Ausdauer!? von IchBinLiebe ================================================================================ Kapitel 31: Ansichtssache ------------------------- Ich bin nicht das „liebe“ Mädchen solltest du wissen. Es gab eine Zeit, in der ich viel an dich dachte. Es gab eine Zeit, in der du viel an mich dachtest. Schau mir in die Augen und sag, dass du mich liebst. Schau mir in die Augen und sag, dass du mich willst. Es ist zu Spät, um noch dahinter zu schauen. Ich ließ meine Schuhe zurück, ließ dich zurück. Ich bin wirklich mehr, ich bin wirklich mehr als du offensichtlich sehen kannst. Es gibt ein anderes Wort für Liebe. Natürlich gibt es ein anderes Wort. Liedzusammenschnitt: „Just more“- von Wonderwall Dienstagmittag, 21. November Ran schloss die Zimmertüre hinter sich, ehe sie die Treppe nach unten gelaufen kam. Ihr erster Blick, noch auf den Stufen, fiel auf das Sofa, auf welchem sie ihn vermutet hatte. „Ist Yusaku nicht hier?“, richtete sie sich irritiert an ihre Mutter, die sich, gerade über den Fernseher staubwischend, überrascht seitlich zu ihr umgedrehte. Fragend sahen sich die beiden an. „Nein“, antwortete Eri mit verfolgend wie ihre Tochter eilig bis hin zur Küche lief, um sich auch dort umzusehen. Als sie wieder aus dieser auftauchte, setze ihre Mutter da an, wo sie sich zuvor unterbrochen hatte: „Er ist oben, wenn du ihn suchst“, erklärte sie. „Ah“, reichte Ran diese Auskunft völlig aus. Schon flitze sie die Treppenstufen wieder hinauf. Eri schaute ihrer Tochter nur kopfschüttelnd nach, machte anschließend, in sich hinein lächelnd, mit Putzen weiter. Shinichis Freundin hingegen klopfte kurz an Yusakus Zimmertüre an, öffnete dann jedoch, ohne groß die Bitte einzutreten abzuwarten. Was sie sogleich als peinlich empfand. Sie war einfach so hineingestürmt, wurde nun von einer etwas erschreckten Ruth angesehen, die sie geweckt hatte. „Ups“, war Ran mitten im Zimmer stehen geblieben: „Entschuldigung“. Schnell macht sie, dass sie zurück auf den Flur kam. Schulterzuckend legte die Amerikanerin ihren Kopf zurück auf das Kissen, um weiter zu dösen. Yusaku lag mit geöffneten Augen auf dem Rücken. Er hörte es Anklopfen. „Ja?“, rief er aufhorchend. „Yukiko?“, keimte Hoffnung einer möglichen Rückkehr seiner Frau ihn ihm auf. Jedoch wurde er enttäuscht. Es war nicht Yukiko, sondern im Gegenteil die Freundin seines Sohnes. „Nein“, machte Ran zurückhaltend eintretend ein paar Schritte auf das Bett zu: „Entschuldige, bitte.“ „Ach du bist es nur“, meinte Yusaku darauf mürrisch. Wohl etwas zu mürrisch, denn die Freundin seines Sohnes blieb nun betreten ganz stehen, schaute verlegen auf den hellgrauen Teppich: „Ja, ich habe dich gesucht. Ich wusste nicht, dass du noch schläfst.“ Yusaku seufzte bei ihrem Anblick gutmütig. Als wenn ich schlafen würde, verdrehte er die Augen. „Ich werde einfach warten“, entgegnete Ran, wollte schon kehrt machen. „Na, komm schon her“, forderte er sie schmunzelnd auf. Sich aufsetzend schaute er sie einladend an. Verhalten begegnete Ran seinem Blick, setze sich, nicht gerade viel Platz in Anspruch nehmend ebenso auf die Bettkante. Demonstrativ rückte der Vater ihres Freundes noch ein ganzes Stück beiseite. „Was ist dabei?“, stellte er seine Beine unter der Decke auf: „Ich habe auch schon auf deinem Bett gesessen, schon vergessen?“, merkte er gelassen an. Ran nickte. Ihr war anzumerken, wie ihr bewusst wurde, wie albern sie sich eigentlich gerade verhielt. „Stimmt“, räumte sie, sich erinnernd, ein wenig reumütig ein: „das war, als du mich getröstet hast.“ „Hm“, machte Yukikos Ehemann, wobei er sich mit Rücken und Kopf an den Mahagoniholzrahmen lehnte. Er warf einen Blick auf den Wecker. Es war zweiundzwanzig Minuten vor vierzehn Uhr, wie der feststellte. „Du hattest übrigens recht“, unterbrach Ran die Stille, die zwischen ihnen entstanden war. „Ach ja?“, wendete Yusaku sich ihr, amüsiert eine Augenbraue hochziehend, zu: „Womit denn?“, machte er auf ahnungslos. „Damit, dass du im Voraus wusstest, dass es mir leidtun würde, was ich da vorhin unten in der Küche zu dir gesagt habe.“ Ran erwiderte schief sein liebevolles Lächeln: „Es tut mir wirklich leid. Ich hätte dich nicht gleich so anfahren müssen. Es wäre netter gewesen, ich hätte mich raus gehalten. Es geht mich ja auch gar nichts an.“ „Das ist richtig!“ Sie erschreckte über die Strenge, die da eben in seiner Stimme gelegen hatte. „Es geht dich nichts an.“ Yusaku machte eine Wortpause, ehe er großmütig fortfuhr: „Ich verzeihe dir!“ Seine Augen stimmten in sein breites Grinsen mit ein. Ran seufzte erleichtert. Theatralisch imitierte Yukikos Mann sie, indem er ebenfalls doch etwas übertrieben tief und laut aufseufzte, nicht ohne dabei sein Vergnügen darüber zu verheimlichen. „Du hattest sicher deine Gründe“, setze Eris Tochter an: „Warum du getan hast, was immer du jetzt genau gemacht hast. Ich denke, ich habe jetzt einiges verstanden.“ „Ach ja?“, Shinichis Vater zog erneut die Augenbrauen hoch: „Was denn zum Beispiel?“ Die Freundin seines Sohnes sah ihn mühselig an: „Soll ich das jetzt etwa alles aufzählen?“ „Nun“, antwortete er schmunzelnd: „Warum nicht?“ „Nun ja“, fing Ran überlegend an: „Liebe ist eine einzigartige Reaktion auf das, was einzigartig ist. Sie ist Immerwirklichkeit.“ Yusakus Gesicht wurde nachdenklich: „Kannst du mir in deinen Worten erklären, was genau damit gemeint ist mit Immerwirklichkeit?“ „Ja“, klang sie dennoch etwas schüchtern: „Ich denke es heißt, genau das, was Immerwirklichkeit ausdrückt- einfach immer- wirklich. Also, dass es einfach immer da ist. Also ich meine damit ist ausgesagt, dass die Liebe immer da ist.“ „Wie denkst du selbst darüber, Ran?“, wollte er prompt wissen: „Glaubst du, oder vielleicht präziser ausgedruckt, würdest du dieser Aussage zustimmen?“ „Äh, ja“, überlegte sie noch einmal kurz, bevor sie mit fester Stimme zustimmte: „würde ich.“ „Woran machst du das fest?“ „Naja“, entgegnete sie zurückhaltend: „Ich würde sagen es ist einfach fühlbar“, suchte sie nach den passenden Worten. Yusaku wartete geduldig, sah die Liebe seines Sohnes ermutigend an: „Sag es einfach frei raus. So wie du es meinst. So etwas wie falsche Antworten gibt es nicht. Du kannst also gar nichts Verkehrtes sagen.“ Damit hatte er Ran zum Lächeln gebracht: „Da hast du recht“, war sie erleichtert und froh: „Ich weiß nicht wirklich, wie ich das gerade besser erklären kann“, sezte sie an, dann aber hatte sie das zündende Argument: „Oder doch!“, vergnügt zitierte sie: „Wir sind alle eins.“ „Oh“, äußerte der Erdenker des Barons daraufhin ganz gewichtig: „Das hast du jetzt aber schön gesagt.“ Er schaute sie interessiert-auffordernd an: „Nun, du sagtest vorhin auch, dass die Liebe eine einzigartige Reaktion auf das sei, was einzigartig ist. Wie ist das zu verstehen? Kannst du Beispiele oder Situationen dafür nennen?“ „Hm“, überlegte Ran kurz: „Also ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, als du mich getröstet hast, weil ich von anderen ausgelacht wurde oder ich mal Streit mit Sonoko hatte und wir uns wieder vertragen haben. Das war ein sehr schönes Gefühl, dass wir dann wieder Freundinnen sein konnten. Von dir habe ich mich angenommen gefühlt. Du hast mir das Gefühl gegeben, dass ich okay bin so wie ich bin. Du hast mehr in mir gesehen, als meine Mitschüler. Mit Shinichi hatte ich auch schon oft solche Situationen, wenn ich so darüber nachdenke. Ich liebe ihn wirklich sehr. Es tut mir mittlerweile sehr leid, dass ich ihn immer so bedrängt habe, dass er endlich zurück kommen soll. Es ist nur so, dass ich ihn einfach vermisse. Ich würde einfach nur gerne mehr Zeit mit ihm verbringen. Ich möchte ihn aber auch nicht mehr unter Druck setzen. Ich denke ich kann seine Wahl nun leichter nachvollziehen.“ Kurzum fuhr sie sich mit dem Ärmel über ein Auge, wischte so die einzelne Träne weg. Während Yusaku sie mitfühlend zu sich heranzog, um sie sanft in den Arm zu nehmen, hörte er ihre große Dankbarkeit heraus, als sie sagte: „Ich wollte dir sagen, dass ich mich bei dir für das alles bedanken möchte.“ „Gern geschehen, Liebes“, gab er ihr sachte murmelnd einen kleinen Kuss auf die obere Stirn: „Gern geschehen. Immer wieder gern“, hielt er sie liebevoll lächelnd fest. Kurz schwieg er und im Raum wurde es ruhig. Nur Rans leises, vereinzelt-glückliches Aufschluchzen und sein gleichmäßiger Atem waren wahrzunehmen. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam und Ran brauchte nichts weiter zu tun, als seinem Herzschlag zu lauschen, was eine ungeheure beruhigende Wirkung hatte. Mehr an Geborgenheit konnte es doch eigentlich gar nicht geben. Was gab es mehr, als einfach nur so vor sich hin zu leben? Als die Freundin seines Sohnes die Augen schloss, schloss auch dessen Vater seine. Für eine kurze Weile saßen die zwei nur Seite an Seite da, genossen den einzigartigen, wunderbaren Moment, indem sie sich gerade gemeinsam befanden und welchen sie miteinander im geradezu himmlischen Frieden teilen konnten. Da war in diesem Augenblick nichts anderes außer der großen Geborgenheit, die das Universum ihnen schenkte. Nichts außer dem Spüren der Einheit, die sie beide miteinander verband. Es war schön. Es war wirklich sehr schön. Yusaku spürte wie wohl die werdende Mami sich fühlte. Wie im Einklang sie mit sich selbst war. „Danke“, flüsterte er lautlos, dankte dem Göttlichen aus ganzem-vollen Herzen, dass er an diesem Moment mit ihr teilhaben konnte. Auch er selbst konnte sich einfach und vollkommen frei gehen lassen: Danke, erfreute er sich an der Ahnung, eine Vorstellung davon zu erhaschen, wie Gott selbst sich immerwährend fühlen musste. Liebe ist Immerwährend: Wir sind alle eins. Gott-Leben-Unbegrenzt-Ewig- und Frei, bekam er es gerade jetzt und hier, voll und ganz bestätigt. Doch, doch es ist doch perfekt, war er sich der Richtigkeit von dem Was-Ist sicher. Glücklich, höchstzufrieden und dankbar wusste er diesen Moment zu schätzen. War sich der Fülle des Lebens, seines Lebens gewahr. Er machte die Augen auf. Ran hatte sich bewegt, setzte sich richtig hin: „Du hast das mit Absicht gemacht“, schaute sie ihn leicht schmollend an. Woraufhin er nur nickte, bevor er dann verschmitzt antwortete: „Okay, du hast mich durchschaut. Ich wollte dich provozieren. Wenn du mir auch noch sagen kannst, warum ich das wollte?“ „Ich vermute dir ging es darum, mir zum einen vor Augen zu führen, dass ich nicht vorschnell über andere urteilen soll- nun eigentlich besser formuliert überhaupt nicht urteilen- und zum anderen, dass es wohl klüger wäre erst einmal die näheren Umstände in Erfahrung zu bringen und mich selbst dann noch, naja je nachdem worum es dann jeweils geht, trotzdem besser raus halte. Also ich meine je nach den genaueren Sachverhalten- wenn du zum Beispiel Yukiko wirklich Schaden würdest, dann kann- muss- ich dir schon sagen, dass das nicht in Ordnung ist und kann Yukiko helfen. Andererseits, wenn keine konkrete Gefährdung besteht, dann halte ich mich lieber zurück und lasse euch das tun, was ihr für euch für richtig haltet. Auch dann, wenn ich persönlich eine ganz andere Meinung dazu habe.“ „Das ist sehr nobel von dir“, entgegnete er anerkennend lächelnd. Yukiko saß unterhalb des Waschbeckens. über ihr floss das Wasser floss immer noch aus dem Wasserhahn direkt in den Abfluss. Sie machte allerdings nicht den Eindruck, als würde es ihr auch nur im Geringsten etwas ausmachen. Ihr Blick war einfach nur auf die gegenüber liegende Dusche gerichtete. So saß sie da. Tränen schimmerten in ihren Augen. Eine einzelne lief an ihrer Wange hinunter. Nichts war zu hören, außer dem Geräusch des fließenden, im schwarzen Loch verschwindenden Wassers. Die einzige Vorstellung die existierte, war ihr geliebter Mann beim Duschen mit einer anderen Frau und das durch diese Vorstellung schmerzhaft-zerreißende Gefühl. Yukiko saß einfach nur da, hatte ihren Blick auf die gegenüberliegende Seite gerichtet, ließ die Träne ungeachtet auf ihren Schoß tropfen. „Du hattest übrigens noch mit etwas anderem recht.“ Yusaku stutze über das plötzlich Kleinlaute in ihrer Stimme: „Ach ja?“, fragte er diesmal es wirklich nicht wissend nach. „Mit Shinichi“, deutete sie an. Dessen Vater schaute sie fragend an. „Es stimmt, was du zu mir gesagt hast. Ich konnte die Nacht nicht richtig schlafen, weil ich an Shinichi denken musste. Was ist, wenn er wirklich eine andere-?“ Sie sah Yusaku, der ihr aber, mit einem ganz entschieden Blick, ernst in die Augen sah. Dann allerdings fing er zu lachen an: „Du Dummerchen-, Ran! Also wirklich, da irrst du dich jetzt aber: Shinichi liebt dich! Du bist sein absolutes Ein und Alles“, knuffte er sie liebevoll in die Seite, nahm sie seitlich knuddelnd in den Arm: „Und deshalb muss ich auch wahnsinnig gut auf dich aufpassen, wenn an dich was dran kommt-, sein persönlicher Weltuntergang. Ich würde da glatt alles für verwetten: Mit nichts könnte man ihn so verletzen, wie wenn man ihm dich weg nehmen würde.“ „Meinst du wirklich?“, fragte Ran mit noch etwas Restzweifel in der Stimme nach. Woraufhin er sie schon fast tadelnd ansah: „Absolut“, meinte er felsenfast überzeugt. Doch dann wurde er ernst. Er sagte es sehr leise, mehr zu sich selbst: „Er liebt dich schon fast zu sehr!“ Ran, die es trotzdem hörte reagierte verwirrt: „Wie meinst du das?“, fragte sie besorgt nach: „Ist irgendwas mit ihm? Weißt du was, was ich nicht wissen soll?“ „Kann man so sagen“, räumte er, den Kopf auf ihrer Schulter ablegend, betrübt werdend ein: Nun war er es, der sich bei ihr festhielt: „Er hängt momentan für meinen Geschmack doch etwas zu sehr an dir.“ „Wie meinst du das?“, wurde Ran unsicher. Yusaku sah, dass sie Angst bekommen hatte, sachte erklärte er ihr beruhigend seinen Gedankengang: „Ich meine, dass Shinichi sich in letzter Zeit zu sehr von dir abhängig macht“, er suchte Blickkontakt zu ihr: „Bitte, versteh mich jetzt nicht falsch, Ran. Ich wäre der Letzte, der an eurer Verbindung etwas auszusetzen hätte. Nur“, er machte eine kurze Pause, suchte nach den richtigen Worten. Ran schaute ihn abwartend an. Sie spürte, dass sie da einen Punkt hatten, der für den Vater ihres Freundes nicht ganz einfach zu sein schien. „Shinichi orientiert sich sehr an dir. Dabei neigt er dazu, das was er für sich selbst braucht in den Hintergrund zu stellen. Er stellt dich über sich selbst. Mir ist durchaus bewusst, dass all seine Absichten gut gemeint sind. Nur, er selbst ist auch wichtig. Ich hoffe, dass ihm das von selbst klar wird. Weißt du, ich möchte einfach nicht, dass ihr euch in euerer Beziehung verliert. Verstehst du, was ich meine?“ Ran nickte bedächtig. „Komm her“, rückte er näher, legte von hinten einen Arm um sie, ehe er weiter sprach: „Wirklich, dass er etwas mit einer anderen haben könnte stimmt nicht. Jetzt ganz sicher nicht und auch später nicht. Da müsste eure Beziehung oder Ehe schon extrem kaputt sein, bevor er auch nur auf so einen Gedanken kommen würde.“ Yusaku grinste sie, er hatte seine gute Laune zurück geholt, breit an: „Da brauchst du dir absolut keine Sorgen zu machen. Ich bin mir da ziemlich sicher, dass Shinichi da nach mir kommt. Er ist treu wie ein Kaninchen.“ „Wie ein Kaninchen?“, musste Ran über den ungewöhnlichen Vergleich mit lachen. „Wir können sonst auch sagen, so fromm wie ein Lamm“, lenkte er verschmitzt ein. „Fromm?“, Ran runzelte kichernd die Stirn. „Oder etwa nicht?“ „Doch“, räumte sie bei der Erinnerung, des an sie tief schlafenden, angekuschelten Shinichis, vergnügt ein. „Nein, mal Spaß beiseite: Du müsstest nur mal hören, wie und wenn er von dir spricht. Das meine ich ehrlich: Du bist sein Mittelpunkt der Welt. Er liebt dich abgöttisch“, dann konnte dessen Vater sich eine weitere humorvolle Feststellung nicht still verkneifen: „Mehr Hingabe geht schon wirklich nicht mehr“, feixte er die Freundin seines Sohnes und werdenden Enkelkindes an: „Auch wegen dem Baby, was er sich darum für einen Kopf macht“, er schüttelte gutmütig-nachsichtig mit dem Kopf: „Es ist richtig erstaunlich wie kompliziert es sich manche Leute machen können. In gewisser Hinsicht schon schade, dass er in diesem Punkt so viel schwerer von Begriff ist, als du.“ „Findest du?“, konnte Ran sich das bei ihrem doch so extrem rationalen Shinichi gar nicht richtig vorstellen. Yusaku nickte, bettete seinen Kopf erneut auf ihre Schulter, betrachtete stillschweigend ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck aus den Augenwinkeln heraus. „Hm“, vernahm er sie grübelnd: „Ich glaube ich werde noch einmal mit ihm in Ruhe über alles reden. Ich kann verstehen, dass er noch ein bisschen Angst hat. Die habe ich auch, aber ich weiß ja, dass ihr da seid und uns helfen werdet. Wenn ich das Shinichi sage, fühlt er sich bestimmt auch gleich viel besser.“ Während er Ran zuhörte, wurde sie immer gelassener. „Mach das“, konnte Yusaku die zwar nicht ganz teilen, aber er zog es vor an dieser Stelle einfach den Mund zu halten und den weiteren Gedanken nicht laut auszusprechen: von dir nimmt er wahrscheinlich noch am ehesten an. Somit war er noch beschäftigt. Für Ran hingegen war was Shinichi betraf die Welt wieder rund. Sie war recht vergnügt, dann jedoch wurde sie erneut ernst. Sie richtete sich konkret an den Ehemann: „Du hast deinen Teil der Abmachung noch gar nicht erfüllt“, erinnerte sie sich das Thema wechselnd. Gemeinter schaute sie an. „Ich wollte dich noch wegen Yukiko fragen“, meinte sie rücksichtsvoll: „Erklärst du es mir jetzt?“, bittend sah sie ihn an. Wieder ein wunder Punkt, wie Ran an Yusakus abrupt veränderten Gesichtszügen erkennen konnte. „Wenn du nicht darüber-“ „Nein, schon gut“, unterbrach er sie bestimmt: „Ich kann darüber sprechen. Das ist in Ordnung.“ Ran warf ihm einen Sicher?-Blick zu und er nickte, woraufhin sie ihre Vermutung in Worte fasste: „Als du mich das erste Mal mit zu Tunis genommen hast, da hast du mir erzählt, dass Yukiko einen Unfall hatte, dass sie von Tunis beim Dreh runter gefallen ist.“ „Das ist richtig“, bestätigte er ihr. „Und du hast gesagt, dass dir ein totes Baby reichen würde.“ „Das tut es auch“, räusperte er sich mit definitiv traurigem Unterton: „Du hast mir gut zugehört.“ Ran erinnerte sich, wie auch er selbst, an den Tag zurück. „Yukiko war schwanger und das Baby starb, als sie vom Pferd fiel? Habe ich das so richtig verstanden?“ Die werdende Mami sah ihn betroffen an. Der Vater ihres Freundes nickte. Für einen Moment blieb es still, in welchem er seine Hände auf dem Schoss betrachtete: „Bis hierher gut kombiniert, Liebes“, schaute er niedergeschlagen auf. Er seufzte schwer: „Ich habe nicht gewusst, dass sie schwanger war“, teilte er, den Kopf wieder senkend, mit: „Ein Arbeitskollege von Yukiko rief mich an und informierte mich über ihren Sturz von Tunis am Set“, er hob den Kopf etwas, schaute Ran an: „Du kannst dir sicher vorstellen welchen riesigen Schrecken ich bekommen habe. Er konnte mir nichts Genaueres sagen, wie schwer sie verletzt war. Man ging zu dem Zeitpunkt von irgendwelchen inneren Blutungen aus und innere Blutungen können durchaus sehr gefährlich werden. Jedenfalls bin ich so schnell ich konnte zum Krankenhaus. Ich habe in den bestimmt fünfzehn Minuten“, er schaute erneut zu Ran, ein schiefes, kleines Lächeln zeigte sich: „Ich glaube ich habe den neben mir echt verrückt gemacht. Der arme Mann.- Das war eine Situation in der ich wirklich Angst hatte, Ran.“ Sie sah ihn mitfühlend an, hörte ihm weiterhin zu. „Mir ist ein unglaublicher Stein vom Herzen gefallen, als der Arzt endlich kam und mir mitteilte, dass es Yukiko gut gehe. Nur um mir dann den nächsten Schock zu versetzen.“ „Was hat er gesagt“, frage Ran vorsichtig nach. „Das sie das Kind verloren hat“, entgegnete er faktisch-sachlich. „Oh“, schaute sie ihn bedauernd an. Yusaku sagte vorerst nichts mehr. Ihm war anzusehen, wie nahe ihm diese Erinnerung immer noch ging. „Seit dem Tag hat sie nicht mehr mit mir gesprochen.“ „Überhaupt nicht mehr?“, Ran schaute ihn entsetzt an. Er nickte halbwegs: „Naja, wenn du das „Ich möchte nicht darüber reden“ und das „Yusaku, bitte lass mich einfach in Ruhe“ über Monate hinweg nicht mitzählst.“ Yukikos Mann seufzte erneut, diesmal hatte es einen bitteren Beigeschmack. Als er danach wieder still war, rüttelte Ran ihn, ihn beim Namen rufend, besorgt am Arm. Was ihn dazu veranlasste weiter zu erzählen: „Ich war ziemlich aufgewühlt in den ersten Stunden mit ihr noch im Krankenhaus. Anfangs war ich einfach nur erleichtert, dass es ihr gut ging und nichts noch schlimmeres passiert war. Ich fragte sie, warum sie mir nichts von dem Kind gesagt habe.“ „Sie hat dir nicht geantwortet“, schlussfolgerte die werdende Mami traurig. Er nickte, seine Stimme wurde brüchig: „Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt selbst wusste, dass sie schwanger war. Ich konnte sie noch am gleichen Abend mit nachhause nehmen. Die ersten Tage saß sie einfach nur im Bett. Sie wollte mich nicht sehen, also ließ ich sie in Ruhe. Dann änderte sich das allerdings abrupt und ich hatte meinen ersten Streit mit ihr.“ „Was ist passiert?“, fragte Ran zurückhaltend nach, suchte Blickkontakt. „Sie wollte arbeiten gehen“, entgegnete er staubtrocken. „Sie wollte arbeiten gehen?“, wiederholte sie verblüfft. Deren Mann nickte: „Ja, und sie hat es auch wider meinem Abraten, getan. Ich habe sie dann einige Wochen nur abends gesehen. Sie kam immer später nachhause. An den Wochenenden ging sie mir aus dem Weg. Ich sah sie kaum noch. Sie schloss sich im Schlafzimmer ein. In der ersten Zeit dachte ich: Na gut, sie braucht eben einfach Zeit. Sie braucht eben einfach Zeit. Sie wird schon kommen, wenn sie soweit ist“, er schluckte schwer: „Aber sie kam nicht. Sie kam einfach nicht. Ich wusste, dass etwas absolut nicht stimmte und drängte deshalb immer mehr um eine Aussprache. Doch sie wies mich jedes Mal ab, schickte mich weg. Irgendwann reichte es mir und ich wollte endlich wissen, was gewesen war. Das war der zweite große Streit, indem sie mich anschrie: Ich solle verschwinden und sie einfach in Ruhe lassen.“ Er sah Ran an, seine Stimme nahm an Verärgerung zu: „Ab da lief jedes Aufeinandertreffen gleich ab: Ich wollte reden, sie wollte es nicht. Darüber gerieten wir in Streit und zu irgendwelchen Veranstaltungen kam sie überhaupt nicht mehr mit. Während sie sich in Tränen aufgelöst im Schlafzimmer verkroch, ging ich mich betrinken. So endeten wir von Tisch und Bett. Das war dann die Zeit in der ich Richard kennen lernte.“ „Du meinst den, den du gestern Abend besuchen warst?“, glaubte Ran den Namen zu ordnen zu können. Bei Yusaku bildete sich ein kleines Grinsen: „Er ist mein Saufkumpane gewesen. Mit ihm konnte ich mich gut über Yukiko ärgern. Er konnte mich nur allzu treffend verstehen, befand sich mit seiner damaligen Nochehe-Frau im Scheidungskrieg“, fast schon amüsiert fing er an den Kopf zu schütteln: „Wenn ich so darüber nachdenke, ich kenne jetzt viel mehr Schimpfworte und Flüche.“ Ran konnte sehen, dass der Vater ihres Freundes eigentlich doch recht gerne daran zurückdachte. „Er war es auch, der mich mit seinem Bruder bekannt machte, der ein Möbelgeschäft in Buena Park betreibt. Von ihm habe ich die Couch, die ich jetzt in meinem Zimmer stehen habe. Die, die wir früher hatten war eigentlich gar nicht mal so schlecht. Nur auf Dauer fand ich dann doch eine Schlafcouch angebrachter. Mein liebstes Stück“, in sich versinkend saß er in sich hinein lächelnd da. Bevor er, auf den auffordernden Blick hin, melancholisch weiter ausführte: „So ging es eine ganze Weile. Betrunken war ich auch, als ich Ruth das erste Mal begegnete“, Yusaku war nun wieder sehr ernst: „Mir war so ziemlich alles Egal. Das war die Phase in der ich dachte: „Yukiko- wer bracht dich schon?“, er seufzte tief, schluckte den sich in seinem Hals gebildeten Klos hinunter: „Tja, Kummersaufen ist im Allgemeinen keine so gute Idee, Liebes.“ Er sah sie warnend an: „Mach das lieber nicht, wenn du mal deprimiert bist. Das funktioniert wirklich nicht. Auch nicht durch mehrmaliges Widerholen. Am nächsten Morgen ist alles wieder da und es tut weher als vorher und das nicht nur wegen des Kraters- wirklich nicht zu empfehlen.“ Seine Wahrung galt nicht nur Ran, sondern auch bei ihm löste es einen schalen Nachgeschmack aus. Sie nickte verständig. Als er nichts hinzufügte, fragte sie, was sie an dieser Stelle interessierte: „Hast du sie angesprochen oder sie dich?“ „Sie mich.“ „Habt ihr direkt beim ersten Mal miteinander-“ Rans Wangen erröteten. Sie traute sich erst gar nicht das Wort es expliziert auszusprechen, schaute lieber weg. Er nickte darauf nur. Woraufhin sie ihn dann doch etwas perplex ansah, was ihn zum Lachen über ihren ungläubigen Gesichtsausdruck veranlasste: „Ich war an dem Abend deprimiert, frustriert und stark angetrunken, da haben mich Anstandsregeln bei weitem nicht mehr interessiert. Ich hatte seit Monaten keinen Geschlechtsverkehr mehr und da kam eine heiße Frau, gibt dir zu verstehen, dass sie Gefallen an dir findet und du denkst dir einfach: Ach, was solls? Mein Ego hat es gedankt. Ich hatte Sex, noch dazu guten! Zudem- war das noch eine einmalige Gelegenheit Yukiko mal so richtig eine Lektion zu erteilen. Wir waren zerstritten und ich so verdammt sauer auf sie!“ Jetzt jedoch schlug seine vorzeitige Belustigung abrupt in konkrete Trauer um: „Ich denke, ich wollte ihr an diesem einen Abend wirklich einfach nur weh tun.“ Ran erschreckte sich regelrecht, als sie mitbekam wie er mit den Tränen kämpfte. Er sprach nur sehr langsam und bedächtig weiter: „Wenn ich mit Abstand an diese Sache zurückdenke, dann wollte ich ihr wohl genauso weh tun, wie sie mir weh tat. Ich konnte machen, was ich wollte. Sie hat das nicht interessiert, egal was ich versucht habe unsere Ehe zu retten. Alles was ich machte war falsch!“ Jetzt war es passiert: Yusaku weinte, was für Ran ein richtig verstörendes Erlebnis war: Ein Yusaku der weinte, hatte sie sich bisher nie vorstellen können. Aus ihrem ersten Impuls heraus nahm sie ihn sofort in die Arme. „Ich konnte überhaupt nichts machen!“, bahnte sich all der angestaute Schmerz in Form der vielen verzweifelten Tränen seinen Lauf: „Ich stand da ganz allein in den Scherben meiner Ehe: Ich fühle mich so entsetzlich hilflos: Ich weiß nicht, was ich noch machen soll!? Ich will Yukiko so gerne einfach nur trösten und sie doch nur in den Arm nehmen. Gemeinsam mit ihr trauern, mehr will und wollte ich doch nie!“, die Tränen wurden immer mehr. Ran erwiderte seine fester werdende Umarmung, bemühte sich ihm damit den Halt zugeben, den er brauchte. Sie wollte ihm so gerne helfen, dass ihr selbst das Herz ganz weh tat. Sie wusste nur nicht wie, so hörte sie einfach weiterhin zu. „Es fällt mir so schwer einfach tatenlos da zustehen. Alle sagen, dass ich einfach Geduld haben soll, aber es wird einfach nicht besser. Yukiko geht es schlecht und ich will ihr helfen. Ich will für sie da sein, aber alles was sie tut ist mich unentwegt von sich weg zustoßen!? Warum? Ich kann das nicht verstehen. Wie kann unsere Ehe noch Bestand haben, wenn wir uns nicht mehr einander anvertrauen können?“, die Verzweiflung in seiner Stimme wurde immer größer: „W-was habe ich falsch gemacht? Was? Ran, du kannst es mir auch nicht sagen.“ „Nein“, fing nun auch sie mit zu weinen an: „Nein. Es tut mir so leid, Yusaku!“, schluchzte sie. „Ich weiß vom Verstand her, dass es nichts geben kann, was ich falsch gemacht habe. Ich war da. Egal wie viel und wie lange ich darüber nachgrüble: Mir fällt einfach kein plausibler Grund ein. Aber mein Herz will es wissen. Nicht nur dass mein Kind tot ist“, schluchzte nun auch er auf: „Ich habe auch noch das furchtbare Gefühl, dass meine Frau gleich mit gestorben ist. Und ich kann einfach nicht loslassen!“ Das war das Letzte was er sagte, bevor er stumm weiter weinte, sich allmählich, langsam beruhigte. Yusaku begann sich die Tränen abzuwischen. Sofort gab Ran nach, als sie merkte, dass er Platz wollte. Er lächelte sie schniefend an: „Ich bin wieder Okay“ versichernd strich er auch ihr sanft die Tranchen weg. Sie stimmte erleichtert mit ein. Grinsend knuffte er sie in die Seite, flüsterte ihr ins Ohr: „Auch Männer heulen manchmal: Sag es nur ja nicht weiter!“ Die Freundin seines Sohnes konnte gar nicht anderes: „Das werde ich ganz bestimmt nicht“, strich sie sich mit lachend die aller letzen Tränen aus den Augenwinkeln. Die zwei hatten sich wieder gefangen. Still saßen sie so nebeneinander, bis Yusaku zu überlegen begann: „Wo waren wir stehen geblieben? Irgendwie scheine ich ein wenig vom eigentlichen Thema abgekommen zu sein?“, schaute er Ran um Unterstützung bittend an. „Du hattest gesagt, dass du mit Ruth geschlafen hast, weil du wütend auf Yukiko warst“, brachte die werdende Mami ihn schnell pfiffig zurück auf den aktuellen Stand. „Ach ja“, fiel es ihm da auch wieder ein. Dann musste er schmunzeln: „Ruth hat echt recht, ich rede wirklich zu viel von Yukiko“, merkte er kurz an, ehe er mit dem Eigentlichen weitermachte: „Nachdem ich das erste Mal mit ihr geschlafen hatte, hatte ich ein entsetzlich schlechtes Gewissen. Mir war richtig übel-“, er zog eine Augenbrauche hoch: „Und das nicht, weil ich am Abend mehr getrunken hatte, als mir bekam.“ Ran merkte Yusaku an, dass es ihm wieder schlechter ging. Trösten wollend lehnte sie sich an ihn. Er selbst nahm das deprimiert zur Kenntnis: „Ich habe es ihr sofort gebeichtet, als ich wieder zuhause war. Ich konnte sie einfach nicht anlügen.“ Er brach ab. „Yukiko war sehr sauer auf dich“, schlussfolgerte Ran das Naheliegendste. Umso mehr überraschte und schockierte es sie, sein eindeutiges, abrupt-regeroses: „Nein“ zu bekommen. Yusaku wurde von ihr aus großen Augen angesehen: „Nein, es hat sie schlicht weg nicht interessiert“, kochte da in diesem Moment doch die Wut in ihm hoch: „Weißt du, was das Einzige war, was sie zu mir gesagt hat?“, fragte er Ran rhetorisch, die natürlich keine Antwort darauf hatte. Ihn verwirrt weiterhin ansah. „Nur zu“, wiederholte er den desinteressierten Ton seiner Frau originalgetreu. „Was?“, die Tochter seines Sohnes konnte es kaum glauben: „- das hat Yukiko gesagt?“ „Ja“, war Yusaku ein weiteres Mal den Tränen nah. Doch diesmal blieb es dabei. Er weinte nicht: „Du kannst dir sicher vorstellen, wie hart mich ihre Aussage getroffen hat und wie wütend ich dadurch auf sie wurde. Sie hat mir dadurch das Gefühl gegeben, dass ich ihr vollkommen gleichgültig bin- das hat mich sehr verletzt.“ Shinichis Vater schluckte schwer: „Das war dann der Tag, an dem ich sie anschrie und fragte, ob ihr unsere Ehe den rein gar nichts mehr bedeuten würde. Was ich machen sollte, damit sie überhaupt irgendeine Reaktion zeigt. Sie sollte verdammt noch mal wütend auf mich sein!“ „Was hat sie dann gesagt?“ „Nichts“, meinte deren Mann zynisch, bevor er fortfuhr: „Ich habe dann das Haus verlassen, da ich in dem Moment wusste: Wäre ich nicht gegangen, hätte ich sie mehr als nur geohrfeigt!“ „Du hast sie geschlagen?“ „Nein.“ Ran war vorerst still, als Yusaku nichts mehr sagte. „Im Laufe der nächsten Zeit habe ich mich öfter mal mit Ruth getroffen. Wir haben uns allmählich angefreundet. Meine Ehe mit Yukiko existierte mittlerweile nur noch auf dem Papier, weshalb ich mit dem Gedanken spielte, ob ich es nicht doch einmal mit Ruth versuchen sollte. Irgendwann dann hatte ich wieder mal mit Yukiko eine heftige Auseinandersetzung.“ Er unterbrach sich, zog tief die Luft ein: „In der habe ich sie dann tatsächlich geohrfeigt! Anschließend meine sieben Sachen gepackt und stand später bei Ruth an der Tür. Sie freute sich und hat mich sofort rein gelassen. Von da an wohnte ich einige Wochen bei ihr. Wir versuchten eine Beziehung miteinander, stellten aber fest, dass es nicht funktionierte. Es störte sie, dass sie gegen Yukiko nicht ankam. Egal was wir gemacht haben immer war Yukiko irgendwie mit dabei. Ich muss eingestehen-“, Shinichis Vater seufzte schwer: „Ich war Ruth gegenüber nicht unbedingt fair. Sie empfand mehr für mich, als ich für sie. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich sie erst verletzen musste, bevor ich für mich klar hatte, dass es für mich keine andere gab, und noch immer gibt, als Yukiko“, Yusaku war bedrückt: „Ich habe sie vermisst,… sehr vermisst. Ich musste mir schließlich eingestehen: Ich konnte nicht mit ihr leben, aber andererseits ohne sie ging es auch nicht.“ „Also bist du zu Yukiko zurück gegangen?“, schaute die werdende Mami noch immer an ihm gelehnt hoch. „Ja. Ich bin zurück gegangen“, bestätigte er, schaute sie bestimmt an: „An diesem Tag habe ich für mich beschlossen, dass ich nicht derjenige sein werde, der die Scheidung einreicht.“ Yusaku lehnte seinen Kopf zurück an den Mahagoniholzrahmen des Bettes. Er fing an ein wenig, fast schon beinahe glücklich, zu lächeln: „Mittlerweile las ich bereits die Gespräche mit Gott Bücher und ich muss sagen, dass sie mir sehr geholfen haben. Dafür werde ich Even noch auf ewig dankbar sein.“ Ran unterbrach ihn: „Evan?“ „Evan?“- wiederholte er schmunzelnd: „Das ist der Mann der mir den ersten Band vor die Nase gehalten hat. Der Mann der mutig genug war mich anzusprechen und der sich nicht durch meine unaussprechliche Unhöflichkeit hat verscheuchen lassen. Der Mann, der zu meinem Freund geworden ist.“ Yusaku schaute fast schon amüsiert zu der Freundin seines Sohnes hinunter: „Dachtest du eben etwa, ich hätte vorhin zum ersten Mal wegen Yukiko geweint?“ Nun grinste er: „Ich werde dir etwas verraten- habe ich nicht! Evan ist ungeheuer gut im genau die richtigen Fragen stellen. In Nullkommanichts lag ich in seinen Armen und weinte wie ein Schlosshund!“ Yusaku überkam das gleiche beruhigend-befreiende Gefühl, welches er auch damals hatte spüren können: „Danach ging es mir wesentlich besser und ich hatte auch weiterhin die Kraft, die ich brauchte um mich mit den gegebenen Umständen und Yukiko zu arrangieren.“ Eine einzelne Träne: Diesmal der Freude und Dankbarkeit. Grinsend meinte er diese beiseite wischend: „Dieser Evan ist ein verdammt cooler Typ. Der wird dir und den anderen gefallen!“ Ran stutze: „Kann ich ihn etwa mal kennen lernen?“ Die werdende Mami war schon ganz gespannt. „Ich habe mich für kurz nach Weihnachten mit ihm verabredet. Er kommt dann mal mit Mia und den Kindern zu Besuch.“ „Ist Mia seine Frau?“, wollte Ran neugierig wissen. Ihre Augen funkelten bei seiner Antwort. „Jap, ist sie! Und sie ist reizend- wie übrigens auch Ruth, wenn man sich erst einmal die Mühe macht sie etwas besser kennenzulernen. Nun gut“, räumte er schmunzelnd ein: „Sie hat schon ihre Macken. Andererseits“, zuckte er mit den Schultern: „macht das sie erst richtig aus.“ „Ich glaube, wenn du sie gern hast“, äußerte Ran sich gutmütig überlegend: „Dann kann ich sie auch mögen.“ „Das glaube ich auch. Man kann mit Ruthie prima Unsinn machen.“ „Inwiefern?“ Yusaku dachte kurz nach: „Na, zum Beispiel kann ich mich daran erinnern, dass ich einmal am späten Abend von einem Chinesischen Restaurant mit ihr auf dem Heimweg war und wir noch die Reste mitgenommen hatten. Obwohl wir eigentlich satt waren, aß sie weiter. Wir hatten so viel Spaß, dass ich es ihr nachmachte und es dauerte nicht lange und wir hatten nur noch die leere Verpackung. Ich wusste, dass sich ein paar Meter weiter ein Mülleimer befand, aber ich hatte keine Lust das weiße Pappviereck bis da zu schleppen. Ich deutete an das Ding einfach ins nächste Dickicht schmeißen zu wollen. Weißt du, einfach mal was Unanständiges tun! Ruth hatte dann aber eine noch bessere Idee: Sie nahm es mir einfach ohne ein Wort ab und ich schaute ihr zu, wie sie es prompt an der nächsten Haustür abstellte, klingelte und machte dass sie die Beine in die Hand nahm.“ Yusaku hielt sich den Bauch vor Lachen, als er sich in dieses Erlebnis zurück versetze: „Ich-ich sagte dir: Das war das beste Schellemännchen seid langem! Als ich sie fragte, was das denn sollte, meinte sie nur: Na, so haben die auch was davon! Und- und was du bloß nie machen solltest ist sie Ru-th-ie zu nennen, wenn du das machst wirft sie mit Gegenständen auf dich. Sie hasst diesen Spitznamen! Ich- ich weiß noch, als mich ihre dicke Kaffeetasse, samt Inhalt versteht sich, am Hinterhof traf.“ Yusaku konnte sich gar nicht mehr einkriegen: „Was das angeht ist sie sowas von berechenbar: Wie eine Kompassnadel!“, lachte er bis ihm die Tränen kamen und das Lachen schließlich nicht mehr schön, sondern schmerzlich wurde und er laut jämmerlich: „Aua!“, ausrief. Der Wasserhahn vergoss den weißen, undurchsichtigen Stahl noch immer. Schickte das Wasser noch immer unentwegt unnütz in den Abfluss. Immer noch schaute sie zur Dusche. Der fragend ausgerufene Name ihres Ehemannes ließ sie aus ihrer ausgeprägten Apathie aufschrecken. Sofort sprang sie auf. Kaum hatte sie den Hahn abgestellt, eilte sie zur Türe, drückte ihr Ohr an das Holz. „Na, Ruth?“, hörte sie ihren Gatten amüsiert Antwort geben. Ran, hatte wie auch er selbst seinen Blick, zur noch leicht offenstehenden Schlafzimmertüre gerichtet. „Sind die Hunde bei dir?“, fragte diese bang. „Nein“, konnte der Ex-Schriftsteller, mit einem Sicherheitshalber-Kontrollblick noch mal den ganzen Raum sondierend, gelassen Entwarnung geben. Kaum hatte Yusakus Freundin den Kopf herein gesteckt, kam sie auch schon leger in Jogginghose und einem weißen, weiten T-Shirt wie selbstverständlich zu den beiden aufs Bett. Ohne zu fragen bediente sie sich gut gelaunt und großzügig von Yusakus Decke, legte sich ohne weiteres neben ihn, bettete dabei ihren Kopf auf seinem Oberkörper. „Hm, kommst du kuscheln- Schmusekatze?“, schaute er zu Yukikos Rivalin hinunter. „Schmusekatze!?“, brauste die sofort auf: „Schmusekatze!? Yusaku!“, schimpfte sie ihn extrem wütend aus, dass Ran Hören und Sehen verging. „Hör gefälligst auf mich mit einer widerlichen Katze zu vergleichen! Du weißt ganz genau, dass ich die Viecher nicht ausstehen kann!“ Er selbst hingegen grinste seine Auf-ihm-liegende nur bösartig an, reagierte mit schallendem Gelächter, woraufhin er im nächsten Moment die volle Wucht des Ellenbogens zu spüren bekam, der sich schmerzhaft zwischen seine Rippen bohrte. Empört schrie er: „Aua!“ „Hast du eine Katzenallergie?“, fragte die werdende Mami, die bis zu diesem Zeitpunkt nur von einem zum anderen geschaut hatte, die neue Bekannte annähernd. „Nein!“, entgegnete diese eingeschnappt, beendete die Balgerei mit Yusaku, der dazu nur weiter ärgernd ergänzte: „Nein- Sie hat einfach nur tierische Angst vor allem was ein Fell hat.“ Das Kissen seiner Frau, welches Ruth ihm mit Wucht ins Gesicht schlug. Wofür er sich seinerseits rächte. Kissen gegen Kissen resultierte in ungestümem Toben. In das Ran, nachdem sie versehendlich von einem dieser fliegenden Objekte getroffen wurde, das von Yusaku abgeprallt war, von dem mit einbezogen wurde. Der geschrumpfte Detektiv, der grade die Treppe hochkam hörte das laute Gelächter von seiner Ran und seinem Vater- inklusive dieser anderen Frauenstimme. Noch mit dem Schulranzen auf den Schultern ging er hin. „Was soll das? Könnt ihr nicht leiser sein!?“, unterbrach er motzend die ausgelassene Stimmung. Anbei wurde vor allem Ruth von ihm abwertend ansehen, die gerade von Yusaku unter der Decke eingeschlossen wurde. Sie nutzte die Chance und befreite sich schnell. Sein Vater und Ran hingegen sahen ihren Kleinen an. „Hi“, bot Yusaku ihm einladend-vergnügt an: „Mach mit: Etwas Platz für dich haben wir sicher noch!“ Sein Sohn warf ihm einen entrüstet-ablehnenden Blick zu, blaffte ihn ungehalten an: „Hallo? Geht’s noch?“ „Sicher“, entgegnete der Ehemann seiner Mutter unbeschwert, sich von dessen arg unhöflichen Ton nicht provozieren lassend. Anstatt sein Kind zu ermahnen, reagierte er gelassen: „Warum auch nicht?“ Der geschrumpfte Shinichi erwiderte nichts außer einem abwertenden Blick: „Musst du dich so kindisch benehmen!?“ „Bin ich dir etwa peinlich“, rief Yusaku amüsiert anfangend zu lachen aus: „Also ich finde nicht, dass ich zu alt bin Spaß zu haben.“ Er zog die Augenbrauen hoch: „Aha, Verstehe: Du bist natürlich mit fast acht Jahren schon viel zu alt. Du hast Recht wir sollten das nicht tun.“ Die gar nicht mal so streng angebrachte Spitze hatte dennoch überraschend gut gesessen, denn sein Sohn machte beleidigt auf dem Absatz kehrt. „Conan!?“, lief Ran ihm aufstehend nach. Er jedoch ignorierte ihr bittendes, besorgtes: „Warte: Conan, warte doch!“ Er ignorierte sie weiter, knallte ihr die Tür vor der Nase zu. „Sag mal!“, fing die werdende Mami verärgert an ihren kleinen Freund auszuschimpfen, nachdem sie sich zutritt verschafft hatte. „Lass mich in Ruhe!“, blieb er mitten in seinem Zimmer stehen. Sein Ton war so abweisend, dass Ran richtig erschreckte: „Aber, Conan“, wollte sie auf ihn zu. Sie blieb stehen, als er sich abrupt umdrehte, sie erneut aufforderte: „Ran, ich sagte, dass du mich in Ruhe lassen sollst!“ „Nein“, forderte sie ihn unnachgiebig auf: „Erst sagst du mir, was los ist!“ Als er sie darauf schiebend aus dem Zimmer werfen wollte, packte sie ihn bestimmt an beiden Armen, ging vor ihm die Hocke: „Conan, bitte! Sag mir, was hast du? Warum bist du so sauer?“, sah sie ihren kleinen Liebling verwirrt an. Er vereitelte ihren Versuch Blickkontakt zu ihm zu finden, schaute stattdessen lieber weg, sagte keinen Pips mehr. „Conan!“, zog Ran ihn eindringlich appellierend an den Händen. Er hielt dagegen, bremste die Füße benutzend ab- bewegte diese so keinen Millimeter. „Conan!?“, versuchte sie es erneut. Doch er wollte nicht näher zu ihr gezogen werden. Als er ruppig andeutete sich aus ihrem Griff befreien zu wollen, gab Ran lieber nach. Sie setzte sich die Beine kreuzend auf den Boden, begann ihn abwartend anzusehen. „Conan!“, zog sie Blickkontakt suchend ein weiteres Mal an seinen Händen: „Komm schon, ich will endlich wissen, was du hast“, klang sie lieb bittend, aber auch konsequent. Der Mini-Shinichi lehnte auch dieses Angebot ab, schüttelte nur verärgert mit dem Kopf: „Ich kann nicht.“ Er schluckte. „Komm, lass uns was essen gehen“, meinte Yusaku aufstehend. Sie grinsend an die Hand nehmend zog er sie mit Schwung auf die Füße. Auf den Flur hinaus wollte Ruth ihm nicht folgen. Einen leicht genervten Blick mit ihr austauschend machte er die Türe hinter sich zu und ging alleine. „Holmes? Queen, kommt her!“, rief er die Treppe runter gehend. Er war noch nicht mal ganz unten, da hatten die Hunde ihn gehört. „Eri?“, rief er, als er die Freundin seiner Frau nicht sehen konnte. „Ja?“, schallte es von der Küche her. „Weißt du, wo dein guter Goro gerade steckt?“, erkundigte er sich auf diese zukommend. „Vorhin ist er nach oben gelaufen“, antwortete sie ihm relaxt, schaute von einem Magazin für Anwälte auf, welches sie am Tisch sitzend gerade mit einer Tasse Tee las: „Wozu suchst du ihn?“ „Ich will ihn in Sicherheit bringen“, entgegnete Shinichis Vater dabei noch einmal seinen Blick genauer schweifen lassend. „In Sicherheit bringen?“, erkundigte sie sich stutzig: „Wovor das denn?“, harkte sie darüber amüsiert nach. „Vor Ruth“, meinte er die Hände gegen die Hüfte stemmend. „Ruth?“ „Ja“, bestätigte er ein wenig nickend. „Wieso?“ „Das wirst du schon noch merken“, meinte er dann noch: „Spätestens dann, wenn Ruth deinem Krater aus Versehen begegnet oder ich sollte wohl besser sagen, wenn dein kleiner pelziger Freund ihr zuerst vor die Füße läuft.“ Die beiden Tiere der anderen Gattung warteten, wie er in diesem Moment bemerkte: „Kommt“, schnippte er das Gespräch mit seiner Mitbewohnerin dabei belassend. Während er hoch ging, las sie achselzuckend weiter. Oben angekommen, nahm er Holmes und Queen am Halsband, lief mit ihnen bis zur Zimmertüre der Oberschüler. „Warum nicht?“, drängte sie ihn verwirrt: „Conan, bitte!“ Er öffnete die Türe nicht. „Ran!“, schrie er sie an: „Ich sag es dir jetzt zu letzen Mal“, entriss er ihr seine Hände. Erschrocken blieb sie vor ihm sitzen. „Lass mich in Ruhe! Lass mich bitte einfach in Ruhe!“, brauste er auf: „Kannst du nicht endlich gehen!? Hör auf mich ständig auszufragen!“ „Aber das mache ich doch gar nicht!“, versuchte die werdende Mami sich durch seine Worte gekränkt zu rechtfertigen. Sein Sohn war laut genug gewesen, als das Yusaku ihn die Türe zum Nachbarzimmer öffnend gehört hatte. An den Halsbändern hatte er erst Queen dann Holmes hinein gebracht. Schloss hinter ihnen, wobei er die regelrechte Verzweiflung seines Kindes mit anhörte. „Ich kann es dir nicht sagen: Also, bitte, hör auf mich das ständig zu fragen! Ich bin es leid: Ich mach doch schon so gut ich kann, aber zaubern kann ich nicht!“, hatte er die Hände zu Fäusten geballt. „Aber, dass-dass“, wollte Ran ansetzen: „verlangt doch auch niem-“ „Lass mich in Ruhe! Geh, geh endlich! Raus!“, machte er einen großen, verjagenden Schritt auf sie zu. „Warum schreit er denn so rum?“, beschwerte sich Ruth endlich befreit aus dem Schlafzimmer heraus kommend: „Dieser Junge ist wirklich unhöflich!“ „Findest du?“, fand dessen Vater schlussfolgernd: „Du magst ihn wohl nicht.“ „Nein!“, warf sie mit ihm zur Treppe gehend die Haare in den Nacken: „Er ist eine unverschämte kleine Person. Gestern wurde ich von ihm angesehen, als hätte ich ihm was Persönliches getan.“ „Hast du das etwa?“ „Nein“, empörte sie sich sofort: „Natürlich nicht.“ Yusaku verkniff sich das Grinsen. „Ich bin wirklich froh, dass wir keine Kinder haben“, ergänzte sie neben ihm die Stufen hinunter gehend: „Wem gehört dieses Ding eigentlich? Ist er Rans kleiner Bruder oder so?“ Dieses Ding ist meins, war Yusakus erster Gedanke. Den er natürlich nicht laut aussprach, sondern in: „Er ist der Sohn von Bekannten“ umgestaltete. „Geh, geh endlich raus!“ „Ist ja schon gut. Ich gehe ja!“, gab sie eingeschüchtert nach. Entwaffnend hob sie die Hände, stütze sich dann mit einer beim Aufstehen ab, bevor sie seiner Bitte doch widerwillig nachkam. Sie hatte noch nicht ganz die Türe zugezogen, als sie mit Wucht von der anderen Seite her zugedrückt wurde. Während Ran traurig davor stand, stand ihr kleiner Freund dahinter, lehnte sich, mit beiden gegen das Holz gestemmten Händen, dagegen. Ran ging resigniert seufzend auch nach unten. In der Küche traf sie ihre Mutter, die noch am Tisch saß. Wohingegen Ruth zusammen mit Yusaku den Kühlschrank begutachtete. „Die Garnelen von gestern?“, bot er seiner Freundin verschmitzt an. Angewidert starrte sie erst ihn dann die rosigen Schalentiere an. „Ruth“, zog er eine Augenbraue misstrauisch halb im Spaß, halb im Ernst hoch: „Du hast doch nicht plötzlich etwas dagegen einzuwenden? Ich dachte immer nur Schwangere mögen keinen rohen Fisch. Du bist doch nicht etwa doch schwanger oder, Ruth?“, scherzte er in Gelächter ausbrechend. „Yusaku!“, zischte sie ihn wütend an: „Rede doch leiser!“, funkelte sie ihn vernichtend an. Nun sahen die beiden auch Ran. Sich wie gewünscht benehmend griff Yusaku sich die Reste des gestrigen Abendessens. Die Reisschüssel drückte er seiner Freundin in die Hand. Die anderen beiden mit Fleisch und gemüßigter Beilage übergab er an Ran. Um erst das Geschirr und dann das Besteck zu holen. Damit setzte er sich zu den drei Damen. Ran hatte sich ihrer Mutter gegenüber neben Ruth gesetzt. Eri lehnte, die Augen nicht vom jetzigen Artikel abwendend, kopfschüttelnd dankend ab. „Muss ja sehr spannend sein“, merkte Yusaku abwartend an, dass sich die die zwei Ladys bedienten. „Ist es. Ist es!“, meinte die Anwältin hoch interessiert. Neugierig warf er daraufhin einen Blick auf den Text. Seine Wut wich dem Kummer und der Zerschlagenheit. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen, lehnte sich seitlich gegen die Türe. Mit der einen Hand fasste er sich an die Stirn. Ihm war schwindelig. Er schloss die Augen. Als er sie wieder aufgemachte, konnte er sein Bett deutlich sehen. Langsam brachte er die kurze Distanz hinter sich, konnte sich anschließend endlich hinlegen! Yusaku schüttelte den Kopf. Ruth hatte eine Schachtel Zigaretten, inklusive Feuerzeug aus ihrer Hosentasche heraus gegriffen. Gerade war sie im Begriff sich eine nach dem Essen anstecken zu wollen. Sie verstand die Andeutung seines flüchtigen Blickes auf die beiden schwangeren Frauen neben ihnen. Etwas genervt dreinblickend stand sie auf, um auf dem Balkon ihrem Interesse nachzukommen. Yukikos Mann hatte ihr, wie Ran, noch nachgesehen, drehte sich zurück zum Tisch. Sein Ärger war verflogen. Der kleine Shinichi lag müde da, umfasste seine Decke enger: Ran…, dachte er traurig an eben zurück. Es tat ihm leid, dass er sie vorhin so haltlos angeschrien hatte. Sehr leid. „Und was machen wir heute?“, wollte Ruth forsch wissen, als sie wieder kam. „Was du machst weiß ich nicht, aber ich geh jetzt erst mal gleich zu Tunis.“ Woraufhin seine Freundin ihn ärgerlich ansah. „Du kannst gerne mitkommen, wenn du magst!“, meinte er. „Bestimmt nicht!“, wurde er nun äußerst ablehnend von ihr angesehen. „Gut, dann bleib eben hier!“, machte Yukikos Mann sich nichts daraus: „Du findest schon was womit du dir solange die Zeit vertreiben kannst“, neckend fügte der das Wort: „Schatz“ hinzu. Was betreffender Schatz aber nicht unbedingt so lustig fand: „Pferdemöger“, beleidigte sie ihn. „Pff, Angsthäschen“, beeindruckte ihn das nicht im Geringsten. „Ich möchte aber mitkommen“, meldete sich schnell Ran zu Wort, als Yusaku bereits Anstalten machte aufstehen zu wollen. Bereits die Hände dazu abstützend hatte jener seinen Blick noch einmal auf die Amerikanerin gerichtet: „Sei nicht eingeschnappt, wenn ich nicht jetzt fahre, dann wird es zu spät. Ich lese, sobald ich heute Abend zurück bin. Versprochen“, entschuldigte er sich bei Ruth. Was diese einsah und keine Widerrede einlegte, sich sondern, wenn auch trotzdem noch pikiert, damit abfand. Verstimmt schaute sie zu wie Yukikos Mann nun wirklich aufstand und Ran es ihm gleich tat. Auch Eri sah den beiden kurz nach. „Yusaku“, blieb Ran plötzlich auf halber Strecke auf der Treppe zur Haustüre stehen: „Warte!“ „Ja?“ Verwundert drehte er sich vorangegangen und somit schon auf dem Holzboden des Flures angekommen um. „Lass uns Conan mitnehmen!“ „Conan?“, war dessen Vater noch verwunderter. „Bitte!“, sagte Ran etwas zu energisch wie ihr selbst bewusst wurde. Höflicher fuhr sie weiter aus: „Ich weiß: Es ist unser Geheimnis. Tut mir Leid“, entschuldigte sie sich: „das ich überhaupt damit angefangen habe. Vergiss es einfach wieder.“ Er sah sie an. Sah ihr an, dass sie unzufrieden mit sich war. „Was?“, forderte er sie so auf. „Es ist wegen Conan. Er ist irgendwie mal wieder total schlecht drauf“, räumte sie ein: „Ich dachte ich könnte ihn damit vielleicht auf andere Gedanken bringen.“ Nun wollte sie doch Yusakus Zustimmung, wie er mitbekam. „Bitte“, schaute sie ihn süß an: „Conan verrät bestimmt nichts, wenn wir ihm sagen, dass die anderen es nicht wissen sollen.“ Aus bittenden Augen wurde dessen Vater von der Freundin seines Sohnes angesehen. „Na, von mir aus geh und frag ihn“, zeigte Yusaku sich, wenn auch hadernd, damit einverstanden. Ich denke nicht, dass er einwilligt, aber von mir aus versuch dein Glück!, schaute er der Freundin seines Sohnes frustriert geworden noch hinterher, bevor er sich daran machte seinen Mantel überzuziehen. Ran hingegen hatte es sich nicht zweimal sagen lassen und war die weitere Treppe hinauf geeilt. „Conan!“, platze sie ohne anzuklopfen in dessen Zimmer hinein, sodass ihr kleiner Freund vollends erschreckte. Perplex blieb Ran für einen Moment stehen, als sie ihren Kleinen wie ein Häufchen Elend da auf dem Bett zusammengekauert liegend vorfand. Schnell kam sie auf ihn zu, setze sich seinen Namen nun mit besorgtem Unterton wiederholend neben ihn auf die Matratze. Sie sah in seine fragenden, erschrocken Augen. „Conan?“ „Ran“, gab er matt und überaus bekümmert endlich Antwort. „Sie nicht traurig, Conan!“, hörte er seinen Liebling aufmunternd: „Ich habe eine ganz tolle Überraschung für dich.“ „Überraschung?“, widerholte der geschrumpfte Detektiv verwirrt. „Ja!“, rief sie regelrecht überschwänglich vor lauter Vorfreude aus: „Kommt mit und sieh sie dir an. Du wirst begeistert sein!“ Übermütig zog sie ihn bestimmt auf die Beine. Ehe er sich versah wurde der Mini-Shinichi von ihr mitgezogen. Er musste so darauf achten, dass er nicht über seine eigenen Füße fiel, dass er gar nicht dazu kam noch irgendwie zu widersprechen. Yusaku, der die Heizung bereits im Auto aufgedreht hatte, schaute nicht schlecht, als er durch den Rückspiegel tatsächlich seinen Sohn an Rans Seite ausmachte. Schnell schaltete er. Wirklich verblüfft griff er zum Öffnungsgriff der Tür des Beifahrersitzes und klappte, den Sitz nach hinten damit sein Sohn einsteigen konnte. Ran setzte sich vor jenen neben ihn. Immer noch auf erstaunte Art erfreut, startete er den Motor, fuhr vom Parkplatz runter. Ran tat das, was sie sonst als erstes tat und suchte erst einmal zu ihrer Stimmung passende Musik aus, welche heute von doch recht vergnügter Grundstimmung zeugte. Nun, was sie betraf. Der kleine Detektiv stütze seinen Kopf mit seiner Hand ab, lehnte sich gegen die Scheibe. Das sich in dieser müde spiegelnde Lächeln war kein echtes, wie dem Vater bewusst war. Die Fahrt über warf Yusaku zwischendurch immer mal wieder einen Blick auf ihn, registrierte dabei wie sein Sohn kurz darauf die Augen zu machte und einnickte. „Conan! Conan, wir sind da“, wurde er dann quirlig gestört: „Wach auf!“ Verschlafen unterbrach er sein Dösen. „Hm?“, öffnete er die Augen, schaute sie an. „Komm, wir können aussteigen“, machte Ran schon vergnügt die Tür auf, um ihren Sitz nach hinten zu klappen. Während Yusaku auf der anderen Seite ausstieg, sah er zu, wie die zukünftige Mami seinem Kind spontan die Hand entgegen hielt und auf die Füße half. „Und was wollen wir jetzt hier?“, fragte er unterschwellig genervt, als er weiterhin an der Hand gehalten die ersten Schritte über den Parkplatz mit ihr zurücklegte. Sein Vater ging, nachdem er abgeschlossen und den Autoschlüssel in die Manteltasche verstaut hatte, auf der anderen Seite neben ihm her. „Das wirst du gleich sehen“, zwinkerte sie ihm vorfreudig zu, beugte sich kurz knuddelnd zu ihm hinunter. Gemeinsam gingen die drei über den für Ran längst vertrauten Kiesweg. Übermütig zog sie Conan entlang der Wiesen querfeldein voran. Kurz zeigte sich ein flüchtiges Lächeln bei Yusaku. „Weiden?“, wunderte sich der Miniatur Detektiv ziemlich. Leicht zurückfallend besah dessen Vater sich die beiden. „Jap!“, antwortete sie ihm nur geheimnisvoll. Das große rote Gebäude kam in Sicht. Ran fing an schneller zu laufen: „Hallo, Frau Tsukimiya!“, rief sie lautstark und auslandend winkend los. „Guten Tag, Ran“, erwiderte die ergraute Dame ihr mit freundlichen Lächeln, ein braunes Pferd gerade herausführend. „Herr Kudo“, begrüßte sie auch Tunis Besitzer, was dieser nickend entgegnete. „Oh, und wer bist du denn kleiner Mann?“, richtete sich nun die Aufmerksamkeit der alten Frau auf das vermeidliche Kind an Rans Hand. Sie sah zu ihm hinunter, er zu ihr hinauf. „Das ist Conan“, antwortete statt ihm die werdende Mami unbeschwert für ihn. Nett lächelnd beugte sich die Dame: „Freut mich dich kennen zu lernen, kleiner Freund.“ Dieser schaute zurück, erwiederte nur der Höflichkeitshalber : „Hallo.“ Sein Vater räusperte sich, richte sich somit gezielt an die Besitzerin der Reitpension: „Geht es in Ordnung, wenn wir uns neben Mai auch noch Klecks für ein, zwei Stunden ausleihen?“ „Natürlich“, willigte jene ein: „Kommen Sie.“ Neben Ran und seinem Vater wurde der Mini-Shinichi durch die große Stallungsanlage hindurch geführt. Die werdende Mami beschleunigte ihre Schritte erneut. Schnell hatte sie Tunis Box erreicht, blieb ungeduldig abwartend davor stehen. Was den beiden Erwachsenen ein Lächeln abverlangte. Yusaku hatte es keineswegs so eilig. Während er die Stalltüre aufsperrte, setze seine weibliche Begleitung ihren Weg fort. „Hallo, Tunis!“, freute Ran sich auf das auf sie gemächlich zukommende Pferd. Mit dem Kopf stieß der Hengst gutmütig gegen sie. Sofort begann sie ihm über diesen zu streicheln. Vater und Sohn sahen ihr zurückhaltend zu. Wobei Yusaku sehr wohl die argwöhnische Reaktion seines kleinen Detektivs genau registrierte. Während der kleinere Kudo einfach nur stehen blieb, gesellte sich der Größere langsam dazu. Ruth und Yukiko trafen aufeinander. Während die eine die Treppe hochwollte, wollte die andere hinunter. Die Amerikanerin ließ sich durch den Blick der Ehefrau ihres Freundes nicht einschüchtern. Wortlos ging sie an ihr vorbei in Yusakus Zimmer. Kochend blieb Yukiko zusehend wie die Türe sich schloss stehen. „So, da hätte ich die beiden“, meldete sich Frau Tsukimiya zu Wort. Ran, Vater und Sohn sahen zu ihr hinüber, die wenige Meter vor ihnen zum stehen kam. Links von ihr ein braunes, im Gegensatz zu Tunis mehr schokoladenfarbiges, Pferd, rechts ein kleines geflecktes Shetlandpony. „Mai!“, rief Ran erfreut aus, kam angelaufen, um auch dieses Pferd zu umarmen. „Ich hole Ihnen noch die Sättel.“ „Ist gut!“ Kaum hatte Shinichis Freundin ihre Begrüßung abgeschlossen, drehte sie sich zu ihren Freunden um: „Conan, komm her!“, rief sie ihn strahlend herbei. Wie sie es wollte kam er, ihr zu liebe, der Aufforderung nach. Kaum hatte er sie erreicht zog sie ihn an der Hand nach rechts, wartete auf Yusaku, der noch einmal seinen Kopf an den seines Pferdes gelegt hatte. Unvermittelt packte sie seinen Sohn lachend. Schnell wollte er widersprechen: „Ran, warte. Ich bin nicht sicher, ob i-“ „Du brauchst keine Angst zu haben“, ließ seine Ran ihn allerdings gar nicht aussprechen, verfrachtete ihn, wenn auch gegen seinen eigentlichen Willen, kurzerhand auf das drollige Pony. Entsetzt fand er sich nur einen Augenblick später auf des Tieres Rücken wieder. Yusaku hatte das Geschehen still, aber ernst mit verfolgt. Sich seine Skepsis jedoch nicht anmerken lassend, fing er: „Sollten wir die zwei nicht erst satteln?“, zu lachen an. „Oh ja, stimmt!“, stimmte die Freundin seines Sohnes sofort herzlich mit ein. Gesagt getan und Conan wurde erneut einfach von Ran hochgehoben und auf Kleckses Rücken platziert. Das erledigt ließ sie sich ihrerseits von Yusaku helfen. Dann wartete sie bis auch er soweit war. Auf Tunis machte er einen Schritt bei Seite, sodass er der Freundin seines Sohnes den Vorzug gab. Ran, was tust du mir nur an, dachte ihr Freund sich schockiert, als er den auffordernden Blick seines werten Herrn Vaters auf sich bemerkte. Notgedrungen setzte sich nun auch er widerstrebend in Bewegung. Neben seinem Sohn ritt er hinter ihr her, welcher böse zu ihm aufschaute. Sobald zwischen ihnen und seinem Liebling genügend Abstand entstanden war schimpfte er los: „Hast du sie noch alle? Was fällt dir ein Ran auf diesen dummen Gaul zu lassen!?“ „Shinichi lass Ran doch, wenn es ihr Spaß macht. Sie schafft das mit Mai schon.“ „Du Idiot! Hast du mal daran gedacht was passieren kann, wenn sie abgeworfen wird!?“ „Shinichi“, schaute Yusaku streng zu seinem Sohn hinunter: „Krieg dich ein sie wird schon nicht runterfallen!“ „Ach, und woher willst du das bitte wissen?“, mischte sich zu seiner Wut auch noch deutlich hörbar die Angst: „Wie lange läuft das schon?“ „Seit ungefähr zwei Wochen. Also noch nicht besonderes lange. Bisher war sie nur ein paar Mal mit mir hier“, weihte er ihn nun ganz sachlich ein. „Hättest du mich nicht gefälligst darüber in Kenntnis setzen können? Was fällt dir ein, das ohne meine Erlaubnis zu machen!?“ „Deine Erlaubnis?“, wiederholte Yusaku spitz: „Ist das nicht alleine Rans Sache, ob sie sich auf ein Pferd setzt oder nicht?“ „Nein!“, meinte er sofort zornig: „Doch nicht, wenn sie unser Baby im Bauch hat!“ „Shinichi, Ran wird Mutter mehr nicht.“ „Denkst du etwa so darüber?“, reagierte sein Sohn bis aufs äußerste empört: „Mag ja sein, dass Mama dir egal ist und dir die Fehlgeburt nichts ausmacht, aber ich bin nicht so kaltherzig: Mir würde das sehr wohl etwas ausmachen. Im Gegensatz zu dir gebe ich auf die Menschen die ich Liebe acht!“ „Shinichi!“, rief Yusaku ihn jetzt ebenfalls sauer zur Ordnung. Sein Schmerz über diese Unterstellung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben: „Du hast doch absolut keine Ahnung worüber du dir glaubst ein Urteil bilden zu können. Also pass auf was du sagst, bevor ich dir gehörig die Leviten lese!“ „Pah“, machte sein Sohn daraufhin: „Als wenn ich Angst vor dir hätte! Immerhin geht es um Ran, da kusch ich bestimmt nicht vor dir. Ich warne dich: Wenn sie sich auch nur den Fuß umknickt wechsele ich im Leben kein Wort mehr mit dir“, drohte er das Tempo seines Ponys beschleunigend. „Ach“, konterte Yusaku zynisch, war nicht gewillt sich einfach die Butter vom Brot nehmen zu lassen: „Findest du es allen Ernstes angebrachter sie in Watte zu packen? Meinst du, dass ich mir das mit ihr nicht gut überlegt habe?“ Er hielt dem wütenden Blick seines Sohnes stand: „Shinichi“, wandte er sich eindringlich an ihn: „Ran kann immer was passieren. Wenn du sie immer vor allem beschützen willst, dann darf sie nicht einmal das Bett verlassen, weil sie beim Treppensteigen stolpern und fallen könnte. Gönn ihr doch lieber den Spaß. Sie ist sehr wohl in der Lage zu erkennen, was ihr gut tut und was nicht.“ „Das ist doch nicht miteinander vergleichbar!“ Yusaku intensivierte den Blick mit dem kleinen Shinichi: „Wieso nicht!? Hab doch Vertrauen zu ihr. Was hat sie davon, wenn wir sie bevormunden? Es kann immer was passieren: Unfälle passieren nun mal.“ „Das ist noch lange kein Grund sie unnötiger Gefahr auszusetzen. Mit diesem verdammten Pferd kann ihr sonst was passieren: Es braucht doch nur einmal durchzugehen und dann war es das!“, war der Mini-Shinichi immer noch stocksauer über den Leichtsinn seines Vaters. „Gut, Shinichi“, reichte es Yusaku: „Wenn du das so siehst, dann geh doch zu ihr hin und verbiete es ihr!“ „Warum ich?“, schrie der Detektiv ihn schon fast an: „Du hast uns das Dilemma eingebrockt. Also kümmere du dich gefälligst darum!“ „Damit ich als der Spielverderber dastehe?“, meinte Yusaku ebenfalls noch wütend: „Das kannst du mal gleich vergessen. Ich rede ihr das Reiten bestimmt nicht aus!“, er warf einen letzten Blick auf seinen Sohn. Mit den Worten: „Mach was du meinst!“ überholte Yusaku seinen Sohn kurz um, drehte sich noch ein letztes Mal um: „Shinichi, wenn du Garantien im Leben willst, willst du das Leben nicht! Denk mal darüber nach“, bevor er diesen regelrecht kochend zurückfallen ließ. Ab dem Verlassen des Gebäudes hinaus auf die Grasfläche herrschte in Rans Beisein Waffenstillstand zwischen ihren beiden Begleitern. Ungestört kümmerte Yusaku sich wie immer um sie, ritt neben ihr im langsamen Schritt bis hin zu den Koppeln. „Übst du mit mir die Schrittfolge, die wir letztes Mal angefangen haben?“, fragte sie ihn auf ihre so süße charmante Weise. Er warf einen kurzen Blick zu seinen Sohn, der ihm ein pfeilähnliches: Ich warne dich! übermittelte. Diese Warnung jedoch in den Wind schießend, antwortete er geradezu demonstrativ gut heißend: „Wenn du magst.“ „Toll!“, strahlte Ran ihn an, die von dem Machtkampf durch sie ausgelöst keinen blassen Schimmer hatte. Fröhlich hörte sie Yusaku zu, lies sich erklären wie sie es zu machen habe. „Jetzt du“, meinte er, als er es ihr vorgemacht hatte. Sie versuchte es: „Mai will nicht“, fing sie zu quengeln an. „Du hälst sie ja auch zu eng“, wies er sie auf ihren Fehler hin. Lachend nahm er ihr die Zügel ab und übernahm noch einmal die Führung, leitete sie so auf spielerische Weise an. „Komm schon, Conan! Das macht Spaß, mach mit!“, rief Ran ihn begeistert. „Nein“, verneinte er jedoch noch immer still mit Pony Kleks am Anfang der Koppel stehend: „Danke Ran, aber ich möchte dir lieber erst zugucken.“ „Ist gut!“, machte sie sich nichts weiter daraus. Yusaku spürte den fixierenden Blick auf sich mit dem jede seiner Bewegungen, die mit Adlersaugen akribisch, beobachtet wurden. Während Ruth sich mit schreiben beschäftigte, hatte Yukiko sich ins Schlafzimmer verkrochen. Deprimiert stand sie mit verschränkten Armen hinter der Türe. Auch wenn ihm alles von Kopf bis Fuß weh tat: Artig tat der Mini-Shinichi was seine Ran so gerne von ihm wollte: Er machte mit. Bis er wie sie und sein Vater abgelenkt wurde. „Hey, Kudo: Altes Haus!“ hörten die drei lautes, männliches Rufen und darauf folgendes schallendes Gelächter. Wie auch Yusaku drehten die zwei sich um. Während Rans erste Irritiertet sich schnell in freudige Überraschung umwandelte blieb die Verwirrung ihres Freundes, als er mit ansah, wie sie seinem Vater, der ebenfalls strahlend mit Tunis drehte, hinterher kam. „Collister, Andrew Collister!“, Kaum, dass beide Männer auf gleicher Höhe waren schlugen sie sich hoch erfreut in die Hände. Von da an setzten die Reitherren ihre Unterhaltung in amerikanischem Englisch fort. „Wurde aber auch mal Zeit, dass du hier wieder auftauchst!“, meinte der für den kleinen Detektiv fremde Mann, was er verstanden hatte. „Was soll das denn bitte heißen?“, rechtfertigte sich sein Vater gleichfalls erneut lachend: „Ich war doch höchstens ein paar Tage nicht hier.“ „Ja, eben!“, tat der Gesprächspartner eingeschnappt. Ran versuchte noch näher kommend mehr von der Unterhaltung mitzubekommen. „Hast du mich etwa so vermisst!?“, entgegnete Yusaku amüsiert. „Ran, wer ist das?“, richtete Conan sich an sie. „Das ist Andrew Collister.“ So viel habe ich auch mitbekommen, dachte er sich gereizt bekam dann aber die Information, die er wollte: „Ein Freund von Yusaku und Springreiter. Er arbeitet in einer amerikanisch-japanischen Firma“, erklärte sie ihm kurz: „Er ist laut und nett. Bestimmt fragt er ihn gleich nach einem Wettrennen!“ Tatsächlich die Freundin seines Sohnes hatte recht. „Natürlich: Mit wem soll ich denn bitte sonst meine Rennen laufen, hm?“ Da war sie die Einladung zum freundschaftlichen Wettstreit: „Na, wie wäre es?“ Yusaku wollte, schaute aber kurz unschlüssig zu seinem Sohn und der werdenden Mami. Willigte dann aber mit einem, die Herausforderung annehmenden Nicken ein, schaute seinen Rivalen fordernd an: „Gut: Von wo bis wo?“ „Von den Tannen bis zum Bach.“ Yusaku verzog das Gesicht, antwortete zerknirscht: „Auf der Strecke sind mehrere umgefallene Baumstämme“, gab er zu bedenken. „Na und?“, beeindruckte das seinen Kumpel nicht gerade. „Darf ich dich darauf hinweisen, dass mein Pferd im Gegensatz zu deinem kein Turnierpferd ist?“ „Was Yusaku, willst du mir etwa damit sagen, dass dir das zu schwierig ist?“ „Bestimmt nicht“, ging er auf die Provozierung ein. „Gut“, freute dessen Freund sich: „Einsatz: Fünfzig Dollar?“, fragte er pokernd. „Hundert!“ „Ah, du gehst also aufs Ganze, Yusaku“, grinste Collister verhängnisvoll: „Wenn du das nicht bereuen wirst.“ „Werd ich nicht“, lies Shinichis Vater sich keineswegs einschüchtern. „Gut dann lass uns anfangen“, preschte sein Gegenüber los. Bevor Yusaku ihm nachsetze, schaute er sich noch einmal nach Ran und seinem Sohn um, registrierte Rans anfeuerndes: „Viel Glück!“ Sie als auch ihr kleiner Freund sahen ihm hinterher, wie er zu seinem Freund aufholte und mit ihm zusammen über das offene Feld in den Wald außer Sicht kam. Ran drehte sich munter um: „Komm mit, Conan!“, forderte sie ihn auf: „Ich kenn die Abkürzung, wenn wir die nehmen sind wir vor ihnen da und können uns den Endspurt ansehen.“ „Nein!“, lehnte der Mini-Shinichi scharf ab. „Wie nein?“, reagierte sein Liebling irritieret. „Ich will nicht, dass du gehst: Bleib hier!“ „Warum?“, konnte sie seine offensichtliche Ablehnung nicht nachvollziehen: „Hast du Angst, dass wir uns verlaufen oder sowas? Das passiert bestimmt nicht. Ich kenn den Weg.“ „Nein!“, klang er gereizt. „Was dann?“, sah sie ihn wissen wollend an. „Ich will einfach, dass du hier bleibst!“, schimpfte er mit ihr. Worauf sie eingeschnappt reagierte: „Mecker mich doch nicht gleich so an! Wenn du nicht mit willst, dann sag das doch einfach und blieb hier.“ „Ran!“, schrie er ihr Einhalt gebieten wollend nach, als sie sich auf den Weg machen wollte: „Bleib hier!“ „Nein!“, meinte sie sich zu ihm umdrehend. „Du sollst hier bleiben!“ sich von ihr übergangen fühlend brauste er auf: „Ran, wenn du abhaust bekommst du Ärger!“ Sie drehte sich erneut nach ihm um: „Erstens haue ich nicht ab und zweitens von wem sollte ich Ärger bekommen? Yusaku hat sicher nichts dagegen und außerdem bin ich vorsichtig!“, setzte sie ihren Weg auf Mai fort, hatte nur noch einige Meter bis zum Ende der Koppel. Die Miniaturausgabe ihres Freundes wollte hinterher, wurde jedoch durch die verkrampfenden Schmerzen in seinen Beinen und Händen darin blockiert. Seine unterdrückte Wut und damit verbundene Hilflosigkeit bahnte sich an die Oberfläche und ließ ihn das schreien was ihm als erstes einfiel: „Ich werde Shinichi sagen, dass du das machst!“ Ran drehte sich zu ihm um, hielt Mai diesmal an: „Mach doch: Er wird sowieso nichts machen. Dafür ist er viel zu weit weg“, verpuffte die leere Drohung bei ihr und lies sie völlig unbeeindruckt. In eben diesem kochte es. Aufgebracht musste er mit ansehen, wie sie weiter vorwärts ritt. Der stechende, nervenaufreibende Schmerz tat sein weiteres. Kleks setze sich nach dem zornigem Tritt des Detektives in Begegnung. „Mach schon, du dummer Gaul!“, ließ er seinen Ärger an dem armen Pony aus. „Warte, Ran: Ran Warte!“, schaffte er es nur mit Mühe gerade noch zu seinem ungehorsamen Liebling aufzuholen, welcher doch so gut war auf ihn zu warten. Widerstrebend ritt er neben ihr her bis in den Wald. Sorgsam behielt er sie im Auge. Verdammt noch mal! Warum, warum jetzt? Warum muss es ausgerechnet jetzt wieder so verdammt weh tun!?, musste er sich allmählich immer mehr die Zähne zusammenbeißend zusammenreisen. Sein Vater währenddessen fiel auf Grund eines Baumstammes zurück. Tunis stand da, wollte nicht springen! Auch Yusakus Bitten: „Komm schon, Tunis!“ und Betteln: „Oder willst du das wir verlieren?“ brachten nichts: „Jetzt trau dich doch mal!“ „Ach Tunis: Dann lauf doch eben Drumherum“, gab sein Besitzer es ermüdet auf: „Wir waren doch so gut in Führung“, lenkte er den Hengst an der Seite vorbei, ging dann mit ihm wieder in den Galopp über. Beeilte sich um den Vorsprung seines Freundes auszugleichen. Der kleine Shinichi hatte seine Grenze erreicht. Er konnte nicht mehr dagegen an. Auch wenn es ihm absolut nicht passte: Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich immer mehr zurück fallen zu lassen. Es tut so weh, schaute er sich mittlerweile mit dem Oberkörper stark über das Pony gebeugt sein leises wimmern unterdrückend um. Er sah noch einmal zu seiner Ran, die schon ein ganzes Stück vor ihm her ritt. Die nächsten Wellen brachte ihn zum aufgeben. Er konnte nicht mehr. Angestrengt atmend wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er war bereits nass geschwitzt: Was mach ich jetzt nur?, überlegte er fieberhaft, brachte sich abmühend dazu das Pony umzudrehen. Ihm war speiübel und es wurde ihm immer schwindeliger. Er war heilfroh, als er endlich sein Ziel erreicht hatte. Tunis Box war erreicht! Sofort verzog er sich in ihr in den hintersten Winkel. Die ersten beiden Versuche von Kleks abzusteigen scheiterten kläglich, weil er es nicht schaffte sein Bein hoch genug anzuheben. Sein vom schmerzgequältes Schreien so gut es ging abmildernd biss er in den Sattel, landete schließlich doch noch unsanft im Heu, indem er hilflos liegen blieb und ihm nichts anderes übrig blieb, als einfach auszuhalten. Auszuharren. Kleks stupste ihn mit dem Kopf in die Seite, was er in dieser Situation absolut nicht haben konnte und dem Tier gegen das Bein trat. Davon erschreckt wollte es davon laufen. Mit voller Wucht, die er in der Lage war in seiner schieren Wut aufzubringen zog er das Pony am Zügel zurück. Hielt diese fortan in seiner verkrampften Hand fest. Selbst wenn er es gewollt hätte, loslassen ging nicht mehr. Zu sehr verteilten die Verkrampfungen sich auf den ganzen Körper. „Ohh!“, bedauerte Ran, als sie den Vater ihres Freundes kommen sah. Reichlich frustriert musste der sich von seinem Freund auslachen lassen. „Andrew erstick nicht“, stellte er sich neben diesen. „Was denn?“, feixte jener breit: „Du bist jetzt doch nicht traurig, weil du gegen mich verloren hast.“ „Verloren ist gut“, schnaubte Yukikos Mann: „Hätten wir die Strecke ohne Baumstämme genommen, hätte ich gewonnen. Du verdienst deinen Sieg nur aus Tunis Springfurcht heraus. Also bilde dir nicht zu viel darauf ein!“ Nun zeigte sich auch bei ihm ein Grinsen: „Sonst wirst du noch eingebildet und arrogant!“ „Na, das will ich wohl nun nicht werden!“ „Muss ich dir jetzt ja allen Ernstes dein Geld zurück geben.“ „Und noch hundert oben drauf!“, freute sich der gebürtige Amerikaner schadenfroh: „Du hättest eben nicht so hoch wetten sollen! Wie steht es jetzt eigentlich?“ „Zwei zu Zwei. Also unentschieden“, hörte Yusaku nur noch mit dem einen Ohr zu. War längst abgelenkt. Angespannt schaute er sich aufmerksam um. „Wo ist Conan?“, richtete er sich unmittelbar an Ran, die durch seinen plötzliche Nervosität in der Stimme verwirrt wurde. „Äh, keine Ahnung“, antwortete sie etwas verdattert über diese so dringliche Frage. Mit Tunis unruhig einen Schritt auf sie zu machend schaute er sie an. „Er war bis eben noch bei mir. Er hatte aber wieder schlechte Laune und wollte nicht mitkommen. Bestimmt ist er wieder umgedreht“, tat sie es belanglos ab. Für Yusaku war das keineswegs belanglos: „Ran“, reagierte er streng: „Bleib bei Andrew!“, richtete sich dann an sein männliches Gegenüber: „Andrew: Nimm Ran mit. Wir treffen uns später!“, war das letzte was er noch sagte, bevor er auf Tunis davon eilte. Verwundert sahen sie die zwei zurückgebliebenen erst ihm nach und sich dann an. Yusaku beeilte sich, hatte jetzt keine Geduld mehr und führte Tunis gleich um alles was sich für diesen als Hindernis herausstellen hätte können drum rum. Schon bereits in dem Waldstück schaute er sich im vorbeireiten um. Hielt Ausschau nach Dickichten und Gebüsch, blieb hin und wieder stehen, spitze die Ohren, ritt dann weiter. Verdammt!, ärgerte er sich darüber seinem Impuls von vorhin nicht nachgegangen zu sein. Endlich die offene Fläche erreicht überflog er mit seinem wachsamen Blick auch die Wiesen und Koppeln. Schließlich steuerte er kurzentschlossen auf das Stallgebäude zu. Diesem immer näher kommend drosselte er sein Tempo gewaltig bis Tunis nur noch in gemächlichem Schritt vorwärts ging. Für einen Moment blieb er vor der Stallung stehen, schaute sich noch einmal sowohl nach links und rechts um, stieg dann ab. Tunis am Zügel hinter sich herziehend betrat er leise die Halle, setze lautlos mit Bedacht einen Fuß vor denn anderen. Da! Er konnte das mühsam unterdrückte Gemisch aus Wimmern und Keuchen seines Sohnes zwischen dem Rascheln der Pferde heraushören. Augenblicklich blieb er stehen, schaute genauer hin. Alles was er sehen konnte war Klekses Schweif und linkes Hinterbein. Kurz blieb er ein weiteres Mal stehen, ehe er auf der Stelle kehrt machte und so unauffällig wie er gekommen war wieder hinaus ging. Draußen stieg er zurück auf Tunis. Noch einmal zurück schauend ritt er wieder Richtung Wald. Ran und Andrew kamen ihm entgegen. „Hast du Conan gefunden?“, fragte sie ihn. Was er mit einem kopfschüttelnden: „Nein“, verneinte… ------------------------------------------------------------ *Anerkung(en): Was das Reiten von Conan betrifft bezieh ich mich auf eine Folge (270, Tragödie auf der Okusu-Ranch: Teil 1). Da reitet er auf einem weißen Pony neben Ran (braunes Pferd) her, die geführt wird. (Ist allerdings eine Fillerfolge laut http://detektivconan-wiki.com/wiki/Hauptseite, was ich aber erst später mal gesehen und somit nicht berücksichtigt habe. Weiter könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er mal irgendwann in einem anderen Zusammenhang ritt z.B. im Familienurlaub. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)