Glück auf Umwegen von Traumschreiberin ================================================================================ Prolog: Verlorene Liebe ----------------------- Disclaimer: die Figuren und Orte in dieser Geschichte gehören mir nicht und auch der Inhalt ist frei erfunden. Ich verdiene mit dieser Story kein Geld sondern schreibe nur aus Spaß an der Freude. Glück auf Umwegen Prolog: Verlorene Liebe "Wie konntest du mir nur so etwas antun, Marian?" Robins Stimme, die mühsam beherrscht und zugleich unendlich traurig klang, durch brach die bedrückende Stille des Gemachs. "Du hattest versprochen, niemals wieder fortzugehen und hast es dennoch getan. Warum?" Die Angesprochene stand mit gesenktem Kopf vor ihrem Geliebten und wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen. Zum ersten Mal seit sie ihn kannte, zürnte Robin ihr ernstlich und der Tonfall in seiner Stimme ängstigte sie. "Ich wollte dich nicht verlassen, das mußt du mir glauben", antwortete sie mit fast versagender Stimme. "Aber es gab einen wichtigen Grund, weshalb ich es tun mußte." "Was für einen Grund?" hakte Robin zornig nach. "Welcher Grund könnte rechtfertigen, dass du mir erst deine unsterbliche Liebe beteuerst, um dann bei Nacht und Nebel zu verschwinden?" Auf diese Frage hin wurde es abermals still. Marian hielt weiterhin den Blick zu Boden gerichtet und brachte kein Wort heraus. Im Stillen wünschte sie sich sehnlichst, er würde sie in seine Arme nehmen, sie trösten und ihr versprechen, dass alles wieder gut würde. Doch Robin tat nichts dergleichen. Kühl und unnachgiebig stand er vor ihr, nicht wie ihr Verehrer oder Beschützer, sondern wie ein Richter. Seine abweisende Haltung verunsicherte die junge Frau noch mehr und sie wagte kaum noch zu atmen. Die Stille zwischen den beiden wurde immer unerträglicher. "Also gut", seufzte Robin schließlich resigniert. "Offenbar hast du kein Vertrauen zu mir, wenn du mir deine Beweggründe, sofern es sie gibt, nicht verraten willst. Unter diesen Umständen sehe ich für uns keine gemeinsame Zukunft mehr." Erschrocken hob Marian den Kopf und zwang sich endlich, ihren Liebsten anzusehen, eine ganze Welt aus Bitten und Flehen in ihrem Blick. Wie konnte er nur so etwas denken? Spürte er denn nicht, dass er ihr das Liebste auf der ganzen Welt war? Noch immer blieb Robin unversöhnlich, sah sie nur wortlos an, als wollte er ihr eine letzte Gelegenheit geben, ihr Handeln zu erklären. Doch als die junge Frau weiterhin beharrlich schwieg, wandte er sich enttäuscht ab. "Leb wohl, Marian", flüsterte er traurig. Fortsetzung folgt... Kapitel 1: Liebeskummer und Erkenntnisse ---------------------------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 1: Liebeskummer und Erkenntnisse Schweißgebadet schreckte Marian aus dem Schlafhoch und setzte sich im Bett auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr Atem flog und auf ihren Wangen spürte sie deutlich das Salz getrockneter Tränen. Sie blinzelte einige Male verwirrt in das nächtliche Dunkel ihres Gemachs und brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass alles nur ein Traum gewesen war. Genauer gesagt, es war ein Alptraum, den sie jede Nacht träumte, seit sie Robin verlassen hatte und auf das Schloss ihrer Eltern zurückgekehrt war. Noch immer stiegen der jungen Frau die Tränen in die Augen, wenn sie daran dachte, dass sie ihr gemeinsames Glück durch ihre eigene Schuld verspielt hatte. Nachdem König Richard auf seinen Thron zurückgekehrt war, hatte Robin das Schloss seiner Eltern wieder aufbauen lassen und war mit seinen Cousins dort eingezogen. Auch Marian hatte sich um keinen Preis von ihm trennen wollen und war bei ihm geblieben. Als wäre es erst gestern gewesen erinnerte sie sich an den Tag, an dem aus ihnen beiden ein Paar geworden war. Wie stolz und glücklich war die junge Frau gewesen, als Robin ihr zum ersten Mal seine Liebe gestanden hatte. Von jenem Tag an waren die beiden unzertrennlich gewesen und nur selten hatte man einen von ihnen ohne den anderen gesehen. Marian schluchzte leise auf, als die Erinnerung sie überwältigte. Warum nur war sie so töricht gewesen, dieses Glück aufzugeben? Es hätte alles so schön werden können... Eine heftige Welle der Übelkeit stieg plötzlich in Marian auf und riss sie abrupt aus ihren Gedanken. Eilig sprang sie auf und lief einen kleinen Waschraum neben ihrem Gemach, wo sie das Gefühl hatte, alles zu erbrechen, was sie jemals zu sich genommen hatte. Als der Anfall vorüber war, sank die junge Frau erschöpft auf den kalten Steinboden, während in ihrem Kopf tausend Gedanken auf sie einstürmten. Zuerst dachte sie, sie hätte am Abend zuvor etwas Schlechtes gegessen und sich nun eine Magenverstimmung eingefangen. Aber bei ihnen im Schloss war noch nie etwas Verdorbenes auf den Tisch gekommen. Plötzlich stutzte Marian. Morgen und Übelkeit. Mit einem Mal ahnte sie, was ihr fehlen mochte. Angesichts der Vorahnung, die nun in ihr aufstieg, überschlugen sich die Gedanken der jungen Frau fast. Drei Wochen war es jetzt her, dass sie Robin notgedrungen verlassen und ihm so das Herz gebrochen hatte. Konnte sie es ihm zum Vorwurf machen, dass er an ihrer Liebe zweifelte? Ach, wenn er doch nur wüßte, wie sehr er ihr Unrecht getan hatte! Marian liebte ihn mehr als irgendetwas sonst auf der Welt und es war ihr sehnlichster Wunsch, ihr Leben mit ihm zu verbringen. Aber sie hatte ihm nicht sagen können, warum sie ihn ohne ein Wort hatte verlassen müssen. Damit würde sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihn in Gefahr bringen. Wehmütig erinnerte die junge Frau sich daran, wie Robin ihr gefolgt war und sie zurück auf sein Schloss geholt hatte. Doch seit jenem Tag war zwischen ihnen alles anders geworden. Fortan hatte ihr Liebster sie sehr hart und lieblos behandelt, war ihr regelrecht aus dem Weg gegangen und hatte selbst dann, wenn alle gemeinsam bei Tisch saßen, kaum einen Blick, geschweige denn ein Wort für sie übrig gehabt. Zunächst hatte Marian seine Kälte schweigend und geduldig ertragen, in der Hoffnung, sein Herz würde sich ihr mit der Zeit wieder zuwenden, doch schließlich hatte sie es auf Schloss Huntington nicht länger ausgehalten und war zu ihren Eltern zurückgekehrt. Seitdem hoffte sie tagtäglich auf eine Nachricht, ein Zeichen der Vergebung von ihm, doch leider vergebens. Robin schwieg und blieb unversöhnlich. Aber es gab auch eine Erinnerung, die ein Lächeln auf Marians Gesicht zauberte. In der Nacht vor ihrer Flucht hatte sie mit Robin das Bett geteilt und wenngleich es eine Sünde gewesen sein mochte, bereute sie es keinen Augenblick. Die junge Frau hatte es gar nicht so weit kommen lassen wollen, weil sie gewußt hatte, dass ihre Flucht ihren Geliebten dann umso mehr verletzen würde, doch sie hatte sich nicht gegen den Ansturm ihrer eigenen Gefühle wehren können. Noch niemals zuvor hatte sich etwas so wunderbar, so richtig angefühlt wie der Augenblick, in dem sich ihre Körper und ihre Seelen vereinigt hatten. Diese Nacht würde Marian niemals vergessen und wie es schien, war sie auch nicht ohne Folgen geblieben. Noch immer tief in Gedanken versunken setzte Marian sich wieder auf ihr Bett und legte ihre Hand unbewußt in einer schützenden Geste auf ihren Bauch. Inzwischen zweifelte sie nicht mehr daran, dass ihre Liebe zu Robin Früchte getragen hatte. Sie erwartete ein Baby. Sobald sie sich dieser Tatsache bewußt wurde, spürte die junge Frau eine unbändige Freude in sich aufsteigen. So kurz ihr Glück an Robins Seite auch gewesen war, nun trug sie den kostbarsten Beweis für ihre Liebe unter dem Herzen. Marian würde Robins Kind so lieben, wie sie ihn selbst liebte und sehnte sich bereits danach, das Kleine in ihren Armen zu halten und zu liebkosen. Würde es ein Junge oder ein Mädchen werden? Wem es wohl ähnlich sah? Robin? Ihr selbst? Ihnen beiden? Dann jedoch wurde ihr die Situation bewußt, in der sie sich befand und eiskalte Furcht umklammerte ihr Herz. Sie hatte mit einem Mann das Bett geteilt, mit dem sie nicht verheiratet oder zumindest verlobt war und hatte ein uneheliches Kind empfangen. Sie war entehrt, ihr guter Ruf ruiniert und sie konnte nie wieder ihren Kopf aufrecht tragen. "Hure" würde man sie nennen, ihr Baby würde als Bastard aufwachsen und sie beide würden nur Verachtung zu spüren bekommen. Doch das war bei weitem nicht Marians einzige Sorge. So, wie die Dinge standen, würde sie ihrem Kind niemals seinen Vater vorstellen können und sie war sich nicht sicher, ob sie das überhaupt wollte. Immerhin schien Robin endgültig mit ihr abgeschlossen zu haben und auf sein Mitleid konnte sie verzichten. Eine Frage belastete die junge Frau jedoch am meisten: wie sollte sie ihren Eltern die Neuigkeit beibringen, dass sie guter Hoffnung war? Sie wußte nur zu gut, dass eine Frau in ihrer Situation oft von ihrer Familie verstoßen wurde. Dieses Schicksal mochte nun auch ihrer harren. Eine so junge und obendrein unverheiratete Frau mit einem Baby war schon schlimm genug, doch sie war eine Tochter der Familie Lancaster und das war noch einmal schlimmer. Das Letzte, was sie wollte, war ihren Eltern Kummer und Schande zu bereiten. Vielleicht würden ihre Eltern sie, um die Ehre der Familie zu wahren, mit einem ungeliebten Mann verheiraten oder ihr gar das Baby wegnehmen, sobald es geboren war. Das durfte nicht geschehen! Marian war klar, dass ein schwerer Weg vor ihr lag, doch dieses Wissen schreckte sie nicht. Das Kind, das sie unter dem Herzen trug, war in Liebe empfangen worden und sie wünschte es sich von ganzem Herzen. Ganz gleich, was Familie oder irgendwer sonst sagen mochte, dies war ihr Baby und wenn es sein mußte, würde sie es allein und ohne jede Hilfe aufziehen! Marian seufzte leise und konnte kaum glauben, wie sich ihr Leben von einem Augenblick zum anderen verändert hatte. Gestern noch hatte sie nur an Robin denken können und nun galten ihre ganzen Gedanken dem Kind, das in ihr heranwuchs. "Was auch immer geschehen mag, wenigstens bin ich nicht mehr allein", dachte sie und fuhr fort, sanft ihren Bauch zu streicheln. Dort, tief in ihr verborgen, noch winzigklein und unsichtbar, lag ihr Baby und sie würde es lieben und beschützen, das schwor sie sich. Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Wehmütige Erinnerungen --------------------------------- Kapitel 2: Wehmütige Erinnerungen Während Marian unaufhörlich darüber nachdachte, was die Zukunft für sie und ihr ungeborenes Kind bereithalten mochte, herrschte auf Schloss Huntington eine angespannte Stimmung. Unter dem Vorwand, er müßte Dokumente durcharbeiten, hatte Robin sich schon am frühen Morgen in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. In Wahrheit jedoch konnte er die besorgten Blicke seiner Cousins nicht mehr ertragen und wollte ihren Fragen um jeden Preis aus dem Weg gehen. Natürlich wußte er, dass Will und die Mädchen sich Sorgen um ihn machten, aber es gab nichts, das sie für ihn hätten tun können. Seit Marian zu ihren Eltern zurückgekehrt war, zog Robin sich immer mehr von seiner Familie zurück und war unfähig, sich über irgendetwas zu freuen. Zwar hatte er, wann immer er sich an seinen Schreibtisch setzte, die ernsthafte Absicht zu arbeiten, doch er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Ständig mußte er an seine Geliebte denken und daran, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Dabei hatte am Anfang alles so schön ausgesehen. ********************************************************************* Unruhig wanderte Robin in den Gärten des Schlosses auf und ab und wartete auf Marian. Er hoffte inständig, dass sie seiner Einladung, mit ihm in den Gärten zu Abend zu essen, folgen würde. Der Abend war warm und gerade erhellten die letzten Sonnenstrahlen den Himmel, während leiser Vogelgesang die abendliche Stille durchbrach. Robin lächelte zufrieden. Die Stimmung war perfekt für sein Vorhaben. Aber auch er selbst hatte einige Vorbereitungen getroffen. Bereits am Nachmittag hatte er ein ausgiebiges Bad genommen und sich danach sorgfältig angekleidet. Will hatte ihn natürlich wegen seiner plötzlichen Eitelkeit aufgezogen, doch Robin hatte seine Sticheleien lächelnd überhört. Wenn er ehrlich war, verstand er sich selbst nicht mehr. Früher hatte er kaum auf sein Äußeres geachtet und nun stand er stundenlang vor dem Spiegel um einer Dame zu gefallen. Sicher lag es daran, dass es sich um die Frau handelte, der sein Herz gehörte. Nachdem er fertig angekleidet war, ging Robin hinaus in die Gärten. Dort deckte er den Tisch mit dem besten Porzellan und Silber des Hauses, stellte Kerzen auf und bedeckte ihn mit Rosenblüten. Anschließend ließ er aus der Küche Marians Lieblingsgericht, den eigens für den heutigen Abend zubereiteten Rehbraten auftragen. Hoffentlich würde sie sich freuen! Aber wie würde sie reagieren, wenn sie erfuhr, was er wirklich für sie empfand? Oft genug hatte er Zuneigung in ihren Blicken zu sehen geglaubt, doch er war auch unsicher. Liebte sie ihn oder war er für sie nur ein guter Freund? "Robin?" Die Stimme klang so sanft, dass Robin sie unmöglich hätte hören können, wäre es in den Gärten nicht so still gewesen. Ohne hinzusehen wußte er, dass es Marian war. Als er sich ihr zuwandte, stockte ihm der Atem. Sie trug ein bodenlanges Kleid, das mit der Farbe des Abendhimmels wetteiferte und das Blau ihrer Augen betonte. Ihr langes blondes Haar fiel frei über ihre Schultern und ein goldenes Diadem krönte ihr Haupt. Robin schluckte schwer. Niemals zuvor war seine Liebste ihm so schön erschienen, wie in diesem Augenblick! Am liebsten hätte er sie auf der Stelle in seine Arme geschlossen und sie bis zur Besinnungslosigkeit geküsst. Er mußte alle ihm zu Gebote stehende Selbstbeherrschung aufbringen, um dem Gedanken nicht die Tat folgen zu lassen und stattdessen auf sie zuzugehen. "Ich freue mich, dass du gekommen bist", sagte er leise, indem er ihre Hand zart an seine Lippen führte. Marian errötete leicht und blickte verlegen zu Boden. Robin bot ihr galant den Arm und erschrak beinah, als er sah, wie zart und zerbrechlich ihre Hand in seiner Armbeuge ruhte. In diesem Moment spürte er, wie ein übermächtiger Beschützerinstinkt von ihm Besitz ergriff. Niemals würde er zulassen, dass Marian ein Leid geschah! Er würde sie mit seinem Leben beschützen! Kurz darauf saßen beide einander am Tisch gegenüber. Während Robin fieberhaft darüber nachdachte, wie er Marian seine Gefühle gestehen konnte, warf er ihr immer wieder verstohlene Blicke zu. Das sanft flackernde Kerzenlicht ließ ihre weiße Haut golden aufleuchten und auch der Glanz ihres Haares übertraf alles, was er bis dahin gesehen hatte. Sie war ohne Zweifel das schönste Wesen auf der ganzen Welt. Wie gerne wollte er ihr sagen, wieviel sie ihm bedeutete! Aber es war so schwer! Wie sollte er es nur anfangen? Nach einer Weile gab Robin sich jedoch einen Ruck und nahm die Hand seiner Liebsten sanft in die seine. Sie konnten sich nicht ewig anschweigen. Außerdem konnte er nur gewinnen, wenn er etwas riskierte! "Marian", begann er liebevoll, hielt aber erneut inne. Doch nun gab es kein Zurück mehr. "Ja?" erwiderte die junge Frau lächelnd und sah ihn erwartungsvoll an. "Seit wir uns kennen, sind wir Freunde", fuhr Robin fort. "Doch bedeutest du mir soviel mehr als ich jemals in Worte fassen könnte. So tief habe ich niemals zuvor empfunden. Wenn du bei mir bist, fühle ich mich stark und weiß, dass wir zusammen alles erreichen können. Dich zu verlieren würde mir das Herz brechen, denn ich kann ohne dich nicht leben. Niemals wieder möchte ich von dir getrennt sein." Mit diesen Worten stand Robin auf und beugte das Knie vor seiner Geliebten. "Marian, ich liebe dich." Eine kleine Ewigkeit sahen die beiden einander stumm an, Marian mit vor Staunen geweiteten Augen und Robin in angstvoller Erwartung. Warum sagte sie nichts? Hatte sein Geständnis sie überfordert? Oder empfand sie einfach nichts für ihn? Bald darauf verwandelte sich seine Furcht jedoch in unendliche Erleichterung, als ein Lächeln den Weg in ihr Gesicht fand. "Robin", flüsterte sie zärtlich. "Ich liebe dich auch." Nun stand Robin auf, schloss seine Liebste in die Arme und sie küssten sich lange und innig unter dem sternenklaren Abendhimmel. ********************************************************************* Tränen stiegen Robin in die Augen, als er an jenen Abend zurückdachte. Wie stolz und glücklich war er doch gewesen, als Marian ihm gestanden hatte, dass sie ihn genauso liebte, wie er sie. In diesem Moment hatte er sich geschworen, dass nichts sie jemals wieder trennen würde. Im Stillen war er sogar fest entschlossen gewesen Marian zu bitten, seine Gemahlin zu werden und bei ihrem Vater um ihre Hand anzuhalten. Er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als mit der Frau, die er über alles liebte, vor den Altar zu treten und mit ihr eine eigene Familie zu gründen. Vielleicht hätte sie ihm eine Tochter geschenkt, die genauso wunderschön war, wie sie... Oder einen Sohn, der nach ihm kam... Robin schüttelte energisch den Kopf, um die wehmütigen Erinnerungen zu vertreiben. Mit ihrer Flucht und ihrer Weigerung, sich ihm zu erklären, hatte Marian ihm nicht nur das Herz gebrochen, sie hatte alles zerstört, was jemals zwischen ihnen hätte sein können. Hatte sie ihn wirklich aufrichtig geliebt oder nur mit ihm gespielt? Für Robin spielte es keine Rolle mehr. Er hatte mit ihr abgeschlossen, ein für allemal. Fortsetzung folgt... Kapitel 3: Marians Entschluss ----------------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 3: Marians Entschluss Wie es ihre Gewohnheit war, erwachte Marian auch an diesem Morgen bereits vor Sonnenaufgang. Als sie in einer halb unbewußten Geste über ihren Bauch strich, glaubte sie, eine kleine aber deutliche Wölbung zu spüren. Seit jener Nacht waren inzwischen vier Monate ins Land gezogen. Nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie guter Hoffnung war, hatte die junge Frau sich immer mehr vom Leben im Schloss zurückgezogen und verbrachte die meiste Zeit des Tages in ihren Gemächern. Jeden Tag fürchtete sie mehr, dass man ihr ihre Schwangerschaft anmerken würde, doch ihr fehlte der Mut, sich ihren Eltern oder irgendjemandem sonst anzuvertrauen. Sie fürchtete, dass binnen einer Stunde der ganze Haushalt über ihren Zustand Bescheid wissen würden und dann des Geredes kein Ende wäre. Marian seufzte leise. Was sollte sie nur tun? Sie fühlte sich so unendlich allein und von aller Welt verlassen. Wie gerne würde sie jemandem ihr Herz ausschütten und über alles reden, was sie bedrückte. Aber an wen konnte sie sich wenden? Ihre beste Freundin Winniefred, deren Geschwister oder die übrige Sherwood Bande kamen nicht in Frage, denn sie lebten alle in Robins unmittelbarer Nähe und dass er etwas erfuhr, wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Einen Moment kam der jungen Frau der Gedanke, Bruder Tuck um Hilfe zu bitten, doch sie verwarf ihn sofort wieder. Zwar würde ihr alter Freund sie in ihrer schwierigen Situation gewiss nicht verurteilen, doch er würde mit Sicherheit von ihr verlangen, dass sie Robin reinen Wein einschenkte. Eine innere Stimme sagte Marian auch, dass er als Vater durchaus ein Recht hatte, von seinem Kind zu erfahren, aber sie scheute sich vor seiner Reaktion. Vielleicht glaubte er am Ende gar, dass das Baby, das sie unter dem Herzen trug, gar nicht von ihm war! Ob er, nach allem war geschehen war, ihren Worten Glauben schenken würde, war mehr als fraglich. Nach einer Weile hielt es die junge Frau nicht länger im Bett. Sie stand auf und ging hinüber zu einem großen Spiegel, der sich auf der anderen Seite des Raumes befand. Dort angekommen zog sie sich ihr langes weißes Nachtgewand über den Kopf und betrachtete ihr verändertes Spiegelbild eingehend. Nun sah sie mit eigenen Augen bestätigt, was ihre Hand ihr bereits verraten hatte: ihr zuvor flacher Bauch war ein wenig, aber deutlich sichtbar gerundet und auch ihre Brüste waren voller und schwerer als früher. Falls sie noch irgendeinen Zweifel gehabt hätte, wäre er spätestens jetzt ausgeräumt gewesen. Sie würde Mutter werden! Bei diesem Gedanken stahl sich ein verträumtes Lächeln auf Marians Gesicht. In den Wochen seit sie herausgefunden hatte, dass sie guter Hoffnung war, hatte sie kaum glauben können, dass wirklich ein Baby in ihr heranwuchs. Diese zuvor bloße Ahnung nun bestätigt zu sehen, ließ ein ungeheures Glücksgefühl in der jungen Frau aufsteigen. Das war ihr Kind! Beinah ohne dass es ihr bewußt wurde, legte sie ihre Hand sanft auf ihren Bauch, als wollte sie das werdende Leben in sich schützen. Wenn Robin sie so sehen könnte! Dieser Gedanke trübte Marians unbändige Freude und erfüllte sie ein weiteres Mal mit Wehmut. Was würde Robin sagen, wenn er sie jetzt sehen würde, guter Hoffnung mit seinem Kind? Wäre er dann endlich in der Lage, seinen Groll gegen sie zu vergessen und sie wieder in seinem Herzen aufzunehmen? War in seinem überhaupt noch Liebe für sie geblieben? Oder würde er sich gezwungen sehen, sie zu ehelichen, um sein eigenes Ansehen zu wahren? Die junge Frau konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Zwar hatte sie insgeheim gehofft, dass Robin eines Tages um ihre Hand anhalten würde, aber über eine Heirat oder gar eine eigene Familie hatten die beiden nie gesprochen. Vielleicht wollte er gar keine Kinder und würde ihre Schwangerschaft nur als unerwünschte Belastung empfinden. Beim bloßen Gedanken an die Kälte und Ablehnung, mit der Robin ihr begegnen würde, wurde Marian fast schlecht vor Angst. Nein, es war das Beste, wenn sie ihrem Liebsten nicht mehr unter die Augen trat und er niemals von dem Baby erfuhr. Irgendwie würde sie es auch allein schaffen. Hab keine Angst, mein kleiner Schatz", flüsterte sie traurig. "Ich werde dich beschützen, das verspreche ich dir. Wenn schon keinen Vater, dann sollst du wenigstens eine gute Mutter haben." Ihre Gedanken ließen Marian jedoch keine Ruhe und kreisten unaufhörlich um die Frage, was die Zukunft ihnen beiden bringen mochte. Eines war ihr klar: wenn ihre Eltern nichts erfahren sollten, mußte sie das Schloss möglichst bald verlassen, denn lange würde sie ihren Zustand nicht mehr verbergen können. Sie mußte einen ruhigen und sicheren Ort finden, an dem sie ihr Baby zur Welt bringen und dann darüber nachdenken konnte, wie es weitergehen sollte. Voller Sehnsucht dachte Marian an den Sherwood Forest, den sie so oft mit Robin und den anderen durchstreift hatte. In Gedanken wanderte sie die verschlungenen Pfade entlang bis zu ihrem Unterschlupf. Beinah glaubte sie, das Rauschen des Wasserfalls und der Blätter zu hören. Im Schatten der Bäume, verborgen vor neugierigen Blicken und abschätzigen Reden, würde sie sich geborgen fühlen. Aber wer würde ihr zur Seite stehen, wenn ihre Zeit gekommen war und das Kleine auf die Welt wollte? Eiskalte Furcht umklammerte Marians Herz bei dem Gedanken, dass ihr Baby ohne jeglichen Beistand geboren werden würde. Woher sollte sie wissen, was sie zu tun hatte? Andererseits liebte die junge Frau den Sherwood Forest, umso mehr, da die Wälder sie an Robin erinnerten. Was sollte sie nur tun? Plötzlich fiel Marian ihre Freundin Cleo ein. Seit König Richard auf den Thron Englands zurückgekehrt war, lebte sie mit ihrem Bruder in einem großen Haus in London. Die Geschwister waren nah an den Hof gezogen, da Gilbert als Ritter des Königs oft in dessen Auftrag unterwegs sein mußte. Weil ihr Bruder häufig auf Reisen war, lebte Cleo die meiste Zeit allein. Marian wußte, dass ihre Freundin dem höfischen Leben nicht viel abgewinnen konnte und sich in London oft einsam fühlte. In den Briefen, die sie bekommen hatte, seit sie wieder auf Schloss Lancaster war, hatte Cleo sie bereits mehrmals gebeten, sie zu besuchen. Bislang war Marian zu sehr in ihre eigenen Sorgen verstrickt gewesen, um an irgendetwas anderes zu denken. Doch nun erschien ihr eine Reise nach London als der rettende Ausweg. Ihre Freundin würde sich bestimmt über etwas Gesellschaft freuen. Außerdem hatte sie einige Zeit im Kloster verbracht und verfügte über umfassende medizinische Kenntnisse. Dort wäre mit Sicherheit ein guter Ort für sie und das Baby. Marians Entschluss war gefasst. Noch beim Frühstück würde sie ihren Eltern von ihren Reiseplänen berichten und mit ihrer Erlaubnis schon morgen nach London aufbrechen. Fortsetzung folgt... Kapitel 4: Reisepläne --------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 4: Reisepläne Nachdem sie ihre Entscheidung einmal getroffen hatte, fühlte Marian sich immerhin ein wenig besser. Sie sorgte sich nicht darum, was ihre Eltern zu ihrem Vorhaben sagen mochten. Lord und Lady Lancaster wußten um den Zwist, der zwischen dem einstigen Liebespaar herrschte und kannten auch als einzige den Grund, weshalb Marian damals bei Nacht und Nebel geflohen war und Robin verlassen hatte. Im Stillen war die junge Frau froh, wenigstens ihren Eltern nichts vormachen zu müssen. Als sie auf das Schloss zurückgekehrt war, hatte sie den beiden von ihrer Flucht und dem darauffolgenden Zerwürfnis mit Robin erzählt und beide hatten ihr viel Mitgefühl und Verständnis entgegengebracht. Besonders ihre Mutter hatte sie immer wieder ermutigt, hinauszugehen und sich wieder dem Leben zuzuwenden. Bei der Erinnerung an die vielen vertraulichen Gespräche, die hinter ihnen lagen, stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es war ein schönes Gefühl, eine Familie zu haben, von der man geliebt wurde. Ein Blick aus dem Fenster zeigte Marian, dass sie sich beeilen mußte, wenn sie nicht zu spät zum Frühstück kommen wollte. Mit schnellen Schritten ging sie zu ihrem Kleiderschrank und entschied sich nach sorgfältiger Suche ein bodenlanges, dunkelgrünes Kleid aus. Als sie fertig angekleidet war, betrachtete sie sich erneut eingehend im Spiegel. Das Kleid war weit geschnitten und floss weich über ihren Körper. Auch als sie noch einmal prüfend über ihren Bauch strich, stellte die junge Frau erleichtert fest, dass die Wölbung unter dem Stoff noch nicht zu sehen war. Aber das würde nicht mehr lange dauern. Schon bald würde ihr Bauch so stark gerundet sein, dass sie neue Kleider brauchen würde und spätestens dann wäre ihr Zustand kein Geheimnis mehr. Diese Erkenntnis bestärkte sie zusätzlich in ihrer Entscheidung, das Schloss morgen zu verlassen. In aller Eile begab sich Marian nun zu den Privatgemächern ihrer Eltern, wo die Familie gemeinsam zu speisen pflegte. Lord und Lady Lancaster saßen bereits bei Tisch und begrüßten ihre Tochter, als diese eintrat. "Bitte verzeiht meine Verspätung", sagte sie lächelnd. "Ich habe heute Morgen länger geschlafen als gewöhnlich." "Das ist schon in Ordnung, mein Kind", antwortete ihr Vater mit einem nachsichtigen Lächeln. "Wir haben uns selbst gerade eben erst zu Tisch gesetzt." "Aber dir geht es doch gut, nicht wahr?" warf ihre Mutter besorgt ein. "Wenn du dich krank fühlst, mußt du es uns sagen." "Mach dir keine Sorgen, Mutter", wehrte die junge Frau freundlich ab. "Ich war heute Morgen nur noch etwas müde." Zu Marians großer Erleichterung gaben sich die Eltern mit ihrer Erklärung zufrieden und stellten keine weiteren Fragen. Während des Frühstücks lauerte die junge Frau geradezu auf den richtigen Moment, um ihre Eltern und ihre Reisepläne einzuweihen. Sie hoffte inständig, dass die beiden keine Einwände vorbringen würden. Sollte der Ernstfall eintreten, wäre sie gezwungen, das Schloss heimlich zu verlassen und würde dann einen Weg finden müssen, nach London zu kommen. Aber im Stillen glaubte Marian nicht daran, dass ihre Eltern etwas dagegen haben würden, denn bisher hatten sie ihr immer viele Freiheiten gelassen. Was sollte also dagegen einzuwenden sein, dass sie eine alte Freundin besuchen wollte? Auf die passende Gelegenheit zu warten hinderte die junge Frau jedoch nicht daran, eifrig dem Essen zuzusprechen. Schon bevor sie gewußt hatte, dass sie ein Kind erwartete, hatte sie sich öfter über ihren gesteigerten Appetit gewundert. Zuerst hatte sie es als Einbildung abgetan, aber nachdem ihr bewußt geworden war, dass sie in anderen Umständen war, war ihr alles klar. Ihr Körper hatte lange vor ihr erkannt, dass sie nicht länger nur für sich allein sorgen mußte. Wenn Marian sich auch vom Leben im Schloss zurückzog, erschien sie dennoch regelmäßig zu den Mahlzeiten, denn sie wußte, dass ihr Baby verhungern würde, wenn sie nicht genug aß. Als ihre morgendliche Übelkeit schließlich nachgelassen hatte, war ihr das Essen auch nicht mehr schwergefallen. Sie hoffte nur, dass ihre Eltern ihren gesteigerten Appetit nicht bemerkt hatten. Endlich, als ihr Vater gerade im Begriff war, die Tafel aufzuheben, kam für Marian die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. "Ich wollte euch noch um etwas bitten", begann sie ohne Einleitung. "Vor einigen Tagen habe ich einen Brief von Cleo bekommen. Sie bat mich darin, sie zu besuchen." "Und nun möchtest du nach London fahren", folgerte ihr Vater. Marian nickte. "Sie ist die meiste Zeit alleine und fühlt sich oft einsam, wenn ihr Bruder auf Reisen ist." "Das verstehe ich", warf nun auch ihre Mutter ein. "Bestimmt freut sich deine Freundin, wenn du ihr für einige Zeit Gesellschaft leistest. Wie lange willst du denn in London bleiben?" "Ich weiß es noch nicht", erwiderte die junge Frau vorsichtig. "Ein paar Wochen oder vielleicht auch ein paar Monate." Bei diesen Worten horchte Lord Lancaster auf und sah seine Tochter aufmerksam an. "Ist mit dir wirklich alles in Ordnung, mein Kind?" fragte er sanft. "Ja, Vater", gab die junge Frau in einem - wie sie hoffte - überzeugenden Tonfall zurück. "Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich dachte nur, es würde mir gut tun, für eine Weile von zuhause fort zu sein und auf andere Gedanken zu kommen, nach allem was geschehen ist." Die Erklärung seiner Tochter schien den Lord zu beruhigen und er nickte verständnisvoll. "Ein guter Einfall", stimmte er zu. "Deine Mutter und ich haben uns Sorgen gemacht, weil du in letzter Zeit so bedrückt und verschlossen warst. Diese Reise ist sicher gut für dich. Wir stellen dir eine Kutsche zur Verfügung, mit die dich nach London bringen wird. Du kannst so bei Cleo bleiben, so lange du willst." Fortsetzung folgt... Kapitel 5: Auf nach London! --------------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 5: Auf nach London! Den Rest des Tages verbrachte Marian in ihrem Gemach, wo sie Vorbereitungen für die bevorstehende Reise traf. Viel Gepäck würde sie nicht mitnehmen, denn die meisten ihrer Kleider würden ihr ohnehin bald zu eng werden. Also packte sie nur die wenigen ein, die sie wenigstens noch ein paar Wochen würde tragen können. Später würde sich die junge Frau in London nach neuen Kleidern umsehen müssen. Bei dem Gedanken an die Monate, die bis zur Geburt des Kindes noch ins Land gehen würden, lächelte sie verträumt. Bisher hatte sich das Ungeborene noch nicht in ihr bewegt, aber sie freute sich bereits auf den Moment, an dem sie es zum ersten Mal spüren konnte. Wenn es nur bald soweit wäre! Früh am nächsten Morgen stand die Kutsche reisefertig vor dem Schloss und Marian verabschiedete sich von ihren Eltern. "Ich hoffe, du verlebst eine schöne Zeit in London und erholst dich gut", sagte ihr Vater und umarmte seine Tochter liebevoll. "Und wenn du Heimweh bekommen solltest, kannst du jederzeit nach Hause kommen", fügte ihre Mutter lächelnd hinzu. Die junge Frau sah ihre Eltern dankbar an. Hatte sie soviel Liebe und Verständnis überhaupt verdient? Tief im Innersten verabscheute Marian sich dafür, den eigenen Eltern etwas vormachen zu müssen. Bisher hatte sie noch nie Geheimnisse vor ihnen gehabt, aber was hatte sie in ihrer Situation für eine Wahl? Im Laufe der vergangenen Monate hatte sie mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt, die beiden ins Vertrauen zu ziehen, doch sie hatte zu große Angst vor ihrer Reaktion. Ihren Geliebten zu verlassen war eine Sache, aber ein uneheliches Kind unter dem Herzen zu tragen war etwas ganz anderes. Und sie würde alles in ihrer Macht stehende tun um zu verhindern, dass man ihr das Kleine nach der Geburt wegnahm. Sie wollte ihr Baby behalten! Nach einem kurzen aber herzlichen Abschied stieg Marian in die Kutsche und begab sich auf die lange Reise nach London. Sobald die Kutsche durch das Schlosstor gefahren war und die hoch aufragenden Mauern in der Ferne immer kleiner wurden, fühlte sich die junge Frau wie befreit. Erleichtert schaute sie aus dem Fenster der Kutsche, bewunderte die vorüberziehende Landschaft und atmete die frische Luft tief ein. Erst jetzt wurde ihr bewußt, wie sehr sie es vermisst hatte, draußen zu sein. In den Monaten, die sie bei ihren Eltern verbracht hatte, war Marian die meiste Zeit im Schloss geblieben und hatte nur gelegentlich einen abendlichen durch die Gärten gemacht. Wie hatte sie nur so lange auf das Licht und die Wärme der Sonne verzichten können! Sie konnte es kaum mehr erwarten, bis sie endlich in London war. Dort kannte sie niemand und somit brauchte sie nicht länger zu fürchten sich zu verraten. Aber so sehr Marian sich auch freute, Cleo bald wiederzusehen, bereitete ihr das bevorstehende Zusammentreffen auch Sorgen. Wie würde ihre Freundin reagieren, wenn sie von dem Baby erfuhr? Würde sie Marian für das, was geschehen war, verurteilen? Sie vielleicht sogar fortschicken? An wen sollte sie sich dann wenden? Es gab niemanden außer ihrer Freundin, die ihr helfen konnte! Trotz ihrer Angst hoffte die junge Frau jedoch nach wie vor auf Verständnis. Bestimmt war Cleo während ihrer Zeit im Kloster Frauen begegnet, die sich in einer ähnlichen Situation befunden hatten, wie sie jetzt. Vielleicht konnte sie ihr einen Rat geben, wie es weitergehen sollte. Außerdem hatte Marian nur mit dem einen Mann das Bett geteilt, dem ihr Herz gehörte. ie mochte unverantwortlich gehandelt haben, doch ihr Kind war in Liebe empfangen worden. Das würde auch Cleo verstehen. Den ganzen Tag war Marian in der Kutsche unterwegs und kam auf ihrem Weg bereits ein gutes Stück voran. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichte sie den Stadtrand von Nottingham und kehrte dort in einem Gasthaus ein. Am liebsten wäre sie die ganze Nacht hindurch gereist, um London so schnell wie möglich zu erreichen. Doch die Pferde waren müde und auch für sie selbst war die lange Kutschfahrt in ihrem Zustand sehr anstrengend. Sie und vor allem ihr Baby brauchte dringend ein paar Stunden Ruhe. Kurz darauf lag die junge Frau deshalb in einer kleinen Kammer und obwohl das Bett nicht so groß und weich war, wie sie es gewohnt war, schlief sie bald erschöpft ein. ##################################################################### Langsam wichen die Schatten der Nacht wieder dem hellen Licht des Tages. Vereinzelt fanden die ersten Strahlen der Morgensonne fanden ihren Weg durch die schweren Vorhänge und fielen auf das Bett, in dem zwei Gestalten eng aneinandergeschmiegt lagen. Verschlafen blinzelnd schlug Marian die Augen auf. Im ersten Moment wußte sie überhaupt nicht, wo sie war, bis ihr Blick auf Robin fiel, der noch immer schlafend neben ihr lag. Seinen Kopf hatte er auf ihre Schulter gebettet, sie konnte seinen ruhigen, gleichmäßigen Atem auf ihrer bloßen Haut spüren und sein Arm lag schwer auf ihrem Bauch. Fast glaubte sie, noch immer seine Küsse und seine Zärtlichkeiten spüren zu können. Viele mochten es Sünde nennen, was sie beide getan hatten, aber für Marian war alles viel zu schön gewesen, als dass sie sich dessen schämen könnte. Allein der Gedanke daran, wie Robin sie angesehen und sie berührt hatte, ließ sie vor Glück erbeben. Zum ersten Mal war sie für ihn nicht nur eine gute Freundin gewesen, sondern eine Frau. Nun wußte sie endlich, wieviel sie ihm bedeutete und dieses Wissen machte sie unendlich glücklich. Die Freude der jungen Frau war jedoch nur von kurzer Dauer. Wie gerne würde sie für immer in den Armen ihres Geliebten liegen und dieses Glück, diese Geborgenheit spüren! Doch gerade das war unmöglich. Sie mußte das Schloss verlassen - und zwar sofort, sonst würde sie Robin in Gefahr bringen. Eigentlich hatte sie das Bett überhaupt nicht mit ihm teilen wollen, denn sie wußte, dass ihr Verschwinden ihm nun endgültig das Herz brechen würde. Ihr ging es nicht anders, denn sie liebte Robin von ganzem Herzen und eben darum mußte sie ihn verlassen. Lautlos erhob sich Marian vom Bett und sah ihren Liebsten eine kleine Ewigkeit einfach nur an, bevor sie sich langsam zu ihm hinunterbeugte und ihm einen zarten Kuss auf die Lippen hauchte. "Ich liebe dich", flüsterte sie kaum hörbar. "Für alle Ewigkeit." So schnell wie möglich kleidete sie sich an und verließ nach einem letzten sehnsuchtsvollen Blick das Gemach. ##################################################################### Schweißgebadet schreckte Marian aus ihrem Traum auf. Ihr Atem flog und auf ihren Wangen spürte sie deutlich die Spuren getrockneter Tränen. Mit heftig schlagendem Herzen ließ sie sich zurück in die Kissen sinken und starrte blicklos in die dunkle Kammer. Seit jenem verhängnisvollen Morgen quälten sie diese Träume von Robin und ließen ihr keine Ruhe. Immer und immer wieder sah sie seine zornig funkelnden Augen und hörte seine kalte, lieblose Stimme. Würde das jemals aufhören? Die junge Frau seufzte traurig und versuchte, sich zu beruhigen. Fast unbewußt legte sie eine Hand auf die Stelle ihres Bauches, wo sie ihr Baby vermutete und plötzlich spürte sie es: ein kurzes, kaum wahrnehmbares Flattern unter ihrer Hand. Verwundert hielt Marian den Atem an und wagte nicht, sich zu rühren, doch gleich darauf spürte sie es wieder. Es gab keinen Zweifel: ihr Kind bewegte sich! Tränen des Glücks stiegen ihr in die Augen und sie begann, das Kleine durch ihre Bauchdecke hindurch sanft zu streicheln. "Ich liebe dich", flüsterte sie zärtlich. Fortsetzung folgt... Kapitel 6: Endlich in Sicherheit -------------------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 6: Endlich in Sicherheit Die Reise nach London war für Marian lang und beschwerlich. Die meiste Zeit war sie gezwungen, langsam zu fahren, denn die Straße war uneben und sie wollte ihr Baby auf keinen Fall gefährden. Immer wieder unterbrach sie die Reise durch längere Aufenthalte in Gasthöfen, um sich zu schonen. Trotz aller Anstrengung genoss die junge Frau das Gefühl der Freiheit, das sie erfüllte, seit sie das Schloss ihrer Eltern verlassen hatte. Zwar mußte sie noch immer auf der Hut sein, um sich nicht zu verraten, aber während der langen Stunden, die sie in der Kutsche saß, konnte sie einzig und allein für ihr ungeborenes Kind da sein. Oft streichelte sie gedankenverloren ihren Bauch und jedes Mal ging ihr das Herz auf vor Glück, wenn ihre Zuwendung mit einem kräftigen Tritt belohnt wurde. Seit jener Nacht im Gasthof bewegte das Kleine sich häufiger, vor allem nachts, wenn Marian im Bett lag. Immer wieder überwältige es sie von Neuem, das winzige Leben in sich zu spüren. Es gab ihr Kraft und Zuversicht zu wissen, dass sie nicht allein war. Zwei Wochen später hatte die junge Frau endlich ihr Ziel erreicht. Während die Kutsche langsam durch die Straßen von London fuhr, hielt sie angestrengt nach dem Haus Ausschau, das Cleo ihr in einem ihrer Briefe beschrieben hatte. Kurz darauf hielt die Kutsche vor einem schönen zweistöckigen Haus mit weißer Fassade und einer kunstvoll verzierten Tür. Das Herz schlug Marian bis zum Hals, als sie ausstieg. Nun war es soweit: zum ersten Mal würde sie jemandem von ihrem Kummer erzählen. Im Stillen war sie froh, dass Cleo zur Zeit allein war, denn wenn Gilbert die ganze Geschichte erfuhr, fürchtete sie ernsthaft um Robins Leben. Nur zu gut erinnerte sie sich daran, wie lange und hart der junge Ritter um ihre Liebe gekämpft hatte, bevor er schließlich einsehen mußte, dass ihr Herz allein Robin gehörte. Seitdem war er ihnen beiden ein treuer Freund geblieben, aber die junge Frau konnte sich lebhaft vorstellen, wie weit Gilbert gehen würde, um ihre Ehre zu verteidigen. Am Ende würde er Robin gar noch zu einem Duell fordern! Das konnte sie unmöglich riskieren! Sie würde Cleo ausdrücklich darum bitten müssen, ihrem Bruder gegenüber zu schweigen. Mit vor Aufregung noch immer heftig schlagendem Herzen hob Marian schließlich ihre Hand und zwang sich, an die Tür zu klopfen. Einen kurzen Moment fragte sie sich, ob ihre Freundin überhaupt daheim war oder ob sie wohl gerade in der Stadt unterwegs sein mochte. Ihre Sorge erwies sich jedoch als unbegründet, denn gleich darauf wurde die Tür geöffnet und die beiden Frauen standen einander gegenüber. "Marian?" entfuhr es Cleo überrascht und sie schaute ihre Freundin an, als hätte sie einen Geist gesehen. "Wie kommst du denn hierher? Und warum?" "Um dich zu besuchen, natürlich", erwiderte Marian lächelnd und gab sich alle Mühe, unbeschwert zu klingen. "Schließlich hast du mir oft genug geschrieben, wie einsam du dich fühlst. Also dachte ich, du würdest dich über etwas Gesellschaft freuen." Nun löste sich Cleo aus ihrer Erstarrung, trat auf ihre Freundin zu und schloss sie in eine herzliche Umarmung. "Natürlich freue ich mich", antwortete sie. "Aber am besten kommst du erst einmal ins Haus. Ich denke, wir haben uns einiges zu erzählen." Kurz darauf saßen die beiden Frauen einander in einem geräumigen, gemütlichen Salon gegenüber. Unter den forschenden Blicken ihrer Freundin wurde es Marian mehr als unbehaglich zumute und sie spürte, dass sie ihr unangekündigtes Erscheinen irgendwie erklären mußte. Aber wo sollte sie anfangen? Ihr war klar, dass sie Cleo die Wahrheit schuldete, doch es fiel ihr so unendlich schwer, all das auszusprechen, was sie schon so lange belastete. "Also heraus mit der Sprache", begann Cleo schließlich, als das Schweigen zwischen ihnen immer unangenehmer wurde. "Was ist passiert? Ganz bestimmt hast du dich nicht allein deshalb auf eine so weite Reise gemacht und stehst nun ohne Vorwarnung vor meiner Tür, weil du mich so sehr vermisst hast." Marian schluckte schwer und nickte kaum merklich. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. "Du hast Recht", gestand sie zögernd. "Aber das ist eine lange Geschichte." "Dann schlage ich vor, du erzählst mir allen von Anfang an", erwiderte Cleo freundlich. "Und ganz gleich was dich bekümmert, ich werde dir helfen." Im Stillen hegte die junge Frau starke Zweifel, dass es irgendeine Hilfe für sie gab, doch die Worte ihrer Freundin machten ihr Mut und so begann sie zu erzählen. "Vor ungefähr einem Jahr, kurz nachdem König Richard nach England zurückgekehrt war, hat Robin sein Schloss wieder aufbauen lassen und ist mit Will, Winniefred und Barbara dort eingezogen. Auch ich bin ihm damals gefolgt. Bald darauf gestanden wir einander unsere Liebe und wurden ein Paar. Leider war unser Glück nur von kurzer Dauer, denn ich war gezwungen, sein Schloss ohne ein Wort der Erklärung zu verlassen. Robin holte mich zurück, doch sein Herz war zu Stein geworden und in seinen Augen war keine Wärme mehr. Glaub mir, ich hatte meine Gründe, die mich so handeln ließen und es sind gute Gründe. Aber ich konnte Robin unmöglich die Wahrheit sagen, denn dann wäre er genauso in Gefahr gewesen wie ich. Seit jenem Tag hatte er kein liebes Wort, keine Zärtlichkeit mehr für mich übrig. Insgeheim hoffte ich, er würde mir irgendwann verzeihen, doch vergebens. Schließlich konnte ich seine Kälte und Lieblosigkeit nicht länger ertragen und bin zu meinen Eltern zurückgekehrt." Nachdem Marian geendet hatte, rückte Cleo näher zu ihr und nahm ihre Freundin tröstend in die Arme. "Du Ärmste", flüsterte sie mitfühlend. "Das muß eine schlimme Zeit für dich gewesen sein." "Das ist noch nicht alles", entgegnete die junge Frau und legte zögernd eine Hand auf ihren Bauch, den sie bislang unter ihrem Kleid und dem weiten Reisemantel versteckt hatte. Cleos Augen weiteten sich erstaunt, als sie die inzwischen deutliche Rundung sah, doch der Rest der Geschichte war für sie nun leicht zu erraten. "Du warst mit Robin zusammen, nicht wahr?" wollte sie behutsam wissen. "Und jetzt trägst du sein Kind unter dem Herzen." Die junge Frau sah ihre Freundin erstaunt an, gleichzeitig war sie jedoch erleichtert, dass Cleo sie nicht erzürnt oder empört, sondern mit fühlend anschaute. "Ja, ich bin guter Hoffnung", gestand sie verlegen. "Ich werde in etwa vier Monaten niederkommen." "Das ist doch wundervoll!" rief Cleo erfreut aus und überraschte Marian damit noch mehr. "Du bist nicht wütend?" fragte sie zaghaft. "Und du hälst mich nicht für ehrlos und sündhaft?" "Natürlich nicht", beruhigte Cleo ihre Freundin lächelnd. "Sicher habt ihr beide leichtsinnig gehandelt, als ihr unverheiratet das Bett miteinander geteilt habt. Aber ich weiß, dass du dich nur dem Mann hingeben würdest, den du von ganzem Herzen liebst. Außerdem ist ein ind doch etwas Wunderbares." Erneut stieg eine Welle der Traurigkeit in Marian auf. Trotz aller widrigen Umstände war dieses Baby für sie das wunderbarste Geschenk, das sie sich denken konnte. Alles könnte so schön sein, wenn es nur einen Weg gäbe, das Herz ihres Geliebten zurückzugewinnen. "Weiß Robin, dass du guter Hoffnung bist?" fragte Cleo behutsam weiter. "Oder deine Eltern?" Die junge Frau schüttelte den Kopf. "Ich habe es selbst erst bemerkt, als ich wieder auf Schloss Lancaster war", antwortete sie aufrichtig. "Und von dort bin ich abgereist, bevor meine Eltern mir meinen Zustand anmerken konnten. Ich weiß, dass es nicht richtig war, etwas so Wichtiges zu verheimlichen, aber mir fehlte der Mut, mich jemandem anzuvertrauen. Über die Situation, in der ich mich als schwangere, unverheiratete Frau befinde, brauche ich dich sicher nicht erst zu belehren. Ich hatte solche Angst, dass meine Eltern mich verstoßen oder mir mein Kind wegnehmen würden, sobald es geboren ist, Das könnte ich nicht ertragen. Ich will es behalten, egal wie." "Das kann ich gut verstehen", stimmte Cleo ihr verständnisvoll zu. "Ich glaube auch nicht, dass es richtig ist, ein Kind von seiner Mutter zu trennen. Aber eben deshalb solltest du zu Robin gehen und ihm alles erzählen. Immerhin ist er der Vater und hat somit das Recht, sowohl von seinem Kind als auch den Grund deiner Flucht zu erfahren. Wie soll er dich sonst verstehen? Außerdem liebt er dich und wird überglücklich sein, wenn du ihm von dem Baby erzählst." "Das glaube ich nicht", entgegnete Marian traurig und ohne jede Hoffnung. "Du hast ihn nicht erlebt. Ich habe seine Liebe auf ewig verspielt und alles zerstört, was jemals zwischen uns hätte sein können. Damit muß ich leben. Wahrscheinlich würde Robin mich aus Pflichtgefühl heiraten, mich in seinem Schloss aufnehmen und für sein Kind aufkommen, aber wir würden niemals eine Familie werden." Nun brach die Selbstbeherrschung, die Marian die ganze Zeit über mühsam aufrecht erhalten hatte, endgültig zusammen. Sobald die ersten Tränen sich ihren Weg über ihre Wangen bahnten, spürte sie, wie die Umarmung ihrer Freundin sich verstärkte und weinte sich an deren Schulter aus. Endlich mußte sie ihre Gefühle nicht länger verstecken und hatte offen aussprechen können, was sie die letzten Monate bedrückt hatte. Sie wimmerte leise, als auch das Baby in ihrem Bauch begann, kräftig zu strampeln und sich heftig über den Gefühlsausbruch seiner Mutter zu beschweren. "Ganz ruhig", redete Cleo ihr sanft zu. "Du solltest dich in deinem Zustand möglichst nicht aufregen. Beruhige dich und mach dir keine Sorgen mehr. Du kannst hier bleiben, solange du willst. Dir und deinem Kind wird es gut gehen, das verspreche ich dir. Aber denk auch darüber nach, was ich gesagt habe. Bestimmt sehnt Robin sich genauso nach dir, wie du dich nach ihm. Es gibt einen Weg zurück zu ihm und wir werden ihn finden." Marian nickte und schniefte noch eine Weile leise vor sich hin, bevor sie sich langsam beruhigte. Fortsetzung folgt... Kapitel 7: Eine Sorge weniger ----------------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 7: Eine Sorge weniger In dieser Nacht schlief Marian so gut wie schon lange nicht mehr und blieb auch von quälenden Träumen verschont. Cleo hatte sie in einem der Gästezimmer im oberen Stockwerk ihres Hauses untergebracht und die junge Frau genoss es, nach der langen, beschwerlichen Reise endlich wieder in einem weichen Bett zu liegen. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, fühlte Marian sich wie neu geboren. Sie setzte sich im Bett auf, öffnete die Vorhänge und betrachtete lächelnd das Bild, das sich ihr bot. Gerade ging die Sonne auf und schickte ihre ersten Strahlen über die Dächer von London. Marian, die noch niemals zuvor in einer so großen Stadt gewesen war, schaute fasziniert auf das Meer von Häusern hinunter. Die Stadt erinnerte sie unwillkürlich an den Sherwood Forest, in dem die Bäume genauso dicht standen, wie hier die Häuser. Verglichen mit London erschien ihr Nottingham nun klein und unscheinbar. Am stärksten jedoch wurde der Blick der jungen Frau von dem majestätischen Schloss angezogen, das nur wenige Straßen von Cleos Haus entfernt in den Himmel ragte. Sie konnte sich noch gut an die Worte erinnern, die ihr König Richard damals zum Abschied gesagt hatte: wenn Robin sie schlecht behandeln sollte, könnte sie sich immer an ihn wenden. Aber selbst wenn Marian ihn um Hilfe bat, was konnte er schon tun? Nicht einmal der König konnte Robin zwingen, ihr zu verzeihen. Warum also ließ ihr dieser Gedanke keine Ruhe? Mit einem Mal fielen ihr auch die Worte ihrer Freundin vom Vorabend ein: der Weg zurück in Robins Herz war noch nicht versperrt und gemeinsam würden sie ihn finden. Gab es am Ende wirklich noch Hoffnung? "Marian?" Erschrocken fuhr die Angesprochene herum und sah, dass Cleo sich inzwischen unbemerkt zu ihr gesellt hatte. "Wie fühlst du dich?" "So gut wie schon lange nicht mehr", antwortete die junge Frau lächelnd. "Als wäre mir eine schwere Last von der Seele genommen worden. Es tut gut zu wissen, dass ich das nicht alles alleine durchstehen muß." "Ich werde dir beistehen", versicherte Cleo ihrer Freundin sanft. "Egal was geschieht. Und Gilbert auch." Bei diesen Worten wurde Marian schlagartig ernst. "Um eines muß ich dich bitten", sagte sie eindringlich. "Erzähl deinem Bruder nicht, was zwischen Robin und mir vorgefallen ist. Das ist allein eine Sache zwischen uns beiden und ich will nicht, dass er am Ende alles ausbaden muß!" Cleo nickte bedächtig. "Wenn du es nicht willst, werde ich nichts sagen", erwiderte sie ruhig. "Aber wenn Gilbert nach Hause kommt, wird dein Zustand für ihn nicht lange ein Geheimnis bleiben und dann wird er sicher auch die ganze Geschichte wissen wollen." "Wo ist dein Bruder jetzt eigentlich?" fragte Marian neugierig. "Und wann kommt er wieder zurück?" "Ich weiß es nicht", erwiderte Cleo achselzuckend. "Ein paar Wochen wird er sicher noch unterwegs sein. In seinem letzten Brief, den er mir vor ein paar Tagen geschickt hat, sagte er, dass er in Lincoln war." Als sie das hörte, atmete die junge Frau erleichtert auf. Lincoln war noch ein gutes Stück weiter von London entfernt als Nottingham, was bedeutete, dass bis zu Gilberts Heimkehr tatsächlich noch Zeit vergehen würde. Bis dahin mußte ihr eine glaubwürdige Erklärung einfallen. "Da ist noch etwas anderes, das mir Sorgen macht", unterbrach Cleos Stimme schließlich ihre Gedanken. "Bevor du zu mir gekommen bist, hast du niemandem erzählt, dass du guter Hoffnung bist. Also hat dich bisher noch niemand untersucht, nicht wahr?" Marian schüttelte den Kopf. "Nein", gab sie betreten zu. "An wen hätte ich mich auch wenden sollen?" "Was hältst du davon, wenn ich dich untersuche?" fragte ihre Freundin sanft. "Im Kloster habe ich öfter Frauen geholfen, die in derselben Lage waren, wie du und ich kenne mich gut mit Schwangerschaften und Geburten aus. Außerdem willst du doch sicher wissen, ob es deinem Baby gut geht." Die junge Frau zögerte einen Moment, sah dann jedoch ein, dass Cleo Recht hatte und nickte. Insgeheim hatte die Sorge um die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes sie schon länger bedrückt und so fiel es ihr letztlich doch leicht, sich ihrer Freundin anzuvertrauen. Fürsorglich half Cleo der werdenden Mutter beim Ausziehen und bedeutete ihr dann, sich hinzulegen. Anfangs schämte Marian sich ein wenig, denn bisher hatte niemand außer Robin sie so gesehen oder gar berührt, aber Cleo ging so behutsam mit ihr um, dass sie sich bald entspannte und sich bereitwillig Bauch und Unterleib abtasten ließ. Erst als Cleo ihre Brüste berührte, zuckte sie zusammen und stieß einen leisen Schmerzenslaut aus. "Es tut mir leid", sagte Cleo entschuldigend. "Ich wollte dir nicht wehtun." "Es war nicht so schlimm", entgegnete Marian und schüttelte beruhigend den Kopf. "Meine Brüste sind in den letzten Monaten sehr empfindlich geworden." "Das ist normal", erklärte ihre Freundin lächelnd. "Dein Körper bereitet sich darauf vor, das Leben zu nähren, das bald auf die Welt kommen wird. Und soweit ich sehen kann, ist mit euch beiden alles in Ordnung. Dein Kleines liegt richtig, ist kräftig und du solltest genug Milch haben. Außerdem scheint es ein lebhaftes Kerlchen zu sein." "Es kommt bestimmt nach seinem Vater", gab die junge Frau lächelnd zurück. Zu ihrer eigenen Verwunderung überwältigte sie die Verzweiflung nicht aufs Neue bei diesem Gedanken. Zwar wurde ihr noch immer wehmütig ums Herz, aber sie viel ihr längst nicht so schwer wie früher, ihre Traurigkeit zu überwinden. Die Liebe zu ihrem Baby gab ihr Kraft und den Mut, sich der Zukunft, wie auch immer sie aussehen mochte, zu stellen. "Eines überrascht mich dennoch", bemerkte Cleo, als sie wenig später neben der fertig angekleideten Marian auf dem Bett saß. "Du nimmst es gelassener hin als die meisten Frauen, dass du ein uneheliches Kind bekommst. Sehr viele hätten ganz anders gehandelt und ihr Baby heimlich wegmachen lassen, um sich selbst und ihre Familien vor Schande zu bewahren." "Du meinst, sie haben...ihr ungeborenes Kind...umgebracht?!" fragte Marian entsetzt. "Das würde ich niemals übers Herz bringen!" "Ich auch nicht", stimmte Cleo ihr ernst zu. "Aber es ist eine Möglichkeit. Hast du auch nie daran gedacht, einen anderen Mann zu heiraten? Bestimmt weißt du selbst, wie sehr mein Bruder dich einst geliebt hat und soweit ich weiß, bist du ihm nach wie vor sehr wichtig. Ich bin überzeugt, dass er sich bereit erklären würde, dich zu ehelichen und dein Kind als sein eigenes anzunehmen, wenn wir ihn darum bitten." Marian schüttelte den Kopf. "Ich kann meine Zukunft nicht auf einer Lüge aufbauen", entgegnete sie nachdrücklich. "Gilbert verdient eine Frau, die ihn aufrichtig liebt und ihn nicht nur als Mittel zum Zweck benutzt, um ihr eigenes Gesicht zu wahren. Mein herz gehört Robin und das wird immer so bleiben." "Du hast Recht", stimmte Cleo ihr nach kurzem Schweigen zu. "Wir werden einen Weg finden, euch wieder zusammenzubringen. Wir müssen einfach." Fortsetzung folgt... Kapitel 8: Ein Besuch bei Hof ----------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 8: Ein Besuch bei Hof Im Laufe der nächsten Tage richtete Marian sich in ihrem Zimmer häuslich ein und begann bald, sich dort geborgen und wohl zu fühlen. Nun, da sie nicht länger fürchten mußte, sich zu verraten, konnte die junge Frau sich endlich aufrichtig über ihre Schwangerschaft freuen. Oft saß sie bereits früh am Morgen, wenn gerade die Sonne über den Dächern von London aufging, auf ihrem Bett und streichelte zärtlich ihren Bauch. In diesen ruhigen Stunden konnte sie alle Sorgen hinter sich lassen und war nicht länger eine Tochter des Hauses Lancaster, die ihre Familie entehrt hatte, sondern einfach nur eine werdende Mutter. Wenn sie allein war, sprach Marian oft mit ihrem Ungeborenen und jedes Mal ging ihr das Herz auf vor Freude, wenn ihre liebevollen Koseworte mit einem kräftigen Tritt belohnt wurden. Seit ihrer Ankunft in London kümmerte Cleo sich fürsorglich um ihre Freundin, achtete darauf, dass sie genug aß, sich nicht anstrengte und ausreichend Schlaf bekam. In regelmäßigen Abständen untersuchte sie die werdende Mutter und stellte jedes Mal zu ihrer Erleichterung fest, dass kein Grund zur Sorge bestand. Nur eines bekümmerte Cleo nach wie vor: das Zerwürfnis zwischen Robin und Marian. Unaufhörlich dachte sie über eine Möglichkeit nach, das einstige Liebespaar wieder zu versöhnen. Ihr war klar, dass die beiden füreinander bestimmt waren und deshalb auch nur miteinander glücklich werden konnten. Könnte Robin seine Geliebte nur jetzt sehen! Im Stillen war Cleo überzeugt, dass nach den Monaten allein Marians Anblick - von ihrem gemeinsamen Kind ganz zu schweigen - genug sein würde, um sein Herz zu erweichen. Nachdem Cleo tagelang darüber nachgedacht hatte, wie die beiden wieder zusammen gebracht werden konnten, hatte sie schließlich einen Gedanken. Bislang hatte sie, um ihre Freundin nicht aufzuregen, nicht mehr mit ihr über Robin gesprochen, aber sie spürte, dass Marian sich unendlich nach ihm sehnte. Deshalb gesellte sie sich eines Morgens zu ihrer Freundin, um ihr von ihrem Plan zu erzählen. "Marian", begann sie vorsichtig. "Ich habe nachgedacht. Mit dir und Robin kann es nicht ewig so weitergehen. Du mußt endlich mit ihm reden und ihm erklären, warum du ihn verlassen hast. Nur wenn Robin alles weiß hat er die Möglichkeit, dich zu verstehen und dann gibt es auch Hoffnung, dass er dir verzeiht. Und das ist nicht das Einzige, was du ihm sagen solltest." Bei diesen Worten bedachte Cleo den Bauch ihrer Freundin mit einem vielsagenden Blick. "Ich weiß, dass es ein sehr schwerer Schritt für dich ist", fuhr sie sanft fort. "Nach allem, was geschehen ist, fürchtest du dich vor Robins Reaktion. Aber du tust es nicht nur für euch beide, sondern auch für euer Baby. Das Kleine hat ein Anrecht auf seinen Vater und Robin sein Kind vorzuenthalten finde ich auch nicht richtig." "Ich weiß", erwiderte Marian schuldbewußt. "Ich will es ihm ja auch so gerne sagenn, lieber heute als morgen. Aber die weite Reise zurück zu seinem Schloss wäre für uns beide zu anstrengend." Cleo nickte verständnisvoll. "Das glaube ich auch", stimmte sie ihrer Freundin zu. "Aber wie wäre es, wenn wir den König um Hilfe bitten? Natürlich müßten wir ihn dann einweihen und ihm erzählen, was zwischen Robin und dir vorgefallen ist, aber vielleicht fällt ihm ein Ausweg ein." Daran habe ich auch schon gedacht", gab Marian zu. "Aber nicht einmal der König kann Robin befehlen, mir zu verzeihen. Und ich will nicht, dass er nur aus Pflichtgefühl zu mir zurückkehrt." "Natürlich nicht", wehrte Cleo ab. "Aber gemeinsam finden wir vielleicht eine Möglichkeit, Robin zu bewegen, nach London zu kommen und ihr könnt euch endlich aussprechen." Obwohl sie innerlich starke Zweifel an dem Plan ihrer Freundin hegte, willigte Marian schließlich ein. Noch am selben Morgen machten sich die beiden Frauen deshalb auf den weg. Auf dem kurzen Weg durch die Straßen bis hinauf zum Schloss hielt die junge Frau den Blick beharrlich zu Boden gesenkt. Immerzu meinte sie, die Blicke der Leute auf sich zu spüren, für die ihr Zustand nur allzu offensichtlich sein mußte. Im Stillen war sie froh, dass sie in London unerkannt bleiben würde. Hätte sie in Nottingham Zuflucht gesucht, wüßten ihre Eltern wahrscheinlich über alles Bescheid noch bevor an diesem Tag die Sonne unterging. Für die Menschen hier war sie jedoch lediglich eine unbekannte junge Frau und niemand außer Cleo konnte ihre Geschichte auch nur ansatzweise erahnen. Dieses Wissen erleichterte sie ungeheuer. Als Gilberts Schwester war es für Cleo nicht schwer, eine Audienz zu erwirken und wenig später standen beide dem König gegenüber. Marian schlug das Herz bis zum Hals, als sie seinen freundlichen, aber auch verwunderten Blick auf sich gerichtet sah. Doch wenn der König auch über ihr Erscheinen sichtlich verwundert war, machte die Wärme in seinen Augen der jungen Frau Mut. Nur zu gut erinnerte sie sich an den Tag, an dem sie ihm zum ersten Mal gegenüber gestanden hatte und an die Worte, die er ihr zum Abschied gesagt hatte. Würde er ihr helfen? "Wir haben uns lange nicht gesehen, Marian", sagte er nach einer Weile freundlich. "Ich freue mich, dich wohlbehalten wiederzusehen. Doch ich muß gestehen, ich bin etwas erstaunt, dich unangekündigt an meinem Hof erscheinen zu sehen." Unter dem fragenden Blick des Königs mußte Marian schwer schlucken. Im Stillen war sie überzeugt, dass er den Grund ihres Besuches zumindest zum Teil bereits erraten hatte, denn auch für ihn war es nicht zu übersehen, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug. So schwer es ihr auch fiel, nun mußte sie Farbe bekennen. "Majestät", antwortete sie leise. "Ich bin zu Euch gekommen, weil ich Eure Hilfe brauche. Aber das ist eine lange Geschichte." Der König nickte bedächtig. "Am besten erzählst du mir alles von Anfang an." Ein paar Stunden später kannte auch der König die ganze Geschichte. Wie zuvor ihrer Freundin erzählte Marian nun auch ihm alles, was sich in den vergangenen Monaten zugetragen hatte, angefangen bei ihrem nächtlichen Verschwinden von Schloss Huntington, über die Rückkehr zu ihren Eltern bis zu ihrer Ankunft in London. Lediglich den Grund für ihre Flucht erwähnte sie nach wie vor mit keinem Wort, denn sie dachte bei sich, dass Robin ein Recht hatte, die Hintergründe ihres Handelns vor allen anderen zu erfahren. Wenn sie jemals die Gelegenheit bekam, sich mit ihm auszusöhnen... "Wenn ich dich recht verstehe, möchtest du, dass ich dir helfe, dich mit Robin wieder zu versöhnen", fasste der König zusammen, als sie geendet hatte. Die junge Frau bestätigte seine Vermutung mit einem Nicken. "Es war nicht richtig von mir, ihm alles zu verheimlichen und obendrein noch davonzulaufen", gestand sie reumütig. "Ich hätte von Anfang an ehrlich zu ihm sein müssen, das weiß ich jetzt. Deshalb möchte ich alles tun, um sein Vertrauen und seine Liebe zurückzugewinnen. Aber ich weiß nicht wie." "Ich denke, ich weiß, wie du dich fühlst", entgegnete der König verständnisvoll. "Ich stehe zu meinem Wort, das ich dir damals gegeben habe und werde dir helfen, soweit es in meiner Macht steht. Aber ich kann Robin nicht befehlen, zu dir zurückzukehren, so gern ich es auch täte." Marian sank das Herz, als sie ihre Befürchtung bewahrheitet sah. Wenn nicht einmal der König ihr helfen konnte, an wen sollte sie sich dann noch wenden? "Majestät", wandte in diesem Moment Cleo ein, die das Gespräch bis dahin schweigend verfolgt hatte. "Wir beide wissen, dass niemand Robin befehlen kann, Marian zu vergeben und das wollen wir auch nicht. Wir suchen lediglich nach einer Möglichkeit, die beiden zu einer Aussprache zusammen zu bringen, wie der Ausgang auch sein mag. Doch Schloss Huntington ist zu weit entfernt und Marian sollte in ihrem Zustand nicht mehr reisen. Deshalb wollten wir Euch bitten, Robin eine Nachricht zukommen zu lassen, in der Ihr ihn auffordert, nach London zu kommen. Es wäre das Beste, wenn zwischen den beiden alles im Reinen ist, bevor das Baby auf die Welt kommt." Der König schwieg eine Weile und dachte über Cleos Vorschlag nach, bevor er schließlich nickte. "Einverstanden", willigte er lächelnd ein. "Ich werde Robin eine Nachricht schreiben und ihn zu mir an den Hof bitten. Alles Weitere liegt bei Euch." Erleichtert bedachte Marian erst den König, dann Cleo mit einem dankbaren Blick. Einmal mehr wurde ihr bewußt, wie glücklich sie sich schätzen konnte, solche Freunde zu haben. Zum ersten Mal seit langem hatte sie wieder Hoffnung, dass zwischen ihr und Robin doch noch alles gut werden konnte. Im Stillen begann sie bereits, die Stunden zu zählen, bis er in London eintreffen und sie wieder mit ihm vereint sein würde. Fortsetzung folgt... Kapitel 9: Entscheidung des Herzens ----------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 9: Entscheidung des Herzens Während Marian dank der Unterstützung ihrer Freunde wieder zuversichtlich in die Zukunft blickte, war die Stimmung auf Schloss Huntington nach wie vor angespannt. Robin verbrachte noch immer die meiste Zeit des Tages in seinem Arbeitszimmer und blieb, unter dem Vorwand, er wäre mit Arbeit überhäuft, oftmals auch den gemeinsamen Mahlzeiten fern. Das entsprach zum Teil sogar der Wahrheit, denn auf seinem Schreibtisch stapelten sich die Dokumente, doch sosehr er sich auch bemühte, Robin war unfähig, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Oft starrte er stundenlang dieselbe Seite an, ohne den Worten, die dort geschrieben standen, einen Sinn entnehmen zu können. Seine Gedanken weilten bei Marian, jeden Tag, jede Stunde und jeden Augenblick, seit sie ihn verlassen hatte. Ständig sah er ihr Gesicht vor sich, ihre Augen, die ihn flehend anschauten und die silbrig glänzenden Tränen, die ihre Wangen hinabliefen. Nicht zum ersten Mal umklammerten Zweifel sein Herz bei dieser Erinnerung. Es war seine unnachgiebige Lieblosigkeit und Kälte gewesen, die sie letztlich von ihm fortgetrieben hatten. War er zu hart zu ihr gewesen? Hätte er sich mehr um ihr Vertrauen bemühen sollen? Auch nach den sechs Monaten, die inzwischen ins Land gezogen waren, ließen Robin diese Gedanken keine Ruhe. Im Gegenteil, sie verfolgten ihn sogar bis in seine Träume und mehr als einmal weinte er im Schlaf aus Kummer sein Kissen nass. Hatte er sich zu Beginn noch eingeredet, dass Marian ihn benutzt und betrogen hatte, spürte Robin nun nicht mehr als Sehnsucht nach der Frau, die er trotz allem, was geschehen war, fraglos noch liebte. Mochte ihr Handeln ihn auch noch so sehr verletzt haben, die Liebe, die er in ihren Augen gesehen hatte, wann immer sie ihn erblickt oder berührt hatte, war aufrichtig gewesen. Inzwischen war ihm klar geworden, dass es für ihre Flucht einen sehr guten Grund geben mußte. Hätte Robin doch nur alles ungeschehen machen können! Dann wäre Marian noch bei ihm, er könnte sie in seine Arme schließen und ihr sagen, dass er sie über alles liebte und dass sie ihm getrost alles erzählen konnte, was sie bedrückte. Robin seufzte traurig auf und stützte den Kopf in seine Hände. Die Vergangenheit zu ändern lag nicht in seiner Macht und so mußte er der Wahrheit wohl oder übel ins Auge sehen. Durch seine eigene Schuld hatte er die Liebe seines Lebens verloren. "Robin?" Der Angesprochene schreckte aus seinen traurigen Gedanken auf und sah sich Will gegenüber, der unbemerkt das Arbeitszimmer betreten hatte. Unter dem forschenden Blick seines Cousins wurde Robin mehr als unbehaglich zumute, denn seine Gedanken mußten für diesen nur allzu offensichtlich sein. Ebenso unübersehbar war, dass er die Dokumente, die er durcharbeiten sollte, bereits seit Wochen nicht angerührt hatte. Eine andere Erklärung für das Durcheinander in seinem Arbeitszimmer fiel ihm beim besten Willen nicht ein. "Robin, was ist nur los mit dir?" fragte Will nach einer Weile hilflos. "Du bist überhaupt nicht wiederzuerkennen. Denkst du immer noch an Marian?" Robin nickte stumm und hob in einer hilflosen Geste die Schultern. "Ich kann an nichts anderes mehr denken, als an sie", gestand er niedergeschlagen. "Ständig sehe ich ihr Gesicht vor mir. Heute Nacht habe ich sogar von ihr geträumt. Ich kann mir einfach nicht helfen. Ich liebe sie, Will." Der junge Mann nickte verständnisvoll und im nächsten Moment trat ein schelmisches Funkeln in seine Augen. "Dann hör endlich auf, Trübsal zu blasen und dich vor Sehnsucht zu verzehren", reif er erleichtert aus. "Geh zu ihr und heirate sie!" Bei diesen Worten sprang Robin auf und starrte seinen Cousin ungläubig an. "Ich soll WAS?!" rief er entgeistert aus. "Wie stellst du dir das vor? Ich kann doch, nach allem, was geschehen ist, nicht einfach zu ihr gehen und um ihre Hand anhalten!" Was er Will gegenüber jedoch nicht laut aussprach war, dass er beinah Angst davor hatte, seiner Geliebten gegenüber zu treten. Wie würde sie auf sein Erscheinen reagieren? Nach allem, was er ihr angetan hatte, war es mehr als fraglich, ob sie ihn überhaupt sehen, geschweige denn heiraten wollte. Hätte sie nicht jedes Recht, ihm nun ebenso die kalte Schulter zu zeigen, wie er es zuvor bei ihr getan hatte? "Marian liebt dich, Robin", sagte Will in diesem Moment eindringlich. "Das konnte sogar ein Blinder sehen. Sie ist nur deshalb zu ihren Eltern zurückgekehrt, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dein Herz für immer verloren zu haben und trotzdem mit dir in einem Schloss zu leben. Ich habe oft ihre Tränen gesehen, als sie noch bei uns war. Was könnte sie wohl dazu bringen, ihre Traurigkeit so offen zu zeigen. Nur ihre Liebe zu dir." Die Worte seines Cousins machten Robin nachdenklich. Jedes Wort, das Will sagte, war wahr. Marian war kein Mensch, der leichtfertig seine Gefühle offenbarte. Sie war dazu erzogen worden, stets Haltung und Würde zu zeigen und sie mußte erst vollkommenes Vertrauen fassen, um ihr Herz öffnen zu können. Wie traurig und verzweifelt mußte sie gewesen sein, wenn sie in Wills Gegenwart zu weinen angefangen hatte! Ein heftiger Anflug von Schuld nahm Robin fast den Atem bei dem Gedanken, dass sein Verhalten der Grund für ihre Tränen war. Wie gerne würde er Marian jetzt in seine Arme schließen, ihr die zärtlichsten Koseworte ins Ohr flüstern und ihr sagen, wie leid ihm alles tat! Aber würde sie ihm überhaupt jemals wieder vertrauen? War ihre Liebe stark genug, um all das Unrecht zu verzeihen, das er ihr zugefügt hatte? In dieser Nacht lag Robin noch lange wach. Noch immer klangen Wills Worte in ihm nach und ließen die Hoffnung, die er bereits vor Monaten begraben hatte, wieder aufleben. Obwohl er es seiner Familie gegenüber niemals zugegeben hätte, fehlte seine Liebste ihm jeden Tag mehr. Er vermisste ihre Nähe, ihre Wärme und ihre Zärtlichkeit so sehr! Auch sein Bett kam ihm mit einem Mal so leer und kalt vor, seit Marian nicht mehr an seiner Seite lag. Wenn Robin des Nachts keinen Schlaf fand, streckte er oft gedankenverloren den Arm aus, um sie an sich zu ziehen und jedes Mal ging ihm ein Stich durch sein Herz, wenn ihm erneut bewußt wurde, dass er allein war. Immer schmerzhafter spürte er, was er verloren hatte und das Gespräch mit Will hatte ihm endgültig die Augen geöffnet. Er wollte Marian zurückgewinnen und sein größtes Sehnen war es, sie um ihre Hand zu bitten. Doch zuerst mußte er wissen, warum sie ihn damals Hals über Kopf verlassen hatte und wenn zwischen ihnen beiden alle Missverständnisse ausgeräumt waren, würde er ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof machen. In Gedanken sah Robin sie beide bereits Arm in Arm spazierengehen, eng umschlungen vor dem Kamin sitzen und dicht aneinandergeschmiegt einschlafen. Diese Vorstellung brachte ihn zum lächeln und er spürte, wie ungewohnt sich das anfühlte. Es war lange her, seit er einen Grund gehabt hatte, zu lächeln. Doch nun hatte er endlich wieder Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mit seiner Liebsten. Und er wußte, was er zu tun hatte. Er würde zu Marian gehen und sie um Verzeihung bitten. Gleich morgen würde er nach Schloss Lancaster aufbrechen. Von diesem Gedanken ermutigt, schlief er schließlich ein. Fortsetzung folgt... Kapitel 10: Unterstützung ------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 10: Unterstützung Nachdem Robin seine Entscheidung einmal getroffen hatte, fand er keine Ruhe mehr. Alles in ihm schrie förmlich danach, seine Liebste wieder in die Arme schließen zu können. Er mußte sie sehen und das so schnell wie möglich! Noch vor dem Frühstück suchte er am nächsten Morgen Will auf, um ihm seinen Entschluss mitzuteilen und ihn um Beistand zu bitten. "Robin, was ist passiert?" fragte Will erstaunt, als er seinen Cousin zu solch ungewohnter Stunde in sein Gemach treten sah. "Was hast du?" Ein letztes Mal zögerte Robin und sprach sich in Gedanken Mut zu. So lange hatte er versucht, seine Gefühle zu verbergen, dass es ihm nun schwer fiel, alles auszusprechen, was ihn die letzten Monate belastet hatte. Noch immer nagten Zweifel an ihm. Würde Marian ihn, nach allem, was geschehen war, noch wollen. Genau das würde er erst dann erfahren, wenn sie einander gegenüber standen und um seiner Liebe Willen mußte er sich überwinden. "Ich fahre zu Marian", verkündete Robin schließlich ohne Umschweife. "Ich werde sie bitten, mit mir nach Hause zu kommen." Bei dieser Ankündigung wich der fragende Ausdruck in Wills Gesicht einem Lächeln und er schloss seinen Cousin in eine brüderliche Umarmung. "Ich wußte, du würdest früher oder später wieder zu dir kommen!" rief er erleichtert aus. "Nun wird alles wieder gut!" "Glaubst du, Marian wird mir verzeihen?" fragte Robin leise, als scheue er sich, die Antwort zu hören. "Natürlich wird sie das", bestätigte Will im Brustton der Überzeugung. "Sie liebt dich mehr als irgendetwas sonst auf der Welt. Ich kann mir schon jetzt vorstellen, wie glücklich sie sein wird, dich wiederzuhaben." Die Worte seines Cousins machten Robin Mut und bestärkten ihn in seinem Willen, alles zu tun, um die Liebe seines Lebens zurückzugewinnen. "Ich werde noch heute Morgen abreisen", sagte er entschlossen. "Würdest du mich begleiten?" Will nickte verständnisvoll. "Ich komme mit", versprach er fest. "Und die Mädchen werden sicher auch nicht hier im Schloss auf uns warten wollen." Will sollte mit seiner Vorahnung Recht behalten. Kaum hatte Robin am Frühstückstisch davon gesprochen, Marian aufzusuchen und sich mit ihr zu versöhnen, als Winniefred und Barbara entschieden erklärten, die beiden begleiten zu wollen. Sie waren schließlich eine Familie und mußten zusammenhalten. Die Unterstützung seiner Cousins erfüllte Robin mit Stolz und Dankbarkeit. Seit dem Tod seiner Eltern waren die drei die einzige Familie, die ihm geblieben war und er liebte sie, als wären sie seine Geschwister. Immer hatten sie ihm in schweren Zeiten zur Seite gestanden und er war froh, dass sie ihn auch auf dem vielleicht schwersten Gang seines Lebens nicht alleine lassen würden. Trotzdem war Robin sich bewußt, dass er Marian allein würde gegenübertreten müssen. Schließlich konnte er sich nicht hinter seinen Cousins verstecken. Aber wenn sie ihm auch nicht helfen konnten, war er froh, die drei in der Nähe zu wissen. Wenigstens konnten sie ihn beistehen, falls seine Liebste ihn zurückweisen sollte. Sobald das Frühstück beendet war, begaben sich die jungen Leute auf ihre Gemächer, um sich auf die bevorstehende Reise vorzubereiten. Während Robin in aller Eile einige Kleidungsstücke zusammenpackte, weilten seine Gedanken bereits bei Marian. Wenn alles gut ging, würde er ihr gegenüberstehen noch bevor dieser Tag zu Ende ging. Vielleicht würden sie sogar schon in weniger als zwei Tagen glücklich vereint auf sein Schloss zurückkehren. Aber würden Lord und Lady Lancaster überhaupt erlauben, dass er mit ihrer Tochter sprach? Und würde Marian ihn erhören? Oder würde sie ihm die kalte Schulter zeigen und ihn fortschicken? Reumütig gestand Robin sich ein, dass seine Geliebte jedes Recht der Welt hätte, so zu handeln. Er hätte er mit Geduld und Verständnis begegnen müssen, anstatt sie mit aller Macht zum Nachgeben zwingen zu wollen. Wie hatte er nur so blind, so töricht sein können? Erst jetzt, wo die Einsamkeit ihn innerlich zerriß, wurde Robin bewußt, wie tief seine Kälte Marian verletzt haben mußte. Hatte sie sich genauso verlassen gefühlt, wie er nun? Hatte sie verzweifelt auf ein Zeichen der Versöhnung gewartet und schließlich die Hoffnung aufgegeben? Im Stillen betete er inbrünstig,, dass es noch nicht zu spät und ihre Liebe noch nicht zerstört war. Mitten in diese trübsinnigen Gedanken kam unerwartet Will hineingeplatzt, der alles andere als glücklich aussah. "Robin!" rief er aufgeregt. "Gerade ist eine Nachricht vom König angekommen! Du sollst auf direktem Weg nach London kommen!" Verwundert runzelte Robin die Stirn, nahm aber nach kurzem Zögern die besagte Nachricht von seinem Cousin entgegen. Mit vor Aufregung heftig schlagendem Herzen überflog er die Zeilen, die Wills Worte bestätigten. Doch obwohl der Aufruf des Königs eindeutig und unmißverständlich war, wurde Robin aus der Nachricht nicht recht schlau. Was mochte der König von ihm wollen? Noch dazu ausgerechnet jetzt, wo er eben im Begriff war, die größte Krise seines Lebens zu bereinigen! "Was sollen wir jetzt tun?" fragte Will nach einer Weile hilflos. "Wie es aussieht, werden wir die Reise zu Marian wohl verschieben müssen." Robin schwieg einen Augenblick, als würde er diese Möglichkeit ernsthaft in Erwägung ziehen, schüttelte dann jedoch energisch den Kopf. "Nein", sagte er entschlossen. "Wir fahren nach Schloss Lancaster, wie wir es von Anfang an geplant hatten." "Aber Robin!" rief Will entsetzt aus. "Deine Liebe und Sehnsucht in allen Ehren, aber du kannst nicht einfach einen Befehl des Königs mißachten!" "Für mich gibt es nichts wichtigeres als Marian", entgegnete Robin entschieden. "Ich muß sie einfach sehen und sobald ich zumindest weiß, woran ich bin, suchen wir den König auf." Einen Moment sah es so aus, als wollte Will erneut widersprechen, bevor er sich unerwartet dem Willen seines Cousins ergab. "Also gut", willigte er ein. "Wir fahren nach Schloss Lancaster." Zur selben Zeit wartete Marian in London voller Sehnsucht auf ihren Liebsten. Sie hoffte inständig, dass Robin dem Aufruf des Königs folgen und sich sofort auf den Weg machen würde. Im Stillen begann sie bereits, ungeduldig die Tage zu zählen, die vergehen würden, bis er die Nachricht erhielt und in London eintreffen würde. Cleo spürte die Unruhe ihrer Freundin deutlich und tat ihr Möglichstes, um Marian die Zeit zu vertreiben. Gemeinsam verbrachten sie viele Stunden am Tag damit, die Stadt zu erkunden, wobei Cleo immer darauf achtete, die werdende Mutter nicht zu überanstrengen. Das Baby unter ihrem Herzen war in den vergangenen Wochen kräftig gewachsen und ihre Freundin hatte bereits neue Kleider für sie anfertigen lassen. Zwar würde es bis zu ihrer Niederkunft noch etwas dauern, aber sie freute sich bereits darauf, das Kleine im Arm zu halten. Auch Cleo und selbst der König fieberten der Geburt entgegen und ließen die junge Frau kaum einen Moment aus den Augen. Ihre Fürsorge rührte Marian zutiefst. Es war fast wie in einer richtigen Familie. "Vielleicht wirst du schon sehr bald wieder mit deinem Robin vereint sein", meinte der König eines Tages, als wieder einmal bei den Freundinnen zu Besuch war. "Ich weiß, dass diese Begegnung für dich nicht einfach werden wird und wenn ich Robin auch nicht befehlen kann, dir zu vergeben, möchte ich dir ein Angebot machen. Sollte es wirklich zum Schlechten ausgehen, kannst du mit deinem Baby bei mir bleiben. An meinem Hof wird es euch beiden gut gehen und ihr werdet in Ehren aufgenommen, darauf gebe ich dir mein Wort." Von diesem Vorschlag war Marian so überrascht, dass sie zuerst nicht wußte, was sie sagen sollte. Robin eine Botschaft zu schicken und ihn nach London zu rufen, war schon mehr, als sie hatte erwarten können. Nun war er sogar bereit, sie an seinem Hof aufzunehmen! Einmal mehr wurde der jungen Frau bewußt, wie glücklich sie sich schätzen konnte, so treue Freunde zu haben. "Euer Angebot ehrt mich, Majestät", antwortete sie dankbar. "Ich weiß es wirklich sehr zu schätzen. Aber ich möchte zuerst mit Robin sprechen, bevor ich mich entscheide. Ich hoffe nach wie vor, dass wir drei noch eine Familie werden können." Der König nickte verständnisvoll. "Das hoffe ich auch, mein Kind", erwiderte er sanft. "Ich wünsche es euch so sehr." Fortsetzung folgt... Kapitel 11: Unerwartete Erkenntnisse ------------------------------------ Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 11: Unerwartete Erkenntnisse Das Herz schlug Robin bis zum Hals, als die Kutsche nach stundenlanger Fahrt endlich das Schloss Lancaster erreichte. Sehr bald schon würde er seiner Liebsten gegenüber stehen und dann hatte seine Sehnsucht ein Ende. Doch zuallererst mußte er vor ihre Eltern treten und sie von der Aufrichtigkeit seiner Reue und seiner Liebe überzeugen. Vor diesem nun unmittelbar bevorstehenden Zusammentreffen graute ihm fast ein wenig, doch er war fest entschlossen, Marian zurückzugewinnen. Wenn es sein mußte, war er sogar bereit sie, ihrer Proteste ungeachtet, auf sein Schloss entführen und dort solange umwerben, bis sie ihm verzieh. Bei diesem Gedanken konnte Robin zum ersten Mal seit langer Zeit wieder lächeln. Mit Sicherheit mochte es seine Zeit dauern, alles wieder gut zu machen, was er ihr in den vergangenen Monaten angetan hatte, doch trotzdem hoffte er, dass es noch nicht zu spät war. Was Robin zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht einmal erahnen konnte war, dass ihm nicht nur eine weite Reise, sondern auch eine unerwartete Eröffnung bevorstand. Seit Marian nach London aufgebrochen war, hatten ihre Eltern sich über ihr merkwürdiges Verhalten die Köpfe zerbrochen. Tagelang hatten sie nach möglichen Erklärungen gesucht und sich gefragt, was ihre Tochter so sehr verändert haben mochte. Zuerst hatten sie alles auf das Zerwürfnis mit Robin und den daraus entstandenen Liebeskummer zurückgeführt, doch inzwischen waren sie davon überzeugt, dass es noch einen anderen Grund geben mußte. Es war ihre Mutter, die schließlich die entscheidende Ahnung hatte. Wann immer sie Marian zu Gesicht bekommen hatte, hatte sie ihr Verhalten genau beobachtet und sich schließlich an eine Zeit erinnert, in der es ihr ganz ähnlich ergangen war. "Ich denke, ich weiß, was Marian bedrückt", sagte Lady Lancaster an jenem Morgen, an dem Robin auf dem Weg war, zu ihrem Gemahl. "In den Wochen vor ihrer Abreise ist sie uns richtiggehend aus dem Weg gegangen und wenn sie bei uns war, hatte ich immerzu das Gefühl, als versuche sie etwas vor uns zu verbergen." Der Lord nickte bedächtig. "Das ist mir auch aufgefallen", gab er nachdenklich zu. "Doch ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was ihr fehlt." "Ich denke nicht, dass ihr etwas fehlt", entgegnete Lady Lancaster mit einem geheimnisvollen Lächeln. "Ganz im Gegenteil." Nun runzelte der Lord die Stirn und sah seine Gemahlin verständnislos an. "Du sprichst in Rätseln", meinte er verwirrt. "Worauf willst du hinaus?" "Nun", antwortete sie ruhig. "Für mich gibt es nur eine Erklärung: unsere Tochter ist in anderen Umständen." Im ersten Moment verschlug es Lord Lancaster die Sprache und als die Erkenntnis auch ihn traf, konnte er seine Gemahlin zunächst nur fassungslos ansehen. "Du meinst", brachte er schließlich mühsam hervor. "Du meinst...unsere Tochter...bekommt ein Kind?!" "Es wäre zumindest eine mögliche Erklärung", bestätigte sie ruhig. "Marians ganzes Verhalten spricht dafür. Du weißt selbst, wie glücklich sie bis zu jenem verhängnisvollen Tag an Robins Seite gewesen ist und wie verliebt die beiden ineinander waren." "Aber du weißt nicht mit Sicherheit, ob Marian sich ihm wirklich hingegeben hat", erwiderte er nachdenklich. "Oder hat sie dir ein Geständnis abgelegt?" "Selbstverständlich nicht. Wohin denkst du?" antwortete Lady Lancaster ruhig. "Unsere Tochter ist sich dessen bewußt, dass eine solche Nähe allein verheirateten Paaren vorbehalten ist und wird sich selbst ihren Eltern gegenüber hüten, ein solches Ereignis offen einzugestehen. Ich weiß nicht mehr und nicht weniger als du, aber ich habe Marian genau beobachtet. Sie litt eindeutig an Liebeskummer und sehnte sich mit jeder Faser ihres Seins nach Robin, doch mehr als einmal sah ich einen geheimnisvollen Glanz in ihren Augen. Ist dir nicht auch ihr gesteigerter Appetit aufgefallen und wie oft sie sich des Morgens unwohl gefühlt hat?" Lord Lancaster schwieg eine zeitlang ernst und dachte über die Worte seiner Gemahlin nach. "Du magst mit deiner Vermutung durchaus Recht haben", gab er zu. "Es würde erklären, warum Marian sich so sehr von uns zurückgezogen hat und ganz plötzlich auf unbestimmte Zeit nach London reisen wollte. Sie muß bereits seit längerer Zeit um ihren Zustand gewußt haben und wollte mit allen Mitteln verhindern, dass wir etwas erfahren. Aber warum? Warum ist sie nicht zu uns gekommen und hat sich uns anvertraut?" "Kannst du dir den Grund nicht selbst denken?" fragte seine Gemahlin sanft. "Marian weiß nur zu gut um die Situation, in der sie sich als unverheiratete werdende Mutter befindet. Durch ihre Abreise wollte sie nicht nur unser Ansehen wahren, sondern auch ihr ungeborenes Kind beschützen." "Wahrscheinlich", stimmte er nachdenklich zu. "Ich frage mich, ob Robin etwas davon weiß. Solltest du wirklich Recht haben, ist es doch sein Kind, das Marian erwartet. Wir sollten uns auf dem schnellsten Weg an ihn wenden. Er ist der Einzige, der aufklären kann, was zwischen ihm und unserer Tochter wirklich geschehen ist." Gerade als der Lord diesen Satz vollendet hatte, trat ein Diener an sie heran und meldete, dass Robert Huntington soeben eingetroffen sei. Die beiden Eheleute wechselten einen verwunderten Blick, ließen ihren Gast jedoch hereinbitten. Kurz darauf betrat Robin ein wenig nervös den Saal. Nach wie vor war er sich nicht sicher, wie Marians Eltern ihn empfangen würden und das beunruhigte ihn noch immer. Respektvoll verneigte er sich vor dem Schlossherrn und seiner Gemahlin. "Seid gegrüßt, Robert Huntington", hob Lord Lancaster ernst, doch nicht unfreundlich zu Sprechen an. "Was führt Euch zu uns? Ich gebe zu, dass es mich verwundert, Euch hier zu sehen, denn nach allem, was ich von meiner Tochter hörte, sollt Ihr mit ihr abgeschlossen haben." Robin schluckte schwer, doch wie bitter es auch für ihn werden mochte, er war nicht gewillt, so kurz vor dem Ziel aufzugeben. "Meine Sehnsucht hat mich hergeführt", gestand er freimütig. "Glaubt mir, ich liebe Marian von ganzem Herzen und ich habe niemals aufgehört, sie zu lieben, ganz gleich, was geschehen ist. Zwar hat es lange, viel zu lange gedauert, bis ich mir über meine Gefühle klar wurde, doch ich bereue alles, was ich ihr angetan habe zutiefst. Wenn es ihr Wille ist, so will ich sie bitten, mich als meine Frau zurück nach Hause zu begleiten." Der Lord nickte und zum ersten Mal erschien ein Lächeln auf seinen Zügen. "Es freut mich, das zu hören", erwiderte er freundlich. "Doch leider ist Marian nicht hier. Bereits vor einigen Wochen ist sie nach London aufgebrochen, um ihre Freundin Cleo zu besuchen und wir wissen nicht, wann sie zurückkehren wird." Robin sah den Lord eine Weile fassungslos an und spürte gleichzeitig, wie eine Welle der Enttäuschung ihn erfasste. So nah hatte er sich seiner Geliebten geglaubt und nun war sie so viele Meilen weit entfernt! Der Augenblick der Schwäche ging jedoch vorüber und Robin wußte, was er zu tun hatte. Für Marian war ihm kein Weg zu weit! "Dann werde ich sofort nach London aufbrechen und Marian dort aufsuchen", sagte er entschlossen. "Ich muß sie sehen!" "Wir werden Euch begleiten", stimmte Lord Lancaster erfreut zu. "Doch bevor wir aufbrechen muß ich Euch eine sehr wichtige Frage stellen: habt Ihr jemals mit unserer Tochter das Bett geteilt, bevor sie Euch verließ?" Verlegen senkte der junge Mann den Kopf, zwang sich jedoch sofort wieder, dem Blick des Lords zu begegnen. "Ja, ich habe es getan", gestand er fest. "Und wenn es auch nicht richtig gewesen sein mag, ist es doch in Liebe geschehen. Ich hätte eine solche Nähe niemals von ihr erzwungen." Lord Lancaster nickte abermals. "Marian hat sich in letzter Zeit sehr eigenartig benommen", berichtete er dann. "Bis jetzt konnten wir den Grund dafür nur vermuten, doch nun wird mir endgültig alles klar. Wie es aussieht, erwartet sie dein Kind." Fortsetzung folgt... Kapitel 12: Auf dem richtigen Weg --------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 12: Auf dem richtigen Weg Robin fühlte sich, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Später wußte er nicht einmal mehr, wie er zurück in die Kutsche gekommen war, so sehr hielt die Eröffnung des Lords seine Sinne gefangen. Während er mit jeder Stunde, die verstrich, dem Ziel seiner Sehnsüchte ein Stück näher kam, hallten unaufhörlich seine Worte unaufhörlich in Kopf des jungen Mannes wider. Konnte es möglich sein? Erwartete Marian wirklich ein Kind von ihm? Und war es tatsächlich nur ein bloßer Zufall, dass ihn der König ausgerechnet jetzt, da Marian in London war, zu sich an den Hof befahl? Was wußte er über die ganze Sache? "Robin?" fragte Will schließlich, als es ihm gar zu unheimlich wurde, wie Robin unaufhörlich ins Leere starrte. "Was ist passiert? Seit du mit Marians Eltern gesprochen hast, hast du kein Wort mehr gesagt! Warum wollten sie uns unbedingt begleiten? Und warum um alles in der Welt ist Marian in London?" Wortlos hob Robin die Schultern und senkte den Blick. Natürlich schuldete er Will und den Mädchen die Wahrheit, doch wie sollte er ihnen das alles erklären? Zwar wußte er nicht einmal mit Sicherheit, ob seine Geliebte tatsächlich guter Hoffnung war, doch es würde auf jeden Fall das Beste sein, wenn sie noch vor ihrer Ankunft in London alles erfuhren. "Ich habe selbst nur einen Verdacht", gestand er hilflos. "Angeblich wollte Marian nach London reisen, um Cleo zu besuchen, aber das kann nicht der einzige Grund sein. Dafür ist sie viel zu schnell und unerwartet aufgebrochen. Nach allem, was ihre Eltern mir erzählt haben, sieht es so aus, als würde Marian ein Kind vom mir bekommen." Einen Augenblick herrschte atemlose Stille, doch dann legte sich ein strahlendes Lächeln auf die Gesichter der Drei. "Ich kann es kaum glauben!" rief Winniefred aufgeregt aus. "Robin wird Vater!" Überglücklich beugte sie sich vor und fiel ihrem Cousin um den Hals. Auch Barbara brach in laute Jubelschreie aus, doch Will bemerkte, dass Robin nach wie vor ernst aussah. Fast schien es, als berührte ihn diese freudige Aussicht überhaupt nicht. "Das sind wundervolle Neuigkeiten", meinte er vorsichtig. "Aber du scheinst dich nicht darüber zu freuen." Der besorgte Unterton in Wills Stimme ließ Robin endlich aus seinen t4üben Gedanken aufschrecken. Als Winniefred ihre Umarmung löste, stützte der junge Mann den Kopf in seine Hände und seufzte schwer. "Natürlich freue ich mich", entgegnete er leise. "Es kommt nur alles so plötzlich. Die ganze Zeit habe ich nur daran gedacht, Marian zurückzugewinnen und nun erfahre ich, dass es nicht nur um uns beide, sondern um eine ganze Familie geht. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll. Marian hatte Monate Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie bald Mutter wird, aber für mich ist der Gedanke, Vater zu werden, noch so neu." Robin hielt inne und seufzte schwer. "Aber das ist nicht alles", fuhr er dann mit unverhohlener Traurigkeit fort. "Am meisten weh tut mir der Gedanke, dass Marian nun bereits sechs Monate mein Kind unter dem Herzen trägt und es nicht für nötig gehalten hat, mit etwas zu sagen. Warum ist sie nicht zu mir gekommen? Immerhin bin ich der Vater und habe als solcher ein Recht, von unserem Baby zu erfahren. Warum tut sie mir so etwas an? Du hast doch selbst gesagt, sie würde mich lieben, Will!" Der Angesprochene hatte seinem Cousin die ganze Zeit schweigend zugehört und als dieser geendet hatte, legte er ihm beide Hände auf die Schultern. "Natürlich liebt sie dich, Robin", erwiderte er so ernst und eindringlich, wie Robin es niemals zuvor erlebt hatte. "Aber du hast es ihr in den letzten Monaten auch nicht gerade leicht gemacht. Wie sollte sie, da den Mut nehmen dir zu sagen, dass sie euer Kind erwartet? Sie mußte doch glauben, dass du ihr entweder sofort die Tür weisen oder sie nur aus Pflichtgefühl unterstützen würdest. Was hätte sie also tun sollen?" Betreten senkte Robin den Kopf. Einmal mehr wurde ihm schmerzhaft deutlich bewußt, dass er sie beide mit seinem kaltherzigen Verhalten nicht nur um viele kostbare Momente betrogen, sondern womöglich auch ihr Vertrauen für immer verspielt hatte. Schlussendlich war alles seine eigene Schuld. Doch Robin schwor sich, alles zu tun, um das Leid wiedergutzumachen, dass er ihr zugefügt hatte. Endlich wußte er, dass er auf dem richtigen Weg war. Marians Eltern hatten an ihrem Entschluss festgehalten, ebenfalls nach London zu reisen und waren zeitgleich mit Robin in einer zweiten Kutsche aufgebrochen. Im Stillen kam Lady Lancaster nicht umhin, sich zu wundern, mit welcher Gelassenheit ihr Gemahl, dass Marian allem Anschein nach ein uneheliches Kind bekam. Sie selbst hatte diese Erkenntnis anfangs schockiert, allerdings hatte sie sich längst an den Gedanken gewöhnt, als sie ihn aufklärte. "Ich muß gestehen, dass du mich erstaunst, Liebster", fasste sie sich nach einer Weile ein Herz. "Du nimmst die Tatsache, dass unsere Tochter unverheiratet und guter Hoffnung ist, sehr ruhig hin. Wenn ich ehrlich sein darf, hatte ich damit gerechnet, dass du darüber erzürnt sein würdest. Immerhin ist unsere Familie weithin bekannt und hat im ganzen Land Einfluss. Wir müssen auch an unser Ansehen denken." Lord Lancaster seufzte und schüttelte den Kopf, doch entgegen der Erwartung seiner Gemahlin spielte der Hauch eines Lächelns um seine Lippen. "Ich weiß", entgegnete er ruhig. "Du brauchst nicht zu glauben, ich hätte das alles nicht bedacht. Aber ganz gleich, in welche Schwierigkeiten sie sich gebracht haben mag, Marian ist und bleibt unsere Tochter und das Kind, das sie zur Welt bringen wird, ist auch unser Enkelkind. Außerdem hoffe ich nach wie vor auf eine Versöhnung zwischen ihr und Robin, denn für mich steht außer Frage, dass Marian ihn trotz allem noch immer liebt. Allein Robins Erscheinen auf unserem Schloss zeigt mir, wie aufrichtig auch seine Gefühle sind." Lady Lancaster nickte erleichtert. "Du hast Recht", antwortete sie merklich zuversichtlicher. "Aber was tun wir, wenn es keine Versöhnung zwischen den beiden gibt?" "Dann werde ich sowohl Marian als auch ihr Baby unter meinen Schutz nehmen und das Kleine öffentlich als mein Enkelkind anerkennen", erwiderte der Lord entschlossen. "Unsere Tochter mag leichtsinnig gehandelt haben, doch ihr Kind wurde in Liebe empfangen und ich bin bereit, das jedem ins Gesicht zu sagen, der schlecht über die beiden reden sollte. Was auch geschieht, wir halten zu ihr." "Ja, wir halten zu ihr", stimmte seine Gemahlin sanft zu. "Wir sind doch eine Familie." Insgeheim dachte sie ebenso wie ihr Gemahl und war aufrichtig gerührt, dass er so unerschütterlich hinter seiner Tochter stand. Zwar hatten sie beide Marian von Anfang an dazu erzogen, das Haus Lancaster eines Tages würdig zu vertreten, doch als ihr einziges Kind war sie auch immer irgendwie ihre Prinzessin gewesen. Es kam ihr beinah wie gestern vor, als sie Marian zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte. Sie konnte es kaum glauben, wie schnell ihr kleines Mädchen erwachsen geworden war. Und nun würde sie bald selbst Mutter werden! Im Stillen bete sie inbrünstig, dass das einstige Liebespaar wieder zueinander finden würde. Schließlich gehörten sie zusammen und das Baby brauchte seine Mutter und seinen Vater. Was in ihrer Macht stand, würde sie dafür tun, dass schwor sie sich. Fortsetzung folgt... Kapitel 13: Alte Zweifel, neue Hoffnung --------------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 13: Alte Zweifel, neue Hoffnung Während Robin sich mit jeder Stunde, die verstrich, dem Ziel seiner Sehnsüchte ein Stück weiter näherte, ahnte er noch nicht, wie ungeduldig und zugleich bange er bereits erwartet wurde. Marian und Cleo waren inzwischen an den Hof des Königs gezogen, um dort die Tage bis zu seinem Eintreffen abzuwarten. Die beiden hatten beschlossen, dass es das beste wäre, dort auf Robin zu warten, denn so konnte das Wiedersehen in Gegenwart des Königs stattfinden. Schließlich wußte keine von ihnen, wie er reagieren würde, wenn er den wahren Grund für seine weite Reise erfuhr und unerwartet seiner Geliebten gegenüberstand, die obendrein ein Kind von ihm trug. Cleo war überzeugt, dass König Richard die junge Frau in jedem Fall beschützen würde, sollte Robin zornig werden. Zwar hoffte sie nach wie vor auf ein glückliches Ende für die kleine Familie, doch sie wußte nur zu gut, dass dieses bevorstehende Zusammentreffen für beide Seiten nicht einfach werden würde. Wie würde Robin auf Marians Schwangerschaft reagieren? Was war geschehen, das sie zu ihrer Flucht veranlasst hatte? Was mußte sie ihm so dringend sagen? Auch Marian fühlte sich innerlich entzweigerissen, wenn sie an Robin dachte. Zwar schrie ihr Herz förmlich danach, wieder in seinen Armen zu liegen und seine Liebe zu spüren und es gab durchaus Stunden, in denen ihr die Freude auf das baldige Wiedersehen mit ihrem Geliebten vollkommen ungetrübt aus den Augen strahlte. Aber ebenso schnell konnten Angst und Zweifel wieder die Oberhand in ihrem Herzen gewinnen. Sie hoffte so sehr darauf, dass Robin sie anhören und ihr letztlich vergeben würde, doch sie war immer noch unsicher. Zu gut waren ihr sein liebloses Verhalten und der kalte, harte Blick aus seinen Augen noch in Erinnerung. Und dennoch... War es lediglich ihre Einbildung gewesen, die ihr einen Streich gespielt hatte oder hatte sie wirklich einen Hauch von Traurigkeit in seiner Stimme gehört? Dieser Gedanke ließ die junge Frau wieder einen Funken Hoffnung schöpfen. Wenn Robin wirklich traurig gewesen war, konnte das doch nur bedeuten, dass er, aller Kälte zum Trotz noch etwas für sie empfand. Bestimmt würde er ihr verzeihen, wenn sie ihm erst alles erzählt hatte. Falls er überhaupt kam... "Denkst du, Robin wird kommen?" fragte sie eines Abends, als die beiden Freundinnen wieder einmal, wie sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, zusammen in den Gärten des Schlosses saßen. "Es ist schon soviel Zeit vergangen und wir haben nicht einmal eine Nachricht von ihm." "Natürlich kommt er!" beteuerte Cleo lebhaft. "Du mußt einfach noch etwas Geduld haben. Eine so weite Reise braucht schließlich ihre Zeit und die Nachricht muß ihn auch erst erreichen. ber Robin wird kommen. Einen Befehl des Königs kann er nicht ignorieren." "Du hast Recht", gab Marian mit dem Anflug eines Lächelns zurück. "Hoffentlich beeilt er sich. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte, warten zu müssen." Cleo ließ ihre Freundin nicht aus den Augen, während sie sprach und so entging ihr weder das leichte Zittern in ihrer Stimme noch das ängstlich Flackern in ihren Augen. "Du hast immer noch Angst", stellte sie sanft fest. "Angst, dass Robin dir nicht glaubt. Angst, dass er dich nicht sehen will und dir am Ende umso mehr zürnen wird, wenn er erfährt, dass ihn der König lediglich unter einem Vorwand zu sich an den Hof gerufen hat." Marian nickte stumm. "Ja, ich habe Angst", gestand sie leise. "Sehr große Angst sogar. Früher dachte ich einmal, ich würde Robin kennen und wissen, wie er denkt und fühlt. Aber nach allem, was passiert ist, weiß ich überhaupt nicht mehr, welche Reaktion ich von ihm zu erwarten habe. Außerdem geht es nicht nur um mich." Bei diesen Worten legte die junge Frau beide Hände sanft auf ihren Bauch, als wollte sie das werdende Leben darin schützen. Sie freute sich darauf, bald Mutter zu werden, aber wie würde Robin sich verhalten, wenn er erfuhr, dass er Vater wurde? Wäre es für ihn ein Grund, ihr sein Herz wieder zu öffnen? Oder würde er das Baby ebenso ablehnen wie sie? Cleo folgte dem Blick ihrer Freundin und nickte ernst. "Ich kann mir gut vorstellen, wie dir zumute ist", erwiderte sie zugleich eindringlich und verständnisvoll. "Aber gerade um eures Kindes Willen mußt du die Begegnung mit Robin durchstehen, ganz gleich, wie alles ausgehen mag. Aber ich bin trotz allem fest davon überzeugt, dass er niemals aufgehört hat, dich zu lieben. Oft genug habe ich gesehen, wie er dich angesehen, dich berührt und dich in seinen Armen gehalten hat. So würde er nur mit der einen Frau umgehen, die er aus tiefstem Herzen liebt und von der er sich wünscht, dass sie glücklich ist. Außerdem darfst du nicht vergessen, was für ein kostbares Geschenk du unter dem Herzen trägst. Vielen Liebenden bleibt dieses Glück verwehrt oder sie müssen zumindest sehr viel Geduld aufbringen, doch bei euch beiden genügte eine einzige Nacht und du hast sein Kind empfangen. Gibt es für dich einen besseren Beweis, dass ihr füreinander bestimmt seid?" "Nein", gab die junge Frau zu und endlich erhellte wieder ein zaghaftes Lächeln ihr Gesicht. Die Worte ihrer Freundin machten ihr Mut. Ihr Baby war die Segnung ihrer Liebe und durch dieses winzige Leben, das in ihr heranwuchs, würde sie auf ewig mit Robin verbunden sein. "Ich werde um seine Liebe kämpfen. Für unser Kind." Die beiden Frauen schwiegen eine zeitlang, jede ihren eigenen Gedanken nachhängend. Erst nach einer Weile fand Cleo den Mut, eine Frage auszusprechen, die sie bereits seit längerer Zeit beschäftigt hatte. "Was ist mit deinen Eltern?" fragte sie vorsichtig. "Wirst du ihnen von deinem Baby erzählen?" Marian nickte entschlossen. "Das werde ich", antwortete sie fest. "Früher oder später werde ich meinen Eltern gegenübertreten müssen. Es wäre nicht richtig, ihnen ihr Enkelkind vorzuenthalten. Eigentlich hätte ich ihnen die Wahrheit schon vor Monaten sagen müssen." Bei diesen Worten dachte die junge Frau voller Wärme und Dankbarkeit an ihr Elternhaus, das sie vor fast drei Monaten Hals über Kopf verlassen hatte. Ihre Eltern hatten ihr so unendlich viel Liebe und Verständnis entgegengebracht und ihr in der schwersten Zeit ihres Lebens nach Kräften beigestanden. Sicher würden sie verstehen, dass ihr Baby in Liebe empfangen worden war und dass sie sich dem einen Mann hingegeben hatte, dem ihr Herz gehörte. Sicher würden sie ihr einziges Kind nicht verstoßen, aber sollte es wider Erwarten zum Schlimmsten kommen, würde sie das Angebot des Königs annehmen und in London bleiben. Auf jeden Fall würde sie dafür sorgen, dass ihr Kleines behütet und geliebt aufwachsen konnte. Es war vielleicht kein einfacher Weg, der vor ihr lag, aber sie wußte, dass sie nicht allein war. Cleo hatte ihr in den vergangenen Wochen unaufhörlich zur Seite gestanden und würde es auch weiterhin tun. Auch am Hof hatte sich die Nachricht schnell verbreitet, dass siee in der Gunst des Königs stand und niemand würde es wagen, schlecht über sie oder ihr Baby zu sprechen. "Die Aussprache mit deinen Eltern wird vielleicht nicht einfach für dich werden", meinte Cleo, die die Gedanken ihrer Freundin erriet nach einer Weile sanft. "Aber mach dir darum keine Sorgen. Wenn Robin erst hier ist und die Wahrheit kennt, wird er ganz sicher mit dir zusammen vor deine Eltern treten. Alles wird gut, das weiß ich." "Ich hoffe es", flüsterte Marian und es klang beinah flehend. "Ich wünsche es mir so sehr." Fortsetzung folgt... Kapitel 14: Eine lange befürchtete Begegnung -------------------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 14: Eine lange befürchtete Begegnung Voller Ungeduld blickte Robin aus dem Fenster der Kutsche in den langsam dunkler werdenden Abendhimmel. Fast zwei Wochen war er jetzt unterwegs und kam seinem Ziel nun endlich näher. Getrieben von seiner Sehnsucht hatte er mehr als einmal darauf bestanden, die Nacht hindurch weiterzufahren und notdürftig in der Kutsche geschlafen. Nur wenn Will und die Mädchen ihn gar zu sehr bedrängt hatten, hatte er wiederstrebend in eine Rast eingewilligt. Bei jeder unfreiwilligen Verzögerung war der Schmerz in seinem Herzen schlimmer geworden und nun, da die ersten Häuser Londons in der Ferne auftauchten, konnte er es kaum mehr aushalten. Doch sie würden den Königshof wohl kaum vor Einbruch der Nacht erreichen und er würde sich wohl oder übel bis zum nächsten Morgen gedulden müssen, bis er seine Liebste wiedersah. So viele Stunden, die sie noch voneinander trennten! Dabei waren sie einander schon so nah! Ein gequältes Seufzen entkam Robins Lippen bei diesem Gedanken. Wenigstens konnte er die einsamen Nachtstunden nutzen und sich überlegen, was er sagen wollte, wenn er ihr gegenüberstand. Er mußte sie zurückgewinnen! Er mußte es einfach schaffen! Zur selben Zeit stand Marian eine lange befürchtete Begegnung bevor. Wie gewohnt begab sie sich an diesem Abend mit Cleo zu den Privatgemächern des Königs, um gemeinsam mit ihm zu speisen. Er hatte die beiden Freundinnen gerne um sich und freute sich jeden Tag erneut auf die ruhigen Abendstunden, in denen sie gemeinsam an ihre Zeit im Sherwood Forest zurückdenken konnten. Trotz Cleos Beistand fühlte sich Marian noch immer unbehaglich, wenn sie in großer Gesellschaft speisen mußte und bildete sich an, dass alle Blicke nur auf sie gerichtet waren. Umso dankbarer war sie für die Einladung des Königs, mit ihm und Cleo in seinen Gemächern zu Abend zu essen. Dort fühlte sie sich geborgen und ihre anfängliche Scheu schwand bald. Außerdem erinnerte die warme, ungezwungene Atmosphäre sie mehr als einmal an die kurze Zeit des Glücks, die ihr auf Schloss Huntington zuteil geworden war. An diesem Abend kam jedoch alles anders. Kaum waren die beiden Frauen in den Salon getreten, als Marian plötzlich wie angewurzelt stehenblieb. Im ersten Moment traute sie ihren Augen nicht: am Fenster direkt gegenüber der Tür, durch die sie eingetreten waren, stand Gilbert! Wie sie bei ihrer ersten oberflächlichen Betrachtung feststellte, hatte er sich seit ihrer letzten Begegnung kaum verändert. Er trug die Uniform, die ihn als Ritter des Königs erkenntlich machte und seine Haltung war stolz und aufrecht. Das dichte bordeauxfarbene Haar fiel glatt über seine Schultern und auch sein Blick war genauso intensiv, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Bei näherem Hinsehen erkannte sie jedoch deutliche Anzeichen von Erschöpfung in den Zügen ihres treuen Freundes und erinnerte sich, welche lange Reise hinter ihm lag. Alle diese Eindrücke nahm sie in einem Augenblick wahr, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Nun war es also soweit. Der Moment, vor dem sie sich gefürchtet hatte, seit sie in London angekommen war, war gekommen. Zweifellos würde sie Gilbert nun Rede und Antwort stehen müssen, denn ihr Zustand war für ihn nicht zu übersehen und er würde nicht lange darüber nachdenken müssen, wer der Vater ihres Kindes war. Wie würde er reagieren, wenn er die Wahrheit erfuhr? Bevor jedoch einer der beiden ein Wort sagen oder eine Frage stellen konnte, rettete Cleo vorläufig die Situation. "Gilbert!" rief sie erstaunt aus, lief freudestrahlend auf ihren Bruder zu und fiel ihm um den Hals. "Was für eine Überraschung! Ich hatte dich nicht so bald zurückerwartet!" "Meine Geschäfte in Lincoln waren schneller erledigt, als ich es geplant hatte", erklärte er und war offensichtlich erfreut über die herzliche Begrüßung seiner Schwester. "Und du hast es nicht für nötig gehalten, deine Schwester zu begrüßen", neckte sie ihn liebevoll. "Ich bin gerade erst angekommen", entgegnete er lächelnd. "Zuerst mußte ich dem König Bericht erstatten. Außerdem wußte ich nicht, dass ich dich hier antreffen würde. Ich nahm an, du wärst zuhause." Bei diesen Worten wanderte sein Blick zu Marian, die verunsichert in der Tür stand und augenscheinlich nicht wußte, wie sie sich verhalten sollte. Zum ersten Mal, seit sie zusammen mit seiner Schwester den Salon betreten hatte, schaute er die junge Frau richtig an. Sie erschien ihm genauso schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Ihre blauen Augen erinnerten ihn an einen wolkenlosen Sommerhimmel und ihr goldenes Haar floss voll und weich über ihren Rücken und betonte ihre weiße Haut, wie Sonnenlicht, das auf Schnee fiel. Mehr noch als ihre bloße Anwesenheit überraschte Gilbert die Tatsache, dass sie guter Hoffnung war. Selbst das weit geschnittene Kleid, das ihren Körper sanft umschmeichelte, vermochte die deutliche Rundung ihres Leibes nicht zu verbergen. Schon vor einigen Monaten war ihm zu Ohren gekommen, dass aus ihr und Robin ein Paar geworden war und auch die tiefen Gefühle der beiden füreinander waren für ihn nie ein Geheimnis gewesen. Aber warum war sie dann in London? Trotz der verwirrenden Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, konnte Gilbert seine Überraschung jedoch gut verbergen und trat mit einem warmen Lächeln auf die junge Frau zu. "Marian", begann er freundlich. "Ich freue mich, dich wiederzusehen. Was führt dich nach London?" Zuerst wußte die junge Frau nicht, was sie sagen sollte, so groß war die Überraschung über Gilberts unerwartetes Auftauchen. Früher oder später würde sie ihm ohnehin die Wahrheit sagen müssen, doch der Salon des Königs war wohl kaum der geeignete Ort dafür. "Ich wollte Cleo für einige Zeit besuchen", wich sie aus, konnte jedoch ein leichtes Zittern in ihrer Stimme nicht verbergen. "Wir haben uns in letzter Zeit oft geschrieben und ich wollte ihr Gesellschaft leisten, solange du auf Reisen bist." Gilbert hob in er Geste der Verwunderung die Augenbrauen und Marian spürte deutlich, dass er ihr kein einziges Wort glaubte. Trotzdem sagte er sagte er nach wie vor nichts und ließ die Sache mit einem Nicken auf sich beruhen. "Wie ich sehe, erwartest du ein Kind", fuhr er sanfter fort. "Das freut mich für dich. Und auch für Robin. Hat er dich nicht begleitet?" Die junge Frau schüttelte den Kopf und blickte traurig zu Boden. "Ich habe Robin schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen", gab sie leise zu. "Aber das ist eine lange Geschichte." Obwohl sie weiterhin beharrlich zu Boden blickte, konnte sie Gilberts Verwirrung förmlich spüren. Wie sollte er auch aus ihrer mehr als dürftigen Auskunft schlau werden? "Ich verstehe", sagte er nach einer Weile und seufzte ergeben. "Wenn es dir recht ist, dann sprechen wir später über alles." Marian schluckte schwer, zwang sich jedoch zu einem Lächeln. Schließlich hatte sie immer gewußt, dass dieser Augenblick früher oder später kommen würde. "Ja", stimmte sie zu. "Später." Das Abendessen verlief für Marian alles andere als angenehm. Während König Richard und Gilbert in ein angeregtes Gespräch über die Ereignisse in Lincoln vertieft waren, hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Ihr Magen krampfte sich vor Nervosität förmlich zusammen und jeder Bissen drohte, ihr im Halse stecken zu bleiben. Insgeheim wünschte sie sich fast, der Abend würde niemals zu Ende gehen, aber natürlich wurde ihr dieser Wunsch nicht gewährt. Viel zu bald ließ der König die Tafel aufheben und zog sich zurück. Marian meinte, vor Aufregung müßte ihr Herz zerspringen, als sie mit Cleo und Gilbert in ihre Gemächer zurückkehrte. Innerhalb weniger Minuten mußte sie ihm Rede und Antwort stehen. Für einen Moment war sie ernsthaft versucht, Müdigkeit vorzutäuschen und sich zur Ruhe zu begeben. Aber sie konnte Gilbert nicht für alle Zeiten aus dem Weg gehen. Außerdem hatte sie ihm versprochen, noch an diesem Abend mit ihm zu sprechen und als Frau von Ehre mußte sie ihr Versprechen halten, ganz gleich, wie bitter es für sie werden mochte. "Du hast Robin verlassen!?" Mit gesenktem Kopf saß Marian auf ihrem Bett in dem Gastgemach, das sie bewohnte, während Gilbert ihr gegenüberstand und sie fassungslos ansah. "Aber warum denn nur? Du trägst sein Kind unter dem Herzen! Wie konntest du nur...?" "Weil ich keinen anderen Ausweg mehr wußte!" rief die junge Frau verzweifelt aus. "Robin hat mich kaum mehr eines Blickes gewürdigt und blieb unversöhnlich, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und zu meinen Eltern zurückgekehrt bin." "Was hast du auch anderes erwartet?" entgegnete Gilbert aufgebracht. "Hast du wirklich geglaubt, Robin würde dich wieder mit offenen Armen aufnehmen? Soll er dich so behandeln, als wäre nichts passiert, nach allem, was du ihm angetan hast? er hat dich so sehr geliebt und du...du...hast ihm das Herz gebrochen! Und was noch schlimmer ist: du erwartest ein Kind von Robin und willst es großziehen, ohne ihm auch nur ein Wort zu sagen." Er lachte kurz und hart auf, ein Laut, der die junge Frau erschrocken zusammenfahren ließ. So kalt und hart war Gilbert noch nie zu ihr gewesen. Früher war er ihr immer ein treuer Freund und Beschützer gewesen und hatte sich ihr gegenüber nie anders als ritterlich verhalten. Nun jedoch stand er beinah drohend vor ihr - nicht mehr wie ein Anbeter sondern wie ein Richter. Tief im Innersten konnte sie es ihm nicht einmal verdenken. Alles, was er ihr vorwarf, entsprach der Wahrheit. "Das will ich nicht", entgegnete sie ruhig und ohne sich anmerken zu lassen, wie aufgewühlt sie innerlich war. "Der König hat Robin auf meine Bitte hin bereits eine Botschaft geschickt und ihn zu sich gerufen. Sobald er hier ist, will ich ihm alles erzählen, auch warum ich ihn damals verlassen habe." Gilbert nickte stumm und für einen Moment glaubte Marian, einen Hauch von Bewunderung in seinen Augen zu erkennen. Trotzdem blieb er so hart und unversöhnlich wie zuvor. "Wenn Robin wirklich kommt", murmelte er wie zu sich selbst. "Und wenn er dir verzeiht, dann muß er dich sogar noch mehr lieben als sein eigenes Leben. "Für meinen Teil glaube ich nicht, dass ich einer Frau verzeihen könnte, die sich mir hingibt und mir die unsterbliche Liebe beteuert, nur um mich dann..." "Gilbert, es reicht jetzt!" fiel Cleo ihrem Bruder erbost ins Wort. "Marian hatte ihre Gründe, die sie so handeln ließen und der erste, der sie erfährt, sollte Robin sein. Wie du gerade selbst gesagt hast, liebt er sie mehr als sein Leben und deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass er kommen wird. Glaub mir, Marian hat in den vergangenen Monaten einiges durchgemacht und braucht eher Beistand als Vorwürfe. Außerdem sollte sie sich in ihrem Zustand möglichst nicht aufregen und dein Verhalten ist dabei nicht gerade hilfreich!" Einen endlos erscheinenden Moment schaute Gilbert seine Schwester fassungslos und aufrichtig schockiert an. So entschieden, regelrecht streng hatte Cleo noch nie mit ihm gesprochen! Wenn er noch einmal darüber nachdachte, erkannte er sich selbst nicht mehr wieder. Wie konnte er Marian, die Frau, der einmal sein Herz gehört hatte und die er mit seinem Leben beschützen würde, nur so grob behandeln? Sein ungehobeltes Verhalten war ihm schlichtweg ein Rätsel. "Verzeiht mir", murmelte er nach einer Weile beschämt. "Ich weiß selbst nicht, was über mich gekommen ist. Wahrscheinlich bin ich nur müde." Er wünschte den beiden eine gute Nacht und verließ dann das Gemach. Sobald ihr Bruder die Tür hinter sich geschlossen hatte, legte Cleo ihrer Freundin, die noch immer beschämt zu Boden blickte, in einer tröstenden Geste den Arm um die Schultern. "Mach dir keine Sorgen", meinte sie aufmunternd. "Gilbert hat es ganz bestimmt nicht so gemeint. Deine Eröffnung hat ihn einfach nur überrascht. Wenn er noch einmal über alles nachgedacht hat, wird er ganz anders über die Sache denken." Nun endlich sah Marian auf und brachte sogar den Anflug eines Lächelns zustande. "Um ehrlich zu sein", erwiderte sie leise, "hatte ich ernsthaft befürchtet, Gilbert würde Robin zu einem Duell fordern, wenn er erfährt, was zwischen uns vorgefallen ist. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ICH diejenige sein würde, gegen die sich sein Zorn richtet." Sie schüttelte den Kopf. "Aber ich bin auch erleichtert, dass alles so gekommen ist. Ich hätte es kaum über mich gebracht, Gilbert erneut abzuweisen, wenn er mich um meine Hand gebeten hätte." "Mein Bruder wird bald wieder zu sich kommen und sein vorschnelles Urteil bereuen", beteuerte Cleo sanft. "Mach dir keine Sorgen mehr und reg dich nicht auf. Du mußt auch an das Baby denken." "Ich denke an kaum etwas anderes", erwiderte Marian mit einem verträumten Lächeln. Kurz darauf entkam ein sehnsüchtiges Seufzen ihren Lippen. "Oh Robin, wenn du doch nur bei mir wärst!" Fortsetzung folgt... Kapitel 15: Wieder vereint -------------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 15: Wieder vereint In dieser Nacht lag Marian noch lange wach und starrte gedankenverloren hinauf an den reich verzierten Himmel ihres Bettes. Die Ereignisse des vergangenen Abends, insbesondere Gilberts Reaktion, hatten sie erschreckt und zutiefst verunsichert. Im Stillen hatte sie sich immer nur davor gefürchtet, dass er sie, um ihre Ehre zu wahren, um ihre Hand bitten würde und sie ihn dann erneut hätte abweisen müssen. Beinah hatte sie damit gerechnet, dass er Robin persönlich aufsuchen und um ihretwillen eine Fehde vom Zaun brechen würde. Nicht einmal im Traum hätte sich die junge Frau vorstellen können, dass Gilbert sich von ihr abwenden und sich auf Robins Seite stellen würde. Sie hatte immer geglaubt, ihn gut genug zu kennen um zu wissen, wie er über eine bestimmte Sache dachte, doch nun erkannte sie ihren treuen Freund und Beschützer nicht wieder. Zwar hatte Cleo, die an diesem Abend noch lange bei ihr geblieben war, um sie zu trösten, ihr versichert, dass Gilbert seinen Wutausbruch bereuen würde, wenn er noch einmal in Ruhe über alles nachgedacht hatte. Marian jedoch begann sich innerlich bereits mit dem Gedanken abzufinden, dass dies das Ende ihrer Freundschaft war. Aber noch schlimmer war, dass seine Worte ihre bis dahin mühsam unterdrückten Zweifel erneut wachgerufen hatten. War Robins Liebe stark genug, um ihr zu verzeihen? Würde er sie überhaupt anhören? Nachdem sie sich mehrere Stunden vergeblich bemüht hatte einzuschlafen, hielt es Marian nicht länger im Bett. Sie stand auf, schlüpfte in ihre Schuhe und legte sich einen warmen Mantel um die Schultern. Mit leisen Schritten verließ sie ihr Gemach und machte sich auf den Weg in den Rosengarten, in dem sie zuvor so oft gemeinsam mit Cleo die Nachmittage verbracht hatte. Die friedvolle Atmosphäre und das Gefühl der Abgeschiedenheit hatten ihr bislang immer geholfen, ihre Ängste und Zweifel zumindest vorübergehend zu vergessen. Vielleicht würde sie dort endlich zur Ruhe kommen. Noch immer tief in Gedanken versunken trat sie durch den Torbogen, der in die Gärten führte, blieb aber schon im nächsten Moment wie angewurzelt stehen. Wie gebannt hing ihr Blick an einer ihr schmerzlich vertrauten Gestalt, die am Rand eines kleinen Springbrunnens saß. Ein einziges Wort kam in einem atemlosen Flüstern über ihre Lippen: "Robin." Kurz vor Einbruch der Nacht war Robin mit seinen Begleitern am Hof eingetroffen und sie alle waren in den Gastgemächern des Palastes untergebracht worden. Doch obgleich ihn die lange Reise ermüdet hatte, war der junge Mann nicht zu Bett gegangen, denn er hatte gewußt, dass er keinen Schlaf finden würde. Unfähig, seine innere Unruhe zu bezähmen, war er stundenlang in seinem Gastgemach auf und ab gelaufen. Seine ganzen Gedanken galten Marian. Lange hatte er nach ihr gesucht und weit war er gereist, um sie wiederzusehen. Und nun, wo er ihr endlich so nah war, durfte er nicht zu ihr. Verzweifelt hielt der junge Mann in seinem unruhigen Umherlaufen inne und vergrub das Gesicht in den Händen. Der Gedanke, dass die Frau, der sein Herz gehörte, ihm so nah war - vielleicht nur wenige Türen von ihm entfernt - und er sich dennoch in Geduld üben mußte, bis er sie wieder in seine Arme schließen konnte, brachte ihn fast um den Verstand. Er mußte sie sehen, mußte wissen, ob sie ihm alles verzeihen konnte, was er ihr angetan hatte. Wenn es keinen anderen Weg gab, würde er sie sogar auf den Knien anflehen, ihm zu vergeben und mit ihm nach Schloss Huntington zurückzukehren. Auch Wills Worte, die er sich wieder und wieder in Erinnerung rief, konnten die Zweifel, die sein Herz bedrückten, nicht beschwichtigen und aller Sehnsucht zum Trotz fürchtete er sich er sich auch etwas vor der morgigen Begegnung. Wenn er die Situation nun falsch deutete und der König ihn aus einem anderen Grund zu sich gerufen hatte? War es vielleicht reiner Zufall, dass Marian sich zur selben Zeit in London aufhielt, als er jene schicksalhafte Botschaft erhalten hatte? Hatte sie am Ende gar keine Ahnung, wie nah er ihr war? Oder hatte der König dieses Zusammentreffen gegen ihren Willen arrangiert und würde ihm befehlen, sie zu heiraten, um ihr Schande zu ersparen? In Gedanken ging Robin den Verlauf ihres Zusammentreffens in allen Möglichkeiten durch: eine Marian, die ihm freudestrahlend in die Arme fiel, die sich ihm gegenüber zurückhaltend verhielt und sich nur dem Befehl des Königs ergab oder eine Marian, die nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte und ihn kalten Herzens abwies. Doch ganz gleich, wie es ausging, er mußt endlich die Wahrheit wissen, wie bitter sie auch für ihn werden mochte. Nachdem Robin etwas mehr als drei Stunden in seinem Gemach auf und ab gelaufen war, hielt er das Warten nicht länger aus. In den steinernen Mauern fühlte er sich regelrecht eingesperrt, sie umdrängten ihn und nahmen ihm die Luft zum Atmen. Er mußte hinaus und zwar sofort! Mit einem Mal fiel ihm der Rosengarten ein, an dem er vorbeigegangen war, als er zu seinem Gemach geführt worden war. Ein ruhiger, abgeschiedener Ort war genau das, was er jetzt brauchte. Die frische Luft würde ihm guttun und vielleicht würde es ihm dort gelingen, seine wirren Gedanken zur Ruhe zu bringen. Seine Entscheidung war gefallen. Auf leisen Sohlen verließ Robin das Gemach und ging zielstrebig in Richtung der Gärten. Der kühle Nachtwind strich durch sein Haar wie eine sanfte Liebkosung, als er durch den Torbogen hinaus ins Freie trat und der süße Duft der Rosen umgab ihn. Mit langsamen, beinah andächtigen Schritten ging er über das Gras zu einem kleinen Springbrunnen, der von einer üppig wuchernden Rosenhecke umgeben war. Das im silbernen Schein des Mondlichts glitzernde Wasser zog den jungen Mann unwiderstehlich an. Er trat näher, setzte sich auf den steinernen Rand und tauchte eine Hand ins Wasser. Das leise Plätschern und das kühle Nass, das über seine Haut rann, beruhigten ihn und ließen ihn seine quälenden Ängste für kurze Zeit vergessen. Für den Augenblick dachte er nicht mehr daran, was der kommende Tag bringen mochte und genoss einfach die friedliche Stille, die ihn umgab. Lebendige Bilder aus der Vergangenheit stiegen in ihm auf. An jenem Abend, als er Marian seine Liebe gestanden hatte, hatten die Rosen in den Gärten von Schloss Huntington genauso süß geduftet, wie sie es hier taten. War das vielleicht ein gutes Zeichen? Gab es doch noch ein gemeinsames Glück für sie beide? "Robin?" Eine leise Stimme durchbrach die Stille in den Gärten und rief so sehnsüchtig nach ihm, dass sich das Herz des jungen Mannes schmerzhaft zusammenzog. Diese Stimme hätte er unter tausen anderen wiedererkannt. Trotzdem meinte er zuerst, er könnte seinen Ohren nicht trauen. Konnte es wirklich wahr sein...? Zögernd und mit vor Aufregung heftig schlagendem Herzen wandte Robin sich um - und erstarrte. Es war keine Einbildung seiner eigenen Sehnsucht gewesen. Nur wenige Schritte von ihm entfernt stand Marian! Im ersten Moment war er unfähig, sich zu rühren und konnte die junge Frau nur ungläubig ansehen. Fast hatte er vergessen wie schön sie war: das lange blonde Haar fiel in goldenen Wellen bis über die Hüften und das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen, die so blau waren, wie ein wolkenloser Sommerhimmel. Lange und innig ruhte sein Blick auf ihrem engelsgleichen Gesicht und wanderte dann langsam an ihrem Körper hinab, bis er an ihrem Bauch hängenblieb, dessen deutliche Rundung auch ihr weit geschnittenes Gewand nicht länger zu verbergen vermochte. Bei diesem Anblick spürte Robin, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Also hatten Lord und Lady Lancaster mit ihrer Ahnung Recht gehabt. Marian trug wirklich sein Kind! Ihr gemeinsames Kind! Er würde bald eine Familie haben! Vor unbändiger Freude wäre er am liebsten aufgesprungen, hätte sie in die Arme geschlossen und ihr mit den Lippen das Geheimnis seines Herzens anvertraut. Nur die Erkenntnis, dass er nicht wußte, wie sie über ihr unerwartetes Zusammentreffen empfand, hielt ihn zurück. Schließlich wollte er sie in ihrem Zustand nicht aufregen. Also begnügte er sich für den Moment widerwillig damit, in ihre tiefen blauen Augen zu schauen und sie mit stumm flehenden Blicken um Vergebung zu bitten. In den Gärten war es so still, als hätte die Welt selbst den Atem angehalten. Sogar das leise Rauschen des Nachtwindes war verstummt. Noch immer stand Marian wie erstarrt und wußte nicht, was sie sagen oder tun sollte. Wie sie sich das Wiedersehen mit Robin auch vorgestellt hatte, sie war nicht darauf gefasst gewesen, ihn mitten in der Nacht in den königlichen Gärten anzutreffen! Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er genauso überrascht wie sie. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass sie der Grund für die weite Reise war, die er hatte auf sich nehmen müssen? Wäre er überhaupt gekommen, wenn er die Wahrheit gekannt hätte? Und warum sagte er nichts? Wollte er sie am Ende gar nicht sehen? Unter Robins prüfendem Blick wurde der jungen Frau langsam umbehaglich zumute und sie mußte ihren ganzen Mut zusammennehmen, um nicht auf dem Absatz kehrtzumachen und sich in ihrem Gemach zu verstecken. Regungslos blieb sie stehen und sah ihren Geliebten einfach nur an. Als sich endlich ihre Blicke trafen, stockte ihr der Atem. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie traurig, beinah flehend und mit welcher Wärme er sie anschaute. In diesem Moment wußte sie, dass dies nicht mehr jener Robin war, der ihr mit Kälte und Zorn begegnet war, sondern "ihr" Robin, der sie liebte und ihr an einem wunderschönen Sommerabend vor langer Zeit sein Herz zu Füßen gelegt hatte. Diese Erkenntnis erleichterte sie so sehr, dass ihr Tränen in die Augen stiegen und glitzernde Spuren über ihre Wangen zogen, ohne dass sie es merkte. "Robin", hauchte sie erstickt und als sie dieses eine Wort hervorgebracht hatte, löste sich Robin endlich aus seiner Erstarrung. Mit wenigen Schritten war er bei ihr, schloss die Arme um sie und zog sie in eine beschützende Umarmung. "Marian", flüsterte er sanft. "Endlich habe ich dich gefunden. Du ahnst nicht, wie sehr ich mich nach dir gesehnt habe." Nun gab auch Marian ihre letzte Zurückhaltung auf, lehnte sich an seine Brust und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Stoff seines Hemdes. "Robin", schluchzte sie. "Bitte verzeih mir! Es tut mir alles so leid! Glaub mir, ich wollte dich nicht verlassen, aber..." "Shh", unterbrach er sie zärtlich. "Ganz gleich, was geschehen ist, ich habe dir längst verziehen. Ich bin es, der dich um Vergebung bitten muß und nicht umgekehrt. Was hättest du anderes tun sollen, als mich zu verlassen, nachdem ich so unausstehlich zu dir war? Ich kann verstehen, dass dir unser Zusammenleben unerträglich geworden war. Aber ich habe nicht einen einzigen Augenblick aufgehört, dich zu lieben, auch wenn es vielleicht so aussah. Deine Flucht hat mich doch nur deshalb so sehr verletzt, weil du mir so unendlich viel bedeutest und daran wird sich niemals etwas ändern. Ich liebe dich mehr als mein Leben, Geliebte, dich und unser Kind. Ich möchte immer bei euch sein und für euch sorgen. Deshalb bitte ich dich, verzeih mir und komm mit mir nach Hause." Marian hatte ihrem Liebsten atemlos und mit vor Aufregung heftig schlagendem Herzen zugehört. Im ersten Moment konnte sie das Geschehene kaum begreifen. Robin hatte ihr verziehen und wollte mit ihr nach Schloss Huntington zurückkehren. Aus ihnen würde doch noch eine richtige Familie werden. Nach einer kleinen Ewigkeit hob sie den Kopf und als sie die Wahrheit seiner Worte auch in seinem Blick bestätigt sah, schwoll ihr das Herz vor Glück, bis sie meinte, es müßte zerspringen. Das alles war kein Traum. Ihr geliebter Robin war wieder bei ihr und hielt sie in seinen Armen. "Ich verzeihe dir", hauchte sie. "Und ich werde mit dir nach Hause kommen. Ich kann nicht anders. Ich liebe dich doch auch so sehr." Erleichtert drückte Robin seine Liebste an seine Brust und vergrub das Gesicht in ihrem weichen, duftenden Haar. Vor Glück und Stolz hätte er die ganze Welt umarmen mögen. "Marian", flüsterte er sanft. "Oh mein Liebling. Du ahnst nicht, wie glücklich du mich machst." Noch lange fuhr er fort, sie zu halten und ihr süße Zärtlickeiten ins Ohr zu flüstern, während beide von einer unendlichen Erleichterung durchflutet wurden. Sie hatten einander wieder. Fortsetzung folgt... Kapitel 16: Traute Zweisamkeit ------------------------------ Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 16: Traute Zweisamkeit Keiner der beiden hätte später sagen können, wie lange sie eng umschlungen in den königlichen Gärten standen. Zu sehr waren sie in dem Gefühl der Geborgenheit versunken und genossen die Nähe und Wärme des anderen. Marian lehnte mit geschlossenen Augen an Robins Brust und lauschte dem Klang seines Herzens, das kräftig und beruhigend an ihrer Wange pochte. Einmal mehr wurde ihr bewußt, wie sehr sie diesen Mann doch liebte.So lange hatte sie sich nach diesem Augenblick gesehnt und nun war die Zeit der Einsamkeit endlich vorbei. Ihr geliebter Robin war wieder bei ihr. Niemals wieder würde sie so töricht sein, ihn zu verlassen und so seine Liebe leichtsinnig aufs Spiel zu setzen. Auch Robin war selig vor Glück, als er seine Liebste an sich gedrückt hielt und ihre Nähe fühlte. Während der langen Monate der Trennung hatte er sich unaufhörlich einzureden versucht, dass er nichts mehr für sie empfinden würde und dass sie ihn dafür zu tief verletzt hätte. Trotzdem war kein Tag vergangen, an dem er nicht an sie gedacht hatte. Ohne sie war Schloss Huntington ein düsterer, einsamer Ort und jeder Tag war ihm so lang erschienen, wie ein ganzes Jahr. Er war froh, dass sie die wohl schwerste Prüfung ihrer Liebe überstanden hatten. Er hielt die Frau in den Armen, die er mehr als sein Leben liebte und ganz gleich, was geschah, er würde sie niemals mehr gehen lassen. Es mochten nur wenige Augenblicke oder auch mehrere Stunden vergangen sein, in denen die Liebenden in inniger Umarmung verharrten und alles um sich herum vergaßen. Der zärtliche Moment wurde jedoch jäh unterbrochen, als Robin spürte, wie Marian kaum merklich zusammenfuhr und ein leises Keuchen nicht unterdrücken konnte. "Was hast du?" fragte er besorgt und löste sich weit genug von ihr, um ihr in die Augen sehen zu können. "Fehlt dir etwas? Hast du Schmerzen?" Die junge Frau schüttelte den Kopf und zu seiner Beruhigung sah sie zwar überrascht, aber nicht schmerzgepeinigt aus. "Keine Angst", beschichtigte sie seine Ängste lächelnd. "Mir geht es gut. Unser Kleines ist nur gerade aufgewacht." Diese Worte lenkten Robins Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf ihren deutlich gerundeten Leib, den sie nicht länger verbergen konnte. In diesem Moment sah er seine Liebste mit ganz anderen Augen und sie erschien so schön wie nie zuvor: rund mit seinem Kind, eine Blüte, die die Last einer Knospe trug. Langsam, beinah erfürchtig streckte er die Hand aus, um sie sanft auf ihrem Bauch ruhen zu lassen. Gleich darauf weiteten sich seine Augen erstaunt, als seine Geste mit einem kräftigen Tritt beantwortet wurde. Sein Blick flog zu Marian, die ihm ein zaghaftes Lächeln schenkte. "Ja", sagte sie verlegen. "Das ist dein Baby. Unser Baby." "Unser Baby", wiederholte er halb ungläubig. Dann fiel er in Schweigen und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit den Bewegungen des Ungeborenen unter seiner Hand. Nachdem er angesichts des Wiedersehens mit seiner Geliebten in einem Strom des Glücks versunken war und darüber den Gedanken an ihr gemeinsames Kind fast vergessen hatte, wollte sich ihm das Kleine anscheinend selbst in Erinnerung rufen. Bei jeder Bewegung schwoll Robins Herz vor Glück. Eine einzige Nacht war ihnen vergönnt gewesen, doch diese eine Nacht hatte genügt, um dieses winzige Leben zu erschaffen. Ihr Kind, die Krönung ihrer Liebe... "Robin?" fragte Marian nach einer Weile vorsichtig und sah ihn dabei fast ein wenig ängstlich an. "Was sagst du eigentlich dazu, dass wir ein Baby bekommen?" Von seinen eigenen Gefühlen überwältigt und verwirrt, konnte der Angesprochene zunächst nur den Kopf schütteln, doch trotzdem fand ein Lächeln den Weg auf seine Züge. "Ich werde Vater", murmelte er gedankenverloren. "Der Gedanke, dass du unser Kind unter dem Herzen trägst, erscheint mir so unglaublich. Du hattest Monate Zeit, dich daran zu gewöhnen. Für mich ist alles noch neu. Aber es ist das größte Wunder, das ich mir nur vorstellen kann. Es gibt kein Wort, mit dem ich beschreiben könnte, wie glücklich du mich machst." Mit einem zärtlichen Lächeln zog Robin seine Geliebte erneut an sich und versiegelte ihre Lippen mit einem innigen Kuss, der sie alles vergessen ließ, was sie hatte sagen wollen. Für sie zählte nur das Gefühl seiner samtweichen Lippen auf ihren und die Wärme, die seine Nähe in ihrem Körper aufsteigen ließ. Wie lange hatte sie sich danach gesehnt, in Robins Armen zu liegen, seine Liebe zu spüren und sich seiner Zärtlichkeit zu ergeben. Bei ihm fühlte sie sich geborgen und beschützt. Doch nicht einmal ihr allererster Kuss in den Gärten von Schloss Huntington, als sie einander ihre Liebe gestanden hatten, war so schön gewesen wie der Kuss, den sie nun miteinander teilten. Zärtlichkeit und Leidenschaft zugleich stürmten auf sie ein und es war nicht mehr Glück allein, das sie erfüllte. Es war Glückseligkeit. Robin hatte ihr verziehen und er liebte sie noch immer. Mehr noch, er freute sich auf das Baby! Die Zeit der Ängste, Zweifel und Einsamkeit war vorüber und sie war am Ziel ihrer Sehnsüchte. Am liebsten hätte das Paar die Zeit angehalten, damit dieser Kuss niemals endete. Erst als er Luft holen mußte, gab Robin widerstrebend ihre Lippen frei und vergrub das Gesicht stattdessen in der weichen Flut ihres Haares. Marian seufzte glücklich auf und schmiegte sich in seine starken Arme, hielt sich regelrecht an ihm fest, als hätte sie noch immer Angst, er könnte wieder verschwinden. "Hab keine Angst", flüsterte er zärtlich. "Jetzt ist alles wieder gut. Wir sind zusammen und ich werde dich niemals verlassen." Marian nickte stumm, doch gleich darauf spürte Robin, wie sie leicht erzitterte. Besorgt hob er den Kopf, um sie ansehen zu können, aber noch bevor er fragen konnte, was ihr fehlte, spürte er, wie die Kälte der Nacht auch durch seine Kleidung drang. "Wir sollten hineingehen", meinte er liebevoll. "Es wird kalt und du brauchst Wärme und Ruhe. Ihr beide", fügte er mit einem vielsagenden Blick auf ihren Bauch, in dem ihr ungeborenes Kind sicher lag. "Ja", hauchte sie glücklich und ihre Augen strahlten wie die Sterne am Himmel über ihnen. Einer inneren Regung folgend nahm Robin seine Liebste auf die Arme und trug sie sicheren Schrittes zurück in die warme, schützende Dunkelheit des Palastes. Ohne dass er eine Frage zu stellen brauchte, zeigte sie ihm den Weg zu ihrem Gemach und als die beiden kurz darauf eintraten, blieb Robin einen Moment stehen und sah sich staunend um. Der Raum war um einiges größer als sein eigenes Gastgemach und die prachtvolle Einrichtung wäre einer Kronprinzessin würdig gewesen. "Wie ich sehe, hat der König sich gut um dich gekümmert", stellte er lächelnd fest, als er die junge Frau behutsam zu Boden gleiten ließ. "Es scheint dir an nichts zu fehlen." "Der König war sehr gut zu mir", bestätigte Marian leise. "Und Cleo auch. Das einzige, woran es mir fehlte, war Liebe." "Still", murmelte Robin reumütig und zog sie erneut in eine beschützende Umarmung. "Was ich dir angetan habe ist unverzeihlich, aber du kannst mir glaube, ich habe dich immer geliebt." Wie um seine Worte zu bekräftigen, bettete er ihren Kopf behutsam an seine Brust, damit sie erneut seinen Herzschlag an ihrer Wange spüren konnte. "Fühlst du es?" fragte er zärtlich. "Es schlägt nur für dich und wenn du mir die Möglichkeit gibst, werde ich jeden Tag für den Rest unseres Lebens damit verbringen, es dir zu beweisen." "Oh Robin", hauchte sie gerührt und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen über die Wangen liefen, doch dieses Mal waren es gute Tränen. "ich liebe dich so sehr." Diese Worte waren für Robin Antwort genug. Nachdem er seiner Liebsten den Mantel abgenommen, führte er sie sanft zu ihrem großen Bett, wo er die warmen Decken zurückschlug und half ihr behutsam, sich hinzulegen. Seine Besorgnis rührte siezutiefst und sie ließ sich seine zärtliche Fürsorge lächelnd gefallen. Schon immer hatte sie sich bei ihm geborgen und beschützt gefühlt, aber nun lernte sie ihn von einer anderen Seite kennen. Er benahm sich schon wie ein richtiger Vater! "Ich werde jetzt gehen müssen", meinte Robin schließlich vorsichtig, als Marian warm zugedeckt im Bett lag. "Gehen?" fragte sie traurig. "Willst du das wirklich?" "Ich muß", entgegnete er mit unverhohlenem Widerwillen in der Stimme. "Der Abend war sehr anstrengend für dich und du solltest versuchen zu schlafen." Die junge Frau wandte für einen Moment den Blick ab, als wäre sie nicht sicher, ob sie die Worte wirklich aussprechen sollte. Hin- und hergerissen zwischen Neugier und Angst wartete Robin, bis sie ihn wieder anschaute. "Mußt du denn wirklich zurück in dein Gemach?" fragte sie nach einer Weile vorsichtig. "Du kannst gerne hier bei mir bleiben." Nun war er ehrlich überrascht. Dass seine Geliebte ihm vorschlug, die Nacht bei ihr zu verbringen, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt, war das Letzte, was er erwartet hatte. "Würdest du mich denn in dein Bett lassen, mein Liebling?" fragte er sanft. "Ja", antwortete sie ohne zu zögern. "Das würde ich." Wenig später lagen die beiden eng aneinander geschmiegt in Marians Bett. Robin hatte Marian beschützend an sich gezogen und flüsterte ihr immer wieder sanfte Zärtlichkeiten ins Ohr. Ab und zu streckte er eine Hand aus, um zart über ihren geschwollenen Leib zu streicheln, der deutlich von den süßen Folgen zeugte, die ihre leidenschaftliche Nacht mit sich gebracht hatten. Der Gedanke, dass eine einzige Vereinigung genügt hatte, um dieses winzige Leben zu erschaffen, erfüllte ihn mit Stolz und unbändiger Freude. Gab es einen besseren Beweis, dass sie füreinander bestimmt waren? "Ich hätte niemals zu hoffen gewagt, dass ich eines Tages eine eigene Familie gründen würde", murmelte er mit einem verträumten Lächeln, als das Ungeborene erneut sachte gegen seine Hand trat. "Noch vor kurzem dachte ich, ich würde für immer alleine bleiben." "Mir geht es genauso", gab sie leise zu. "Ich habe oft davon geträumt, wie es wäre, wenn du zu mir zurückkommen würdest, aber ich hätte nie gedacht, dass dieser Traum jemals wahr werden würde." Ein schwermütiges Seufzen entkam ihren Lippen. "Ich hätte es dir nicht einmal verdenken können, wenn du mir nicht verziehen hättest, nach allem, was passiert ist. Aber ich werde dir eines Tages erklären, warum ich so handeln mußte, das verspreche ich dir und ich hoffe, dann wirst du mich verstehen. Gib mir nur noch ein bißchen Zeit." "So lange du willst", versprach Robin ihr liebevoll. "Du allein kannst wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Vor allem will ich nicht, dass du dich oder unser Baby in Gefahr bringst, weil du dich aufregst. Ich werde warten, ganz gleich wie lange es dauert." Marian schenkte ihm ein erleichtertes Lächeln und schmiegte sich noch enger in seine Arme. "Ich danke dir", flüsterte sie zärtlich. "Dafür, dass du mich verstehst und dafür, dass du mich liebst." "Du wirst nie wieder daran zweifeln müssen", versprach er liebevoll. "Aber jetzt mußt du wirklich schlafen und Kraft sammeln." Die junge Frau nickte und war kurz darauf fest eingeschlafen. Robin fuhr fort, sie zu streicheln und mit den Fingern sanft durch ihre dichte goldene Haarflut zu kämmen, bis er ihr wenig später ins Reich der Träume folgte. Fortsetzung folgt... Kapitel 17: Familientreffen --------------------------- A/N Für mein nächstes Fanfic-Projekt, das in absehbarer Zeit starten soll, könnte ich noch Ideen und Anregungen meiner treuen Leser gebrauchen. Alles weitere erfahrt ihr in meinem Weblog. Wenn es euch interessiert schaut doch einfach mal vorbei! Ich freue mich auf euch! Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 17: Familientreffen Früh am nächsten Morgen wurde Robin von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die in das Gemach fielen und ihn an der Nase kitzelten. Sobald er die Augen aufschlug, fiel sein verschlafener Blick auf Marian, die in seinen Armen lag und sich sogar im Schlaf noch dicht an ihn kuschelte. Einen Moment lang hatte er Angst bekommen, er hätte die Versöhnung am Abend zuvor nur geträumt, doch als er sie nun an seiner Seite liegen sah, ihre Nähe und ihre Wärme spürte, beruhigte er sich wieder. Es war kein Traum gewesen. Das alles war wirklich geschehen. Marian war bei ihm und er würde sie niemals mehr gehen lassen. Sie war sein, für alle Zeit. Und schon bald würde sie ihr gemeinsames Baby im Arm halten. Unwillkürlich sah er im Geiste das Bild eines kleinen blonden Mädchens mit sommerblauen Augen, einem abenteuerlustigen Funkeln im Blick und einem fröhlichen Lachen. Vielleicht würde er eine kleine Tochter bekommen, die genauso mutig und wunderschön war, wie ihre Mutter. Robin blieb noch einige Zeit still liegen und ließ den Blick innig auf seiner Liebsten ruhen, doch schließlich riss er sich von seinen Tagträumen los. Am liebsten hätte er Marian noch eine Weile schlafen lassen, damit sie Kraft für die Geburt sammeln konnte, die ihr in wenigen Wochen bevorstand, aber der König erwartete sie. Zwar hatte die Wiedervereinigung, zu deren Zweck er Robin zweifellos zu sich gerufen hatte, bereits stattgefunden, doch er hatte jedes Recht, die Neuigkeiten zu erfahren. Wenn sie ihn nicht warten lassen wollten, mußten sie aufstehen und sich ankleiden. Zärtlich strich Robin mit einer Hand über Marians Wange und sein erz zersprang fast vor Freude, als sie die Augen aufschlug. "Guten Morgen", flüsterte er liebevoll und beugte sich vor, um mit seinen Lippen zart die ihren zu berühren. "Ja, das ist es", antwortete sie glücklich. "Der schönste Morgen, den ich mir nur wünschen könnte." "Es ist nur einer von vielen", versprach er fest. "Von nun an werden wir jeden Abend zusammen einschlafen und jeden Morgen zusammen aufwachen." Eine Weile betrachtete der junge Mann schweigend das geliebte Gesicht und seufzte schließlich. "Am liebsten würde ich den ganzen Tag mit dir hier liegen bleiben und dich in meinen Armen halten", meinte er dann bedauernd. "Aber der König wird schon auf uns warten." Noch einmal beugte Robin sich vor und hauchte einen sanften Kuss auf die Stirn seiner Geliebten, bevor er sich endlich dazu durchrang, das warme Bett zu verlassen und sich anzukleiden. Marian folgte seinem Beispiel und ließ bereitwillig zu, dass Robin ihr half, ihr Kleid anzuziehen. Immerhin rückte die Geburt unaufhaltsam näher und selbst solche alltäglich Dinge waren nicht mehr ganz einfach für sie. Die Veränderungen ihres Körpers schienen ihren Liebsten jedoch nicht zu stören und seine aufrichtige Fürsorge bewies ihr deutlich, dass er ein guter Vater werden würde. Gerade als die beiden fertig angekleidet waren und sich noch einen Moment innig umschlungen hielten, wurde ihre Zweisamkeit jäh unterbrochen, denn Cleo kam aufgeregt in das Gemach gestürzt. "Marian, ich habe gerade gehört..." Sie brach abrupt ab, als ihr Blick auf Robin fiel und schaute ihn fast erschrocken an, unfähig, ihre Verwunderung zu verbergen. "Robin", stammelte sie überrascht. "Wie kommst du denn hierher? Ich habe eben erst von deiner Ankunft erfahren." "Ich bin schon gestern Abend angekommen", erwiderte der junge Mann lächelnd. "Marian und ich haben uns durch Zufall in den Gärten getroffen, weil wir beide nicht schlafen konnten und ich bin auf ihren Wunsch hin bei ihr geblieben." Cleo nickte verständnisvoll und betrachtete erleichtert das Bild, das sich ihr bot. Allein zu sehen, wie liebevoll die beiden miteinander umgingen, sagte ihr, dass alle Befürchtungen umsonst gewesen waren. Die beiden waren ganz eindeutig wieder ein Paar. "Eigentlich hatte der König mich zu dir geschickt, um dir zu sagen, dass Robin eingetroffen ist", wandte sie sich mit einem verschmitzten Lächeln an ihre Freundin. "Aber wie ich sehe, ist das nun nicht mehr nötig." "Nein", bestätigte die junge Frau glücklich. "Es war unsere Sehnsucht, die uns zusammengeführt hat. Wahrscheinlich sollte es so kommen." "Ich bin froh, dass ihr euch wieder versöhnt habt", antwortete Cleo erleichtert. "Aber ihr solltet den König trotzdem aufsuchen. Er erwartet euch schon." Kurz darauf waren die drei auf dem Weg zu den königlichen Gemächern. Robin hatte schützend einen Arm um Marian gelegt, um ihr Kraft zu geben und ihr zu zeigen, dass er ihr beistehen würde, egal was geschah. Schließlich wußte er, dass seiner Liebsten schon sehr bald noch eine weitere unerwartete Begegnung bevorstand. "Der König wird sicher überrascht sein, wenn wir gemeinsam vor ihn treten", meinte die junge Frau lächelnd. "Immerhin dachte er, es wäre seine Aufgabe, uns zusammenzuführen." "Ohne Zweifel", stimmte er ihr sanft zu. "Aber ich bin froh darüber, dass wir uns in den Gärten wiedergesehen haben, fern von allen Zwängen. "Es war mir lieber, auf diese Weise von unserem Kind zu erfahren." Bei diesen Worten senkte Marian den Blick und ein Anflug von Scham trat in ihre Augen. "Ich hätte es dir schon viel früher sagen müssen"; gestand sie reumütig. "Ich wollte es dir sagen, aber ich konnte einfach nicht. Nach allem, was passiert ist, hatte ich Angst, du würdest mir nicht glauben und denken, ich wollte dich nur durch Pflichtgefühl an mich binden." Robin spürte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammmenkrampfte, als er die Demut und die Furcht in ihrer Stimme hörte. Es war die Angst, die er mit seinem unversöhnlichen Verhalten verursacht hatte. Schmerzlich wurde ihm bewußt, dass seine bedauernden Worte und seine zärtlichen Liebesbezeugungen der vergangenen Nacht längst nicht ausreichen würden, um das Vertrauen seiner Geliebten zurückzugewinnen. Die Wunden in ihrer Seele zu heilen, würde Zeit und Geduld brauchen und er war entschlossener denn je, ihr seine Liebe jeden tag aufs Neue zu beweisen und immer für seine kleine Familie da zu sein. "Ich weiß", antwortete er schlicht. "Schließlich habe ich es dir in den vergangenen Monaten auch nicht leicht gemacht. Ich bin froh, dass Cleo dir beigestanden hat." "Sie war mir eine große Hilfe", bestätigte Marian erleichtert. "Es war ihre Idee, den König um Hilfe zu bitten und sie hat mich immer wieder dazu ermutigt, dir alles zu sagen. Cleo war auch die Erste, der ich meine Sorgen anvertrauen konnte." Es muß eine schwere Zeit für dich gewesen sein", meinte Robin mitfühlend und der Griff um ihre Schulter verstärkte sich. "Du hast also nicht einmal deinen Eltern erzählt, dass du guter Hoffnung bist?" Die junge Frau schüttelte stumm den Kopf. "Ich habe mehr als einmal mit dem Gedanken gespielt", gestand sie zögernd. "Aber obwohl ich wußte, dass ich ihnen meinen Zustand nicht für immer verheimlichen konnte, fehlte mir der Mut dazu. Du darfst nicht vergessen, dass die Geburt eines unehelichen Kindes Schande über meine ganze Familie gebracht hätte und das konnte ich meinen Eltern nicht antun. Also habe ich unter dem Vorwand, Cleo besuchen zu wollen, das Schloss verlassen, bevor sie mir meine Schwangerschaft anmerken konnten." "Ich kann deine Ängste verstehen", versuchte Robin sie zu beruhigen. "Aber ich denke, deine Eltern haben ein darauf, die Wahrheit zu erfahren. Immerhin ist es auch ihr Enkelkind, das du unter dem Herzen trägst Du kannst ihnen nicht für immer fernbleiben." "Nein", gab sie ernst zu. "Mir war von Anfang an klar, dass ich ihnen früher oder später von unserem Baby erzählen muß. Aber ich habe solche Angst." "Das brauchst du nicht", beteuerte Robin eindringlich. "Glaub mir, deine Eltern lieben dich und werden zu dir halten, genau wie ich." "Ich hoffe es", antwortete sie mit einem zaghaften Lächeln. "Aber was werden sie sagen?" "Dass du ein törichtes Kind bist!" Der Klang dieser ihr wohlvertrauten Stimme ließ Marian herumfahren und ihre Augen wurden weit, als sie ihre Eltern erblickte, die nur wenige Schritte von ihr entfernt standen. "Mutter? Vater?" hauchte sie ungläubig. Lord und Lady Lancaster eilten zu ihrer Tochter und schlossen sie in eine liebevolle Umarmung. Von dieser unerwarteten Geste völlig überrascht, versteifte sich die junge Frau zuerst erschrocken. Beim Anblick ihrer Eltern hatte sie ernstlich befürchtet, nun das schlimmste Strafgericht ihres Lebens zu erleben, doch als sie nun in den Armen ihrer Mutter lag, beruhigte sie sich bald wieder. "Es ist alles gut, mein Kind", sagte ihre Mutter liebevoll. "Dein Vater und ich sind dir nicht böse. Wir haben schon seit längerer Zeit geahnt, was dich bedrückt." Nun war Marian aufrichtig erstaunt. Sie hatte doch alles in ihrer Macht stehende getan, um ihr Geheimnis zu wahren! Dennoch hatten ihre Eltern es irgendwie herausgefunden... "Aber...wie...", stammelte sie verwirrt. "Wie ist das möglich? Ich habe mir nie etwas anmerken lassen." "Nein, das hast du nicht", stimmte Lady Lancaster ihrer Tochter liebevoll zu. "Natürlich ist uns nicht entgangen, dass du seit deiner Rückkehr auf das Schloss verändert warst, aber trotzdem hattest du dich gut unter Kontrolle. Anfangs dachten wir, die Sehnsucht nach Robin wäre der grund für deinen Kummer und deinen Entschluss, Cleo aufzusuchen. Doch wir kamen nicht umhin, dein morgendliches Unwohlsein und deinen gesunden Appetit zu bemerken. Kurz nach deiner Abreise hatte ich zum ersten Mal die Vorahnung, du könntest ein Kind erwarten. Schließlich weiß ich aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, Mutter zu werden. Zuerst war es nur ein verdacht, bis Robin zu uns kam und uns bestätigt hat, was zwischen euch geschehen ist. Deshalb sind wir gemeinsam mit ihm nach London gekommen. Wir halten zu dir, was auch geschieht." Die junge rau schaute ihre Mutter dankbar an und dieses Mal war ihr Lächeln frei von jeder Angst. "Ich bin so froh, dass ihr mir verziehen habt, antwortete sie erleichtert. "So unendlich froh. Das hätte ich nie zu hoffen gewagt." "Aber Marian", wandte Lord Lancaster, der bis dahin geschiegen hatte, nun ein. "Warum hast du uns nicht gleich gesagt, dass du guter Hoffnung bist? Du hättest doch eine solche Last nicht alleine tragen müssen!" Ein weiteres Mal blickte die junge Frau beschämt zu Boden. "Ich wollte euch keine Schande bereiten", antwortete sie vorsichtig. "Ihr hättet allen Grund, euch für mich zu schämen. Immerhin bin ich nicht mit Robin vermählt und erwarte ein uneheliches Kind. Wenn es auch in Liebe empfangen wurde, ist es vor dem Gesetz dennoch ein Bastard. Ich dachte, ihr würdet uns beide verstoßen oder mir das Baby nach der Geburt wegnehmen. Cleo war die Einzige, bei der ich Schutz und Hilfe suchen konnte." "Marian, wir sind deine Eltern", entgegnete ihr vater eindringlich. "Wir lieben dich von ganzem Herzen und könnten dir niemals etwas so Furchtbares antun. Ein Kind von seiner Mutter zu trennen, wäre grausam. Im Gegenteil, wir gaben so sehr darauf gehofft, dass du und Robin euch wieder versöhnen würdet. Ganz gleich, was andere sagen mögen, wir wissen, dass du dich nur dem Mann hingeben würdest, den du von ganzem Herzen liebst. Ihr drei gehört zusammen und wir werden euch nach Kräften unterstützen. Wir sind doch eine Familie." Robin hatte das Wiedersehen der Familie lächelnd mitnagesehen. Schon den ganzen Morgen hatte er mit sich gerungen, wie er seiner Liebsten so schonend wie möglich beibringen sollte, wie nah sie ihren Eltern bereits war. Er hatte gewußt, dass Lord und Lady Lancaster zu ihrer Tochter halten würden, doch er hatte auch Marians Angst vor diesem Zusammentreffen gespürt und sie in ihrem Zustand nicht aufregen wollen. Eigentlich hatte er ihr nach der Audienz beim König alles sagen wollen, doch einmal mehr hatte das Schicksal andere Pläne gehabt. Vielleicht war es sogar das Beste. Nun war Marian eine weitere große Last von der Seele genommen worden und sie konnte sich endlich ungetrübt über ihr Familienglück freuen. Fortsetzung folgt... Kapitel 18: Audienz mit Eröffnungen ----------------------------------- A/N So nun kommt auch schon gleich das nächste Kapitel, nachdem ich euch so lange warten ließ. Falls ihr das letzte Kapitel noch nicht gelesen habt, möchte ich euch hier noch einmal auf mein neues FF-Projekt aufmerksam machen, für das ich im Weblog nach euren Ideen suche. Kapitel 18: Audienz mit Eröffnungen "Du hast das alles gewußt, nicht wahr?" fragte Marian leise, als sich die erste Aufregung des Wiedersehens gelegt hatte. "Deshalb hast du die weite Reise auf dich genommen." "Ich hatte nicht die geringste Ahnung", antwortete Robin ehrlich. "Auf dem Weg nach Schloss Lancaster hatte ich nur den einen Gedanken, dich nach Hause zu holen. Erst von deinen Eltern erfuhr ich, dass ich möglicherweise bald Vater werden würde. Bis dahin war mir nie auch nur der Gedanke an eine solche Möglichkeit gekommen. Alles, woran ich dachte, warst du. Glaub mir, ich freue mich wirklich auf unser Kind, aber es ist nicht der Grund, warum ich jetzt hier bin. Meine Entscheidung war schon längst gefallen, als ich alles erfuhr." Die junge Frau strahlte ihren Geliebten glücklich an und der sanfte Glanz in ihren Augen war für Robin Beweis genug, dass sie seinen Worten glaubte. Ihr Vertrauen, das er so unbesonnen aufs Spiel gesetzt hatte, erblühte von neuem und sie waren auf dem besten Weg, eine glückliche kleine Familie zu werden. "Ich liebe dich", flüsterte er zärtlich. "Ich liebe euch beide und das werde ich auch dem König sagen, wenn wir vor ihn treten." "Was ihr bald tun solltet", erinnerte Cleo die Liebenden sanft, doch in ihrer Stimme schwang auch deutlicher Widerwillen mit, einen solchen Augenblick stören zu müssen. "Der Morgen schreitet voran und er wird sich wundern, wo wir bleiben." Wie es Cleo vorhergesagt hatte, wurde das Paar bereits ungeduldig erwartet. Da es sich um eine vertrauliche Angelegenheit handelte, wurden die beiden in die privaten Gemächer des Königs geführt anstatt in den Thronsaal, wo Recht gesprochen und Audienzbesucher für gewöhnlich empfangen wurden. Während Marian mit diesen Räumlichkeiten schon vertraut war, kam Robin nicht umhin, sich staunend umzusehen. Die Einrichtung war eines Königs wahrhaft würdig und um einiges prunkvoller als alles, was er seiner Liebsten auf Schloss Huntington würde bieten können. Das wäre es, was eine Prinzessin wie sie verdient hätte... Als sein Blick zum ersten Mal auf seinen Gastgeber fiel, sah auch Robin seine Vermutung bestätigt: König Richard zeigte sich angesichts ihres gemeinsamen Auftretens zwar überrascht, aber aus seinen Blicken sprach auch unverhohlene Freude. "Robin", begann er freundlich. "Wie ich sehe, hast du meine Nachricht erhalten und wie es scheint, hat sie ihren Zweck bereits erfüllt." Der junge Mann nickte und sein glückliches Lächeln war beredter als jedes Wort. "Das hat sie, Majestät", antwortete er. "Um ehrlich zu sein, habt ihr mir einen sehr großen Dienst erwiesen. Ich war gerade im Begriff, Marian aufzusuchen, als Eure Botschaft eintraf und durch sie erfuhr ich, dass ich Marian in London finden würde. Somit habe ich es Euch zu verdanken, dass ich sie wiedergefunden habe." Der König nickte und war offenkundig erfreut darüber, dass Robin sich auch ohne sein Zutun auf die Suche nach seiner Liebsten begeben hatte. "Und was gedenkt ihr nun, da ihr beide wieder vereint seid, zu tun?" fragte er ruhig. Robin warf Marian einen kurzen, fragenden Blick zu und fuhr auf ihr bestätigendes Nicken fort. "Vorerst werden wir in London bleiben und die Geburt unseres Babys abwarten. Sobald Mutter und Kind sich erholt haben und wieder bei Kräften sind, werde ich die beiden als meine Familie heimführen." "Dann hast du Marian also verziehen?" hakte der König nach. "Hast du den Schmerz und sie Kränkung ganz und gar vergessen, die sie dir zugefügt hat, als sie dich ohne ein Wort verließ?" "Ich habe ihr längst verziehen", erwiderte Robin fest und wich dem Blick seines Gegenübers nicht aus. "Esist wahr, dass mich Marians Verhalten sehr gekränkt hat und das ließ ich sie mehr als deutlich spüren. Doch in Wahrheit war es meine Schuld, dass sie mich letztlich für immer verlassen wollte. Mein eigener dummer Stolz hat mich geblendet und es hat lange gedauert, bis mir klar wurde, wie sehr ich sie liebe. Marian ist es, die mir verzeihen muß und nicht umgekehrt. Ganz gleich, welche Gründe sie damals hatte, ich trage es ihr nicht länger nach und werde immer für sie und das Kleine da sein." Die junge Frau hatte ihrem Geliebten bis dahin schweigend zugehört. Nun trat sie noch einen Schritt näher zu ihm und drückte seine Hand, die noch immer ihre umschlungen hielt. "Oh Robin", hauchte sie gerührt. "Es gibt nichts zu verzeihen. Ich werde dir folgen, ganz gleich wohin du gehst." Auch König Richard war mit der Antwort des jungen Mannes zufrieden und nickte lächelnd. "Es freut mich, das zu hören", sagte er warm. "Ihr könnt selbstverständlich hier bleiben, so lange ihr wollt und ich werde euch unterstützen wo immer ich kann." "Auch bei mir seid ihr immer willkommen", warf Cleo gleich darauf ein. "Mein Haus ist groß genug für uns alle und Mutter und Kind sind bei mir in guten Händen. Vielleicht ist es bei mir gemütlicher für euch, als hier am Hof." Das Paar wechselte erneut einen fragenden Blick und versuchte zu ergründen, was der andere von diesem Vorschlag hielt. "Am liebsten würde ich sofort nach Schloss Huntington aufbrechen", meinte Marian sehnsüchtig. "Es wäre so schön, wenn unser Kind dort oder unter den Bäumen von Sherwood Forest das Licht der Welt erblicken könnte. Aber ich glaube, in meinem Zustand sollte ich nicht mehr reisen." "Nein", stimmte Robin ihr liebevoll zu. "Mir geht es nicht anders und ich kann deine Sehnsucht verstehen, aber eine so weite Reise wäre viel zu anstrengend für euch beide. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn euch beiden etwas passieren würde. Aber sobald die Natur es zulässt, fahren wir nach Hause." Er hielt einen Moment inne und als er fortfuhr trat ein schelmisches Funkeln in seine Augen. "Ich denke, wir sollten hier im Palast bleiben. Sicher wäre es bei Cleo gemütlicher, aber ich fürchte, ihr Haus ist etwas zu klein für uns alle." Marian blinzelte erstaunt. "Was meinst du damit?" fragte sie verwirrt. "Meine Eltern werden sicherlich hierbleiben und für uns hat Cleo mehr als genug Platz." Plötzlich ahnte sie jedoch den Grund für die Andeutung ihres Liebsten. "Oder gibt es außer meinen Eltern noch jemanden, der dich begleitet hat?" wollte sie mit einem verschmitzten Lächeln wissen. "Hast du mir noch etwas verschwiegen?" Zur Antwort hob Robin die Schultern und schaute die junge Frau betont unschuldig an. "Ja", gab er dann jedoch verlegen zu. "Will, Winniefred und Barbara wollten sich um nichts in der Welt davon abhalten lassen, mitzukommen. Du wirst sie beim Frühstück sehen." Nun war Marian aufrichtig überrascht, doch gleich darauf wandelte sich das Erstaunen zu einem Ausdruck reiner Freude. In den vergangenen Monaten hatte sie oft an ihre Freunde gedacht und besonders Winniefred hatte ihr sehr gefehlt. Trotzdem hatte sie sich aus Furcht, ihre Freundin würde es ihr nachtragen, dass sie gegangen war, gescheut, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Dass die drei darauf bestanden hatten, Robin nach London zu begleiten, machte ihr Hoffnung, dass ihre Angst unbegründet gewesen war. "Dann hast du, fürchte ich, Recht", gab sie lächelnd zu. "Für so viele Leute wird Cleos Haus in der Tat zu klein sein." "Wenn es weiter nichts ist", wandte nun der König ein. "Dann werde ich den dreien nicht weit von euch entfernt ein Haus zur Verfügung stellen. Aber auch, wenn sie hierbleiben möchten, könnt ihr euch sehen, wann immer ihr es wollt." "Es ist eure Entscheidung", fügte Cleo hinzu. "Ihr allein wißt, wo ihr euch am wohlsten fühlt, aber ich würde mich über eure Gesellschaft freuen. Ich habe mich schon so sehr an Marians Gegenwart gewöhnt, dass ich mich bestimmt einsam fühlen würde." Robin sah die beiden dankbar an und wandte sich dann wieder an seine Geliebte. "Was wäre dir am liebsten?" fragte er sanft. "Mir ist es gleich, wo wir wohnen, solange wir zusammen sind." Marian schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. "Ich würde gerne bei Cleo bleiben", antwortete sie ohne zu zögern. "Bei ihr habe ich mich die ganze Zeit sehr wohl gefühlt. Wahrscheinlich schätze ich Gemütlichkeit mehr als das höfische Leben." Robin nickte verständnisvoll. "Dann ist es beschlossen", wandte er sich an den König. "Wir werden bei Cleo bleiben." "Ich bin froh, dass Winniefred und die anderen mitgekommen sind", sagte Marian, als sie an Robins Seite zu dem Saal ging, in dem das Frühstück aufgetragen werden sollte. "Natürlich habe ich vor allem auf dich gewartet, aber ich habe die drei sehr vermisst." "Sie dich auch", versicherte er ihr liebevoll. "Besonders Winniefred hat deine Gesellschaft sehr gefehlt. Sie hat sehr oft von dir gesprochen." "Dann ist sie mir nicht böse?" fragte die junge Frau vorsichtig. "Sie trägt es mir nicht nach, dass ich dich und euch alle verlassen habe?" "Hab keine Angst", versuchte Robin sie zu beruhigen und legte ihr schützend einen Arm um die Schultern. "Niemand ist dir böse. Im Gegenteil, ich glaube, es hat die drei sogar überrascht, wie lange du es bei mir ausgehalten hast, nachdem ich dich so hart behandelt habe. Wenn überhaupt würden ihre Vorwürfe mich treffen und nicht dich." Er hielt inne und schüttelte den Kopf. "Eigentlich habe ich nur dank Will den Mut gefunden, um dich zu kämpfen", gestand er leise. "Ich hatte dir schon lange verziehen und immer wieder mit dem Gedanken gespielt, dich heimzuholen, aber mir fehlte der Mut dazu. Wie hätte ich auch auf eine gemeinsame Zukunft für uns beide hoffen dürfen nach allem, was ich dir angetan habe? Erst Will überzeugte mich davon, dass es noch nicht zu spät war und ich um deine Liebe kämpfen sollte, anstatt mich selbst zu bemitleiden. Selbst als die Botschaft des Königs eintraf, war ich fest entschlossen, mich erst mit dir zu versöhnen, bevor ich mich auf den Weg nach London machte. Ich wollte nur zu dir, alles andere kümmerte mich nicht. Aber es ist hauptsächlich Wills Verdienst, dass wir jetzt zusammen sind." "Das überrascht mich nicht", erwiderte Marian glücklich. "Unser Zerwürfnis hat ihn sehr bekümmert und er hat sich meinen Kummer aufrichtig zu Herzen genommen. er hat mir sogar mehr als einmal angeboten, mit dir zu reden und zu versuchen, dich wieder versöhnlich zu stimmen, aber ich habe ihn gebeten zu schweigen. Ich wollte nicht, dass du von irgendjemandem dazu überredet wirst, mir zu verzeihen. Du solltest auf dein Herz hören." Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, als Robin stehen bliebund sie in eine liebevolle Umarmung zog. "Will hat mich zu nichts überredet", beteuerte er zärtlich. "Das mußte er auch nicht. Mein Herz hat immer dir gehört. Er hat mich lediglich daran erinnert." "Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein", flüsterte sie sanft. "Ich wünschte, wir könnten etwas tun, um ihm unsere Dankbarkeit zu zeigen." "Vielleicht kann Winniefred uns helfen", schlug er vor. "Sie kennt ihn am besten und ihr fällt sicher etwas ein." Die junge Frau nickte. "Ich werde sie sobald wie möglich um Rat fragen." "Dazu wirst du bald Gelegenheit haben", erwiderte er lächelnd. "Schon sehr bald." Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)