Glück auf Umwegen von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 8: Ein Besuch bei Hof ----------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 8: Ein Besuch bei Hof Im Laufe der nächsten Tage richtete Marian sich in ihrem Zimmer häuslich ein und begann bald, sich dort geborgen und wohl zu fühlen. Nun, da sie nicht länger fürchten mußte, sich zu verraten, konnte die junge Frau sich endlich aufrichtig über ihre Schwangerschaft freuen. Oft saß sie bereits früh am Morgen, wenn gerade die Sonne über den Dächern von London aufging, auf ihrem Bett und streichelte zärtlich ihren Bauch. In diesen ruhigen Stunden konnte sie alle Sorgen hinter sich lassen und war nicht länger eine Tochter des Hauses Lancaster, die ihre Familie entehrt hatte, sondern einfach nur eine werdende Mutter. Wenn sie allein war, sprach Marian oft mit ihrem Ungeborenen und jedes Mal ging ihr das Herz auf vor Freude, wenn ihre liebevollen Koseworte mit einem kräftigen Tritt belohnt wurden. Seit ihrer Ankunft in London kümmerte Cleo sich fürsorglich um ihre Freundin, achtete darauf, dass sie genug aß, sich nicht anstrengte und ausreichend Schlaf bekam. In regelmäßigen Abständen untersuchte sie die werdende Mutter und stellte jedes Mal zu ihrer Erleichterung fest, dass kein Grund zur Sorge bestand. Nur eines bekümmerte Cleo nach wie vor: das Zerwürfnis zwischen Robin und Marian. Unaufhörlich dachte sie über eine Möglichkeit nach, das einstige Liebespaar wieder zu versöhnen. Ihr war klar, dass die beiden füreinander bestimmt waren und deshalb auch nur miteinander glücklich werden konnten. Könnte Robin seine Geliebte nur jetzt sehen! Im Stillen war Cleo überzeugt, dass nach den Monaten allein Marians Anblick - von ihrem gemeinsamen Kind ganz zu schweigen - genug sein würde, um sein Herz zu erweichen. Nachdem Cleo tagelang darüber nachgedacht hatte, wie die beiden wieder zusammen gebracht werden konnten, hatte sie schließlich einen Gedanken. Bislang hatte sie, um ihre Freundin nicht aufzuregen, nicht mehr mit ihr über Robin gesprochen, aber sie spürte, dass Marian sich unendlich nach ihm sehnte. Deshalb gesellte sie sich eines Morgens zu ihrer Freundin, um ihr von ihrem Plan zu erzählen. "Marian", begann sie vorsichtig. "Ich habe nachgedacht. Mit dir und Robin kann es nicht ewig so weitergehen. Du mußt endlich mit ihm reden und ihm erklären, warum du ihn verlassen hast. Nur wenn Robin alles weiß hat er die Möglichkeit, dich zu verstehen und dann gibt es auch Hoffnung, dass er dir verzeiht. Und das ist nicht das Einzige, was du ihm sagen solltest." Bei diesen Worten bedachte Cleo den Bauch ihrer Freundin mit einem vielsagenden Blick. "Ich weiß, dass es ein sehr schwerer Schritt für dich ist", fuhr sie sanft fort. "Nach allem, was geschehen ist, fürchtest du dich vor Robins Reaktion. Aber du tust es nicht nur für euch beide, sondern auch für euer Baby. Das Kleine hat ein Anrecht auf seinen Vater und Robin sein Kind vorzuenthalten finde ich auch nicht richtig." "Ich weiß", erwiderte Marian schuldbewußt. "Ich will es ihm ja auch so gerne sagenn, lieber heute als morgen. Aber die weite Reise zurück zu seinem Schloss wäre für uns beide zu anstrengend." Cleo nickte verständnisvoll. "Das glaube ich auch", stimmte sie ihrer Freundin zu. "Aber wie wäre es, wenn wir den König um Hilfe bitten? Natürlich müßten wir ihn dann einweihen und ihm erzählen, was zwischen Robin und dir vorgefallen ist, aber vielleicht fällt ihm ein Ausweg ein." Daran habe ich auch schon gedacht", gab Marian zu. "Aber nicht einmal der König kann Robin befehlen, mir zu verzeihen. Und ich will nicht, dass er nur aus Pflichtgefühl zu mir zurückkehrt." "Natürlich nicht", wehrte Cleo ab. "Aber gemeinsam finden wir vielleicht eine Möglichkeit, Robin zu bewegen, nach London zu kommen und ihr könnt euch endlich aussprechen." Obwohl sie innerlich starke Zweifel an dem Plan ihrer Freundin hegte, willigte Marian schließlich ein. Noch am selben Morgen machten sich die beiden Frauen deshalb auf den weg. Auf dem kurzen Weg durch die Straßen bis hinauf zum Schloss hielt die junge Frau den Blick beharrlich zu Boden gesenkt. Immerzu meinte sie, die Blicke der Leute auf sich zu spüren, für die ihr Zustand nur allzu offensichtlich sein mußte. Im Stillen war sie froh, dass sie in London unerkannt bleiben würde. Hätte sie in Nottingham Zuflucht gesucht, wüßten ihre Eltern wahrscheinlich über alles Bescheid noch bevor an diesem Tag die Sonne unterging. Für die Menschen hier war sie jedoch lediglich eine unbekannte junge Frau und niemand außer Cleo konnte ihre Geschichte auch nur ansatzweise erahnen. Dieses Wissen erleichterte sie ungeheuer. Als Gilberts Schwester war es für Cleo nicht schwer, eine Audienz zu erwirken und wenig später standen beide dem König gegenüber. Marian schlug das Herz bis zum Hals, als sie seinen freundlichen, aber auch verwunderten Blick auf sich gerichtet sah. Doch wenn der König auch über ihr Erscheinen sichtlich verwundert war, machte die Wärme in seinen Augen der jungen Frau Mut. Nur zu gut erinnerte sie sich an den Tag, an dem sie ihm zum ersten Mal gegenüber gestanden hatte und an die Worte, die er ihr zum Abschied gesagt hatte. Würde er ihr helfen? "Wir haben uns lange nicht gesehen, Marian", sagte er nach einer Weile freundlich. "Ich freue mich, dich wohlbehalten wiederzusehen. Doch ich muß gestehen, ich bin etwas erstaunt, dich unangekündigt an meinem Hof erscheinen zu sehen." Unter dem fragenden Blick des Königs mußte Marian schwer schlucken. Im Stillen war sie überzeugt, dass er den Grund ihres Besuches zumindest zum Teil bereits erraten hatte, denn auch für ihn war es nicht zu übersehen, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug. So schwer es ihr auch fiel, nun mußte sie Farbe bekennen. "Majestät", antwortete sie leise. "Ich bin zu Euch gekommen, weil ich Eure Hilfe brauche. Aber das ist eine lange Geschichte." Der König nickte bedächtig. "Am besten erzählst du mir alles von Anfang an." Ein paar Stunden später kannte auch der König die ganze Geschichte. Wie zuvor ihrer Freundin erzählte Marian nun auch ihm alles, was sich in den vergangenen Monaten zugetragen hatte, angefangen bei ihrem nächtlichen Verschwinden von Schloss Huntington, über die Rückkehr zu ihren Eltern bis zu ihrer Ankunft in London. Lediglich den Grund für ihre Flucht erwähnte sie nach wie vor mit keinem Wort, denn sie dachte bei sich, dass Robin ein Recht hatte, die Hintergründe ihres Handelns vor allen anderen zu erfahren. Wenn sie jemals die Gelegenheit bekam, sich mit ihm auszusöhnen... "Wenn ich dich recht verstehe, möchtest du, dass ich dir helfe, dich mit Robin wieder zu versöhnen", fasste der König zusammen, als sie geendet hatte. Die junge Frau bestätigte seine Vermutung mit einem Nicken. "Es war nicht richtig von mir, ihm alles zu verheimlichen und obendrein noch davonzulaufen", gestand sie reumütig. "Ich hätte von Anfang an ehrlich zu ihm sein müssen, das weiß ich jetzt. Deshalb möchte ich alles tun, um sein Vertrauen und seine Liebe zurückzugewinnen. Aber ich weiß nicht wie." "Ich denke, ich weiß, wie du dich fühlst", entgegnete der König verständnisvoll. "Ich stehe zu meinem Wort, das ich dir damals gegeben habe und werde dir helfen, soweit es in meiner Macht steht. Aber ich kann Robin nicht befehlen, zu dir zurückzukehren, so gern ich es auch täte." Marian sank das Herz, als sie ihre Befürchtung bewahrheitet sah. Wenn nicht einmal der König ihr helfen konnte, an wen sollte sie sich dann noch wenden? "Majestät", wandte in diesem Moment Cleo ein, die das Gespräch bis dahin schweigend verfolgt hatte. "Wir beide wissen, dass niemand Robin befehlen kann, Marian zu vergeben und das wollen wir auch nicht. Wir suchen lediglich nach einer Möglichkeit, die beiden zu einer Aussprache zusammen zu bringen, wie der Ausgang auch sein mag. Doch Schloss Huntington ist zu weit entfernt und Marian sollte in ihrem Zustand nicht mehr reisen. Deshalb wollten wir Euch bitten, Robin eine Nachricht zukommen zu lassen, in der Ihr ihn auffordert, nach London zu kommen. Es wäre das Beste, wenn zwischen den beiden alles im Reinen ist, bevor das Baby auf die Welt kommt." Der König schwieg eine Weile und dachte über Cleos Vorschlag nach, bevor er schließlich nickte. "Einverstanden", willigte er lächelnd ein. "Ich werde Robin eine Nachricht schreiben und ihn zu mir an den Hof bitten. Alles Weitere liegt bei Euch." Erleichtert bedachte Marian erst den König, dann Cleo mit einem dankbaren Blick. Einmal mehr wurde ihr bewußt, wie glücklich sie sich schätzen konnte, solche Freunde zu haben. Zum ersten Mal seit langem hatte sie wieder Hoffnung, dass zwischen ihr und Robin doch noch alles gut werden konnte. Im Stillen begann sie bereits, die Stunden zu zählen, bis er in London eintreffen und sie wieder mit ihm vereint sein würde. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)