Johto no Densetsu von xRajani ================================================================================ Kapitel 2: Eine Frage der Ehre ------------------------------ Noch immer sah Soul den rothaarigen, jungen Mann verwirrt an. Ihre Gedanken kreisten, als befände sich ein Schwarm sirrender Bibor in ihrem Kopf. Sie wusste nicht, welche Entscheidung sie treffen sollte. Trotz ihres Widerwillens, den sie gegen diesen Kampf hegte, gab Soul mit einem zaghaften Nicken ihre Einwilligung. Es war ihre Pflicht als Champion diesen Kampf anzunehmen, auch wenn sie sich gegen jenen sträubte. Was hätte sie auch anderes tun können? Sich weigern und dann als feiger Champion da stehen? Nein, das konnte sie nicht. Durfte sie nicht. Derweil sah Wataru zu seiner Cousine, die ihm wortlos zunickte. Sie war bereit für diesen epischen Kampf, der unter den Augen ihrer Ahnen folgen sollte! „Seht es als eine Art Prüfung“, sprach Ibuki grinsend, insbesondere warf sie Soul einen kühlen Blick zu, bevor sie fortfuhr: „Erst dann werdet ihr wissen, ob ihr euch wahrlich unter die besten Trainer zählen dürft.“ Kaum hatte sie gesprochen, warfen die Drachentrainer sogleich ihre Pokébälle. Ein grelles Licht sonderten diese ab, welches die Anwesenden einen vergänglichen Moment blendete. Als die Helligkeit verblasst war, materialisierte sich ein vogelähnliches Pokémon, das vor ihren Augen schwebte. Es war von majestätischer Figur; seine Flügel waren so flauschig wie zarte Wolle, der Körper himmelblau und die Augen tiefgründig wie das Meer. Anmutig und erhaben reckte der Drache seinen Kopf und musterte die Menschen mit königlichem Blick. „Altaria, ich brauche deine Hilfe!“ Eine klangvolle, nahezu melodische, Erwiderung entkam dem grazilen Pokémon, während es seine Schwingen fächerte und höher in die Lüfte stieg. Die klugen Augen des Drachens richteten sich auf die Jugendlichen und schienen sie erwartungsvoll anzuschauen, als würden sie sagen wollen: „Zeigt mir, was ihr könnt!“„Ist das hier jetzt eine Verarsche? Wo ist dein Pokémon, Ex-Champ?“, fragte Silver erzürnt. „Sieh genau hin“, forderte Wataru ruhig auf. Plötzlich kam aus den Untiefen des Höhlensees ein seltsamer Lärm, hörte sich an, wie das wütende Grollen des Donners. Nur tiefer… Soul trat der Vorsicht zu Liebe einige Schritte zurück, nicht wissend, welche Gefahr auf sie lauerte, und fasste dabei Silver am Arm, um ihn mitzuziehen. Dieser riss sich aus dem Griff des Mädchens los und wollte sie zornig zurechtweisen, als der Boden unter ihren Füßen zu beben begann. Eine dunkle Silhouette einer schlangenartigen Kreatur bildete sich jäh im dunklen Gewässer. Fontänen stoben in die Luft, als das Wesen die Wasseroberfläche durchstieß. Von Kopf bis zu Schwanzende zogen sich auf seinem Rücken Furcht einflößende Zacken, während sein Körper wie ein wunderschöner Saphir glitzerte. Ein Garados! In freudiger Erwartung spannte sich Silvers Körper an, während Soul den Basilisken beunruhigt musterte. Respektvolle Furcht erfüllte das Mädchen beim Anblick dieser uralten Schlangenbestie, obwohl sie wusste, dass Garados seinem Trainer treu ergeben war und jenem gehorchte. Ihnen sollte kein Übel geschehen. „Wählt eure Pokémon!“, rief Wataru ihnen zu. Silver wandte sich zu seinen beiden Pokémon um, die hinter ihm standen. Eine kurze Kopfbewegung deutete er in Sniebels Richtung an. „Los.“ Fauchend sprang ein schwarzes, wieselähnliches Pokémon vor und hob die gebogenen Klauen. „Sniie~bel!“ Ein tiefes Grollen stieg in Impergators Kehle auf und trat hervor. Er kräuselte die Lefzen und präsentierte drohend seine Fänge, aber seine Trainerin schüttelte bloß ihren Kopf. „Nein, Seth, ich brauche deine Kraft später noch“, sprach Soul. Impergator akzeptierte ihre Entscheidung und ging einige Schritte zurück. Die Finger des Mädchens lösten einen grünen Freundesball von ihrem Gürtel. Mit einem Schwung warf sie diesen in die Luft. „Lyrana!“ Souls Ampharosdame straffte ihren Körper, als sie die enge der magischen Kapsel verließ. Große, schwarze Augen blickten Wataru und Ibuki treuherzig entgegen. Freilich wirkte Ampharos harmlos, man sollte aber einen Kämpfer niemals nach seinem Äußeren beurteilen. Bloß im Kampf vermochte sich ein Pokémon frei zu fühlen. „Ihr dürft beginnen“, entschied Ibuki großzügig. Soul neigte ihrem Teampartner den Blick zu. „Wir sollten vorsichtig sein. Garados ist stark… Und Altaria sollte man nicht unterschätzen.“ „Hast du etwa Angst? Typisch Weiber!“, erwiderte Silver gereizt. „Dann werde ich eben diesen Kampf alleine in die Hand nehmen!“ „Warte! So hab ich es nicht gemeint, du Holzkopf!“, rief Soul, vermochte aber nicht den Befehl des Trainers zu verhindern. „Sniebel, Eishieb!“ Abermals fluchte sie, nicht über sich selbst, sondern über Silver. In diesem Moment bereute sie es, sich auf diesen Kampf an seiner Seite eingelassen zu haben. Wie konnte man nur so sturköpfig und verbohrt sein?! Eisige Winde streiften nun die linke Pfote des Wiesels, und Sniebel hastete mit schräg angewinkelter Faust Altaria entgegen. Das Drachengeschöpf wirkte zu zart um einen Kampf zu bestehen, gar zerbrechlich. Diesen Angriff würde es nicht überstehen! Durch die Bedrohung ließ sich Altaria nicht einschüchtern. Ruhig schlugen die Flügel auf und ab, und seine bernsteinfarbenen Augen funkelten Sniebel gelassen entgegen. Doch dieser Anschein trog, wie Silver schmerzlich zu erfahren hatte. „Flammenwurf, Altaria, beeil dich!“ Den Kopf in den Nacken legend, entfesselte der Drache einen Feuerstoß, der auf Sniebel zu_raste, welches angstvoll stehen geblieben war. Silver fluchte. „Weg da und zwar schnell!“ Sniebel aber war unfähig sich zu bewegen. Die Flammen reflektierten sich in den Seelenspiegeln des Pokémon und ließ es vor Angst erstarren. „Lyrana, abwehren mit Donnerblitz!“ Bedrohlich leuchtete das rote Juwel auf der Stirn des Drachens auf, und jäh zuckten Blitze über das Kampffeld. Rauch verhüllte die klare Sicht auf das Geschehen. Bloß das Schlagen der Flügel war das einzige Geräusch, das durch den aufgewirbelten Staub drang. Überrascht spürte Soul Silvers Blicke auf sich ruhen, konnte aber sich nicht weiter darum kümmern, denn Altaria schien die Position zu wechseln. Die rhythmischen Flügelschlagen enthüllten dies. Wenn ihr Partner unfähig war die Gefahr richtig einzuschätzen, dann musste sie eben die Fäden in die Hand nehmen! „Schnell, Lyrana, lass es nicht entkommen! Donnerschlag!“ Ohne zu zögern, rannte Ampharos in die Rauchwolke hinein. Soul musste ihrem Pokémon vertrauen. Plötzlich aber legte sich ein gellender Schrei in die Luft. Augenblicke später hatte sich der Rauch gänzlich verzogen und gab preis, dass Garados aus dem Wasser geschossen war und Ampharos mit dem Schweif auf den Boden drückte. „Nicht schlecht, Champ“, lobte Wataru. „Dein Reaktionsvermögen ist so schnell wie eh und je, aber du warst leichtsinnig. Du hast Ampharos blindlings in die Gefahr geschickt.“ Souls Leib zitterte. Hatte er ihr dies nicht auch vorgeworfen? Sie schüttelte den Kopf, um diesen finsteren Gedanken zu vertreiben, und zwang sich auf diesen Kampf zu konzentrieren. „Da bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte Soul mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. „Dein Garados sollte Lyrana nicht zu nahe kommen. Donnerblitz!“ Grollend stimmte das Ampharosweibchen ihrer Trainerin zu. Funken sammelten sich um ihren schlanken Leib, und erneut zuckten grelle Blitze hervor. Ein Brüllen entfuhr der Seeschlange, die sich vor Schmerz am Boden wand und sich verletzt ins Wasser zurückzog, während sich Ampharos erhob und die Fäuste ballte. Die gelbe Drachin sah spöttisch auf Sniebel herab und schnaubte. „Ampha~ros!“ Dieses entgegnete ein erzürntes Fauchen und hieb mit der Kralle nach Ampharos, aber dieses wich mit einem Ausfallschritt geschickt aus. „Heh! Zügel dein Sniebel gefälligst, Silver!“ „Warum ich? Dein Ampharos hat angefangen!“ „Differenzen im Team? Ha! Das machen wir uns zunutze! Feuersturm!“, rief Ibuki befehlend. Erneut legte Altaria ihren Kopf zurück. Unerträgliche Hitze durchflutete die Höhle, als das Maul des Drachens in den Farben der glühenden Lava gehüllt wurde. Ein rasch anwachsender Feuerball sammelte sich im Schnabel des Pokémons und begann sich in einen fünfzackigen Stern zu wandeln. „Sniebel, verhindere es! Dunkelklaue!“ „Garados!“ Ein ohrenbetäubendes Gebrüll ließ Silver, Soul und Sniebel plötzlich zusammenzucken, als der mächtige Basilisk aus der Wasseroberfläche stieß. „Nassschweif!“ Ein zartes, blaues Licht umschmeichelte das Schwanzende der Seeschlange, welches nun auf Sniebel herab fuhr und eine Flutwelle auslöste, die den Wiesel wegzuschwemmen drohte. „Reiß dich zusammen und steh auf! Eissplitter!“, befahl Silver seinem Sniebel, das mühsam sich auf die Beine kämpfte. Es keuchte merklich, schien aber soweit unverletzt zu sein. Doch die Gefahr, die von Altaria ausging, schien Silver nicht zu bemerken. Wie besessen, starrte er Wataru an, der seine Blicke mit einem ruhigen Lächeln erwiderte. „Silver! Achte auf Altaria!“, rief Soul warnend. Ihr war bewusst, dass sie etwas gegen diese Bedrohung unternehmen musste. Es war eine Frage der Ehre, denn sie war in diesem Kampf nicht auf sich allein gestellt. So rief sie hastig: „Wieder mit Donnerblitz abwehren!“ Inbrünstig hoffte Soul, dass Ampharos es tatsächlich schaffen würde, diese Gefahr zu bannen. Und sie sollte nicht enttäuschen werden. Niemals! Ampharos zog die Arme eng an den Körper, während der Kristall auf der Stirn ein flackerndes Licht absonderte. Funken schwirrten umher, sammelten sich eines Schutzschildes gleich um ihren Leib, und hernach schossen fauchend Blitze dem Feuersturm entgegen. Einen Moment schien es, dass die Attacken ebenbürtige Gegner waren, aber die Feuerkraft war einfach zu mächtig. So vermochten die Flammen erneut Überhand zu gewinnen, auch wenn sie dennoch an Stärke eingebüßt hatten. Nun entfernten sich die Attacken in einer lauten Explosion voneinander, gefolgt von einer heißen Druckwelle, die Ampharos und Sniebel hinfort schleuderte. Garados und Altaria wurden verschont, denn die Seeschlange hatte Schutz im Wasser gesucht, und Altaria umgab sich mit einem rasch errichteten Schutzschild. Dichter, wabernder Rauch zog am Boden entlang und verhüllte das Kampffeld vor unliebsamen Blicken. Als dann dieser nach zähen Minuten verflogen war, lag Sniebel ohnmächtig am Boden, während Ampharos keuchend auf den Boden kniete. Mit einem letzten Kraftakt aber erhob sie sich. Wortlos hob Silver Sniebels Pokéball und rief das Wiesel zurück. Sogleich warf der Rothaarige eine weitere Kapsel, die sich am Boden öffnete, und nun ertönte das mächtige Gebrüll eines Nidokings. Kurz zuckte Soul furchtsam zusammen. Ehrfürchtig schaute sie das Nidoking an, dass Silver mit großer Hingabe aufgezogen hatte. Es strotzte nur vor Kraft! „Schlechte Vorstellung“, feixte Ibuki arrogant. „Es steht 1 zu 0 für uns.“ Verärgert musterte Soul die Arenaleiterin und ballte die Faust. Noch lange waren sie nicht geschlagen! Das Grinsen würde sie ihr noch aus dem Gesicht wischen! „Donner!“ Risse kündigten das bevorstehende Ereignis an, als Ampharos die Arme an den Körper zog. Das Juwel ihres Schweifes schien demütig zu funkeln, während eine Energiekugel, bestehend aus flüssiger Elektrizität, das Drachenwesen umgab. Beständig wuchs diese heran, zog sich zusammen und verweilte einen vergänglichen Herzschlag in dieser Form. Unterstrichen von einem ohrenbetäubenden Knall breitete sich der Donner auf dem Feld aus. Aus den Lüften herabstürzend, lag der gellende Schrei Altarias den Trainern in den Ohren. Die Kreatur versuchte sich wieder aufzurichten, sank jedoch am Boden in sich zusammen. „Jetzt nicht mehr“, entgegnete Soul kühl, ein Grinsen auf ihren Lippen liegend. Jetzt stand es unentschieden! Wütend funkelte Ibuki das Mädchen an, lächelte dann gelassen. „Vom Champion habe ich nichts anderes erwartet“, sprach sie abfällig und deutete mit einer Kopfbewegung auf Silver. „Aber dein Partner ist ein Schwächling!“ Silver stieß ein Schnauben aus. „Halt deinen Mund und rufe dein nächstes Pokémon!“, herrschte der Junge die Arenaleiterin nun an, die ihn nur kalt ansah, aber sie fügte sich. „Seedraking!“ Ein blauer Seedrache erschien vor ihren Augen im Wasser, welches den Kopf reckte und einen fauchenden Laut von sich gab. „Dann kann der Kampf ja weitergehen“, meinte der ehemalige Champion. „Greif Ampharos an! Eiszahn!“ „Und du Hydropumpe, Seedraking!“ Abermals ertönte das markerschütternde Brüllen des Garados’, welches pfeilschnell an Land schoss, das Maul aufgerissen und seine Fänge in bläuliches Licht getaucht. Souls Gedanken überschlugen sich. „Ampharos, du musst da weg!“, rief sie ihrem Pokémon zu. „Ausweichen und mit Donnerschlag angreifen!“ Währenddessen zischte ein feiner Hochdruckwasserstrahl auf Nidoking zu, dessen Wucht selbst Seedraking nach hinten drückte. „Matschbombe, Nidoking!“, befahl Silver knapp. Die Hydropumpe kam zu rasch, als dass das schwerfällige Pokémon dem Wasserstrahl entgehen konnte, so blieb ihm nur noch eine Option: kontern! So spie es eine Salve aus dickflüssigem Schlamm, der die Kraft der Hydropumpe leicht verminderte. Derweil sah Ampharos Garados abwartend an, wog es in den Glauben, das sie leichte Beute wäre, dann ging das Elektropokémon in die Hocke und stieß sich vom Boden ab. Die Pfote war von Funken umgeben, die auf die Seeschlange herab fuhr. Jener präzise Schlag genügte bereits, um Garados’ Körper zu lähmen. Knurrend versuchte es sich gegen die Paralyse zu wehren – ohne Erfolg. Silvers Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Das war seine Chance! „Mach es fertig! Erdbeben!“ Ein mächtiges Beben erschütterte den Erdboden unter ihren Füßen, ließ gar die Wände zittern, und Soul konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Durch die Lähmung geschwächt, war Garados nicht mehr in der Lage sich ins geschützte Gewässer zurück zu ziehen. So vermochte der Erdstoß den Basilisken außer Gefecht zu setzen. Doch die Folge dieses mächtigen Angriffs war, dass auch Ampharos von den Füßen gerissen wurde und unsanft gegen einen Felsen gekullert war. Stöhnend schlug sich das Pokémon den Kopf an einem scharfkantigen Steinbrocken. Aufgebracht schaute Soul ihren Teampartner an. „Hey, du egoistischer Holzkopf, zufällig stand mein Ampharos auch noch dazwischen, falls du es bemerkt hast!“, keifte sie Silver zornig an. „Und wenn du es noch nicht geschnallt hast: wir sind ein Team!“ Ein entrüstetes Schnauben entgegnete der Rothaarige diesem Vorwurf, wich jedoch ihrem Blick aus. Ein Team! Was bedeutete dies schon? „HEY! Ignorier mich gefälligst nicht!“ „Amphaaa~ros“, beschwichtigte das Pokémon ihre aufgewühlte Trainerin. „Amphaa!“ Soul bedachte Silver noch mit einem letzten, finsteren Blick, ehe sie sich ihrem Ampharos zuwandte. „Kannst du noch, Lyrana?“ Schwer keuchend richtete sich Ampharos auf und schwankte für einen kurzen Moment, schien aber sich aufrecht halten zu können. Kampfeslustig ballte sie die Faust zusammen. Gewiss konnte sie noch! Zufrieden lächelte Wataru und nickte ihnen aufmunternd zu. „Glurak, ich wähle dich!“ Rot wie Blut schimmerten die Schuppen des Drachens im sanften Licht, der sich brüllend in die Lüfte erhob. Ehrfürchtig musterte Soul den vor Kraft strotzenden Feuerdrachen. Ihre Chancen standen nicht gut. Alleine vermochte sie diesen Kampf nicht zu gewinnen, außer… Bei diesem Gedanken glitten ihre Augen zu Silver. Außer sie arbeiteten zusammen, was ein sich nicht erfüllender Wunsch war. Silver war zu stur um zu akzeptieren, dass sie gemeinsam wie eine Einheit kämpfen mussten. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf und richtete dann ihre Aufmerksamkeit auf Ampharos. „Bereit, Lyrana?“ Eisern bejahte die Drachin mit einem Nicken. Man durfte nicht einmal denken, dass man verlieren könnte! „Flammenwurf.“ Ruhig wurde dieser Befehl gerufen und sogleich brodelte es in Gluraks Rachen. Ein Feuerball sammelte sich und wurde hernach als glühender Flammenstrahl entfesselt. „Schütze dich mit Lichtschild!“, konterte Soul rasch. Ein Schutzschild erbaute sich einer undurchdringliche Mauer gleich, um Ampharos’ Leib auf. Und so prallte der Flammenwurf am Lichtschild ab, zerteilte sich und streifte an den Seiten entlang, ohne Schaden anzurichten. „Nidoking! Matschbombe erneut!“, rief Silver seinem Pokémon zu, das seiner Anordnung zügig nach ging. Ein verschmitztes Lächeln umspielte die Lippen der Arenaleiterin. „Ausweichen und dann Eisenschädel auf Ampharos! Beende es!“ Gelassen neigte Seedraking seinem Kontrahent den Blick zu und wich anschließend aus, indem es unter Wasser tauchte. Dann kam es wieder herausgeschossen und raste auf Ampharos zu, welches erschrocken umherwirbelte, aber keinen Ausweg fand. Das Wasser war zu nahe! So traf ein stahlharter Kopfstoß das Elektropokémon und warf das Ampharosweibchen nieder. Zu erschöpft war Ampharos und gab sich dem erholsamen Schlaf hin. Soul wirkte niedergeschlagen, aber nicht entmutigt. Sie lächelte stolz. „Du hast tapfer gekämpft, Lyrana“, lobte das Mädchen ihr Pokémon. „Ruhe dich nun aus.“ Das rote Licht des Pokéballs fing Ampharos ein, und ihr Körper löste sich auf, bis dieser gänzlich verblasst war. Soul fühlte, wie ihr Herz in ihrer Brust hämmerte, doch sie ließ sich nichts anmerken. Selbstbewusst reckte sie das Kinn vor und musterte abschätzig die gegnerischen Pokémon. Seedraking war ein Wasserpokémon, besaß jedoch auch die harten und widerstandsfähigen Züge eines Drachens. Vielleicht lohnte es sich ja Meganie einzusetzen? Für diesen Gedanken schalt sich das Mädchen. Glurak gehörte dem hitzigen Feuerelement an und konnte erhebliche Probleme ihrem Meganie bereiten. So wäre ihre Entscheidung ein schwerwiegender Fehler. Und Despotars rohe Kraft vermochte zwar gegen Gluraks Kraft anzukommen, würde jedoch gegen Seedraking eine Niederlage erleiden. Wäre Ampharos doch bloß noch kampffähig! Sie fühlte, dass Silvers Blicke abwartend, beinahe ungeduldig, auf ihr ruhten, während ihre Finger einen Pokéball an ihrem Gürtel ertasteten. Ihrer Intuition folgend warf sie diesem in die Höhe, aus dem sich nun ein schwarzer Hund formte, dessen Augen ein dämonisches Funkeln innehatten. Schauerliches Geheul begleitete den Schattenhund. „Ich brauche deine Hilfe, Daemon“, bat Soul das Pokémon, der mit einem tiefen Grollen zustimmte. „Ein Witz!“, entkam es Silver abfällig. „Du setzt ein Feuerpokémon ein, obwohl Seedraking es leicht zum Frühstück verspeisen könnte?“ „Ich kann mich nicht erinnern, dass Sniebel eine bessere Figur gegen Altaria abgegeben hat, obwohl es im Vorteil war!“, erwiderte Soul spitz, während ihr Hundemon ihren Kommentar mit einem warnenden Knurren unterstrich. „Man sollte niemals die Fähigkeiten eines Pokémons in Frage stellen“, belehrte Wataru, der von Soul einen dankbaren Blick erhielt. Sich schließlich wieder zur Gelassenheit zwingend, wandte sich das Mädchen dann wieder dem Geschehen zu, und sie seufzte ergeben. So vermochten sie diesen Kampf niemals zu gewinnen! Silver starrte sie verärgert an. Wie konnte sie bloß so mit ihm reden? Und nun ignorierte dieses Weib ihn auch noch! Soul war ebenso gereizt wie Silver, dennoch wollte sie diesen Kampf gewinnen, egal ob mit oder ohne seine Hilfe war ihr gleichgültig. „Spukball auf Seedraking!“ Hundemon folgte der Anweisung. Sein Maul wurde von schwarzem Licht umspielt, während sich ein dunkler Energieball vor seinem Maul formte, der rasch anwuchs und auf Seedraking geschleudert wurde. Sein Ziel jedoch verfehlte es, denn Seedraking war rasch unter Wasser getaucht. „Seedraking, Blubbstrahl, schnell!“ Überall konnte der Seedrache an die Oberfläche kommen. Wo aber mochte dies sein? „Pass auf, Daemon! Es kann…“, in diesem Augenblick stieß der Kopf des Seedrakings aus dem Wasser. Das kühle Nass stob umher und veranlasste, dass Hundemon herumwirbelte, nicht sonderlich erfreut, dass Wasser auf seinen schönen, schwarzen Pelz kam. „Flammenwurf!“ Feuer und Wasser prallten aufeinander. Elemente, die nicht unterschiedlicher sein konnten, fochten ein erbittertes Duell aus, welches die glühende Hitze zu gewinnen vermochte, denn rasch war der Blubbstrahl verdampft, sodass weißer Dunst empor stieg. Die lodernden Flammen labten sich an Seedrakings Leib, der nun unzählige Wunden aufwies. Der Schattenhund bedachte Silver mit einem finsteren Blick und stieß ein triumphierendes Knurren aus. Vor- und Nachteile? Welch ein Unsinn! „Glurak, Stahlflügel auf Nidoking, schnell!“ Bloß ein schwaches Lächeln hatte Silver für diesen Angriffsversuch übrig. „Donnerblitz, Nidoking!“ Funken umgaben das spitze Horn des Rhinozeros’ und entluden sich als kraftvolle Blitze. Den rechten Flügel an den Körper ziehend, wich Glurak mit einem geschickten Flugmanöver aus, während die Schwingen in silbriges Licht getaucht wurden. Hernach wurde Nidoking durch einen harten Stoß beinahe umgeworfen, doch es konnte den drohenden Sturz noch knapp ausbalancieren. „Flammenwurf!“ Eine Flammenzunge verließ das Maul des Drachens und erhitzte nun den harten Schuppenpanzer des Rhinozeros’. „Seedraking! Windhose und Blubbstrahl!“ Überraschend schnell erholte sich Seedraking von dem Angriff. Doch Soul wunderte sich nicht – sie hatte es mit einem Wasserpokémon zu tun, welches die Robustheit eines Drachens in die Wiegen gelegt worden war. Sie richtete ihren Blick auf Seedraking, das sich nun um die eigene Achse drehte, rasend schnell schmiegte sich das Wasser an seinen Leib. Ein tobender Tornado wurde entfacht, durch das Wasser von verheerender Wirkung. Soul ballte die Faust und öffnete sie sogleich wieder. Ihre Gedanken waren wirr, und sie vermochte keinen Ausweg zu finden. Die Zeit war zu knapp, als dass sie der Bedrohung die Stirn bieten konnte. „Bleib standhaft!“, rief sie Hundemon zu, welches bloß ein Nicken erwiderte. Wilde Entschlossenheit flammte in seinen blutroten Iriden auf. Dieser Sturm würde ihn nicht in die Knie zwingen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)