Silenzio [Squalo X Reader] von gluecklich (Der klägliche Versuch, dich von ganzem Herzen zu hassen) ================================================================================ Prolog: Tristezza ----------------- Verficktes Arschloch. Das kann er nicht machen, findest du. Das kann er einfach nicht machen. Du hast im Moment große Lust, ihn umzubringen. Aufzustehen, dir von irgendwo eine Bazooka zu schnappen (du bist dir ziemlich sicher, dass sowas irgendwo in der Varia-Residenz rumliegen muss), ihm den Kopf wegzuballern und ihn einfach nur zu töten. In Stücke zu reißen. Ihn dabei kontinuierlich anzubrüllen, dass das so nicht geht, nicht funktioniert, dass es verflucht nochmal so nicht abgemacht war. Du willst ihn in der Luft zerfetzen. Aber genau da liegt ja das Problem. Das scheint bereits jemand anderes für dich übernommen zu haben. Der Rekrut stützte sich auf eine Krücke und hatte einen dicken Verband um den Kopf gewickelt, der auch sein rechtes Auge bedeckte. Seine Kleidung war noch dreckig und löchrig, manche Stellen sahen knallhart aus, weil das Blut darauf getrocknet war. Er sah aus wie ein Zombie, eine lebende Leiche, die kam, um dir das Hirn auszusaugen. Irgendwie hat er sowas in der Art auch gemacht. Metaphorisch gesehen. »Ich…«, begann er stammelnd, und du sahst von dem Buch in deinem Schoß auf, um ihn erwartungsvoll anzublicken. »Ja?«, haktest du nach, als nichts passierte. »Squalo ist nicht hier.« »Ich weiß«, sagte er schnell. Etwas zu schnell, wie du fandest. »Ich, ähm… L-Lussuria hat mir gesagt, ich soll hierher kommen und es … äh…« Im Nachhinein wurde dir klar, dass er zögerte, ob er dich siezen oder duzen sollte. »…dir sagen… E-Er selbst hat noch alle Hände voll zu tun, a-aber ich soll dir auch sagen, dass du jederzeit zu ihm kommen kannst, w-wenn du reden willst.« Du zogst eine Braue hoch. Seit du deinen Unmut über die ganze Situation mit dir und Squalo mal etwas lauter kundgetan hattest und Lussuria davon Wind bekommen hatte, hatte er dir dieses Angebot schon öfter gemacht. Du fandest es niedlich, weil es groteskerweise tatsächlich aufrichtig klang, aber du hattest es nie wahrgenommen. Es war eben immer noch Lussuria. »Was ist denn?«, fragtest du zunehmend genervt. So plötzlich wie sie gekommen ist, verschwindet deine Wut auch wieder. Auf einmal sitzt du nur noch auf dem gigantischen Bett, das viel zu groß für dich allein ist, und fühlst dich müde. Mit trübem Blick starrst du die Tür an, seufzt tief, und starrst weiter. Das kann er nicht machen. Findest du immer noch. Das kann er einfach nicht machen. Man müsste ihn dafür bestrafen können. Aber wenn man das noch könnte, wäre ja alles in Ordnung, dann bräuchte er keine Strafe. Für gar nichts. Dann wäre er jetzt einfach hier und… und würde irgendetwas machen. Sich aufregen, wahrscheinlich. Oder dich rücklings in die Matratze drücken und mal wieder dafür sorgen, dass du aussiehst, als hätte dich eine Horde tollwütiger Hunde überfallen. Das wäre auch völlig in Ordnung, das könnte er jetzt ruhig tun. Er könnte jetzt ruhig alles tun, was dich davon abhalten würde, hier zu sitzen und die Tür anzustarren. Aber er tut nichts. Gar nichts. Er ist nicht einmal hier. Du bist völlig allein hier. Völlig allein. Der Rekrut schluckte hörbar und du beobachtetest, wie die Hand an seiner Krücke zitterte. Hatte er etwa vor dir Angst? Gott, nein, das konnte nicht sein. Nicht, wenn Squalo nicht hier war. Er war der einzige, vor dem in diesem Laden irgendwer Respekt hatte, Xanxus ausgenommen, dich respektierte man nur, wenn du in seiner Gegenwart warst. Und das warst du im Moment nicht, was stimmte also nicht mit diesem Idioten hier? Dass er nicht Angst vor dir hatte, sondern einfach nur davor, eine schlechte Nachricht aussprechen zu müssen, kam dir nicht in den Sinn. »A-Also, ich… D-Die anderen und ich kommen gerade von einer Mission wieder«, fing er schließlich an und du zogst desinteressiert eine Braue hoch. »Aha«, sagtest du. Dieser Mann brauchte dir zu lang. »Und? Ich hab doch gesagt, Squalo ist nicht da.« »J-Ja, er war mit uns auf der Mission«, sagte er rasch. Dann wurde er leiser. »Das… Das ist der Punkt. Es wurde schwieriger, als wir dachten. Da… Da war ein Hinterhalt, und… Er w-wusste, dass wir das nicht packen würden. Er hat uns weggeschickt, um Verstärkung zu holen und er… u-und blieb beim Gegner. Als…« Während du begannst, zu ahnen, worauf das hinauslief, musste der Rekrut erneut schwer schlucken. Das machte alles noch grotesker. Und unglaubwürdiger sowieso. »Als wir mit der Verstärkung wiederkamen, war … er…« Seine Stimme war mittlerweile kaum mehr als ein Flüstern. »N-Na ja, wie es aussieht, hat er den Gegner gepackt und ihn allein besiegt. Aber… Sie haben…« Er holte Luft und du wünschtest dir, er würde auf der Stelle ersticken und die Klappe halten. »Sie haben sich wohl gegenseitig getötet. Kommandant Squalo konnte … nicht mehr gerettet werden.« Das kann er einfach nicht machen. Er kann dich doch nicht einfach so hier sitzen lassen. Er kann doch nicht zulassen, dass das alles passiert. Was fällt ihm überhaupt ein? So ein verdammter Wichser. Du hasst ihn. Sagst du dir. Du hasst ihn. Du hasst ihn, du hasst ihn abgrundtief. Abgrundtief! »Weißt du, wenn du mich hier gerade verarschst, werde ich nicht die einzige sein, die dich vierteilt«, sagtest du und versuchtest, bedrohlich zu klingen. Der Rekrut schüttelte den Kopf. »Tut mir leid«, sagte er kleinlaut und du wärst ihm dafür am liebsten an die Kehle gesprungen. »Squalo stirbt nicht«, sagtest du im Brustton der Überzeugung. »Hast du irgendeinen Beweis?« Der Mann schwitzte nun und wand sich unangenehm getroffen auf seiner Krücke. »Noch… N-Noch haben wir keine Leiche gefunden… Aber den … Mantel seiner Uniform … und einige Haare… Alles blutverschmiert. E-Es tut mir wirklich leid.« Du glaubtest ihm nicht. Nichts wolltest du ihm glauben. Dass es ihm leid tat, war Unfug. Purer Unfug. Und dass Squalo tot sein sollte, ebenfalls. Auch, wenn seine Haare und seine Uniform mit diesem dämlichen Wappen darauf sein Ein und Alles gewesen waren. Wenn er sie niemals zurückgelassen hätte, egal, was ihn das gekostet hätte. Wenn gerade diese zwei Heiligtümer eigentlich schon genauso viel wert waren wie eine Leiche, wenn man von Squalo sprach. Auch, wenn es von Anfang an fürchterlich wahr klang. Du glaubtest kein Wort. Lussurias Angebot hast du wahrgenommen. Und du hast es bereut. Weil du ihn zu einem sehr schlechten Zeitpunkt besucht hast. Die Beweisstücke waren damals noch bei ihm. Warum, hast du vergessen. Er hat ja auch alle behandelt, die mit dem Fall zu tun hatten. Vielleicht war er einfach die Anlaufstelle für alles daran. Und als du zu ihm gekrochen warst, um mit ihm zu sprechen, war gerade das letzte Beweisstück eingetroffen. Sie liegt jetzt hier, in Squalos ehemaligem Schlafzimmer. In seiner Suite in einem der obersten Stockwerke der Varia-Residenz. Sie liegt auf der Kommode gegenüber dem Bett, und wenn du es nicht mehr aushältst, die Tür anzustarren, starrst du eben sie an. Es ist ziemlich grotesk. Und irgendwie abartig. Aber so sind sie hier in der Varia. Wenigstens hängt kein Arm mehr daran. Es ist einfach nur eine Hand. Eine linke, künstliche Hand. Mit einer Schwertbindung. Das Schwert ist nicht dabei. Aber bei einem so schweren Gegner kann es sein, dass es kaputt gegangen ist, meinten die anderen. Ja, auch Squalos Schwert kann kaputt gehen. Wenn Squalo sterben kann, kann auch sein Schwert kaputt gehen. Strähnen seiner Haare. Der Mantel seiner Uniform. Seine linke Hand. Jede Menge Blut, das eindeutig von ihm stammt. Du brauchst keine Leiche. Du willst nicht noch mehr sehen oder wissen. Du hast aufgehört, es abzulehnen. Du willst jetzt versuchen, es zu akzeptieren. Auch, wenn du ihn dafür hasst. Du musst es akzeptieren, selbst wenn es noch so sehr schmerzt. Selbst wenn du dich dumm dabei fühlst, jemandem wie ihm nachzutrauern. Weil er nie erwidert hat, was du für ihn fühltest. Es nie erwidern wollte, konnte. Weil er dich hier in diesem vermaledeiten Bett nur ausgenutzt hat. Es fühlt sich selbstzerstörerisch und ungesund an, um so eine Person zu weinen. Aber du weinst ja auch gar nicht mehr. Das klappt nicht. Weinen und trauern war zu schwer. Jetzt ist akzeptieren und hassen angesagt. Du verabscheust diesen Menschen. Du verachtest ihn bis ins Mark seiner und deiner Knochen. Du wünschst ihm Höllenqualen für das, was er dir hiermit angetan hat. Aber du musst es akzeptieren. Superbia Squalo ist tot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)