Somebody told me von Kuran (theres no way I can stop my desire.) ================================================================================ Kapitel 1: I wish I could... ---------------------------- Diese Nacht wird hundertprozentig mein sicherer Tod sein. Wir feiern grade ‘ne Party bei Cartman. Fettarsch ist - leider schon - sagenhafte 16 Jahre alt geworden und meint natürlich, dass er die fetteste Party überhaupt schmeißen muss, besser als die der letzten Jahre muss sie natürlich sein, das ist doch selbstverständlich. So an sich ist die Party auch nicht mal so schlecht, fast jeder aus unserer Klasse ist anwesend und so gut wie alle amüsieren sich - nur ich nicht. Ich hab’ es mir in der engsten Ecke der Wohnzimmercouch gemütlich gemacht, spüre, dass es nicht mehr lange dauert bis dieses Süffteil uns bald alle aufzusaugen droht und murre vor mich hin. Rechts von mir sitzt Butters, welcher mir schon seit einer halben Ewigkeit wieder die Ohren ablabert, direkt neben dran Craig und Clyde, die mit einer von Cartmans Spielkonsolen beschäftigt sind. Alles schön, alles toll, ja. So toll, dass ich am liebsten kotzen würde. Wo Kenny ist weiß ich schon gar nicht mehr. Der meinte vor einer Dreiviertelstunde noch, dass er mal eben mit paar Andern oben wäre - was auch immer die da wollten - und ist seitdem noch nicht wieder aufgetaucht. Vermutlich ziehen die sich da oben gerade irgendein zeug rein, zumindest würd’ es mich nicht wundern. Und Stan. Ja, Wo ist Stan? Stan habe ich den ganzen Abend noch nicht gesehen, obwohl er mir felsenfest versichert hatte, dass er kommen würde, damit ich mir den Scheiss nicht alleine geben musste und eigentlich hätte er schon vor fast zwei Stunden hier auftauchen müssen - allerdings ahne ich schon, warum er nicht gekommen ist. Nur mit Mühe schaffe ich es, mich neben Butters wieder aus der Couch herauszuzwängen und mache mich auf die Suche nach dem Alkohol - den ich zum Glück schnell finde. Oh, alle Achtung, Fettarsch, Hochprozentiges. Genau richtig jetzt. Sofort kralle ich mir direkt eine ganze Flasche Vodka, pur, ohne irgendeinen Mischscheiss, und mache mich auf die Suche nach einem ruhigen Ort für mich allein; natürlich gönne ich niemandem den Anblick, wie ich mir hemmungslos die Birne wegsaufe, Cartman erstrecht nicht, nein, der würde genau das wieder ausnutzen um mich wieder vor den anderen bloßzustellen. Ich flüchte mich in eine Art Speisekammer und verschließe die Tür, damit mich hier auch jah niemand findet. Gerade so kann ich mich noch dazu bewegen das Licht anzumachen, lasse mich auf eine Kiste hinter mir fallen und öffne die Flasche. Oh Kyle, was geht nur mit dir ab? Warum so furchtbar frustriert, dass du dir so was antun musst? Wäre ich jetzt nicht so niedergeschlagen, würde ich wohl über mich selbst lachen, danach ist mir allerdings mal gar nicht. Meine Lippen finden den Weg an die Flaschenöffnungen und schon begrüßt mein Mund den ersten Schluck. Bah. Widerlich. Das Zeug schmeckt wirklich zum kotzen. Warum noch mal tust du dir das an? Ah, stimmt. Weil du frustriert bist. Weil du etwas anderes von diesem Abend erwartest hast. Weil Stan nicht da ist. Deswegen. Erst einige Stunden später komme ich aus der Kammer wieder heraus - Butters ist die ganze Zeit schreiend durch das haus gerannt, weil er nach mir gesucht hat. Ach, Butters, du Idiot, warum checkst du nicht, dass es auch Leute gibt, die einfach nur mal ihre Ruhe haben möchten? Nach kurzem Überlegen komme ich aus dem Drecksloch heraus, völlig betrunken. Ich konnte nicht mehr von der Flasche ablassen, zu groß war der Frust und die Enttäuschung, als dass ich vernünftig gewesen wäre, als dass mein Gehirn sich eingeschaltet hätte und mir ein deutliches ‘nein Kyle, lass es, das hat keinen Sinn’ zu verstehen gegeben hätte. Mit einem schiefen Grinsen und der Flasche Vodka in meiner Hand versicherte ich dem naiven Butters, dass alles in Ordnung wäre - dass ich nur ein wenig müde sei und meine Ruhe wollte, weil ich die letzte Nacht nicht genug geschlafen hatte und ha! Natürlich, er glaubte es. Bevor ich mich zu den anderen wagte erkundigte ich mich noch mal nach Stan. Hmh. Er war noch immer nicht da. Die Wanduhr zeigte schon stolze Dreiundzwanziguhrirgendwas an und die Hoffnung, dass mein bester Freund jetzt noch kommen würde, versiegte endgültig. Nur mit Mühe fischte ich mein Handy aus meiner Hosentasche und durchsuchte es nach Stan’s Nummer - normalerweise konnte ich sie auswendig, in diesem Zustand jetzt allerdings nicht mehr so wirklich. Nur Bruchteile von irgendwelchen Zahlenkombinationen irrten durch meinen Kopf. Ich musste einfach wissen, was er treibt. Wo er ist, was er macht, wer bei ihm ist, sonst würde mich das nicht in Ruhe lassen. “Ey, Alter.”, murmelte ich, als ich nur die Mailbox am anderen Ende zu hören bekam, “Wo steckst du? Ich dachte, wir wollten zusammen auf Fettarsch’s Geburtstagsparty? Die ist jetzt… ehr, bald vorbei. Ich will aber trotzdem… dass du dich mal bei mir meldest.” Mehr bekam ich nicht auf die Reihe und mehr wollten meine Lippen auch nicht preisgeben. Ich musste mich zusammen reißen, damit ich nun keinen Gefühlsausbruch erlitt. Nein, das wäre ganz schlecht gewesen, so mit all den anderen um mich herum - die musste nicht mitbekommen, wie scheisse es mir ging, obwohl man mir das eigentlich so auch schon ganz gut ansah. Wieder suchte ich nach irgendeinem Platz, wo ich alleine sein konnte, wo ich mich ausheulen konnte, da ich meine scheinbar wirklich starken Gefühle nicht in den Griff bekam. Ich verzog mich jetzt in die obere Etage, wo ich bereits auf Kenny traf, der anscheinend gerade runter wollte. Mit großen Augen sah er mich einige Sekunden lang an, bis er mich an beiden Armen packte und ein fast unverständliches ‘Kyle, was geht?’ von sich gab. Ja, was geht? Das hätte ich am liebsten gesagt, allerdings schaffte ich es nicht mal auch nur ein einziges Wort von mir zu geben, kam einfach hinterher, als Kenny mich in das nächstgelegene Zimmer zog und die Tür hinter uns schloss. Wieder fragt er mich, was los sei. Sag bloß ich hab’ so ne starke Fahne, dass man mir mein Frustsaufen sofort anmerkt? Oder sind meine Augen schon so verheult, obwohl ich das ständig zu unterdrücken versuche? Und noch mal fragt er mich, was Sache ist. So lange, bis ich endlich mit der Sprache rausrücke, wobei ich schon geahnt hatte, dass Kenny bescheid wusste. Ich war auffällig geworden. Viel zu auffällig. “Ich fass es doch selbst nicht. Ey, wie lächerlich ist das denn, wenn man sich, als KERL, in den eigenen besten Kumpel verknallt?!” Meine Gefühle drohten auszubrechen. In meinen Augen sammelten sich schon wieder Tränen, meine Zähne vergruben sich schnell in meiner Unterlippe, die ich schon fast zerbissen hatte. Ich wehrte mich nicht dagegen, als Kenny mich in seine Arme zog und mich an sich drückte. Nein, ich war vielleicht froh darüber, dass er nun bei mir war, auch wenn es mir doch sehr unangenehm war. Ich meine, ich hab’ grad verständlich von mir gegeben, dass ich ernsthafte Gefühle für Stan habe, vor Kenny, der mich jetzt umarmt und mich fast schon zu erdrücken droht, während Stan sich wohl jetzt irgendwo mit Wendy vergnügt. Oh, was für ein gelungener Abend, wirklich! Schon seit einigen Minuten drückt Kenny mich an sich, ununterbrochen, und ich muss mir eingestehen, dass ich das nun wirklich gebraucht habe, so… ein wenig Trost, wenn man es Trost nennen kann. Leise bitte ich ihn darum, dass er mich so langsam wieder loslassen kann, allerdings… scheint er absolut gar nicht daran zu denken. Nur wenige Zentimeter nimmt er Abstand, bis er mit tief in die Augen sieht und ich seinen warmen Atem gegen meinen Lippen spüren kann… Mo-Moment mal! Kapitel 2: only when I stop to think about it --------------------------------------------- Ich realisiere erst einige Sekunden später, was hier gerade geschieht. Kenny’s Lippen. Auf meinen Lippen. Ich spüre seinen warmen Atem, ganz deutlich, und ich schaffe es kaum mich von ihm zu lösen. Sein Griff um meine Oberarme ist stärker geworden, er drückt mich fester und näher an sich heran. Nur mit Mühe schaffe ich es ihn von mir zu drücken, wische mir mit dem Handrücken über den Mund und funkle ihn perplex an. “Was…” Ich verstehe es nicht. Warum? Warum küsst der Penner mich? Der hat sich anscheinend wirklich irgendwas reingezogen - oder… keine Ahnung! “Ich mag dich, Kyle.” Seine Stimme klingt entschlossen. Er nuschelt nicht. Jedes seiner Worte klar und deutlich - und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Verarscht der mich? Ja, bestimmt. Anders kann es nicht sein. “Entschuldige mich, aber… ich hab keinen Bock mehr auf diesen ganzen Scheiss hier, ich geh’ heim!” Schnell stampfe ich an ihm vorbei, hoffe, dass er mir nicht folgt, und beeile mich. Ich will nach Hause, meine Ruhe haben, meinen Rausch ausschlafen, alleine sein! Die anderen kümmert es gar nicht, dass ich wirklich torkelnd aus der Haustür verschwinde, allerdings merke ich auch nicht, dass Kenny mir folgt. Und jetzt wünschte ich mir, dass es nicht so gewesen wäre. Zuhause wache ich wieder auf. Mitten in der Nacht, so scheint es mir. Ein kurzer Blick aus dem Fenster verrät mir, dass es noch nicht Morgen sein kann. Mein Kopf dröhnt noch immer und ich kann mich kaum bewegen. Ich versuche mich irgendwie auf die Ellbogen zu stützen, allerdings mag es mir kaum gelingen, ich sinke mit dem Oberkörper zurück in die Matratze. Nein, nicht nur… auf die Matratze. Irgendetwas ist unter mir, ich kann es allerdings nicht genau erkennen, weil es zu dunkel ist. Ein leises Murmeln kommt von der rechten Bettseite. Wer… Es trifft mich wie ein Schlag, als ich die Nachttischlampe anmache. Neben mir liegt Kenny. Nackt. Ja, nackt. Ohne Klamotten eben. Ich kann mich kaum erinnern, dass… nein, Moment. Ich wage den Blick an mir herab und erstarre. Mehr als eine Shorts hab’ ich auch nicht an. Nein, das darf nicht wahr sein. Sofort rüttel ich ihn aus dem Schlaf, nicht sonderlich sanft, aber das hatte er eh nicht verdient. “Verdammt, Alter, sag mir nicht, dass wir miteinander..!” Verschlafen blinzelt er sich aus dem Schlaf und sieht mich an. Völlig verwirrt, bis seine Mundwinkel sich zu einem Grinsen formen. “Ich hätte gerne, aber du hast mich nicht rangelassen.”, seufzt er und massiert sich den scheinbar verspannten Nacken, “Mehr als Rumknutschen und ein wenig Fummeln war nicht drin, wobei ich sehr gern noch einiges mehr mit dir angestellt hätte, Kyle.” Sein Grinsen war wirklich widerlich. Kenny erschien mir nun in einem ganz anderem Licht und ich wollte gerade nichts anderes, als ihn grün und blau zu schlagen. Dieser Wichser hatte es doch tatsächlich ausgenutzt, dass ich betrunken war! “Ruhig Blut, ich hau gleich ab, aber…” Langsam erhebt er sich, neigt sich zu mir herauf und streift mit seinem Atem über meinen Ohrschwung. “Das mit Stan wird nichts, Kyle, sieh es ein. Stan hat ne Freundin, die er nicht verlassen wird - auch nicht für dich.” - Kenny hab ich rausgeschmissen. Der Wichser soll’s auch jah nicht wagen mir die nächste Zeit unter die Augen zu kommen, nein, am besten sollte er sich niemals mehr bei mir blicken lassen. Schlimm genug, dass die Ferien jetzt zu Ende waren und ich mich wieder auf den Weg in die Schule machen musste. Eigentlich… gehe ich gerne zur Schule, ja, sehr gerne, aber heute… will ich nicht. Die Gründe sind wohl eindeutig genug. Ich quäle mich aus dem Bett, frühstücke nicht, ziehe mich um, sehe nach, dass Ike auch ja nichts vergessen hat und mache mich dann auf den Weg zur Schule. Auf Bus hab ich keinen Bock, da würde ich den Andern vermutlich schon begegnen, also lasse ich mich von meinem Vater fahren. Mit schweren Schritte bewege ich mich über den Schulhof - dieser Weg hat sich schon lange nicht mehr so schwer angefühlt. Und ich wünschte mir… ich wäre überhaupt gar nicht in die Schule gekommen. “Ahah, ich wusste es, der scheiss Jude ist tatsächlich ‘n Homo!” “Ey, Kyle, stimmt es, dass du auf’n Kerl stehst?” “Ich hab ja gehört es soll Stan sein, den du ziemlich scharf findest? Also, ich fänd das komisch, an Stan’s Stelle, wenn mein bester Kumpel auf einmal auf mich stehen würde!” Es fühlt sich an, als würde das Organ in meiner Brust den Geist aufgeben. Na komm schon, Kyle, hör nicht hin. Nein, die labern Scheiss. Die verarschen dich nur, weil die ‘n schlechten Tag haben und ihre Laune an irgendwem auslassen müssen, ja, so ist es. Nicht anders. Hör gar nicht hin. Dreh dich am besten einfach um und geh Heim, ja, das ist die beste Lösung. Du bist mit dem falschen Fuß aufgestanden, heute ist einfach nur ein scheiss Tag, mehr nicht. Gerade drehe ich mich herum und will mich gerade auf den Rückweg machen… “Kyle? Wo willst du hin?” Oh nein. Nicht du. Nicht jetzt. Nicht hier. “Was ist los? Du siehst blass aus.. Geht’s dir gut?” Nein, es geht mir nicht gut. Und hör auf, mich so besorgt anzuschauen, mit deinen hübschen blauen Augen, die mich wieder schwach werden lassen. Ich möchte dich am liebsten anschreien, dir all die Schuld für mein Leid zuschieben, weil es mir nur dank dir so beschissen geht, allerdings fühlt es sich an, als würde mein Atem jederzeit der Letzte sein können, also renne ich, so schnell ich kann. Wehe, du kommst mir nun hinterher, ich warne dich…! Ich bin so verdammt wütend. Ich bin verzweifelt. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, wie ich reagieren soll, wenn ich dich sehe! Verdammt, was machst du mit mir? Meine Gefühle drohen mich zu erdrücken, ich kann sie kaum beherrschen, sie sind zu dominant, sie haben schon lange die Überhand gewonnen! Wenn ich nicht schnell dagegen handle, dann..- Er kam mir hinterher. Er hielt mich fest. Er stürzte mit mir zusammen in den Schnee. Kapitel 3: never thought I'd let a rumor ruin my moonlight ---------------------------------------------------------- Meine Finger vergraben sich tief im Schnee unter mir. Eigentlich… dürfte ich die Kälte jetzt nur zu deutlich spüren können, warum also… Der Blick nach oben verrät mir, warum mein Körper nicht zu frieren beginnt. Stan. Direkt über mir. Noch immer schaut er mich mit seinen blauen Augen an, die schon lange nicht mehr von so viel Sorge gesprochen haben. Langsam, aber sicher, wollen meine Hände nach seinem Gesicht greifen, meine Lippen wollen ihm keine Widerworte gestatten und mein Herz droht stehen zu bleiben… Nein. Oh nein. So weit wird es nicht kommen. Unter ihm rappele ich mich auf, so schnell es geht, drücke ihn beiseite. “Es ist alles okay.”, versichere ich ihm mit dünner Stimme, “Mir’s nur nicht gut, hab’ nicht sonderlich lange geschlafen, geh jetzt also heim und ruh mich etwas aus. Morgen ist alles wieder okay.” Ich sehe ihm nicht ins Gesicht. Womöglich würde ich schwach werden, alle Worte, die ich mir nun schön zurecht gelegt hatte, abschütteln und alles aufs Spiel setzen, weil meine Gefühle mal wieder mit mir durchgehen würden - und genau das musste ich verhindern. Wie gut, dass ich diesmal schneller renne. - Zuhause war alles okay. Ich hab’ mir meine Ruhe gegönnt, versucht, mich in irgendeiner Weise abzulenken, allerdings wollte das mit dem Frustessen und dem ganzen Zocken nicht wirklich funktionieren. Nichts wollte funktionieren, weil mich Nichts auf andere Gedanken bringen konnte. Na super auch. Erst am späten Abend reißt mich mein Handy wieder aus meinen Gedanken. Drei, Vier Male lasse ich es klingeln, gehe nicht dran. Warum auch? Wer ruft jetzt auch noch an? …Stan hoffentlich nicht. Ein kurzer Blick aufs Display beruhigt mich. Er ist es nicht. Es ist Kenny - dass der sich mit seinem mickrigen Guthaben überhaupt leisten kann auf meinem Handy anzurufen ist mir das erste Rätsel, zweitens… aus welchem Grund ruft er mich bitte an? Nach langem Zögern gehe ich dran. »Ja?« »Kyle?« »Ja, wer sonst?« »Ah, ich bin’s.« »Ja Ja, dachte ich mir.« »Hast du heut Abend noch Zeit?« »Wofür?« »Hast du jetzt Zeit oder nicht?« Sag nein. Du willst deine Ruhe. Du hast keinen Bock auf Kenny. »Eigentlich…« »Ist okay, ich komm’ vorbei.« Und dann legte er auf. So ein dreistes, verdammtes Arschloch! Wenig später kam Kenny vorbei. Völlig eingeschneit stand er vor unserer Haustür, die Kapuze wieder eng ins Gesicht gezogen, die Hände in den Jackentaschen… und ich erahnte, obwohl ich sein Gesicht nicht wirklich erkennen konnte, ein Grinsen auf seinen Lippen. Ich ließ ihn dann rein, bat ihm aber nichts an und ging wortlos die Treppen herauf. Er folgte mir natürlich. Und wieder wünsche ich mir, dass ich es verhindert hätte… Meine Kehle ist trocken. Mein Atem stockt. Langsam sammelt sich eine fast unbekannte Hitze in meinem Körper. Meine Hände wissen nicht, wohin sie fliehen sollen - meine Finger verkrallen sich in die Matratze unter mir, dann suchen sie sich den Weg hinauf in die blonden, zerzausten Haare des Anderen, welcher sich mit allen Vieren über mir befindet und meine Lippen mit seinen verschließt. Ich weiß nicht, wie ich diese Gefühle, welche ich gerade empfinde, einordnen soll. Sie sind anders. Nicht so wie die für.. Fordernd drängt er seine Zunge zwischen meine Lippen, die ich eben noch so fest verschlossen hielt. Es ist seltsam. Ich schmecke ihn - ich lasse mich von ihm dominieren, lasse mich berühren, obwohl ich mich erst dagegen wehren wollte. Danke, Kenny, du bist mir wirklich eine große Hilfe. Ja, das ging gerade wirklich durch meinen Kopf. Ist das gerade purer Egoismus, der da in mir spricht? Ich schätze schon. Wie gut, dass er mich ablenkt; er macht das wirklich gut. Hilf mir, ihn zu vergessen. - Bitte, ich möchte endlich realisieren können, worauf ich mich eingelassen habe. Einige Stunden liege ich jetzt schon wach, starre auf ein und dieselbe Stelle und versuche den leisen Atem neben mir zu ignorieren. Hey, Kyle, was hast du getan? Das habe ich mich jetzt schon geschätzte hundert Mal gefragt, wenn nicht sogar öfter. Ich meine… Kenny. Und ich. Und jetzt muss man mir mal erzählen, was an dieser Zusammenkunft falsch ist. Richtig. Viel zu viel. Es ist nicht so, als dass wir wirklich in die Vollen gegangen wären, aber es war schon gut, genug, um mich damit ablenken zu können - allerdings hielt das nicht lange an, auch wenn ich es inständig gehofft hatte. In meinem Kopf gab es wieder nur Stan. Stan hier, Stan da. Stan, Stan, Stan. Argh. Ich möchte ihn aus meinem Kopf verbannen, bitte, warum geht das nicht? Auf Knopfdruck am besten, das wäre die angenehmste Methode. Ausschalten und gut wäre es, leider war das nur eine Wunschform der Auslöschung meiner Gefühle und nicht die Realität, womit ich mich wohl oder übel irgendwie abfinden musste. Wie auch immer ich das schaffen sollte. Kenny wird langsam wach. Er rappelt sich auf, reibt sich über die müden Augen, die sich aus dem Schlaf blinzeln, und dann lehnte er sich an mich. Seine Fingerspitzen fahren über meinen Oberarm, bis sie an den ersten Locken angekommen waren, welchen er sich mit Freude widmet. “Warum schläfst du nicht?”, wispert er in mein Ohr… Die Antwort frisst sich auf meiner Zunge fest. Warum fragt er, wenn er den Grund doch sowieso weiß? “Soll ich dich wieder auf andere Gedanken bringen?” Nein. Diesmal nicht. Kapitel 4: 'cause I'd rather feel the pain than nothing at all -------------------------------------------------------------- Neun verpasste Anrufe - und das in nur einer halben Stunde. Jedes Mal, wenn mein Handy klingelt, schrecke ich zusammen, werde nervös, merke, wie sich alles in mir überschlägt, wenn ich den Namen des Anrufers auf dem Display lese. Am liebsten hätte ich mich wieder nur in meinem Zimmer verkrochen, allerdings konnte man das als keine ordentliche Lösung all meiner Probleme, die im Zusammenhang mit Stan entstanden waren, betrachten. Schade, dass es wirklich nicht so einfach gewesen war. Vielleicht sollte ich endlich mal den Mumm haben und mit ihm sprechen. Und dann? Alles riskieren, nur wegen diesen ätzenden Gefühlen, die ich für ihn entwickelt habe? Unsere Freundschaft aufs Spiel setzen, die mir so lieb und teuer ist? Nein. Das war es mir nicht wert - aber weglaufen kann ich auch nicht ewig. Okay. In Ordnung. Ja, Ja, Ja. Das nächste Mal, wenn er anruft, werde ich drangehen und versuchen, mit ihm zu sprechen. Leichter gesagt als getan. In weniger als drei Sekunden klingelte das Handy erneut. Es ist wieder Stan. Zögernd angeln meine Finger nach dem Handy, bis ich den Anruf endlich annehme und seine Stimme wahrnehme. »Kyle? Oh Gott, Kyle, endlich, ich dachte schon, du gehst niemals dran! Alter, was ist los? Du bist jetzt schon ein paar Tage nicht in der Schule gewesen!« Ich weiß, ich weiß. Mir schnürrt es fast die Kehle zu, wenn ich deine besorgte Stimme höre, Stan. »Alles… okay, wie gesagt. Ich hab’ mir nur ne Grippe eingefangen und bleib halt im Bett, auskurieren und so, du weißt schon.« »Hmh.«, gibt er erst nur von sich, bis ich einige Sekunden lang ein Schweigen wahr nehme, »Warum belügst du mich, Kyle?« Wieder weiß ich nicht, was ich sagen soll. Ich wusste es. Ich wusste, dass er mir nicht glauben würde, wenn ich ihm diesen Mist auftischen wollen würde. Was jetzt? »Ich…« »Ich weiß schon bescheid.« Wie bitte? Was? »Was…?«, wispere ich, »Aber… wer…« »Ist egal, das spielt keine Rolle. Auf jeden Fall weiß ich es jetzt.« Oh Gott. Nein. Das kann nicht wahr sein. Wer…? Oh, natürlich! Cartman, dieses Arschloch! Oder Kenny! Oder… keine Ahnung, wer es war, es hat sich doch wahrscheinlich eh auf der ganzen Schule herumgesprochen, da ist es doch scheissegal, von wem er es jetzt im Endeffekt erfahren hat! »Stan, ich… Ich konnte nicht mit dir darüber reden. Es… es ging einfach nicht.« »Versteh’ ich schon.«, seufzt er, »Ich könnte über so was vermutlich aber auch nicht reden, deswegen mach ich dir da auch keinerlei Vorwurf. Ey, ich meine… Kyle, du bist mein bester Freund, ich könnte dir nichts, absolut gar nichts, übel nehmen, okay?« Worte, mit denen ich niemals gerechnet hatte. Worte, die so unsagbar gut tun. Meine Hände zittern und ich spüre, wie mein Atem sich beschleunigt. Oh Gott, Kyle, träumst du? Oder ist das Realität? Oh bitte, lass es kein Traum sein! »Ich… bin so unsagbar froh darüber, dass du es mir nicht übel nimmst, Stan… Das bedeutet mir eine Menge, nein, das… bedeutet mir mehr als alles andere… Aber, glaub mir, ich hätte selbst nicht gewollt, dass es so kommen würde, aber… man sucht sich so was ja nicht aus, nicht?…« »Aussuchen kann man sich so was nicht, aber… mhm, man kann… akzeptieren, würde ich mal sagen… Oder irgendwie anders versuchen damit umzugehen… Aber ein Weltuntergang ist so was nicht.« Inzwischen ist meine Kehle trocken. Ich kann nur zu deutlich hören, wie laut und vor allem wie schnell mein Herz gerade schlägt. Nein, das muss die Realität sein. Stans Stimme ist zu deutlich und mein Körper fühlt sich an wie paralysiert - alles in mir schreit danach, ihm endlich alles zu sagen. Alles, was mir gerade durch den Kopf geht, alles, was ich für ihn empfinde, aber meine Lippen bringen nicht eine Silbe zustande. Wir treffen uns später. Zumindest haben wir das so ausgemacht. Alleine. Ohne irgendjemand anderen. Ich weiß nicht so wirklich, was ich davon halten soll. Natürlich möchte ich ihn sehen, mit ihm reden… aber was, wenn alles nicht so läuft, wie ich das gerne hätte? Natürlich wird es nicht so enden, dass er Wendy für mich verlässt und wir dann so was… wie ein Paar werden, nein, das sowieso nicht, aber… wie soll ich sonst mit ihm umgehen? Soll ich meine Gefühle ignorieren, so tun, als ob sie gar nicht existent wären? Das wäre vielleicht eine Lösung, ja, aber… leichter gesagt als getan. Gegen Acht treffen wir uns am üblichen Treffpunkt. Wir waren schon lang nicht mehr hier gewesen, zumindest nicht zusammen. Vor einigen Monaten erst hatten wir dieses abgelegene Lagerhaus, weiter westlich von South Park, gefunden. Es war eigentlich nur Zufall gewesen, dass wir auf dieses Prachtstück gestoßen waren, weil Cartman mal wieder Scheisse gebaut hatte, aber damit hatten wir einen ordentlichen Volltreffer gelandet. Also wirklich nur zu schade, dass ich mich hier schon lange nicht mehr hab blicken lassen. Erst einige Minuten vor Acht und ich bin schon dort. Stan zum Glück noch nicht. Nervös vergrabe ich meine Hände in meiner Jackentasche und suche Wärme unter dem dicken Schal, welchen ich vor Aufregung fast Zuhause vergessen hätte. Jede einzelne Sekunde erschien mir wie eine halbe Ewigkeit, noch niederging die Zeit so langsam und quälend wie jetzt. Mein Herz bleibt fast stehen, als er dann da ist. Seine Arme ziehen mich zielstrebig an sich und ich wünschte mir, er würde mich niemals mehr loslassen. Schon lange nicht mehr hat es sich so gut angefühlt, wenn mich jemand umarmt - wenn er mich umarmt. Ich fühle mich, als würde ich gleich sterben. Meine Hände streichen ziellos über seinen Rücken, während er mich umso fester an sich drückt. Wie warm er ist… wunderbar warm… “Mensch, Alter, du machst mir Sorgen.”, flüstert er mir zu. Ich möchte irgendetwas erwidern, aber es gelingt mir wieder nicht. Meine Kehle schluckt all die Worte, die ich mir vorher zurecht gelegt hatte, herunter. “Stan, ich… was… tut mir leid, ich bin gerade… ein wenig konfus… Ich meine… was jetzt? Ich weiß, dass wir irgendeine Lösung brauchen, um… mit dieser Situation auch nur irgendwie klar zu kommen und… ich weiß nicht, was ich machen soll… hast du.. Eine Lösung parat?” Nun löst er die Umarmung und sieht mich verwirrt an. Moment, was habe ich eben von mir gegeben? Ich habe es selbst nicht so wirklich wahr genommen, also… habe ich irgendeinen Mist gestammelt, den ich nicht hätte sagen sollen? Oder warum schaut er mich jetzt so an? Ich dachte… “Lösung? Wofür? Ich habe kein Problem damit, dass du nun mit Kenny zusammen bist. Ich hätte zwar nicht damit gerechnet, ja, wie auch, aber ich akzeptiere es. Warum sollte das denn ein Problem für irgendwen darstellen?” Bitte… was? “Ich… und Kenny?” “Ja, du und Kenny. Er hat’s mir doch selbst erzählt.” War das gerade ein schlechter Scherz gewesen? Oh bitte, lass es ein schlechter Scherz gewesen sein! “Ich… bin nicht mit Kenny zusammen. Nein, es ist ganz… anders. Also, Stan… ich weiß nicht, was er dir erzählt hat, aber… oh Gott, nein, was für ein Scheiss…” Nun ist es soweit. Tränen bilden sich in meinen Augen, meine Zähne suchen sich den sicheren Weg in meine Unterlippe und ich beginne wieder zu zittern. Eine riesige Welle von Emotionen überkommt mich gerade, die ich nicht zurückhalten kann. Ich muss lachen. Und weine gleichzeitig. “Oh, Stan, du… du verstehst da etwas völlig falsch! Ich und Kenny… das ist etwas ganz Anderes, das.. Das kann man gar nicht mit dem vergleichen, was mir wirklich Probleme bereitet! Ich.. Ich hatte eigentlich nicht vor mit dir darüber zu sprechen, weil… ach, es macht keinen Sinn! Es macht absolut gar keinen Sinn, warum also irgendetwas versuchen, was sowieso scheitern wird? Aber… nein, ich und Kenny… Ich nutze Kenny aus. Ja, ich nutze ihn aus! Aus völlig egoistischen Gründen, aber okay, wenn er es anscheinend dafür ausnutzt um herumzuposaunen, dass wir zusammen wären… von mir aus!” “Kyle, beruhig’ dich doch..” Nein, bitte, fass mich nicht an. Sonst verliere ich jegliche Kontrolle. “Stan, du raffst es nicht! Alter, ich… bin ich nicht schon auffällig genug? Oder stellst du dich einfach nur dumm und wartest darauf, bis ich mit der Sprache herausrücke? Ach, keine Ahnung! Fakt ist, dass ich Kenny nur ausnutze, weil ich meine Gefühle für dich nicht in den Griff kriege!” Wunderbar, Kyle, es ist raus. “Ja, ganz toll, ich weiß! Als ob ich es mir ausgesucht hab’, dass ich mich ausgerechnet in meinen besten Freund verknalle, in Stan Marsh, dem die Weiber inzwischen alle zu Füßen liegen, der, der sich hundertprozentig nicht von seiner tollen Wendy trennen wird, auch nicht für mich! Ich sollte es einsehen, ja, ich weiß, ich hab’ keinerlei Chance!” Ich bin so müde. So furchtbar müde… “Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll… Ich kann nicht mehr in deiner Nähe sein, ich kann nicht mal mehr irgendwas mit dir unternehmen, geschweige denn mich von dir berühren lassen, ohne, dass meine Gefühle mit mir durchgehen… verstehst du das?! Ich kriege es einfach nicht in den Griff, diese ganzen scheiss Gefühle und…” Die ganze Zeit über hat er geschwiegen, mich starr angesehen und geschwiegen, …bis er endlich dafür sorgt, dass ich meine große Klappe halte und mich einfach küsst. Kapitel 5: if this is love -------------------------- Früher hab’ ich geschmunzelt, wenn jemand sagte ‘Die Welt steht still, wenn XY mich küsst’ und jetzt… fühle ich mich, als ob mir jemand einfach so den Boden unter den Füßen wegreißt. Seltsam, hm? Seine Lippen scheinen sich gar nicht mehr von den meinen lösen zu wollen und ich spüre, dass mein Herzschlag sich jeden Augenblick überschlagen muss. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an und mein Kopf erlaubt mir kaum, dass ich mich auf das tatsächliche Geschehen konzentriere. Nein, es geht einfach nicht. “Stan…”, stammele ich, als er sich dann von mir löst, “Was…” Ich bin konfus. Es gibt mehrere Gründe, weswegen er mich geküsst haben könnte. Plausibel wäre für mich dieser hier: er küsst mich, damit ich endlich still bin. Ja, das käme wohl am ehesten in Frage, alles andere schließe ich sofort aus. “Ich weiß selbst nicht, was gerade… in mich gefahren ist. War es also doch eine Kurzschlussreaktion? Oder… wie darf ich das verstehen? Na komm schon, Alter, erklär es mir doch endlich! Ich will nicht länger rätseln und raten müssen, was dieser Kuss auf sich hatte! “Verdammt, Kyle, ich weiß es echt nicht. Es kam einfach so über mich. Ich hab’ gar nicht drüber nachgedacht, ich… es fiel mir so leicht. Ich denke… du weißt, dass ich mich, was so was angeht, ja gerne mal sehr schwer tue, aber… ach…” Dann bricht er ab - und schweigt eine Zeit lang. - Später sind wir dann zu mir gegangen, noch immer schweigend nebeneinander her, aber… ich konnte mir vorstellen, wie unangenehm dieses Thema für ihn sein musste, deswegen ließ ich es auch sein, so groß mein Drang, die Sache nun zu klären, auch gewesen war. Das Letzte, was ich wollte, war ihn zu irgendetwas zu drängen. Bei mir Zuhause dann kamen wir langsam wieder ins Gespräch. Es dauerte etwas, bis Stan den Mund aufmachte, aber die Zeit ließ ich ihm. Ich wusste ja nicht, wie es jetzt in ihm aussah, aber ich wusste, dass dieses Organ in meiner Brust, was man ja auch gerne mal Herz nannte, sich wild überschlug und es mich beinahe wahnsinnig machte. “Also…”, begann er dann, “Versuchen wir… darüber zu reden. Okay, also… seit wann… ist das schon so? Ich meine, seit wann hast du… diese Gefühle für mich.” “Schon lange. Ich kann zwar nicht genau sagen, wie lang, aber… es geht schon seit einiger Zeit so. Ich glaube spätestens nachdem ich begriffen habe, dass du es mit Wendy wirklich ernst meinst, spätestens dann… hat es sich so angefühlt, als würde es mir die Kehle zuschnüren, wenn ich euch zusammen gesehen habe. Natürlich hab ich mir dann versucht einzureden, dass es nur irgendeine Frustration oder Ähnliches ist, aber… dem war leider nicht so. Ich fühlte mich wahnsinnig lächerlich, ich meine… ha, wieso passiert es ausgerechnet mir, dass ich mich in meinen besten Freund verknalle? Ich empfand das als… wahnsinnig unfair.” Ein leichtes, aber sicherlich bitteres Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Es fühlt sich gut an… es ihm zu sagen, mit ihm darüber zu sprechen. Aber wird das diesen ätzenden Schmerz lindern? Ich glaube kaum. Erst gibt er nur ein leises ‘Hmh’ von sich, bis er weiter spricht: “Und… stimmt es, dass du und Kenny… ich meine, habt ihr wirklich was miteinander? Oder hat er da wirklich nur Scheiss erzählt?” “Wie man’s nimmt. Das mit Kenny… ich weiß nicht. Letzte Woche war doch die Party da beim Fettarsch. Ich war.. Wahnsinnig enttäuscht, weil du nicht gekommen bist und hab’ mir dann… naja, ich hab’ mir dann ‘ne Flasche Wodka reingezogen, haha… Ich war dann so betrunken, dass ich Kenny irgendwie… fast schon heulend in die Arme geflogen bin, was dieser Wichser natürlich ausnutzen musste. Er ist… mit zu mir nach Hause gekommen und ich konnte mich… an fast gar nichts mehr erinnern, als ich wieder aufgewacht bin, aber… er versicherte mir, dass da nicht viel gelaufen wäre… Anders sah’s dann vor’n paar Tagen aus, als er dann noch mal vorbeigekommen ist. Ich meine, wir haben nicht, aber..-” Seine Berührung reißt mich aus meiner Erzählung. Wie gebannt starre ich auf die Hand, die er auf meine gelegt hat, und stoße auf seinen ernsten Blick. “Stan…?”, frage ich leise nach. “Er hat’s also ausgenutzt, dass du…?” Ich schlucke. Ich spüre sofort, dass er wütend wird - und ich bekomme kein einziges Wort über die Lippen. “Den Wichser mach ich kalt.”, wispert er mir leise entgegen, drückt meine Hand nun umso fester… “Ich lasse nicht zu, dass dir jemand schaden will, Kyle.” Oh Gott. Wieder fühlt es sich an, als ob alles in mir gleich den Geist aufgeben würde. Langsam, aber sicher, kommt er näher, ich weiß nicht, was ich sagen oder tun soll, und schließe langsam die Augen. Zu deutlich spüre ich seinen Atem gegen meinen Wangen, die nur langsam die Kälte von draußen abschütteln wollen, und wie dieser zu meinen Lippen herüberwandert. Mein Mund ist trocken. Hunderte von verschiedenen Gedanken strömen durch meinen Kopf, die ich nicht sortieren kann. Ein leises “Stop” entweicht mir dann, ehe er mir näher kommt, “Das…. Solltest du nicht tun. Du hast ‘ne Freundi-…” Er lässt mich nicht mal aussprechen. Es fühlt sich so wahnsinnig angenehm an, wenn er mich küsst. Ich muss gestehen, dass ich es mir schon oft vorgestellt hatte, aber… die Realität übertrifft das Wunschdenken doch allemal. Nur zögernd wage ich es den Kuss zu erwidern und treffe dabei schon auf seine Zunge, die sich den Weg zwischen meine Lippen bahnt. Meine Hände suchen sich den sicheren Weg an seine Oberarme, wo sich meine Finger fest in den Stoff seiner Jacke verkrallen. Kapitel 6: according to you --------------------------- Mehr als dieser Kuss war da nicht. Doch. Da waren noch seine Arme, die er fest um mich geschlungen hat, sein warmer Körper, welcher die Kälte aus dem meinen treibt… Da gibt es so viele Dinge, die ich gerade erstaunlich intensiv wahr nehme… Seine regelmäßige, leise Atmung… jedes einzelne abstehende schwarze Haar, dass sich in seine Stirn drängelt… sein angenehmer Geruch… Nein, unmöglich, dass ich jetzt schlafen könnte. Ich meine, hallo, ich liege hier in seinen Armen. In Stan’s Armen. Und er drückt mich an sich, wärmt mich… umarmt mich auf solch eine Art und Weise, als ob er mich vor Allem und Jedem beschützen wollen würde. Das ist kein Traum. Oh nein. Und wenn, dann wäre er verdammt realistisch. Aber… endlich ist’s mir auch mal gegönnt, dass einer meiner Wünsche in Erfüllung geht… danke. - Erst am späten Morgen wache ich wieder auf. Irgendwann Nachts scheine ich dann doch weggenickt zu sein… Stan ist ebenfalls schon wach. “Gut geschlafen…?”, murmelt er mir zu, ehe er sich wieder auf den Bauch dreht und sich streckt, “…Ist noch viel zu früh..” Ein Lächeln ziert meine Lippen. Ahnst du überhaupt, wie glücklich du mich gerade machst? Gerade will ich mich zu ihm herunterbeugen, ihn in die Matratze zurückdrücken… und… Dann reißt mich das Klingeln seines Handy’s aus meinem Wunschdenken. Verdammt. Ich fange wirklich an, diese Teile zu hassen! Und ich hoffe, dass es nur Stan’s Eltern sind… aber da lag ich wohl falsch. Er begrüßt die Person am anderen Ende der Leitung mit einem “Es tut mir leid, dass ich nicht abgesagt habe…” Wendy. Oh, natürlich. Mehrere Male entschuldigt er sich nun bei mir und es scheint nicht so, als würde sie diese annehmen. Man hört die nur zu deutlich in den Hörer schreien… Mit einem Seufzen legt er dann auf. Und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die ersten unsicheren Worte überkommen meine trockenen Lippen, allerdings bleiben sie genauso schnell auch schon wieder hängen. “Ist nicht deine Schuld.”, sagt er dann, “Sie ist selbst schuld. Wendy lässt mich seit geraumer Zeit ebenfalls oft genug sitzen, also… Pech. Du bist mir gerade wichtiger als ihre dummen Dates, auf die ich eh keinen Bock habe.” Wie bitte? Hab’ ich da gerade richtig gehört? Ich bin wichtiger als die Zeit, die er zusammen mit ihr verbringt? - Irgendwann haben wir es dann auch noch geschafft in die Schule zu fahren. Ich hatte irgendwie ganz verdrängt, dass es Mittwoch gewesen war und dass da ja noch so was wie Schule war… Ich erkenn’ mich selbst kaum wieder. Und das alles nur wegen meinem besten Kumpel, der auf einmal alles stehen und liegen ließ für mich. Für mich, Kyle Broflovski, niemand anderen. Nichts könnte mich gerade glücklicher machen… In der Schule dann scheint alles wieder normal zu sein. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass wieder erst mal die dümmsten Sprüche auf mich einhageln würden, weil wegen der Sache mit Kenny, die er offensichtlich überall herumposaunen musste, aber es kam… nichts. Rein gar nichts. Nicht mal ein schiefer Blick von irgendwem. Angekommen im Klassenzimmer traf ich dann aber schon auf Kenny’s dummes Grinsen, mit welchem er mich beharrlich anstarrte - blödes Arschloch. Noch viel überraschender ist allerdings der Blick, mit welchem Stan auf Kenny’s Blick trifft - ich… hab’ ihn wirklich lange nicht mehr so wütend erlebt… und würde nicht gleich schon der Unterricht beginnen, würde er sicherlich auf ihn losgehen. Also… mal hoffen, dass die erste Pause friedlich enden würde - ich würde Kenny zwar nur zu gerne bluten sehen, allerdings wollte ich auch nicht, dass Stan sich jetzt die Finger an ihm schmutzig machen würde, und… was wär ich denn für eine Memme, wenn mein bester Freund sich für mich prügelt, wobei ich doch eine Rechnung mit unserem blonden Freund offen hatte? Geschickt hatte ich Stan also in der Pause von Kenny fern gehalten, hatte es sogar geschafft Cartman irgendwie abzuwimmeln und verdrückte mich mit ihm irgendwohin, wo uns kaum einer stören konnte. Ich wollte noch mal mit ihm reden wegen Kenny, allerdings kamen wir nicht wirklich dazu, weil… Ehe ich mich versah, hatte mich eine Ohrfeige aus meinen gesammelten Repertoire von Überlegungen, die ich Stan gerade mitteilen wollte, gerissen. Wendy. “So ist das also! Sagst, es tut dir ach so Leid, Stan, dass du nicht zu unserer Verabredung erschienen bist, stattdessen bist du also bei Kyle?! Oh, wunderbar! Und wie lange wolltest du mir noch verschweigen, was da sonst noch so läuft? Nein, frag gar nicht erst, woher ich das weiß, es weiß inzwischen jeder, nur ich bin wieder die Letzte, die davon erfährt!” Stan weiß gar nicht so recht, wie er sich verteidigen soll. Nicht ein Wort scheint auf seiner Zunge zu liegen… “Ich hätte so was niemals von dir gedacht, Stan! Das ist so… so widerlich! Wie kannst du mir so was nur antun?!” Jetzt reicht’s. Meine Hand scheint wie aus Reflex nach ihrem Gesicht zu suchen. Ich will auf sie einschlagen, sie zum schweigen bringen, sie soll endlich…-! - Stan hat mich dann von ihr weggezogen. Oh Gott, was gab das jetzt einen Auffuhr. Natürlich musste Alles und Jeder schnell zur armen Wendy eilen, die jetzt heulend auf dem Boden hockte und weiter am rumschreien war… und ich saß noch immer fassungslos auf der Bank, auf die mich Stan gedrückt hatte. Was hab ich da eben gerade gemacht? Ah… richtig. Ich hab Wendy verprügeln wollen. Für das, was sie… Und ich ahne, wer an allem Schuld ist. Oh ja, es ist so offensichtlich. Mir steigen Tränen in die Augen. Was ist das gerade für ein Gefühl? Ich kann’s nicht definieren. Es fühlt sich so seltsam an. Ich will schreien, ich will irgendetwas zerstören, nur, damit ich mich wieder besser fühle! Ich… Stan umarmt mich. Er drückt mich wieder ganz fest an sich und erstickt meinen Tränenfluss an seiner Schulter. Ich will ihn nicht mehr loslassen. Ich will ihn mit niemandem mehr teilen, niemandem mehr an ihn heran kommen lassen… dafür sorgen, dass niemand mehr so scheisse zu ihm ist, wie sie es die ganzen Jahre über war. Niemand mehr soll ihm Schaden zufügen, absolut niemand mehr… Ich will alles für dich tun, Alles für dich sein, Alles, was du brauchst… Stan hat mich dann mit zu sich nach Hause genommen. Oh man, ich hab noch nie so oft in der Schule gefehlt wie in den letzten zwei Wochen… schon ein komisches Gefühl. Aber gerade jetzt wird die Schule für mich zum schlimmsten Ort überhaupt - und das auch nur wegen einigen Personen, die ich am liebsten grün und blau schlagen würde. Dank ihm beruhige ich mich wieder. Die Tasse mit der heißen Schokolade bekomme ich kaum herunter, ich bedanke mich aber trotzdem herzlich bei seiner Mutter dafür, als diese uns, völlig besorgt, ein paar Kleinigkeiten bringt. “Geht’s wieder?” Nur ein Nicken geb’ ich von mir. Wieder fühlt es sich so an, als wollten alle Worte, Emotionen und all das, was ich so lange hab aufstauen müssen, heraus. “Das ist echt verdammt unfair.. Ich meine… hast du die ganze letzten Jahre über denn gar nicht gemerkt, wie mies sie dich behandelt? Dass sie dich immer dann hat sitzen lassen, wenn irgendwer Besseres gerade mal für sie da war? Dass du immer nur dann toll warst, wenn du irgendetwas tolles gemacht hast, womit sie dann angeben konnte?… Ich… Ich hasse Wendy, ich wünschte…” Nein. Ich sprach das, was mir gerade durch den Kopf ging, lieber nicht aus, “Sie hat dich gar nicht verdient. Und sie hat’s auch nicht verdient, dass du sie immer auf Händen getragen hast!” Wieder steigen mir Tränen in die Augen. Hey, Kyle, wann bist du so furchtbar sentimental geworden? Nicht, dass ich das nicht sonst schon immer gewesen bin, aber… “Das hast du nicht verdient, Stan… Du hast so was nicht..” Seine Arme ziehen mich wieder an sich - und wie aus Reflex halte ich mich an ihm fest, drücke ihn an mich… “Nein. Du hast so was nicht verdient, Kyle.” Mein verwirrter Blick trifft auf seinen. Er wirkt alles andere als unsicher, nein… Seine Lippen suchen mit bewussten Ziel wieder nach meinen und er schafft es im Handumdrehen wieder, dass ich mich beruhige. Meine Finger suchen den Weg über seine Schultern, bis hin zu seinem Rücken… Ich möchte ihn berühren. Ich will ihn für mich allein. Ich liebe dich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)