Handelsposten von Karopapier ================================================================================ Kapitel 1: Die Bäuerin und der Fremde - Schreiberlienes Handelsgeschichte ------------------------------------------------------------------------- Es war einmal eine Frau, die lebte zusammen mit ihrem Sohn auf einem kleinen Bauernhof fernab von der Zivilisation. Der Junge war sieben und sehr fleißig, er half seiner Mutter beim Füttern der Hühner, beim Kochen des Essens, ja bei so ziemlich allem, was ihm in seinem Alter nicht zu schwer war, half er ihr. Die Frau jedoch war eine geschickte Hausfrau, die sich auf das Planen und Einteilen und Sparen so gut verstand, dass die zwei auf ihrem Hof selbst in Notzeiten nie Hunger oder Kälte fürchten mussten. Eines Tages kam ein Mann zu ihnen und bat um Unterschlupf. Es war eine kalte Nacht, also bat die Frau den Fremden herein und lud ihn ein, mit ihnen zusammen zu Abend zu essen. Aus Gastfreundschaft und weil es der Tag des Herrn war, schlachtete die Frau ein Huhn und bereitete es festlich zu. Als sie das Mahl auf den Tisch stellte und bereits die Hände falten wollte, um das Tischgebet zu sprechen, erhob der Mann das Wort. "Wie kommt es", fragte er, "dass ihr Fleisch esst? Ich bin ein Menschenfresser und habe gesagt bekommen, dass euresgleichen Menschenfleisch zu essen strikt ablehnen, und so habe ich mich aus Respekt vor den Traditionen hier zurückgehalten. Aber wo ich auch hinkomme, überall essen die Menschen Tiere. Warum?" "Der Mensch", entgegnete die Frau, "ist nun einmal Fleischfresser, und man darf keine Menschen töten, weil der Mensch das höchste aller Wesen ist. Er ist das Ebenbild Gottes und darf demnach nicht getötet werden." "Wenn er aber doch nur das Ebenbild Gottes ist und nicht Gott selbst, so bestünde doch kein Grund, ihn nicht zu töten, Tiere aber wohl- Ich würde nie wagen, ein großes Kunstwerk zu zerstören, wohl aber die Kopie, und sei sie noch so gut." "Wir können aber ohne Fleisch nicht überleben", erwiderte die Frau. "Wir brauchen das Fleisch in den kalten Wintermonaten." "Aber in den kalten Wintermonaten habt ihr euren Kartoffelvorrat. Als der Junge mich durch das Haus zu meinem Nachtlager führte, habe ich ihn gesehen. Diese Menge Kartoffeln reicht für zwei Personen schon alleine sehr gut aus, auch ohne Fleisch, um selbst den härtesten Winter zu überleben. Warum quält ihr dann Tiere und tötet sie?" "Wir quälen unsere Tiere nicht", antwortete die Frau, empört über die Unterstellung. "Sie haben ein weitläufiges Gelände, in dem sie sich frei bewegen können, sie bekommen gutes Futter soviel sie fressen können und nie verdorbene Küchenabfälle. Wir lassen sie nie dursten, selbst in den heißen Sommermonaten, und töten sie schnell, damit sie nicht leiden. Ich kann an dieser Art zu leben nichts Schlechtes erkennen." Der Menschenfresser überlegte kurz, nickte dann und sagte: "Das kann ich verstehen. Das ist einleuchtend." Dann aß er seinen Teller leer, zog seine Pistole, schoss dem Jungen in den Kopf, steckte seinen Leichnam vor den Augen der schockierten und verzweifelten Mutter in seinen Sack und zog von dannen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)