Die Chroniken von Khad-Arza - Das Blut der sterbenden Welten von Linchan (Erstes Buch) ================================================================================ Kapitel 12: Finsternis ---------------------- Als Neisa ihr Bewusstsein richtig zurück erlangte, lag sie im Gras. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierher gekommen war... ihr Kopf schmerzte, als sie ihn zur Seite drehte. Der Morgen graute. Was war geschehen? Wo war sie überhaupt und vor allem, warum? Keuchend versuchte sie, sich aufzusetzen, und als sie hinter sich eine bekannte Stimme wahrnahm, fuhr sie vor Schreck erbleichend zusammen; sie hatte manche Stimmen erwartet, aber nicht diese. „Na endlich wachst du mal auf. Ich dachte schon, wir müssten hier bis Neujahr sitzen...“ Langsam ob des pochenden Schmerzes drehte das Mädchen den Kopf und keuchte unwillkürlich erneut, als sie bestätigt bekam, dass sie sich nicht verhört hatte... es war wirklich seine Stimme gewesen. „Zoras?!“ „Du kennst meinen Namen noch.“, sagte er dunkel, „Soll ich mir darauf etwas einbilden?“ „W-wie bitte? Moment, was hast du hier verloren, und wo zum Geier bin ich?“ Sie krabbelte auf die Knie und hielt sich stöhnend den Schädel. „Was ist passiert...?“ Er seufzte und sie starrte ihn an – er war wirklich da, sie hatte ihn sich nicht eingebildet. Er saß in aller Seelenruhe auf der aus dem Boden ragenden Wurzel eines alten Baumes und pulte etwas griesgrämig an seinem Hemd herum; wenn man es noch so nennen konnte, stellte Neisa nach genauerem Hinsehen fest, eigentlich wäre der Begriff Fetzen passender gewesen. Natürlich kannte sie seinen Namen; Karana erwähnte ihn oft, wenn er sich aufregte. Ihr Bruder und Zoras Derran hatten sich schon als Kinder immer gehasst... wie sollte sie da seinen Namen vergessen? Obwohl sie ihn wirklich lange nicht gesehen hatte... das letzte Mal musste vor mehr als einem Jahr gewesen sein. Gewachsen war er nicht – er war trotzdem noch immer größer als sie selbst, was sie insgeheim irgendwie frustrierte – aber trotzdem hatte sie ihn anders in Erinnerung gehabt. Er sah erschossen aus... so wirklich ordentlich hatte er nie ausgesehen, das war bei den Lebensbedingungen in Kamien gar nicht denkbar, aber selbst dafür sah er irgendwie malträtierter aus als nötig. Neisa sah sich suchend nach irgendeinem Hinweis um, der ihr verriet, wo sie waren; um sie herum war nur Natur, kein Mensch, kein Weg, gar nichts. Warum wachte sie auf und war plötzlich mit Zoras Derran alleine in der Wildnis? Mit einem Japsen fasste sie nach ihrem Kopf und sprang auf die Füße, als ihr einfiel, was passiert war. Lorana hatte gebrannt... und da war Loron gewesen. Sie erinnerte sich an Lorons Finger, die versucht hatten, ihre Kleider zu zerreißen, und an den Gestank von verbranntem Fleisch, der in der Luft gelegen hatte. „Oh nein! - Himmel, d-das Dorf! Das Dorf, ist es verbrannt?! Rede, Zoras, wo sind wir?! W-wo... w-was hast du mit mir vor?!“ „Lorana dürfte Geschichte sein, ja.“, sagte er düster, „Guck mich nicht an, das war nicht meine Entscheidung. Es... tut mir leid, was mit deiner Heimat geschehen ist.“ Er hörte auf, an seinem Fetzen von Hemd zu pulen und erhob sich langsam, wobei er sich brummend an die Brust fasste und gedämpft vor sich hin fluchte. „Aber... d-die anderen, wo ist meine Familie?! Wo sind wir hier?“ Zum ersten Mal traf sie wirklich sein Blick; es war paradox, dass sie sich beruhigt fühlte, wenn er sie ansah. Seine Augen waren wie die eines Raubtieres, schmal und von einem unnatürlich hellen Grün, was sie einzigartig machten. Normalerweise fürchteten die Menschen, die Neisa kannte, Zoras Derran oder seine Augen... in Thalurien wie auch in Kamien galt der Mann als Schreckgespenst, und das nicht nur wegen seines finsteren Aussehens. Neisa hatte ihn nie als Schreckgespenst betrachtet... sie hatte nie Angst vor ihm gehabt. Sie hatte vor manchen Angst, sogar vor Karana, wenn er zornig wurde, aber Zoras hatte sie verblüffender Weise nie gefürchtet. Gerade ihn, den alle anderen fürchteten... irgendwie hatte sie einen Hang dazu, diejenigen zu wenig zu fürchten, die es am meisten verdienten. Aber sie sah in seine seltsamen Augen und erkannte darin seinen Geist... eine Seele von größerer Macht, als sie mit ihren Augen erfassen könnte, und sie sah darin nicht die Bosheit, die der Mann im ersten Augenblick ausstrahlen mochte. Zoras gehörte nach Kamien, wie Loron und die anderen Mistkerle. Aber sie wusste instinktiv, wenn sie ihn ansah, dass er nicht vorhatte, ihr wehzutun. Das könnte er nicht... so weit kannte sie ihn. „Deine Familie geht nach Yiara.“, erklärte er ihr, und sie schüttelte den Kopf und sah ihn verblüfft an. Moment – ja, das wusste sie noch. Das hatte ihre Mutter angeordnet... nach Yiara zu Tante Alona. „Woher weißt du das?“, wunderte sie sich dann weiter und er seufzte. „Weil du es mir gestern Nacht gesagt hast.“ „Gestern Nacht? Seit wann... bin ich denn bei dir, Himmel?“, fragte sie verwirrt, und sie fing sich einen konfusen Blick. „Ich habe Loron eine verpasst und dich mitgenommen, um dich zu deinen Leuten zu bringen. Du warst etwas dusselig, Loron muss dir Beerensaft gegeben haben oder so... jedenfalls hast du mir erzählt, sie gingen nach Yiara. Wenn wir uns beeilen, holen wir sie vielleicht bald ein, deswegen bin ich froh, dass du auf bist. Ich kann dich nicht weiter tragen, du bist zu schwer.“ Sie schnappte nach Luft und errötete gegen ihren Willen. „Wie, tragen? Du hast mich hierher getragen?“ „Nein, ich habe mit dem Finger geschnipst und schon warst du hier.“ Das blonde Mädchen fuhr sich nervös durch die Haare und sah sich erneut um. „Der Beerensaft erklärt die Kopfschmerzen...“, murmelte sie, „Und wo sind wir jetzt?“ „Vor uns liegt die Nilfa. Wenn wir sie und den großen Strom überqueren, sind wir sehr viel schneller in Richtung Hochland als auf der Straße. Deswegen hoffe ich ja, dass wir deine Familie einholen können.“ Sie senkte den Kopf, als er ihr den Rücken kehrte und sich schon daran machte, zu gehen. „Warum machst du das für mich, Zoras?“ „Wer sagt dir, dass ich es für dich mache?“ „Was sollte denn für dich dabei herausspringen?“ „Hätte ich dich bei Loron liegen lassen sollen, damit als nächster Arlon kommt und dich nagelt? Aber das heißt nicht, dass ich jetzt den Rest des Jahres mit dir in der Pampa herum latschen will, also beeile dich etwas. Bist du in Ordnung oder hast du dich beim Brand verletzt?“ „Nein...“, sagte sie dumpf, „Mir geht es gut.“ Mehr sprach sie nicht, stattdessen folgte sie seiner Anweisung, ging schweigend an ihm vorbei in Richtung Nordosten, um den Weg fortzusetzen. Zoras verübelte Karanas Schwester nicht, dass sie wenig sprach; sie war sicher verwirrt. Ihr Heimatdorf war verbrannt... es musste schwer sein, ein Dorf zu verlassen, in dem man geboren worden war und all die Jahre gelebt hatte. Er konnte sich da nicht hinein versetzen... er hatte noch nie eine richtige Heimat gehabt, die er geschätzt hatte. Der einzige Ort, an dem er je gelebt hatte, zu dem er eine tiefe Verbundenheit empfunden hatte, war ein Berg irgendwo in Senjo, auf dem er als kleiner Junge mit seinen Eltern gelebt hatte. Sie hatten in einer Höhle gewohnt, es war so simpel gewesen und doch schön... sie waren bei den Geistern der Erde gewesen, als kleines Kind hatte Zoras sie überall gespürt. Wenn er seine Hände auf den Stein gelegt hatte, wenn er an den Felswänden gelauscht hatte, wenn er im Herbst mit seiner Mutter die reifen, roten Beeren geerntet hatte, überall waren die Geister gewesen. Sie waren friedlich gewesen... bis sie eines Tages beschlossen hatten, dass die Menschen ihre heiligen Orte genug besucht hatten. Sie hatten Zoras in der Nacht gewarnt, dass er den Berg verlassen sollte... und als sie es getan hatten, war die Höhle just hinter ihnen zusammengefallen. Die Geister waren nicht zornig geworden... sie hatten nur beschlossen, dass es Zeit für eine Veränderung war. Und es waren schlechte Veränderungen gewesen. Nach drei Jahren des Vegetierens in düsteren Wäldern waren die Räuber gekommen. Die Räuber, die sein Leben für immer verändert hatten. Er wollte nicht an sie denken, während sie erst den kleineren Strom Nilfa und dann den großen Yarmol überquerten, um dann weiter in Richtung Nordosten zu marschieren. Während sie gingen, beobachtete er seine Begleiterin verstohlen von hinten. Sie war hübsch geworden, die kleine, störrische Neisa. Es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis sie endgültig zur Frau heran reifte und heiraten würde. Eigentlich konnte ihm egal sein, wen sie heiratete... solange es jemand war, der besser war als Loron. Das war nicht sehr schwer... jeder Arsch war besser als Loron. Neisa war ein tapferer, guter Mensch, hatte er als Kind einmal gelernt; sie verdiente jemanden, der das sah. Aber ihr Vater war kein Dummkopf, er würde sie schon niemandem Unwürdiges geben. Ihr Vater war der Führer des Rates der Geisterjäger. Jemand wie Puran Lyra sah so etwas... wenn selbst er, Zoras, es sah, und er war weder Geisterjäger noch von edler Abstammung. Er fragte sich nebenbei, wie es Pakuna gehen mochte... hoffentlich taten Arlon und Loron ihr nichts Schlimmeres an als sie es ohnehin taten. Vielleicht waren sie schon wieder in Holia...? Da sein Vater ja keinen Finger krümmen würde, um Pakuna zu retten – das hatte er nie getan – konnte er auch schlecht auf die Hilfe dieses Idioten zählen. Er bat die Geister, seine Mutter noch etwas aushalten zu lassen... wenn er zurückkehrte, würde er sie mitnehmen. Und wer es wagen sollte, sich ihm in den Weg zu stellen, würde sterben, das schwor er sich verbittert und konnte ein ärgerliches Zischen nicht unterdrücken, während er die Fäuste ballte. Neisa blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Was ist?“, fragte sie, „Bist du in Ordnung?“ „Geh!“, fuhr er sie ungewollt heftig an und schob sie voran, „Ich habe nicht ewig Zeit.“ Sie verengte ihre verschiedenen Augen zu schmalen Schlitzen. „Ich habe dich auch nicht darum gebeten, mit mir zu gehen, oder?“, erinnerte sie ihn kalt, „Sprich, wenn du ein Problem hast, oder halt die Klappe, wenn du keins hast.“ Er starrte sie an für den Ton, in dem sie mit ihm sprach – mitunter merkte man doch sehr deutlich, dass sie Karanas Schwester war. Dass sie einer Familie mächtiger Schamanen und Herrscher der Geisterwinde entstammte... während ihn dieses Gehabe bei Karana immer ärgerte, faszinierte es ihn bei ihr ziemlich. Für eine Frau war es ungewöhnlich. In Kamien jedenfalls würde jede Frau dafür getötet, so zu sprechen... Er sah die Kälte aus ihrem Blick weichen und wunderte sich zunächst, warum, dann keuchte sie besorgt und trat auf ihn zu. „Was hast du eigentlich mit deiner Brust angestellt?! Du bist ja verletzt...“ Er sah an sich herunter und hüstelte. Die Wunde, die er ihrem Bruder zu verdanken hatte, war bei der Überquerung des Flusses wieder aufgerissen und jetzt sah sein zerstörtes Hemd noch fürchterlicher aus... er bemerkte den Schmerz schon kaum noch, aber dass es Neisa auffiel, wunderte ihn kaum; sie als Heilerin musste einen Blick für Wunden haben. „Ist halb so wild, sieht nur schlimm aus.“, erklärte er mit einem Achselzucken, „Da war eben ziemliches Chaos in Lorana.“ Er schauderte, als er daran dachte, dass er selbst mit Schuld daran war... er war es gewesen, der das Feuer gelegt hatte. Er war Schuld daran, dass so viele Menschen jetzt keine Heimat mehr hatten... in vielen Dörfern, nicht nur in Lorana. „Ist es nicht das, was du immer wolltest?“, alberten die Geister in seinem Kopf herum, und er zischte, während er Neisa vor sich ignorierte und gen Westen starrte, in die Richtung, in der die Sonne wie ein Feuerball unterzugehen begann. „Das Ungeziefer vernichten? Warst du es nicht, Zoras, der gesagt hat, die Menschen verdienen das Leben nicht?“ Doch, antwortete er in Gedanken, Es gibt genug Menschen, die das Leben nicht verdienen. Und ihre Zeit... wird noch kommen. Er wollte an Neisa vorbei gehen. „Geh jetzt zu, Mädchen, sonst holen wir deine Familie niemals ein...“ Weiter kam er nicht, denn sie hielt ihn am Arm fest. „Keinen Schritt weiter. Erst versorge ich deine Wunde, sonst bin ich es nachher, die dich zurück schleppen muss, weil du wegen Blutverlust umfällst... Idiot.“ Er hielt gehorsam an und ließ zu, dass sie wieder um ihn herum kam und einen resignierten Blick auf sein zerfetztes Hemd warf. Ohne Scheu hob sie ihre zierlichen Hände, um zu versuchen, es ihm irgendwie vom Leib zu entfernen, und Zoras fuhr bei der prompten Berührung zurück und schob sie weg, als ihm gewahr wurde, was sie vorhatte. „Nicht... das ist wirklich nicht schlimm.“ „Es ist bestimmt infiziert, weil Dreck rein gekommen ist!“, sagte sie, „Was hast du, bist du aus dem Alter, dich nackt vor Mädchen zu schämen, nicht raus? Es ist doch nur das Oberteil...“ Er zischte, als sie die Hände abermals nach ihm ausstreckte. „Lass das, Neisa. Wir haben keine Zeit dafür, wir müssen weiter. Die Sonne geht bald unter, solange es noch hell ist, sollten wir vorwärts gehen.“ „Ich wäre längst fertig, wenn du dich nicht wie ein Mädchen anstellen würdest.“ „Ich – wie bitte?! Wie ein Mädchen?!“ „Ja, in der Tat. Also sei nicht so albern und zieh endlich dieses zerlumpte Ding aus!“ „Ich – warte, Himmel! Neisa, nicht, d-das-...!“ Er war zu perplex, um sich wirklich zu wehren, als sie ihn energisch rückwärts zu Boden schubste und auf eigene Faust anfing, ihm die Reste seines Hemdes vom Oberkörper zu kratzen. Es schmerzte, als sie einen offenbar durch das getrocknete Blut festgeklebten Teil von seiner Haut zerrte, und er zischte und versuchte instinktiv, rückwärts krabbelnd auszuweichen, bis Neisa ihn empört mit einer Hand am Handgelenk packte und mit der anderen endlich die letzten Reste der Kleidung entfernte, um die Wunde auf seiner Brust zu entblößen. „War das jetzt so schlimm?“, seufzte sie, „Lass mal sehen... was hast du angestellt?“ Er errötete gegen seinen Willen, als er spürte, wie ihre Hände vorsichtig den Schnitt betasteten, den Karana ihm zugefügt hatte. Er würde sich hüten, ihr das zu sagen... wie peinlich war es überhaupt, dass er von diesem arroganten Mistsack so etwas hatte einstecken müssen? Ihre Hände waren kalt... oder war es der Schmerz, den er verspürte, der sich so anfühlte? Er war sich nicht sicher und drehte den Kopf zur Seite, als sie auf den Knien dichter an ihn heran rutschte und ihre Hände auf seine malträtierte Brust legte. „Siehst du, hättest du mir das früher gesagt, wärst du ohne Narbe davon gekommen... jetzt wird es wohl eine geben. Entspann dich, desinfizieren ist immer etwas unangenehm.“ „Da habe ich ja allen Grund zur Entspannung – Aua!“ „Halt still!“, empörte sie sich und er schnaubte, als ihn ein eisiges Gefühl durchfuhr, das den Schmerz in seinem Körper so weit steigerte, dass er glaubte, er würde platzen, weil alles in ihm gefror und sich ausdehnte... doch ehe er zum Schreien gekommen wäre, war es vorbei, und keuchend sah er wieder auf Neisa, die mit Hilfe des einfachen Wasserzaubers Alara dabei war, das Blut von seiner Brust zu waschen. Auf ihrer Handfläche bildete sich dabei ein dünner Film Wasser, mit dessen Hilfe sie über seine Brust streichen und die Spuren wegwischen konnte. Der Schmerz war weg, als er auf ihre blassen Hände herunter sah, die ihn berührten. Es kribbelte, wenn ihre Fingerspitzen seine Haut ertasteten, und unwillkürlich schauderte er kurz, worauf sie ihn verschmitzt angrinste. „Wer wird denn gleich nervös werden? Man könnte meinen, dich hat noch nie eine Frau angefasst... ich meine, du musst doch schon dein Blutritual durchgestanden haben. Nicht mal Simu stellt sich so an, und den fasst echt keine Frau an.“ „Das geht dich nichts an.“, sagte er kalt und sie grinste jetzt mehr diabolisch. „Andererseits könnte man dich auch für eine geschändete Jungfrau halten – wobei du dabei natürlich keine richtige Jungfrau mehr wärst...“ Zoras riss sich augenblicklich von ihren Händen los und sprang auf die Füße. „Rede nicht so einen Unsinn!“, brüllte er lauter als geplant und sah, wie das Grinsen aus ihrem Gesicht wich. Schnaubend kehrte er ihr den Rücken und zwang sich, seinen Zorn zu zügeln... er war nicht auf sie zornig. Er wurde es nur automatisch, wenn er an sein Blutritual zurückdachte... und an andere Dinge, die er sonst in seinem Inneren verschlossen hielt und nicht wagte, sie jemals wieder hervor zu kramen... Nicht diese Sachen. Die Schmerzen und die Demut, die sie mit sich brachten... es gab genug Menschen, die das Leben nicht verdient hatten. Er wurde erst wieder auf Neisa aufmerksam, als er sie hinter sich plötzlich vor Entsetzen keuchen hörte, dann hörte er, wie sie auf die Füße sprang – im ersten Moment fragte er sich, was sie hatte, bis ihm auffiel, dass er ihr den Rücken kehrte... und er trug sein Hemd nicht. „Himmel – Zoras!“, keuchte sie, „Was... was hast du mit deinem Rücken angestellt?!“ Der junge Mann verfluchte seine Gedankenlosigkeit... genau deswegen hatte er sich nicht ausziehen wollen. Neisa wusste nicht, ob sie vor Angst schreien oder vor Faszination strahlen sollte... ersteres war sicher angebrachter, stellte sie fest, als sie fassungslos auf seinen nackten Rücken starrte; und auf das furchteinflößende, pechschwarze Muster aus Schnitten in allen Formen auf seiner Haut, das seinen gesamten Rücken bedeckte. Sie hatte nie einen Menschen gesehen, der dermaßen gezeichnet war – war das etwa Wille der Geister gewesen? „Glaub ja nicht, dass ich das freiwillig habe.“, war seine Antwort, und sie merkte am Klang seiner Stimme, dass er nur ungern darüber sprach. Schaudernd starrte sie weiterhin auf seinen malträtierten Rücken, gleichzeitig angeekelt von der Widerwärtigkeit dieses scheußlichen, grausamen Musters aus Schlitzen in seiner Haut und auch angetan von seiner Bedrohlichkeit... es war auf abstruse, perverse Art schön, stellte sie erschrocken fest und schalt sich im nächsten Moment für ihre schmutzigen Gedanken. „Was... was ist das, Zoras?“, brachte sie über ihre bebenden Lippen und er brummte, ehe er sich bückte und die Fetzen seines Hemdes aufsammelte. „Das ist eine Tätowierung, dummes Mädchen. Wie gesagt, ich habe mir das nicht ausgesucht. Mich wundert, dass du das nicht wusstest... als Loron das zum ersten Mal gesehen hat, hat er mich schallend ausgelacht, mich eine hässliche Missgeburt genannt und es überall verbreitet... offenbar nicht bis nach Lorana.“ Neisa fuhr zurück. „M-Missgeburt?! Aber mit sowas wurdest du doch nicht geboren!“ „Denkst du, das kratzt Loron? Der kann nicht mal rechnen.“ Das war wahr, aber wirklich zufrieden war die Heilerin nicht. „A-aber wer hat dir das angetan? Das... das ist faszinierend...“ Faszinierend? Verdammt, sie hatte furchtbar sagen wollen – etwa mit demselben Entsetzen starrte er sie auch jetzt an, ihr wieder die Vorderseite zuwendend. „Faszinierend?!“, schnappte er, „Das ist eine Schande, ein Zeugnis der abartigsten, grauenhaftesten Demut, die ich jemals in meinem Leben ertragen musste, ein Zeugnis aus einer Zeit, die ich am liebsten aus meinem Leben streichen würde! Ich würde mich lieber von meinem bescheuerten Vater tot schlagen lassen als das noch mal erleben zu müssen! Und du nennst es faszinierend!“ „Ich meine... wie... wie ist denn das gemacht...? Das muss doch grauenhaft wehgetan haben...“ Sie kam wieder näher und versuchte, um ihn herum zu gehen, um das seltsame, fragwürdige Kunstwerk aus der Nähe zu betrachten, doch er drehte sich mit ihr und ließ sie nicht. Grimmig packte er ihre Handgelenke, dabei noch immer seine Stofffetzen haltend. „In der Tat! Wenn du es genau wissen willst, hat man mich Tagelang, Wochenlang immer wieder und wieder mit Messern aufgeschlitzt, Farbe in die Wunden geschmiert und immer wieder und wieder aufgeschlitzt, so lange, bis es so aussah und auch sicher nie verheilen würde. Reicht dir das oder willst du noch mehr... faszinierendes hören?“ „Wer war das?“, fragte sie unverblümt und er zischte, sah sie einen Moment an und ließ sie dann los, um ihr den Rücken zu kehren. Mürrisch warf er die Reste seines Hemdes wieder zu Boden. „Eine Bande von perversen Räubern. So, da du ja erfolgreich meine Kleider zerstört hast... können wir jetzt weitergehen?“ Neisa drehte den Kopf zur Seite, als er sich schon daran machte, zu gehen. Dann betrachtete sie ihn erneut von hinten, während er ging, und schauderte erneut unwillkürlich bei dem Anblick des bizarren Musters. In der Mitte seine Rückens war ein runder, schwarzer Kreis, von dem unzählige Schnörkel und Schlitze in alle Richtungen weg führten. Mit etwas Fantasie hatte es etwas von einer schwarzen Sonne mit Strahlen aus Schmerz und Boshaftigkeit. Wieso fürchtete sie sich immer noch nicht? Neisa versuchte, es herauszufinden, als sie ihm gehorsam folgte und die untergehende Sonne hinter ihnen lange Schatten auf die Erde warf... sie fand keine Antwort. In ihrem Inneren wusste sie einfach, ohne es erklären zu können, dass sie ihn nicht fürchten musste... aber die Welt stand ohnehin Kopf. Ihre Heimat war verbrannt – ihre Familie war hoffentlich unversehrt auf dem Weg nach Yiara... ihr Vater war vermutlich in Taiduhr im Senat, während die Rüpel aus Kamien über die Provinz herfielen. Sie schauderte bei den Gedanken und spürte, wie ein ungewohnter Groll in ihr aufkeimte, als sie an das Dorf dachte, in dem sie so lange gewohnt hatte, und daran, dass sie es niemals wieder bewohnen würde. Als sie schließlich stehen blieb, am ganzen Leibe zitternd, war die Sonne beinahe untergegangen und tauchte den sonst grünen Himmel in ein bizarres Licht, das mehr Finsternis war. „Ich bring sie... alle um, wenn ich... jemals wieder nach Thalurien komme...“, keuchte sie, und sie sah aus dem Augenwinkel, wie Zoras vor ihr anhielt und sie anstarrte. Als sie ihm ins Gesicht sah, hatte es dank der bizarren Beleuchtung eine furchteinflößende, ehrerbietige Wirkung, anders als sie es kannte. „Wenn ich nach Thalurien komme... will ich, dass diese Bastarde zerfetzt werden... die meine Heimat zerstört haben! Und wenn es soweit ist, werde ich zusehen und lachen!“ Zoras war sich nicht sicher, ob er von Neisas sadistischer Ader fasziniert oder darüber besorgt sein sollte; er beschloss weise, die Reise für den Tag zu beenden, und ließ sich mit einem Seufzen da, wo er stand, einfach ins Gras fallen. Das Mädchen ließ sich entkräftet neben ihn fallen, fasste stöhnend nach seinem Kopf und jammerte über Kopfschmerzen. „Ich... will diese Bastarde umbringen, diese Hurensöhne, die so viel Tod und Schatten gebracht haben! Erst die Lianer, dann vermutlich noch ein Dutzend anderer Dörfer! Sie hatten kein Recht dazu! Wir haben euch in Kamien nie etwas angetan!“ „Es war nicht meine Entscheidung.“, brummte er nur und sah, wie sie neben ihm zitterte, ehe sie herum fuhr und ihn anschrie mit einem Enthusiasmus, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte. „Aber du warst bei ihnen, verflucht! Du hast es zugelassen, Zoras! Du hättest sie grillen können mit einer einzigen Handbewegung, du bist ein Kind der Himmelsgeister! Du bist ein Schamane... und die Geister würden dir zu Füßen liegen! Also warum?! Rede mit mir...“ „Weil sie meiner Mutter die Kehle aufschneiden, wenn ich das tun würde, verdammt noch mal!“, brüllte er sie unverhofft an und sah dann, wie sie verstummte. Einen Moment war es ganz still; es war dunkel geworden und er merkte jetzt so ohne sein Hemd, dass es in der Nacht doch schon sehr kühl wurde. Schaudernd rieb er sich die Arme. „Sie... schneiden deiner Mutter die Kehle auf?“, wisperte die Blonde neben ihm dann tonlos, und er seufzte, sich weiter die Arme reibend. „Arlon und Loron, du kennst sie ja. Sie haben meine Mutter als Geisel genommen, weil diese Schweine genau wissen, dass ich keine Wahl habe, als ihnen aus der Hand zu fressen, solange sie meine Mutter haben. Wenn ich zurückkehre, werde ich sie töten... ich werde schon eine Gelegenheit finden, und wenn ich sie im Schlaf erdrosseln muss.“ Neisa schauderte neben ihm. „A-aber – haben sie deine Mutter jetzt immer noch? Wieso bist du dann fort und hast sie bei ihnen gelassen? Du hättest mich niemals retten dürfen-...“ Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er ihre Hand an seinem Arm spürte. Sie war eiskalt... „Ich habe es aber getan, Neisa. Ändern kann ich das jetzt nicht.“ Sie senkte den Kopf und er zwang sich genervt, sie nicht weiter anzusehen, während ihre kalte Hand sich an seinen linken Oberarm klammerte. Es fühlte sich ungewohnt an, so angefasst zu werden... eigentlich hasste er es, angefasst zu werden. Er war verblüfft darüber, dass er es bei ihr nicht hasste... Sie war Neisa. Bei ihr war alles anders. „Wieso?“, flüsterte sie leise, ehe sie die Hand wieder sinken ließ. Zoras raufte sich nervös die schwarzen Haare und schluckte die Antwort herunter, die ihm gerade auf die Zunge geschlichen war – sie hätte weder ihr noch ihm selbst gefallen, so entschied er sich für eine andere. „Mein Geist hat mich zu dir geführt und dann wusste ich, dass es meine Pflicht wäre. Die habe ich erst erfüllt, wenn du in Sicherheit bist.“ Das Mädchen sah ihm eine Weile schweigend ins Gesicht, dann nickte es und schien seine Antwort zu akzeptieren; die nebenbei nicht mal gelogen war. Er hustete, als sie plötzlich dichter an ihn heran rückte und er mit einem Mal wieder ihre Hände auf seiner nackten Brust hatte. „Was machst du da?!“ „Ich versorge deine Wunde.“, erklärte sie, „Es sieht besser aus nach dem, was ich vorhin gemacht habe, ich versuche es jetzt mit Lira.“ Zoras schauderte. Ja, er kannte den Heilzauber, den theoretisch jeder Idiot anwenden konnte, selbst, wenn man kein Heiler war. Er selbst war nur unheimlich untalentiert darin... seufzend ließ er sie gewähren, als sie beide Hände auf seine Brust legte und er fühlen konnte, wie sich jetzt die angenehme Wärme des Heilzaubers auf seine Haut und dann sein Fleisch übertrug. Ihre Hände waren noch immer kalt, aber die Magie war warm, die ihn durchströmte, und sie vermischte sich mit seinem Blut, vereinte sich mit seinem Körper und regenerierte die Zellen, die Karanas Hieb zerstört hatte. Es war ein gutes Gefühl... es gab ihm Leben, eine Sache, die er selten zu spüren bekam, wenn er in Kamien war. In Kamien gab es nur Tod und Verderben. „Tut mir leid...“, sagte Neisa, als sie von ihm abließ, und er öffnete die Augen, räusperte sich verlegen und linste sie an. „Was?“ „Dass ich dich angeschrien habe. Ich weiß, du bist... nicht wie die aus Kamien. Du bist nicht von da... du bist ein guter Mensch. Und... ich habe mich gar nicht bei dir bedankt, dass du mich vor Loron gerettet hast.“ Zoras seufzte. „Wir sind quitt. Du hast mich geheilt... das nehme ich als Danke, Neisa.“ Auch, wenn er es nicht sah, spürte er sie neben sich lächeln. Er kannte ihr Lächeln... ihr lächelndes Gesicht war ein Anblick, der sich fest in seinen Geist gebrannt hatte, ein Moment, den er niemals vergessen würde; der Tag, an dem er zum ersten Mal mit ihr gesprochen hatte, als sie noch Kinder gewesen waren. Sie war zu ihm gekommen... das war vielleicht das, was es so verblüffend machte. Sie hatte gewusst, dass er Karanas größter Feind war, dennoch war sie gekommen, nicht, um ihn zu ärgern, sondern nur, um ihm eine einfache, so naive Frage zu stellen... eine Frage, die ihn auch jetzt noch berührte, wofür er sich heimlich ziemlich dumm vorkam. „Kannst du lächeln?“ Er hob erschrocken den Kopf, als er sie tatsächlich dieselbe Frage stellen hörte, und als er in ihre Richtung sah, erkannte er im Dunkeln nur noch ihre Silhouette. „Du erinnerst dich doch noch daran?“, lachte sie leise, „Ich habe... es jedenfalls nicht vergessen. Du hast gelächelt... damals. Deshalb weiß ich... dass du kein böser Mensch sein kannst. Nicht in deinem Herzen. Ein böser Mensch kann nicht so lächeln, Zoras... das ist der Grund, warum ich keine Angst vor dir habe.“ Er japste vor Schreck, als sie sich plötzlich gegen ihn lehnte und dabei dichter rutschte. „Ähm – Neisa?“, wagte er zu sprechen, und sie ergriff mit ihrer noch immer so kalten Hand seine. „Ich bin müde... darf ich mich bei dir anlehnen heute Nacht? Dann ist... es nicht so kalt.“ Er spürte, dass er errötete, und wagte nicht, etwas zu sagen, aus Angst, seine Stimme würde ihm nicht gehorchen. Schließlich brummte er nur, was ihr wohl als Zusage reichte, denn sie blieb, wo sie war, und sagte nichts weiter. Er war verblüfft, als er plötzlich spürte, wie sie neben ihm erzitterte; einen Moment später hörte er, dass sie weinte. Er drehte sich zu ihr um und seufzte ratlos. „Neisa... was ist?“ „Ich... hasse Feuer!“, heulte sie und er schauderte, als sie in sich zusammensank und hemmungslos zu weinen begann. Er vermutete, dass sie um ihre Heimat weinte... jetzt fiel der Schrecken von ihr ab und löste die Trauer, die sich in ihr angesammelt hatte. Es war gut so... morgen würde es ihr besser gehen, wenn sie sich ausgeweint hatte. „Ich habe... Angst vor Feuer... es ist so seltsam, vor zwei Tagen... war noch alles in Ordnung... und plötzlich ist die g-ganze Welt... die ich kannte, zusammengefallen wie... e-ein Kartenhaus! Ich weiß nicht, wo meine Familie ist, und ob ich sie je wiedersehe, ich weiß nicht, wie es weitergehen soll... u-unser Dorf ist zerstört! Ich... fühle mich plötzlich so haltlos, als stünde ich mit heftigem Rückenwind genau vor einer tiefen Schlucht... einen Schritt... und ich falle und weiß nicht, wo ich landen werde...“ Er sah auf sie herab, wie sie sich zusammenkauerte und vor Schluchzern erbebte. Schließlich seufzte er leise und zog sie an sich heran, um die Arme um ihren zierlichen Körper zu legen. Sie fuhr zusammen, grub dann aber ohne zu zögern das Gesicht in seine Brust. „Ich will aufwachen... u-und alles soll gut sein!“, wisperte sie kraftlos, während sie ihre Hände hob und sich an ihn klammerte mit der Heftigkeit einer Ertrinkenden, die Halt am letzten Ast vor dem reißenden Wasserfall suchte. Er ließ sie gewähren und hielt sie schweigend fest, damit sie nicht weiter zusammenbrach. Er hatte nichts zu sagen... nichts, das ihr helfen könnte. Plötzlich kehrten die Gewissensbisse zurück und er zischte ungehalten, Neisa dabei unwillkürlich fester n sich drückend, während er versuchte, die höhnischen Geister aus seinem Kopf zu verjagen. Das Ungeziefer muss vernichtet werden. Die wenigsten Menschen verdienen das Leben... es war euer Wille, Geister. „Nein... es war dein Wille, den du uns aufgezwungen hast... ist es nicht das, wonach ihr Schamanen strebt? Uns zu beherrschen...?“ Er schauderte nur, während er spürte, wie Neisa den Kopf hob, um ihn verwirrt anzusehen. „Du zitterst...“, murmelte sie, und er senkte das Gesicht wieder zu ihr, um ihr einen kalten Blick zu schenken, den er nicht im Entferntesten so herzlos meinte wie er zu wirken schien. „Du wirst nicht aufwachen, Neisa. Die Welt... ist in den Schatten gefallen.“ In dieser Nacht fand Zoras nur wenig Schlaf. Und es lag nicht an Neisa, die in seinen Armen lag und irgendwann von ihrer Müdigkeit übermannt an seiner Brust schlief. Es war gut, wenn sie schlief... er war wenig Schlaf mehr gewohnt als sie, vermutete er. In Holia hatte man nie Ruhe. In dieser Nacht waren es zur Abwechslung mal keine Männer aus Holia, die herum krakelten oder irgendwelche Frauen schändeten, die ihn wach hielten, sondern die Geister, die bedrohliche Dinge vom Unheil flüsterten und ihn nervös machten. Das Zeitalter war quasi vorbei. Er spürte es mit jeder Faser seines Körpers... das Ende der Welt kam und würde sich mit Schatten über die Welt ergießen, bis nichts mehr übrig war als Schwärze. Er schauderte bei dem Gedanken. Wenn die Welt wirklich unterging, was würde aus ihnen werden? Würden sie nicht alle sterben...? Oder gab es eine Möglichkeit, das Ende der Welt irgendwie zu verhindern? Nein. Zoras seufzte, als er den Kopf mürrisch nach Osten wandte. Er träumte davon, seit er denken konnte. Er sah das Land brennen und wie die Monde ihn mit einem gleißenden, tödlichen Licht blendeten, ehe die Finsternis das Licht verschluckte und mit einem donnernden Krachen Himmel und Erde zerbarsten. „Mit Feuer und Schatten... wird das Bündnis der Drei Welten zerbrechen... und dann kommt das Ende der Welt.“ Er keuchte, während er Neisa unruhig festhielt, um zu verhindern, dass sie zu Boden rutschte. Im Osten grollte der Himmel und er erkannte weit in der Ferne das Zucken eines Blitzes aus den pechschwarzen Wolken. Die Kälte der Nacht kam nicht daher, dass er kein Hemd mehr trug, stellte er fest, indem er Neisa vorsichtig etwas fester an sich drückte, sich schwörend, sie zu beschützen vor dem Schatten, der ihnen drohte. Es war kalt, weil das Unheil kam... die Geister waren unruhig, genau wie er. Plötzlich musste der junge Mann an Sagals Worte denken. An die merkwürdigen Sachen, die er ihm erzählt hatte über eine Waffe und eine Sie, die kommen würde... über Schicksal. „Die Macht der Kondorgeister... die Macht der Aasgeier liegt dir im Blut, deshalb ist es deine Bestimmung.“ Zoras brummte, den Kopf wieder nach Westen drehend, dabei unwillkürlich den Himmel nach den schwarzen Vögeln absuchend, die ihm ihre treuen Dienste geschworen hatten im Austausch für seinen Geist. Aber er konnte nichts sehen außer der Finsternis, die über ihnen hing und die Welt erkalten ließ. „Ich sah dich als Herr über den Schatten, vor dem wir sonst weglaufen, in deiner Hand der Speer der Macht... der dein Schicksal mit dir tragen wird.“, hatte Sagal gesagt, und der Schwarzhaarige pustete sich unwirsch eine Strähne aus dem Gesicht und murrte. Der Speer der Macht... was damit wohl gemeint war? Der Herr über den Schatten... vielleicht waren damit die Vögel gemeint. Es klang nach etwas Großem... es klang wie Worte, die für jemanden anderes bestimmt waren. Für die großen Geisterjäger, die mächtigsten der Schwarzmagier, aber nicht für einen Strolch wie ihn... „Der letzte Erbe, heißt es, soll sie tragen... die Hellebarde von Yamir, die in den Schatten fiel und verschwand...“ Zoras senkte dabei den Kopf und runzelte angestrengt die Stirn. Die Hellebarde von Yamir? Ist das das, was er mit Speer der Macht meinte? Und warum bin ich es, der sie trägt...? Der letzte Erbe, hieß es, und abermals runzelte er die Stirn. Erbe wovon? Er erbte nichts... sein Vater war ein Verlierer und sein Name, Derran, war der Name einer unbedeutenden, schwachen Schamanenfamilie, die weder Macht noch Ansehen hatte. Sein Vater hätte gewusst, wenn es so eine Waffe in seiner Familie gegeben hätte... das Ganze verwirrte ihn und er wäre gerne zurück gerannt, um den alten Sagal zu fragen, was er damit gemeint hatte. Aber ein Zurück gab es wohl nicht mehr... nicht jetzt. „Sprecht mit mir, Himmelsgeister... was ist dieser Speer der Macht, der mein Schicksal... mit mir teilen wird?“ Er schloss die Augen, um die Dunkelheit auszublenden und den Geistern zu lauschen, aber sie waren jetzt verstummt. Der kommende Morgen war eisig. Der Herbst war gekommen... und je nördlicher sie kamen, desto kühler wurde es ohnehin. Zoras fragte sich, warum er nicht längst erfroren war so ohne Hemd; vermutlich war er es aus dem schlecht gebauten Dorf Holia und den Wintern dort gewohnt, zu frieren. Und die Gedanken an das, was ihn verwirrte, lenkten ihn von der eigentlichen Kälte ab... und Neisa trug gut dazu bei, indem sie mehr verwirrende Dinge sagte. Ein Grollen aus dem Himmel ließ das blonde Mädchen zusammenfahren und sich hastig nach Osten umdrehen; weil sie stehen blieb, tat Zoras es ihr gleich und sah gen Himmel. Es wurde düster... „Glaubst du, es stimmt, was die Geister sagen, Zoras?“, murmelte sie, „Denkst du... Tharr wird untergehen, wenn der Schatten kommt?“ Er war ein Stück hinter ihr gegangen und holte sie jetzt ein, mit ihr nach Osten sehend. „Was hätten die Geister davon, zu lügen?“ „Karana und mein Vater sprechen auch oft davon... denkst du, es kommen wirklich Monster aus Ela-Ri?“ Er seufzte leise. „Keine Ahnung. Aber ich habe ein ungutes Gefühl. Und es sieht nach Gewitter aus, vielleicht sollten wir irgendwo Schutz suchen.“ Ohne ihren Kommentar abzuwarten ging er vorwärts; sie waren ein gutes Stück nordwärts gekommen, die Berge waren in der Nähe. Berge waren gut... die meisten fürchteten sich vor ihnen, weil sie groß und bedrohlich waren, er selbst war auf einem halbwegs aufgewachsen und fühlte sich auf jedem noch so furchteinflößenden Berg wohler als in Holia. Berge waren die Türme, die zum Himmel führten... das machte sie zu ehrerbietenden Dingen, die man statt sie zu fürchten eher respektieren sollte. Neisa lief ihm keuchend nach, als er auf die Felsen zusteuerte, zu denen sie gelangt waren, und just in dem Moment, in dem es zu regnen begann und ein grollendes, langes Donnern von oben ertönte, erreichten sie eine kleine Nische in den Felsen, die von einer Steinplatte überdeckt wurde und somit geschützt vor dem Regen war, in die sie sich zwängten. Neisa fasste nach ihren Schläfen und klagte über Kopfschmerzen. „Hast du das schon immer gehabt?“, brummte er, während er hinaus spähte – jetzt goss es richtig. „Na toll, bei dem Wetter können wir gleich hier bleiben... wie sollen wir so deine Familie einholen? Hoffentlich verkriechen die sich auch.“ Er zog seinen Dolch aus dem Gürtel und begann gelangweilt, ihn an seiner Hose zu polieren. „Was soll ich immer gehabt haben?“, fragte das Mädchen neben ihm, und er musterte sie flüchtig. Sie sah mitgenommen aus... so eine lange Reise war nichts für ihre verwöhnten Füßchen. „Diese dauernden Kopfschmerzen.“ „Ich habe sie vor allem, wenn es gewittert!“, jammerte sie und rieb sich den Kopf, „Ich weiß auch nicht, woher sie kommen, sie sind manchmal einfach da.“ Es donnerte über ihnen und er sah sie zusammenfahren und sich tiefer in die Felsspalte kauern. „Ich fürchte mich vor dem Gewitter... aber auf eine... seltsame Weise liebe ich es trotzdem.“ „Das nennt man masochistisch, habe ich gehört.“ „Wie bitte?!“ „Na ja, du bekommst Kopfschmerzen, magst es aber trotzdem.“ Sie musste grinsen. „Vielleicht hast du recht. Wenn ich so darüber nachdenke...“ Er hüstelte und wollte lieber nicht weiter darauf eingehen; das war ihm dann doch egal. Als sie wieder sprach, wechselte sie auch das Thema. „Ich frage mich, was aus der Seherin geworden ist! Sie hat gesagt, wir seien auserwählt, um die Welt zu retten! Irre, oder?“ „Wir?“ „Ja, wir alle, nur Tayson nicht. Aber meine Brüder und ich und das Lianermädchen. Angeblich gibt es Sieben, die von den Geistern erwählt wurden. Und wir werden Khad-Arza retten – wenn die Schatten kommen.“ Zoras sah sie an und räusperte sich, ehe er sie von oben bis unten musterte. „Hast du was geraucht?!“ „Was, nein! Das hat doch die Seherin gesagt! Jetzt fällt mir das erst wieder ein, sie hat von Schicksal gesprochen. Vielleicht hatte sie was geraucht, sie verliert auch andauernd ihr Gedächtnis. Sie behauptet, sie käme aus Fann, aber sie ist blond und sieht überhaupt nicht aus wie eine Südländerin!“ Er zuckte unmerklich, während sie weiter redete und er sie ignorierte. Schicksal... davon hatte er auch einiges gehört. Allerdings nicht von einer blonden Fannerin. Er wusste nicht, wieso ihm ein Schauer über den Rücken lief, als er an das Land Fann dachte, das im Südosten des Zentralreiches lag, viel zu dicht an Ela-Ri. Fann war ein Land der Mysterien und der Bosheit, ein Land, das fast nur aus Wüste bestand und in das niemand freiwillig reisen würde. Eine Kette von hohen, spitzen Bergen teilte das Land in der Mitte in Ost- und Westfann. Westfann war ein Teil des Zentrums und an sich schon gruselig genug... in das Land hinter dem Sul-Mirr-Gebirge ging niemals ein Mensch, der auch zurückkehrte. Ostfann war schon seit Ewigkeiten ein gefährliches Bindeglied zwischen dem Ostreich und dem Zentrum... ein Ort, den man zum Sterben aufsuchte, wenn es sein musste. Die Geister kicherten in seinem Kopf, als er das junge Mädchen abermals anstarrte, das noch immer redete, obwohl er ihre Stimme nicht mehr hören konnte. „Fürchtest du dich vor den Schatten aus dem Osten, Zoras...? Die Schatten hinter dem Sand, die dein Schicksal besiegeln werden... Seelenfänger.“ Er zischte und schüttelte den Kopf, um die nervenden Stimmen zu verjagen – damit riss er Neisas Aufmerksamkeit wieder auf sich und sie unterbrach ihren Redeschwall. „Was ist?“ „Die Geister sagen Dinge... die ich nicht verstehen kann. Das ist alles, aber es nervt tierisch.“ „Denkst du, es ist wahr, was die Seherin aus Fann gesagt hat?“ „Klar. Dich und deine Brüder zur Rettung der Welt auszuwählen wäre auch meine erste Idee gewesen. Vor allem Karana.“ „Karana hat ein gutes Herz... irgendwo.“ „Tief vergraben vielleicht, der würde die Welt eher unterwerfen als retten.“ „Du würdest sie eher vernichten, bist du da besser?“ „Das habe ich ja auch nie behauptet.“ Er linste sie an. „Hast du nicht neulich noch behauptet, ich hätte ein gutes Herz?“ Sie schwieg eine Weile – als sie das Gesicht wieder zu ihm wandte, grollte der Himmel. In ihren verschiedenfarbigen Augen lag eine für ihr zartes Alter unnatürliche Weitsicht, als sie eine Hand hob und damit seine schwarzen Haare aus seinem Gesicht zu streichen versuchte. Von ihrem Blick irritiert vergaß er, ihre Hand wegzuschlagen, und ließ sie gewähren, als sie näher rückte und ihr Gesicht plötzlich so dicht an seinem war, dass er ihren warmen Atem auf seinen Lippen spüren konnte. Unwillkürlich schauderte ob eines eigenartig erhitzten Gefühls, als er sie fassungslos über diese Offensive und die Eindeutigkeit ihrer Gestik anstarrte. Verdammt, so schaute doch keine schüchterne Jungfrau... er war von den Worten, die sie dann sprach, noch verblüffter. „Du hast deinen Weg doch bereits gewählt... Zoras.“, wisperte sie kaum hörbar und zitterte, während ihre Iriden unruhig in ihren Augen hin und her glitten, als wüsste sie nicht, wohin sie sehen sollte. „Ich sehe... dich... und die Schatten, in die du fällst...“ „Was redest du da...?“, murmelte er benommen von ihrem Anblick und von der unerwarteten Nähe, ehe er schauderte und sah, wie sie distanziert lächelte. „Ich sehe... Schicksal in deinen Augen, Zoras... und die Furcht davor, es anzunehmen...“ „Ich habe keine Furcht, Neisa!“, empörte er sich und kämpfte gegen den in seinen Augen doch eher unnatürlichen Trieb in seinem Inneren, sie einfach zu packen, gegen die Felswand zu rammen und sie zu küssen... wenn sie noch einen Zoll näher kam, würde er es tun. Zischend versuchte er, rückwärts zu kriechen, aber hinter ihm war bereits die Wand, so warnte er sie nur im Inneren, jetzt ja ihre Grenze zu finden. Sie war noch ein Mädchen... sie hatte noch nicht das Blutritual durchlebt, das sie zur erwachsenen Frau machen würde. Er hatte keinerlei Recht, sie anzurühren, ganz davon abgesehen, dass er normalerweise kein Bedürfnis hatte, etwas derartiges zu tun – solange ihn nicht jemand auf eine so dermaßen betörende Weise anstarrte, dass er beinahe gestöhnt hätte. Er konnte sich beherrschen... das hier war Neisa. Er begehrte sie nicht, in keinster Weise, er ehrte sie nur. Er ehrte sie, weil er sich an sie gebunden fühlte, wenn er sie traf... weil sie die einzige war, die das schwarze Loch in seiner Seele zu schrumpfen wusste. Sie war eine geschickte Heilerin... Er schauderte, als sie ihren Blick wieder auf sein Gesicht richtete und dann unruhig die Augen weitete. Ihr Blick machte ihn nervös und er zog zischend die Luft ein, als sie sprach und er ihren warmen Atem auf seinem Gesicht spüren konnte. „Mit Feuer und Schatten... wird das Bündnis der Drei Welten zerbrechen, hat die Seherin gesagt... und Tharr wird in die Dunkelheit fallen. Ich... fürchte mich davor, Zoras...“ Er schloss die Augen, um sich von ihrem Anblick loszureißen, ehe er leise seufzte und seine Hand hob. „Ich kann... im Dunkeln hervorragend sehen, Neisa. Hab... keine Angst.“ Dann hob er seine Hand noch ein Stück und berührte ganz sachte ihre weiche, kühle Wange. In dem Moment, in dem er sie berührte, kamen die Bilder der Himmelsgeister. Er hatte erwartet, dass es sich komisch anfühlen würde... er hatte eine Flut an Emotionen erwartet, weil sie ihn so betörend angestarrt hatte und auf so eine verbotene Weise viel zu dicht vor ihm hockte – aber nicht, dass die Geister ihn plötzlich bei der so flüchtigen Berührung mit Visionen überhäufen würden. Er sah den Schatten, der aus dem Osten kam, und die Geister zischten in seinem Kopf auf einer bedrohlichen, fremdartigen Sprache, die er nicht verstand. Aus dem schwarzen Himmel krachte ein gewaltiger Blitz in die Haut der Mutter Erde und setzte sie in Flammen. Und er stand mitten im Kreis der tanzenden, dämonischen Flammen und spürte das schmerzhafte Brennen seiner Haut, als wäre es nicht nur eine Vision; die Geister lachten höhnisch. „Dein Schicksal, Zoras... geht in den Schatten. Und im Zeichen des Sandes wirst du sein, zu was du geboren wurdest.“ Und was soll das sein?, fragte er die Geister innerlich, während sie kicherten und die Flammen vom Schatten verschluckt wurden, der sich mit den Schwingen des schwarzen Todesvogels über ihn legte. Er hörte die so vertraute, gruselige und doch angenehme Stimme des Vogelgeistes, der ihm seine Dienste angeboten hatte in Kamien. „Deine Seele wird unser sein... so ist der Pakt, Seelenfänger. Und aus dem Schatten werden die Windgeister... dir Yamirs Hellebarde bringen.“ Das hatte er schon mal gehört. Das hatte Sagal gesagt... Was ist das für ein Ding, von dem ihr sprecht, Geister? Antwortet! „Die Antworten kommen dann, wenn du aufhörst, sie zu suchen...“, kicherte der Vogelgeist in seinem Kopf und Zoras zischte verärgert. Er rief nach dem Vogel, der antwortete ihm aber nicht mehr. „Zum Himmelsdonner mit den launischen Biestern, die nur dann sprechen, wenn sie wollen!“, fluchte Zoras ungehalten und stieß mit Gewalt die Flammen von sich weg, die nach ihm angelten, und in dem Moment, in dem er vor sich das erschrockene Japsen einer jungen Frau hörte, sah er vor sich im Schatten für den Bruchteil eines Moments das bleiche Gesicht einer Frau, die ihn anstarrte und ihre blauen Augen direkt in seine heftete; die Geister wisperten wieder in seinem Kopf, als das Bild längst verschwunden war. „Sieh mich an... Liebster.“ Er schnappte panisch nach Luft, im nächsten Moment fing er sich plötzlich eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Als er wieder klar denken konnte und sowohl die Flammen als auch die Geister verschwunden waren, war er wieder in der kleinen Felsnische irgendwo im Hochland – bei ihm saß Neisa, die eine kleine Platzwunde an der Seite ihres Kopfes hatte und ihn empört anstarrte. „Bist du noch bei Sinnen, mich gegen die Felswand zu stoßen, als wäre ich ein Tier, das du erlegen willst?!“, keifte sie schon und er starrte sie noch verblüfft an, nicht begreifend, was eigentlich los war. Moment, Liebster? Das hatte aber nicht sie gesagt... verwirrt rieb er sich die Wange und verengte dann die dämonischen Augen zu schmalen Schlitzen. „Bist du noch bei Sinnen?“, blaffte er sie ratlos an und sie zischte. Verblüffender Weise war ihre Stimme nicht mehr zornig, sondern ernst, als sie wieder sprach – der eigenartig betörende Blick war aus ihrem Gesicht verschwunden. „Die Geister haben mit dir gesprochen... oder? Du hast angefangen, zu reden, ich wusste nicht, worum es ging... dann hast du mich zurück gestoßen und ich dachte, ich reiße dich aus dem Strudel, bevor sie dich verschlucken... die Geister.“ Er sah sie nur dumm an. Er hatte was? „Ähm.“, war alles, was ihm dazu einfiel, und sie strich sich die blonden Haare aus dem Gesicht und fuhr sich mit der Hand über die kleine Platzwunde, um sie zu heilen. Nicht mehr als eine Handbewegung kostete es sie, und weg war die Wunde, als wäre da nie eine gewesen. „Ja, von besonders großer Intelligenz zeugt das jetzt aber nicht. Karana und du, ihr habt euch wohl in all den Jahren nach und nach gegenseitig das Gehirn heraus geprügelt. Das ist jämmerlich. Sei besser froh, dass ich dir vergebe und meinem Vater nicht berichten werde, dass du mich verletzt hast.“ Sie zeigte nur ganz kurz ein dämonisches Grinsen, das ihm nicht entging, während sie sich mühsam in der engen Spalte erhob und über ihn hinweg hinaus kletterte, „Er würde sonst noch etwas Falsches denken. Steh auf! Der Regen hat aufgehört.“ Er zwang sich, sie nicht genauer anzusehen, während sie so über ihn kletterte und sich dabei neben ihm am Felsen abstützte, und als sie draußen war, schnappte er nach Luft und war noch zu benommen von der Vision und der vorangegangenen, eigenartigen Situation mit einer Neisa, die er nicht gekannt hatte bisher, dass er etwas brauchte, ehe er auch aufstand und die Felsspalte verließ. Eigentlich hatte er statt neuer Antworten nur neue Rätsel bekommen. ___________________________ Ähm, blubb xD Zoras und Neisa... herzen xD früh, ja, aber es ist ja nicht so einfach wie es aussieht XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)