Changing Hearts von BellaBlumentopf ================================================================================ Kapitel 17: Ein bisschen Ehrlichkeit ------------------------------------ So meine Lieben, ich weiß, es ist kaum zu fassen, aber ich habe tatsächlich das neue Kapitel beendet, nach knapp fünf Monaten >__> Die Verzögerung tut mir echt Leid und wieder kann ich mich nur für eure Geduld bedanken, 155 Leser scheinen der Meinung zu sein, dass Warten sich lohnt. Vielen Dank dafür, ihr seid die besten! ♥ Diesmal habe ich vor allem die Soundtracks von "Tron: Legacy" und "Stolz und Vorurteil" beim Schreiben gehört, einige Stücke passen von der Stimmung einfach perfekt zu Kuro *^* Viel Spaß beim Lesen, eure Bella ***************************************************** An die Minderjährigen: Im vorigen Kapitel hat Sebastian Ciel lediglich mit der Hand befriedigt, mehr ist noch nicht passiert! Schlanke, behandschuhte Finger strichen durch feuchte Strähnen, wischten sie von der verschwitzten Stirn. Ciel seufzte leise, während er sich im Schlaf auf die andere Seite herumdrehte. Sein friedlicher Gesichtsausdruck brachte Sebastians Puls zum Ruhen und seine Erregung ließ nach. Der Dämon setzte sich auf und schaute auf seinen jungen Herrn hinab, begutachtete die Folgen seiner Tat, vermischte die weiße Flüssigkeit an seiner rechten Hand mit den Flecken auf dem Laken. Der rote Blick wanderte zurück zum Gesicht des jungen Mannes, der sich eben noch vor Lust stöhnend unter ihm gewunden hatte. Doch wie intim dieses Erlebnis auch gewesen sein mochte – jetzt in diesem Moment fühlte Sebastian sich seinem Herrn näher als je zuvor. Die Emotionen, die beim Anblick des schlafenden Ciel in ihm aufkamen, vermochte er nicht in Worte zu fassen. Doch obwohl sie ihn einerseits mit einem kaum gekannten Glück erfüllten, beunruhigten sie ihn auch. Eine Ahnung sagte ihm, dass diese Gefühle schon sehr lange in ihm schlummerten, aber in der letzten Zeit wurden sie ihm immer deutlicher; und sie unterschieden sich vollkommen von jenen, die er anderen Vertragspartnern gegenüber gehabt hatte. Federleicht ließ er seine saubere linke Hand immer wieder durch das dunkle Haar gleiten, fuhr dann Ciels Hals entlang bis hinunter zum Bauchnabel. Feine Härchen stellten sich auf, als sich auf der weichen Oberfläche von Ciels Armen eine Gänsehaut bildete und Sebastian daran erinnert wurde, dass sein junger Herr unbedeckt in einem nur schwach beheizten Zimmer lag. Widerwillig seufzend erhob sich der Dämon, um im Bad seine Hand zu waschen. Nachdem er sich einen Lappen genommen und ihn mit Wasser getränkt hatte, kehrte er ins Schlafgemach zurück und machte sich daran, Ciels Körper zu säubern und flink das Laken zu wechseln. Mit leichten Handgriffen war das Nachthemd wieder zugeknöpft und der junge Herr in warme Decken gewickelt. Ciel seufzte leise, während Sebastian seine Wange streichelte. Als der Butler aufstehen wollte, spürte er schmale Finger, die sich um sein Handgelenk legten. Überrascht fuhr er herum, doch Ciel schlummerte friedlich vor sich hin, nur sein Körper hatte sich selbstständig gemacht. Sebastian konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und ließ sich ergeben wieder auf dem Bett nieder. Mit sanftem Griff hielt er Ciels Hand fest und ließ seine Finger unaufhörlich über die zarten Knöchel gleiten, während er sich seinen Gedanken hingab. Er dachte an viele Dinge. An den Beginn seines Vertrags mit Ciel, an die vergangenen Jahre in seinem Dienst und an die momentane Situation. Wo hatte er sich da bloß hineingeritten? Sicher, der Junge hatte ihn vom ersten Moment an irgendwie interessiert, keine Seele zuvor hatte so eine verlockende Aura verströmt. Aber ohne es richtig zu bemerken, war er tatsächlich der Diener seines Herrn geworden, und dieser Herr wusste es zu nutzen. Statt intensiv nach den Mördern seiner Eltern zu suchen, taten Ciel und sein Butler vieles, nur nichts, was die Erfüllung des Vertrags bedeutet hätte. Doch das schlimmste daran war eigentlich, dass es Sebastian inzwischen fast egal geworden war. Er würde die Seele schließlich sowieso irgendwann bekommen und er hatte an dem Leben an der Seite von Ciel Phantomhive Gefallen gefunden, warum sollte er das Ende dieser Zweisamkeit also herbeiwünschen? Wie aber würde das Leben hier weitergehen? Wenn Ciel sich seinem Schicksal fügte, wäre die angenehme Zeit in diesem Anwesen dahin. Stattdessen würde eine goldblonde Göre als Herrin in einem Fort versuchen, Ciel zum Lachen zu bringen, vergeblich mit den Unzulänglichkeiten der Hausangestellten fertig werden wollen und dabei seine Nerven und die seines Herrn zum Tode verurteilen. Käme es tatsächlich dazu, dass Elizabeth Middleford hier einzog, so war sich Sebastian sicher: Er würde im Handumdrehen seinen Vertrag erfüllen und mit Ciels Seele im Schlepptau fliehen. Aber dann wäre sein junger Herr tot und das Beisammensein mit ihm vorbei... der Dämon schluckte, als ihm einmal mehr vor Augen geführt wurde, dass seine kühle Gleichgültigkeit der Vergangenheit angehörte. Ciel zu verlieren, würde ihm zweifelsohne nicht gefallen. Nicht gefallen? Sebastian schnaubte. Mach dich doch nicht lächerlich! Es würde dir dein kleines erbärmliches Herz brechen! Leise stöhnend zuckte Ciel zusammen, als sich große, starke Hände in das zarte Fleisch seines Arms krallten. Sofort löste Sebastian sich von ihm und strich sanft und beruhigend über die Schulter des jungen Mannes. Menschen waren so zerbrechlich. Mit nur einem Blinzeln könnte er Ciels Lebenslichter auspusten. Und genauso verletzlich wie der Körper waren die Gefühle so eines Wesens. Wie würde sein Herr wohl mit ihm umgehen, sobald er erwachte? Sebastian schmunzelte über sich selbst – wieder einmal war er nicht imstande Ciels Reaktion vorrauszusehen. Dafür war die Situation zu ungewohnt und im Fall des Jungen schlicht und ergreifend komplett neu. Kopfschüttelnd ertappte der Butler sich dabei, wie sich Mitgefühl in ihm regte. Hatte er seinen Herrn zu weit getrieben? Würde Ciel seinen Überfall als Misshandlung empfinden? Aber es war so leicht gewesen! Er hätte sich doch bestimmt heftiger gewehrt, wenn er es wirklich nicht gewollt hätte. Doch selbst wenn er es in diesem Moment zugelassen hatte, hieß das nicht, dass er es am Morgen noch ebenso sehen würde. Die Scham würde ihn wahrscheinlich dazu bringen, seine ehrlichen Gefühle unter seinem Stolz zu vergraben. Und was würde Sebastian dann tun? Der schwarzhaarige Mann erhob sich, während in ihm ein Entschluss reifte: Ciel würde den nächsten Schritt machen müssen. Sebastian nahm sich vor, zurückhaltender zu sein, er würde seine Prinzipien als Butler nicht wieder verraten, sondern höflich und zuvorkommend wie immer sein. Erst wenn Ciel in vollem Bewusstsein und aus eigenem Willen heraus auf ihn zuginge, würde er seinem Verlangen nachgeben. Gute Nacht, mein Herr. Feine Wimpernhaare zuckten, als das Geräusch von tausenden fallenden Wassertropfen den zuvor friedlich schlafenden Jungen gemächlich aus Morpheus' Armen holte. Langsam hoben sich seine Lider und graublaues Tageslicht traf auf seine Netzhaut. Ein gewohntes Bild. Aber dennoch fühlte Ciel sich anders. Es lag nicht daran, dass er erwachte, bevor sein Butler ihn weckte, das geschah oftmals. Nur hatte er nie einen Sinn darin gesehen, frühzeitig aufzustehen, wenn sein Tee noch nicht auf ihn wartete. Warum also war ihm jetzt, als müsse er sich dringend an irgendetwas erinnern? Und dann traf es ihn wie ein Blitz und schlagartig brach eine Flut von Bildern und Gefühlen in sein Gedächtnis und ließ die Hitze durch seine Adern strömen. Was habe ich getan? Was haben wir getan? Automatisch zog er sich die Decke über den Kopf und kniff die Augen zusammen. Sein Puls raste und jeder Herzschlag brachte ein weiteres Puzzleteil des gestrigen Abends zurück. Ganz ruhig! Es wird alles wieder gut... Sebastian hatte ihn befriedigt. Und er hatte es zugelassen. Nicht mal ordentlich gewehrt hatte er sich, schon nach wenigen Versuchen war er nur allzu bereitwillig der Leidenschaft verfallen. Als er sich allmählich wieder einbekam und ernsthaft versuchte, seine Gefühle zu ergründen, erkannte er – nicht ohne ein ordentliches Maß an Scham –, dass es ihm gefallen hatte. Seine Empfindungen hatten ihn vollkommen überwältigt, es hatte sich einfach so unbeschreiblich gut angefühlt! Was bedeutet das?, überlegte Ciel fiebrig. Bin ich wirklich... schwul? Der stolze und moralische Teil in ihm schrie lauthals 'NEIN!', aber er konnte nicht leugnen, dass er Sebastians Hände an seinem Körper sehr genossen hatte, und auch dieser unglaublich intensive Kuss kurz bevor er... Ciel wäre gerne im Boden versunken. Er hatte ja schon vorher gewusst, dass sein Butler ihm nicht mehr gleichgültig war, aber das... Er musste damit jetzt zurecht kommen, es war nun mal passiert. Ein kleines Grinsen konnte er sich dann doch nicht verkneifen und für einen Moment dachte er sogar daran, dass er eigentlich nichts gegen eine Wiederholung einzuwenden hätte. Es war einfach so viel... besser gewesen, als wenn er sich selbst Erleichterung verschafft hatte. Und dann beschäftigte ihn natürlich noch eine ganz andere Frage: Warum hatte Sebastian das getan? Begehrte er seinen Herrn? Eine andere Erklärung wollte Ciel kaum einfallen, und so sehr es ihn auch beschämte, konnte er doch nicht verhindern, dass ihm bei dem Gedanken, sein Dämon würde sich zu ihm hingezogen fühlen, die Schmetterlinge in seinem Bauch einen jugendlichen Freudentanz aufführten. So hatte Ciel noch nie empfunden und es erschreckte ihn. Aber dieses süße, warme Gefühl tief in ihm ließ sich nicht mehr verscheuchen. Doch wie sollte er Sebastian gegenübertreten? Irgendwie hatte er nicht mehr dieselbe Einstellung dazu, wie noch am Tag zuvor – was unter anderem auch daran liegen mochte, dass es gestern trotz aller Anstrengungen ganz offensichtlich nicht funktioniert hatte, letzten Endes hatte er Sebastian nicht täuschen können. Unter der Bettdecke ging ihm die Luft aus und mit erhitztem Gesicht tauchte er wieder auf, bevor sein Blick auf die Uhr fiel. Oh oh... er wird gleich da sein... was soll ich tun? Mich schlafend stellen? Doch das würde ihm nicht gelingen, nicht mit seinem schnellen Atem und den vor Aufregung geröteten Wangen. Da klopfte es auch schon an der Tür und den Teewagen vor sich her schiebend betrat der Mann der Stunde das Schlafgemach seines Herrn. „Junger Herr, es wird Zeit aufzustehen“, sagte er, während er ans Fenster trat und die Vorhänge aufzog. Dann wandte er sich dem Tee zu und goss das dampfende Wasser durch ein Sieb in die Tasse, welche er dem längst aufrecht sitzenden Ciel reichte. Der Junge nahm die Tasse, während er Sebastians Verhalten aufmerksam und etwas verwirrt beobachtete auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen von Veränderung. Aber nichts dergleichen war zu finden. Der ältere Mann hatte sein übliches Lächeln aufgesetzt und war zur Kommode gelaufen, um schon die Kleidung für den Tag bereit zu legen. Behutsam nippte Ciel an seinem Tee, der gut wie immer schmeckte, bevor er die Tasse wieder abstellte und die Zeitung zur Hand nahm. Geräuschvoll schlug er sie auf und vergrub sich dahinter. Allerdings nahmen seine Augen nichts von dem auf, was die Presse ihm hier anbieten wollte, immer wieder huschte sein Blick über den Rand des Papiers und folgte jeder von Sebastians Bewegungen. Mit einem lauten Räuspern zog er die Aufmerksamkeit seines Butlers auf sich, der sogleich neben ihm stand. „Mein Herr, Euer Bad wird in wenigen Minuten bereit sein -“ „Sebastian.“ Der Angesprochene blinzelte. „Ja, mein Herr?“ Ciel ließ die Zeitung sinken und sah Sebastian direkt ins Gesicht – der schaute jedoch an ihm vorbei. „Sieh mich an.“ Der Butler kam der Aufforderung stumm nach. Mit forschenden Blick wühlten Ciels Augen in Sebastians, doch was immer sie hofften zu finden, war nicht da. Der Butler starrte ihn regungslos und gleichgültig an. Und Ciel konnte sich nicht mehr zurückhalten. „Sebastian, gestern Abend, das... also... was da passiert ist, das...“ Mit einer fließenden Bewegung kniete der Dämon vor ihm nieder und nahm Ciel bei der Hand. „Macht Euch keine Sorgen, junger Herr. Es tut mir außerordentlich Leid, Euch derart überrumpelt zu haben, und ich verspreche Euch, dass es nicht wieder vorkommen wird.“ Für einen Moment verschlug es Ciel die Sprache. Und diese paar Sekunden reichten Sebastian, um aufzustehen und in Richtung Badezimmer zu verschwinden. „Aber das war doch gar nicht...“, begann der Junge, doch sein Butler hatte das Zimmer bereits verlassen. Und hinterließ einen verdutzten und enttäuschten Ciel zurück. Als das Badewasser bereit war, hieß der junge Lord seinen Butler draußen zu bleiben. Seine Enttäuschung hatte sich inzwischen in Ärger verwandelt, daher hatte er momentan wenig Lust darauf, sich von Sebastian waschen zu lassen. „Kontaktiere in der Zeit die Middlefords, ich möchte, wenn möglich, noch vor dem Mittagessen zu ihnen aufbrechen. Wenn sie nichts dagegen haben, würde ich auch dort speisen.“ „Sehr wohl, mein Herr“, antwortete Sebastian höflich und zog sich zurück. Etwa eine Stunde später saß Ciel in seiner kleinen Kutsche, die von Sebastian gelenkt wurde. Er hatte bewusst nach diesem Wagen verlangt, damit er allein sein konnte. Seine Bitte war auch nicht unangebracht, denn die Entfernung zu den Middlefords war gering genug, um auf die große Reisekutsche verzichten zu können. Aus seinem Ärger war inzwischen Wut geworden, Ciel konnte es selbst kaum fassen, aber er war eingeschnappt und verletzt. Er hatte beim Erwachen wirklich so etwas wie Freude empfunden – eine für ihn recht seltene Emotion –, aber Sebastian hatte diese mit seinem kühlen Verhalten im Keim erstickt, und nun wollte Ciel es ihm mit gleicher Münze heimzahlen. Was er kann, kann ich auch. Er wollte Sebastian diesen Tag so richtig schön vermiesen und er wusste auch schon ganz genau, wie er das anstellen würde. Immerhin waren sie auf dem Weg zu seiner Verlobten, für deren Mutter sein Butler ein Dorn im Auge war. Die beiden würden sich bestimmt bestens beschäftigen können, während er selbst sich Elizabeth widmete. Ein wenig später waren sie bereits beim Anwesen der Familie Middleford angelangt, wo sie sogleich vom leitenden Angestellten empfangen und in den Salon gebracht wurden. Elizabeths Mutter Frances kam ihnen mit einem höflichen, aber nichtsdestotrotz strengen Lächeln entgegen. „Herzlich Willkommen, mein Junge“, sagte sie freundlich, während sie ihn prüfend von oben bis unten musterte. Innerlich seufzte Ciel. Die Gewohnheiten seiner Schwiegermutter änderten sich nie, wie stets sprach sie ihn an, als wäre er nicht älter als 12, und sie traute Sebastian wohl noch immer nicht zu, dass er ihn ordentlich anziehen konnte. Wie von selbst zupften ihre Hände an seinem Jacket. Ciel verbeugte sich knapp. „Seid gegrüßt, Ma'm. Ich freue mich sehr, dass ich so kurzfristig kommen konnte.“ Sie nickte kurz. „Das ist doch selbstverständlich für meinen künftigen Schwiegersohn. Unser Haus ist auch Euer Haus.“ Dann wandte sie sich seinem Begleiter zu. „Guten Tag, Mr. Sebastian. Wie ich sehe, haben Sie noch immer nicht gelernt, sich anständig zu frisieren. Sie und Ciel werden sich zuallererst ins Gästeankleidezimmer begeben und das richten!“ Der Butler verbeugte sich tief. „Entschuldigt meine Unachtsamkeit, Milady. Ich hätte eher daran denken müssen.“ Das stimmt, dachte Ciel, und erst jetzt fiel ihm auf, dass auch er nicht vorraus geplant hatte, dass Frances wieder an ihnen herumkritteln würde. Seine Gedanken waren anderweitig beschäftigt gewesen. „Ma'm, wärd Ihr so freundlich in der Zwischenzeit Elizabeth Bescheid zu geben, dass ich sie gleich zu sprechen wünsche?“ Wieder nickte sie nur und scheuchte die beiden dann davon. „Wie konntest du das vergessen, Sebastian?“, raunte Ciel, als sie auf dem Weg ins Ankleidezimmer waren. Er war immer noch sauer auf seinen Butler. „Verzeiht, mein Herr. Ich war wohl nicht ganz bei mir, es wird nie wieder vorkommen.“ „Tse!“, war Ciels einzige Antwort, während er sich von Sebastian die Tür öffnen ließ. Mit schnellen Handgriffen machte der Butler sich daran, erst Ciels und dann seine eigenen Haare dem Geschmack von Frances Middleford entsprechend zu kämmen. „Ich werde im Übrigen alleine mit Elizabeth sprechen.“ Sebastians Finger hielten kurz inne, fuhren jedoch sogleich in ihrer Tätigkeit fort. „Was werde ich in dieser Zeit tun, mein Herr?“ Ciel tat so, als würde er kurz überlegen, dann sagte er mit betont gelassener Stimme: „Du kannst, sofern sie einverstanden ist, Madame Middleford Gesellschaft leisten und sie unterhalten.“ Kurz glaubte Ciel eine ungläubige Empörung in Sebastians Augen aufblitzen zu sehen, doch im nächsten Moment hatte der Butler sich wieder im Griff und seufzte dezent. „Natürlich, mein Herr, ganz wie Ihr wünscht.“ Wenige Minuten später betraten sie wieder den Salon, in dem Elizabeth mit angespannter Miene auf ihren Verlobten wartete. „Ciel!“, rief sie aus, während sie auf ihn zugelaufen kam und ihn mit einer für sie ungewohnt schüchternen Umarmung begrüßte. „Ich freue mich, dass wir uns schon so schnell wiedersehen!“ „Guten Tag, Elizabeth. Ich hoffe, dir geht es gut?“ Sie nickte zustimmend: „Ja, danke. Und dir?“ Mit liebervoller Fürsorge strich sie über seine Wange, doch zog die Finger hastig zurück, als sie sich daran erinnerte, wer hinter ihr stand. „Es befindet sich alles in bester Ordnung“, antwortete Ciel freundlich und ergriff ihre Hand. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Sebastians Blick sich leicht verfinsterte. Dann wandte Ciel sich an Elizabeths Mutter. „Ma'm, wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich gerne etwas mit Elizabeth besprechen. Es ist eine ernste Angelegenheit, die meine Arbeit betrifft, daher soll diese Unterredung nach Möglichkeit unter vier Augen stattfinden. Sebastian wird Euch, falls Ihr es wünscht, bei Euren Aufgaben zuhilfe kommen.“ Frances zog eine Augenbraue hoch und schaute missbilligend drein, senkte dann aber den Kopf und wandte sich an Sebastian. „Ihr Herr schickt Sie also zu mir, nun denn. Begleiten Sie mich nach draußen, wir finden sicherlich eine angenehme Beschäftigung.“ Sobald sie allein waren, bat Ciel seine Verlobte Platz zu nehmen. Sie starrte ihn erwartungsvoll an. „Lizzy“, begann der junge Mann und wählte absichtlich ihren geliebten Spitznamen, er wollte sie positiv stimmen. „Du hast sicherlich schon viel über das nachgedacht, was am Samstag Abend geschehen ist. Und du bist zurecht sauer auf mich.“ Sie lächelte zögerlich. „Ich bin nicht mehr sauer, eher verwundert“, versicherte sie ihm. „Nun denn... Ich werde dir jetzt erzählen, was ich dir seit Jahren verheimlicht habe. Ich tu das, weil ich glaube, dass du jetzt reif genug bist, um mit der Wahrheit fertig zu werden. Und du hast natürlich auch das Recht, es zu erfahren.“ Ciel holte tief Luft und knetete unruhig seine Finger. Das hier war schwieriger, als er sich vorgestellt hatte. Wo sollte er anfangen? Wieviel konnte er ihr erzählen? Da griff Elizabeth plötzlich nach seinen Händen und hielt sie fest. Überrascht sah Ciel in das Gesicht dieser jungen Frau, die ihm fest entgegenblickte. „Keine Sorge, Ciel. Du weißt, wer meine Eltern sind. Ich bin stark, ich werde schon verkraften, was auch immer du mir zu sagen hast.“ Es war einer dieser seltenen Momente, in denen Ciel seiner Verlobten ehrliche freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte. Es sah wirklich so aus, als könne er ihr alles sagen – naja, fast alles. Und so begann er. „Seit dem Tod meiner Eltern, habe ich die Position meines Vaters eingenommen, und zwar nicht nur als Chef unserer Firmen, sondern auch in der Rolle, die er im Auftrag der Königin inne hatte. Er war der Wachhund ihrer Majestät und so bin ich seit mehr als sechs Jahren.“ Elizabeth hatte die Augen aufgerissen. „Du meinst, du hast damit schon begonnen, als du noch keine elf Jahre alt warst?“ Ciel nickte mit einem ironischen Lächeln. „Ja, das habe ich. Ich war ja nicht allein, ich hatte Sebastian.“ Mit einem Seufzen ließ Elizabeth Ciels Hände los. „Wo kam dieser Mann eigentlich her? Erzähl mir nicht, dass du ihn als normalen Butler angeheuert hast.“ Hier wurde Ciels Ausdruck etwas härter. „Tut mir Leid, Lizzy, aber über ihn werde ich dir nicht viel berichten können, denn es sind nicht meine Geheimnisse, sondern seine. Natürlich weiß ich davon, ich muss ihm schließlich bedingungslos vertrauen können. Aber ebenso vertraut er mir, dass ich über Details zu seiner Person mit niemandem spreche.“ Enttäuscht schürzte Elizabeth ihre Lippen, zuckte dann aber mit den Schultern und lehnte sich wieder in ihren Sessel. „Na schön... dan erzähl bitte weiter, was ist seitdem geschehen, während deiner Aufträge als Wachhund, wie sahen deine Tätigkeiten aus?“ Während die Kerzen des Leuchters in der Ecke herunterbrannten, breitete Ciel vor seiner Verlobten seine Fälle der letzten sechs Jahre aus. Natürlich verschwieg er die Details, aber er wollte ihr doch ein genaues Bild seiner Arbeit geben und ihr vor allem die Gefahren bewusst machen, die damit einher gingen. Sie sollte den Ernst darin erkennen. Elizabeth lauschte dem jungen Mann mit großen Augen und verknoteten Fingern und unterbrach ihn nur selten. Für sie klangen seine Geschichten wie aus einem spannenden Roman und sie sah sich schon selbst an seiner Seite als die tapfere Ehefrau, die ihren Mann bei seinen Streifzügen durch die finstere Unterwelt begleitete. Dass jeder einzelne dieser Fälle auf blutige Weise endete und daran überhaupt nichts romantisches war, begriff sie nicht. ********************************** Hat's euch gefallen? Am Ende des nächsten Kapitels gibt's vielleicht schon wieder ein bisschen Errrrotik! XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)