Changing Hearts von BellaBlumentopf ================================================================================ Kapitel 5: Verdammter Stolz! ---------------------------- Hörbuch: http://www.youtube.com/watch?v=ak4f9rN4Nok ******************************* "Willkommen zu Hause, junger Herr", sagte Sebastian, als er seinem Herrn mit einer Verbeugung die Tür öffnete. Ciel ließ sich von ihm Hut und Mantel abnehmen und kam schon zur Sache, als beide noch auf dem Weg in sein Arbeitszimmer waren. "Ich hoffe, du hast alle Informationen beschaffen können." Gemeinsam betraten sie den Raum, der voller Bücher war und sich an der Fensterseite mit einem großen, wertvollen Schreibtisch schmückte. "Natürlich, mein Herr. Es war keine schwierige Aufgabe, einen Blick in die Akten der Polizei zu erhalten." Mit einem Seufzen hatte Ciel sich auf seinem Sessel niedergelassen und machte eine auffordernde Geste, woraufhin sein Butler sogleich die Ergebnisse seiner Erkundigungen vortrug. "Die drei Opfer sind zum einen die beiden achtzehnjährigen Philippe Hampshire und Henry Walter und zum andern der zwanzigjährige George McDuff. Sie alle hatten einen Wohnsitz in London und waren Mitglieder der oberen Gesellschaft, allerdings aus einem anderen Bekanntenkreis als dem Eurigen, daher werdet Ihr sie vermutlich nicht kennen. Allerdings könnte es sein, dass sie Lady Elizabeth über ihren Großonkel bekannt sind." "Hm...", machte Ciel. "Diese Verbindung könnte uns vielleicht noch nutzen." "Soll ich bei der Marquise einen Besuch ankündigen?" "Nein, noch nicht. Zunächst will ich versuchen, Lizzy da raus zu halten." Ciel lehnte sich zurück und schloss sein Auge. "Ihr sorgt Euch um sie, nicht wahr, junger Herr?" Verärgert riss der Junge das Auge wieder auf und bedachte seinen Butler, der lächelnd vor ihm stand, mit einem missmutigen Blick. "So sehr, wie man sich eben um eine Bekannte sorgt. Aber du weißt sehr wohl, dass ich kein weiteres Interesse für sie hege." Er wandte den Blick ab und starrte auf seine Schreibtischplatte. Sebastian beugte sich ein wenig vor. "Könnte es sein, dass Ihr Lady Elizabeth nicht ehelichen wollt?" Aufgeschreckt sah Ciel wieder auf und wurde von den roten Augen des Dämons gefangen genommen. Sebastian hatte eben so unbekümmert ausgesprochen, was bereits eine Weile an ihm nagte. Ihm war schon lange klar, dass er nicht wirklich mit Elizabeth den Bund der Ehe schließen wollte, aber es laut auszusprechen hatte er bisher nicht gewagt. Denn wie sollte er diese Verbindung lösen, ohne sich und seiner Familie Schande zu bereiten? Es wäre nur in beiderseitigem Einverständnis möglich Verdammter Stolz!, dachte Ciel wütend. "Junger Herr?" Sebastian war vor ihm auf die Knie gegangen und schaute ihm prüfend ins Gesicht. "Ihr liebt sie nicht", stellte er dann gelassen fest. "Eine Ehe wird nicht immer aus Liebe geschlossen", erwiderte Ciel kalt, doch er konnte seinen Blick nicht von Sebastians abwenden. Wie ein erschrockenes Reh starrte er ihn an und konnte für einige Augenblicke keinen klaren Gedanken fassen. Sebastian hob seine rechte Hand und führte sie wie in Zeitlupe zu Ciels Gesicht, strich ihm dann leicht wie eine Feder über die Wange. "Es ist nicht Eure Art, sich den Wünschen anderer zu beugen." Ciel spürte Hitze in sich aufsteigen, doch er blickte weiter wie gebannt in die Augen seines Gegenübers. Abschätzend. Abwartend. Erwartend? Sebastian lächelte sanft und ließ seine Hand auf der Wange seines Herrn ruhen. "Auch wenn Ihr es gut zu verstecken wisst, seid auch Ihr ein Mensch. Fühlt Euer Herz denn gar nichts?" Als er ein Zittern in sich aufsteigen fühlte, schob Ciel die Hand des Butlers zur Seite und wandte nun endlich den Blick ab. Mein Herz?, dachte er grimmig. Lachhaft. Sebastian hat keine Ahnung von meinem Herzen! Ach, aber du?, bohrte eine fiese kleine Stimme in seinem Inneren, die er zu ignorieren versuchte. "Mach mir einen Tee, Sebastian. Und etwas Süßes will ich auch." Es half ihm seine Nervosität zu überspielen, wenn er wie üblich Befehle erteilte. Sebastian grinste finster und verbeugte sich leicht. "Wie Ihr wünscht, mein Herr." Kaum hatte die Tür sich hinter dem Butler geschlossen, ließ Ciel den Kopf auf seine Arme sinken und fing an zu grübeln. Was hatte er eben gefühlt, als Sebastian ihn berührte? Er war eindeutig nervös gewesen, so viel konnte er zugeben. Aber warum war ihm so heiß geworden? Er konnte die Hitze immer noch fühlen, ebenso das Gefühl von Sebastians Fingern auf seiner Haut. Gedankenverloren tasten sich seine eigenen Finger an sein Gesicht. Warum hatte er die Hand nicht gleich weggeschlagen? Hatte er wirklich so etwas wie eine Erwartung gespürt? Ihm kamen Sebastians Worte wieder in den Sinn. Ah, was ist nur los? Ciel kniff die Augen zusammen. Ich hasse das. Mein Herz...? Was hat mein Herz damit zu tun? Meine Gefühle sind zusammen mit meinen Eltern in den Flammen gestorben. Und die Folter hat dafür gesorgt, dass sie gut begraben wurden. Aber warum widerstrebt es mir dann so, Elizabeth zu heiraten? Seine übliche Begründung dafür war, dass seine Verlobte ihm schlicht und ergreifend oft auf die Nerven fiel. Sie hatte einfach eine ganz andere Art als er, und das würde er nicht für den Rest seines Lebens aushalten. Ein weiterer Grund war, dass sie ihm eben doch auch nicht ganz gleichgültig war. So war sie immer noch im Unwissen um seine Tätigkeiten im Dienste der Königin. Elizabeth sollte niemals in diese finstere Welt hinein gezogen werden, aber wie sollte er es vor ihr geheim halten, wenn sie erst zusammen wohnen würden? Aber das war nicht alles, irgendwo tief in seinem Innern spürte Ciel, dass es noch einen weiteren Grund gab. Und arrogant wie er war, störte es ihn über alle Maßen, dass er nicht erkennen konnte, was es war. Sebastian schloss dir Tür des Arbeitszimmers und lief den Gang hinab in Richtung der Küche. Nun mit seinen Gedanken allein, versuchte er sich über seine Handlung von eben Klarheit zu verschaffen. Er hatte einfach ohne zu überlegen, seinem Herrn die Wange gestreichelt und unerlaubte Fragen gestellt. Aber was ihn viel mehr erstaunte, war die Tatsache, dass Ciel nicht sofort protestiert hatte. Mochte der Junge es, von ihm berührt zu werden? Was bildest du dir ein? Sebastian schüttelte grinsend den Kopf. Ciel war nur zu verwirrt gewesen, deine Fragen haben ihn irritiert. Aber warum hatten sie ihn eigentlich so irritiert? Fiel es Ciel so schwer, dazu zustehen, dass er Elizabeth nicht wollte? Für den Butler war es bereits glasklar, dass die beiden niemals heiraten würden. Diese Gewissheit stimmte ihn irgendwie heiter. Dämon, du beschämst mich. Machst dir so viele Gedanken um einen Menschen. Aber noch fand Sebastian an dem Spiel Gefallen. Es würde ihm großes Vergnügen bereiten, seinen Herrn ein wenig zu reizen, an dessen Nerven zu kitzeln. Er wusste, dass er in der Lage dazu war, denn er hatte Ciel eben schon zum Erröten gebracht. Wie weit er ihn wohl bringen konnte? Aus einem für ihn unerfindlichen Grund, brannte er darauf zu wissen, was Ciel wirklich fühlte. BOOOOM! machte es plötzlich und Sebastian stöhnte auf. Er wusste ganz genau, woher das laute Krachen einer Explosion kam, befand er sich doch in der Nähe der Küche, die er dann auch nach wenigen Augenblicken betrat. Seine Befürchtungen wurden bestätigt. Der selbsternannte Chefkoch Bard hockte inmitten von Scherben und Gesteinsbrocken auf dem Fußboden. In der Hand hielt er noch immer ein besonders großes Exemplar von Feuerwaffe. "Oh liebe Güte", seufzte Sebastian. Als Bard den Butler sah, sprang er auf und fing sofort an sich mit zerknirschtem Gesichtsausdruck zu entschuldigen. Er habe doch nur seine neueste Errungenschaft testen wollen und hatte es für eine gute Idee gehalten, dies gleich für die Zubereitung des Abendessens zu nutzen. Sebastian bahnte sich einen Weg zu dem Schrank mit den Teedosen, nahm eine heraus und bereitete den Tee für seinen Herrn zu. "Bardroy, ich frage mich ernsthaft, ob du jemals begreifen wirst, dass solche Waffen nichts in dieser Küche zu suchen haben", sagte er dabei so gelassen wie möglich und legte ein paar Törtchen auf einen Teller. "Ich muss jetzt wieder zum jungen Herrn, aber wenn ich zurückkomme, hast du dieses Chaos wieder in Ordnung gebracht, verstanden?" "Ja, Sir!" Bard salutierte. Abermals schüttelte der Butler den Kopf, nahm das volle Tablett und verließ die Küche. Oben angekommen klopfte er leicht an die schwere Eichentür. "Herein." Er öffnete die Tür und trug das Tablett mit dem Tee zum Schreibtisch. Ciel sah ihn nicht an, er hatte das Kinn auf seine gefalteten Hände gestützt und schien zu grübeln. Sebastian wurde neugierig, doch bevor er etwas sagen konnte, wies der Junge mit seiner Hand zur Tür. "Lass mich allein, Sebastian." Ohne sich seine leichte Enttäuschung anmerken zu lassen, verbeugte sich der Butler. "Yes, my Lord." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)