Battle for Paradise von Alaiya (Special - Digimon Alpha Generation Movie 01) ================================================================================ Kapitel 06: Encode ------------------ Die Gruppe hatte in einem der kleinen halb offenen Wartegebäude am Hafen Schutz vor dem Regen gesucht. Sie alle waren komplett durchnässt und die Digimon waren erschöpft. „Was ist passiert?“, fragte Shuichon, die ihre Zöpfe gelöst hatte und versuchte ihre Haare durch Rubbeln mit einem nicht wirklich weniger nassem Handtuch ein wenig zu trocknen. Mei beschloss erneut sich zu schütteln, um denselben Effekt zu erreichen und besprühte damit die kleine Gruppe erneut gleichmäßig mit nach Hund riechendem Regenwasser. „Ich weiß es nicht genau“, erwiderte Denrei, der sich auf dem Boden niedergelassen hatte und sein T-Shirt auswrang. „Ich hab einen Stream am Strand gesehen, eine Digital Zone ist entstanden und ich bin nachsehen gegangen.“ „Sehr klug, ohne Digimon“, kommentierte Gazimon, das versuchte sich sein Fell trocken lecken. „Es war seltsam“, murmelte Denrei, ohne darauf einzugehen. „Anders als normal. In der Zone war eine Art... Loch.“ „Ein Loch?“, echote Takato. Der andere Junge nickte. „Ich kann es nicht anders beschreiben. Es war ein in der Luft schwebendes Loch.“ „Und Aero V-dramon ist aus dem Loch rausgekommen?“, vermutete Shoji. Erneut nickte Denrei. „Ja.“ Nun meldete sich Kai zu Wort, der zuvor gegen die Wand des Betongebäudes gelehnt hatte. „Ich bin ja kein Spezialist“, meinte er. „Aber irgendwas stimmte mit diesem Digimon nicht, oder?“ Einstimmig nickten die vier Tamer. „Es war gruselig“, murmelte Minami. „Weißt du sonst noch was?“, fragte Takato schließlich. Denrei überlegte. Dann fiel ihm etwas ein. „Naja, nur einen Moment bevor der Stream zu sehen war, habe ich eine weitere von diesen Kettenmails bekommen. Aber das... Das kann doch nichts mit den Digimon zu tun haben, oder?“ Takato rieb sich das Kinn. „Vielleicht...“ Er schwieg und starrte auf den Boden vor sich, sich nicht dessen bewusst, dass die Blicke der anderen allesamt auf ihn gerichtet waren. „Es muss einen Grund, warum dieses Digimon jetzt und hier aufgetaucht ist“, murmelte er. „Wieso nicht in Tokyo...?“ „Vielleicht können wir herausfinden, woher diese Kettenmail überhaupt kam“, schlug Shoji schließlich vor. „Oder wir könnten Yamaki-san drum bitten“, meinte Shuichon. Takato nickte. „Wahrscheinlich sollten wir das tun.“ Sofort hatte das Mädchen ihr Handy in der Hand, seufzte aber dann. „Hmm?“, fragte Lopmon. „Was ist los, Shuichon?“ „Der Akku hat sich entladen“, erwiderte sie. „Wenn es nicht kaputt ist...“ Sie seufzte noch einmal. „Dabei hatte ich eine Schutzhülle gekauft.“ Für einen Moment herrschte Schweigen in der Gruppe. „Mein Handy liegt noch bei euch zu Hause, Kai“, meinte Denrei und zuckte mit den Schultern. Erneutes Schweigen, ehe sich Kai mit einem Blick in den Regel äußerte: „Nun, viel nasser können wir eh nicht werden, oder? Zuhause haben wir wenigstens trockene Kleidung zum wechseln.“ „Und ein heißes Bad“, fügte Shoji hinzu und fröstelte. Begeistert schien niemand von der Idee, auch wenn der Regen nicht einmal kalt war. Aber beinahe schweigend kamen sie allesamt zu dem Beschluss, dass es sowohl in Bezug auf ihre Fragen, aber auch ihrer Gesundheit, das klügste war. Mei folgte ihnen brav, als sie halb laufend den Weg zurück zum Haus antragen und einzig Gazimon blieb im Schutz der Betonhütte stehen. Es ließ die Schultern senken. „Na toll“, grummelte es und folgte den anderen widerwillig durch den Regen. Eine halbe Stunde später waren sie abgetrocknet und hatten trockene Kleidung an. Zumindest die Jungen, denn sie hatten den Mädchen den Vortritt gelassen, als es um die Badewanne ging, so dass Minami und Shuichon nun im Bad waren. Mei lag zufrieden und noch immer etwas feucht nahe der Veranda, während Gazimon immer noch in einer Ecke schmollte. „Wirklich“, murmelte Shoji. „In der Digiwelt hat dich das Wasser auch nicht gestört.“ „In der Digiwelt ist das Wasser auch nicht nass“, erwiderte das Digimon und versuchte weiterhin sich sein Fell trocken zu lecken, wobei es die beiden Reptiliendigimon, die sehr leicht wieder trocken geworden waren, neidisch betrachtete. Sein Partner zuckte mit den Schultern. Aus der kleinen Küche drang der Geruch von gebratenen Fisch zu ihnen, da Wataru bereits da war und seinen Fang mitgebracht hatte. Derweil richteten sich nun alle Augen wieder auf Takato, der mit seinem Handy in der Hand gegen die Wand lehnte und darauf wartete, dass er Verbindung mit Tokyo bekam. Schließlich konnten die anderen an seinem Gesicht erkennen, dass jemand drangegangen war. „Eh? Ryou-kun? - Ach so.“ Die beiden anderen Tamer rückten näher, während Kai seinem Großvater in der Küche half. Der Junge stellte sein Handy lauter, so dass auch Denrei und Shoji mithören konnten. „Was ist, Takato?“, hörten sie die unbesorgte Stimme Ryous. „Ich dachte du bist auf Okinawa.“ „Ja, ja, sind wir auch“, erwiderte Takato schnell. „Wir haben nur ein kleines Problem. Könnt ihr herausfinden, woher diese Kettenmail kommt, die seit einigen Tagen herumgeht?“ „Eh, wieso?“, fragte der junge Mann am anderen Ende der Leitung und klang nicht besonders motiviert. „Hier ist ein Digimon aufgetaucht!“, antwortete Takato, schaffte es aber nicht dadurch Interesse zu wecken. „Und?“ Ungeduldig riss Denrei dem gleichaltrigen das Handy aus der Hand. „Das Digimon ist aufgetaucht, nachdem ich eine von diesen Kettenmails bekomme.“ „Denrei-kun?“, fragte Ryou überrascht. Dann seufzte er. „Und? Das ist wahrscheinlich nicht mehr als nur ein Zufall.“ „Aber es war kein normales Digimon“, widersprach Denrei. „Es war seltsam. Als wäre es irgendwie beschädigt.“ „Beschädigt?“ Der junge Mann klang verwirrt. „Aber was sollte diese Kettenmail damit zu tun haben? Ich mein...“ Da erklang eine weitere Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ryou!“ Alle drei Jungs in Okinawa erkannten Rukis Stimme, die alles andere als zufrieden mit ihrem Freund klang. Ein Knacken erklang. Offenbar hatte Ryou das Telefon zur Seite gelegt und auch die Stimmen klangen leiser. „Was?“, fragte Ryou. „Ist es nicht irgendwie dein Job solchen Anomalien auf den Grund zu gehen?“ Ruki. „Aber wer sagt denn, dass es überhaupt eine Anomalie ist?“, erwiderte ihr Freund. „Nun, wenn der Junge sagt, dass Digimon wäre irgendwie beschädigt, war es sicher nicht normal.“ „Vielleicht hat er sich auch geirrt.“ „Dann würde Takato uns nicht anrufen.“ Das Mädchen klang wirklich genervt. „Naja...“, begann Ryou, wirkte aber resignierend. „Ryou!“ Ein Seufzen, laut genug, dass sie es hörten. „Ja.“ Der Hörer wurde wieder aufgenommen und Ruki war nun zu hören. „Wir werden sehen, dass wir uns darum kümmern. Wir melden uns, sobald wir Ergebnisse haben.“ „Danke, Ruki“, erwiderte Takato, der mittlerweile sein Handy wieder an sich genommen hatte. „Vielleicht hat Ryou Recht, und es ist wirklich nur ein Zufall, aber wir...“ „Macht euch keine Sorgen“, antwortete das Mädchen und noch immer war etwas Wut aus ihrer Stimme zu hören. „Ich werde Yamaki-san Bescheid sagen. Wir werden der Sache schon auf den Grund gehen.“ „Danke“, murmelte Takato noch einmal und sah die beiden anderen Jungen an. Zumindest in einer Sache waren sie sich stumm einig: Sie waren allesamt froh, nicht in Ryous Haut zu stecken. Später – es war bereits Abend – saß die kleine Gruppe um den Tisch. Noch immer regnete es draußen und eine kühle Brise wehte ab und an zwischen den Rollladen zu ihnen. Wataru Urazoe saß vor der mittleren Jalousie, die er ein Stück geöffnete hatte, und spielte, wie eigentlich jeden Abend auf seiner Sanshin, während Minami versuchte Shuichon beizubringen, wie man Hanafuda spielte, was zumindest Lopmon und Dracomon interessiert beobachteten. Jedoch war die Atmosphäre bei weitem nicht so entspannt, wie an den Abenden bisher. Sie warteten allesamt darauf, dass ein Anruf kam, dass sie Antworten bekamen, und sie alle – nun, alle bis auf Wataru und Mei, der hinter dem Rücken des alten Mannes lag, zumindest – quälten dieselben Fragen: Was war das für ein Digimon gewesen? War es wirklich aus der normalen Digiwelt gekommen und war es Zufall gewesen, wie es aufgetaucht war? Würde so etwas wieder passieren? Als das Klingeln eines Handys ertönte, sahen alle erwartungsvoll zu Takato, doch stattdessen war es Minami, die ihr Mobiltelefon aus ihrer Tasche fischte und sich mit einer angedeuteten Verbeugung entschuldigte, ehe sie in den Flur ging. Leise hörten sie ihre Stimme. „Ja? - O-too-san? - Ich bin noch bei Kai-san. - Tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe. - Entschuldige bitte. - O-too-san, ich werde bei Kai-san übernachten. - Nein, es ist alles in Ordnung.“ So ging es noch eine Weile, ehe sie zurück zu ihnen kam. „Dein Vater?“, fragte Shuichon. Das andere Mädchen nickte. „Er hat sich Sorgen gemacht.“ Die jüngere sah auf die Uhr. „Kein Wunder.“ „Ich habe ihm gesagt, dass ich hier übernachte“, erwiderte Minami. „Wieso, Minami-chan?“, fragte Takato. „Ich will wissen, ob noch ein weiteres Digimon auftaucht“, antwortete die Gefragte. Denrei, der erneut mit seinem Nintendo DS spielte, sah auf. „Aber selbst wenn“, begann er, den warnenden Blick von Shuichon nicht bemerkend. „Ich mein, du hast kein Digimon.“ Das Mädchen verkrampfte sich und sah auf ihre Hände. „Trotzdem“, erwiderte sie dann halblaut. „Ich will wissen, was hier vor sich geht. Ich will...“ Sie brach ab. Die anderen wechselten Blicke. „Wie feinfühlig“, kommentierte Lopmon. „Naja“, meinte Kai. „Es dauert wahrscheinlich noch etwas, ehe wir was von Takatos Freunden aus Tokyo hören. Bis dahin können wir noch ein wenig die Zeit vertreiben.“ Er stand auf und holte eine Packung anderer Karten aus einem Regal. „Also macht nicht so trübe Gesichter. Smile, smile!“ Er grinste und mit einem Seufzen versuchten auch die anderen sich zu entspannen. Doch wirklich ausgelassen, war niemand an diesem Abend und ein klammes Gefühl hatte sich über sie gesenkt, als sie sich später in der Nacht auf ihre Futons legten, um zu schlafen. ★☆★☆★☆★☆★☆★☆★ Anmerkung: *Hanafuda: Hanafuda ist ein japanisches Kartenspiel, mit dem man verschiedene Spiele spielen kann (ähnlich wie bei uns mit Skat). Das vorkommen hier, ist eine kleine Anspielung auf den Film Summer Wars. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)