Seelenspiegel von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Café --------------- Im Café angekommen, setzte sie sich an einen freien Tisch. Ryo war noch nicht da. „Kein Wunder, dass er noch nicht hier ist, ich bin ja auch etwas zu früh“. Ca. 10 Minuten später sah Rika, wie Ryo gerade das Café betrat und auf sie zu schritt. „Entschuldige, ich bin etwas spät oder?“ Sprachs und setze sich an den Tisch des jungen Mädchens. „Nein, nicht wirklich. Ich war etwas zu früh. Lange nicht gesehen…“ Sie musterte den jungen Mann und kam zu dem Schluss, dass er sich seit ihrem letzten Treffen praktisch nicht verändert hatte. Immer noch groß, schlank, gut gebaut und die berühmten blauen Augen, die jedes Mädchen zum dahin schmelzen brachten. Fast jedes Mädchen. Genauer gesagt alle außer sie. „Ach genau“… Ryo fing an in seiner Jackentasche herumzukramen. „Hm? Suchst du was Bestimmtes?“ fragte eine überhaupt nicht überraschte Rika, die ihren Gegenüber skeptisch beobachtete. „Ich hatte doch…Ah! Da ist es ja!“ Freudig hielt er dem rothaarigen Mädchen ein kleines Geschenk hin. „Aber warum…“ „Rika das ist nicht dein Ernst oder? Sag bloß du hast deinen eigenen Geburtstag vergessen?“ Ryo konnte sich auf ihre Reaktion hin ein Grinsen nicht verkneifen. Sie war geschockt. Tatsächlich hatte sie es geschafft ihren eigenen Geburtstag zu vergessen…* Ich muss ja verdammt fertig sein, wenn mir sogar so was schon passiert. Peinlich, einfach nur peinlich und das auch noch dem da gegenüber…* „Danke, ich bin wohl gerade etwas durcheinander“. Dankend nahm sie ihm das Päckchen ab. „Das merk ich“, schmunzelnd schaute er sie an. „Was soll das denn heißen?“ „Werd jetzt bitte nicht gleich sauer, aber du kommst mir heute so ein bisschen…“ Er biss sich auf die Zunge, um sie nicht wütend zu machen. „Ein bisschen was?“ Hakte die junge Frau und schenkte ihrer Verabredung einen skeptisch – bohrenden Blick, der ihn kurz innehalten ließ. „ Nun ja, wie soll ich sagen… Ich fang mal ganz von vorne an. Jen rief mich vor einigen Tagen an und meinte, du seiest so anders und wahrscheinlich ging es dir nicht so gut“. „ …Aha und weiter? Das war doch sicher nicht das, was du eben zu mir sagen wolltest“. Ryo merkte nicht, dass er Rika mit dieser Aussage stark verunsichert hatte. War es so offensichtlich, dass es ihr schlecht ging? Sah sie so fertig aus und zeigte sie es auch anderen so deutlich? Dieser Fehler durfte ihr nicht noch einmal passieren. Niemand sollte wissen, was bei ihr los ist und der Typ ihr gegenüber sowieso nicht. Er war der letzte, dem sie sich anvertrauen würde. „ Also Sunnyboy, wie geht’s weiter? Du wolltest mir eben doch noch etwas sagen“. Mit gekonntem Pokerface macht sie gute Miene zum bösen Spiel und ließ sich nichts anmerken. Verlegen kratzte er sich am Kopf „ Naja, du kamst mir eben schon so…verpeilt vor“. Stopp. Aus. Moment mal. Hatte der Typ da gerade gesagt, sie sei verpeilt? Das war doch wohl nicht sein Ernst oder?! „ V…verpeilt? Ich bin verpeilt ja?“ Fassungslos wiederholte sie seine Worte. „ Nun ja, bekomm das bitte nicht in den falschen Hals, das ist jetzt nicht negativ gemeint, aber du bist einfach so seltsam drauf in letzter Zeit und heute vergisst du sogar deinen eigenen Geburtstag. Du bist doch sonst nicht so“. „ Wie bin ich denn sonst, wenn ich mal fragen darf?“ Langsam fing der Typ an sie wieder zu nerven. „Anders, aber auf jeden Fall nicht so wie du heute drauf bist. Rika wir sind Freunde und wenn etwas nicht stimmt, dann kannst du mir das ruhig sagen. Dafür sind Freunde doch da.“ Er schaute sie mit seinen tief blauen Augen an und auch sie kam nicht drum herum, ihm auch in die Augen zu sehen. Blau traf Violett. Sein Blick war anders als sonst. Voller Fragen und auch ein wenig Sorge konnte sie darin ablesen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie es ihm einfach sagen sollte. So etwas wie Freunde waren sie, da hatte er wohl oder übel Recht. An dieser Tatsache gab es nichts zu rütteln, auch wen er sie manchmal ganz schön auf die Palme bringen konnte. Im nächsten Moment wurden beide aus ihren Gedanken gerissen und bemerkten erst jetzt auch die junge Kellnerin, die fragte, was die beiden wünschten. Während Ryo damit beschäftigt war, den Kaffee zu bestellen, dachte Rika wieder einmal nach. *Soll ich oder soll ich nicht?* Erst durch Ryos Stimme wurden ihre Gedanken unterbrochen. „Also was ist nun?“ „Wie?“ Vollkommen perplex starrte sie ihn an. „Rika…ist wirklich alles bei dir in Ordnung? Du weißt ja, wenn…“ harsch unterbrach sie ihn. „Nein es ist nichts, du bildest dir das nur ein“. Eine Lüge, eiskalt wie die junge Frau immer vorgab zu sein. Es würde ihn auch sicher nicht ruhigstellen, zumindest nicht für einen längeren Zeitraum, aber durch ihren harschen Ton gab er wenigstens jetzt Ruhe. Starr schaute sie in ihren Kaffe. Wenn sie nicht bald das Thema wechselte, würde sie noch im Kreuzverhör landen. „Hast du mit den anderen eigentlich bereits über den Urlaub gesprochen?“ „Ja zum Teil, wir haben uns für eine Gegend in der Nähe von Osaka entschieden. Allerdings gibt’s da ein Problem. Die Dame vom Campingplatz hat unsere Anmeldung verbummelt. Als ich da gestern anrief, um noch einige Dinge zu klären, meinte sie nur, wir wären nicht angemeldet“…Ryo seufzte. Dieser Urlaub konnte einem echt den letzen Nerv rauben. Immer wenn sie dachten, alles sei geklärt, kam ein neues Problem auf. Wie jetzt zum Beispiel! „ Naja und jetzt müssen wir uns einen neuen Campingplatz in dieser Gegend suchen“ Mit getrübtem Blick schaute er zum Fenster raus. „ Hmm… muss es denn unbedingt ein Campingurlaub sein?“ Ryo sah Rika verdutzt in die Augen. Was führte die Frau gerade im Schilde? „ Nein muss es nicht unbedingt, aber ein Hotel wäre wieder zu teuer…“ „ Mein Onkel hat 40km von Osaka entfernt an einem großen See ein Ferienhaus. Gerade ist er aber viel am Arbeiten und hat keine Zeit für Urlaub. Ich kann ihn sonst fragen, ob wir da die zwei Wochen verbringen können“. Ryo überlegte kurz. Die Idee war genial. Ein günstiger Urlaub in einem tollen Haus an einer tollen Location …besser ging’ s nicht! „ Das klingt super, wenn dein Onkel da nichts gegen hat, machen wir da Urlaub. Ich sag dann Jen und Takato bescheid und die geben’ s dann an die anderen weiter. „Ok ich ruf Yusaku dann heute noch an und frag ihn. Kann ich dir dann später noch schreiben oder hast du was vor?“ „ Nein nein, ich hab heute nichts vor. Ruf an, wann du willst“. „Gut dann wäre das ja geklärt. Wollen wir zahlen? Ich wollte mich noch mal kurz hinlegen…hab die Nacht wenig geschlafen“. „Ok, aber ich lad dich ein“. Ryo lächelte sie an. „Soll ich dich gleich nach Hause bringen? Ich muss eh in Richtung Ostteil“. Nebenbei gab er der Bedienung ein Zeichen. „ Wenn’ s dir keine Umstände macht, gern.“ „ Würde es mir Umstände machen, hätte ich nicht gefragt oder?“ Ryo knuffte sie einmal frech in die Wange. „ Hey lass das! Ok ok du hast ja Recht. Beschwer dich nachher aber nicht, dass ich dich arm mache und dir deine Zeit raube.“ Damit packte sie ihre Sachen und stand auf. Ryo hatte indes schon gezahlt. Beide verließen das Café. Ryo drückte auf seine Fernbedienung und die Zentral fiepte einmal auf. Beide stiegen ein und fuhren Richtung Tokyo / Shinyuku. Bei Rika angekommen bedankte sich diese noch einmal, verabschiedete sich und stieg aus. Ryo beobachtete sie noch, bis sie verschwunden war. Noch ein Mal schaute er zum Haus, startete dann den Motor erneut und fuhr nach Hause. Auf dem Heimweg dachte er nochmals über das Geschehene nach. *Rika kann mir sagen, was sie will. Ich merk doch, dass da was nicht stimmt und ich werde auch herausfinden was.* Sie sah noch einmal zurück, bevor sie die Tür des Hauses hinter sich zu schloss und den Wagen wegfahren hörte. Wann verdammt hatte der Typ gelernt, was welches Verhalten bei ihr zu bedeuten hatte? Hätte sie nicht das Thema gewechselt, wäre es wohlmöglich noch schlimmer gekommen und er hätte gar nicht mehr mit dem gebohre aufgehört. „Ich leg mich wohl kurz hin, bevor das noch Kopfschmerzen gibt.“ Gerade in dem Moment, in dem sie ihre Jacke aufhing, fiel ihr das kleine Päckchen auf, das sie von Ryo geschenkt bekam. Die rothaarige hatte es beim Betreten des Hauses auf die Garderobe gelegt und total vergessen. „Was hat der Spinner sich wohl nun wieder einfallen lassen“… . Zögerlich öffnete sie die beige Schleife des Geschenks, ehe sie das weiße Papier abzog. Skeptisch zog sie eine Augenbraue nach oben „Idiot“. Sie hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)