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Elementary Light & Darkness

Trilogie - Staffel 2
von

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Die Gegenseite

Kapitel 13~

Die Gegenseite
 

~ Feye Coldfire~

Es war eine grässliche und anstrengende Nacht für mich. Davon abgesehen, dass ich mich tausende Male hin und her wälzte, wachte ich ständig schweißgebadet auf. In den kurzen Phasen meines Schlafes träumte ich nur von den Ereignissen in der Hölle. Die Flucht von Jayden und mir – was Luzifer nun mit ihm anstellen würde, während ich hier gemütlich im Bettchen lag. Ich hasste mich. Diese ganzen Dinge hätten nie geschehen müssen, wenn ich nicht so verdammt dumm, naiv und unentschlossen wäre. Ich müsste mich verändern, zum Wohl meiner Familie. Doch wie? Leider bist du nun mal so, dachte ich, während ich in mein Kissen seufzte.

Meine vor Müdigkeit brennenden Augen erhaschten einen Blick auf den Wecker. Eine halbe Stunde noch, dann müsste ich eh aufstehen. Wieder ein Schultag... Ich konnte die Schule langsam nicht mehr ertragen. Wieso ging ich eigentlich noch dort hin? Es wäre sowieso bald zu Ende.

Plötzlich gefiel mir der Gedanke einfach zu versuchen weiterzuschlafen. Allerdings würde es Dad und Hailey nicht gefallen, wenn ich mich so gehen lassen würde. Sie würden sich noch viel mehr Sorgen machen, also seufzte ich ein weiteres mal und schleppte meine schweren Glieder aus dem Bett heraus ins Badezimmer.

Mein Anblick war entsetzlich. Das Gesicht wirkte kreidebleich und meine Augen hatten dunkle Ränder unter den Lidern.

„Okay, da musst du heute durch“, sagte ich mir selbst, klatschte mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht und sah danach gleich etwas frischer aus. Noch etwas Zeit vertrieb ich mir im Bad um den Fragen von Dad und Hailey aus dem Weg zu gehen. Komplett erspart blieben mir die Fragen allerdings nicht. Es war nur Dad da. Anscheinend hatte Hailey wieder Nachtdienst und käme erst in einer Stunde nach Hause.

Als Dad mich ansichtig wurde, waren seine Blicke ernst. Er begrüßte mich auch nicht mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ wie sonst immer. Ich wusste, er machte sich Sorgen. Und bei seiner Gesundheit war das alles Andere als gut. Auch ich Schwieg und machte mir ein Brötchen zum Frühstück.

Lange folgten mir seine Blicke und es war unangenehm.

„Feye...“, brach er das Schweigen. Endlich! Denn es war unerträglich. Doch was sollte ich ihm sagen?

„Was ist eigentlich mit dir los? Du bist andauernd verschwunden und so ruhig. Das kenne ich so gar nicht von dir! Ist irgendetwas passiert?“ Langsam und unsicher drehte ich mich um und versuchte nicht eingeschüchtert zu wirken. Er soll die Wahrheit nicht wissen. Nicht jetzt...

„Nein, es ist alles in Ordnung. Bin nur etwas im Stress derzeit. Mach dir keine Sorgen.“ „Ja, aber mit dir stimmt was nicht, das sehe ich dir an!“

Dass er hartnäckig bleiben würde, war vorhersehbar. Lächelnd stellte ich mich vor ihn, legte meine Hand in seinen Nacken und gab ihm zu seiner Verwunderung einen Kuss auf die Stirn.

„Alles ist gut“, sagte ich leise und verließ anschließend das Haus. Natürlich machte ich mir Vorwürfe. Ein dicker Kloß drückte mir auf die Kehle. Aber es war zu seinem eigenen Schutz. Auf dem Weg zur Schule versuchte ich mich zu beruhigen, doch ich war viel zu nervös. Wenn er jetzt vor mir stünde um mich erneut mit sich zu nehmen... Wir waren nun immerhin verbunden. Bei diesem Gedanken hielt ich einen Moment inne und starrte auf das Mal das nun fest über meinem Herzen eingebrannt war. An meinen Gefühlen ihm gegenüber änderte es im Grunde nichts. Sorgfältig zupfte ich mein Oberteil zurecht, damit niemand es sehen könnte. Ich ahnte schon, dass der heutige Tag nichts Gutes mit sich bringen würde.

In der Schule ging es wieder weiter. Seraphina war nirgendwo zu sehen, dabei hätte ich mich gerne mit ihr unterhalten über die Geschehnisse. Dafür waren die Mädchen aus meiner Klasse sofort zur Stelle.

„Feeeeye!!! Ist Jay denn immernoch nicht wieder gesund? Wo ist er? Man sieht ihn nirgendwo.“ „Vielleicht versteckt er sich vor dir“, entgegnete ich düster und schlecht gelaunt. „Tzz! Blöde Kuh, hältst dich wohl auch für etwas ganz Besonderes.“ Eine Andere stellte sich neben sie und verschränkte die Arme: „Vielleicht will klein Feye ihn ja für sich ganz alleine.“ „Sicher... Als ob er wirklich auf so ein Mauerblümchen stehen würde.“ „Könnte sein, dass er etwas Stil hat und nicht auf sowas billiges wie euch steht“, entgegnete ich in der selben Tonlage wie die meiner vorherigen Worte. Die Beiden winkten ab und ließen mich in Ruhe. Besser so... Ich hasste diesen Ort inzwischen fast genauso sehr wie die Hölle.

Ich atmete erleichtert auf als unsere Lehrerin den Raum betrat. Die Zeit während des Unterrichts war die Einzige, die ich genoss, denn da ließen mich die Weiber unserer Klasse in Ruhe. Ungewöhnlich jedoch war, dass sie die Tür offen ließ durch die ,kurz nach ihr, zwei weitere Mädchen schritten. Ihre Blicke fielen schlagartig auf mich und mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Das waren keine gewöhnlichen Mädchen. Wo kamen sie auf einmal her? Zu der Zeit des Schuljahres noch Neue zu bekommen war höchst ungewöhnlich.

„Liebe Klasse, wir bekommen noch einmal Zuwachs.“ „Schon wieder!?“, rief einer unserer Jungs in den Raum. Die Größere der Beiden warf ihm einen stechenden Blick entgegen, wodurch er sofort inne hielt. Ja, sie war eine ungewöhnliche Frau, mit ungewöhnlichen Augen. Sie schien auch nicht gerade unser Alter zu haben... Sie sah schlichtweg zu Alt aus. Ihre braunen Haare reichten ihr bis an die Taille und ihre Augen konnten sich nicht entscheiden ob sie nun gelb, orange oder rot schimmern sollten.

Die Kleinere der Beiden hatte kurze rotbraune Haare, die in kleinen Wellen über ihre Schultern reichten. Ihre Augen waren Violett. Ein kaltes Violett – ihre Blicke ließen einem das Blut gefrieren.

Unsre Lehrerin stemmte die Hände in die Hüfte: „Seid nett zu den Neuen. Ich weiß, wir haben dieses Jahr viel Zuwachs, aber ihr habt noch lange nicht das Recht unhöflich zu sein. Stellt euch vor ihr Beiden.“ Sie Größere ergriff das Wort: „Mein Name ist Ela“, „und ich bin Alyssa“, warf die Kleinere ein. Nach einer kurzen Begrüßung wurden die Beiden angewiesen sich einen Sitzplatz zu suchen. Es wunderte mich dabei nicht, dass sie sich beide direkt hinter mich setzten. Als wären sie meine Leibwache. Den Blick meist auf mich gerichtet... Das merkte ich ohne hingucken zu müssen.

Von ihnen strömte eine große Kraft aus. Sicherlich hatten sie auch Elemente zur Verfügung. Doch waren sie nun auf unserer Seite? Oder gehörten sie zu Luzifer? Letzteres würde ein Problem darstellen. Ich müsste achtsam sein. Ich fühlte mich fremd und einsam unter diesen Menschen. Früher war es noch anders, da war Jay hier und ich war nie alleine. Und wenn sie mich ärgerten, war er da um mich zu beschützen. Immer mussten mich alle beschützen...

Während des Unterrichts drehte ich mich ab und zu leicht zurück um zu sehen, ob sie mich weiterhin anstarren. Und sie taten es. Wie ich sie dafür hasste. Der Unterricht zog sich hin wie Kaugummi wenn man ihn einige Stunden durchgekaut hatte.

Nachdem es zum Schulschluss läutete, packte ich so schnell wie möglich meine Sachen und verließ den Raum im schnellen Schritt.

Meine Beine zitterten nervös auf meinem Weg. Ich wusste, sie waren hinter mir. Sie liefen mir hinterher. Ela und Alyssa... Würden sie mich jetzt angreifen, dann...

Gerade wollte ich mich zu ihnen umdrehen, als ich von Weitem ein Rufen hörte, das wie Hailey klang.

„FEEEEYEEE!!“ Aus dem Seitenwinkel konnte ich beobachten, wie sich Ela und Alyssa mit einem Satz davon machten. Sie hatten es auf mich abgesehen. Doch nun stand Hailey fast vor mir. Ihr würde ich nichts davon erzählen.

„Was gibt’s denn?“ „Wir müssen uns beeilen und uns schnell hübsch anziehen.“ „Wieso? Gibt es was zu feiern?“ „Feiern? Naja, manche mögen es vielleicht so bezeichnen. Naga hat veranlasst, dass Maiko und Pia heiraten. Heute Mittag!“ „WAS!? Heute schon? Wieso auf einmal?“ „Es ist eben auf Naga's Mist gewachsen, du kennst sie doch.“ „Und das lässt er sich so einfach gefallen?“ „Ich glaub, dem ist das schon fast egal.“

„Versteh einer Maiko“, seufzte ich und folgte Hailey nach Hause, wo sie das ganze Bett mit Klamotten beladen hatte. Sie fluchte laut herum, als sie den Wäscheberg durchwühlte.

„Ich krieg die Krise! Was zieht man auf ne Blitzhochzeit an!? Und Gott, bin ich müde. Die ganze Nacht kranken Leuten den Hintern abgewischt und jetzt auf Hochzeit! Ich könnte hier in diesem Bett liegen und schön schlafen, aber nee...“ „Sei nicht so wütend. Es wird bestimmt schön.“

Sie seufzte und fand ein hübsch geschnittenes weißes Kleid. Es war Knielang und hatte einen mit Schleifen verzierten Ausschnitt. Mit fragenden Blicken hob sie es mir entgegen: „Gefällt dir das?“ „Für mich?“ „Nun, ich kann mich nicht erinnern, dass wir gemeinsam Festtagsmode shoppen waren.“ „Stimmt, ich nehme es.“

Für sich selbst fand sie auch noch eins das in zartem rosé schimmerte. Diese Farbe stand ihr sowieso besonders gut. Hailey war eine warmherzige und dazu auch noch sehr attraktive Frau. Dad hatte einen guten Geschmack. So viel Leid wie sie hätte niemand verdient... Sie genoss jeden einzelnen Tag, den sie noch mit meinem Dad verbringen durfte, ehe er gehen müsste.

Er kam völlig gestresst und hektisch zu uns ins Schlafzimmer und durchwühlte ebenfalls seine Kleidung: „Diese Idioten! Eine Hochzeit mit derartig vielen Gästen kündigt man Monate vorher an und nicht am selben Morgen! Typisch Naga... Ma und Dad sind auch schon verärgert.“

„Da werden sie nicht die Einzigen sein. Hab schon mit Jill telefoniert. Sie ist seeehr begeistert.“ Dad grinste: „Ironie lässt grüßen Schatz. Da müssen wir jetzt durch. Erinnere mich dran mich heute Abend zu besaufen, damit ich nicht so viel davon mitbekomme.“ „Das machst du schön nicht! Dein armes Herz!“ „Ja Dad, du darfst nichts trinken.“ „Tzz, nichts wird einem gegönnt. Kann ich das anziehen?“

Er hielt eine schwarze Jeans und ein weißes Hemd in der Hand. Hailey guckte skeptisch, zuckte dann aber mit den Schultern: „Es dürfte für den Anlass ausreichend sein.“

„Wo wird überhaupt gefeiert?“ „Die scheinen eine Gartenanlage im Park gemietet zu haben“, antwortete Dad auf meine Frage.

Ich hatte keine Lust auf Hochzeit... Hochzeit verband zwei sich liebende Menschen und war zum umfallen romantisch. Sie besiegeln ihre Liebe mit dieser Zeremonie... Liebe... Ich wollte davon nichts mehr wissen, denn es war die Liebe, die mich schon seit Jahren quälte. Und je mehr Zeit verging, desto schlimmer wurde es. Liebte Maiko Pia denn nun auch wirklich? Ich wusste die Antwort nicht.

Wenn er sie heiratete, dann aus Liebe? Oder Zwang? Vielleicht war es auch seine Gleichgültigkeit, die ihn dazu trieb es einfach über sich ergehen zu lassen. Eigentlich würde ich gerne mit Jenn darüber reden, aber sie hasste mich.

Zum Glück wussten Dad und Hailey nicht, dass ich im Grunde auch diesen Bund mit Luzifer hatte. Wieder achtete ich darauf, dass nichts von diesem Symbol auf meiner Brust zu sehen war.

„Gut, ich lass euch beide hier allein, damit ihr euch umziehen könnt.“ „Nicht nötig, Dad, ich zieh mich in meinem Zimmer um“, antwortete ich und schnappte mir das weiße Kleid. „Ich guck dir doch nichts weg!“ Hailey lachte, und amüsierte sich über mich. Es wäre mir egal gewesen mich in ihrer Anwesenheit umzuziehen, doch dann würde sie das Mal sehen...

Oben zog ich mich in aller Hektik um, damit es ja niemand sehen würde. Dann ertappte ich mich bei einem Blick aus dem Fenster, durch das ich die Umgebung nach Ela und Alyssa absuchte. Ich konnte sie nicht erkennen, aber ich wusste, dass sie noch immer auf mich lauerten. Auf die Hochzeit würden sie sich wohl kaum trauen. Dort wären viele Assistants aus unsren Familien versammelt. Ein großer Nachteil für die Beiden... Wenn sie noch so stark wären, mit dieser Überzahl könnten sie es nicht aufnehmen. Also beruhigte ich mich... Zumindest versuchte ich es.
 

Zwei Stunden später, im Park, waren schon viele von uns versammelt. Rico saß mit seinen Geschwistern und deren Ehepartnern an einem großen Tisch. Seine Frau war nicht dabei. Hätte mich auch gewundert, wenn Maiko seine Mutter dabei haben gewollt hätte. Marisha wirkte sehr besorgt und unglücklich. Sie sah schlecht aus. Wahrscheinlich weil Jayden nicht nach Hause gekommen ist. Hailey und Dad setzten sich auch zu ihnen und lästerten über Naga's übereilte Hochzeitspläne.

Jenn und Maiko standen zusammen etwas abseits. Maiko sah nicht besser aus wie Marisha. Also doch keine Sache des freien Willens.

Jenn redete fleißig auf ihn ein. Wie gern wäre ich jetzt bei den Beiden um ihn auch aufzubauen. Doch als die Beiden mich sahen, schenkten sie mir nur Blicke voll Abneigung, die mich praktisch davor warnten nur einen Schritt näher zu kommen.

Auch Pia erblickte ich.

Sie sah glücklich aus. Ihr Gesicht strahlte vor Glück. Begleitet wurde sie von ihrer aufgekratzten Mutter, die so tat als sei das ihre eigene Hochzeit. Sie zupfte ständig das Hochzeitskleid ihrer jüngsten Tochter zurecht und meckerte über ihre Haltung. Und Pia tat alles ihr nur mögliche um ihrer Mutter gerecht zu werden. Es war Naga's Hochzeit... Und nicht die von Maiko und Pia.

Doch zwischen den Beiden musste ja etwas sein... Irgendwas... Wo hatten sie eigentlich ihr Baby? Meine Blicke schweiften umher... Die Kleine sah ich dann bei Ryan und Nyria, die „Mutter, Vater, Kind“ spielten.

Ich langweilte mich... über eine Stunde lang, während die Anderen sich amüsierten und Vorbereitungen trafen. Selbst als der Standesbeamte anfing seine Rede zu halten und Maiko und Pia sich das Jawort gaben, stand ich unter einem der dekorativen mit Rosen beschmückten Torbogen. Der letzte Schluck Sekt in meinem Glas wanderte meine Kehle hinunter und keinem von ihnen fiel auf, dass ich nicht bei ihnen saß.

Stürzt euch in euer Unglück, dachte ich frustriert, während ich die Hochzeit beobachtete. So viele verliebte Paare. Hailey hatte ihre Hand auf dem Bein von Dad liegen, er umschloss sie mit seinen Händen. Wie glücklich die Beiden aussahen. Fast wie frisch verliebt. Und auch Jill und ihr Mann... Der selbe Anblick.

Der einzige Mensch, der wohl gerade genauso im Unglück badete wie ich, war Marisha. Nicht mal die gute Laune ihrer Mitmenschen konnten ihr helfen ein Lächeln ins Gesicht zu bekommen.

„Und daher frage ich dich, Pia Iwanov, möchtest du den heiligen Bund der Ehe mit diesem Mann eingehen, ihn lieben und ehren, bis dass der Tod euch scheidet?“, fragte der Standesbeamte. „Ja“, antwortete die Rothaarige entschlossen. Ihr Cremefarbenes Kleid leuchtete in der Sonne strahlend hell.

Plötzlich spürte ich wie sich ein Arm um meine Taille schlang und mich nach hinten zog, wo ich an einen warmen Oberkörper gedrückt wurde. Ich schreckte nicht auf, denn ich wusste, wer mir einen Besuch abstattete.

„Klein Feye... Süß und unschuldig wie immer. Hübsch siehst du aus. Hättest du dir auch so eine Hochzeit gewünscht, anstatt unsres Rituals?“, flüsterte Luzifer mir ins Ohr. „Geh! Wenn sie dich sehen...“ „Die sehen nur das was sie sehen wollen... Was willst du sehen?“

Ich drehte mich zu ihm um und guckte ihm in seine schwarzen und ausdruckslosen Augen. „Ich sehe einen grausamen Mann, der behauptet eine Frau zu lieben, doch gleichzeitig alles zerstört was sie liebt.“ „Was du von mir denkst. Ich zerstöre doch nichts.“ „Lebt er noch? Du hast ihm doch hoffentlich nichts getan.“ „Ich? Für die Drecksarbeit bin ich ich nicht zuständig. Ich hab ihn Reeza überlassen.“ „Reeza...“

Wieder schlang er seine Arme um mich: „Der Anlass ist nicht passend um traurig zu sein, meine Liebe. Guck dir die ganzen Idioten an, sie sind glücklich. Warum du nicht?“

„Weil sie eigentlich alle jemanden haben zu dem sie gehören.“

Er schnaufte kurz enttäuscht und schüttelte lächelnd den Kopf: „Aber das hast du doch auch. Ich bin immer für dich da und du gehörst zu mir.“ Sollte ich ihm jetzt widersprechen? Er würde nur immer mehr Argumente finden... Wieso war er eigentlich so nett zu mir? Ich war davongelaufen wie ein Vieh, das ein Loch in einem Zaun ergattert und flieht. Er sollte eigentlich wütend auf mich sein, da ich nicht loyal war.

Stattdessen grinste er und senkte seinen Kopf und ließ seine Lippen über meinen Hals streifen. Mein Magen zog sich zusammen, es fühlte sich so gut an – wo es doch so falsch war. Er zog mich in ein kleines Haus, indem die Hochzeitssachen gelagert waren. Übrige Deko, Kisten und die Hochzeitstorte waren dort. Überall lagen noch übrig gebliebene rote und weiße Herzluftballons verstreut.

Und während alle draußen die Eheschließung von Maiko und Pia feierten, schlief ich mit Luzifer im Lagerraum... Schon wieder konnte ich ihm nicht widerstehen. Wie schwach ich wieder war. Jedes mal aufs Neue.

Er drückte mich gegen die Wand, während ich meine Beine um seine Hüfte schlang und mich an seinen starken Schultern festhielt. Nur schwer konnte ich mir das ein oder andere Stöhnen verkneifen. Im Schutz der gestapelten Kisten, schreckten wir beide etwas auf, als die Tür aufging und ich die Stimmen von Chann und Marisha hören konnte.

„Diese Hochzeit nervt mich... Naga hat alles unter ihrer Kontrolle“, meckerte Marisha. „Lass es uns einfach hinter uns bringen und die Torte holen. Sag mal, hast du eigentlich Feye gesehen? Sie war auf einmal weg.“ „Na die wird wissen warum. Das hier ist doch ein einziges Theater.“ „Ja, stimmt. Zum Glück haben sie Rachel nicht eingeladen.“ „Haha.“

Kichernd gingen beide raus und ich war heilfroh, dass sie uns nicht bemerkt hatten, obwohl wir keine zwei Meter von ihren entfernt waren. Langsam machte Luzifer weiter bis wir beide zufrieden waren. Zuletzt küsste er mich noch einmal und schaute mir in die Augen: „Ich liebe dich... Lauf nicht mehr von mir davon, sonst muss ich dich womöglich noch einsperren.“

Und so schnell er erschienen war, zauberte er sich mithilfe seiner dunklen Kräften wieder davon. Frustriert sank ich zu Boden und zog meine Knie zu mir heran. Es fühlte sich gut an... Aber immer plagte mich danach mein schlechtes Gewissen. Er ließ mich hier bleiben.

Doch er redete von Einsperren... Dieser Kerl ging mir nicht mehr aus dem Kopf, obwohl er dort nichts zu suchen hatte.

„Du bist doch so schwach...“, hörte ich auf einmal eine Stimme durch den Raum hallen und stand aufgeschreckt auf. „Wer ist da!?“ Verwirrt ließ ich meine Blicke umher gehen, doch ich fand nichts verdächtiges.

War es vielleicht Ela, oder Alyssa? Lauerten sie mir hier nun doch auf? Entsetzt machte ich einen Satz zurück und stieß mich an der Wand, als eine Frau vor mir erschien. Sie schien nicht ganz da zu sein – eher wie ein Geist. Ihr Anblick war etwas durchsichtig.

„Ich bin praktisch deine bessere Hälfte. Deine innere Kraft, die du wohl nicht einmal nutzen kannst. Man nannte mich auch Sacred Feye.“ „Sacred... Feye? Du heißt so wie ich?“ „Ich bin praktisch du. Mein Geist ist versteckt in dir, doch langsam muss dich mal jemand wach rütteln, wie man so schön zu sagen pflegt.“ „Bist du... Bist du tot? Ich meine dich schon einmal gesehen zu haben.“ „Vielleicht hast du mich in deinen Träumen gesehen“, sagte sie und schmunzelte selbstgefällig. „Und ja, ich bin tot. Gestorben durch die Hand deines Geliebten, als ich noch ein Erzengel Gottes war.“

Sie betrachtete mich eingehend. Ihre roten Augen machten mir etwas Angst... Silberne Haare mit roten Spitzen legten sich über ihre Schultern und endeten erst an ihren Kniekehlen, so lang waren sie.

„Der Mann, den du liebst...“ Mir blieb fast das Herz stehen, als sie ihren Satz begann. „Vielleicht hast du ein falsches Bild von ihm. Er behauptet dich zu lieben, doch zum Lieben ist er nicht mehr fähig.“

„Was soll es sonst sein?“, fragte ich trotzig wie ein kleines Kind. Sie grinste und lachte leise und kläglich: „Na, Liebe sicherlich nicht. Vielleicht ist es Gier, Egoismus, Selbstgefälligkeit oder Arroganz. Er hat viele solche Eigenschaften. Indem du dich allerdings mit ihm einlässt, bringst du deine Familie in Gefahr.“

Langsam senkte ich den Kopf: „Ich weiß...“ „Du vernichtest alles, was ich geschaffen hatte! Die Elemente – Erde, Feuer, Wasser und Wind... Es waren meine Elemente und meine Göttinnen, die darüber wachten. Und er war es, der uns alle tötete!

Skrupellos und ohne mit der Wimper zu zucken! Und nun sind es die Assistants, die die Kräfte meiner Göttinnen in sich tragen. Und die bist die, die meine Kräfte haben sollte.“ „Er hat sich sicher...“ „Nein, er hat sich nicht geändert. Werd endlich klar im Kopf, Mädchen! Er ist der Feind! Das Böse! Du musst ihn töten!!!“

„Ich? Aber...“ „KEIN ABER!!! ER MUSS STERBEN!“ „Wie soll ich...“ „Lerne endlich deine Kraft zu nutzen und töte den Feind. Dann kannst du endlich ein normales Leben führen. Er muss sterben!!!“

Sie wurde zuletzt richtig hysterisch und verschwand wieder. Sacred Feye... Ich wusste schon immer, dass mit mir etwas nicht stimmte. Woher ich meine verborgenen Kräfte und den schwarzen Stein hatte, wusste ich vorher auch nicht wirklich, doch Sacred Feye war die Lösung. Ich wusste nicht was früher geschehen war. Zumindest nicht komplett.

Aber er muss sie alle getötet haben, sonst würde sie es nicht sagen. Ja, sie musste Recht behalten, immerhin war sie ich... Und ich sie. Dass es so war, spürte ich. Ja, ich sollte ihr glauben und Luzifer endlich den Kampf ansagen. Doch wie sollte ich meine Fähigkeiten nutzen?


 

~ Reeza ~

Starke dunkle Kräfte erfüllten den riesigen Raum im unteren Teil unserer Festung. Diesen Raum nutzte Luzifer oft um mich zu trainieren. Während er seine Energiekugeln auf mich schleuderte, sprang ich blitzschnell herum um ihnen auszuweichen. Ich musste mich dabei auf mein Gefühl verlassen, denn sehen konnte ich kaum etwas.

„MEHR KONZENTRATION BITTE!“, rief er mir aus der Ferne entgegen und feuerte wieder auf mich. Und wieder wich ich den Angriffen geschickt aus, ohne mich zu wehren. Ich spürte wie er von einer auf die andere Sekunde urplötzlich vor mir stand und mit seinen Kampfkünsten weiter machte. Angestrengt versuchte ich seine Schläge mit meinen Armen und Händen abzuwehren. Auch meine Beine nahm ich zu Hilfe. Er war schnell... Sehr schnell. Ein lautes Klatschen ertönte, als er mich schließlich doch mitten ins Gesicht traf. Mit voller Wucht wurde ich zu Boden geschleudert und hielt mir die Wange.

Nur verschwommen konnte ich sehen, wie er sich in die Hände klatschte und laut lachte: „Du bist so schlecht, Töchterchen. Grottenschlecht! Aber schon besser geworden.“ „Tzz... Ich trainiere ja auch während du kleinen Mädchen was vormachst nur um sie zu nageln“, antwortete ich wütend und stand auf. Mit der äußeren Handfläche wischte ich mir das Blut vom Kinn.

„Ich mache ihr nichts vor.“ „Komm, erzähl keinen Müll. Du und Gefühle.“ „Das Training ist für heute beendet. Ab morgen trainierst du meine beiden neuen Errungenschaften.“ „Ela und Alyssa? Diese beiden Vollpfosten? Was bezweckst du mit denen?“ „Sie dürfen sich an Feye klemmen. Und zur Not auch etwas Gewalt anwenden. Dieser nichtsnutzige Jayden wird in der Menschenwelt zu riskant. Auspeitschen und verbrennen sollte ich ihn.“ „Sadist...“ „Gestatten, Luzifer, Fürst der Unterwelt! Wer wäre ich denn, wenn ich ihn verschonen würde. Und jetzt hau ab, ehe ich dich auch verbrennen lasse...“

Manchmal hasste ich ihn... Nein, ich hasste ihn nicht nur manchmal. Er war ein Arschloch.

„Ich werd nicht mehr länger deine Kammerdienerin spielen...“ Er blieb stehen und drehte sich langsam zu mir, soviel konnte ich mit meinen Augen erkennen. Doch mit meinen Sinnen sah ich ihn klar vor mir. Seine Blicke sprachen Bände. Sie waren ernst und stechend. „Was?“ „Du hast richtig gehört! Ich hab kein Bock mehr darauf!“

„Hahaha, und das hast du zu bestimmen?“ Er kam auf mich zu, holte kräftig aus und schlug mich erneut ins Gesicht. Ohne einen Laut nahm ich es hin.

„Dieser ganze Rachescheiß gegen Gott geht mir auf die Nerven! Und ich werde nicht an deiner Seite kämpfen! Ausnutzen lass ich mich nicht!“

Ich machte ihn extrem wütend... Wieder holte er aus und schlug mich ein weiteres mal. Dann packte er mich an den Haaren und stieß mich gegen die Wand. Mein Rücken schmerzte heftig, doch das war ich von ihm gewohnt.

„Überlege dir gut, was du zu mir sagst. Was du willst zählt nicht. Du kannst froh sein, dass ich dich überhaupt am Leben gelassen habe.“ Wieder floss mein Blut, doch ich grinste und lachte leise, während ich seitlich zu Boden starrte: „Wenn du mich nicht wolltest, warum hast du dann meine Mutter noch geschwängert und sie gezwungen mich auszutragen, bevor du sie getötet hast!?“ Er zerrte meinen Kopf nach oben, sodass ich ihn angucken konnte.

„Zur Stärkung meiner Armee. Sacred Feye hatte starke Kräfte. Gepaart mit Meinen sollte das ja sehr Erfolgversprechend sein. Leider wurden meine Erwartungen jäh enttäuscht.“

Ruckartig stieß er mich noch einmal gegen die Wand und anschließend zu Boden. „Sacred Feye lebt in Feye. Und ich schätze sie ist nicht sonderlich gut gelaunt, nachdem was ich mit ihr gespielt habe. Ich muss Feye im Auge behalten. Sacred könnte mir gefährlich werden bei meiner Arbeit. Das ist alles.“

Ich blieb am Boden liegen und hörte seine Schritte als er ging. Grausame Geschichten hatte ich über ihn und meine Mutter gehört. Sie muss dadurch wahnsinnig geworden sein. Wie eine Sklavin soll er sie in der Zeit ihrer Schwangerschaft mit mir gehalten haben. Und dann will er Feye allen Ernstes erzählen, er würde sie lieben?

Sacred Feye war einst ein mächtiger Erzengel... Und sie war der Ursprung der vier Göttinnen der Elemente, somit auch der Assistants. Doch ich hatte die Befürchtung, dass sie einfach nur noch nach Rache gierig war und alles Andere für unwichtig hielt.

Langsam rappelte ich mich auf und verließ ebenfalls den Raum. Auf dem dunklen Korridor begegneten mir Luzifers neuste Errungenschaften, Ela und Alyssa. Wie hochmütig sie waren.

In seiner Gunst zu stehen gab ihnen zu viel Selbstbewusstsein. Höhnisch grinste mir Alyssa entgegen: „Na, hattest du Streit mit dem Boss?“ Dabei deutete sie auf ihr Auge. Meines war blau geschlagen... Sie machte sich über mich lustig, was sie noch irgendwann bereuen würde. Sie wussten nicht, dass ich seine Tochter war.

„Wahrscheinlich hat sie ihre Aufgaben nicht richtig erledigt“, entgegnete Ela und lachte. „Wen kümmert es? Ihr beide solltet gut auf euch Acht geben, das Leben kann so schnell zu Ende gehen. Also bemüht euch, bevor der „Boss“ noch mit euch Streit anfängt. Das könnte übel enden.“

Denn anders als mich, würde er die Beiden nicht vor Schlimmerem verschonen. Er tötete mich nicht, denn mit meinen Kräften war ich wirklich eine starke Verbündete, doch ich war nicht loyal genug um sein volles Vertrauen zu besitzen. Doch er schien sich noch immer Hoffnungen zu machen, dass ich doch noch „normal“ werden würde.

Darauf könnte er lange warten. Ich kämpfte nicht aus Leidenschaft und Zuneigung zu ihm. Zwar führte ich Aufträge durch, doch nicht weil ich es so wollte. Für meine Mutter würde ich ebenso wenig kämpfen. Ich hasste sie beide und wenn es nach mir ginge, könnten beide sofort tot umfallen, sofern meine Mutter dazu noch fähig wäre.

Nun, ich beschloss Feye einen Besuch abzustatten, sobald es auf der Erde Nacht werden würde. Sie würde sich nicht über meinen Besuch freuen, soviel war sicher.

Die Zeit bis dahin wollte ich mir mit einem kleinen Spaß vertreiben.

Dazu bräuchte ich erstmal ein paar Dämonen. Sie zu finden war nicht schwer, die tummelten sich hier wie die Fliegen.

„Hey ihr!“, rief ich einer kleinen Gruppe von Dämonen entgegen. Sie zuckten allesamt zusammen. Ja, sie fürchteten sich vor mir, ich war ihnen auch haushoch überlegen.

Ein Klaps und sie wären Aschehaufen – allesamt.

Doch was ich nun erleben sollte, kam noch nie vor. „Ich will, dass ihr einen Auftrag für mich erledigt.“ „Tut mir leid, Miss Reeza, aber der Lord hat uns verboten Aufträge von Euch anzunehmen.“ „WIE BITTE!? Dieses Arschloch! Aber ihr werdet es trotzdem tun, sonst brate ich euch.“

Demonstrativ hielt ich ihnen meine offene Handfläche entgegen und ließ eine Feuerkugel erscheinen.

„Miss Reeza, Ihr bekommt Ärger wenn ihr uns gegen seinen Willen etwas zuleide tut“, erklärte einer mit zischender Stimme. „Es wäre ihm egal... Ihr wollt also nicht? Gut!“ Sie waren mir egal... Ohne Zögern schoss ich vier von ihnen nieder und starrte den Letzten eindringlich an. Er war verängstigt und flehte um Gnade.

„Tut mir nichts, Miss!!! Ich tue alles, was Ihr von mir verlangt!“ „Sieh zu, dass du Land gewinnst, ich mache es selbst.“

Zitternd ergriff er die Flucht. Ich hätte ihn noch nachträglich töten können, aber was soll's, meine Finger waren genug beschmutzt. Und was Luzifer davon halten würde, ging mir praktisch am Arsch vorbei. Er würde einfach neue Dämonen erschaffen. Als ob diese Wesen eine größere Bedeutung für jemanden haben könnten.

Mein Auftrag für sie war im Grunde ein Kinderspiel und das was ich ihnen angetan hatte, wäre sicherlich nicht von Nöten gewesen. Ich wollte, dass sie in einen Buchladen stürmen um mir etwas zu holen, doch darum kümmerte ich mich nun selbst.
 

„Ich hätte gerne alle Bibeln, die Sie zu verkaufen haben“, sagte ich belustigt, als ich in zivilisierter Kleidung vor dem jungen Buchhändler stand. Warum ich Bibeln brauchte?Ich amüsierte mich gerne mit ihnen. Es war Gottes Lehre – eine Schande. So sehr ich Luzifer auch verachtete – ich teilte seine Ansicht zu Gott. Doch ich hasste ihn nicht so sehr um einen Krieg anzuzetteln. Darauf hatte ich schlichtweg keine Lust. Seine Armee aus Engeln war ebenso nicht zu unterschätzen wenn es darauf ankäme. Zumindest stellte ich es mir so vor.

Der Verkäufer guckte mich verdutzt an: „Wozu... Brauchen Sie derartig viele Bibeln?“

„Darum...“, antwortete ich knapp und lächelte ihn verführerisch an. Wie er genau aussah, konnte ich durch meine Augen nicht erkennen, doch sein Inneres strahlte grell... Irgendwas stimmte nicht an ihm. Seine Aura wirkte nicht ganz menschlich. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.

„Tut mir leid, schöne Frau, sie sind alle ausverkauft. So ein Pech aber auch, dass gerade vor einer Stunde eine Kirchengruppe hier war um sie aufzukaufen. Sie könnten welche bestellen.“

„Ach, das ist es mir nicht wert... Scheiß drauf.“ Dann würde ich sie eben nicht verbrennen und Spaß dabei empfinden, sondern müsste mir eine andere Beschäftigung suchen. Vielleicht diesen Jayden verführen, dachte ich und musste innerlich grinsen.

„Bibeln zu verbrennen, bringt keine dauerhafte Befriedigung. Den Herrn wird es kaum stören“, sagte der Verkäufer und lächelte, soweit ich es erkennen könnte. Ich war verblüfft. Ich sollte schnell hier weg... „Verbrennen? Wer macht denn sowas? Sie sind ein seltsamer Satanist. Schönen Tag noch.“

Wer war dieser Typ im Buchladen mit der warmen und jungen Stimme? Er verwirrte mich und ich versteckte mich, solange es noch nicht dunkel war. Dabei beobachtete ich Ela und Alyssa, die Feye verfolgten. Sie würden es merken, wenn ich mich mit ihr treffen würde.

Nach Einbruch der Dunkelheit lauerten sie weiterhin. Die hatten wohl echt keine Hobbys. Um sie abzulenken flog ich hoch in die Luft und schleuderte eine Energiekugel einige Kilometer weit weg, sodass es in der Stadt zu einer Explosion kam. Dadurch wurden sie aufgeschreckt und machten sich sofort auf den Weg dort hin. Sie spürten die Energie, wodurch die auch spürten, dass es keine normale Explosion war. Wahrscheinlich würden sie von einem Kampf gegen Assistants ausgehen und unsren Dämonen helfen wollen.

Kurz darauf sah ich, wie die Tür des Hauses indem Feye wohnte aufging und Clyde und Hailey heraus rannten. Sie hielten es ebenso für einen Angriff... Gut, dann hätten Ela und Alyssa zumindest eine nette Begegnung mit den Assistants. Clyde und Hailey waren sicherlich nicht die Einzigen, die dorthin gingen. Alle Anderen Menschen würden es für einen Terroranschlag halten – so waren sie eben. Dumm und einfältig. Keinen Sinn für übermächtige Kräfte. Ich wollte Feye helfen, was nicht bedeutete, dass ich mich der guten Seite anschließen würde. Mord, Schmerzen und Leid – ein Genuss für mich. Ich war ein Kind der Dunkelheit, das konnte ich nicht leugnen.

Feye war nun allein in dem Haus und Alyssa und Ela ausgeschaltet. Ich konnte sie nun ohne Probleme heimsuchen.

„AAAH!!“, schrie sie und schreckte auf, als ich mich einfach so in ihr Zimmer teleportiert hatte. Sie sprang von ihrem Bett und versuchte eine Kampfposition anzunehmen. Nun... Sie wäre kein Problem für mich. Sie konnte nichts, doch ihre verborgenen Kräfte waren mächtig und durften nicht unterschätzt werden. Sie könnte jederzeit ihre Kontrolle verlieren.

„Reeza! Was willst du!?! Wie viele von euch wollen mich heute eigentlich noch verwirren!“ „Ich will dich nicht verwirren und auch nicht angreifen. Ich komme mit einem Friedensangebot für uns beide.“ „Warum solltest du das tun!? Wo ist Jayden!? Hast du ihn umgebracht?“ „Den kleinen Blonden? Der interessiert mich nicht. Frag lieber deinen Lover was mit dem geschehen ist.“ „Meinen... Oh... Er sagte, er hätte ihn dir überlassen!“ „Ha, dieser Lügner. Aber ich bin nicht gekommen um über den Blonden zu sprechen.“

Sie senkte ihre Arme, betrachtete mich aber weiter mit skeptischen Blicken. Sie vertraute mir nicht, das war auch gut so. Warum sollte sie auch?

„Ist dir eine Frau mit silbernen Haaren erschienen?“ „... Sacred Feye?“ „Aaah, du kennst sie bereits. Sehr schön. Ich möchte dir etwas über meine Familie erzählen.“ „Deine Familie?“

Ohne gebeten zu werden setzte ich mich auf ihr Bett und machte es mir gemütlich, was ihr überhaupt nicht passte.

„Meine Mutter, Sacred Feye. Sie ist eine Wahnsinnige. Du solltest gewarnt sein.“ „Sie ist ich! Sie ist die Gute und Luzifer der Feind.“ „Luzifer ist wohl der Feind, aber Sacred Feye ebenso.“ „Wie soll ich das verstehen?“, fragte sie mich naiv und verärgert zugleich. Ich tätschelte mit der Hand auf die andere Seite des Bettrandes und gab ihr damit ein Zeichen, dass sie sich auch hinsetzen soll. Zu meiner Überraschung tat sie es auch. Würde ich sie jetzt hintergehen wollen, wär sie noch leichter zu erledigen. Sie schien Vertrauen aufzubauen. Naives, dummes Ding...

„Sacred Feye wird von ihrem Hass getrieben. Sie will Luzifer töten – unter allen Umständen.“ „Ja, so kam sie mir vor... Aber... Das sind so viele Informationen. Ich weiß nicht mehr was passiert, was Wahrheit und was Lüge ist.“ „Wer weiß das schon“, antwortete ich lachend.

„Du etwa auch nicht?“ „Nö. Ich bin nur die Dumme, die Anweisungen folgen muss. Jedoch bin ich grade aus freiem Willen hier.“ „Hmmm... Ich weiß nicht ob ich dir glauben soll. Wenn Sacred Feye, die Schöpferin der Assistants, der Feind ist... Dann bin ich der Feind und gefährde meine ganze Familie.“ „Eventuell. Du kannst mir glauben, oder es auch bleiben lassen. Wichtig ist, dass du die Kontrolle über dich behältst“, erklärte ich ihr, während ich ihr in die Augen sah.

Sie war ein sehr hübsches Mädchen, so naiv und unschuldig. Kein Wunder, dass Luzifer sich an ihr verging. Ihr Augen schimmerten klar und rein. Es war schon fast eklig, so süß war sie.

Doch in ihren Augen spiegelte sich auch Trauer und Verzweiflung. Sie wusste nicht mehr wie es weitergehen sollte. Ich lächelte sie an: „Der große Tag wird kommen, an dem das hier endet und du gehen wirst. Vielleicht sterben Luzifer und ich ja auch, oder wir leben zusammen in der Hölle, hahaha. Aber Stiefmutter nenne ich dich nicht!“ „Du bist komisch... Und wenn ich sterbe? Und meine Familie?“ „Dann ist Gott genau der, für den ich ihn halte – ein Bastard, der behauptet seine Schöpfung und Kinder zu lieben, was im Grunde eine Lüge ist.“

Sie hielt inne und überlegte. Ihren Kopf hatte sie gesenkt, ihr Herz schrie vor Verzweiflung, doch das war ihre Bürde. Ich legte Zeige-und Mittelfinger unter ihr Kinn und ließ sie ihren Kopf wieder erheben. Darauf lehnte ich mich langsam zu ihr und küsste sie. Sie schreckte nicht zurück.

Ihre Lippen waren genau so wie ich es mir gedacht hatte. Weich und zart. Alles war geprägt von Unschuld. Ich hätte sie gerne verführt, doch das war nicht meine Aufgabe und auch nicht meine Rolle in diesem Spiel.

Einen Moment lang und uns ganz nah schauten wir uns in die Augen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

„Ich gehe jetzt, vielleicht kannst du auf mich zählen, wenn es darauf ankommt“, sagte ich und stand auf. „Bist du meine Verbündete?“, fragte sie verwirrt und faltete die Hände hoffnungsvoll. „Ich sagte vielleicht.“

Doch ich wusste, dass diese Antwort so nicht ganz stimmte... War ich ihre Verbündete? Oder würde ich ihr Vertrauen erschleichen und sie töten?
 

~ Kapitel 13 ~ Die Gegenseite ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~
 

Huhu again! :D Ich sagte doch, das nächste Kapitel lässt nicht lange auf sich warten. Nun... Langsam fängt es an interessant zu werden. Ich hatte großen Spaß daran endlich mal aus Reezas Perspektive zu schreiben. Ich mag das <3

Bis zum nächsten Kapitel :3 Euer Kiroding!



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