Blood-Red Moon von hiatari (KakashixRin und andere [endlich neues Kapitel]) ================================================================================ Kapitel 5: Blood-Red Confusion ------------------------------ Nur sehr schwach nahm sie das leise Tröpfeln von Wasser wahr. Es war genauso leise und weit entfernt von ihr wie alles andere auch. Die Schreie und das Schluchzen, die sie verfolgt hatten, als sie hier herunter gekommen war, hörte sie schon gar nicht mehr. Sie hatte ihre Ohren einfach auf Durchzug gestellt, denn sonst würde sie so enden wie die anderen armen Kreaturen, die hier eingesperrt waren. Sie würde verrückt werden, den Verstand verlieren. Die Zelle, in die man sie vor wenigen Stunden gebracht hatte, war klein. Die Enge schien sie zu erdrücken, während sie die hohen, aus grobem Stein gemauerten Wände ihres Gefängnisses nach oben blickte. Hoch über ihr war ein kleiner Durchbruch, der durch ein Gitter verschlossen war. Hellrotes Licht drang nur schwach zu ihr vor, das Leuchten dieses verdammten Vollmondes, der jede Nacht wieder am Himmel stand. Zwar sorgte dieses Fenster dafür, dass sie mit Sauerstoff versorgt war, doch es erinnerte sie auch daran, wie weit sie sich unter dem Anwesen der Uchihas befand. Sie fühlte sich, als wäre sie in einen Brunnen gefallen und würde nun am ausgetrockneten Boden sitzen und darauf warten, dass jemand sie finden würde. Und selbst wenn eine Möglichkeit bestand, die unebenen Wände zu erklimmen, die Fesseln, die man ihr angelegt hatte, würden verhindern, dass sie auch nur ansatzweise den Duft der Freiheit hätte riechen können. Ein Seufzer entfuhr ihr. Schon als Uchiha Madara vor sechzehn Jahren nach Konoha gekommen war, hatte sie gewusst, dass ihnen keine leichte Zeit bevorstand. Doch dass sie selbst in einem Kerker enden würde, hatte sie damals nicht für möglich gehalten. Aber immerhin war sie noch am Leben, hatte sie sich doch gegen ihn durchsetzen können. Sie musste nur stark bleiben, keine Schwächen zeigen, dann würde es schon gut gehen. Nun war es an ihr, durchzuhalten, bis Kakashi seine Rebellion so weit hatte, um gegen Madara antreten zu können. Sie erwischte sich dabei sich zu wünschen, dass dies bald geschehen würde. Sie mochte es nicht, eingesperrt zu sein. Keine Wärme war hier unten, sie fröstelte immer wieder. Und auf irgendeine Art und Weise plagten sie Schuldgefühle. Da draußen waren Leute, die sich auf sie verlassen konnten, wenn es um ihre medizinische Behandlung ging. Doch nun saß sie hier, gefangen, mit dem Verbot, sich um die Dorfbewohner kümmern zu können. Ihre Fähigkeiten sollten nur noch für die Uchihas bestimmt sein. Dieses verdammte Pack von Tyrannen. Tsunade zog ihre Beine näher an den Körper und versuchte, eine angenehme Position zum sitzen zu finden, doch ihre Arme, die hinter ihrem Rücken gefesselt waren, schmerzten, und die nasse, klamme Kälte der Steine machte die Sache auch nicht besser. Trotz ihrer unbequemen Haltung und der Kälte, spürte sie, wie ihre Augenlider schwer wurden und sie die Müdigkeit überkam. Sie hatte sich geschworen, nicht zu schlafen, Schlaf machte sie verwundbar und schutzlos, doch sie konnte nicht verhindern, dass sich ihr Körper das nahm, was er brauchte. Ihr Kinn sackte auf ihre Brust und sie döste ein. Sie wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch plötzlich hörte sie leise Schritte, die vor der Eisentür zu ihrem Gefängnis zum Stehen kamen. Jäh schreckte sie auf, nahm schnell eine aufrechte Sitzhaltung ein, reckte stolz das Kinn vor. Durch den kleinen, vergitterten Durchlass in der Tür konnte sie einen Schatten erkennen. Im nächsten Moment hörte sie, wie sich ein Schlüssel in dem Schloss umdrehte, dann öffnete sich die Tür mit einem leisen Knarren. Tsunade war verblüfft, als sie erkannte, wer da in ihre Kerkerzelle kam. Lange Schatten verbargen sein blasses Gesicht fast vollkommen, doch dies war unverkennbar Uchiha Sasuke. Und ihre Überraschung steigerte sich nur noch, als sich eine weitere, kleinere Gestalt hinter ihm in den engen Raum drückte. Sorgenvoll wurde sie von den strahlend grünen Augen von Uchiha Sakura gemustert, die hinter ihrem Ehemann hervor lugte. Sie hätte Tsunade am allerwenigsten hier erwartet. „Ich muss mit dir reden.“ Sakuras Flüstern durchbrach die angespannte Stille. „Es gibt nichts zu bereden“, erwiderte Tsunade. Sie sah keinen Grund darin, sich mit Sakura zu unterhalten. Es würde ja eh nichts bewirken und an ihrer Situation ändern. „Bitte, es ist mir wichtig“, flehte Sakura, kam hinter ihrem Mann hervor und trat vor sie. „Bitte“, sagte sie noch einmal mit Nachdruck. Tsunade bemerkte, wie Sasuke ebenfalls näher kam und Sakura am Arm packte. Sie schnaubte leise, als sie diese Geste bemerkte, hatte sie doch mit so etwas nicht von ihm gerechnet. Schätzte er sie etwa als so gefährlich ein, dass er auch nur bei der kleinsten Bewegung von ihr seine Frau schützend hinter sich ziehen konnte? Sie war gefesselt und völlig wehrlos, und außerdem die Letzte, die einer schwangeren Frau etwas antun würde. Trotzdem konnte sie den jungen Uchiha für seine Aktion nicht hassen, auch nicht dafür, dass er seinen zornerfüllten Blick auf sie richtete. Eher amüsierte es sie, einen Mann wie ihn so zu sehen, in Sorge um seine Frau. Und sie durfte dabei nicht außer Acht lassen, dass er Sakura erlaubt hatte, hierher zu kommen und sie sogar begleitete. Den Hass, den sie in seinen Augen sah, führte sie eher darauf zurück, dass Madara nicht gerade erfreut gewesen war über ihren Auftritt am Vormittag und seine Familie davon Wind bekommen hatte. Ihr Blick wanderte zurück zu Sakura, die sie noch immer beschwörend anstarrte. Seufzend gab sie sich geschlagen. „Du solltest nicht hier unter sein. Ihr beide nicht. Damit handelt ihr euch eine Menge Ärger ein.“ „Das braucht dich nicht zu interessieren“, erwiderte Sasuke monoton. „Tu einfach das, worum Sakura dich gebeten hat.“ Sakura legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm. Dann wandte sie sich wieder Tsunade zu. „Ich möchte nicht, dass du Ärger bekommst, Tsunade.“ Tsunade musste ob der mitschwingenden Sorge in ihrer Stimme leicht lächeln. „Ich dachte, du kennst mich schon lange genug um zu wissen, dass ich mich von so einer Kleinigkeit nicht unterkriegen lasse.“ Sakura verzog das Gesicht. „Wir reden hier aber von keiner Kleinigkeit mehr. Schau, wo du gelandet bist.“ Eine kurze Minute des Schweigens folgte, ehe sie fortfuhr. „Ich weiß, dass Rin verschwunden ist. Ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist und ich verlange auch nicht von dir, dass du es mir erzählst. Sie wird schon ihre Gründe dafür haben. Ich mache mir einfach nur große Sorgen.“ Ihre freie Hand fuhr zu ihrem Bauch. „Ich vertraue dir. Und du bist die Einzige, von der ich mir jetzt noch helfen lassen will.“ Schweigend hatte Tsunade ihren Worten gelauscht. Sie verstand die Sorge der jungen Frau, die Vertrauen zu ihren Ärzten brauchte, vor allem, weil es ihr erstes Kind war. Jede werdende Mutter wünschte sich nur das Beste für ihr Kind. Doch nun war Sakuras Ärztin verschwunden und statt böse auf sie zu sein, ließ Sakura sie ziehen und setzte ihr Vertrauen in Tsunade. In ihren Augen war das eine ganz große Geste von Sakura. Ein leiser Seufzer entfuhr ihr, als sie weiter über ihre Worte nachdachte und eine tiefer liegende Bedeutung in ihnen erahnte. „Was willst du wirklich, Sakura?“, fragte sie ruhig. Sakura straffte die Schulter. „Ich will, dass du meine Ärztin wirst. Und solange du das bist, wird dir nichts geschehen.“ Tsunade konnte das Grinsen nicht aufhalten, dass sich auf ihr Gesicht schlich. „Du willst mich in Schutz nehmen?“ „Sie will, dass du das brave Mädchen spielst, Tsunade“, zischte Sasuke und mischte sich somit ins Gespräch ein. „Sonst wirst du dein Leben schneller verlieren, als dir lieb ist.“ „Ich habe mein Leben schon verloren, als man mich hier hinunter gebracht hat, Uchiha Sasuke. Nun kann mich nichts mehr schocken.“ So sehr diese Worte auch schmerzten, jedes einzelne davon meinte sie vollkommen ernst. In der Sekunde, in der man sie hier her gebracht hatte, hatte man ihr ihre Freiheit genommen. Und ihre Freiheit war ihr Leben gewesen. Sie sagte den beiden nicht, dass sie noch Hoffnungen hegte, ihr Leben zurück zu bekommen. Sie wusste selbst nicht, wann dies der Fall sein würde. Doch sie selbst hatte Vertrauen. Vertrauen in die Rebellion. „Ich warne dich, Tsunade“, knurrte Sasuke und kam ihrem Gesicht mit seinem gefährlich nahe, ganz so, wie Madara es zuvor schon getan hatte. „Meine Frau vertraut dir, deshalb werde ich dir auch vertrauen müssen. Ich weiß, dass du unversehrt bleiben wirst, solange du von uns gebraucht wirst. Aber solltest du auch nur einen falschen Ton verlauten lassen, ist es aus. Und das werde ich dir niemals verzeihen.“ Tsunade blieb ob der Drohung des jungen Uchihas unbeeindruckt. Es waren die Worte eines besorgten Mannes, der nur das Beste für seine kleine Familie wollte. „Hört auf, bitte“, flüsterte Sakura und blickte flehend von ihrem Gatten zu Tsunade und wieder zurück. „Ich will doch nur, dass alles gut wird.“ Tsunade musterte die junge Frau, auf deren Gesicht sich Verzweiflung abzeichnete. Sie wollte dieses unschuldige Wesen nicht verletzen. Und gleichzeitig fühle sie nun, dass sich ihre Zuversicht steigerte, heil dieser Hölle entkommen zu können. Wenn Sakura sie als Ärztin wollte, dann würde sie noch mehr Gelegenheiten bekommen, den Kerker verlassen zu können. Und vielleicht konnte sie dann noch ein paar wichtige Details aufschnappen, die der Beseitigung Madaras beisteuern könnten. Und damit würde sie nicht nur der Rebellion helfen, sondern zugleich Sakura einen Gefallen tun. Sie musste sich nur benehmen und professionell ihrem Beruf nachgehen. „Na schön“, sagte sie schließlich. „Es wird mir eine Ehre sein, eure Ärztin zu sein.“ Misstrauisch funkelte Sasuke sie an. Ihre plötzliche Zustimmung schien ihn zu verwirren. „Was ist?“, wollte sie fast spöttisch wissen. „Ich würde eine schwangere Frau niemals im Stich lassen, egal, unter welchen Umständen.“ Sie wandte sich Sakura zu. „Ich mag dich, Sakura, und ich bin dir dankbar für das, was du tust, auch wenn es dumm ist, wenn du mich fragst. Aber ich danke dir wirklich für dein Vertrauen.“ Sakura lächelte. „Nein, ich danke dir, Tsunade.“ Sie hockte sich vor die Heilerin in drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde dafür sorgen, dass du hier raus kommst“, flüsterte sie ihr dann noch so leise ins Ohr, dass Tsunade glaubte, es sich nur eingebildet zu haben. „Geht nun“, meinte sie stockend. „Ich will nicht, dass ihr Ärger wegen mir bekommt.“ Sakura nickte leicht und schenkte ihr noch ein letztes Lächeln, bevor sie sanft von Sasuke aus der kleinen Zelle geschoben wurde. Das Klicken der Tür, als sie wieder verschlossen wurde, schmerzte ihr in den Ohren. Stille legte sich erneut über diesen schrecklichen Ort und erschöpft sank sie in sich zusammen. An diesem Tag hatten sich die Ereignisse überschlagen, und es würde anstrengend werden, ihren Plan zu verfolgen und gleichzeitig Sakura nicht zu enttäuschen. Doch aufgeben kam für sie nicht in Frage. Und wenn sie schon den Bewohnern von Konoha nicht helfen konnte, weil sie hier fest saß, so würde sie ihr Bestes geben, um zumindest Kakashi und seinen Leuten von Nutzen zu sein. Und während sich ein siegessicheres Lächeln auf ihrem Gesicht breit machte, driftete sie zurück in den Schlaf. ~Ͼ~Ͽ~ Wieder musste sich Hinata an dem massiven Holztisch festhalten, an den sie sich mit Ino und ihrer Schwester gesetzt hatte, um nicht mit ihrem Stuhl an das andere Ende des Essraumes zu rutschen. „Du meine Güte“, meinte Ino, die sich ebenfalls an den Rand des Tisches klammerte. „Dieser Wellengang ist ja wirklich schrecklich. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt.“ „Mir scheint, du bist es schon gewohnt“, sagte Hinata, die sich bei der ganzen Sache nicht ganz so wohl fühlte. Ino zuckte mit den Schultern. „Ich bin nun schon eine ganze Weile bei der Rebellion dabei und habe deshalb schon ein paar Schifffahrten hinter mir. Glaube mir, mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Da ist ein stark schwankendes Schiff noch eine Kleinigkeit.“ Unwillkürlich musste die Hyuuga schlucken, als sie diese Worte hörte. Ino musste lachen und tätschelte ihr beruhigend die Hand. „Ich wollte dir keine Angst machen. Ich bin mir sicher, dass du dich auch bald wie Zuhause bei uns fühlen wirst.“ Sie schenkte auch Hanabi einen aufmunternden Blick. „Ihr beide werdet das.“ Inos Worte erinnerten Hinata daran, was die letzte Nacht alles geschehen war. Wie sie sich im Hyuuga-Anwesen am Abend in ihr Bett gekuschelt hatte, in Gedanken wie immer bei der Schreckensherrschaft von Uchiha Madara und dem Leiden der Bewohner Konohas. Und dann daran, wie ihr Vater sie geweckt und ihr befohlen hatte, ihre Sachen zu packen. Er hatte so ernst ausgesehen, dass sie gar nicht erst gefragt hatte, was geschehen war, sondern war nur stumm seiner Aufforderung gefolgt. Ein merkwürdiges Gefühl war in ihr aufgestiegen, als sie den fremden Mann im Hof gesehen hatte, und es hatte ihr einen Stich im Herzen versetzt, dass ihr Vater ihre Schwester und sie weg schickte. Es war ihr nie schlecht ergangen im Hause ihrer Familie, trotz der Umstände in Konoha und der Strenge, mit der sie erzogen worden war. Die Hyuugas waren unterwürfig gewesen, der große Clan hatte sein Haupt gebeugt, um einem Ärger mit Madara zu ergehen, der mit seiner Familie die Herrschaft übernommen hatte. Doch nun verstand sie die Beweggründe ihres Vaters langsam. Kakashi schien ein netter Mann zu sein und er hegte gute Absichten. Es war bemerkenswert, dass er so für seine Heimat kämpfte. Und sie war nun Teil dieses Kampfes. Ein Funken des Stolzes glomm bei diesem Gedanken in ihr auf. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als sie daran zurück dachte, wie sich ihr Vater vor Kakashi verneigt hatte. Diese Art von Respekt erbrachte das Clanoberhaupt der Hyuugas nicht jedem. Auch dies war ein Zeichen für sie, dass Kakashi ein wichtiger Mann war und dass ihr Vater ihm nicht nur dankbar dafür war, dass sie Konoha verlassen konnten. Hinata wurde aus ihren Gedanken gerissen, als das Schiff in die andere Richtung schwankte und sie gegen den Tisch gedrückt wurde. Wie aus weiter Ferne drang ein leises Donnergrollen zu ihnen hinunter und ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Im gleichen Moment hörte sie ein Rumpeln aus dem Gang, der zu allen Räumen führte, kurz darauf wurde die Tür zum Esszimmer aufgeschoben und Rin stolperte hinein. „Oh, was sehe ich denn da?“, flötete Ino und ein breites Grinsen schlich sich ihr bei Rins Anblick auf das Gesicht. „Haben wir uns da etwa den Captain gekrallt?“ Hinata musterte die Heilerin unauffällig, deren Gesichtsfarbe mittlerweile einer Tomate Konkurrenz machte, und bemerkte die große Männerjacke, die ihr über die Schultern gelegt war. „Hör schon auf, Ino“, murmelte Rin beschämt und nahm neben der Blonden Platz. Hinata fühlte mit ihr, ihr wären die Fragen sicherlich auch sehr peinlich, wenn sie mit der Jacke eines Jungen gesehen werden würde. Aber so, wie sie Ino in Erinnerung hatte, war die Blonde eine gnadenlose Klatschtante. Niemand konnte besser tratschen als Ino. Gleichzeitig spürte sie allerdings auch, dass Neugierde in ihr aufstieg, wofür sie sich selbst ein wenig schämte. Doch sie wünschte sich, dass Rin glücklich war. So lange, wie sie zurück denken konnte, war Rin immer allein gewesen. In ihrem Leben schien es nur ihre Arbeit zu geben. Hinata wollte nicht bestreiten, dass Rin es gerne tat und mit ganzem Herzen bei der Sache war, aber die Einsamkeit, die sie dabei umgab, war mehr als offensichtlich. Einmal hatte sie ihren ganzen Mut zusammen genommen und Shizune gefragt, was denn mit Rin los war. Sie hatte ihr geantwortet, dass die Ärztin große Verluste in der Nacht hatte hinnehmen müssen, als Madara zurück nach Konoha kam. Man hatte ihr alles genommen, außer ihrer Arbeit. Hinata hatte diese Antwort sehr traurig gemacht und Madara ein weiteres Mal im Stillen dafür verflucht, einem so netten Menschen wie Rin so viel Kummer bereitet zu haben. Gegenüber von ihr blitzten die blauen Augen von Ino plötzlich wissend auf. „Oh, natürlich!“, stieß sie triumphierend hervor. „Er ist diese Jugendliebe, von der du mir mal erzählt hast, als ich Liebeskummer hatte und mich an deiner Schulter ausgeweint habe.“ Hinata war verblüfft über diese Aussage, und ihr Blick schweifte schnell zu Rin, um ihre Reaktion zu erfahren. Ihr Gesicht schien nun glühend heiß zu sein und sie zog den Kopf ein, um sich in der Jacke zu verstecken, wie eine Schildkröte, die sich bei Gefahr in ihren Panzer zurückzog. Inos Blick wurde sanft und sie nahm Rins Hand. „Warum ist dir das so unangenehm? Die Liebe ist doch etwas Schönes.“ „Das ist schon so lange her, Ino“, sagte Rin leise. „Es war nur eine sinnlose Schwärmerei, die sowieso nie zu etwas geführt hätte. Es war vorbei, bevor es angefangen hatte, als er in der Nacht verschwand, als Madara auftauchte.“ „Aber jetzt seid ihr doch wieder zusammen“, mischte sich Hinata ein. Die Worte entwichen ihr, bevor sie es verhindern konnte. Eigentlich mochte sie es nicht, sich in anderer Leute Gespräche einzumischen. „Hinata hat Recht“, meinte Ino. „Jetzt könnt ihr wieder viel Zeit miteinander verbringen.“ „Ich weiß nicht, ob das alles nützt, um das wieder gut zu machen, was er mir die letzten Jahre angetan hat“, seufzte Rin und raufte sich die Haare. „Erst mal verschwindet er in dieser Nacht, ohne mir oder irgendwem auch nur ein Wort darüber zu erzählen, dann weckt mich Tsunade und sagt, dass ich verschwinden muss, ich werde von einem sprechenden Hund zu diesem Schiff gebracht und die erste Person, die ich sehe, ist Kakashi. Und als du mir dann auch noch erzählt hast, dass er die Jahre über öfter in Konoha war, dachte ich, ich falle aus allen Wolken. Wisst ihr, wie verletzend es war zu wissen, dass er so oft in meiner Nähe war, sich aber nicht ein einziges Mal dazu entschlossen hatte, mich mal zu besuchen?“ Die Worte sprudelten nur so aus Rin heraus. Hinata konnte die Gefühle der anderen Frau nur zu gut verstehen. Selbst für sie als außenstehende Person war dies alles sehr verwirrend. Allerdings kannte sie auch nicht die ganze Geschichte. Aber Rin anscheinend auch nicht. Ino stemmte empört eine Hand in die Seite. „Bitte was hat er getan? Na, der bekommt aber was von mir zu hören!“ Rin schreckte auf und fasste Ino an den Schultern. „Nein, bitte nicht. Ich will das alleine klären. Und ich habe ihn jetzt zumindest schon mal so weit, dass er mir alles ganz genau erklären will.“ Ino lächelte. „Na, das ist doch schon mal was, auf dem ihr beiden aufbauen könnt.“ „Und er hat dir seine Jacke gegeben. Das ist doch ein Zeichen dafür, dass er sich um dich sorgt“, meinte Hanabi und mischte sich nun auch in das Gespräch ein. „Nicht jeder würde das tun.“ „Hanabi hat vollkommen recht“, stimmte Ino zu. „Es wird schon alles gut gehen.“ „Meint ihr wirklich?“, fragte Rin. Die drei anderen Frauen nickten. Doch Rin ließ den Kopf hängen. „Ich weiß nicht so recht…“, nuschelte sie in die Jacke hinein, die ihr noch immer über den Schultern lag. „Irgendwie… habe ich Angst“, gab sie schließlich zu. Hinata blinzelte verwundert. „Angst? Wovor?“ Ein verbittertes Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Ärztin. „Angst davor, noch einmal enttäuscht zu werden. Ich will mein Herz nicht erneut an ihn verlieren, solange ich weiß, dass er mir etwas verschweigt. Ich will die Wahrheit. Und ohne die Wahrheit kann ich ihm nicht ganz vertrauen.“ „Das verstehe ich.“ Ino nahm Rin in die Arme. „Eine Frau sollte einem Mann nicht leichtfertig ihr Herz schenken. Aber gib ihm die Chance, es wieder gut zu machen, Rin. Er hatte bestimmt seine Gründe für sein Handeln. Und wenn er sie dir erklärt hat, kannst du immer noch dein Urteil fällen. Tief in dir drin möchtest du ihm doch verzeihen.“ Hinata war berührt von den Worten der Blonden, und das Glitzern in den Augen von Rin bestätigte ihr, dass auch ihr diese Worte gut taten. Sie wünschte sich wirklich für diese Frau, dass für sie alles gut werden würde. Ihr Gefühl sagte ihr, dass Kakashi kein schlechter Mensch war. Sie hatte gesehen, wie er sie in seine Arme geschlossen hatte, als sie auf das Schiff gekommen und auf ihn zu gestürmt war. Hatte bemerkt, wie er nur widerwillig mit Uchiha Itachi mitgegangen war, so, als würde er sie nicht gerne verlassen wollen. Doch noch konnte sie nicht sagen, wie sich die Situation entwickeln würde. Dies lag alles in den Händen von Rin und Kakashi. ~Ͼ~Ͽ~ Eilig wischte sich Neji eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und griff dann schnell wieder nach dem dicken Tau des Hauptsegels, an dem er gemeinsam mit Lee und Shikamaru zerrte, um es bei dem Sturm, der aufgekommen war, an seiner Position zu halten. Das Seil hatte sich gelöst und nun kämpften sie gegen den Wind an und versuchten, es wieder fest zu machen. Der Wind peitschte um sie herum, Regen prasselte erbarmungslos auf sie nieder. Die Anweisungen, die sich die Männer gegenseitig zu riefen, gingen in dem Getöse fast unter. Eine erneute starke Windbö blähte die Segel auf und riss sie fast von den Füßen. Neji biss die Zähne zusammen und stemmte sich mit den anderen beiden in die entgegengesetzte Richtung. Sie durften nicht vom Kurs ab kommen, das war das Wichtigste. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Uchiha Itachi auf sie zueilte und das Ende des Taus griff, um ihnen zu helfen. Neji hatte seine Rolle in dieser Rebellion noch immer nicht ganz verstanden, doch es blieb ihm nun keine Zeit, darüber nachzudenken. Die vier Männer nutzen einen Moment, in dem der Wind kurz nach ließ, und zogen mit all ihrer Kraft das Tau zurück zu dem Dock, an dem Itachi es mit schnellen und präzisen Handgriffen effizient verknotete. Dann drehte er sich zu den anderen um. „Der Sturm lässt langsam nach“, erklärte er ihnen. „Kakashi sagt, ihr könnt nach unten gehen und euch ausruhen. Wir haben jetzt alles so weit im Griff.“ Shikamaru und Neji nickten verstehend, nur Lee schien enttäuscht zu sein, dass er nicht länger gebraucht wurde. Shikamaru verdrehte genervt die Augen und schob Lee vor sich her zu der Luke, die nach unten führte. Wegen des Sturms war sie abgedeckt worden, damit kein Wasser unter Deck gelangte. Ruhe umgab sie, als sie in den Gang kamen, das Geheul des Sturms drang nur noch gedämpft zu ihnen durch. Die Kleidung klebte ihnen am Körper, und langsam fröstelte es Neji, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er war nun Teil einer wichtigen Rebellion, da konnte er sich keine Schwächen erlauben. „Shikamaru?“ Sie fuhren herum und Shikamaru seufzte auf, als er Ino am anderen Ende des Ganges entdeckte. „Geht schon mal vor, ich komme gleich nach“, sagte er und trottete Ino entgegen. Lee zuckte nur mit den Schultern und öffnete die Tür zu dem Schlafraum der Männer, Neji folgte ihm. „Man mag es kaum glauben, wenn man Shikamarus genervtes Gesicht sieht, aber Ino hat ihn wirklich voll und ganz im Griff. Das würde er natürlich nie zugeben.“ Lee zwinkerte. Neji war verblüfft. „Die beiden…“ „Sind zusammen?“, beendete Lee den Satz. Er nickte. „Ja, schon eine ganze Weile. Als ich es erfahren habe, konnte ich es auch nicht glauben, weil Shikamaru bei jeder Gelegenheit verlauten ließ, dass sie verdammt anstrengend ist. Du erinnerst dich vielleicht, dass er schon früher immer gesagt hat, er möchte nie so eine anstrengende Frau wie seine Mutter haben.“ Erneut zuckte er mit den Schultern. „Aber scheinbar ist es gerade das, was er so anziehend findet.“ Neji schwieg, suchte nur trockene Kleidung aus seinem Rucksack und zog sich um. „Tenten wird sich freuen, dich wiederzusehen. Wir haben uns beide gefragt, wann du endlich dazu kommen würdest. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass du noch vor uns gehen würdest“, erzählte Lee und zog sich ein grünes Hemd über den Kopf. Neji erstarrte in seiner Bewegung und musterte Lee, der ihm den Rücken zugedreht hatte. Erst die letzte Nacht hatte er darüber nachgedacht, ob er seine Freunde wohl wiedersehen würde, dort, wo er hin ging. Und jetzt fand er sich in seiner Vermutung bestätigt. „Tenten ist also auch da?“, fragte er, nur um ganz sicher zu gehen. „Ja, sie ist im Versteck in Suna geblieben.“ „Warum seid ihr für die Rebellion ausgewählt worden?“ Diese Frage stellte sich ihm schon, seit er hier angekommen war. Wieso genau wollte man ihn dabei haben? Lee drehte sich langsam zu ihm um. „Kakashi sagt, ich bin gut in Selbstverteidigung. Er mag es, wie ich mich auch ohne Waffen zur Wehr setzen kann. Und Tenten ist unsere Waffenspezialistin. Das liegt ihr im Blut, schließlich besitzt ihr Vater ein eigenes Geschäft in Konoha und stellt seine Waffen selbst her. Sie hat ihr Handwerk von ihm gelernt und kümmert sich nun darum, dass wir gut ausgerüstet sind.“ Neji nickte verstehend. Ja, das war genau die richtige Arbeit für Tenten. Er konnte vor seinem inneren Auge sehen, wie sie stolz ihre Waffen für die Rebellion herstellte. Und auch Lees Berufung konnte er gut verstehen. Als er merkte, dass er mit Waffen nicht so gut umgehen konnte, hatte er angefangen, seinen Körper zu stählen, um diesen anstatt eines Schwertes als Waffe zu benutzen. „Kakashi wird bestimmt begeistert sein von deinem Umgang mit dem Schwert“, sagte Lee. „Ich wette, in den letzten zwei Jahren bist du noch besser geworden.“ „Es ist ganz passabel“, erwiderte Neji und brachte seine nassen Sachen in den Waschraum nebenan, um sich zum Trocknen aufzuhängen. „Sei nicht so bescheiden, Neji“, schalt ihn Lee. „Ich weiß, dass du gut bist. Ich habe dich oft genug trainieren sehen.“ Er ließ sich zurück auf eines der Betten fallen und kuschelte sich tief unter die Decke. „Lass uns jetzt schlafen. Der Marsch zurück zum Versteck morgen wird wieder nicht leicht werden bei diesem Klima.“ Neji legte sich in das Bett neben ihn und löschte die Kerze, die auf einem kleinen Tisch zwischen ihnen stand. Die Kerze auf der anderen Seite ließ er für Shikamaru brennen. Er schloss die Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen, doch seine Gedanken wanderten gleich zum Versteck der Rebellion. Er war gespannt darauf, wie diese ganzen Leute es geschafft hatten, sich all die Jahre unbemerkt zu verstecken. Und das in einem Land, das fast nur aus Wüste bestand, so hatte man ihm erzählt. Aber ihm bleib nichts anderes als abzuwarten und alles auf sich zukommen zu lassen. Dann würde er auch eine Antwort auf seine Fragen finden. ~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~~Ͼ~Ͽ~ Hallo. Ich weiß, ich hab unheimlich lange für dieses Kapitel gebraucht, und das tut mir auch unheimlich leid. Aber ich hatte die letzten Wochen sehr viel Stress mit der Arbeit und überhaupt keine Zeit zum Schreiben. Und dann komme ich nur mit einem Übergangskapitel… Trotzdem hoffe ich, dass ihr Spaß hattet beim Lesen. Das Gespräch zwischen den Mädchen ist irgendwie weiter ausgeschweift, als ich es anfangs geplant hatte, aber mir gefällt es so. Ich wollte auch mal ein bisschen was aus der Sicht der Hyuugas einbringen, also habe ich dieses Kapitel dafür genutzt. Okay, noch zwei Wochen, dann muss ich wieder ins Studieninstitut. Da habe ich nur fünf Stunden Unterricht und deshalb wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben. Da ist zwar auch die Zwischenprüfung, für die ich eine Menge lernen muss, aber ich habe trotzdem mehr Zeit als jetzt. Nächstes Kapitel geht es also nach Suna. Ich freu mich schon richtig darauf, dieses Kapitel zu schreiben, das wird verdammt Spaß machen. Bis dahin, liebe Grüße, eure hia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)