Londinium von Nao_Kirisaki ================================================================================ Kapitel 8: Devia ---------------- Überrascht blickte Ryou die Karte vor sich an, haderte mit sich selbst, ob er diese umdrehen sollte oder nicht. Zu viel Ehrfurcht lag in dieser Entscheidung, sodass eine kurze Weile eine absolute Totenstille in dem engen Raum herrschte. Zaghaft kam die schmale Hand des Weißhaarigen schließlich doch der Karte näher, drehte sie mit einer schnellen Bewegung um und zuckte blitzschnell zurück. Die Karte zeigte eine dämonische Fratze mit zwei Hörnern auf dem Kopf, umgeben von Dunkelheit. Es war die Karte des Teufels... „Was? Was hat das zu bedeuten? Ist der Teufel hinter mir her?“, fragte er. „Nicht 'Der Teufel'. Diese Karte ist Symbolisch zu sehen. 'The Devil' steht für alles Böse und dessen Versuchungen. Aber sie hat nur insoweit Macht, wie du dich entscheidest. Er gehört einer uralten Dämonenrasse an... 'The Devil' oder besser gesagt ein Devia-Dämon, eine uralte Vampirrasse.“, erzählte die Zigeunerin. „Devia... Ein schöner Name.“, wiederholte Ryou diesen. „Schön, aber gefährlich. In der Tat.“, urteilte die Frau. „Es gibt einige Rassen und unterschiedliche Fähigkeiten, die diese besitzen. Numian... L'essasin... Devia...“, nannte sie ein paar Beispiele. „Und was soll ich jetzt tun?“, wollte er wissen. „Das liegt ganz bei dir.“, antwortete sie. „Mehr weiß ich leider nicht. Der Weg ist leider verschleiert. Die Karten sagen mir nichts mehr dazu.“ „Hn, na gut. Das heißt auf jeden Fall abwarten. Vielen Dank trotzdem. Ich werde die Puppen morgen weiter ausliefern.“, beschloss er zu gehen, denn es dämmerte bereits wieder. Gerade als er in die Gasse zum Geschäft des Puppenmachers gehen wollte, erkannte er am anderen Ende die Umrisse einer anderen Person, die er erst sorgfältig musterte und die sich auf ihn zu bewegte. Am Geschäft blieb er jedoch stehen, brachte Ryou so nicht dazu fort zu laufen. Die fremde Gestalt holte einen weißen Umschlag hervor und legte diesen auf das Fensterbrett des Ladens, dessen Scheiben noch immer zersprungen waren. Der Weißhaarige sammelte all seinen Mut zusammen und blieb stehen, als der Fremde seinen Weg kreuzte. Er konnte sagen, dass es nicht der selbe Vampir war, der vergangene Nacht den Puppenmacher getötet hatte, hoffte, dass dieser ihm nichts tun würde. Einen Augenblick blieb die ebenfalls vermummte Gestalt neben ihm stehen, ließ Ryou die Luft anhalten. „Mein Herr wünschte, dass Ihr diesen Brief bekommt.“, teilte er ihm mit, bevor er in die Nacht verschwand. Blitzschnell drehte Ryou sich um, schaute nach, ob die Gestalt auch wirklich verschwunden war. Erleichtert holte er Luft, rannte in das Geschäft und verriegelte die Tür. An dieser ließ er sich hinab gleiten und verschnaufte kurze Zeit so auf dem Boden, die Beine an sich angezogen. Als er wieder aufgestanden war, machte er ein kleines Kaminfeuer und warf den Brief dort hinein. Er wollte diesen Brief nicht lesen, fürchtete sich vor dem Inhalt. So setzte er sich wieder in den Schaukelstuhl, wickelte eine Decke um sich und hielt Wache, wollte nicht überrascht werden. Ohne es zu bemerken, schlief er schließlich ein, die Stange aus seiner Hand gleitend. Am nächsten Morgen erwachte Ryou aus dem Schaukelstuhl heraus, stellte mit einem Augenzwinkern fest, dass das Feuer erloschen war. Es war Morgen und es war kalt. Der Weißhaarige kuschelte sich enger in die Decke, als sein Blick auf das Fensterbrett fiel. Dort lagen nunmehr zehn Briefe, alle mit dem gleichen Stempel. Er war erstaunt über so viel Hartnäckigkeit, warf diese ebenfalls in den Kamin. Es war noch recht früh, doch es war kalt. Also benutzte er diese Briefe als Brennmaterial, brauchte er wenigstens etwas Wärme. Immerhin lebte er noch und so musste er dafür sorgen, dass dies auch so blieb, bevor er eine Lösung für seine Probleme erhalten würde. Doch er hatte auch Hunger, beschloss sich umzusehen, ob er noch etwas Essbares finden konnte. Ryou hatte Glück, fand er doch ein kleines Lager mit Lebensmitteln drin. Da diese nun nicht mehr gebraucht wurden, nahm er sich etwas Fleisch und Gemüse, garte es über dem offenen Feuer und richtete eine Suppe an. Zufrieden darüber, dass er nun nicht verhungern musste, ließ er sich die Suppe schmecken. Es war zwar ungewöhnlich für ihn schon so früh am Morgen etwas warmes zu essen, doch er musste praktisch denken. Dazu aß er etwas von dem Baguette, dass er noch gefunden hatte, war schließlich satt. Als er die Schüssel in die Spüle stellte, klingelte es an der Tür und neugierig näherte er sich der Tür. „Hier ist der Briefbote, Sir. Wohnt ein Herr Veskon bei Ihnen?“, fragte eine edle Stimme. „Ja, einen Augenblick.“, öffnete Ryou die Tür. „Ich bin Ryou Veskon. Was kann ich für Sie tun?“ „Ich habe ein Paket für Sie. Wenn Sie mir den Erhalt bitte hier bestätigen würden.“, hatte dieser einen gedruckten Zettel dabei. Ryou unterschrieb den Zettel, den der Bote wieder mitnahm. Neugierig holte er das große Paket herein, öffnete es vorsichtig und blickte hinein. Zu seinem Erstaunen befanden sich darin sicher an die hundert Briefe. Seufzend gab Ryou nach und öffnete einen der Briefe, brach das Siegel. Als er einen ersten Blick darauf warf, erkannte er, dass es in einer sehr alten Schrift geschrieben stand. Sie sah schön aus und lud zum Lesen ein, was er dann auch machte. ----------------------------------Brief Anfang---------------------------------- Einladung Hiermit lade Ich Dich zu Meiner ganz privaten Party in Eltham Palace ein. Eine Kutsche erwartet Dich in zwei Tagen. Wir werden uns hoffentlich besser kennen lernen. gez. Bakura P. S.: Bitte verzeih Mir die Unannehmlichkeiten, die Ich Dir bereitet habe. ----------------------------------Brief Ende---------------------------------- Ryou zerriss den Brief wütend und wollte dies nicht wahr haben. Unannehmlichkeiten... Dieser Vampir ruinierte sein Leben und nannte es Unannehmlichkeiten! Entschlossen, es dem Vampir heim zu zahlen, entschied er sich der Einladung nach zu kommen, überlegte sich einen Plan und grübelte nach, was er gegen so einen mächtigen Feind ausrichten konnte. Die einzige Möglichkeit, die ihm einfiel, war allerdings die, sich heimlich einzuschleichen. Nach Betreten des Grundstückes musste er irgendwie entwischen und sich einschleichen. Diese Gelegenheit musste er nutzen um den Vampir zu töten. Den Rest der Briefe nutzte er nach und nach, nutzte sie, um sich noch ein paar warme Tage in dem winterlichen Wetter zu machen. Durch die Menge an Briefen hatte er auch hier kaum Probleme, war es ihm egal. Nachdem Ryou den Inhalt gelesen hatte, waren keine Neuen mehr gekommen, was Vor- und Nachteile hatte. Über diesen Gedanken musste er leicht Schmunzeln, steckte er doch voller Ironie. Er hatte auch keine Probleme mehr zu schlafen, fühlte sich sicherer und nicht mehr beobachtet, seitdem er den Brief gelesen hatte. Die letzten Puppen lieferte er am nächsten Tag aus, brachte das Geld am Tag darauf zum Polizeipräsidium und veranlasste die Beerdigung des alten Mannes, der sich so gut um ihn gekümmert hatte. Es stellte auch keinerlei Probleme dar, sodass er sich erleichtert noch einmal in das alte Geschäft begab. Geduldig wartete er auf die Kutsche, hatte sich ein Kreuz, einen Pflock und Weihwasser eingesteckt. Diese Utensilien würden ihn schützen, so hoffte er jedenfalls. Dabei achtete er genau darauf, dass sie unter seiner Kleidung nicht hervor schauten, wollte nicht verdächtig wirken. Es war bereits am Abend in der Dämmerung, als es an der Tür klopfte und eine vermummte Stimme ihn bat heraus zu kommen. Noch einmal warf er einen nostalgischen Blick auf das Geschäft und all seine Hoffnungen, die hier gelegen haben. Letztlich wand er sich ab, drückte mutig die Türklinke hinunter und folgte dem vermummten Toten zu der Kutsche... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)