Danke“, mampfte Ruffy dazwischen und Law fragte sich, wie der Jüngere das Wort so verständlich heraus gebracht hatte, wo doch sein gesamter Mund voller Essen war. „Wo wir gerade dabei sind... Wir können nicht ewig hierbleiben“, meinte Law und runzelte leicht die Stirn. „Irgendwann kommt uns die Marine sicher auf die Schliche.“ Shakuyak schlug ihm auf den Arm und schüttelte den Kopf. „Darüber machen wir uns Sorgen, wenn es soweit ist. Außerdem sind sowohl Rayleigh als auch deine Jungs die ganze Zeit auf der Hut. Sie würden es merken, wenn die Marine vor hätte, in die gesetzlose Zone ein zu marschieren.“, sagte sie und zerkaute ihr Hühnchen als wären es besagte Männer in den blau-weißen Uniformen. „Außerdem müsst ihr sowieso hierbleiben. Die Lage draußen auf dem Meer ist noch total angespannt und außerdem müssen wir auf Monkey-chans Crew warten.“ „Für einige Zeit wird es schon noch gehen“, lenkte Law ein. „Vorallem weil ich keinen besseren Ort wüsste, um sich zu verstecken... Aber wir werden sehen.“ Er wusste selbst nicht, was er sich von diesem Gespräch erhofft hatte. Im Grunde wusste er, dass er in der Bar genauso fest hing wie Ruffy. Eigentlich hätte es ihm egal sein sollen, was mit dem Jüngeren passierte, schließlich waren sie doch Feinde. Eigentlich... Und dann kam es doch immer anders, als man dachte. Schließlich war sich Law immer noch nicht ganz über seine Gefühle klar geworden, doch wusste er, dass er etwas für den Jüngeren empfand. Selbst wenn dieser die schlechtesten Tischmanieren hatte, die Law jemals gesehen hatte, wie er gerade einmal wieder eindrucksvoll bewies. Schließlich waren jedoch alle Teller leer – wobei Ruffy bei allen dreien kräftig mitgewirkt hatte – und der Schwarzhaarige sah aus, als würde er gleich an Ort und Stelle einschlafen. Einerseits hielt Law das für etwas Gutes, denn so würde der Jüngere immerhin kein Problem damit haben, den Schlaf zu finden, den er dringend nötig hatte. Andererseits sollte Ruffy vielleicht doch noch durchhalten, bis er in seinem Bett lag. Also hob Law Ruffy ohne viel Federlesen von dem Stuhl, woraufhin der Kleinere erneut seinen Kopf gegen Laws Brust lehnte, und ging zur Tür hinüber, hinter der sich die Treppe verbarg. „Gute Nacht“, sagte er zu Shakuyak, die ihnen noch die Tür öffnete, bevor sie zum Tisch zurückkehrte, um diesen abzuräumen. Law stieg währenddessen die Treppe hinunter in den Keller. Nur mit einiger Mühe gelang es Law, die Tür zu Ruffys – und inzwischen auch seinem, schließlich verbrachte auch er die Nächte hier – Zimmer zu öffnen. Mit einem Fußtritt schloss er sie hinter sich wieder und setzte den Jüngeren, der inzwischen nur noch mit äußerster Mühe die Augen aufhalten konnte, auf dem Bett ab. „Gleich kannst du schlafen“, versprach er ihm, während er ihm dabei half, sich auszuziehen. Wie in den vergangenen Nächten auch verzichtete er dabei darauf, dem Kleineren einen kompletten Pyjama anzuziehen, sondern steckte ihn nur in ein paar kurze, bequeme Stoffhosen. Allerdings hatte Ruffy heute deutlich weniger Verbände um als noch in der letzten Zeit. Nur um einen kleinen Teil seines Brustkorbs wand sich noch eine Bandage, ansonsten war er inzwischen frei von irgendwelchen Verbänden. Während sich der Jüngere in die Kissen zurücksinken ließ, zog Law sich Schuhe, Socken, Hose und Oberteil aus, sodass er letztendlich nur noch in Boxershorts dastand. Er dachte sich nichts weiter dabei, schließlich hatte er die vergangenen zwei Nächte schon so verbracht und da es Ruffy nicht zu stören schien machte es ihm auch nichts mehr aus. Allerdings richtete sich der Schwarzhaarige in genau diesem Moment wieder leicht auf und schaute Law aus müden Augen an. Einige Momente lang fragte er sich, ob der Jüngere ihn überhaupt richtig sah. Dann jedoch sagte Ruffy „Du siehst gut aus“ und Law spürte, wie sein Gesicht feuerrot anlief. Was war das denn jetzt gewesen? Er versuchte so gut es ging zu ignorieren, dass er immer noch aussah wie ein gekochter Hummer und krabbelte zu Ruffy unter die Decke. Sofort schmiegte dieser sich an ihn. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden legte Law die Arme um ihn und vergrub seine Nase in Ruffys Haaren, schloss die Augen. Während die Minuten verstrichen und Ruffys Atem gleichmäßig wurde, dachte er, dass der Jüngere schließlich eingeschlafen war, während er noch keinen Schlaf fand. Doch stattdessen durchbrach schließlich ein leiser Ton von Ruffy, der klang wie eine Mischung aus Wimmern und Husten, die Stille. „Ich hab Angst“, gab der Schwarzhaarige kleinlaut zu und Law schlug die Augen auf. „Wieso das?“, fragte er und Ruffy drehte sich zu ihm um. „Ich weiß es nicht...“, meinte er und die kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen verkündete Law, dass der Kleiner angestrengt nachdachte. „Wahrscheinlich weil ich dann Ace'...“ Die Stimme versagte ihm, doch Law konnte sich denken, was Ruffy sagen wollte. 'Weil ich dann Ace' Leiche sehen muss', vollendete er den Satz in Gedanken und drückte den Schwarzhaarigen instinktiv enger an sich. Er hatte es ja schon kommen sehen... „Du weißt, dass du da morgen nicht hin musst?“, fragte er und seufzte leise. „Sie werden das bestimmt auch ohne dich machen und du kriegst die Asche trotzdem.“ Er wollte nicht, dass Ruffy so litt. Andererseits konnte er sich auch nicht vorstellen, dass der Jüngere einfach so zuließ, dass sein Bruder in seiner Abwesenheit verbrannt wurde. „Nein“, sagte Ruffy auch prompt und klang nun viel bestimmter. „Ich muss da hingehen. Außerdem kommst du ja mit. Dann... Dann brauch' ich auch keine Angst haben. Weil... du lässt mich doch bestimmt nicht alleine, oder?“ Ein leises Lächeln nistete sich in Laws Gesicht ein. Irgendetwas sagte ihm, dass Ruffy ihn auf seine ganz eigene Art und Weise vollkommen durchschaut hatte, doch es störte ihn gar nicht. „Das würde ich nicht einmal tun, wenn die gesamte Marine sich auf uns stürzen würde“, versprach er dem Jüngeren und wagte es sogar, Ruffy einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. „Schlaf gut, kleiner Pirat“ Der nächste Tag brach relativ ruhig an und anfangs war auch nichts von irgendeiner ängstlichen Stimmung bei Ruffy zu bemerken. Jedoch wurde er im Laufe des Vormittags immer schweigsamer, sodass Law sich schließlich entschloss ihn abzulenken und ihm endlich zu erlauben, die Treppe zu benutzen anstatt immer getragen zu werden. Diese Herausforderung nahm der Jüngere sofort freudig an, doch es dauerte ewig, bis er es drei Mal hoch und wieder runter geschafft hatte und er bettelte schon nach einigen Stufen darum, seine Teufelskräfte einsetzen zu dürfen. Davon hielt Law ihn jedoch erfolgreich ab, schließlich sollte Ruffy ja seine Muskeln trainieren und nicht den Umgang mit seiner Teufelsfrucht. Schließlich – als es nur noch drei Minuten dauerte anstatt fünf, bis der Schwarzhaarige die Stufen bewältigt hatte – ließ Law ihn aufhören und sie gingen zusammen zurück in Ruffys Zimmer, da dieser keine Lust darauf hatte, nach draußen zu gehen. Obwohl es ihm untypisch erschien akzeptierte Law dies, da Ruffy sich wohl noch seelisch auf den Abend vorbereiten musste. Der Jüngere ließ sich im Schneidersitz auf dem Bett nieder und Law setzte sich automatisch gegen ihn, woraufhin Ruffy seinen Kopf auf die Schulter des Größeren legte. „Du?“, fragte Ruffy schließlich und hob seinen Kopf wieder leicht um Law anzusehen. Dieser wandte sich ihm zu. „Was ist?“, fragte er sanft. Ruffy änderte nun seine Position und legte sich auf den Rücken, den Kopf in Laws Schoß. Dieser kam erneut nicht umhin, sich zu fragen, ob der Jüngere das nun mit Absicht machte oder einfach wirklich nur ein bisschen langsam war. „Ich hab das gestern Abend ernst gemeint...“, sagte Ruffy und Law machte sich eine gedankliche Notiz. Das war alles pure Absicht. Ganz sicher. „Und du hast mir überhaupt nicht darauf geantwortet“, fuhr der Jüngere fort und sein Gesicht nahm einen schmollenden Ausdruck an. Law musste leicht grinsen, während er abwesend durch Ruffys Haare fuhr. „Du hast mich überrascht“, versuchte er zu erklären. „Außerdem, was soll man darauf sagen? 'Dankeschön, du auch'? Das klingt doch nur noch blöd...“, meinte Law. „Finde ich nicht. Aber findest du wirklich, dass ich gut aussehe?“, erwiderte Ruffy daraufhin und Law fand die Situation inzwischen immer komischer. Eigentlich hätte er nun 'Das war doch nur ein Beispiel' sagen müssen, doch stattdessen kam ein ernstes „Ja“ über seine Lippen. Zu seiner Verwunderung verzog sich Ruffys Mund zu einem leichten Lächeln. „Gut“ Sie verbrachten noch einige Zeit in Ruffys Zimmer, bevor sich der Magen des Schwarzhaarigen zu Wort meldete. Daher gingen sie in die Barräumlichkeiten hinauf und aßen etwas zu Mittag, während Shakuyak sie darüber informierte, dass bei der Verbrennung der beiden Helden heute Abend nicht nur ein großer Teil der Whitebeard Bande (wenn nicht sogar alle Mitglieder, was doch schon eine sehr große Menge war), sondern auch die zehn verbliebenen Supernovae, welche allesamt ihre Abfahrt zur Fischmenscheninsel verschoben hatten um Whitebeard und Ace die letzte Ehre zu erweisen. Selbst wenn sie eigentlich Feinde und Wettstreiter gewesen waren, in Kriegszeiten hielten viele Piratenbanden dennoch zusammen und schließlich war Whitebeard einer der Yonkou gewesen. Selbst wenn ihn sicherlich nicht jeder gemocht hatte, so hatte er doch sicherlich bei allen von ihnen Ansehen und Respekt genossen. Law schob seinen – noch halb vollen – Teller von sich und lehnte sich zurück. Ruffy warf ihm einen Blick zu und stürzte sich, als hätte er nur darauf gewartet, auf das Essen auf Laws Teller. Grinsend beobachtete Law, wie sein Patient innerhalb von kürzester Zeit auch diese Portion verschlungen hatte. Nach dem damit nun alle Teller leer waren stand Shakuyak auf, um abzuräumen und kehrte einige Minuten später zu ihnen an den Tisch zurück. „Wir müssen uns in ungefähr einer Stunde auf den Weg machen“, sagte sie und sprach das 'Wir' dabei komplett natürlich aus. Es überraschte Law jedoch auch in keiner Weise, dass sie diesem Ereignis ebenfalls beiwohnen würde. Shakuyak war vor langer Zeit ebenfalls Piratin gewesen und ebenso wie Rayleigh und sie war Whitebeard ein Überbleibsel aus einer nun vergangenen Ära, die heute Abend wohl endgültig ihr Ende finden würde. Es würde ein neues Zeitalter anbrechen, welches wohl ganz den heutigen Rookies – und in erster Linie den auf dem Archipel existenten Supernovae – gehören würde. Sie waren die Anwärter auf den Thron des Piratenkönigs, wobei es nur einer von ihnen schaffen würde. Wahrscheinlich würden viele von ihnen niemals Unicon, die letzte Insel der Grand Line, erreichen. Einige würden wohl auch den Abenteuern in der Neuen Welt nicht gewachsen sein, auch wenn es Law nach seinem bisherigen Eindruck ihnen allen zutrauen würde, ihre Reise fort zu setzen. Aber man konnte nie wissen, was einen erwartete. „Glaubt ihr Shanks wird auch da sein?“, fragte Ruffy plötzlich und sowohl Law als auch Shakuyak sahen ihn nachdenklich an, doch Shakuyak nickte schließlich. „Soweit ich weiß ankert sein Schiff immer noch irgendwo vor den zwanziger Groves. Er scheint sich stellvertretend für Kaido und Big Mum von Whitebeard verabschieden zu wollen. Außerdem wird er sich wohl den Nachwuchs“, Sie grinste Law leicht an, was bei ihm keine Zweifel darüber aufkommen ließ, dass sie wohl die anwesenden Rookies meinen musste, „mal ansehen wollen. Wieso fragst du?“ „Wir kennen uns“, meinte Ruffy achselzuckend. „Und einerseits würde ich ihn gerne wiedersehen, andererseits will ich ihm erst wieder gegenüber treten wenn ich ein großer Pirat geworden bin.“ Law lachte leise und wuschelte dem Jüngeren durch die Haare. „Für einen Rookie bist du schon ein ganz Großer“, erklärte er fröhlich. „Du kannst stolz auf dich sein. Du musst dich zwar noch in der Neuen Welt beweisen, aber bis hier her hast du es geschafft und ich schätze anfangs hätte das niemand von irgendeinem von uns Supernovae gedacht. Ich denke, du kannst ihm ruhig gegenüber treten.“ Ruffy schien einen Moment lang über Laws Worte nach zu denken, dann stand er auf und sah Law und Shakuyak auffordernd an. „Können wir gehen?“ Keiner der beiden Angesprochenen wagte es zu protestieren, obwohl es eigentlich noch viel zu früh war um zum vereinbarten Treffpunkt auf Grove 26. Wie auf Kommando öffnete sich auch die Tür zur Treppe und Jimbei schob sich hindurch. „Dann wären wir ja komplett“, freute sich Ruffy und Law gab sich endgültig geschlagen. Dann würden sie eben zu früh ankommen, wahrscheinlich war das sowieso besser. „Dann mal los“, meinte er und ging zur Tür. Ruffy hatte bereits am Morgen gemeint, dass er den Weg alleine bewältigen wollte und Law hatte eingewilligt. Sollte der Jüngere irgendwann schlapp machen könnte er ihn immer noch wieder tragen. Law öffnete die Tür und trat, gefolgt von Ruffy, Jimbei und Shakuyak, ins Freie. Die Sonne stand noch hoch am Himmel und nichts deutete darauf hin, dass heute Abend zwei gefallenen Helden der Piraten die letzte Ehre erwiesen werden sollte. Kapitel 7: Ein letzter Blick ---------------------------- Entgegen aller Erwartungen trafen sie erst bei Sonnenuntergang auf Grove 23 ein. Ruffy hatte eigentlich den ganzen Weg allein laufen wollen, doch nach der Hälfte hatte er aufgeben müssen. Daher hatte Law ihn den Rest des Weges getragen und sie waren noch zusätzlich langsam voran gekommen, da auch Jimbei noch immer nicht so schnell laufen konnte. Als sie nun am Treffpunkt ankamen waren dort jedoch erst Teile der Whitebeardbande anwesend, sowie Laws Heart-Crew, Rayleigh, Shanks mit seinen Leuten und zu Laws Überraschung vier Supernovae. Er hatte erwartet Kidd und Killer zu sehen – der Rothaarige Kapitän war einfach immer da, wo gerade etwas los war – doch die Anwesenheit von Capone und Urouge verwunderte ihn. Von Capone hatte er so viel Interesse nicht erwartet – in Wahrheit sah der Kapitän der Fire Tank Bande für ihn viel mehr nach einem Mafiosi aus – und Urouge kannte er einfach zu wenig um ihn einschätzen zu können. Vom Rest der Rookies wusste er allerdings auch nicht viel mehr. Nur von Jewelry Bonney glaubte er, dass sie zu einhundert Prozent erscheinen würde, da sie auf die Übertragung der Geschehnisse von Marineford doch sehr emotional reagiert hatte. Aber da zehn von elf Supernovae sich noch auf dem Archipel befanden ging Law davon aus, dass auch der Rest innerhalb der nächsten Stunde eintreffen würde. Kaum waren sie in Sichtweite kamen Bepo und Jean Bart direkt auf sie zu. „Captain!“, freute sich Bepo. Law grinste „Hey Jungs. Ich würde ja die Hand heben, aber ich hab hier leider ein Klammeräffchen auf dem Rücken...“ „Ey!“, ereiferte sich Ruffy von Laws Rücken aus. „Das hab ich gehört!“ „Ich weiß“, meinte Law, immer noch locker grinsen und ließ Ruffy von seinem Rücken rutschen. „Glaubst du, du kannst wieder stehen?“ Wie sich gleich darauf zeigte, ging das soweit schon, aber weiter als ein paar Meter konnte Ruffy nicht laufen, ohne Laws Hilfe zu brauchen. Also brachte der Dunkelhaarige seinen Schützling zu einer der Bänke, die im Umkreis standen. Da der Jüngere sich an seinen Arm klammerte, ließ Law sich direkt neben ihm nieder. „Da ist Shanks“, flüsterte Ruffy und Law nickte, während er Jean Bart und Bepo bedeutete, sich unter die Leute zu mischen. „Schon gesehen... Willst du mit ihm reden?“ Er wandte seinen Blick Ruffy zu, der sich auf die Unterlippe biss und dann den Kopf schüttelte. „Vielleicht später“, wisperte er fast tonlos und sah mit undefinierbarem Blick zu einem etwas entfernten Punkt. Law erkannte, dass der Jüngere die eigenartigen Metallkonstruktionen erspäht hatte, an denen Holz aufgestapelt worden war. Mit einem Blick wurde klar, dass dort später die Verbrennungen stattfinden sollten. „Sicher?“, fragte Law und tat so, als habe er nichts bemerkt. „Er ist doch direkt da drüben.“ Ruffy schüttelte erneut den Kopf. Shakuyak und Jimbei hatten sich schon kurz nach ihrer Ankunft zu Whitebeards Männern begeben und unterhielten sich dort mit einigen, reichlich geknickt wirkenden Crewmitgliedern. Nur Marco, der Kommandant der ersten Division saß etwas abseits und starrte abwesend vor sich hin. Schließlich stand er auf und kam zu Law und Ruffy hinüber. „Monkey D. Ruffy“, grüßte er. „Trafalgar Law“ Beide nickten ihm höflich zu. „Marco, der Phönix“, meinte Law, doch es fehlte der spöttische Unterton, mit dem er diesen Namen früher ausgesprochen hätte. Wahrscheinlich hätte er sich zu einem früheren Zeitpunkt auch die Frage erlaubt, ob der Ältere überhaupt einen Nachnamen hatte. „Wie sieht's aus?“, fragte er stattdessen. „Beschissen“, gab Marco zurück und ließ sich neben ihm nieder. „Und bei euch?“ Überrascht von so viel Ehrlichkeit wusste Law zuerst nicht, was er sagen sollte, doch Ruffy antwortete prompt mit einem „Es muss irgendwie gehen“ und einem Schulterzucken. „Da hast du Recht“, meinte Marco und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Wer wird denn bei euch jetzt Kapitän?“, fragte Ruffy neugierig. „Es ist noch nicht offiziell... Aber alle anderen Kommandanten haben sich für mich ausgesprochen.“, seufzte der Blonde. „Cool“, freute sich Ruffy für ihn und Law konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Es war typisch für Ruffy, sich selbst in so einer Situation für jemanden zu freuen, der die Chance hatte, Kapitän zu werden. „Wenigstens einer, der sich freut“, kommentierte Rayleigh, der unbemerkt zu ihnen gestoßen war. „Sei doch stolz, Marco. Es ist eine große Aufgabe, aber die Anderen hätten dich sicher nicht in Betracht gezogen, wenn sie dich nicht für fähig halten würden.“ „Aber darum geht es doch gar nicht!“, protestierte Marco. „Ich... will es nur eigentlich noch immer nicht wahr haben.“ „Das will keiner“, sagte Ruffy plötzlich ernst. „Aber ich glaube, gerade deswegen sind wir heute alle hier.“ Auf diese Aussage folgte ein langes Schweigen, bis Rayleigh sich wieder zu Wort meldete. „Ach so... Marco, Vista sucht dich.“ Marco seufzte, fuhr sich über Gesicht und stand auf. „Man sieht sich...“ Auch Rayleigh verließ sie gemeinsam mit dem Blondhaarigen wieder. „Was hältst du von ihm?“, fragte Law Ruffy. „Ich finde, er würde einen guten Kapitän abgeben“, meinte der Jüngere. „Er ist nicht Whitebeard, aber er hat genug Ausstrahlung um die Mannschaft zusammen zu halten.“ Eine halbe Stunde später war der Platz rund um die Eisenkonstruktionen gefüllt mit Menschen. Wie von Shakuyak vorausgesagt waren alle Supernovae gekommen, sowie etliche andere Piraten, die Law nicht einmal kannte. Nach dem nun so viele Leute herum liefen hatte Law Ruffy geholfen, näher zum späteren Verbrennungsplatz zu kommen, obwohl das dem Schwarzhaarigen nicht sonderlich zu behagen schien. Trotzdem schwieg er und beobachtete die Leute um ihn herum. Als hätte es ein Kommando gegeben, das weder zu hören noch zu sehen gewesen war, begannen sie nun langsam sich um die Feuerstellen zu sammeln und Law lief unwillkürlich ein kühler Schauer über den Rücken. Dieser Abend konnte eindeutig heiter werden. Als hätte er es geahnt bildete die Menge plötzlich eine Gasse und alle Gespräche verstummten. Nach wenigen Momenten kamen zwei Särge in Sicht, getragen von vierzehn Personen. Es waren die Kommandanten der Divisionen drei bis sechzehn, wobei sechs von ihnen den vorderen, kleineren Sarg und acht den weitaus größeren trugen. Vor ihnen her ging Marco mit undefinierbarem Gesichtsausdruck. Beim Anblick dieser kleinen Prozession versteifte Ruffy sich neben Law unwillkürlich und der Ältere legte dem Schwarzhaarigen einen Arm um die Schultern. Selbst wenn momentan keiner seiner Freunde hier war, so war der Jüngere doch nicht allein und das wollte er ihm zeigen. Schließlich erreichten die Sargträger die metallenen Bauten in der Mitte des Platzes und legten mit einiger Mühe die Särge darauf. Dann traten sie mit gesenkten Köpfen zurück. Immernoch lag Stille auf dem Platz, doch Law wusste, ohne nach Links oder Rechts zu sehen, dass bereits einige der Anwesenden zu weinen begonnen hatten und sich niemand seiner Tränen schämte. Jozu, der Kommandant der dritten Division, blieb bei den Särgen stehen und öffnete sie ein letztes Mal, bevor die Gesichter der beiden darin Liegenden für immer von der Oberfläche der Erde verschwinden würden. Dann trat auch er zurück und übergab damit Marco das Wort. Law sah, wie der Kommandant tief durch atmete, bevor er zu Sprechen ansetzte. „Ich denke, ich spreche im Namen meiner gesamten Crew, wenn ich sage, dass niemand von uns jemals diesen Tag hätte erleben wollen. Doch nun ist er gekommen und obwohl ich einiges an Zeit hatte, darüber nach zu denken, wusste selbst ich bisher nicht, was ich jetzt hier an dieser Stelle sagen sollte. Also muss ich mich einfach darauf verlassen, dass die richtigen Worte kommen werden.“, sagte er und obwohl er nicht sonderlich laut sprach trug seine Stimme problemlos über den gesamten Platz, da Totenstille herrschte. „Wir sind heute Abend hier um uns von zwei Personen zu verabschieden. Zwei Personen, nein, Persönlichkeiten, für die wir unsere Leben gegeben hätten. Doch stattdessen haben sie sich geopfert um diejenigen zu retten, die sie liebten. Sie haben mit ihren Taten eine Schlacht beendet, die mit noch mehr Toten hätte enden können. Doch es hätte keine zwei größeren Opfer geben können. Wir haben an diesem Tag, der uns allen immer noch so präsent im Kopf ist, nicht nur unseren Kapitän und unseren zweiten Kommandanten verloren, nein, wer da von uns gegangen ist waren nicht irgendwelche Menschen für uns. Das waren unser Vater und unser Bruder. Und gäbe es eine Möglichkeit sie zurück zu holen, dann würden wir sie ergreifen. Doch so eine Möglichkeit gibt es nicht, und deswegen müssen wir heute Abschied nehmen. Abschied, von Edward Newgate, euch allen bekannt als Whitebeard, und Portgas D. Ace, oder auch Gol D. Ace.“ Damit trat er an den größeren Sarg heran, lehnte sich leicht vor und sagte einige Worte, die keiner der umstehenden verstand, da sie sehr leise gesprochen wurden. Das selbe wiederholte er beim zweiten Sarg, bevor er sich an den Rand des Platzes zurück zog. Nun traten nach einander die anderen Kommandanten und Mitglieder der Whitebeard Bande vor, um sich von den beiden Toten zu verabschieden. Nach einigen Minuten sah Law leicht zu Ruffy, obwohl er dies bisher vermieden hatte. Der Jüngere sah genau so aus, wie er vermutet hatte, die Augen starr auf den Sarg seines Bruders gerichtet, das Gesicht tränen überströmt. Ohne es wirklich zu bemerken drückte Law den Kleineren enger an sich und lehnte sich leicht zu ihm hinunter. „Willst du nicht auch zu ihm hingehen?“, fragte er leise. „Ich meine... vielleicht willst du ja Ace noch etwas sagen... oder so.“ Im ersten Moment hatte er Angst, Ruffy würde überhaupt keine Reaktion auf seine Worte zeigen, doch dann kam ein gehauchtes. „A-aber nur, wenn du mit kommst.“ zurück. Law nickte. „Ich hab doch gesagt, dass ich dich nicht alleine lasse“, sagte er, während er den Jüngeren leicht vor sich her schob. Allerdings schien Ruffy momentan nicht wirklich in der Lage zu sein, alleine zu gehen, weswegen Law ihn die ganze Zeit stützen musste. Entgegen Laws Erwartungen steuerte Ruffy zuerst auf Whitebeards Sarg zu und zwang sich sogar dazu, ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht zu bringen, als er in das Gesicht des alten Mannes sah. Obwohl Whitebeards Züge vom Alter gezeichnet waren konnte man immer noch erkennen, dass er einmal einer der größten Piraten auf den Weltmeeren gewesen war und wohl immer eine der Legenden der Grand Line bleiben würde. „Hey, alter Mann“, sagte Ruffy und schien sich wieder soweit im Griff zu haben, dass seine Stimme kaum zitterte. „Ich hätte gerne noch mal mit dir gesprochen. Das wäre sicher interessant gewesen. Du warst echt klasse... Also, grüß Gold Roger von mir, wo auch immer ihr jetzt seit. Und vertragt euch, klar?“ Law musste leicht grinsen. Es war einfach so typisch Ruffy so etwas zu Whitebeard zu sagen. Allerdings verschwand das Grinsen ganz schnell wieder, während er Ruffy half, zu Ace' Sarg zu kommen. Dort blieb Ruffy eine ganze Zeit lang stehen und starrte das friedliche Gesicht seines Bruders einfach nur an. „Ace“, wisperte er dann und hob wie von selbst eine Hand, um dem Toten eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. „Du fehlst mir so“, schniefte Ruffy. „Ich... ich bin froh, dass du gehen konntest und glücklich mit deinem Leben warst, aber... Du hättest noch so viel erleben können. Du warst mein großer Bruder, der immer für mich da war, auch wenn wir einige Startschwierigkeiten hatten. Du hast es so weit gebracht, und nun wollte ich ein Mal für dich da sein und dich retten und man sieht ja, was dabei herausgekommen ist. Tut mir leid, großer Bruder. Ich werde auf jeden Fall König der Piraten werden! Ich bin froh, ein Teil deines Lebens gewesen sein zu dürfen. Danke für alles, Ace.“ Ruffy lehnte sich vor und gab Ace einen Kuss auf die Stirn, dann wandte er sich ab und Law musste ihn halb zurück tragen. Er spürte die Blicke der Menge förmlich auf ihnen ruhen. Aber all diese Menschen kümmerten ihn nicht, er achtete nur auf Ruffy, der nun wirklich am Ende zu sein schien. Law fragte sich, ob der Jüngere den Rest des Abend durchstehen würde, ohne zusammen zu brechen. Es dauerte gefühlte fünf Stunden, bis alle Anwesenden wenigstens ein Mal an den Särgen vorbei gegangen waren. Dann trat Jozu wieder heran und schloss sie, nun für immer. Ihm folgte Marco, der nun eine brennende Fackel in der Hand hielt und sich erneut an die Umstehenden wandte. „Viele denken wahrscheinlich, was ich jetzt aussprechen werde: Wir ziehen heute einen Schlussstrich unter ein Zeitalter, das schon vor langer Zeit zu Ende hätte gehen sollen. Und obwohl ich über diesen Abschied, der für immer sein wird, unendlich traurig bin, beginnt mit dem heutigen Tag ein neues Zeitalter.“ Er ließ die Fackel auf das aufgeschichtete Holz fallen und im Schein der auflodernden Flammen sah Law, wie Marco mit den Lippen ein „Auf Wiedersehen“ in Richtung der beiden Särge formte. Die Szene wurde in flackerndes Licht getaucht, während das hungrige Feuer begann, die Holzscheite aufzufressen und dann bereits an den Särgen leckte. Neben Law hatte Ruffy angefangen, zu zittern und automatisch schloss der Dunkelhaarige seinen Arm enger um den Jüngeren. „Nicht mehr lange“, sagte er lautlos zu ihm und strich ihm leicht über den Kopf. „Es ist bald vorbei“ Gerade in diesem Moment gingen beide Särge in hellen Flammen auf und nicht wenige zuckten zusammen. Ruffy drehte sich zur Seite und vergrub sein Gesicht in Laws Oberteil. Dieser fuhr dem Kleineren beruhigend über den Rücken. „Ganz ruhig...“, sagte er. Tatsächlich schaffte es Ruffy nach kurzer Zeit wieder los zu lassen und dabei zuzusehen, wie die Flammen alles innerhalb der eisernen Konstrukte, was nicht feuerfest war, verzehrten und schließlich irgendwann erstarben. Nur noch leise Flammenzungen flackerten hier und da aus dem letzten Bisschen Glut in der Asche auf. Langsam begannen die Menschen, sich zu zerstreuen, doch Ruffy weigerte sich, sich zu bewegen. Irgendwann trat Marco zu ihnen und Law kam nicht umhin, den Älteren für seine Selbstbeherrschung zu bewundern. Denn obwohl der Blonde aussah, als würde er demnächst in Tränen ausbrechen, schien er sich dennoch zurückhalten zu können, bis alles hier geregelt war. „Ich... bringe dann die Asche morgen zur Bar, in Ordnung?“, fragte der erste Kommandant fast tonlos, als würde ihm die Stimme versagen. Auch Ruffy schien seinen eigenen Stimmbändern nicht ganz zu trauen, weswegen er einfach nur nickte und sich leicht an Law klammerte. Dieser nickte ebenfalls. „Das passt“, meinte er, während er Ruffy hoch hob, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. „Ich denke wir werden dann mal gehen.“ Marco hob die Hand. „Gute Nacht“, wünschte er ihnen und wollte sich schon abwenden, als ihm noch etwas ein zu fallen zu schien. „Ach und Strohhut: Tut mir leid“ Ruffy hob leicht den Kopf an, zum Zeichen dass er verstanden hatte. Law verfrachtete den Jüngeren auf seinen Rücken und stellte sicher, dass dieser sich gut fest hielt, bevor er sich auf den Weg zurück zur Bar machte. Es dauerte einige Zeit, bis sie wieder an ihrem Ausgangsort ankamen, da der Weg im Dunklen viel schwerer zu finden war und sie zudem diesmal alleine waren. Wo Shakuyak und Jimbei abgeblieben waren konnte Law nicht sagen, vielleicht waren sie bereits zur Bar zurück gekehrt, vielleicht waren sie aber auch noch bei Whitebeards Leuten geblieben. Ehrlich gesagt war ihm das momentan auch egal, er machte sich viel mehr Sorgen um Ruffy, der auf seinem Rücken hing, schluchzte und inzwischen voll die gesamte Rückseite von Laws Oberteil mit Tränen durchnässt hatte. Daher war er unendlich erleichtert, als endlich die Bar in Sicht kam, er die Treppe hinauf steigen und durch die unverschlossene Tür in die dunklen Barräume schlüpfen konnte. Nur wenige Minuten später waren sie im Kellergeschoss in Ruffys Zimmer angelangt und Law konnte den Jüngeren auf seinem Bett absetzen. Sofort wurde das Schluchzen des Schwarzhaarigen lauter und er klammerte sich an den Anderen, als würde er ansonsten in einen Abgrund stürzen, was Law mental sogar für möglich hielt. „Shhht... ganz ruhig“, versuchte er Ruffy zu beruhigen und fuhr ihm durch die Haare. Dann half er dem Kleineren dabei, sich auszuziehen – wobei eigentlich eher er die ganze Arbeit machte, da Ruffy inzwischen kaum noch ansprechbar war. Nach gefühlten Ewigkeiten waren sie beide bettfertig und Law breitete die Decke über Ruffy, bevor er selbst darunter schlüpfte und den Jüngeren an sich zog. „Alles wird gut“, sagte er leise. „Ich bin ja da...“ Erneut klammerte sich Ruffy an ihn und weinte hilflos an Laws Brust, während dieser die Arme um den Schwarzhaarigen gelegt hatte und ihm beruhigende Worte zumurmelte. Law wusste wie immer nicht viel besseres zu tun, als einfach da zu liegen, Ruffy zu halten und zu warten, bis sein Weinen von selbst abebbte. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, wie hart der heutige Tag für den Jüngeren gewesen sein musste. Und obwohl Ruffy die ganze Zeit versucht hatte, stark zu bleiben, war er am Ende nun doch zusammen gebrochen und Law beschloss, dies als eine der schlimmsten Nächte der vergangenen Zeit einzuordnen. Er wusste nicht, wie lange sie dort lagen und Ruffy einfach nur weinte, doch kam ihm die Spanne vor wie Stunden. Schließlich jedoch wurde der Jüngere ruhiger. „Danke“, konnte Law ihn plötzlich mit heiserer Stimme sagen hören und eine leichte Vibration an seiner Brust sagte ihm, dass Ruffy sein Gesicht immer noch dort vergraben hielt. „Danke, dass du für mich da bist.“ Law lächelte leicht und zwang Ruffy sanft, ihn anzusehen, strich ihm einige verbleibende Tränen von den Wangen. „Obwohl ich nicht genau weiß, warum, mache ich das wirklich gerne, weißt du?“ Er lehnte seine Stirn gegen die des Jüngeren. „Du bist eine der Personen mit dem größten Herzen, denen ich je begegnet bin. Und du hast einen unglaublichen Kampfgeist. Deswegen kann ich es eigentlich nicht ertragen dich weinen zu sehen, aber wenn du es doch ein Mal tust – was in letzter Zeit viel zu oft vorgekommen ist – dann muss ich da sein, und diese dummen Tränen wegwischen.“ Mit einem freudigen Hüpfer registrierte sein Herz, dass er soeben ein Lächeln auf Ruffys Gesicht gezaubert hatte. Der Jüngere blinzelte leicht, legte seinen Kopf an Laws Schulter ab und schloss dann die Augen, ganz so, als hätte er auf so etwas gewartet, um endlich beruhigt schlafen zu können. Law lächelte, strich ihm noch einmal über den Kopf und schloss dann ebenfalls die Augen. Es war gut, dass Ruffy sein Lächeln wohl nie ganz verlieren würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)