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Elementary Light & Darkness

Trilogie - Staffel 2
von

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Dunkelheit

Kapitel 20 ~ Dunkelheit
 

~ Feye Coldfire ~


 

Oma und Hailey brachen in Panik aus als Dad an der Hausmauer und mit Schmerzen in der Brust zusammenbrach. Es war zweifellos wieder was am Herzen und wir wussten alle, dass die Zeit abgelaufen war. Während Hailey konstant seinen Puls untersuchte, rief Oma einen Krankenwagen. Durch den Tumult und die vielen Verletzten auf dem Fest war es ziemlich schwer überhaupt einen zu bekommen. Sämtliche Rettungsteams befanden sich wohl schon auf dem Weg dorthin.

Es kam uns vor wie Stunden, bis die Ärzte eintrafen.

Hailey versuchte ruhig zu bleiben, zwar nur mit mäßigem Erfolg, doch konnte sie den Ärzten mit Angaben zu seinem Zustand helfen. Sie begannen noch auf der Straße damit seinen Herzschlag wieder zu stabilisieren. Während dessen standen Oma und ich hilflos daneben.

Oma hatte die Hände immernoch auf ihrem Gesicht liegen und weinte hysterisch. Für mich war es auch schwer, doch ich wollte stark für sie sein und nahm sie in die Arme. Es konnte nicht jetzt schon zu Ende sein für ihn. Doch nicht gerade heute, wo eh schon alles ins Chaos zu verfallen schien.

„Er ist halbwegs stabil genug, wir bringen ihn ins Krankenhaus“, sagte einer der Notärzte und seine Helfer nahmen ihn mit in den Krankenwagen. Einer sollte mitfahren und wir beschlossen, dass es für Oma das Beste wäre, denn sie stand unter enormen Druck und drohte einen kompletten Nervenzusammenbruch zu erleiden. Das wäre pures Gift für ihre Schwangerschaft. Deshalb wurde auch sie mitgenommen.

Hailey und ich folgten ihnen zu Fuß. Sie kämpfte mit ihren Tränen. „Sollte ich nicht vielleicht zurück und Opa bescheid sagen?“ „Nein, wir rufen ihn dann auf dem Handy an. Ich denke er wird mit den Dämonen genug Beschäftigung haben“, antwortete sie gehetzt und lief noch schneller. Ich ahnte bereits, wie dieser Tag enden würde... Ich ahnte, dass Dad uns verlassen würde und ich ahnte, dass noch jemand heute sterben müsste. Ja, entweder Luzifer oder ich... Und egal wie es endete, dies wäre mein letzter Tag auf der Erde. Es tat weh dies zu denken, doch ich wusste wie real es war und ich wusste auch seit Jahren, dass dieser Tag kommen würde. Es war Luzifers letzter Schlag um Sacred Feye aus mir heraus zu locken. Sicherlich würde er nicht gegen mich kämpfen wollen, nur gegen das, was in mir steckte. Ich wollte es ihm nicht leicht machen.

Langsam schien ich zu begreifen wie meine Kräfte funktionierten. Und ich wollte sie nicht zur Zerstörung nutzen, sondern um meine Familie zu retten. Heute müsste ich ihn enttäuschen, denn auf Sacred Feye müsste er etwas warten. Vorher muss er an mir vorbei.

Außer Atem kamen Hailey und ich endlich im Krankenhaus an. Lange suchen mussten wir nicht. Es war ihr Arbeitsplatz. Die verschiedenen Korridore, Zimmer und Behandlungsräume kannte sie wie ihre Westentasche. Mit sicheren aber verzweifelten Schritten ging Hailey voran und führte uns hinunter, wo die Zimmer für Notfälle waren. Es gab so viele Verletzte, dass alle hektisch herumliefen. Auf den Bänken saßen einige weinende Menschen, die um ihre Geliebten bangten. Unter diesen Leuten fanden wir auch Oma.

Sie saß kreidebleich auf einer der Bänke. Wir hechteten sofort zu ihr und Hailey fragte sie, ob sie etwas für sie tun könnte, doch sie schüttelte nur ruhig den Kopf.

Ich hoffte die Ärzte würden nicht so lange brauchen um ihn wieder einigermaßen aufzupäppeln, denn ich hatte nicht mehr viel Zeit. Ich musste zurück zu den kämpfenden Assistants und sie unterstützen. Ich musste es zu Ende bringen und für die Erlösung kämpfen.

Wieder dauerte es gefühlte drei Stunden, doch in Wahrheit verlegten sie Dad schon nach zwanzig Minuten auf ein externes Zimmer der Intensivstation. Sie erlaubten uns zu ihm zu gehen, doch kurz vor der Zimmertüre hielt ich Oma und Hailey auf.

„Lasst ihr... Lasst ihr mich zu erst rein gehen? Ich muss dringend mit ihm reden.“ „Aber Feye, was gibt es denn jetzt dringendes was wir beide nicht hören dürfen?“, fragte Hailey entsetzt. „Es ist einfach so... Ich brauche nicht lange.“ Entschlossen ließ ich die beiden stehen und trat langsam und ruhig zu ihm ins Krankenzimmer. Der Anblick der vielen Geräte die an ihm angeschlossen waren, war schrecklich. Er war wach und sah erstaunlich gelassen aus.

Ohne Worte setzte ich mich neben ihn an den Bettrand: „Tut es weh?“ „Nicht mehr so...“ „Hast du Angst?“ „Nein... Ich habe keine Angst. Es ist schließlich nur Lumen, die mich holen kommt“, sagte er mit schwacher Stimme und keuchte etwas als er versuchte zu lachen.

„Du bist sehr tapfer, Dad. Spürst du auch, dass dies der letzte Tag hier ist? Unser beider letzter Tag...“ „Ich weiß, meine Kleine. Ich weiß...“

Ich legte meine Hand auf seine und spürte wie meine Tränen in den Augen brannten: „Die Zeit hier bei euch war wundervoll. Du warst immer gut zu mir und ich fühlte mich, als wärst du wirklich mein Dad. Auch wenn er in meiner Zeit gestorben ist. Danke, dass du mir ein Stück Familie zurück gegeben hast. Das bedeutet mir sehr viel.“ „Ich hab es gerne getan... Auch wenn ich eigentlich viel zu jung für diese Rolle war.“ „Dad, egal wo ich bin, du wirst in meinem Herz bleiben... Ich werde dich nicht vergessen. Ob ich den Tag überlebe weiß ich noch nicht und selbst wenn ich ihn überlebe, so kann ich trotzdem nicht hier bleiben. Ich muss meine Rolle einnehmen, die Gott meinem eigentlichen Ich einst gab. Oder ich sterbe durch Luzifer's Hand.“ „Luzifer... Feye, bevor wir uns verabschieden... Was war in den letzten Jahren mit dir los? Was hat dich so verzweifeln lassen?“

Ob es seinem Leben ein früheres Ende bereiten würde, wenn ich ihm die Wahrheit sagte? Es war zu Ende und ich wollte ihn nicht mit dieser Frage gehen lassen. Sie hatte ihn lange genug beschäftigt.

„Ja, ich bin seit Jahren verzweifelt... Und es wurde in letzter Zeit immer schlimmer. Dad, der Grund, warum ich nie einen Freund hatte, nie wirklich einen Jungen mit nach Hause brachte ist... Der Grund ist Luzifer, weil ich mit ihm schlafe und ihn liebe.“

Dad riss für einen kurzen Moment seine Augen auf und blickte mich schockiert an, doch ich unterbrach ihn als er etwas sagen wollte. „Ich weiß, dass es falsch ist und dass es mein größter Fehler war. Ich liebe und hasse diesen Mann zugleich. Aber so oft ich schon versucht habe ihn aus meinem Kopf zu bekommen, so oft bin ich auch gescheitert.“

Kraftlos ergriff er meine Hand und lächelte: „Ein liebendes Herz lässt sich auch nicht so einfach sagen was es zu tun hat, Dummkopf. Du hast dir einen schwierigen Weg herausgesucht... Aber nach alldem was passiert ist... Dieser ganze Kram über Engel und so... Scheint es fast, als wäre er für dich bestimmt.“ „Ich weiß nicht wie es endet, Dad. Aber ich hoffe du hast Recht und ich kann unsere Familie und Freunde endlich von der Angst und Dunkelheit erlösen.“

„Du wirst es schaffen, du bist ein gutes Mädchen. Was wirst du jetzt tun?“ „Ich gehe jetzt noch kurz zu Jayden und entschuldige mich bei ihm für alles. Für die Gefühle, die ich versucht habe mir einzureden... Und dafür, dass ich wieder gescheitert bin wofür er büßen musste. Danach... Werde ich mich ihm stellen und hoffentlich den Kampf für uns entscheiden.“ „Ich kann mich nur wiederholen, du wirst es schaffen! Ich bleibe hier und denke nach, vielleicht kommt sie mich ja holen, vielleicht auch noch nicht.“

Ich erhob mich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Ich würde das Gefühl seiner Nähe niemals vergessen...

„Ich weiß nicht ob wir uns noch einmal sehen... Deswegen sage ich dir nicht Lebwohl, sondern viel Glück.“ „Danke, Dad.“

Oma und Hailey waren bestürzt als ich aus dem Zimmer rannte. Sie riefen mir hinterher, doch ich reagierte nicht auf sie. Auf Fragen hatte ich keine Lust und ich hatte eh so wenig Zeit. Doch für Jayden musste ich mir noch einen Moment nehmen. Es blieb zu hoffen, dass er selbst noch nicht auf das Fest gegangen war. Auf der Kreuzung zu seinem zu Hause kam er mir schon entgegen, was mich erleichterte. So bekam ich also doch noch die Chance mit ihm zu reden. „Feye, wieso läufst du hier herum? Bist du noch nicht auf dem Fest?“ „Jay! Es ist schrecklich, sie wurden angegriffen! Rick, Rachel, Jenn und deine Ma kämpfen! Bitte ruf die Anderen zu Hilfe, ja?“ „Wie!? Oh Gott...“ Mit leicht zitternden Händen holte er sein Handy aus der Hosentasche, doch ich ergriff seinen Arm, bevor er zum Anrufen ansetzen konnte.

„Was ist?“ „Wenn wir kämpfen gehen, werde ich keine Möglichkeit mehr bekommen mit dir alleine zu reden.“ „Was willst du mit mir reden?“, fragte er und konnte mir dabei nicht in die Augen blicken.

Ja, es war zu viel zwischen uns geschehen. Ich versuchte ihn zu lieben... Im Grunde war ich auch in ihn verliebt, doch die Gefühle für Luzifer bezwangen mich immer wieder.

„Ich muss mich bei dir entschuldigen. Das alles wäre dir nicht passiert, wenn ich nicht so verdammt dumm und kindisch gewesen wäre. Ich habe versucht mir Gefühle einzureden, die nicht stark genug waren um andere Gefühle zu überbieten. Ich hoffte meine Liebe zu ihm zu vergessen. Denke nicht, dass ich dich nur ausgenutzt habe, bitte. Ich mag dich wirklich gerne. Aber das was dir widerfahren ist... Nun, dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich hoffe nur, dass du dich von den Ereignissen irgendwan erholen wirst.“

Er schwieg mich einige Zeit lang an und schien wohl zu überlegen, ob er mich nun wörtlich zum Teufel schicken sollte oder nicht. Doch dann lächelte er. Es war kein Freudiges lächeln, sondern eher ein Klägliches.

„Mach dir keine Gedanken darüber. Ich werde es schon irgendwie überwinden. Immerhin habe ich auch eine tolle Familie die mir dabei helfen wird. Ich bin nicht mehr wütend auf dich, Feye. Wir haben viel miteinander erlebt, wir sind miteinander groß geworden. Aber sechzehn Jahre reichen eben noch nicht aus um Dummheiten zu vermeiden. Ich glaube man wird sie niemals vermeiden können, egal wie alt man ist. Was auch immer du jetzt tun wirst, lass dich nicht von dem Gedanken ablenken mir noch etwas schuldig zu sein.“

Dann kam er zu mir und nahm mich in die Arme. Nur kurz, denn dann löste ich mich von ihm und lief weiter um in den Kampf zu ziehen. Aus der Entfernung guckte ich noch einmal zurück und sah, wie er fleißig telefonierte. Der richtige Kampf hatte noch nicht begonnen. Die vielen Dämonen und Ela waren nur die Ankündigung... Luzifer wollte damit erreichen, dass ich wieder die Kontrolle verlieren würde, doch diesmal würde ich stark sein. Diesmal würde ich kämpfen...
 

Als Treffpunkt dachte ich mir etwas ganz Besonderes aus. Mein Geliebter und zugleich mein Freind sollte gebührend empfangen werden. Daher lief ich so schnell mich meine Füße tragen konnten zu der größten Brücke die die Stadt zu bieten hatte. Würde unser Kampf hier beginnen wären weniger Menschen betroffen... Die Wasser Assistants hätten mehr Vorteile.

Entschlossen umgriff ich meinen Stein. Nun gab es kein Zurück mehr. Ich versuchte mich zu entspannen und die Kraft, die der Stein mir gab, zu fühlen. Es fiel mir noch immer schwer, doch ich fühlte sie. Es war, als würde er sich mir endlich öffnen. Noch nie zuvor hatte ich es gespürt. Ich wusste endlich, dass ich die Kraft nutzen konnte.

Nach einem tiefen Atemzug öffnete ich meine Augen und ließ die Kraft durch meinen Körper strömen. Somit war es leicht die einzelnen Eisenträger hinauf zuspringen bis ich ganz oben angekommen war. Von dort blickte ich auf die Stadt und konnte sogar zum Festplatz gucken, an dem die Elemente aufeinander trafen. Ich sah kleinere Explosionen, Rauchwolken und aufgewirbelten Staub. Sie schienen sich gut zu halten gegen die Dämonen und Ela, doch die Zeit drängte. Sie würden nicht ewig durchhalten können, vor allem nicht in dieser Minderzahl. Ein kühler Wind zog auf und bereitete mir leichte Gänsehaut.

„Sieh an... Wie bist du denn hier herauf gekommen?“ „Da bist du ja. Ich wusste du würdest zu mir kommen. Gefällt dir der Ort, den ich auserwählt habe?“

Ich beachtete ihn nicht weiter sondern guckte mich zufrieden um. Ich benahm mich sehr selbstsicher um ihn zu verunsichern.

„Wo ist deine unschuldige kindliche Art geblieben, mein Schatz?“, fragte er und legte seine Arme um mich. Er ließ mein Herz schnell schlagen, doch ich versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Er sollte sich nicht überlegen fühlen. Er unterschätzte mich... „Ab heute kann ich kein Kind mehr sein. Ich werde wie eine Königin über dein Reich herrschen“, sagte ich lässig aber bestimmend. Nach der Vollendung dieses Satzes kicherte ich gespielt.

Er drehte mich und guckte mir in die Augen, ehe er mich küsste. Ich hätte am liebsten niemals damit aufgehört ihn zu küssen. Mein Wunsch wäre es endlose Stunden mit ihm zu verbringen, von ihm geliebt zu werden, ihn zu küssen und mit ihm zu schlafen. Danach würde ich wieder nach Hause gehen, wo Dad und Hailey glücklich miteinander herumalbern und einfach alles in Ordnung wäre. So wie es bisher immer war...

Doch heute würde sich mein Wunsch nicht erfüllen. Heute würde ich nicht nach Hause zurück kehren und Hailey würde alleine dort sitzen und trauern. Dad wäre nicht mehr da und könnte keine Scherze mehr mit ihr treiben. So unfair war dieses Leben.

„Warum musste es heute sein, Luzifer?“, fragte ich ihn, während ich ihn wieder anblickte. „Weil warten gefährlich werden kann. Ich muss gestehen, je mehr Tage ich verstreichen lasse, desto mehr Platz nimmst du in meinem Kopf ein. Du bist gefährlich... Ihr Beide seid gefährlich. Sacred Feye hat starke Kräfte und du... Du machst mich auf eine ganz andere Weise fertig. Ich will keine Gefühle mehr für jemanden haben.“ „Ich bin gefährlich, weil du mich wirklich zu lieben scheinst?“

Er drehte sich weg und blickte nun selbst über die Stadt.

„Je mehr ich dich liebe, desto schwieriger wird es für mich meinen Plan durchzuführen. Ich habe viele Jahrtausende darauf hingearbeitet, habe an meinen Plänen gesessen, habe trainiert, habe meine Anhänger trainiert und sie gelehrt, dass Gott, der liebevolle Vater nichts als ein egoistischer Drecksack ist. Ich muss dich und alle die du liebst auslöschen, damit ich weiter machen kann.“ „Du könntest es auch einfach endlich gut sein lassen!“

Nun drehte er sich wieder zu mir. Seine Augen wirkten wieder so traurig, gefüllt mit Enttäuschung. Irgendwas hatte ihn zutiefst verletzt.

„Ich kann es nicht auf sich beruhen lassen... Er ging mit uns um wie ein Kind mit seinem Spielzeug. Wenn Kinder etwas Neues, etwas Besseres finden, werfen sie die alten Spielsachen auf den Müll.“ „Was ist passiert, dass du so geworden bist?“, fragte ich leise und legte meine Hand auf seinen Arm.

„Damals gab es nur Gott und uns Engel. Da war er noch stolz auf seine Schöpfung und ich war stolz, dass er so viel Vertrauen in mich legte. Ich durfte praktisch als sein Stellvertreter über das Volk der Engel regieren. Ich war jung und eigentlich etwas überfordert damit. Ich musste meine Freunde oft vernachlässigen deswegen. Und doch gab es ab und zu noch die Momente in denen wir vier einfach wieder freie und junge Engel sein konnten, die Spaß hatten...“

Er atmete tief durch und lehnte sich gegen einen der Eisenträger, während ich einfach still stehen blieb und ihm zuhörte.

„Irgendwann aber gönnte er uns nichtmal mehr das. Er schickte alle weg... Lumen, Chamuel, und Sacred Feye hatten ihre eigenen Aufgaben. Ich war alleine und doch tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass er das zu unserem Besten tat. Doch ich irrte mich... Er schuf euch, die Menschen. Sein größter Stolz, sein neues Spielzeug. Die Engel wurden zu Dienern der Menschen. Wir sollten für sie sorgen. Er trennte uns und riss uns auseinander damit es den Menschen gut ginge. Chamuel, der für ihre Liebe sorgte, der inzwischen verschollen ist. Seine Kräfte wirken von alleine und werden nicht mehr direkt gebraucht. Menschen lieben einander, auch ohne sein Zutun. Zu Anfangszeiten mussten sie es noch lernen. Lumen, die ihr Schicksal bestimmte... Sacred Feye, die den Menschen Dunkelheit und Verzweiflung bringen sollte. Sie war dafür zuständig, dass Menschen traurige Erlebnisse hatte und für mich sah er vor, dass ich ihnen im Gegenzug das Licht bringen würde. Das Licht, damit sie glauben Gott hätte ihnen geholfen, damit sie glauben Gott wäre ihr Held und ihr Beschützer.“

Ich hörte die Abscheu aus seinen Worten heraus und konnte mir Gott gar nicht wirklich so vorstellen, wie er es beschrieben hatte. Luzifer redete viel, doch es waren Worte, die ich hören wollte. Fragen, auf die ich Antworten suchte. Endlich bekam ich meine Antworten...

„Und dann?“ „Dann habe ich dieses Spiel nicht mehr mitgespielt. Ich wollte, dass mein Volk seine Würde wieder zurück bekam. Öffentlich erhob ich mich gegen Gottes Wille und kämpfte für die Engel. Aber diese Bastarde wollten die Wahrheit nicht im Geringsten erkennen. Sie dienten den Menschen gern und beschimpften mich. Eisern haben sie zu ihrem tollen Herrn gehalten und werden bis heute nur benutzt. Danach war ich dann ganz alleine. Ich wollte nicht mehr dort bleiben, war wütend und verletzt. Ich fühlte mich von allem und jedem verraten. Weil ich eine neue Bleibe brauchte und mir eine Armee aufbauen wollte, bezog ich das Reich von Sacred Feye.“ „Aber ihr wart doch Freunde!“, warf ich schockiert ein und erinnerte mich an das, was er ihr angetan hatte.

Er lächelte: „Zu diesem Zeitpunkt ging ich nicht davon aus, dass irgendjemand noch zu mir halten würde. Ich dachte, sie würde genauso reagieren wie die Anderen.“ „Das hättest du doch nicht wissen können! Wenn du nur mit ihr geredet hättest...“ „Feye! Es hätte keinen Sinn gehabt. Was hätte es ihr gebracht sich mir anzuschließen? Ich tötete sie einfach, nachdem sie mir Reeza unfreiwillig geschenkt hatte.“ „Reeza ist zu gut für dein Vorhaben.“ „Ja, Reeza ist eine starke Frau. Wäre ich nicht so verdammt engstirnig würde ich ihr wohl mehr Liebe und Achtung schenken. Ich habe mir abgewöhnt Gefühle zu jemandem aufzubauen. Mit meiner Liebe zu meinem Volk und zu meinen Freunden wurde ich enttäuscht. Ich will keine Enttäuschung mehr, sondern Rache. Aber du Feye, du löst in mir den Drang aus wieder fühlen zu müssen... Und deswegen, muss ich daran etwas ändern.“ „Du handelst aus reinem Selbstschutz, weil du Angst hast wieder enttäuscht zu werden!? Dafür müssen so viele Menschen sterben!?“ „Ich nehme keine Rücksicht auf sie. Jeder tote Mensch ist wie ein Schlag in das Gesicht Gottes. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl.“

Ich sah seine Genugtuung in seinem Gesicht und wie er sich wohl gerade Gott vorstellte. Luzifers Ansicht war vielleicht nicht ganz verkehrt. Ich dachte immer er sei böse und stark, doch er war einfach nur ein gebrochener und enttäuschter Mann, der sich verkroch und versuchte sich vor weiteren ähnlichen Erfahrungen zu schützen.

„Jetzt kennst du meine kleine Wahrheit und leider zu viel über mich und meine Gefühle. Aber dennoch frage ich dich ein letztes mal: Schließt du dich mir an im Kampf gegen Gott, oder hast du das Bedürfnis an diesem warmen und sonnigen Tag zu sterben?“

Ich schreckte zurück und überlegte lange. Ich wäre zu gerne an seiner Seite, doch nicht im Kampf gegen Gott. Wenn er es doch zumindest einsehen würde...

„Ich werde nicht mit dir gegen Gott kämpfen. Vielleicht würdest du das alles anders betrachten, wenn du nur einsehen würdest, dass Gott euch alle liebt! Er liebt dich und auch die Engel genauso sehr wie die Menschen! Wahrscheinlich hat er euch Engeln mit diesen Aufgaben vertraut, weil er weiß, dass ihr starke Geschöpfe seid. Er wird das gemacht haben, gerade weil er wusste, dass es für solche Aufgaben niemand geeigneteres als die Engel gäbe weil sie so stark sind und und Menschen weit überlegen! Die Engel sind keine Diener der Menschen, sondern deren Beschützer!“

Er ballte die Faust und stieß ein leises Brummen von sich. Meine Worte wollte er so nicht hören. Ich sah schon, dass ich ihn nicht auf eine andere Meinung bringen konnte, also machte ich mich innerlich auf einen Kampf gefasst.

„Du willst also lieber sterben. Schade. Ich habe dich sehr geschätzt Feye, aber es bestätigt, dass Gefühle am Ende schmerzhaft und falsch sind.“ „Sind sie nicht! Ich liebe dich! Aber ich kämpfe nicht gegen Gott. Eher kämpfe ich gegen dich...“ „Oho! Du? Du willst gegen mich kämpfen und nicht der kleine Racheengel in dir? Sacred Feye, mein Schatz, wo bleibst du denn? Hast du denn nichts dazu zu sagen?“

Ich spürte wie mein Kopf hämmerte und ich spürte deutlich die Kraft von Sacred Feye. Natürlich versuchte sie die Kontrolle über mich zu bekommen. Doch ich war in diesem Moment zu stark um mich einnehmen zu lassen.

„Das Engelchen in mir hat gerade nichts zu melden! Wir beide! Leben oder Tod! Heute wird nur einer auf den Thron des Reiches der Dunkelheit und Elemente zurück kehren!“ „Wie tapfer du mir diese Kampfansage machst, das lässt dich sehr sexy wirken.“

Er machte sich über mich lustig, weil er dachte ich könnte meine Kräfte nicht einsetzen, doch diesmal hatte er sich getäuscht. Ich hob meine Hand und schoss ihm eine Energiekugel entgegen, der er selbstsicher auswich.

„Du überraschst mich immer wieder, haha!“ Doch auch er überraschte mich. Ich rechnete nicht damit dass er seine schwarzen Flügel ausbreitete und hoch über mich flog.

„Und jetzt? Magst du nicht auch herauf kommen?“, rief er mir zu. Mist! Ich konnte zwar meine Kräfte nun einsetzen, doch Flügel konnte ich so nicht beschwören. Auf dem Brückenpfeiler balancierend schoss ich eine Energiekugel nach der Anderen auf ihn und sie trafen ihn allesamt. Einerseits war ich besorgt da ich ihn eher ungern verletzte, doch fühlte es sich an wie ein Hoffnungsschimmer für den Sieg dieses Kampfes. Mein Magen verkrampfte sich, als ich sah, dass er um sich etwas wie eine Energiebarriere errichtet hatte und keiner meiner Angriffe ihm den geringsten Schaden zugefügt hatte.

„Feye, du musst noch viel lernen!“ Nun schoss er eine Energiekugel von oben herab. Er verfehlte mich mit Absicht, doch allein durch ihre Wucht wurde ich von der Brücke geschleudert und flog auf den Betonboden zu. Wieder spürte ich meine Kraft, die meinem Körper das nötige Geschick verlieh mich abzufangen und schmerzfrei zu landen.

Autos rasten auf mich zu und konnten gerade noch so bremsen. Ich bekam einen mächtigen Schrecken, doch Luzifer störte es nicht im Geringsten. Er landete elegant neben mir, holte aus und schleuderte alle Autos mit seinen Kräften weg. Von dem aufgewirbelten Staub musste ich husten. Ich hörte wieder die Schreie der Menschen, die in Panik flüchteten, doch was er mit seinem Wirbel angerichtet hatte, sah ich erst kurz darauf.

Die Autos lagen teilweise auf kleinen Schrotthaufen übereinander gestapelt. Andere waren ins Wasser gestürzt. Sein bisschen Kraftaufwand war so mächtig, dass der Beton leichte Risse bekam. Er grinste.

„Möchtest du immernoch sterben?“ „Heute bekommt dein Reich seine Königin zurück und du stirbst.“ „Gewagte Aussage hahaha!“

Sein Lachen blieb ihm im Hals stecken, denn die Anderen waren endlich eingetroffen und einer von ihnen hatte einen Angriff auf Luzifer gestartet. Er bemerkte es erst, als er bereits am Rücken getroffen und nach vorn geschleudert wurde. Wütend sprang er wieder auf und errichtete sein Schutzschild ein weiteres mal bevor er erneut in die Lüfte stieg.

„Da bist du ja, Feye!“, sagte Rick erleichtert und legte seine Arme auf meine Schultern. Eine kleine Gruppe von Assistants hatte sich gebildet. Rick, Jill und Jenn, Marisha und ihr Sohn Jayden, auch Naga mit Maya und Pia und Rachel mit Shinji waren da. Sogar Maiko stand bei ihnen.

„Sollte das nicht ein Kampf zwischen uns beiden werden?“, rief Luzifer herunter. „Wenn du dich nicht die ganze Zeit feige in der Luft verstecken würdest, hättest du mehr von mir, Darling!“, antwortete ich selbstsicher und schockierte die Anderen etwas mit dem Kosenamen, den ich ihm gab.

Ich merkte, dass Luzifer erneut mit seiner Energie arbeitete, doch es war kein direkter Angriff auf uns.

„Ach du Scheiße“, sagte Jenn und klammerte sich an Maiko. „Nicht schon wieder so viele Dämonen“, seufzte Rick und auch ich sah, wie sich von beiden Seiten der Brücke wieder tausende Dämonen näherten.

„Wir brauchen eine Strategie!“ „Scheiß auf Strategie, Jill! Wir haben keine Zeit dazu“, meckerte Shinji und ging in Kampfstellung. „Hmm... Begrüßen wir sie. Jill, Jenn, eine Flutwelle bitte!“, sagte Rick und grinste. Seine Töchter verstanden sofort und taten sich mit ihm zusammen. Die drei Wasser-Assistants streckten die Arme nach vorn und erzeugten aus dem Nichts eine reißende Flut zu den Dämonen.

Marisha schnaufte: „Da können wir aber mithalten! Jay, Maiko, lassen wir es stürmen.“

Die drei Luft-Assistants stellten sich in die andere Richtung und erzeugten einen so starken Wind, dass die Dämonen kaum voran kamen. Naga und ihre Töchter verstanden sich im Kampf obwohl sie privat zerstritten waren. Sie arbeiteten mit beiden Gruppen zusammen. Einerseits sorgten sie dafür, dass heißer Wind mit kleinen Funken zu den Dämonen links flog, auf der anderen Seite erzeugten sie mit Rick, Jenn und Jill heißen Wasserdampf.

Sie wussten wie sie ihre Elemente nutzen konnten. Shin und Rachel halfen uns mit ihrer eigenen Weise. Der starke Wind machte auch uns zu schaffen und so schufen sie Ranken, die uns fest auf dem Boden hielten.

Während sie sich um die Dämonen kümmerten hielt ich Luzifer im Auge. Er schien beeindruckt, aber immernoch siegessicher. Als er zum nächsten Angriff ausholte, machte ich mich von meiner Ranke los und sprang auf die Eisenträger der Brücke. Er hatte es hauptsächlich auf mich abgesehen. Für die Anderen waren die Dämonen zuständig. Einige entkamen den Angriffen meiner Freunde und näherten sich schnell.

Um sie nicht auch noch durch Luzifer's Angriffe zu belasten lenkte ich ihn ab. Mit schnellen gezielten Schüssen zerfetzte er die Brücke regelrecht. Ich kam nicht dazu einen Gegenangriff zu starten.

Und selbst wenn, ich hätte ihm keinen Schaden zugefügt, denn noch immer hatte er dieses Schild um sich.

Es kostete mich viel Energie mich von Balken zu Balken zu hangeln und zu springen, die gesamte Brücke bebte inzwischen. Als ich von oben herab guckte, sah ich, dass sich die Dämonen durch die Angriffe gekämpft hatten und meinen Freunden übel zusetzten. Sie schlugen sich gut, doch die, die bereits auf dem Fest gekämpft hatten, waren schon angeschlagen und müde.

Mein Herz schlug schnell und ich hatte Angst ihnen würde etwas zustoßen. Dazu kam noch das Problem, dass ich absolut keinen Plan hatte, wie ich Luzifer bezwingen könnte. Den ehemaligen König der Engel zu bezwingen hatte ich mir ja ehrlich gesagt auch nicht vorgestellt wie eine Kaffeefahrt.

„Überlasse ihn mir“, hörte ich diese Stimme in meinem Kopf sagen. „Nein!“, antwortete ich laut. „Wenn du willst, dass deiner Familie nichts passiert, dann überlässt du ihn mir. Du hast keine Chance gegen ihn. Gegen mich kommt er nicht an.“

Ich seufzte und schlug mir die Hand gegen die Stirn, in der Hoffnung Sacred Feye würde aufhören mit mir zu reden. Mit einem beherzten Sprung, kam ich wieder zu den Anderen und hoffte ihnen mit meinen Kräften zumindest etwas gegen die Dämonen helfen zu können. In diesem Moment fragte ich mich wo eigentlich Ela und Alyssa blieben. Ich kannte Luzifer... Er würde sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen seine beiden Dienerinnen zum Einsatz zu bringen.

Es wurde hektisch, für Angriffe ließen uns die Dämonen kaum Spielraum. Wir waren eng aneinander gedrängt und ich hörte nur das Fluchen der Assistants. Hin und wieder bekam ich eine Dämonenpranke oder eine Energiekugel ab, was schmerzte. Doch ich musste durchhalten.

Es schien als würden sich auf der gesamten Brücke nur noch Dämonen befinden, in der Mitte wir und über uns Luzifer, der uns amüsiert beobachtete.

Ich sah nur angestrengt aus dem Seitenwinkel wie Seraphina plötzlich zu uns kam. Ruhiger als wir schloss sie ihre Augen, sowie die Hände zusammen und murmelte etwas wie eine Beschwörung. Als sie ihre Augen öffnete, leuchteten diese unheimlich grell und etwas wie eine „Lichtwelle“ schlug um sich. Alle Dämonen im Umkreis zerfielen sofort zu Staub und die Zeit um uns schien still zu stehen. Schweiß rann von ihrer Stirn und sie schnaufte.

„Seraphina! Was hast du gemacht?“, fragte ich erschöpft. „Ich habe einen enorm Energielastigen Angriff eingesetzt und die Zeit angehalten.“ „Sowas kannst du!?!“, sagten Jenn und Maiko erstaunt. Auch die Anderen waren verblüfft. „Nicht sehr lange... Wir sollten uns überlegen was wir nun tun werden.“ „Wo ist Ela?!“, fragte Rick besorgt.

„Nun, sie ließ sich nicht bekehren... Seine Tochter wird sich ärgern, dass ich ihre Lieblingsbeute vernichtet habe.“ „Du hast sie besiegt?“, fragte Rachel nun verwirrt.

„Was ist überhaupt passiert als wir weg waren?“ „Wir haben gegen die Dämonen und das Weib gekämpft, aber kamen kaum gegen sie an. Dann ist Seraphina aufgetaucht und hat uns einiges abgenommen“, erklärte Marisha mit verschränkten Armen.

„Wir spürten dann, dass du hier bist und sie sagte, wir sollen schonmal vor gehen und dir helfen“, fügte Rick noch hinzu. „Ich habe den Rest erledigt. Dennoch brauchen wir nun eine Strategie... Mein Schild hält nicht mehr so lange.“

Doch noch bevor wir uns weitere Pläne schmieden konnten, fing ihr Zeitschild über uns auf einmal an zu pulsieren.

„Ist das normal?“, fragte Pia beunruhigt und starrte hinauf. „Eigentlich nicht!“ Erneut schloss Seraphina die Augen und faltete die Hände. Sie versuchte mit ihren Kräften gegen die Gefahr von Außen zu halten, doch sie scheiterte. Mit Leichtigkeit durchbrach Luzifer ihr Schild und wir standen wieder genauso da wie vorher...

„Ich hatte vermutet ihr wärt stärker. Eine Enttäuschung folgt der Anderen. Jetzt ist aber Schluss mit Spielen“, sagte er amüsiert und setzte erneut zu einem Angriff an.
 

~ Hailey Coldfire ~


 

Zu diesen Zeiten wäre ich am liebsten verzweifelt... Alles spielte verrückt. Während die Familie gehen die Dämonen kämpften, saßen meine Schwiegermutter und ich bei meinem Mann und bangten um sein Leben. Es ging ihm etwas besser als zuvor, dennoch hatte ich wahnsinnige Angst davor ihn zu verlieren. Ich liebte ihn so sehr... Ob ich seinen Verlust jemals verkraften könnte?

Ich wusste worauf ich mich einließ, als ich mich damals zu meinen Gefühlen bekannte und ich wusste auch, dass der Moment irgendwann kommen würde. Und doch war ich nie dafür bereit.

Chann stand am Fenster und guckte besorgt nach Draußen. Meine Blicke folgten ihr. Die Stadt bebte schon fast und weiter weg konnte man kaum etwas sehen. Eine dicke Wolke aus Staub und Schutt umgab die Umgebung von der großen Brücke die nördlich der Stadt gebaut war.

„Sie kämpfen... Mein Gott, wir müssen ihnen helfen. Jedes bisschen Kraft zählt.“ „Aber was ist mit Clyde?“, fragte ich besorgt und nahm seine Hand. „Ich komme schon zurecht. Mir passiert nichts. Geht ihnen helfen“, sagte er leise und verschlafen. Es zerriss mir fast das Herz ihn hier zu lassen, doch er war zumindest in Sicherheit. Meine Mutter und meine Geschwister kämpften dort... Eigentlich fast meine ganze Familie. Sie brauchten unsere Hilfe.

Seufzend lehnte ich mich über meinen Mann und küsste ihn noch einmal, bevor Chann und ich aufbrachen. „Pass auf dich auf“, sagte Clyde noch, als ich durch die Tür ging.

„Chann, halt dich aber etwas zurück... Wenn es zu gefährlich wird fliehst du! Du kannst deine Schwangerschaft nicht aufs Spiel setzen!“ „Ja, aber mein Mann und meine Kinder, die dort kämpfen sind mir ehrlich gesagt wichtiger gerade.“ „Wo ist Ryan eigentlich?“ „Ich hoffe bei Nyria und weit weg von dort.“

So schnell wie wir liefen dauerte es nicht lang bis wir an der Brücke ankamen. Wir spürten, dass dies der Ort der Entscheidung war.

Durch den aufgewühlten Staub und Schutt konnten wir kaum atmen. Hustend legte ich meinen Arm vor meinen Mund und versuchte mich zu beherrschen. Ich sah kaum meine Hand vor Augen.

„Kann es sein... Dass der Staub mit einem Nebel aus Dunkelheit gemischt ist?“ „Ja, das wäre möglich. Ich setze lieber meine Kräfte noch nicht ein um den Nebel weg zu wehen.“

Aus der Entfernung hörten wir Einschläge von Energiekugeln aller Art. Sie kämpften hartnäckig und plötzlich stockte mir der Atem und ich musste stehen bleiben. Feye lag halb bewusstlos nur wenige Schritte vor uns.

„Oh Gott!“ „Feye!!!“ Geschützt von Betontrümmern knieten wir uns neben sie und ich versuchte sie wieder wach zu bekommen. „Wenn wir nur Rachel oder Shin hier irgendwo finden könnten.“ „Feye, hörst du mich!? Feye! Wach wieder auf...“ Nur schwach öffnete sie ihre Augen und stöhnte vor Schmerz.

„Was ist passiert!?“ „Es... Es ist aussichtslos... Ich will... Zu Dad...“ Ich seufzte und wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Clyde war im Krankenhaus und Feye wollte in ihrem schwachen Moment zu ihrem Dad... Es schmerzte mich etwas. Obwohl ich ja eigentlich so etwas wie ihre Mutter war, verhielt sie sich nur wie eine Freundin zu mir. Den Bezug suchte sie immer nur zu Clyde. Wahrscheinlich tat sie das, weil sie mich in ihrer Zeit nie kennen lernte.

„Dad! Da bist du ja...“, murmelte sie und ihre Augen funkelten. Hat sie Halluzinationen!? „Feye, beruhig dich, Clyde ist im Krankenhaus.“ Doch sie sah keine Trugbilder. Ich fuhr erschrocken zusammen, als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte und zur Seite rückte.

„CLYDE!!! VERDAMMT NOCHMAL, WAS TUST DU HIER!?!“, schrie ich ihn wütend an. Dieser Spinner bricht vorhin halb tot zusammen und statt im Krankenhaus zu bleiben schleppt er sich ans Kampffeld. Auch Chann war wütend und entsetzt, doch ehe sie etwas sagen konnte unterbrach er sie.

„Tut mir leid, dass ich nicht dort geblieben bin. Ich kann nicht im Bett liegen und wissen, dass hier eventuell alle draufgehen.“ „Man! Und was ist mit dir!? Wenn du dabei draufgehst!?“ „Schatz, ich werde so oder so gehen müssen... Feye! Wach auf, ich bin da!“

Es war wie ein Stich ins Herz. Wie leichtfertig er das sagte... Als wäre seine Zeit vorbestimmt gewesen und nun am Ende. Wie gerne ich nun einfach davon gerannt wäre, doch das könnte ich mir noch für später aufheben, falls wir dann noch leben sollten, dachte ich mir.

„Dad... Ich hab's versucht.. Ich hab es wirklich versucht. Bringt euch in Sicherheit...“ „Aber Feye...“ „Bitte, geht! Ich kann sie nicht mehr länger... halten...“

Angestrengt kniff sie die Augen zusammen und erst als es zu spät war bemerkten wir, dass sie uns noch einen Zeitbonus beschaffen wollte um vor ihr zu fliehen. Energisch schlug sie die roten Augen auf, als hätte sie eine Reservebatterie angworfen.

„Zurück!“, rief Chann und packte Clyde und mich, doch Clyde wollte nicht aufgeben. „Feye!!! Gib Feye zurück, du dumme Hure!“

Sie grinste ihn grimmig an und lachte schließlich: „Eure Feye ist nach wie vor sehr schwach. Ich wusste von Anfang an, dass sie keine Chance gegen ihn hat. Und wenn ihr jetzt gestattet, ich gehe den Müll weg schaffen. Wenn ihr klug seid und überleben wollt, haltet ihr mich nicht zurück.“

Mit einem flinken Satz sprang sie in den dicken Nebel und wurde für uns unsichtbar.

Dafür kam jemand anderes zu uns gelaufen. Meine Ma sah erschöpft aus und rang nach Luft. Sie schien erleichtert und besorgt zugleich zu sein bei unserem Anblick.

„Was macht ihr hier!?“, keuchte sie regelrecht hinaus und fiel mir in die Arme.

„Feye hat sich wieder verwandelt!“, erklärte Clyde, was Ma noch blasser werden ließ.

„Sie kämpft nun gegen Luzifer, oder? Aber was ist, wenn sich die Beiden zusammentun!?“, fragte sie und schlug sich die Hand vor den Mund. Chann seufzte: „Wenn dies der Fall sein sollte, sind wir alle erledigt.“ „Hoffen wir das Beste! Wie geht es den Anderen!?“ „Die Dämonen sind stark, Hailey. Wir haben Probleme gegen sie anzukommen.“

Im selben Moment drehte sich Clyde um und schoss Wasserkugeln, die zwei heranschleichende Dämonen zu Staub zerfallen ließen. „Clyde!“, rief ich besorgt, als er wieder zusammensackte.

„Es geht schon, Hailey. Mach dir keine Sorgen.“ Sein von Schmerzen verzogenes Gesicht half mir dabei jedoch nicht sonderlich. „Wir müssen zu den Anderen!“, sagte Ma besorgt und Clyde kämpfte mit sich um aufzustehen. Chann und ich halfen ihm. Es war mir alles andere als recht, dass er uns begleitete, zu gerne hätte ich ihn zurück ins Krankenhaus geschickt, doch er setzte seinen Sturkopf durch.

Als wir einige Meter durch den Nebel gewandert waren, sahen wir die kleine Gruppe von Assistants gegen Dämonen kämpfen. Chann, Ma und ich nutzten den unerwarteten Augenblick und erschossen die Dämonen hinterrücks. Die Anderen waren erleichtert über Verstärkung.

„Was machst du denn hier!?“, fragte Rick seinen Sohn, als er ihn bemerkte. Niemand war davon begeistert, dass Clyde so leichtfertig mit seinem Leben spielte. Besorgt zwangen wir ihn sich hinzusetzen und hinter einem weiteren Betontrümmer Schutz zu suchen.

Lautes Donnern hallte durch die Luft. Es klang lauter als ein Gewitter. Die Energien der beiden Engel prallten aufeinander und brachten noch mehr Verwüstung.

Wir zuckten alle zusammen als ein besonders lauter Knall ertönte. Plötzlich schien es Dämonenasche zu regnen und der Nebel verschwand wie auf Knopfdruck.

Nun versteckten wir uns alle hinter dem großen Trümmerteil und guckten in den Himmel wo Feye und Luzifer mit ausgebreiteten schwarzen Flügeln schwebten.

Nur einige Meter von ihnen entfernt näherte sich ein Helikopter der Lokalpresse. Wir schrien auf, als Feye nur kurz die Hand erhob und ihn mit samt seiner Crew zum Abstürzen brachte.

Machtlos beobachteten wir Feye, die ihren Verstand verloren hat und gegen unseren schlimmsten Feind kämpfte. Doch ich fragte mich, ob er nun noch unser schlimmster Feind war.

Ihr Grinsen glich dem einer Wahnsinnigen und mit schier grenzenloser Energie setzte sie ihre Angriffe auf Luzifer fort. Er tat sich schwer mit dem Ausweichen. Als er uns kurz näher kam, erkannte ich, dass sie ihn wohl am Flügel erwischt hatte. Blut tropfte zu Boden und einige schwarze Federn glitten davon. Mit einer Art Schutzschild aus Energie versuchte er sich torkelnd kurz eine Pause zu gönnen, doch sie durchbrach es mit Leichtigkeit und schleuderte ihn gegen einen der Eisenträger. Dadurch erlitt er eine Platzwunde am Kopf und noch mehr Blut floss dahin.

„Wird sie ihn töten?“, fragte Naga gespannt, als säße sie im Kino. „Ich weiß es nicht... Sie ist sehr stark und er schwächelt langsam“, antwortete diese Seraphina. „Das wäre ja wie ein Wunder, wenn sie Luzifer so überlegen vernichten würde“, jubelte Shin. Seraphina schüttelte den Kopf: „Ich hoffe er schafft es sie zu töten...“ „WAS!?“, schrien wir entsetzt auf. „Er wäre noch das kleinere Problem. Er kämpft mit Verstand, doch sie ist wahnsinnig und hat ihren bereits verloren. Sobald er tot ist wird sie auf alles losgehen was sie findet. Sie würde uns einfach so vernichten und die Menschheit dazu. Ihr ist alles egal. Ich mag Feye auch, aber zum Wohle der Menschheit und uns wäre es besser, wenn er hier den Sieg davon tragen würde. Dann wäre er zudem auch erschöpft und müsste sich für einen neuen Angriff sammeln.“

„Aber er darf Feye nicht töten!!!“, protestierte Clyde und schlug sich sogleich wieder die Hand auf die Brust vor Schmerzen.

Ich legte meine Arme um ihn, damit er sich vielleicht etwas beruhigte. Doch beim Anblick dieses Spektakels konnte sich niemand mehr beruhigen.

Wenn Seraphina recht behielt, wäre es das Beste, wenn Luzifer Feye töten würde. Aber... Wir alle liebten Feye! Egal wie es enden würde... Es wäre einfach nur schrecklich... Und niemand könnte diese Verrückte stoppen. Ich guckte in Seraphina's Gesicht, das sehr sicher aussah. Anders als bei den Anderen. Was wusste sie? Was machte ihr solche Hoffnung?
 

~ Kapitel 20 ~ Dunkelheit ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~
 

Seid ihr bereit für das letzte Kapitel? Irgendwie bin ich ja froh, wenn dieser Teil abgeschlossen ist, aber das Ende rückt immer näher xD In letzter Zeit mach ich mir öfter Gedanken was mein nächstes großes Projekt sein könnte, aber noch hab ich keine Lösung gefunden... Stattdessen sitz ich so oft da und lese Bücher um mich zu inspirieren. Derzeit sitze ich an „Joy Fielding – Im Koma“. Schade, dass so viele Leute heut zu Tage gar kein Interesse mehr an Büchern haben :/ Naja, das letzte Kapitel kommt bald hinterher und ihr dürft euch darauf freuen die über 100.000 Wörter lange Geschichte endlich hinter euch zu haben xD Bis dann!



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