Glück auf Umwegen von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 2: Wehmütige Erinnerungen --------------------------------- Kapitel 2: Wehmütige Erinnerungen Während Marian unaufhörlich darüber nachdachte, was die Zukunft für sie und ihr ungeborenes Kind bereithalten mochte, herrschte auf Schloss Huntington eine angespannte Stimmung. Unter dem Vorwand, er müßte Dokumente durcharbeiten, hatte Robin sich schon am frühen Morgen in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. In Wahrheit jedoch konnte er die besorgten Blicke seiner Cousins nicht mehr ertragen und wollte ihren Fragen um jeden Preis aus dem Weg gehen. Natürlich wußte er, dass Will und die Mädchen sich Sorgen um ihn machten, aber es gab nichts, das sie für ihn hätten tun können. Seit Marian zu ihren Eltern zurückgekehrt war, zog Robin sich immer mehr von seiner Familie zurück und war unfähig, sich über irgendetwas zu freuen. Zwar hatte er, wann immer er sich an seinen Schreibtisch setzte, die ernsthafte Absicht zu arbeiten, doch er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Ständig mußte er an seine Geliebte denken und daran, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Dabei hatte am Anfang alles so schön ausgesehen. ********************************************************************* Unruhig wanderte Robin in den Gärten des Schlosses auf und ab und wartete auf Marian. Er hoffte inständig, dass sie seiner Einladung, mit ihm in den Gärten zu Abend zu essen, folgen würde. Der Abend war warm und gerade erhellten die letzten Sonnenstrahlen den Himmel, während leiser Vogelgesang die abendliche Stille durchbrach. Robin lächelte zufrieden. Die Stimmung war perfekt für sein Vorhaben. Aber auch er selbst hatte einige Vorbereitungen getroffen. Bereits am Nachmittag hatte er ein ausgiebiges Bad genommen und sich danach sorgfältig angekleidet. Will hatte ihn natürlich wegen seiner plötzlichen Eitelkeit aufgezogen, doch Robin hatte seine Sticheleien lächelnd überhört. Wenn er ehrlich war, verstand er sich selbst nicht mehr. Früher hatte er kaum auf sein Äußeres geachtet und nun stand er stundenlang vor dem Spiegel um einer Dame zu gefallen. Sicher lag es daran, dass es sich um die Frau handelte, der sein Herz gehörte. Nachdem er fertig angekleidet war, ging Robin hinaus in die Gärten. Dort deckte er den Tisch mit dem besten Porzellan und Silber des Hauses, stellte Kerzen auf und bedeckte ihn mit Rosenblüten. Anschließend ließ er aus der Küche Marians Lieblingsgericht, den eigens für den heutigen Abend zubereiteten Rehbraten auftragen. Hoffentlich würde sie sich freuen! Aber wie würde sie reagieren, wenn sie erfuhr, was er wirklich für sie empfand? Oft genug hatte er Zuneigung in ihren Blicken zu sehen geglaubt, doch er war auch unsicher. Liebte sie ihn oder war er für sie nur ein guter Freund? "Robin?" Die Stimme klang so sanft, dass Robin sie unmöglich hätte hören können, wäre es in den Gärten nicht so still gewesen. Ohne hinzusehen wußte er, dass es Marian war. Als er sich ihr zuwandte, stockte ihm der Atem. Sie trug ein bodenlanges Kleid, das mit der Farbe des Abendhimmels wetteiferte und das Blau ihrer Augen betonte. Ihr langes blondes Haar fiel frei über ihre Schultern und ein goldenes Diadem krönte ihr Haupt. Robin schluckte schwer. Niemals zuvor war seine Liebste ihm so schön erschienen, wie in diesem Augenblick! Am liebsten hätte er sie auf der Stelle in seine Arme geschlossen und sie bis zur Besinnungslosigkeit geküsst. Er mußte alle ihm zu Gebote stehende Selbstbeherrschung aufbringen, um dem Gedanken nicht die Tat folgen zu lassen und stattdessen auf sie zuzugehen. "Ich freue mich, dass du gekommen bist", sagte er leise, indem er ihre Hand zart an seine Lippen führte. Marian errötete leicht und blickte verlegen zu Boden. Robin bot ihr galant den Arm und erschrak beinah, als er sah, wie zart und zerbrechlich ihre Hand in seiner Armbeuge ruhte. In diesem Moment spürte er, wie ein übermächtiger Beschützerinstinkt von ihm Besitz ergriff. Niemals würde er zulassen, dass Marian ein Leid geschah! Er würde sie mit seinem Leben beschützen! Kurz darauf saßen beide einander am Tisch gegenüber. Während Robin fieberhaft darüber nachdachte, wie er Marian seine Gefühle gestehen konnte, warf er ihr immer wieder verstohlene Blicke zu. Das sanft flackernde Kerzenlicht ließ ihre weiße Haut golden aufleuchten und auch der Glanz ihres Haares übertraf alles, was er bis dahin gesehen hatte. Sie war ohne Zweifel das schönste Wesen auf der ganzen Welt. Wie gerne wollte er ihr sagen, wieviel sie ihm bedeutete! Aber es war so schwer! Wie sollte er es nur anfangen? Nach einer Weile gab Robin sich jedoch einen Ruck und nahm die Hand seiner Liebsten sanft in die seine. Sie konnten sich nicht ewig anschweigen. Außerdem konnte er nur gewinnen, wenn er etwas riskierte! "Marian", begann er liebevoll, hielt aber erneut inne. Doch nun gab es kein Zurück mehr. "Ja?" erwiderte die junge Frau lächelnd und sah ihn erwartungsvoll an. "Seit wir uns kennen, sind wir Freunde", fuhr Robin fort. "Doch bedeutest du mir soviel mehr als ich jemals in Worte fassen könnte. So tief habe ich niemals zuvor empfunden. Wenn du bei mir bist, fühle ich mich stark und weiß, dass wir zusammen alles erreichen können. Dich zu verlieren würde mir das Herz brechen, denn ich kann ohne dich nicht leben. Niemals wieder möchte ich von dir getrennt sein." Mit diesen Worten stand Robin auf und beugte das Knie vor seiner Geliebten. "Marian, ich liebe dich." Eine kleine Ewigkeit sahen die beiden einander stumm an, Marian mit vor Staunen geweiteten Augen und Robin in angstvoller Erwartung. Warum sagte sie nichts? Hatte sein Geständnis sie überfordert? Oder empfand sie einfach nichts für ihn? Bald darauf verwandelte sich seine Furcht jedoch in unendliche Erleichterung, als ein Lächeln den Weg in ihr Gesicht fand. "Robin", flüsterte sie zärtlich. "Ich liebe dich auch." Nun stand Robin auf, schloss seine Liebste in die Arme und sie küssten sich lange und innig unter dem sternenklaren Abendhimmel. ********************************************************************* Tränen stiegen Robin in die Augen, als er an jenen Abend zurückdachte. Wie stolz und glücklich war er doch gewesen, als Marian ihm gestanden hatte, dass sie ihn genauso liebte, wie er sie. In diesem Moment hatte er sich geschworen, dass nichts sie jemals wieder trennen würde. Im Stillen war er sogar fest entschlossen gewesen Marian zu bitten, seine Gemahlin zu werden und bei ihrem Vater um ihre Hand anzuhalten. Er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als mit der Frau, die er über alles liebte, vor den Altar zu treten und mit ihr eine eigene Familie zu gründen. Vielleicht hätte sie ihm eine Tochter geschenkt, die genauso wunderschön war, wie sie... Oder einen Sohn, der nach ihm kam... Robin schüttelte energisch den Kopf, um die wehmütigen Erinnerungen zu vertreiben. Mit ihrer Flucht und ihrer Weigerung, sich ihm zu erklären, hatte Marian ihm nicht nur das Herz gebrochen, sie hatte alles zerstört, was jemals zwischen ihnen hätte sein können. Hatte sie ihn wirklich aufrichtig geliebt oder nur mit ihm gespielt? Für Robin spielte es keine Rolle mehr. Er hatte mit ihr abgeschlossen, ein für allemal. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)